Reisebericht: Rundreise Südengland – vom Dartmoor nach Cornwall

27.07. – 06.08.2017, 11 Tage Rundreise Rye – Brighton – Isle of Wight – Stonehenge – Salisbury – St. Michaels Mount – Lands End – Tintagel – Bristol – Cotswolds


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Rundreise durch Südengland :Rye, Brighton, Arundel nach Portsmouth mit „HMS Victory“und Insel Wight. Über Stonehenge, Salisbury zum Dartmoor und nach Cornwall mit Land‘s End, St.Michaels Mount, Tintagel und Clovelly und über Glastonbury und Wells
Der "maritime Süden" Englands, die Landstriche nördlich des Ärmelkanals, gehört nicht nur zu den sehenswertesten Kultur- und Naturlandschaften Großbritanniens, sondern hat mit seiner Tradition und seinen Ressourcen wesentlich zum Aufstieg des „Empire" beigetragen. Würde man Europas größte Insel in „Erlebniszonen" eintragen, dann hätte der Süden mit seinen vielfältigen Landschaften und den eindrucksvollen kulturellen Zeugnissen mit Sicherheit einen vorderen Platz in Beliebtheit und Schauwert - nicht zuletzt machen die Briten selbst hier bevorzugt Urlaub!
Zusammen mit Schottland und dem Lake-District ist Südengland eine der schönsten Ferienlandschaften in ganz Europa. Von erstaunlichen steinzeitlichen Kulturzeugnissen über malerische Abteien und Kathedralen, Burgen und Schlösser zu gut erhaltenen historischen Städten reicht die Palette, die die pittoresken Landschaften - von den lieblichen Gefilden Cornwalls, die Rosamunde Pilcher schildert bis zu den rauhen Felsen von Lands End und den schroffen Kreideklippen auf der Isle of Wight und bei Dover - aufs Vortrefflichste ergänzen!
Maritime Tradition und seefahrerisches Gedankengut sind fest in der Lebensweise der hier lebenden Menschen verankert, deren Sinn für Gastfreundschaft den Fremden gegenüber ebenfalls bis heute spürbar ist.
Begleiten Sie mich (noch einmal) durch die südlichen Grafschaften: von Kent, Sussex und Dorset im Osten bis nach Devon und ins reizvolle Cornwall im Westen Südenglands!
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Dresden – Brüssel – Calais, erster Tag, 27.07.2017:

Vom Startpunkt am Flughafen Dresden erreichten wir nach mehrstündiger Fahrt auf der Autobahn in Richtung Westen nach und nach unsere Anzahl von 31 Busreisegästen - fünf Fluggäste würden uns am nächsten Tag „verstärken".
Durch's Siegerland und durchs Bergische Land, an KLöln und Aachen vorbei erreichten wir schließlich unser Nachbarland Belgien - das wir übrigens auf der Autobahn vollständig durchquerten. Nachdem wir das Maastal erreicht und die Stadt Lüttich (auf Französisch „Liege" und auf Flämisch „Luik" genannt) passiert hatten, ging es weiter zum Ring um Brüssel, den wir dieses Mal erstaunlich schnell hinter uns ließen. Auf unserer letzten Tagesetappe quer durch Flandern gelangten wir dann nach Frankreich und waren zum Abendessen in der Stadt Calais.

Calais – Dover – Rye – Hastings – Brighton – Eastbourne, zweiter Tag, 28.07.2017:

Dem frühen Frühstück heute folgte - noch bevor wir zum Fährhafen aufbrachen - ein kleiner Abstecher im Sinne des Firmenmottos „Richtig Reisen" zu gewiss bedeutendsten Sehenswürdigkeit von Calais. Erst im 20. Jh. wurde das üppig dem Stil der flämischen Renaissance nachempfundene und überaus prächtig gestaltete Rathaus errichtet, überragt vom etwa 75 m hohen Rathausturm, der in seinen oberen Geschossen ebenfalls vor Verzierungen fast überbordet. Fast genauso schmuck ist der riesige Rathausvorplatz - in kunstvoller Manier mit überaus üppiger Blumenpracht geschmückt. In seinem Zentrum steht das wertvollste „Stück Kunstgeschichte" der französischen Hafenstadt: die bronzene Figurengrupp der „Bürger von Calais" schuf der berühmte Bildhauer Auguste Rodin in den 90er Jahren des 19. Jh. und griff dabei eine legendäre historischen Geschichte auf, die in den Annalen des hundertjährigen Krieges, der im 14. Und 15. Jh. zwischen England und Frankreich ausgefochten wurde, Erwähnung findet. Der Chronist dieses Krieges, Jean Froissart, erzählte hier den Ursprung der Legende, in deren Mittelpunkt die mutige Tat einiger angesehener Bürger von Calais steht. Sie wollten ihre Stadt retten und sollen sich den siegreichen Engländern als Geiseln angeboten haben - nur die Bitten der beeindruckten Gemahlin des englischen Königs hätten sie vor der sicheren Hinrichtung durch die wütenden Belagerer bewahrt ...
Vom Rathausplatz brachen wir dann zum Fährhafen auf, den wir pünktlich erreichten und wo wir dann zunächst durch den Container mit der französischen und danach britischen Passkontrolle mussten. Es ging zum Schiff der DFDS-Fährgesellschaft, das uns dann in weniger als zwei Stunden zu den berühmten Kreideklippen von Dover brachte. Zwar war das Wetter nicht ganz so, dass sie so weiss leuchteten wie erwartet - allerdings sollten wir diesen Eindruck dann ganz unerwartet bei der Rückfahrt haben...

