Reisebericht: Rundreise Südengland – vom Dartmoor nach Cornwall

14.07. – 22.07.2017, 9 Tage Rundreise inklusive Flug–Anreise mit Brighton – Isle of Wight – Salisbury – St. Michaels Mount – Lands End – Tintagel – Bristol – Cotswolds


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11 Tage Brighton - Isle of Wight - Stonehenge - Dartmoor - Cornwall - Lands’ End - Cotswolds
Bekanntlich liegt England auf einer Insel, doch das war nicht immer so: während der letzten Eiszeiten bestand eine Landbrücke zum europäischen Kontinent, erst vor rund 10.000 Jahren schufen riesige Schmelzwasserfluten die Straße von Dover.
Diese überquerten wir auf unserem Weg nach Südengland, wie so viele vor uns in kriegerischer oder friedlicher Absicht.
Südengland - das sind nicht nur die Normannenburgen, sattgrünes anmutiges Land mit reetgedeckten Häusern und gepflegten Vorgärten, neblige Moore und blumenreiche Inseln vor Kreideklippen, sondern auch fünf Jahrtausende Kulturgeschichte mit mystischen Steinkreisen und mächtigen Kathedralen.
Englands „wilder Westen" - Cornwall und Devon - empfängt uns auch mit sanft gewellten Hügeln, windzerzausten Klippen und lockenden Sandstränden.
Hier kommen Liebhaber verträumter Fischerdörfer, rauer „wilder" Landschaften neben kultivierten Gegenden auf ihre Kosten.
Für Gartenfans ist Cornwall ebenfalls ein Paradies, wo aufgrund des milden Golfstromklimas selbst Palmen und andere subtropische Pflanzen gedeihen.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

1. Tag: Anreise nach Calais


Dresden - Calais:
Unsere Busfahrt nach Calais führte uns über Gießen und am Ruhrgebiet vorbei um Köln, Aachen und Brüssel über die Niederlande nach Frankreich. Alles ging gut und wir erreichten pünktlich unser Hotel Holiday Inn, wo wir uns an einem schmackhaften Abendessen erfreuten.

2. Tag: Dover – Rye – Brighton – Eastbourne


Fährüberfahrt Dover - Rye - Brighton - Eastbourne oder Fluganreise:
Englands Wahrzeichen sind die berühmten Kreideklippen von Dover, dass einst wie Rye zu dem schlagkräftigen Verteidigungssystem der „Cinque Ports" im 13. Jahrhundert gehörte.
Das römische Dubris hatte bereits einen Leuchtturm und später eine anglo-normannische Burganlage, die selbst die deutschen Bombenangriffe im zweiten Weltkrieg recht unbeschadet überstand.
Brighton als Klassiker unter den englischen Seebädern lockt mit seinem viktorianischen Pier an der Strandpromenade (Salzluft ohne Seekrankheit versprechend) und dem exotischen Royal Pavillion im Stil indischer Mogule (Regency Style).
Theodor Fontane lobte Brighton gar „als schönste Stadt, die ich jemals kennenlernte", während Queen Victoria das „London-by-the-Sea" fluchtartig und für immer verließ wegen des „Mobs, der bis in die Gemächer stiert". Wir besuchten neben den Prunkgemächern auch die moderne Küche des Prinzen, die er selbst mit entwarf.
In Eastbourne, ebenfalls einem beliebtes Seebad, logierten wir. Ganz in der Nähe liegen die 170 m hohen, senkrecht abfallenden Kreideklippen von Beachy Head. Fasziniert von derem atemberaubenden Panorama, wünschte sich der schwer erkrankte Friedrich Engels, dass seine Asche hier verstreut würde, was auch geschah. Auch wir waren vom spektakulären Anblick gefesselt und spazierten bei herrlichstem Wetter die Klippen entlang.

