Rundreise Südengland – vom Dartmoor nach Cornwall
Reisebericht: 24.07. – 03.08.2025
"In England regnet es doch immer nur!" - von wegen! Wir erleben einen Traumhaften Sommer an der Südküste der britischen Hauptinsel und Reisen dabei sowohl durch die bewegte Geschichte von der Steinzeit bis in die Neuzeit als auch durch blühende Landschaften und entlang herrlicher Küsten.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
24.07.2025 Anreise nach Calais
Unsere gemeinsame Reise beginnt früh am Morgen am Flughafen Dresden. Die Gruppe ist noch sehr übersichtlich, aber das soll sich im Laufe des Vormittags noch ein wenig ändern. Mit weiteren Zustiegen in Chemnitz, Jena und Erfurt geht es über die A4 in Richtung Westen und langsam wächst die Reisegruppe im großen blauen Bus. Am frühen Nachmittag stößt dann in Köln die letzte Mitreisende dazu, und unsere Kleingruppe von 15 Personen ist vollständig. Gemeinsam geht es bei Aachen über die Grenze zu den Niederlanden und anschließend durch Belgien, vorbei an Antwerpen und Brügge, bis an die Nordseeküste. Am Abend überqueren wir schließlich die Grenze zu Frankreich und freuen uns nach dem langen Tag, unser Hotel in Calais zu erreichen.
Beim Abendessen werden die ersten Kontakte geknüpft und dann fallen auch schon bald alle mit viel Vorfreude auf England in die Betten.
25.07.2025 Fährüberfahrt nach Dover, Kent und East Sussex
Auch Tag zwei geht früh los, denn mit der Fähre wollen wir den Ärmelkanal gen England überqueren. In Calais angekommen heißt es warten, Zollkontrolle und dann nochmals warten und dann dürfen wir endlich mitsamt unseres Busses auf das Schiff der Fährgesellschaft P&O. Die Überfahrt an der engsten Stelle zwischen europäischem Festland und den britischen Inseln dauert etwa 90 Minuten und entgegen des Klischees lassen wir das schlechte Wetter in Frankreich und Dover begrüßt uns mit Sonnenschein. Schon von Weitem kann man am Horizont die weißen Kreidefelsen sehen – das ist wirklich ein toller Willkommensgruß.
"Dies Juwel, in die Silbersee gefasst", schrieb einst Shakespeare über die Klippen von Dover und wir können heute nur zustimmen. An Land angekommen legen wir deshalb noch einen kleinen Stopp am Samphire Hoe ein. Hier im Naturschutzgebiet unter den Klippen lagern 4,9 Millionen Kubikmeter Erdreich vom Bau des Eurotunnels, außerdem ist das Gelände durchzogen von Tunnels verschiedener Zeitalter und gezeichnet vom Bau der Eisenbahntrasse um 1843.
Gegen Mittag erreichen wir die kleine Stadt Rye, die einst zu dem Städtebund von fünf Hafenstädten, den Cinque Portes, gehörte. Über das Katzenkopfpflaster laufend, kommen wir schnell in die Mermaid Street, die berühmteste der Straße Ryes. Der gleichnamigen Pub "The Mermaid Inn", war einst berüchtigter Schmugglertreff. Wir spazieren weiter, vorbei an den mit Efeu bewachsenen Fachwerkhäusern zur Pfarrkirche St. Mary und nutzen die Zeit, um erste kulinarische Erfahrungen zu sammeln - dabei durfte natürlich eine Portion Fish and Chips nicht fehlen.
Weiter geht es dann entlang der Südküste. Vorbei an Hastings, wo sich 1066 der Eroberungszug Wilhelms entschied, und Eastborne erreichen wir die Klippen von Beachy Head. Der Kreidefelsen ist mit 162 Metern der höchste Großbritanniens und bei schönstem Wetter genießen wir hier noch ein wenig die Aussicht bevor es uns weiterzieht nach Brighton, der Badewanne der Londoner.
An einem Freitag Abend im Juli steppt hier natürlich der Bär und zu den 278.000 Einwohnern gesellen sich noch tausende Tagesgäste. So brauchen wir eine ganze Weile, bis wir schließlich unser Hotel mitten in der Innenstadt erreichen, aber schlussendlich kommen wir doch an unser Ziel. Nach dem Abendessen zieht es einige noch mal raus zu einem Spaziergang durch die lebendige Stadt und an den kilometerlangen Strand.