Rye, Hastings und Brighton

Nachdem wir in Dover auf britischen Boden gelangten, wählten wir die Küstenstraße und fuhren an Folkestone vorbei durch das Marschland von Romney bis in den hübschen und historisch bedeutenden Hafenort Rye umsehen. An vielen Stellen noch „mittelalterlich", sind besonders die kieselgepflasterten Straßen der Altstadt, allen voran die bekannte „Mermaid Street" mit dem aus dem 15. Jh. stammenden „Mermaid Inn", einer alten Schmugglerkneipe, sowie die Pfarrkirche und der daneben liegende alte Ypres Tower, einst wehrhafte Stadtburg, für das historische Ambiente verantwortlich. Vor mehrern hundert Jahren gehörte Rye zu den „Cinque Ports" (fünf Häfen), einem bedeutenden südenglischen Städtebund, der mit verantwortlich ist für das Entstehen und Wachsen der hiesigen maritimen Traditionen der im späten Mittelalter in England eine bedeutende politische Macht dargestellt hatte. Da selbst der König von ihnen abhängig war, hatten die Städte viele Rechte, die sie später, nach Verlust ihrer Macht, aus Gewohnheitsrecht behielten und auf ihre Art für Strandpiraterie und Schmuggel nutzten. Alles legendär...
Wir verließen Rye wieder und trafen nach einem kurzen Stopp in Hastings - in die englische Geschichte eingegangen als Ort der berühmten Schlacht, mit der 1066 Wilhelm der Eroberer und seine Normannen die Herrschaft über England erlangten (die eigentlich aber im Nachbarort Battle stattfand) - das heute Fischerort und vor allem Touristenziel bekannt ist und in dem es noch die alten, zum Trocknen der Netze benutzten hohen „Net-Shops" aus Brettern zu bewundern gibt, im mondänen Badeort Brighton ein.
Die inzwischen durch Zusammenschluss mit den Nachbargemeinden recht große gewordene Stadt ist das wohl bekannteste britische Seebad. Berühmt ist sie sowohl für ihren Schotterstrand als auch für Parties und Nachtleben, aber auch für das „Leisure Pier", die historische Seebrücke mit Amusement-Halls, bestückt mit unzähligen Spielautomaten und Kiosken. Größtes und vielleicht schönstes Bauwerk ist der „Royal Pavillion", den man oft das exotischste Schloss in Europa bezeichnet. Den gewaltigen Bau, für den der verkleinernde Begriff „Pavillon" fast etwas unpassend scheint, ließ einst der Prinz von Wales - später König Georg IV. - in der ersten Hälfte des 19. Jh. nach dem Vorbild indischer Paläste vom Star-Architekten John Nash erbauen. Nachdem unter Königin Victoria Brighton seine Bedeutung verloren hatte, verkaufte man den Bau an die Stadt Brighton. Wir hatten genügend Freizeit im Seebad, um den Pavillion, die kleinen Marktstraßen der Altstadt oder die Seebrücke zu besuchen, bevor wir uns wieder am Bus trafen, in dem wir dann auch die vom Flughafen London hierher chauffierten Fluggäste begrüßen konnten. Nunmehr als komplette Reisegruppe mit 36 Teilnehmern fuhren wir zu unserem Hotel im Badeort Eastbourne.

Eastbourne – Arundel – Chichester – Portsmouth – Southampton, dritter Tag, 29.07.2017:

Nach dem Frühstück in Eastbourne begannen wir den Tag wie den vorhergehenden: gleich mit einem „Richtig-Reisen-Extra" Abstecher zur Cliff-Küste. Eine der höchsten bekannten Kreideklippen liegt hier: „Beachy Head". Die Landspitze gehört zum welligen Mittelgebirge der South Downs und ihre Kreidefelsen sind mit ihrer Höhe von 162 m über dem Meeresspiegel die höchsten in Großbritannien. So wurde Beachy Head zu einer Landmarke und zum Richtpunkt für Schiffe auf dem Ärmelkanal. Um ein zu nahes Heranfahren zu unterbinden und auf die Gefahren für die Schifffahrt durch Felsriffe hinzuweisen, errichtete man 1831 einen Leuchtturm auf einer Klippe, ersetzte ihn aber Anfang des 20. Jh. durch einen, der auf einer Plattform mitten im Wasser steht. Bei richtigem Licht wirkt dieses ganze Ensemble äußerst malerisch.

Arundel

Von unserem Spaziergang zu den Kreidefelsen aus führte dann unsere Fahrt weiter nach Arundel, einem hübschen Städtchen in der Grafschaft West Sussex, dessen Erscheinungsbild von seinem gewaltigen Schloss und einer neogotischen Kathedrale dominiert wird. Unser Ziel war denn auch das weithin bekannte Arundel Castle, heute Wohnsitz des Duke of Norfolk.. Es zählt zu den besterhaltenen Schlössern des Mittelalters und zu den ältesten bewohnten: schon im 11. Jahrhundert errichtete man es in der traditionellen Festungsbauweise, sicherte es mit Zinnen und Zugbrücken und machte es in der Folge zum standesgemäßen Sitz mehrerer bedeutender Adelsgeschlechter. Sowohl das Schloss als auch die prächtigen Gärten kann man besichtigen und gerade heute, als wir hier eintrafen, war der Besuch besonders lohnend: Ein Mittelalterfest auf dem Schlossgelände versprach historisches Markttreiben und als Höhepunkt an diesem Vormittag ein Turnier. Tatsächlich konnten wir uns sofort ins Markttreiben mischen und zusehen, wie einige Ritter hoch zu Ross im wahrsten Sinne des Wortes „eine Lanze brachen". Sehr stilecht und bunt und unter reger Beteiligung des Publikums liefen die Aktionen hier in Arundel ab.
Auf unserem weiteren Weg gönnten wir uns gleich noch ein kleines „Extra" und legten einen ausgedehnten Fotostopp im historischen Städtchen Chichester ein. Der bereits von den Römern planmäßig angelegte Ort mit einander rechtwinklig kreuzenden Hauptstraßen besitzt genau in seinem Mittelpunkt ein wundervolles gotisches Marktkreuz aus dem 15. Jh. sowie eine sehr schöne Kathedrale mit einem - für Großbritannien ungewöhnlich - freistehenden Glockenturm.

