Reisebericht: Rundreise Indien – Nationalparks & Kultur

22.02. – 09.03.2020, 17 Tage Rundreise Asien – Indiens Natur und Städte: Delhi – Jaipur – Ranthambore–Nationalpark – Fatehpur Sikri – Agra – Taj Mahal – Varanasi mit Ganges – Khajuraho – Bandhavgarh–Nationalpark – Kanha–Nationalpark – Mumbai


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Indien, der Subkontinent, ist etwa 10 mal größer als Deutschland. 64 offizielle Sprachen, ein Kosmos an Religionen, der Mythos des Taj Mahal und die Prachtbauten der Maharajas. All das wollen wir erkunden und wir hoffen,Tiger aus nächster Nähe zu sichten.
Ein Reisebericht von
Simone Willner
Simone Willner

1. Tag – Anreise nach Delhi

Unser Flug nach Delhi startet in Frankfurt und alle Gäste kommen sternförmig zur Messe- und Börsenstadt. Mit vier Gästen trifft sich Simone am Gate, die anderen drei Gäste fliegen ab München und werden schon eine Stunde vor uns in Delhi eintreffen.
Das Flugzeug ist riesig und sehr gut gefüllt. Nach nur sieben Stunden Flug landen wir pünktlich in der Hauptstadt. Recht zügig sind die Visaformalitäten erledigt und die Koffer kommen schnell. Jetzt heißt es durch die Zeitverschiebung von viereinhalb Stunden aber nur noch: Ab ins Bett und ausruhen! Es ist schon vier Uhr morgens in Indien!
Delhi erwartet uns ...

2. Tag – Erlebnis Delhi, die Hauptstadt


Noch ziemlich unausgeschlafen erkunden wir das für uns Europäer ungewöhnliche Frühstücksbüffet. Indische Speisen, Linsensuppe, Nanbrot, Bohnen in Tomatensoße: die ersten Versuche werden gestartet. So gestärkt stürzen wir uns ins Getümmel der Metropole mit ihren 19 Millionen Einwohnern. 
  Unsere ersten Eindrücke sammeln wir heute am Qutub Minar, einem Sieges- und Wachturm mitten in Delhi. Dieses Bauwerk ist ein Meisterwerk der indo-islamischen Architektur und etwa im 13. Jahrhundert entstanden. Der Turm zählt seit 1993 zum Weltkulturerbe der UNESCO. Seinen Namen hat er von seinem Erbauer: Qutb-ud-Din-Aibak, der ihn nach dem Sieg der Moslems über die Hindus im Norden Indiens errichten ließ. 
Wir erfreuen uns in der Anlage zuerst an den grünen Halsbandsittichen, die auf den historischen Mauern sitzen und den Streifenhörnchen, die überhaupt nicht scheu angesprungen kommen und nachsehen wollen, ob nicht der ein oder andere Keks für sie herausspringt. Neugierig umringen uns auch die indischen Besucher und wollen wissen, woher wir kommen. 
Beim anschließenden Besuch der Jama Masjid, der großen Moschee in Delhi, müssen sich die Damen der Gruppe verhüllen, dann dürfen wir hinein. Von allen Seiten strömen die Einheimischen zu uns und wir werden auf etliche Fotos gebannt. Wieder erkundigt man sich neugierig, wo wir herkommen. Diese Moschee in Alt-Delhi ist die größte in ganz Indien und wurde zwischen 1650 und 1658 von 5.000 Handwerkern errichtet. Der Auftraggeber war übrigens Shah Jahan, er ließ ebenfalls das wohl bekannteste Bauwerk ganz Indiens errichten - das Taj Mahal. 
Nach dieser Besichtigung stürzen wir uns wieder ins Getümmel, diesmal im wahrsten Sinne des Wortes: Simone spendiert eine Fahrt durch die Altstadt mit der Fahrradrikscha, einem Gefährt, welches in Indien immer seltener wird. So werden wir auf drei Rädern durch enge Gassen mit allerlei Krämerlädchen geradelt, die wirr durcheinander hängenden Stromleitungen lassen so manchem Gast die Haare zu Berge stehen. Es hupt laut genau neben uns und die Schlaglöcher der Straße lassen uns auf unseren Sitzen nach oben schnellen. Aber ein Erlebnis ist es allemal. 
Mahatma Gandhi, der Mann, der viel dazu beigetragen hat, daß Indien am 17. August 1947 von Großbritannien unabhängig wurde, ist nach seiner Ermordung in Delhi verbrannt worden. Diese Zeremonie haben damals hunderttausende Inder begleitet, und am Memorial spürt man heute noch den großen Respekt, der diesem Mann entgegen gebracht wurde. Wir umschreiten den Verbrennungsplatz andächtig und bewundern die schönen Bepflanzungen rund um die Anlage.   Unser letzter Programmpunkt heute ist der Besuch des Banglasageb Gurudwara Tempels. Dieser Tempel wird vor allem von der Religionsgemeinschaft der Sikh besucht. Diese  monotheistische Religion wurde von Guru Nanak Dev im 15. Jahrhundert gegründet  und ihre Anhänger leben vor allem im nordindischen Bundesstaat Punjab. Sikhs betonen die Einheit der Schöpfung und verehren einen Schöpfergott, der weder weiblich noch männlich ist. Sie lehnen auch das bei den Hindus im Alltag noch sehr präsente Kastensystem ab, welches Menschen von Geburt an einer bestimmten Standeshierarchie bzw. Berufsgruppe zuordnet. 
Wir kommen zur richtigen Zeit im Tempel an, am Sonntag essen alle Sikhs hier gemeinsam und wir dürfen zusehen, wie in riesigen Pfannen mit langen Metallstangen Essen für derart viele Gläubige zubereitet wird. Brot wird wie am Fließband gebacken und wir schauen gespannt den imposanten Erscheinungen mit ihren bunten Turbanen beim gemeinsamen Mahl zu. Und wieder werden wir überall freundlich empfangen, alle lächeln uns an und präsentieren uns ihre Kinder. Mit diesen schönen Eindrücken geht unser erster Tag auch schon zu Ende, morgen werden wir die Hauptstadt verlassen und nach Jaipur fahren ...