26.07.2025 Brighton und Portsmouth
Den nächsten Morgen und Vormittag verbringen wir noch in Brighton. Die meisten von uns haben sich für einen Besuch des Royal Pavilons entschieden. Der spätere König George IV. kaufte 1787 ein Liebesnest für sich und seine Mätresse Maria Fitzherbert, welches er zunächst im klassizistischen Stil, ab 1815 von John Nash nach dem Vorbild eines indischen Mogulpalasts umbauen ließ. Die Innenausstattung ist nach der anglo-chinesischen Mode der Zeit gestaltet und versetzt den Besucher bis heute ins Staunen. Königin Victoria indessen, hatte während ihrer Regierungszeit wenig übrig für den Pomp ihres Vorgängers. Sie fand sowohl den Pavillon als auch Brighton unpassend für ihre wachsende Familie und entschloss sich kurzerhand, das Anwesen an die Stadt Brighton zu verkaufen. Stattdessen kaufte sie sich Osborne House, ein Anwesen auf der Isle of Wight, wo man vor den neugierigen Blicken der Öffentlichkeit geschützt bleib.
Anschließend an unseren Besuch haben wir die Möglichkeit noch ein wenig durch die Gassen der Altstadt oder entlang der Strandpromenade zu spazieren, bevor wir dann unsere Reise in Richtung Portsmouth fortsetzen.
Ende des 15. Jahrhunderts machte König Heinrich VII. Portmouth zum Royal Dockyard und ließ das erste Trockendock seit der Antike anlegen. Der Hafen entwickelte sich zum wichtigsten Marinestützpunkt der Royal Navy. Noch heute ist die Marine hier ansässig, es gibt jedoch auch ein großes Museum, welches sich den verschiedenen Epochen und Aspekten der Schifffahrt widmet: in den Historic Dockyards, sind außerdem mehrere Museumsschiffe ausgestellt. Wir besichtigen heute eines der bekanntesten Schiffe überhaupt, die HMS Victory. Das Linienschiff der Navy wurde 1760 in den Dienst gestellt und wurde in zahlreichen Seeschlachten eingesetzt. 1805 errang die Besatzung um Vizeadmiral Lord Nelson den Sieg in der entscheidenden Schlacht bei Trafalgar. Indirekt führte die Niederlage der französischen Flotte zur Napoleons Gesamtniederlage auf dem europäischen Festland, doch leider erlebte Horace Nelson diesen Triumph nicht. Er wurde bei der Schlacht von einer Kugel getroffen und erlag etwa drei Stunden später seinen Verletzungen. Sie Legende besagt, dass er daraufhin konserviert in einem Rumfass zurück nach England gebracht wurde und der wertvolle Schnaps anschließend an seine tapfere Crew ausgeschenkt wurde... Bei diesem Seemannsgarn dreht es uns ein wenig den Magen um, trotzdem ist es spannend, das geschichtsträchtige Schiff ausgiebig erkunden zu dürfen. Wir sind fasziniert davon, wie das Leben an Bord einst organisiert gewesen ist und können uns lebhaft vorstellen, wie die Matrosen hier ihren Aufgaben nachgegangen sind.
Am späten Nachmittag geht es für uns weiter in die Nähe von Southampton. Die nächsten zwei Nächte dürfen wir in einem ehemaligen Herrenhaus genießen: Chilworth Manor. Einst stattlicher Privatbesitz, dann Studentenunterkunft, und jetzt Hotel, bietet es einen wunderschönen Park, der zu Spaziergängen einlädt. Alleine Jan ist von dem schönen Park nicht zu begeistert, denn die Bäume und Sträucher wuchern so weit über die Zufahrtsstraße, dass unser armer Bus ganz schön zerkratzt wird. Letztendlich erreichen wir jedoch unser Ziel und können unsere gemütlichen Zimmer beziehen bevor wir uns zum Abendessen im Privatsalon treffen.
27.07.2025 Isle of Wight
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der Blumeninsel Englands, oder auch gerne Madeira Englands genannt, die Isle of Wight. Die 380 km² große Insel direkt vor der Südküste Großbritanniens ist berühmt für ihr besonders mildes Klima, das durch den Golfstrom begünstigt wird. Von Southampton setzen wir mit der Red Funnel-Fähre über den Solent nach East Cowes. Nach etwa einer Stunde erreichen wir unser Ziel und können zu unser Rundfahrt starten.