3. Tag: Arundel Castle & Gardens – Portsmouth


Besichtigung Arundel Schloss und Gärten sowie Hafen der Royal Navy mit „HMS Victory":
Gekrönt wird das pittoreske Städtchen Arundel von einer neogotischen Burg im Hollywood-Stil inmitten herrlicher Gärten mit normannischem Torhaus und Bergfried sowie einer Kathedrale.
Die Herzöge von Norfolk blieben katholisch auch gegen die Staatsräson, was einem Familienmitglied den Kopf kostete.
In den ausgedehnten gepflegten Schlossgärten erfreute uns mittelalterliches Treiben: Falkenschau, Ritter, Kräuterfrauen.
Rund um die High Street luden uns Pubs, Tearooms und Shops zu einer kurzen Pause ein, bevor wir nach Portsmouth aufbrachen.
Die moderne Hafenstadt ist stolz auf ihre große Seefahrergeschichte. Einst stachen die Abenteurer und Admiräle hier in See, heute erzählen die Lagerhallen und der futuristische 170 m hohe Spinnaker Tower von unserer Zeit.
Die HMS Victory ( 18. Jh.) ist neben der Mary Rose (16. Jh.) und der HMS Warrior (19. Jh.) eines der Schiffmuseen und wohl das berühmteste Kriegsschiff, eng verbunden mit dem Trafalgarsieg von Lord Nelsons Truppen. Das Schiff ist voll einsatzfähig und zwischen Steuerrad und Achterdeck fanden wir die markierte Stelle, wo Nelson tödlich verwundet wurde.
Die dazu gehörige Sonderausstellung im Royal Naval Museum erzählte uns mehr über dieses Ereignis von Trafalgar, dass wie Waterloo die europäische Geschichte beeinflusste.

4. Tag: Southampton – Isle of Wight


Inselrundfahrt Isle of Wight - Godshill - Shanklin - The Needles:
Von Southamptons Hafen starteten wir wie einst die Kreuzritter oder Pilgerväter, doch lag unser Ziel wesentlich näher - die Blumeninsel Isle of Wight.
Römisch, normannisch, viktorianisch - sie erfuhr eine lange Geschichte. Berühmt ist sie auch, wie wir hörten, für ihre Cowes Week, dem Segel-Vorbild der Kieler Woche oder als europäisches Woodstock.
Unsere Rundfahrt begann vom Fährhafen Eastcowes aus und führte vorbei am Stammsitz von Queen Victoria und Albert (Osborne House) zum Bilderbuchdorf Godshill mit Church of All Saints und strohgedeckten Steinhäuschen, alles auch als Miniaturausgabe im Ort selbst zu sehen.
Der Nachbarort Shanklin erstreckt sich entlang der Ostküste mit reizvoller Altstadt und einladendem Sandstrand. Einige von uns spazierten durch die einstige Schmuggler-Schlucht Shanklin Chine, gesäumt von Farnen, Moosen, Wasserfall und „Riesenrhabarber".
Westlichster und beeindruckender Inselpunkt bildete für uns eine Reihe von etwa 30 Meter hohen drei Kalknadeln - The Needles. Wir besuchten Sie entweder per Seilbahn und Boot oder per Linienbus zur Old Battery und hatten einen traumhaft schönen Blick über die Klippen von der ehemaligen Raketenstation.

5. Tag: Stonehenge – Salisbury Cathedral – Killerton House & Gardens


Stonehenge-Steinkreise - Salisbury Kathedrale - Killerton Herrenhaus und Gärten mit Cream Tea:
Das 1986 zum UNESCO Weltkulturerbe ernannte Stonehenge ist einzigartiger Zeuge der langen Geschichte der Ebene von Salisbury. Entstanden in mehreren Bauabschnitten vor fünftausend Jahren bildet es mehrere Kreise, die wir von verschiedenen Perspektiven aus betrachteten. Vieles über die Megalithen ist noch nicht erforscht, Sonnenbeobachtungen könnten sie gedient haben oder Fruchtbarkeitszeremonien. Rundum befinden sich ca. 350 Hügelgräber der Wessex-Kultur mit teilweise wertvollen Grabbeigaben, so könnte Stonehenge auch deren Totenkult genutzt haben.
Salisbury entstand aus der Römerstadt Sarum in dafür typischen geplanten Stadt-Vierteln, überragt von der frühgotischen 123 Meter hohen Kathedrale inmitten der Domfreiheit und gesäumt von adretten schwarz-weißen Tudor-Fachwerkhäusern mit ihren hervorragenden Obergeschossen.
Durch das North Gate besuchten einige von uns das spätmittelalterliche Marktkreuz auf dem Poultry Cross, bevor wir weiter westlich fuhren.
Nach dem Besuch des Killerton-Herrenhauses aus dem 18. Jahrundert und dem leckeren Cream Tea spazierten wir noch etwas durch die blühenden Gärten im Stil des englischen Landschaftsgartens angelegt - eine Antwort auf den französischen Barockgarten, bevor wir nach Cornwall zu unserem Hotel in Torquay fuhren.