HMS "Victory"

Unser nächster, nun wieder planmäßiger, Aufenthalt war in der bedeutenden britischen Hafenstadt Portsmouth, in der seit Jahrhunderten das Militär - in diesem Fall natürlich die Navy - traditionell die wichtigste Rolle spielt, Bis heute ist der hiesige der wichtigste militärische Hafen des Vereinigten Königreichs und einer der bedeutendsten Europas.
Bekannteste und gewiss auch bemerkenswerteste Sehenswürdigkeit ist die teilweise als Museum genutzte Marinebasis. Auch besondere Kriegsschiffe aus der Vergangenheit des „British Empire" sind hier ausgestellt, wie z.B. die HMS „Warrior", die eins versunkene und später gehobene „Mary Rose", die hier ein eigenes Museum bekam und natürlich HMS „Victory", die als Flaggschiff der Briten in der Seeschlacht von Trafalgar 1805 in die Geschichte einging. Schon 1765 in Dienst gestellt, verfügte das Kriegsschiff - damals eines der größten seiner Zeit - über 104 in mehreren Etagen („Linien") angeordnete Kanonen. Das daher so genannte „Linienschiff" war zwar mit 70 m Länge bei weitem nicht so groß wie beispielsweise heutige Fährschiffe, hatte aber 850 Mann Besatzung. Britischer Navy-Tradition folgend, wurde es nie aus dem aktiven Dienst genommen und ist damit heute noch offiziell Teil im Marinedienst - vielleicht das älteste aktive Kriegsschiff der Welt. Sein Ausbau als Museum allerdings war ziemlich genial, denn man kann eindrucksvoll die Kampf- und Lebensbedingungen englischer Seesoldaten des 19. Jahrhunderts studieren. Auch einen Überblick über Schiffsbau und die Geschichte der englischen Flotte und ihrer Seekriege kann man sich hier verschaffen.
Nach ausführlichem Besuch auf der maritimen Basis begaben wir uns dann zu unserem Hotel im Herzen der nahegelegenen Hafenstadt Southampton.

Portsmouth – Rundreise Isle of Wight, vierter Tag, 30.07.2017:

Heute früh erreichten wir schon bald nach dem Frühstück die „Red Funnel" Fähre, die uns dann in einer knappen Stunde Überfahrt zur Ferieninsel „Isle of Wight" brachte. Dabei überquerten wir den „Solent", der das Eiland seit der Eiszeit vom Festland trennt, eine flache Meeresbucht entstanden aus der Überflutung einer Flussmündung.
Wight ist die zweitgrößte Insel, die zu England gehört und mit ihren etwa 380 km² etwas kleiner als Usedom. Hier leben allerdings Etwa doppelt so viele Menschen wie auf der deutschen Insel: insgesamt etwa 140.000. Wir landeten in East Cowes, einem Badeort mit exklusivem Yachtclub, der seit über einem Jahrhundert für bedeutende Segelregatten und maritime Feste bekannt ist. Durch die Mitte der Insel fahrend, erreichten wir schon bald das Vorzeigedörfchen Godshill. Seine reetgedeckten alten Häuser, Souvenirläden und Cafés sind ein Touristenmagnet, was nicht zuletzt der tagsüber stets volle Parkplatz beweist.
Ähnlich ist es in Shanklin, einem der Badeorte mit weiten Sandstränden. Auch dieser Ort ist etwas überlaufen, auch hier finden sich schilfgedeckte Häuser, aber auch verträumte Winkel. Hauptattraktion neben dem Badestrand ist die bedeutendste der „Chines", der tief eingerissenen Felsenschluchten, die die Isle of Wight durchziehen.
Nach unserer Mittagspause in Shanklin setzten wir die Reise fort, diesmal entlang der Küste mit schönen Ausblicken.