3. Tag – Fahrt nach Jaipur


Wir brechen um acht Uhr morgens bereits auf, um die Hauptstadt zu verlassen. US-Präsident Trump hat seinen Besuch für heute angekündigt und bevor das aus dieser Stipvisite resultierende Verkehrschaos beginnt, wollen wir weg sein. Jaipur, die Hauptstadt von Rajasthan, ist 280 km von Delhi entfernt, sechs Stunden braucht man in etwa für diese Strecke. 
Auf dem Weg haben wir die Gelegenheit, das Alltagsleben an den Straßenrändern zu beobachten. Kühe sind allgegenwärtig, sind sie doch für die Hindus heilige Tiere und dürfen daher weder geschlachtet noch verzehrt werden. Garküchen bieten am Rand der Schnellstraßen kleine indische Snacks an, Obst wird verkauft und immer wieder winken uns Einheimische aus neben uns fahrenden Fahrzeugen zu. 
An einem dieser Straßenstände kaufen wir Bananen und Mandarinen, das Kilo für umgerechnet 0,40 Cent und stellen fest, daß beide Früchte vorzüglich schmecken und viel süßer sind, als in der Heimat. Während der Fahrt sehen wir noch den verlassenen Wasserpalast vor den Toren Jaipurs und das Amber Fort, welches wir morgen besichtigen werden. 
Zum Mittagessen pausieren wir in einem grünen Innenhof und kosten wieder von den indischen Köstlichkeiten: Paneer-Spieße (gegrillter indischer Weichkäse) und mit Paneer gefüllte Pakhoras (frittierte Bällchen mit Gemüse und Weichkäse). Im Anschluß fahren wir in unser Ramada Hotel und lassen den Nachmittag auf der Dachterrasse am Pool mit tollem Blick über die Stadt ausklingen. 
Zum Abendessen treffen wir uns wieder. Einige der Gäste bekommen ganz rote Köpfe von der Schärfe des Essens, aber es schmeckt uns trotzdem. Damit die vielen Gewürze keine weiteren Nachwirkungen haben, trinken wir auf der Hotelterrasse noch einen Magenbitter und begeben uns danach zur Ruhe.
Wir sind sehr gespannt auf die Erkundungen in der Pink City ...