6. Tag: Dartmoor – Cornwall (Newquay)


Spaziergang durch Exeter - Rundfahrt durch das Dartmoor bis nach Cornwall (Newquay):
Devonshire's Hauptstadt Exeter ist Verwaltungs-, Industrie- und Kulturzentrum der Grafschaft. Wir bummelten entlang der römischen Mauerreste zur hochgotischen St. Peter's Cathedral mit normannischen Türmen, einst von Bomben wie die Altstadt schwer getroffen und wieder aufgebaut und spazierten dann zur alten normannischen Burgruine.
Der Dartmoor National Park zeigte sich uns mit vielen Gesichtern: mit Heidekraut bewachsenen Hügeln, plätschernden Bächen, grünen Flusstälern und schroffen Felsen.
Den „Hund von Baskerville" haben wir nicht getroffen (es war auch überhaupt nicht nebelig) - dafür frei umher laufende typische Dartmoor-Ponys und Schafe.
Der Großteil gehört dem Prinz of Wales. Einst von bronzezeitlichen Jägern durchstreift, ist es heute auch militärisches Sperrgebiet.
Moretonhampstead ist uns idealer Start für die Moorrundfahrt und sehenswert mit seiner über 500 Jahre alten Granitkirche und den Armenhäusern der Cross Street.
In Postbridge faszinierte uns die uralte steinerne Clapperbridge und in der „stannery town" Tavistock am Rande des Moores die Restgebäude der einstigen Benediktinerabtei und der überdachte Pannier Market, bekannt seit dem 12. Jahrhundert, der uns bei strömendem Regen Schutz bot.
Berühmtester Sohn des Ortes ist Sir Francis Drake, dem hier ein Denkmal gesetzt wurde, das wir aus Freude gleich zweimal umrundeten.

7. Tag: St. Ives – Land's End – St. Michaels Mount


Besuch von St. Ives - Fahrt nach Land's End - Erkundung der Gezeiteninsel mit Burg St. Michael's Mount:
St. Ives, nach der heiligen Ia benannt, präsentiert sich uns als malerischer Küstenort mit drei Buchten, als ehemalige Künstlerkolonie und einstiges Zentrum der Sardinenfischerei. Wir shuttelten zur Küste mit schönen Sandstränden nahe der Tate Gallery, bummelten durch die idyllischen Gässchen und schleckerten Eis. Allerdings entführen hier gern Möwen Eiswaffeln - ihre Leibspeise ist möglicherweise Vanilleeis?
Land's End markiert den westlichsten Landzipfel Englands und lässt bei klarem Wetter die vorgelagerten Scillyinseln sehen, an der viele Schiffe im Laufe der Jahrhunderte zerschellten.
Der hier entlang führende Coast Path verbindet die Nachbarorte und Buchten mit teilweise schönen Stränden wie in Porthcurno.
St. Michael's Mount als englisches Pendant zum französischen Mont St. Michel in der Normandie ist kein Zufall und im 11. Jahrhundert von normannischen Benediktinern als „Filiale" gegründet. Wir erfuhren, dass diese trutzige Kloster auch militärisch bedeutsam war und von Heinrich VIII. nach Klosterauflösung als Festung ausgebaut wurde. Sehenswert sind nicht nur die Wohnräume der Familie St. Aubyn, sondern auch ihr Felsengarten am Fuße des Schlosses.

8. Tag: Fakultativer Ausflug nach Tintagel Castle – Clovelly


Besuch der Tintagel Burgruine - Freizeit im Fischerdorf Clovelly:
Legendärer Geburtsort von König Artus und Festung von König Marke - hier befindet sich wohl die bekannteste Burgruine Englands - Tintagel. Und ohne Souvenirs vom König Artus läuft in dem kleinen Dorf folglich nichts vom Aschenbecher bis zum Mini-Excalibur.

Die normannische Ruine aus dem 12. Jahrhundert stand einst auf einer Insel und soll ein keltisches Kloster aus dem 6. Jahrhundert als Ursprung haben. Von oben hatten wir einen herrlich weiten Blick über die Küste.

Ein Abstecher führte uns in das kleine, normannisch gegründete Boscastle mit Naturhafen - von hier aus wurde Schiefer im 16. Jahrhundert verschifft. Doch später diente Boscastle auch als Schmugglerhafen. Wir schlenderten den verträumten Weg entlang des Hexenmuseums zum Hafen.
Das Museumsdorf Clovelly liegt an einem Abhang, deshalb werden Lasten von Eseln und Holzschlitten transportiert. Wir spazierten auf dem Kopfsteinpflaster an den dicht gedrängten Häuschen zum Miniaturhafen hinunter und hörten, dass sich das ganze, unter Denkmalschutz stehende Dorf seit über 200 Jahren in Privatbesitz der Familie Rous befindet.
Alle Häuser sind vermietet und die Eintrittsgelder dienen dem Erhalt des Ortes. Auch hier wurde neben dem Fischfang geschmuggelt und noch heute existieren die alten Pfade, auf denen teilweise gewandert werden kann.