Das erste Ziel ist Shanklin. Dieses kleine ehemalige Fischerdorf besticht durch sehr gemütliche Teestuben und Pubs im alten, oberen Dorfteil, mit seinen reetgedeckten Cottages. Von hier aus entschließen sind die meisten von uns zu einem Spaziergang durch die Shanklin Chine. In der natürlichen Klamm wurde auf 35 Höhenmetern schon im Jahr 1817 ein kleiner botanischer Garten angelegt, welcher als älteste Touristenattraktion der Insel überhaupt gilt. Wir steigen die 60 Stufen hinab, vorbei an einem natürlichen Wasserfall und treffen unterwegs sogar ein paar (nicht ganz so natürliche) Dinosaurier. Vom Ausgang der Klamm kann man in einigen Minuten den Strand und den modernen Teil Shanklins erreichen.
Später führt uns unser Weg entlang der Südküste weiter bis zum westlichsten Punkt der Insel. Von dort aus hat man die Möglichkeit, mit dem 1973 erbauten Sessellift 45 Meter hinunter zur Alum Bay zu fahren. Die Klippen sind hier verschiedenfarbig, ein Zeugnis von Ablagerungen aus Quarz, Felsspat, Glimmer und einigen weiteren Mineralien. Besonders berühmt sind jedoch die Needles, drei Kreidefelsen, die vor der Küste, mittlerweile eher wie drei Klumpen, ganz weiß aus dem Meer ragen. Um die Needles aus der Nähe zu sehen, kann man mit dem Boot entlang der Küste zu den drei Felsen und dem Leuchtturm, der seit 1994 automatisiert ist, fahren. Leider sind wir nicht alleine auf der Insel und es scheint, als wäre heute ein indischer Feiertag, denn zahlreiche Familien bevölkern den Strand zum Picknick und rauben uns ein wenig die Idylle - aber so ist das nun einmal. Wir sind ja schließlich auch Touristen.
Am späten Nachmittag geht es dann entlang der Westküste und vorbei an der Inselhauptstadt Newport zurück nach East Cowes. Gerade rechtzeitig rauschen wir in den Hafen, denn die vorangehende Fähre ist gerade dabei den Check In zu schließen. Allerdings ist noch Platz und so werden wir noch mitgenommen - da bleibt uns eine ganze Weile Wartezeit erspart und dazu können wir mal ein wenig früher Abendessen, das freut alle.
28.07.2025 Stonehenge und Lyme Regis
Am nächsten Morgen reisen wir weiter in Richtung Westen und schon bald auch weit zurück in der Zeit: auf dem Programm steht heute der wohl bekanntesten Steinkreis der Welt, Stonehenge. Obwohl Forscher seit Generationen mit dem steinzeitlichen Bauwerk beschäftigt sind, bleiben doch bis heute zahlreiche Fragen offen. Und wahrscheinlich bestärkt genau das die Faszination.
Vom Parkplatz aus fahren wir mit dem Shuttlebus hinaus auf das von Weitem schon sichtbare Feld mitten in den Salisbury Plains. Auch wir konnten von der Landstraße auch schon einen ersten Blick erhaschen, doch von Nahem werden die Dimensionen noch einmal ganz anders deutlich. Trotz der vielen Menschen, die mit uns um die Anlage pilgern, strahlt Stonehenge doch eine ganz besondere Atmosphäre aus.
Den Rückweg schlagen einige von uns zu Fuß ein und wandern zwischen den pittoresken Schafherden in Richtung Besucherzentrum. Der Souvenirshop ist natürlich auch ein Muss, bevor wir unsere Tagesetappe fortsetzen.