4. Tag – Jaipur, die Pink City


Heute können wir uns den ganzen Tag der Hauptstadt Rajasthans widmen und wir beginnen mit der Fahrt zum Amber Fort. Schon beim Fotostop unterhalb dieser riesigen Anlage sehen wir Affen, buntes Treiben auf den Straßen, Schlangenbeschwörer, fliegende Händler und alles wird vom laut hupenden vorbeirauschenden Verkehrsstrom begleitet. Ein Angriff auf all unsere Sinne :-)
Ganz klassisch lassen wir uns auf dem Rücken eines Elefanten zum Fort hochtragen. Ein Erlebnis!
Das Amber Fort wurde von Raja Man Singh I. 1590 begonnen und später von seinem Enkel weiter ausgebaut. Zu dieser Zeit war die Festung die Hauptstadt der Kachwaha-Dynastie. Der eindeutige Besuchermagnet ist natürlich der Spiegelsaal mit einer Vielzahl von kleinen Spiegeln, die vom Boden bis über die Decke eine ganze Halle überziehen. Sehr beeindruckend. 
Danach besuchen wir den Stadtpalast mit seinen vielen Innenhöfen Gärten und Gebäuden. Die Außenmauern wurden von Maharaja Jai Singh II. 1890 begonnen, viele der Anbauten fügte man später hinzu, einige sogar erst in diesem Jahrhundert. In einem Teil dieses Palastes lebt noch heute die Familie des Maharaja. Wir spazieren  durch eine Sammlung von Kunstgegenständen, Teppichen, Emaillearbeiten und Waffen, teilweise mit Stücken aus dem 15. Jahrhundert. In der Textilausstellung sehen wir riesige Kaftane, die uns vermuten lassen, daß es Maharajas gegeben haben muß, die eine beachtliche Leibesfülle gehabt haben müssen. 
Im Anschluß laufen wir zum gleich gegenüber liegenden royalen Observatorium Jantar Mantar. Dieser Komplex gehört zu fünf historischen Sternwarten, die alle von Maharadja Jai Singh II. in den Jahren 1724 bis 1734 in Delhi, Ujjain, Mathura, Varanasi und Jaipur errichtet wurden. Bei all diesen Observatorien wurden die Skalen immer weiter vergrößert, um immer präzisere Winkelablesungen zu ermöglichen. Auch heute noch ist diese Anlage voll funktionsfähig. Man kann an verschiedenen Sonnenuhren exakt die Zeit ablesen, die Sonnen- und Planetenstände bestimmen und die Positionen der Tierkreiszeichen genauestens bestimmen.
Letzteres war für die damalige Zeit besonders wichtig, da für alle Hochzeiten die Sternzeichen der Partner und die Sternenkonstellation bei der Geburt für die Auswahl des Heiratstermins und die Zukunft des Paares von großer Bedeutung waren. Auch heute kommt keine Hinduhochzeit ohne den Astrologen aus, der vorher die Sternzeichen des Paares abgleicht. Nur bestimmt man die Daten nicht mehr im Observatorium. Diese beeindruckende Anlage ist 2010 ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen worden.
Nach dem Besuch des Observatoriums tauchen wir ein ins Zentrum der Pink City, die ihren Namen der Farbe der Wände aller Gebäude in der Altstadt verdankt. Ganz benommen sind wir von den eher erdroten Farben, dem ohrenbetäubenden Gehupe, den vielen Läden mit bunten Stoffen und Küchenutensilien um uns herum und wundern uns einmal mehr, mit wieviel Gelassenheit und stoischer Ruhe sich die Inder durch diesen Strom bewegen.
Endlich haben wir es geschafft und stehen vor dem Hava Mahal. Der Palast der Winde, wie dieses Gebäude auch genannt wird, ist ein außergewöhnliches Bauwerk mitten in der Altstadt. Einstmals gehörte es zu einem riesigen Stadtpalast und diente einzig und allein dazu, daß die Damen des Hofes, ungesehen vom einfachen Volk, durch die vielen kleinen Fenster mit Verzierungen auf das Geschehen draußen blicken konnten. Vom Verkehr und den vielen Geräuschen überfordert, flüchten wir auf eine der gegenüberliegenden Dachterrassen und genießen bei einem kühlen Getränk das ganze Geschehen und den tollen Blick aufs Hava Mahal von oben. Endlich ein wenig Ruhepause!
Allein eine Straße in Jaipur zu überqueren, endete schon bei so manchem Europäer nahezu mit einem Herzinfarkt. Zum Glück helfen uns Dev, sein Cousin und Simone und sicher gelangen wir wieder zum Bus. 
Alle sind so ermattet, von den vielen Eindrücken dieses Tages, daß wir ins Hotel zurückfahren, um vor dem Abendessen ein wenig zu verschnaufen. 
Morgen erwartet uns die Fahrt nach Ranthambhore, liebe Tiger: wir kommen ...

