Reisebericht: Rundreise Südengland – vom Dartmoor nach Cornwall

04.08. – 14.08.2022, 11 Tage Rundreise Rye – Brighton – Isle of Wight – Stonehenge – Salisbury – St. Michaels Mount – Lands End – Tintagel – Bristol – Cotswolds


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Für viele Gäste war dieses Reiseziel ein schon länger gehegter Wunsch. Nunmehr ging er für 21 Gäste aus fast ganz Deutschland in Erfüllung…
Ein Reisebericht von
Dr. Mathias Schirmer
Dr. Mathias Schirmer

Anreise von Dresden über Erfurt, Köln, Aachen und Brüssel nach Calais

Der frühe Vogel hat sich durchgesetzt. 3:10 rollen wir in Kesselsdorf vom Betriebshof. Die ersten Gäste nehmen wir am Flughafen in Dresden kurz vor 4 Uhr an Bord. Weitere Zustiege sind Nossen, Chemnitz, Glauchau, Raststätte Teufelstal, Flughafen Erfurt und Krauthausen. Bei Gießen komplettieren unser Gäste aus Baden-Württemberg unsere Busfahrt nach Calais. Komplett staufrei passieren wir Köln um anschließend die Straße der Bäume zu erleben. Vor Aachen sind je drei Bäume, die im dem jeweiligen Jahr zum Baum des Jahres gewählt wurden, angepflanzt und entsprechend mit einem großen Schild versehen. Wir durchfahren die Niederlande, passieren in Belgien Brüssel um 19:00 Uhr das Holiday Inn in Calais zu erreichen. Lang wird der Tag nicht mehr, zu müde sind wir alle.

Fährüberfahrt, erste Besichtigung und eine Strandwanderung

Pünktlich und fast ausgeschlafen starten wir 8:00 Uhr nach einem wirklich richtig gutem Frühstück Richtung Fährhafen. Dort nahm man es sehr genau. Wir mussten inklusive Gepäck durch einen Sicherheitscheck und anschließend zur Passkontrolle. Auch Drogenspürhunde waren im Einsatz. Die 80minütige Überfahrt bei schönstem Sonnenschein (in Calais waren am Morgen 17 Grad) war sehr ruhig und die Fähre nicht wirklich ausgelastet. Unser erster Stopp auf englischer Seite führte uns in einen very britischen Ort namens Rye. Sehr alte Häuser, niedliche Geschäfte, eine wunderbare Kirche und die älteste erhaltene Turmuhr (aus1561) gab es zu bestaunen. Weiter ging es auf Wanderschaft zu den Kreidefelsen, die irgendwie an Stubbenkammer erinnern. Eine interessante Wanderung führte uns 90 Minuten am Meer entlang, bevor uns der Bus auf dem nächsten Parkplatz aufnahm. Zufrieden und glücklich erreichten wir unser Hotel in Brighton. Im Hotel ist alles sehr grell geschmückt und wir erfahren bald warum.

Brighton mit überraschenden Umzug, der Royal Pavillon und die Victory

Dieser Tag verläuft ein klein wenig anders als erwartet. An diesem Wochenende findet in Brighton das Fest der Toleranz und des Stolzes statt. Diese beginnt am Morgen mit einem großen Umzug, den wir zum Teil erleben können. Zuvor geht es ins den Royal Pavilion. Unterstütz durch einen Audioguide betrachten wir die Schönheit der ehemaligen Sommerresidenz des damaligen König Georg des IV., welcher von 1815 bis 1823 erbaut wurde. Legendär, so berichtete man, waren die ausschweifenden Speisegelage, wozu schon auch mal sehr gute Köche aus anderen Königshäusern abgeworben wurden. Bis zur Weiterfahrt hatten wir noch Gelegenheit dem bunten und musikalisch lautstarken Umzug zuzuschauen. Schwieriger war es dann an den Bus heran zu kommen. Der vereinbarte Abfahrtsort war durch reichliche Straßensperren nicht zu erreichen.
Weiter ging es nach Portsmouth um das bekannte Segelschiff, die HMS Victory zu besichtigen. Berühmt wurde das Schiff mit dem Befehlshaber Nelson in der legendären Schlacht von Trafalger. Er erreichte mit dieser Schlacht den Heldenstatus, verlor aber auch sein Leben. Wir verlassen die Stadt, von der aus die Titanic ihre unheilvolle Fahrt begann, Richtung Southampton.