Am Nachmittag erreichen wir das hübsche Fischerstädtchen Lyme Regis. Die "Perle Dorsets" ist vor allem durch The Cobb, eine mächtige, charakteristische Hafenmauer bekannt. The Cobb spielt eine Rolle in dem Roman "Anne Elliot" von Jane Austen und in dem Film "The French Lieutenant's Woman", der auf den gleichnamigen Roman des Autors John Fowles zurückgeht. Außerdem liegt Lyme Regis an der sogenannten Jurassic Coast. Hier werden seit den ersten Funden der frühen Paläontologin Mary Anning im 19. Jahrhundert regelmäßig Fossilien aus der Jura-Zeit gefunden und dokumentiert. Wir genießen das sommerliche Wetter und spazieren durch die hübsche Küstenstadt mit ihren herrlichen Gärten. Am Abend erreichen wir unser nächstes Hotel im Raum Exeter.
29.07.2025 Dartmoor, Bodmin Moor und Lanhydrock House
Wir wandeln heute auf den Spuren alter Legenden und zahlreicher Gruselgeschichten: wir besuchen das berüchtigte Dartmoor. Der Nationalpark wurde 1951 gegründet ist insgesamt 954km² groß. Er erstreckt sich von Okehampton im Norden bis nach Ivybridge im Süden und besteht zu größten Teilen aus einem empfindlichen Ökosystem aus Hochmooren. Wir verlassen unser Hotel nahe Exeter und fahren auf engen Landstraßen zwischen den charakteristischen südenglischen Hecken und Steinmauern in Richtung Moretonhampstead. Von hier aus starten wir zu unserer Rundfahrt. Im strahlenden Sonnenschein lässt es sich schwer vorstellen, woher all die Schauergeschichten um das Dartmoor rühren, doch noch bis ins 20. Jahrhundert hinein, war das Moor, vor allem in der Dunkelheit oder bei Nebel ein lebensfeindliches Gebiet. Viele Menschen sind auf ihrem Weg verschwunden und niemals wieder aufgetaucht, so sind Legenden entstanden, die wiederum die großen Literaten wie Sir Arthur Conan Doyle oder Agatha Christie inspiriert haben. Auch wenn zunächst keine Gruselstimmung aufkommen will genießen wir die Fahrt durch die herrliche Landschaft – Schafe so weit das Auge blickt – Highland Rinder, die irgendwie ein wenig von ihrer Route abgekommen zu sein scheinen und dann tatsächlich auch einige der halbwilden Dartmoor Ponys direkt an der Straße.
In Postbridge legen wir einen Stopp ein um uns eine der alten Clapper Bridges anzusehen. Die Granitplatten wurden über Bäche und kleine Flüsse gelegt, um Karren von den Zinn-Minen abzutransportieren. Zum Teil sind sie hunderte von Jahren alt und immer noch begehbar. Langsam zieht sich der Himmel zu uns es beginnt zu nieseln - es scheint als würden wir doch noch ein wenig Gruselwetter abbekommen.
Wenig später fahren wir vorbei an Princetown und machen Bekanntschaft mit dem wohl berüchtigtsten Gefängnis Großbritanniens. Hier saßen die schlimmsten und grausamsten Straftäter ein und eine Flucht galt als fast unmöglich. Schaffte es doch ein Delinquent zu fliehen kam er meist nicht weit, das Moor mit seinen Furchen und Gräben hielt stets jeden Flüchtigen auf. Heute sitzen keine Straftäter mehr hier ein, momentan ist es vorübergehend außer Betrieb und langfristig soll es wohl komplett geschlossen werden.
Nach einem letzten Fotostopp geht es dann weiter in Richtung Tavistock, wo einst der große Seefahrer Francis Drake das Licht der Welt erblickte.
Mit der Querung des Flusses Tamar passieren wir wenig später auch die Grenze zwischen den Grafschaften Devon und Cornwall – und natürlich ist der Fluss belegt mit allerlei Geschichten: Tamara soll einst eine Nymphe gewesen sein, die gegen den Willen ihres Vaters in die Welt der Sterblichen gereist sein soll, dort flirtete sie heftig mit zwei Riesen, die sie daraufhin verfolgten. Aus Ärger darüber verwandelte Tamaras Vater sie in eine Quelle.
Der entstandene Fluss soll dann später den Teufel davon abgehalten haben, nach Cornwall hinüberzukommen – zum einen weil es noch keine Brücke gab, zum anderen, weil der Belzebub die kornischen Bergmänner auf der anderen Seite Cornish Pasties essen sah und Angst bekam, dass er selbst als Füllung in einer der Teigtaschen enden würde.