5. Tag – Fahrt nach Ranthambhore, der Nationalpark erwartet uns


Um neun Uhr verlassen wir die Hauptstadt Rajasthans und nehmen Kurs auf Ranthambhore. Während der Fahrt erklärt uns Dev die Hochzeitsrituale der Hindus. Bevor es zu einer Hochzeit kommt, werden die Eltern des Mannes die Initiative ergreifen, und nach einer von der Kaste und vom Sternzeichen her passenden Frau suchen. Hat man eine Kandidatin ins Auge gefaßt, wird der Astrologe konsultiert, um zu prüfen, ob die Sternzeichen zusammen passen und er wird auch einen geeigneten Termin für die Hochzeit errechnen. 
Beide Elternparteien müssen nun vor allem eines haben: viel Erspartes. Zu solch einer Hochzeit mietet die Familie des Mannes nicht selten ein Hotel oder eine eigens für Hochzeiten errichtete Anlage. Bis zu 500 Gäste sind keine Seltenheit und eine Feier von bis zu 14 Tagen ist ebenfalls normal. Die zukünftigen Eheleute begegnen sich traditionell vorher nicht, erst am Tag der Hochzeit selbst. 
Nach dem Saptapadi, dem siebenmaligen Umschreiten des Feuers durch das Paar, ist die Hochzeit vollzogen. Eine offizielle staatliche Registrierung der Ehe erfolgt meist erst nach dieser Zeremonie. Die Frau verläßt nach der Hochzeit ihre Familie und zieht zu der des Ehemannes.
Uns mag das alles sehr befremdlich vorkommen, aber die indische Scheidungsrate bewegt sich etwa bei einem Prozent. Natürlich ist es in den großen Städten heutzutage durchaus üblich, westlich ganz in weiß und nicht traditionell in rot zu heiraten. Und selbstverständlich gibt es  auch Liebesheiraten von Paaren, die sich vorher kannten und bereits ein Paar waren.
Auf dem Weg zum Nationalpark haben wir plötzlich einen platten Reifen, müssen alle mitten im Nichts aussteigen und sind auf einmal die Attraktion. Mopeds halten und fragen, wo wir herkommen. Die gegenüber wohnende Familie zeigt uns stolz ihre drei Kühe und den in die lila Farbe gefallenen kleinen Hund. Das Haus wird gerade frisch in zartem Flieder getüncht. 
Unsere Fahrer schaffen es in 15 Minuten alles wieder zu reparieren und weiter gehts. 
Wenig später erreichen wir das Gebiet um den Ranthambhore Nationalpark in Rajasthan und werden mit Mittagessen im wunderschönen Haveli Heritage Hotel empfangen. Nach dem Essen entdecken wir in der üppig grünen und schön bepflanzten Anlage den Pool mit den bequemen Liegen. Ganz schnell haben wir uns da eine gemütliche Nachmittagsecke eingerichtet und relaxen bei 26 Grad Außentemperatur. Aus Deutschland empfangen wir Nachrichten: es habe geschneit, heißt es darin. Wir wollen ganz und gar nicht tauschen im Moment. Ungewöhnlich für uns nach dem ganzen Großstadtlärm der letzten Tage sind die Stille und das Vogelgezwitscher. So neigt sich ein erholsamer Nachmittag dem Ende zu. 
Nach dem Abendessen sind alle Gäste recht schnell verschwunden, morgen geht es in den frühen Morgenstunden bereits mit der ersten Safari los. 
Tiger aufgepaßt: Bitte auf Position begeben ...