Landschaft und "Needles"

Die Sandstrände, die schönen Landschaften mit den wilden Kreideküsten im Süden und Westen und nicht zuletzt das milde Klima machen die Insel zu einem beliebten Feriendomizil, das wegen seiner Vielfalt, seiner Blumen und seiner landschaftlichen Schönheiten Beinamen wie „Garteninsel", „Diamant im Ärmelkanal" oder "Insel der Blumen" verliehen bekam. Dabei gehört Wight seit langem nicht nur zu den besonders beliebten, sondern auch zu den besonders teuren Regionen Südenglands. Das wussten schon die Beatles, die die Insel im Liedtext von „When I'm sixty four" entsprechend erwähnten...
Fast zur Hälfte hatten wir dann die Isle of Whight umrundet, als wir an der steil abfallenden Kreideküste die Freshwater Bay erreichten, bekannt für ein berühmtes Musikfestival.
Daneben liegt die Alum Bay im äußersten Westen der Insel, umgeben von farbigen Sandsteinklippen über die man per Sessellift von einer Art Felsenplattform über dem Meer gelangt. Hier gibt es einen großen Parkplatz und jede Menge Touristenattraktionen.
Das Besondere hier aber ist nicht nur ein Wanderweg zu einer alten Küstenfestung oberhalb der Bucht, sondern vor allem der Aussichtspunkt auf eine dramatische Kreidefelsen-Szenerie: am Ende der Bay ragen mehrere drei- und viereckige Kreidefelsen bis zu 30 m hoch aus dem Wasser. „Needles" - „Nadeln" nennt man die Klippen und malerisch und spektakulär ist ihnen ein Leuchtturm vorgelagert. Als besondere und außergewöhnliche Attraktionen in Südengland werden sie geführt und mitunter - nach einem Bonmot des bekannten viktorianischen Dichters Alfred Baron Tennyson - als „Versteinerte Segel" bezeichnet.
Die „Needles" waren unser letzter Programmpunkt für heute - es blieb nur noch die Heimfahrt mit der Fähre über den „Solent".

Stonehenge – Salisbury – Killerton House – Exeter, fünfter Tag, 31.07.2017:

Stonehenge, das Monument aus der Jungsteinzeit und eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Südenglands war unser erstes heutiges Ziel. Es gehört zudem zu den meistbesuchten Attraktionen des Vereinigten Königreiches und muss täglich, vor allem im Sommer, gewaltige Besuchermassen bewältigen. Der Tipp, früh aufzustehen um einer der ersten hier zu sein und das berühmte Denkmal noch nicht völlig überlaufen genießen zu können, erwies sich auch diesmal als goldrichtig. Als einer der ersten Besucherbusse erreichten wir das Monument, empfingen unsere Audioguides und waren schon per Shuttle vom Besucherzentrum auf dem Weg zu den großen Steinen. Tatsächlich benennt man solche Denkmäler, bestehend aus gewaltigen Steinblöcken, nach diesen: „Megalithkultur"- Kultur der großen Steine.
Vor tausenden von Jahren entstanden, als die Erbauer noch fast keine Hilfsmittel wie große Nutztiere Kräne oder ähnliches zur Verfügung hatten, geben alle derartigen Anlagen bis heute Rätsel auf. Neben spektakulären Steinkreisen - Cromlechs - wie Stonehenge gibt es die Dolmen genannten Großsteingräber, die z.B. in Deutschland als Hünengräber für Legendenbildung sorgen, die in der französischen Bretagne zu findenden Steinreihen der „Alignements", von denen man glaubt, es seien versteinerte Soldaten sowie einzelstehende Steine, die Menhire, die in fast jedem Land Europas, aber auch auf anderen Kontinenten zu finden sind.
Stonehenge aber stellt sie alle in den Schatten! Man kann die Steinriesen ganz aus der Nähe betrachten, allerdings aus Gründen ihres Schutzes nicht mehr direkt an sie herangehen. Geheimnisvoll wirken sie und überwältigend - zumindest wenn man sich der Mühe unterzieht, über ihre Errichtung und möglichen Funktionen nachzudenken. Was bewegte die Erbauer - immerhin Steinzeitmenschen - sich der unglaublich erscheinenden Aufgabe zu stellen, Steine von teilweise über hundert Tonnen Gewicht über große Strecken zu transportieren und hier zu einer geheimnisvollen, dennoch aber durchdacht scheinenden Struktur aufzurichten? Hunderte Helfer, die über viele Jahre daran arbeiteten, waren wohl nötig. Die Großsteinstruktur von Stonehenge besteht aus mehreren konzentrischen Steinkreisen - vor allem den auffälligen äußeren - Pfeilersteine mit Decksteinen überbrückt und darin befindliche innere hufeisenförmige Steinsetzung. Fünf einzeln stehenden Trilithen („Dreisteine") bestehen aus je zwei aufrecht stehenden Tragsteinen mit Deckstein. Gerade sie sind es, die den Wissenschaftlern Rätsel aufgeben.
Über fünftausend Jahre soll die Anlage alt sein - oder vielleicht doch älter? Kalenderfunktion soll sie haben, nicht nur zur Beobachtung und Berechnung der Bewegungen von Sonne und Mond gedient haben, sondern auch Sternbilder könne man anvisieren. Oder war Stonehenge vielleicht doch ein Tempel für Gebetsrituale? Oder ein Ort der Ahnen- und Totenverehrung? Oder alles zugleich?
Man weiß es bis heute nicht genau, aber jedes Jahrzehnt der Untersuchung fördert neue Ergebnisse zutage, führt aber auch zu neuen Spekulationen. Fakt jedoch ist, dass die UNESCO 1986 Stonehenge zusammen mit dem größeren, ebenso geheimnisvollen Steinkreis von Avebury zum Weltkulturerbe erklärte.