Schon bald erreichen wir das Bodmin Moor – auch hier ranken sich wie im Dartmoor zahlreiche Geschichten um furchterregende Kreaturen und gequälte Geister. Einige davon sollen bis heute im berühmt-berüchtigten Jamaica Inn spuken. Während das Gasthaus schon seit dem 18. Jahrhundert an der ältesten Straße von Cornwall Richtung London existiert, erlangte es jedoch erst 1936 seine heutige Berühmtheit, als die junge Schriftstellerin Daphne de Maurier ihren gleichnamigen Roman veröffentlichte. Inspiriert wurde sie durch ihre eigene Einkehr, nachdem sie sich bei einem Ausritt verirrt hatte und nach Einbruch der Dunkelheit Unterschlupf suchen musste.
Im Gasthaus hörte sie die vielen Geschichten aus dem 17. und 18. Jahrhundert, als die kleinen Fischerdörfer Cornwalls Hochburgen der Schmuggler gewesen sind. Während die Krone Krieg gegen Frankreich und in den amerikanischen Kolonien führte, florierte hier der Schwarzhandel mit Alkohol und Tabak. Mit dem Namen Daphne de Mauriers können heute die wenigsten etwas Anfangen, dafür jedoch mit ihren vielen Werken, die Drehbuchvorlagen für die Filmklassiker von Alfred Hitchcock geworden sind: neben Jamaica Inn (Riff-Piraten) auch Rebecca oder Die Vögel. Es führt für uns also kein Weg vorbei am Jamaica Inn und wir kehren selbstverständlich ein.
Am frühen Nachmittag besuchen wir eines der vielen schönen Herrenhäuser Cornwalls. Wie viele andere Anwesen diente auch Lanhydrock als Kulisse für einige Rosamunde Pilcher Verfilmungen – wie könnte es anders sein. Die in Cornwall geborene Autorin ist kurioserweise bis heute in Deutschland bekannter als in ihrer Heimat und hat es in den 80er und 90er Jahren mit ihren Romanen geschafft, den Tourismus in Südengland ordentlich anzukurbeln. In Lanhydrock angekommen, müssen wir erst einmal einen Spaziergang durch das riesige Parkgelände machen, bevor wir das prachtvolle Herrenhaus aus dem 19. Jahrhundert erreichen. Einige der originalgetreu eingerichteten Zimmer sind zur Besichtigung geöffnet, doch bei dem nun wieder angenehmen Wetter locken vor allem die weitläufigen Gartenanlagen, in denen es aktuell jede Menge zu entdecken gibt - allem voran prächtige Hortensienbüsche.
Am frühen Abend erreichen wir schließlich die kornische Hauptstadt Truro, wo wir es uns im herrschaftlichen Alverton Hotel gemütlich machen können, denn immerhin bleiben wir für drei Nächte. Das ehemalige Konvent begeistert uns alle - außer unseren armen Fahrer Jan, der unseren Bus die engen Serpentinen hinauf manövrieren und dabei jede Menge Ästen und Büschen ausweichen muss. Aber es gibt ja für jedes Problem eine Lösung - im Zweifel eben eine Heckenschere :)
Nach einer ordentlichen Portion frischer Luft und viel Bewegung dürfen wir zum Abschluss typisch englischen Cream Tea genießen: Tee und Scones mit Erdbeermarmelade und Clotted Cream – lecker!
30.07.2025 St. Michaels Mount, Land's End und St. Ives
Der heutige Tag steht ganz im Zeichen der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Cornwalls. Nach ein wenig Verzögerung in der Ausfahrt unseres Hotels starten wir schließlich unsere Fahrt in Richtung Süden und erreichen wir das kleine Hafenstädtchen Marazion. Nur 350 Meter vor der Küste liegt die Gezeiteninsel des Saint Michael's Mount. Vor allem wer schon den großen Bruder, den Mont-Saint-Michel in der Normandie gesehen hat, ist doch neugierig einen Vergleich anstellen zu können. Bis ins 15. Jahrhundert gehörte das Kloster auf der kleinen Insel vor der kornischen Küste tatsächlich dem bekannteren Kloster auf dem Mont-Saint-Michel, denn Eduard der Bekenner hatte es im 11. Jahrhundert den Benediktinern als Geschenk übergeben.