Isle of Wight, very britisch

Heute gehts mit Bus und Fähre auf die Isle of Wight. Eine Insel, die auf Grund seines guten und stabilen Klimas für viele Ruheständler zum Zweitwohnsitz einlädt. Wir umrunden die Insel komplett und legen drei Stopps ein. Zuerst machen wir in Godshill, einem kleinen Örtchen halt. Der Rundgang führt uns vorbei an reedgedeckten Häusern zur Kirche All Saints Church. Der Ort fällt durch seine vielen Teestuben auf und ist bekannt durch ein legendäres Konzert 1961, wo u.a. Jefferson Airplan spielte. Dies war der Auftakt für viele weitere Konzerte mit mehreren zehntausenden Zuschauern.
Weiter gehts in den Ort Shaklin, an der Sandown bay gelegen und schließlich an die Westspitze der Insel. Dort begrüßen uns aus der Ferne bereits gigantische Steilküsten, Kreidefelsen. Der Ort empfängt uns mit leichter Rummelatmosphäre. Als den Abgang zum Strand gefunden haben, wird es spürbar ruhiger und einige Gäste stürzen sich in die Fluten. Das Meer hat immerhin ungewöhnliche 22 Grad. Wir haben mit unserer Reise einen ungewöhnlichen Sommer erwischt. Es ist heiss und viel zu trocken, wie in fast ganz Europa. Den höchsten Wert, den wir erleben beträgt 34 Grad. Wir beschweren uns nicht, genauso hätte uns auch Regen viele Tage begleiten können…

STONEHENGE

Heute erwartet uns einer der Höhepunkte der Reise. Der mysteriöse Steinkreis Stonehenge. Wir sind früh dran und damit gut beraten. Wir könne in Ruhe die Anordnung der Steine bestaunen und mittels Audioguide, den wir uns als App am Vorabend im Hotel heruntergeladen haben, einiges dazu erfahren. Vor über 4000 Jahren begann die Errichtung des Steinkreises und sollte 2000 Jahre dauern. Man nimmt an, dass die Steine nicht nur durch den Menschen dahin gebracht wurden, sondern dass auch Gletscher aus Wales dazu beigetragen haben. Die Ausrichtung der Steine erfolgte so, dass die Sonne am Morgen des Mittsommertags, wenn sie in ihrem Jahreslauf am weitesten nach Nordosten gelangt, direkt über dem Heelstone aufging und ihre Strahlen in Richtung des Bauwerkes entsendete. Welche Bedeutung der im Augenblick des Sonnenaufganges lange Schatten gehabt haben könnte, den der Heelstone bei dieser Gelegenheit unter anderem auf den Altarstein, die Basis des Bluestones- und des Sarsenhufeisens warf, ist nicht bekannt. So wie sehr vieles sich im Wagen befindet und mehrere Deutungen zulässt.
So gibt es zum Beispiel eine astronomische Deutung:
Den Blick auf eine mögliche astronomische Nutzung der Anlage eröffnet zu Beginn des 20. Jahrhunderts als erster der Astronom Joseph Norman Lockyer (1836–1920). Er vermutet – wie schon Stuckeley ein Jahrhundert vor ihm – eine Ausrichtung der Anlage auf den Punkt der Sommersonnenwende, spekuliert aber weitergehend über die Nutzung des Steinkreises als astronomischen Kalender zur Bestimmung heiliger keltischer Feste. Unter den Archäologen seiner Zeit findet Lockyers Theorie keine Beachtung, da seine Berechnungsgrundlagen ungenau und von ihm zum Teil willkürlich ausgewählt sind, um zu den von ihm gewünschten Ergebnissen zu gelangen. Stonehenge wird daher von der archäologischen Fachwelt auch weiterhin „nur“ als prähistorische Kult- oder Weihestätte betrachtet.
Weiter führt uns der Weg nach Lyme Regis.
Bekannt ist die 4.400 Einwohner zählende Stadt vor allem für „The Cobb“, eine mächtige, charakteristische Hafenmauer. „The Cobb“ spielt zum Beispiel in dem Roman „Überredung“ von Jane Austen und in dem Film The French Lieutenant's Woman, der auf den gleichnamigen Roman des Autors John Fowles zurückgeht eine Rolle. Das freundliche Städtchen verfügt über viele schöne Häuschen und zeichnet sich durch seine Hanglage aus. . Lyme Regis hat sicher das Prädikat „typisch englisch“ verdient. Lyme Regis liegt in der Lyme Bay zwischen Weymouth und Torquay.