9. Tag: Glastonbury Abbey – Wells – Bristol


Besuch der sagenumwobenen Glastonbury Abtei - Kathedrale von Wells - Ankunft in Bristol:
Die Geschichte von Glastonbury ist vor allem die Geschichte seiner Abtei. Von der einstigen klösterlichen Pracht, für die auch das vorgebliche Artus-Grab sorgte, können wir nur noch etwas erahnen beim Anblick der Ruinen in der weitläufigen Parkanlage. Dem malerischen Reiz der Anlage mit spätnormannischer Lady Chapel und mittelalterlicher Großküche Abbot's Kitchen können auch wir uns nicht entziehen.
Wo zeigt sich ein größeres Missverhältnis zwischen Dimension der Kathedrale und heutiger Einwohnerzahl als in Wells?
„Wells ist eigentlich nicht eine Stadt mit einer Kathedrale, sondern eine Kathedrale, zu deren Füßen sich Häuser eines Städtchens scharen, nicht viel mehr als ein Anhängsel der ausgedehnten Domfreiheit" (Henry James).
Die Kathedrale, ein gotischer Traum, ist von einzigartiger Architektur mit ihren doppelten Scherenbögen und reichem Skulpturenschmuck.
Durch Vicar's Close streifend betrachteten wir eine frühe Reihenhaussiedlung aus dem 14. Jahrhundert mit ihren markanten Schornsteinen, die vor uns auch die Schriftstellerin Virginia Woolf kannte, als sie während ihres Urlaubs hier übernachtete.
Bristol, geschichtsträchtige und traditionsreiche Hafenstadt am Avon, hat einen modernen Hafen zu bieten - einst Zentrum des Sklaven- Tabak- und Alkohol (Sherry)-Handels. Bristol setzt heute in der modernen Musikszene und im Film und Fernsehen Zeichen. Wir erlebten das Stadtzentrum im Regen, verabschiedeten nach dem herrlichen Abendessen unsere Fluggäste.

10. Tag: Südliche Cotswolds – Dover – Calais oder Rückflug


Bummel in Lacock - Fährüberfahrt Calais oder Rückflug:
Zu Recht sind die Cotswolds beliebtes Urlaubs- und Wandergebiet mit herrlichen Buchenwäldern, sattem Weideland und schmucken Bilderbuch-Dörfchen, einst vom Wollhandel zu Wohlstand gelangt. Unser Weg führte zunächst über den römisch gegründeten Thermalort Bath.
Das kleine Lacock östlich von Bath ist ein denkmalgeschützter Ort mit spätmittelalterlichen Häusern und einer ehemaligen Augustinerinnenabtei aus dem 13. Jahrhundert, seit dem 14. Jahrhundert von der Familie Talbot bewohnt. Dem Erfinder des Negativs William Henry Fox-Talbot ist dort ein Museum gewidmet. Und auch zu den in der Abtei gedrehten Filmszenen mit Harry Potter passt dieser reizvolle Ort. Wir spazierten zur historischen Bäckerei und zu Drehorten von Verfilmungen von Jane Austen oder über Robin Hood und genossen das gemütliche stimmungsvolle Flair, bevor wir in Richtung Ring um London und Dover weiter fuhren. Nach einer angenehmen Fährüberfahrt erreichten wir pünktlich unser Hotel in Calais.

11. Tag Heimfahrt von Calais nach Deutschland


Nun hieß es schon wieder Koffer packen und Kontakte tauschen, denn die schöne Zeit ging allzu schnell vorbei. Wir erlebten auf der Rückfahrt noch einen stimmungsvollen Jonny English als Bordfilm, bevor wir auseinander gingen und in alle Himmelsrichtungen zurück nach Hause fuhren.
Es war eine schöne Reise mit unvergesslichen Eindrücken, gern einmal wieder.
Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger
Halle, 24.07.2017

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Kommentare zum Reisebericht

Es wahr eine sehr schöne Reise,sehr gut organisiert und exzellent durchgeführt.
Vielen Dank an die kompetente Reiseleiterin Frau Dr. Wendelberger und unseren
Fahrer Herrn Peter Möbius,der seine Arbeit super gemeistert hat.Ich freue mich
schon auf die nächste Reise mit Eberhardt- Travel.

Christine Vogel
26.07.2017

Herzlichen Dank, liebe Christine Vogel - auch in mir klingt unsere abwechslungsreiche Reise noch nach, herzlich Grit Wendelberger

Grit Wendelberger 27.07.2017