Heute wird die Insel vom englischen National Trust verwaltet und wird in den Sommermonaten von etwa 350.000 Menschen im Jahr besucht. Wenn gerade Ebbe ist, kann man das bequem zu Fuß über einen schmalen Damm durch das Wattenmeer machen. Heute allerdings kommen wir pünktlich zum höchsten Wasserstand, also müssen wir das Boot nehmen. Glücklicherweise sind wir früh dran und es ist noch relativ ruhig im Ort, sodass wir nicht lange warten müssen und innerhalb kürzester Zeit auf der Insel ankommen. Wir haben nun die Möglichkeit ganz in Ruhe den Burgberg zu erklimmen und das historische Gebäude zu besuchen.
Am Mittag fahren wir dann weiter bis an die Südspitze der Penzance-Halbinsel: Land's End ist das, was der Name schon verspricht, also quasi das Ende der (britischen) Welt. Lange Zeit dachte man, dass das etwas nördlicher gelegene Cape Cornwall der westlichste Punkt Großbritanniens sei, doch heute weiß man es besser. Von Land's End ganz im Südwesten sind es 794 Meilen bis nach John O'Groats ganz im Nordosten Schottlands – eine Strecke die gerne von Extremsportlern als Rekorddistanz gewählt wird. Wir begnügen uns mit einem Spaziergang an der etwa 60 Meter hohen Steilküste bevor wir unsere Rundfahrt am frühen Nachmittag fortsetzen.
Mit dem Bus fahren wir zum Bahnhof von St. Erth von wo aus wir dann mit dem Regionalzug weiter nach St. Ives fahren. Das kleine Fischerstädtchen ist vor allem als Künstlerkolonie bekannt: schon im 19. Jahrhundert zog es britische Künstler und Schriftsteller an die kornische Küste, um hier zu arbeiten. 1920 gründeten dann Bernhard Leach und Shoji Hamada die Leach Pottery, welche Töpferwaren mit westlichem und östlichem Einfluss herstellt. 1977 zeigte das Victoria und Albert Museum die Arbeiten Bernhard Leachs. 1993 eröffnete die Londoner Tate Gallery eine Zweigstelle in St. Ives, um hier die Werke der Künstler der ansässigen Künstlerkolonie auszustellen.
Mittlerweile hat ist der Himmel aufgeklart und die Sonne scheint - das nutzen am Sandstrand von St. Ives zahlreiche Menschen. ES sind jedoch vor allem abgehärtete Engländer, denn die Wassertemperatur beträgt kaum mehr als 15 Grad. Wir nutzen die Möglichkeit durch die hübsche Altstadt zu flanieren, durch die zahlreichen kleinen Boutiquen zu stöbern oder die ein oder andere lokale Leckerei zu verköstigen.
Am späten Nachmittag geht es dann mit der Bahn zurück nach St. Erth, von wo uns Jan mit dem Bus abholt und uns zurück nach Truro bringt.
31.07.2025 Mevagissey und Lamorran Garden
Zum ersten Mal starten wir heute mit nicht ganz optimalem Wetter in den Tag, doch was nicht ist, kann ja noch werden.
Zunächst fahren wir an Küste, in das kleine Fischerdörfchen Mevagissey.
Heute ist außer einem kleinen Museum nichts mehr geblieben von der Zeit des Schmuggels und der Piraterie, stattdessen tummeln sich Tagestouristen in den schmalen Gassen zwischen Souvenirgeschäften, Pubs und Buden, die frische Meeresfrüchte und Fisch verkaufen. Wir lassen uns auch vom Nieselregen nicht die Laune verderben und dürfen sogar noch die Bekanntschaft mit einer sehr gemütlichen Kegelrobbe im Hafenbecken machen.
Am späten Vormittag klart das Wetter dann langsam auf. Unser nächstes Ziel sind die Lamorran Gardens. Die botanischen Gärten nahe des Fischerdorfes St. Mawes auf der Roseland Halbinsel sind ein relativ unbekanntes Juwel. Die Eigentümer Robert and Maria-Antonietta Dudley-Cooke haben das Anwesen vor über 40 Jahren erworben und aus dem Nichts eine Oase mit über 200 Palmen und Farnen, Azaleen und Rhododendren geschaffen. Chefgärtner Danny begrüßt uns herzlich und gibt uns eine kleine Einführung in die Geschichte des Anwesens, bevor wir auf eigene Faust auf Entdeckungstour gehen dürfen.