6. Tag – Natur pur im Tigerreservat, Safari im Ranthambore–Nationalpark


Da Raubkatzen vor allem in den frühen Morgenstunden aktiv sind und das Licht für die Fotos dann günstig steht, müssen wir bereits 6.30 Uhr aufbrechen. Die Jeeps kommen uns am Hotel abholen und die Spannung steigt. 
Der Ranthambhore Nationalpark umfaßt insgesamt ein Gebiet von 282 km² und befindet sich im Distrikt Sawai Madhopur mitten im Bundesstaat Rajasthan. Er wird von den Flüssen Banas und Chambal begrenzt und ist besonders für seine wenig scheue Tigerpopulation bekannt und berühmt.
Die Berge der Aravallikette erheben sich rötlich vor dem Horizont. Wir erblicken trockene Felsengebiete, einige Seen und kleine Wasserläufe, die von Wäldern gesäumt werden. Exotisch gewundene Bäume ziehen unsere Blicke auf sich. Mitten im Park trohnt auf einem Felsen hoch oben die Festung Ranthambhore.
Der Eingang sieht aus, als ob man in die Dschungelbuchkulisse aus Kiplings Roman fahren würde und gleich nach der Einfahrt streifen Pfauen durchs Gebüsch, das Nationaltier der Inder. Affen hängen so nah neben dem Jeep, daß wir Respekt haben. Wenig später sehen wir die ersten Axishirsche, die uns eher an Rehe erinnern, nur daß sie im Gegensatz zu diesen weiße Punkte haben. Auch die großen Sambarhirsche lassen nicht lange auf sich warten. Diese Tiere können die stattliche Schulterhöhe von 1,60 Meter erreichen. Die Männchen dieser Hirsche stoßen mehrmals Warnrufe vor Tigern aus und wir werden unruhig. 
Aber leider: am Vormittag haben wir Pech. Wir hoffen auf die zweite Pirschfahrt am frühen Nachmittag. 
Nach dem Mittagessen wagen wir uns nochmal auf die Jeeps, es ist eine elende Schaukelei, man wird durchgeschüttelt wie Wäsche im Schleudergang, aber was würden wir nicht alles tun, um einmal einen Tiger zu erblicken. 
Voller Hoffnung starten wir also zur zweiten Safari und nehmen diesmal eine andere Route. Schon am Eingang werden wir von den Affen regelrecht überfallen, sie springen auf den Jeep und sind zum Greifen nah. Noch ein Stück weiter sehen wir wieder Axis- und Sambarhirsche und an einem großen See liegen die ersten Krokodile.
Zwei Schakale laufen durchs Unterholz und schon ist es so weit: EIN TIGER. Um genauer zu sein: EINE TIGERDAME. Sie läuft am Flußbett entlang und läßt sich durch uns überhaupt nicht stören. Sie legt sich auf einen Stein und wir haben den Traumblick auf dieses majestätische Tier. Alle Gäste sind hellauf begeistert.
Während der Rückfahrt dürfen wir dann noch einen Schakal beim Fressen beobachten und die Sambarhirsche stehen mitten im See, ein fantastischer Anblick im Sonnenuntergang.
Wir müssen Abschied nehmen. Es war ein wirklich gelungener Tag. Im Hotel angekommen genießen wir die heiße Dusche und treffen uns zum Candle Light Dinner, was das Hotel für uns heut draußén im Garten vorbereitet hat. Diesen Tag werden wir niiiiieeeeeee vergessen. 
Wir können noch gar nicht an Fatepur Sikri denken ...