Salisbury

Noch beeindruckt von der Wirkung des gewaltigen Steinkreises setzten wir unseren Weg nach Salisbury fort, wo wir mit einer weiteren historischen Meisterleistung konfrontiert wurden. Nach kurzem Spaziergang durch den „Cathedral Close", den Kathedralbezirk, erblickten wir die Kathedrale von Salisbury. Der der Jungfrau Maria geweihte gewaltige Bau steht inmitten der größten Kirchenfreiheit („Cathedral Green") des Vereinigten Königreiches, verfügt über den höchsten Kirchturm und das längste Langhaus.
Salisbury Cathedral gilt als eines der Hauptwerke der englischen Frühgotik, wurde im 13. Jahrhundert in relativ kurzer Bauzeit errichtet. Neben dem Gesamteindruck von außen und der unglaublichen Raumwirkung im Inneren sind besonders die aufwändig dekorierte Schirmfassade von Bedeutung und eine einzigartige Sehenswürdigkeit, die das Kapitelhaus beherbergt: eine der Originalschriften der „Magna Charta". Dieser Privilegienbrief, ausgestellt 1215 von König Johann ohne Land hat für das Königreich etwa den Rang einer Verfassung.
Wir hatten Zeit, uns die Herrlichkeiten dieses ungewöhnlich eindrucksvollen Kirchenbaues anzusehen, bevor wir durch ein Tor des Kathedralenbezirkes hinaus und durch die hübsche Altstadt von Salisbury zum Busparkplatz spazierten.

unterwegs nach Exeter

Ein gutes Stück Weg galt es heute Nachmittag zurückzulegen, den wir nur einmal für einen Fotostopp unterbrachen. Eine Merkwürdigkeit der Region sind die hiesigen „Hügelfiguren", die seit Jahrhunderten dadurch entstehen, dass man die dünne grüne Rasendecke der Hügel grabenartig wegkratzt, so dass der helle darunterliegende Kalkstein sichtbar wird. Auf diese Art wurden Pferde- oder Menschendarstellungen geschaffen, die man nur von bestimmten Punkten der Täler, Wege und Straßen erkennen kann. In dieser Technik hatte man aus Ehrerbietung gegenüber den Soldaten des 1. Weltkrieges nach dessen Ende riesige Darstellungen der Abzeichen wichtiger Armee-Einheiten in die Hügel gegraben. Einen solchen Anblick gibt es nur hier und nur von einer Stelle!
Ein typisches Herrenhaus war unser letztes Ziel für heute. Killerton House war zwar leider eingerüstet, aber im Café servierte man uns einen typischen englischen „cream tea". Vor allem in Süd- und Mittelengland sowie in Wales reicht man Fruchtbrötchen, „Scones", die mit Marmelade und ungeschlagener Sahne bestrichen werden.
Nach dem Tee war noch etrwas Zeit für einen kleinen Bummel durch die Gärten des Herrenhauses, bevor wir unseren Weg zum Hotel südlich der Stadt Exeter fortsetzten.


Dartmoor - Mevagissey - Newquay, sechsterTag, 01.08.2017:

Der heutige Tag begann mit der Durchfahrt durch das Dartmoor, eine der bekanntesten Landschaften Englands. Anders als der Begriff Moor, bei dem schlammiges, schilfbewachsenes See- und Sumpfgelände erwartet, vermuten lässt, handelt es sich bei den Mooren hier um Stein- und Sumpfgebiete, eingebettet in eine Hügellandschaft. Das Dartmoor liegt auf einem knapp 1000 km² großen Granitmassiv der Grafschaft Devon, ist leicht hügelig, besitzt aber auch tiefere Täler und weite Hochflächen, unterbrochen von den genannten Tors, Hügel, die von Granitfelsbildungen gekrönt werden. Hier gefundene Überreste prähistorischer Wohnstätten, Menhire und Steinkreise, aber auch Reste künstlich angelegter Wege deuten auf eine frühe Besiedlung. Zu den charakteristischen und sehenswerten Besonderheiten gehören die aus Steinfundamenten mit darüber gelegten dünnen Granitplatten errichten sogenannten Clapper bridges, die seit vielen Jahrhunderten hier zur Überwindung von Bächen und Flüssen dienen. Besonders malerisch ist die Clapper-Bridge in Postbridge, wo wir Zeit für einen ausgedehnten Fotostopp hatten.
Vorbei am bekannten Dartmoor-Staatsgefängnis in Princetown, Ort für zahlreiche Krimis, setzten wir dann unseren Weg nach Cornwall fort.

Jamaica Inn und Mevagissey

Ein kleiner Abstecher im Sinne von „Richtig-Reisen-Extra" führte uns zu einem Schauplatz der Weltliteratur: in der Taverne „Jamaica Inn" in der Nähe von Bolventor mitten im Bodmin Moor schrieb die in den 30er Jahren bekannte Schriftstellerin Daphne du Maurier einige ihrer Romane. Der einst als „Schmugglerkneipe" bekannte „Jamaica Inn" selbst gilt als die historische Vorlage für den gleichnamigen Roman von Daphne du Maurier. Durch den Spielfilm „Riff-Piraten" (Originaltitel: "Jamaica Inn"); gedreht 1939 von keinem Geringeren als Alfred Hitchcock wurden die Kneipe und der Ort weithin berühmt. Heute ist er ein eher touristischer Ort, ausgebaut mit Shop, Pub, Restaurant und einem Daphne-du-Maurier-Museum. Das allerdings hielt uns nicht davon ab, an diesem geschichtsträchtigen Ort einen Drink zu nehmen - Rum natürlich!
Bevor wir uns zum Hotel nach Newquay begaben, hatten wir Zeit für einen weiteren Abstecher: an der Küste von Cornwall, dem westlichsten Teil Südenglands, wo wir uns nunmehr befanden, gibt es eine Reihe uriger und überaus typischer Fischerdörfer. Eines davon ist Mevagissey, traditionell und überaus romantisch erhalten. Zwar ist es ein Fischerdorf geblieben, aber Ambiente und Urigkeit haben sich herumgesprochen, so dass inzwischen auch viele Touristen in der Saison in den Ort strömen. Ein wenig jedoch ist erhalten geblieben von der einstigen, echten Romantik und man kann es noch im alten Ortskern mit seinen schmalen, malerischen Gassen und dem charakteristischen alten Hafen spüren.
Am frühen Abend erreichten wir unser Hotel im Ferienort Newquay.