Dartmoor und Lanhydrock

DARTMOOR noch so ein spannender Name. Kaum haben wir es erreicht umringen unseren Bus mehrere der Dartmoorpnnys und auch Ziegen und Kühe. Da es kaum Parplätze in dem Naturschutzgebiet (seit 1951) gibt, sind wir gut beraten an jeder sich bietenden Gelegenheit einen Stopp ein zu legen. Die typische Heidevegetation zieht uns genauso in den Bann, wie die sehr zutraulichen Ponys. 954 qkm ist das Dartmoor groß und die höchste Erhebung der High Wiles ist 621 m hoch. Wiesen- und Granitfelshügel lockern die Ebene auf.
Mystisch wirkt es nicht, es ist ja auch kein Nebel. Die Sonne scheint und so wirkt alles hell und freundlich. Nix von der Stimmung der vielen Kriminalromane, die hier ihren Ursprung nahmen. Denn viele Schriftsteller wurden durch diese Landschaft hier inspiriert. Wohl jeder kennt den "Hund von Baskerville" von Sir Arthur Conan Doyle, wohl mit einer der bekanntesten Schriftsteller Englands, auch Erschaffer von Sherlock Holmes. Unheimlich wird es dann doch. Vielleicht das berühmteste und bekannteste Gefängnis Englands: "Her Majestys Prison Dartmoor" zeigt sich uns. Es wird bei Sherlock Holmes des öfteren erwähnt und auch in James-Bond Filmen tauchen populäre "Insassen" auf. Manche Kuriosität bietet sich noch: Im Zuge der Edgar-Wallace-Filme entstand 1964 der deutsche Kriminalfilm „Das Wirtshaus von Dartmoor“ verfilmt nach dem Roman von Victor Gunn. Die „Dartmoor-Aufnahmen“ des Films entstanden allerdings in Berlin…

Aber es ist nicht alles eitel Sonneschein:
Das gesamte Dartmoor, sowohl die Landschaft als auch die historischen und archäologischen Stätten, sind durch die Industriekomplexe von Imrey und Watts Blake Bearne bedroht. Es gibt eine Erlaubnis der britischen Regierung, die Kaolinminen in der Nähe des Moors auszubeuten, was dieses in gewisser Weise gefährdet. Somit gibt es inzwischen Anstrengungen, diese Minen aus Naturschutzgründen zu schließen. So ist es also überall auf der Welt gelegentlich schwierig Wohlstadt und den Naturschutz austariert zu bekommen.
Die Torfschicht, die das Dartmoor überdeckt, ist in der Lage, große Mengen Wasser zu speichern und dann als Sickerwasser wieder abzugeben. Diese Fähigkeit, den Wasserhaushalt der Hochebenen zu regulieren und Überschwemmungen zu verhindern, brachte ab dem 16. Jahrhundert die Nutzung Dartmoors für die Wasserversorgung von Städten und Gemeinden ins Gespräch. Als erste größere Stadt wurde vom Dartmoor her Plymouth bereits 1591 mit Wasser versorgt.

Lands End und St Michels Mount

Heute geht es an das westlichste Ende des britischen „Festland“. Wieder sind wir früh dran und können anfangs noch etwas die Ruhe genießen.