7. Tag – Fatepur Sikri und Weiterfahrt nach Agra


Heute Morgen sind alle immer noch ganz beglückt von dem Gefühl einmal einen frei lebenden Tiger zu Gesicht bekommen zu haben, aber wir machen eine Rundreise und müssen das schöne Hotel nach dem Frühstück schon wieder verlassen. 
Wir faren auf holprigen Pisten raus aus dem Nationalparkgebiet. An uns ziehen Weizen- und Hirsefelder vorbei. Am Straßenrand erblicken wir viele Pilgergruppen und in einer ROLLT sogar ein Mann bis zu dem heiligen Ort seiner Wahl die ganze Zeit!
Etwa 150 km vor Agra, unserem heutgien Ziel, wechseln wir auf die Bundesstraße und es geht flotter voran. Bevor wir allerdings im Bundestaat Uttar Pradesch ankommen, machen wir noch eine Pause in Fatepur Sikri. 
In der "Stadt des Sieges" gibt es filigrane Sandsteinpaläste, erbaut vom Großmogul Akhbar im Jahre 1571. Diese karminroten Paläste ragen verlassen aus der kargen Ebene auf und müssen zur Zeit der Erbauung wie ein Märchenschloß in der umliegenden Wüste gewirkt haben. Prächtig sind die Fenster mit vielen zierlichen Steinmetzarbeiten gefertigt, die vielen Höfe, Harems- und Herrschaftsgebäude mit persischen Kuppeln. Einige kennen vielleicht den schwülstigen, bildgewaltigen indischen Film Jodha Akbar, der gern zur Weihnachtszeit im deutschen Fernsehen läuft. Dieser Film handelt vom Leben genau dieses Moguls, der als erster muslimischer Herrscher eine Hindufrau ehelichte. 
Einstmals waren die Wände mit Bildern bemalt und an den Fenstern hingen mit Wasser befeuchtete Stoff-Vorhänge zur Kühlung der Räume, heut wirkt die Anlage eher unwirklich und verlassen wie eine Geisterstadt.  
Nach unserer Besichtigung geht es weiter nach Agra. Diese Stadt mit ihren eineinhalb Millionen Einwohnern ist für indische Verhältnisse eher klein, der Verkehr ist allerdings stockender als in den größeren Städten. Trotz allem verzagen wir nicht, wollen wir doch einen ersten Blick auf das Taj Mahal, dieses mystische Gebäude Indiens werfen, was sicher jeder kennt, auch wenn er sonst noch nie etwas von Indien gehört hat. 
Auf der dem Taj Mahal gegenüber liegenden Seite am Yamunafluß liegt die Methab Bagh Gartenanlage. Von dort hat man einen magischen Blick auf das Taj Mahal ganz ohne Menschenmassen und Gedränge. Wir schaffen es trotz Stau noch vor dem Sonnenuntergang dorthin und schöne Erinnerungsfotos entstehen. 
Danach sind wir geschafft, müde und überfordert von all den Anblicken, Geräuschen, dem Straßenlärm, den aufdringlichen Händlern und fallen erschöpft in unsere Betten. 
Morgen warten die offizielle Taj Mahal Besichtigung und das Rote Fort auf uns ...