Tintagel - Boscastle - Clovelly, siebter Tag, 02.08.2017:

Das Wetter machte uns heute Sorgen - so richtig nach Sommer sah es nicht aus, grau trüb und neblig - und dann brachte ein Anruf die Gewissheit, dass eines unserer heutigen Ziele, der St. Michael's Mount, wegen schlechten Wetters geschlossen bleiben würde. Sollten wir also nur mit halbem Programm weitermachen? Bei Nebel und Regen würde ja auch der andere Tageshöhepunkt, die Felsenszenerie von Land's End, nicht allzu sehenswert sein...
Kurz entschlossen tauschten wir also die Tagesprogramme aus: heute würden wir den fakultativen Ausflug machen, das eigentlich geplante Programm auf morgen verschieben, in der Erwartung, dass das Wetter besser würde.
So brachen wir auf in Richtung Tintagel, wo nach der Legende der sagenhafte König Artus geboren wurde.
Die Sage über den mit seinem Zauberschwert Excalibur stets siegreichen Keltenkönig hat realen historischen Hintergrund: in der Völkerwanderungszeit mussten die Römer ihre aus Truppen aus der Kolonie Britannien abziehen und durch Rivalitäten der keltischen Fürstentümer untereinander war dem Einfall germanischer Stämme Tür und Tor geöffnet. Die jahrzehntelangen Kämpfe zwischen Germanen und Kelten sind der Kern der Geschichten um König Artus, die seit dem Mittelalter in verschiedenen Chroniken und Heldenliedern überliefert wurden.
In ihnen wird Artus als Sohn des Feldherrn Uther Pendragon dargestellt, den der Besitz des Zauberschwertes Excalibur als rechtmäßigen König Britanniens legitimiert. Erst als Uther eine Missetat begeht, hilft ihm der Zauber des Schwertes nicht mehr und er stößt es in einen Stein, damit es nicht in unrechte Hände fällt. Nur sein Sohn Artus kann - als legitimer Nachfolger - das Schwert aus dem Stein ziehen und damit seinen Führungsanspruch untermauern. Damit eröffnet Artus das „goldene Zeitalter" von Camelot, das erst später durch Intrigen beendet wird. Keltische Sagen, reale Ereignisse und mittelalterliche Heldengeschichten haben sich in diesem Sagenkreis vermischt und den Anfang der Artusgeschichte bildet die Zeugung und Geburt des Königs in Tintagel.
Dieser Ort an der Küste von West-Cornwall, der nebenher auch noch Merlins Zaubergrotte beherbergen soll, war also unser erstes Ziel. Trotz sehr wechselhaften Wetters war der Ausflug interessant, denn die imposante Ruine von Tintagel Castle, die sich über zwei Berggipfel mit einer Schlucht dazwischen erstreckt, liegt auf einem Felsplateau und eröffnet phantastische Ausblicken über Meer und Küste von Cornwall. Dass die mittelalterliche Burg erst im 12. Oder 13. Jh. erbaut wurde - lange nach der Artus-Zeit - stört dabei eigentlich nicht. Der Ort Tintagel selbst, sehr touristisch ausgerichtet, lebt vorwiegend von den Geschichten um Artus. Er ist recht idyllisch, insbesondere das alte Postamt gehört zu den interessantesten Gebäuden der Umgebung.

Boscastle

Am frühen Nachmittag ging es zu einem kleinen „Richtig-Reisen"-Abstecher, bei dem wir das als Strandgut- und Piratennest apostrophierte Hafendörfchen Boscastle besuchen. Fast alle Häuser des Ortes stehen in Verbindung zu dem in einer Flussmündung liegenden kleinen Hafen. Später vor allem für den Abtransport des in den nahen Schiferbrüchen abgebauten Materials genutzt, wurde er als enger Naturhafen angelegt, dessen Einfahrt von See her so gut wie nicht zu erkennen ist. So wurde die einer Schlucht ähnliche Einfahrt zum idealen Versteck für Strandpiraten und Strandgut-Sucher. Die historische Hafenmauern aus Naturstein und die hübschen weißgetünchten Häuschen des Ortes machen den Besuch hier zu einem Höhepunkt.

Clovelly

Auch der Aufenthalt in Clovelly wurde zu einem Höhepunkt. Seit langer Zeit ist das ganze Dorf im Privatbesitz, viele seiner Bewohner, die in malerischen weißgetünchten Häusern leben, betreiben bis heute Fischfang. Der Ort liegt außerordentlich malerisch an einem Steilhang und lockte stets viele Touristen an. Man kann ihn nur zu Fuß besichtigen, aufgrund des steilen Gefälles und der engen, kieselgepflasterten Straßen könnten hier gar keine Autos fahren. So wird selbst heute noch der Warenverkehr wie früher mit einer Art Gleitschlitten abgewickelt oder per Esel. Wir liefen den steilen, mehrere hundert Meter langen Weg mit seinem glatten Kieselpflaster bis hinunter zum Hafen, der von einer zangenförmigen Kaimauer aus dem 14.Jh. gebildet wird.
Nach Besuch dieses bemerkenswerten Städtchens kehrten wir am späten Nachmittag nach Newquay zurück.