Am Nachmittag bleibt dann zurück in Truro noch ein wenig Zeit für Sightseeing und Einkauf in der kornischen Hauptstadt, bevor wir uns ein letztes Mal zum Abendessen im Alverton Hotel treffen.
01.08.2025 König Artus, Käse und Bristol
Wir wandeln heute noch einmal auf historischen Pfaden, denn in Tintagel soll irgendwann im 5. Jahrhundert der sagenhafte König Artus das Licht der Welt erblickt haben. Der Legende nach verschaffte sich Uther Pendragon mit Hilfe des Zauberers Merlin Zugang zur Burg, wo Herzog Gorlois von Cornwall seine Frau Ygerne versteckt hielt. Ygerne war schon lange die Frau seines Begehrens und er schaffte es in der Gestalt des Herzogen in ihr Schlafzimmer zu gelangen. Am nächsten Morgen wurde bekannt gemacht, das Gorlois in der Schlacht gefallen sei, die Maskerade wäre also nicht nötig gewesen, doch nun war es zu spät: der neun Monate später geborene Artus kam in die Obhut Merlins, dessen Bedingung es gewesen war, den ersten Sohn Uthers als Tausch für den Zauber zu erhalten.
Die Burg, deren Überreste wir heute an der Steilküste von Tintagel besichtigen können, stammen keinesfalls aus den Zeiten König Artus, die Burg wurde erst im 13. Jahrhundert durch Herzog Richard von Cornwall gebaut. Der Herzog war besessen davon, seine direkte Abstammung von König Artus zu belegen und hat keine Kosten und Mühen gescheut, dafür eine militärisch völlig unbedeutende Burg bauen zu lassen. Daher geriet diese auch schon im 15. Jahrhundert langsam in Vergessenheit und verfiel langsam zu einer Ruine. Heute sind sich einige Archäologen sicher, dass an derselben Stelle im 5. Jahrhundert tatsächlich einmal eine Burg gestanden haben könnte und die Anhänger der Artuslegende sind natürlich derselben Meinung.
Bei etwas stürmischem Wetter spazieren wir also durch das kleine Dorf Tintagel und dann einen schmalen Pfad hinunter in Richtung Küste. Seit 2021 kann man den vorgelagerten Felsen, auf dem die Burgruinen thronen, über eine moderne Brücke erreichen und muss nicht mehr mühevoll viele Stufen hinunter zum Strand und wieder hinauf auf den Felsen klettern. Fast spektakulärer als die Ruinen selbst ist heute die atemberaubende Aussicht auf die Küstenlinie, die wir in vollen Zügen genießen.
Am Machmittag verlassen wir Tintagel und dann auch schon bald Cornwall, denn wir müssen heute noch einige Kilometer zurücklegen.
Durch die Mendip Hills fahren wir in den Süden der Grafschaft Somerset. Hier wird die Landschaft bestimmt durch sanfte Hügel und kleine pittoreske Dörfchen mit aus Stein gebauten anderthalb-geschossigen Häusern, die zum Teil bis heute noch mit Stroh gedeckt sind. Man kommt sich vor wie in einem typisch englischen Historienfilm.
Unser Ziel für heute ist die lebendige Hafenstadt Bristol am Fluss Avon. Immerhin knapp 500.000 Menschen leben hier und die Stadt hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Schon im 12. Jahrhundert unterhielt man gute Handelsbeziehungen mit Irland und „der Ort an der Brücke“ entwickelte sich zum englischen Zentrum des Schiffbaus. Ähnlich wie andere englische Städte florierte Bristol während der Kolonialzeit, die große Beteiligung am Sklavenhandel wirft darauf heute allerdings kein besonders gute Licht mehr. Später geriet die Stadt, die einst drittgrößte Stadt Englands gewesen war, dann gegenüber dem aufstrebenden Liverpool ins Hintertreffen und auch im zweiten Weltkrieg erlitt die Hafenstadt schwere Schäden. Man musste sich also neu erfinden und das ist Bristol wirklich gut gelungen: die Innenstadt verbindet alt und neu durchaus reizvoll, Kunst und Kulturszene florieren und auch die beiden Universitäten genießen einen ausgezeichneten Ruf.