8. Tag – Das Taj Mahal, Symbol der Liebe und Weiterfahrt nach Delhi


Bereits um acht Uhr morgens haben wir unseren Besichtigungstermin am Taj Mahal, obendrein schmeichelt um diese Zeit das Licht und der Hauptstrom der Besucher ist noch nicht da.
Wohl kaum ein anderes Bauwerk verkörpert für Gäste aus aller Welt so sehr Indien wie die in den Jahren 1631 bis 1648 errichtete "Krone des Palastes", was Taj Mahal übersetzt bedeutet. Mogulkaiser Shah Jahan ließ diesen Bau zum Gedenken an seine bei der Geburt des 13. Kindes verstorbene Liebe Mumtaz Mahal errichten. 20.000 Handwerker aus allen Teilen Süd- und Zentralasiens waren am Bau beteiligt, die Materialien wurden mühevoll mit über 1.000 Elefanten herangeschafft. Verwendet wurden Ziegelsteine, die innen und außen mit Marmor überzogen wurden. Vor allem im Innenraum des Grabmals kann der Besucher bis heute die hervorragende Handwerkskunst der damaligen Intarsienkünstler bewundern: Jaspis aus dem Punjab, Achat aus dem Jemen, Kristall aus China, Lapislazuli und Saphire aus Ceylon und Korallen aus Arabien überziehen die Wände mit floralen Ornamenten. Rechts und links wird der weiße Bau von zwei Gebäuden eingerahmt, die aus rotem Sandstein mit Verzierungen aus weißem Marmor geschaffen wurden. Das westliche davon zeigt in Richtung Mekka und war eine Moschee und das im Osten liegende wurde früher als Gästehaus genutzt.
Keine Frage: mit diesem Gebäude verbinden die meisten ausländischen Besucher Indien wie mit keinem anderen Ort hier. Obwohl das Taj Mahal "nur" ein Grabmal und kein üppig ausgestatteter Palast ist, zieht es im Jahr mehr als 10 Millionen Besucher in seinen Bann. Es zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und ist nach dem Angkor Wat in Kambodscha Besuchermagnet Nummer zwei auf der Liste der meist besuchten UNESCO- Attraktionen weltweit. Als in Lissabon 2007 die neuen sieben Weltwunder gewählt wurden, nahm man das Taj Mahal mit auf, und seitdem ist es für viele Menschen das Symbol Indiens schlechthin.
Nach diesem beeindruckenden Besuch fahren wir zum unweit gelegenen Roten Fort. 
Diese halbmondförmig angelegte Palastanlage, die von bis zu 21 Meter hohen Mauern umgeben wird, besteht aus Ziegelsteinen und wurde mit roten Sandsteinplatten verkleidet. Dieser gigantische Bau wurde 1565 unter Mogul Akbar dem Großen begonnen, der die damalige Hauptstadt aus Delhi hierher nach Agra verlegen ließ. Shah Jahan, der Erbauer des Taj Mahal, ließ Innenbauten aus weißem Marmor mit Verzierungen aus Glas und Halbedelsteinen einbauen. Leider wurden alle Intarsien von den englischen Kolonialherren entfernt und geraubt und nur an wenigen Stellen, die langsam liebevoll saniert werden, kann man die einstige Pracht dieser Anlage erahnen.
Ein toller Nebeneffekt sind die handzahmen Streifenhörnchen, man nimmt ein paar Kekskrümel in die Hand und schon kommen die Hörnchen angelaufen und fressen aus unseren Händen. Das müssen wir natürlich fotografieren. Zum Mittag laben wir uns an Samosas (mit Gemüse gefüllten Teigtaschen) und Masalachai (indischem Gewürztee). 
Für uns ist es Zeit, in die Hauptstadt zurückzukehren, wir werden noch eine Nacht in Delhi verbringen und morgen nach Varanasi, der berühmten Stadt am Ganges fliegen ...