St. Michael's Mount - Land's - End - St. Ives, achter Tag, 03.08.2017:

Die Entscheidung, die Tagesprogramme zu tauschen, sollte sich als richtig erweisen, denn heute war wesentlich schöneres Wetter und der St. Michael's Mount war wieder geöffnet.
Er war denn auch heute unser erstes Ziel. Wir fuhren in das hübsche Städtchen Marazion, vor dessen Küste nur wenige hundert Meter entfernt der Felsen des St. Michael's Mount liegt. Wie bei seinem französischen Namensvetter, mit dem der englische Berg übrigens durch gemeinsame Geschichte verbunden ist, handelt es sich um eine Gezeiteninsel. Mit nur wenigen hundert Quadratmetern Fläche liegt sie knapp 500 m vor Marazion in Cornwall im Meer. Ein gepflasterter Dammweg ermöglicht es, das Eiland bei Ebbe zu Fuß zu erreichen. Erst bei Flut wird St. Michael's Mount tatsächlich zur Insel und ist nur noch mit dem Boot erreichbar. Da wir die Fluttabelle kannten, hatten wir es zeitlich so eingerichtet, dass wir zu Fuss über den Damm zur Insel marschierten. Während unserem Aufenthalt hier konnten wir dann beobachten, wie sich das Meer diesen Weg „zurückholte", indem die steigende Flut den Damm überschwemmte. Wir hatten Zeit, um die Klosterfestung besichtigen, deren Burgberg mit Kapelle - nach der Säkularisierung des Klosters in eine Festung umgewandelt - sich bis heute in Privatbesitz befindet. Bis heute lebt hier noch die Besitzer-Familie der St. Aubyns auf dem Burgfelsen, um den herum sich malerisch einige Häuser am kleinen Hafen gruppieren. Zum Besuch kann man die historische Pilgertreppe an der alten Molkerei vorbei und durch die Anlagen des kleinen subtropischen Gartens zur Burg emporklimmen. Bis heute ist der legendenhafte Ruf der Pilgerstätte erhalten und bis heute genießt der Ort eine gewisse VerehrungNach dem Besuch der Insel St. Michael's Mount, den wir, durch die steigende Flut gezwungen, mit einer kurzen Bootsfahrt beendeten, konnten wir noch etwas durch den hübschen Ort Marazion flanieren, bevor es weiterging nach Land's End.

Land's End und St. Ives

Das ist die zerklüftete Südwestspitze Cornwalls, bekannt für ihre wilden Felsenszenerien. Die wind- und brandungsumtosten roten und grauen Felsen und ihre vorgelagerten Riffe sind seit Jahrhunderten nicht nur Landmarke, sondern auch eine Gefahr für die Schiffahrt und man sagt, ein gewaltiger Schiffsfriedhof breite sich hier in den vorgelagerten Gewässern aus. Daher hat man etwa zwei Kilometer vor der Küste ein weithin sichtbares Seefeuer aufgestellt: der Longship Leuchtturm steht auf der vorgelagerten Riffkette aus Quarzit und Serpentinit.
Selbst die Artussage greift diesen Ort auf: das versunkene Königreich Lyonesse, soll zwischen diesem Ort und den Scilly-Inseln gelegen haben.
Land's End ist auch im Privatbesitz und so hat man an dieser Landmarke einen touristisch orientierten Themenpark errichtet, in dem unter anderem Fischkutter, ein Seenotrettungskreuzer und anderes ausgestellt sind sowie Geisterbahn und andere Attraktionen auf die Besucher warten.
Am Nachmittag gönnten wir uns wiederum einen kleinen Abstecher: bis zur Rückkehr zum Abendessen ins Hotel in Newquay blieb noch etwas Zeit und wir konnten wir den malerischen Bade- und Fischerort St. Ives besuchen. Vom Busparkplatz aus bringen Shuttlebusse regelmäßig die Touristen ins überlaufene Stadtzentrum, in dem man sich dann nur zu Fuß bewegen kann. Das Städtchen St. Ives ist für drei Dinge berühmt: für seine Sandstrände, den geschäftigen Hafen voller Ausflugsboote und dafür, dass unweit von hier Rosamunde Pilcher geboren wurde. Trotz der vielen in- und ausländischen Touristen kann man bei einem Bummel hier die engen geschäftigen Straßen, die herrliche Atmosphäre und - so wie wir - das schöne Sonnenwetter und dann natürlich zahlreiche Cafés, Eisdielen und Pubs genießen.


Newquay - Glastonbury - Wells - Bristol, neunter Tag, 04.08.2017:

Es hieß heute, Abschied von Cornwall zu nehmen. Auf Schnellstraße und Autobahn machten wir uns auf den Weg nach Glastonbury in der Grafschaft Somerset. Bedeutendste Sehenswürdigkeit des malerischen Städtchens sind die Ruinen der einst gewaltigen Glastonbury Abbey. Der Aufstieg des Ortes, der einst keltische Kultstätte war, begann spätestens mit den Mythen um den nahegelegenen Hügel Glastonbury Tor, den viele mit dem sagenhaften Avalon, dem Totenreich der Artussage, in Verbindung bringen.
Eine populäre Legende besagt, dass Mönche der Abtei Glastonbury im 12. Jh. auf ihrem Gelände das Grab von Artus und seiner Frau fanden und die Gebeine dann in der Abteikirche bestatteten. Damit wurde die einstige Benediktinerabtei, die zu den reichsten und bedeutendsten des britischen Königreiches gehörte, nicht nur mit der ursprünglichen Legende vom Besuch des biblischen Joseph von Arimathäa, dem die Abtei den wundertätigen Dornbusch verdanken soll, sondern auch mit der Artuslegende in Verbindung gebracht. Obwohl das Kloster im Zuge der anglikanischen Reformen König Heinrichs VIII. aufgelöst und zerstört wurde, ist doch die Ruine bis heute ein Wallfahrtsort voller Mythen geblieben, denn der Legende nach hat sogar Jesus Christus als Kind den Ort besucht - nachzulesen im Gedicht „Jerusalem" von William Blake. Joseph von Arimathäa habe nach Jesu Tod Glastonbury erneut aufgesucht, den heiligen Gral hierhergebracht und den Bau der ersten Kirche veranlasst ...
Bei der Besichtigung der Abtei sahen wir zuerst den Dornbusch, der angeblich zu Weihnachten blüht und von dem die englische Königin jedes Jahr einen Zweig erhält und widmeten uns dann der Ruine, deren imposante Reste die einst gewaltige Größe der Kirche und der Klosteranlage erahnen lassen.

Wells

Nach Freizeit in der Abtei und noch für einen kleinen Stadtbummel fuhren wir in die unweit von Glastonbury gelegene kleine Stadt Wells.
Dominiert wird der Ort von seiner überaus beeindruckenden Kathedrale aus dem 13. Jahrhundert, ebenso wie Salisbury eines der Paradebeispiele für den „Early English Style", die englische Frühgotik.
Ihre Westfront, mit über 300 Statuen geschmückt, gehört zu den aufwendigsten und prächtigsten Schirmfassaden der europäischen Architekturgeschichte. Völlig einzigartig sind ihre im Inneren zu bewundernden Scherenbögen - nachträglich im 14. Jh. eingebaut, um auf geniale Weise das Zusammenbrechen und die Deformierung der Kirche aus Gründen des Mauergewichts zu verhindern und das gewaltige Gewicht der Kirche zu tragen und in den Boden abzuleiten.
Direkt neben der Kathedrale - durch die Wells auch das Stadtrecht bekam, denn in England darf sich jeder Ort mit Kathedrale Stadt nennen - gibt es die Vicar's Close. Sie gilt nicht nur als älteste durchgängig bewohnte Straße Europas, sondern - aus dem 14. Jahrhundert stammend - auch als ältester Sozialwohnungskomplex des Kontinents.
Auf dem Weg zu unserem Übernachtungsort Bristol wählten wir einen kleinen Umweg und durchquerten die „Cheddar Gorge", jene etwa fünf Kilometer lange eiszeitliche Felsenschlucht mit Höhlen und spektakulären Steinformationen.
Nach einem Fotostopp hier erreichten wir unser Hotel in Bristol.


Bristol - Cotswolds - Windsor - Dover, zehnter Tag, 05.08.2017:

Unser morgendlicher Abstecher in die liebliche Hügellandschaft der Cotswolds war diesmal leider nicht von besonderem Erfolg gekrönt. Das Wetter verschlechterte sich rapide und als wir an unserem Ziel, dem hübschen Städtchen Bourton-on-the-Water ankamen, gab es derartigen Starkregen, dass niemand aussteigen wollte. So verzichteten wir auf die Besichtigung und fuhren weiter - diesmal schon in Richtung Dover.
Einen kleinen Umweg machten wir, denn wir waren auf dem Busparkplatz unterhalb des Schlosses Windsor verabredet: hier hieß es Abschied nehmen von unseren Fluggästen, denn ein Taxi-Zubringer beförderte sie von hier zum Flughafen Heathrow. Wir nutzten den alt hier dazu, eine etwas längere Pause einzulegen, damit alle Gelegenheit hatten, ein paar Fotos vom Windsor Castle und der winzigen Altstadt Windsors zu schießen.
Dann ging es per Bus weiter zur Fähre. Pünktlich erreichten wir das DFDS-Fährschiff und obwohl der Tag völlig verregnet war, zeigte sich bei der Ausfahrt aus Dover plötzlich eine strahlende Sonne und ließ die weißen Kreideklippen so erstrahlen, wie man es sich nur wünschen konnte. Eineinhalb Stunden später waren wir „wieder auf dem Kontinent"., wo wir in der Hafenstadt Calais übernachteten.


Calais - Brüssel - Dresden, elfter Tag, 06.08.2017:

Auf der von der Hinfahrt bekannten Strecke brachten wir heute die gut tausend Kilometer auf dem Weg von der französischen Kanalküste bis ins heimatliche Sachsen hinter uns. Auf französischen, belgischen und deutschen Autobahnen erreichten wir pünktlich unsere Ausgangspunkte.

Epilog

Bei so vielen Eindrücken, wie wir sie in den letzten Tagen gewonnen hatten, nahmen sich viele von uns vor, nicht das letzte Mal im Vereinigten Königreich gewesen zu sein. Vielleicht sehen wir uns ja nächstes Jahr wieder - bei einer neuen Südengland-Reise, die die hier vorgestellte ergänzt. Dann geht es sogar noch weiter nach Westen als bis Land's End, denn es stehen die Scilly-Inseln mit auf dem Programm: spektakulär und lergendär!Ich würde mich sehr freuen, Sie wieder begrüßen zu können.
Ihr Dr.Michael Krause

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