Am Abend erreichen wir unser Hotel direkt in der Altstadt und haben so die Möglichkeit, die Stadt vor oder nach dem Abendessen noch ein wenig zu erkunden.
02.08.2025 Cotswolds und jede Menge Stau
fahren durch den südlichen Teil der Cotswolds. Die Region im Südwesten Englands umfasst etwa 2000km² und gilt auch als „Herz Englands“. Die Landschaft wird bestimmt durch sanfte Hügel und kleine pittoreske Dörfchen mit aus Stein gebauten anderthalb-geschossigen Häusern, die zum Teil bis heute noch mit Stroh gedeckt sind. Als eines der schönsten Beispiele besuchen wir Castle Combe und unternehmen einen Spaziergang durch das kleine Dorf, das fast wie eine Filmkulisse wirkt. Dann wird es langsam Zeit nach Osten aufzubrechen.
Auf der Autobahn geht es zunächst in Richtung London. Je näher wir der Hauptstadt kommen, desto dichter wird natürlich der Verkehr. Während unserer Pause wird dann deutlich, dass wir unsere eigentlich geplante Route verlassen müssen, da sich dort ein riesiger Stau entwickelt.
Es geht nun also ein Stückchen über die Landstraße, um dann südwestlich von London auf die M3 zu treffen. Doch auch hier ist der Verkehr schon recht zäh und es geht nur langsam voran. Vorsorglich legen wir in Folkestone noch eine kurze Pause ein - eine gute Entscheidung wie sich später herausstellt, denn nur wenige Kilometer vor Dover steht dann alles. Anfangs sind wir noch optimistisch, wir haben schließlich genug Zeit eingeplant, um unsere Fähre pünktlich zu erreichen. Doch wir müssen ernüchtert feststellen, dass die Zeit vergeht und sich vor uns kaum etwas bewegt. Nach etwa zwei Stunden können wir endlich die Fähre am Hafen sehen, allerdings sollten wir jetzt schon eingecheckt und bereit zum Boarding sein. Wir beginnen, uns sämtliche mögliche Szenarien auszumalen und den Gedanken zu verabschieden, mit der gebuchten Fähre zu fahren. Als wir jedoch beobachten können, dass das Fährschiff schon vor der geplanten Abfahrtszeit losfährt, keimt wieder Hoffnung auf - das war die frühere Fähre, die verspätet losgefahren ist! Endlich erreichen wir nun das Fährterminal. Wir können nun zum Glück endlich an vielen Autos vorbeifahren und unsere Pässe möchte angesichts der außergewöhnlichen Situation auch niemand sehen. Um 16:58 Uhr wird unser Ticket ausgestellt für die Fährüberfahrt um 16:45 Uhr und nur wenige Minuten später stehen wir endlich auf dem Autodeck des großen Schiffs. Drei Stunden für sieben Kilometer!
Etwa eine Stunde zu spät erreichen wir am Abend Calais - angesichts dessen, was wir uns schon ausgemalt hatten, ein geringes Übel. Die Fahrt zum Hotel geht schnell und dort angekommen wartet schon das Abendessen auf uns. Was für ein Tag und was für ein Abschluss einer Reise. Das werden wir sicherlich so schnell nicht vergessen.
03.08.2025 Heimreise nach Deutschland
Nach einem frühen französischen Frühstück starten wir unsere Rückreise durch Frankreich, Belgien, die Niederlande und Deutschland in Richtung Heimat.
Es scheint als sollen wir entschädigt werden für die langen Staus der letzten Tage und unsere Fahrt verläuft reibungslos.
Gegen Mittag verabschieden wir in Köln die erste Mitreisende und es wird deutlich, dass sich unsere schöne Reise langsam aber sicher doch dem Ende neigt. Auch für den Rest der Gruppe geht es ohne Probleme weiter nach Ostdeutschland, wo wir am Abend überpünktlich all unsere Ausstiegsstellen erreichen.
Liebe Reisegäste,
Wir möchten uns noch einmal ganz herzlich bedanken für die angenehme Stimmung in der Gruppe und die super Mitarbeit am tollen englischen Sommerwetter.
Wir würden uns sehr freuen, wenn wir uns irgendwann wieder auf einer Reise treffen und wünschen alles Gute, Gesundheit und vor allem weiterhin viel Reiselust.
Sinah & Jan