St Ives und eine Cider Farm

Eine der schönsten, wenn auch sehr kurzen, Eisenbahnfahrt erwartet uns heute. Ein Stück geht es mit dem Bus und dann weiter mit der Bahn von St Erth nach St Ives. Die Fahrt führt uns an der gigantischen und kilometerlangen Carbis Bay vorbei, bestehend aus Inder Sonne glitzerndem weißen Sand. St Ives zeichnet sich durch die zwei großen Badestrände PortsminsterBeach und Portsmeor Beach aus. Berühmter ist der Ort aber doch wohl eher durch die vielen Künstler, die hier tätig waren oder sind.
Der schottische Maler Thomas Millie Dow (1848–1919) zog 1894 nach St Ives und wohnte dort bis zu seinem Tod.
Bernard Leach (1887–1979) und der Japaner Shoji Hamada (1894–1978) begründeten 1920 die Leach Pottery in St Ives. Sie stellten Töpferwaren unter dem Gesichtspunkt westlicher und östlicher Kunst und Philosophie her. Leach arbeitete bis zum Jahr 1972; fünf Jahre später, 1977, zeigte das Victoria and Albert Museum in London seine Arbeiten. Die Leach Pottery ist noch in Betrieb. Es unterhält ein kleines Museum, das die Werke von Leachs und die seiner Schüler zeigt. Den Nicholson, Alfred Wallis und Christopher Wood gründeten 1928 in der Stadt eine Künstlerkolonie. 1993 eröffnete die Londoner Tate Gallery einen Ableger in St Ives am Porthmeor Beach mit den Werken der dort wirkenden Künstler wie beispielsweise Ben Nicholson und seine Frau Barbara Hepworth, eine der berühmtesten englischen Bildhauerinnen, deren Werke auch in einem eigenen, idyllisch gelegenen Museum, ihrem früheren (Trewyn-)Studio, zu sehen sind.
In St Ives und Rosamunde Pilcher gehören auch untrennbar zusammen. Hier spielen auch einige Romane von hier, wie zum Beispiel „Die Muschelsucher“ der auch in Deutschland populären Schriftstellerin. Ihr Geburtsort Lelant ist nicht weit von St Ives heißt entfernt.

Tintagel und schmackhafter Käse

Tintagel ein weitere Höhepunkt. Vom einstigen Schloss ist nur noch der Hügel mit einigen Ruinen erhalten.
Vom Dorf aus beginnt ein winziger Pfad, der einer Klippe folgt und einen wunderbaren Blick auf den Atlantik bietet. Über eine spektakuläre Hängebrücke erreichen wir die Halbinsel. Hier treffen Wahrheit und Mythos aufeinander. Im 12. Jahrhundert wurde dieser Ort von Goffredo de Monmouth als Geburtsort von König Artus angegeben. Der berühmte Historiker erzählt, dass Uther Pendragon, während er sich im Krieg mit Gorlois (Herzog von Cornwall) befand, Ygraine (die Frau des Herzogs) verführen wollte. Auf einem Empfang zuvor konnte er kein Auge von ihr lassen. Ihr Ehemann versteckte sie daraufhin auf Tintagel vor dem liebestollen Herzog. Dieser wurde krank vor ungestillter Liebe zu Ygraine und überzeugte den Zauberer Merlin, seine Gesichtszüge in die von Gorlois zu verwandeln. Mit dieser List gelang es ihm, das Lager mit der Frau seines Herzens zu teilen. Aus dieser Verbindung soll dann der zukünftige König Artus hervorgegangen sein.
Wir genießen die Ausblicke und ein Teil der Gäste steigt zur Höhle, aus der Merlin heraus sein Unwesen trieb.
Den Tag beschließen wir mit dem Besuch in einer Käserei und sind erstaunt welch guten, herzhaft aromatischen Käse wir gereicht bekommen. Am Abend empfängt uns Brighton und eine tolle Partystimmung im ehemaligen Hafen, welches in den letzten umgestaltet wurde.

Schlusswort

Die Sonne hat gesiegt und das auf der ganzen Front. Das Rosamunde Pilcher Land präsentiert sich, wie aus dem ZDF bekannt. Unvergessliche Eindrücke, rücksichtsvolle Autofahrer und britische Zuvorkommenheit hat uns auf der Reise begleitet.

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