9. Tag – Flug nach Varanasi zum Ganges und Gebetszeremonie

Wir verlassen die Hauptstadt und fliegen nach Varanasi, einer der sagenumwobensten und ältesten Städte Indiens. Die Geschichte dieser Stadt reicht bis ins elfte Jahrhundert vor Chr. zurück und sie ist die spirituelle Hauptstadt Indiens. Für viele gläubige Hindus ist es der größte Wunsch im Leben, einmal im Leben hierher zu kommen und in den Fluten der heiligen Mutter Ganga, wie der Fluß in Hindi heißt, zu baden. 
Noch ein anderer Grund führt die vielen Gläubigen hierher: Die Einäscherung dem Tode naher Familienangehöriger. Die ganze Familie wird den Angehörigen zu einem der Ghats am Ganges in der Altstadt Varanasis begleiten, hier trinkt dieser etwas Wasser aus dem Fluß. Zwischen dem Hinunterschlucken wird immer wieder der Name des Gottes wiederholt, damit seine Seele Frieden erlange. Nach dem Tod wird die Leiche gewaschen, neu bekleidet und zusammen mit vielen roten Blumen in ein weißes Tuch gewickelt. Aus Bambusstöcken baut man eine Bahre, was traditionellerweise die Männer der Familie machen. Der Körper wird anschließend zum Fluß getragen, wo schon das Holz für die Verbrennung aufgeschichtet ist. In der Regel entzündet der älteste Sohn des Toten den Stapel. Während der Verbrennung singt ein Hindupriester Mantras und betet somit für die Seele des Toten. Der Sohn umrundet den Holzstapel mit dem brennenden Körper mehrere Male. Im Anschluß daran nehmen die Familienangehörigen ein Bad im heiligen Fluß und fahren nach Hause zurück. Nicht selten nehmen sie dabei die Asche in einem kleinen Metallgefäß mit und verstreuen sie in einem heiligen Fluß in der Nähe des Wohnortes.
Wir sind fasziniert von Devs Ausführungen und wollen nun unbedingt selbst miterleben, wie das Leben am Flußufer spielt. Mit einer Elektro-Rikshah fahren wir in die Altstadt. Das letzte Stück zum Fluß müssen wir laufen und geraten wortwörtlich in einen Strom. Einen Bürgersteig gibt es nicht, auf dem unebenen Weg, der gleichzeitig die Straße ist, gibt es lockere große Steine und es tummeln sich unzählige indische Besucher, Pilger, Kühe, Hunde, Affen und Straßenhändler. Durch diese ohnehin schon zähe Masse quetschen sich noch Motorräder, Fahrräder und Mopeds. Damit letztere auch ja nicht etwa überhört oder übersehen werden, veranstalten sie gemeinsam ein ohrenbetäubendes Hupkonzert. Wir erreichen erleichtert eine verkehrsfreie Fläche am Flußufer, insgesamt gibt es 84 dieser sogenannten Ghats, und sind erstmal hoffnungslos überfordert von den Eindrücken, die auf uns einprasselten. Aber unser Dev hat mit Hilfe von Volker Plätze auf einer der Terrassen am Hauptghat organisiert und so können wir ungestört vom immer mehr werdenden Besucherstrom die Gebetszeremonie am Abend von oben beobachten. 
Sieben Priester beten am Ufer in einem Meer aus Blumen, schwenken Feuer und Unmengen an Räucherstäbchen, unzählige gläubige Hindus schauen zu und beten gemeinsam mit. Ein Sänger begleitet alles mit seiner Musik. Der Magie dieser Szene kann sich wohl kaum jemand entziehen. 
Auf dem Rückweg ins Hotel müssen wir wieder in den Strom aus Mensch, Tier und Vehikel, kein Bus würde hier durchpassen. Als wir den Rikshahparkplatz erreichen, schwirrt uns der Kopf und als wir im Hotel ankommen, sind wir völlig ermattet von all diesen Eindrücken, Farben, Geräuschen, Gerüchen und Menschen. Dieses Erlebnis war ein Angriff auf all unsere Sinne!
Morgen früh werden wir uns die ganze Szenerie nochmal vom Fluß aus ansehen, aber jetzt müssen wir unbedingt ausruhen! ...

10. Tag – Fahrt auf dem Ganges und Flug nach Khajuraho


Die Nacht ist kurz, wir starten bereits halb sechs. Vor dem Sonnenaufgang wollen wir auf dem Boot sein. Was uns am Abend wie ein Meer aus nahezu unerträglichem Lärm und Massen von Menschen vorkam, ist zu der frühen Stunde eine ruhige Gasse, einige wenige Hindus gehen zum morgendlichen Bad, der Verkehr hält sich in Grenzen. 
Im Boot gleiten wir auf den heiligen Fluten an der Kulisse von Varanasi vorbei, sehen einige der Ghats, schauen den Menschen bei ihren rituellen Waschungen und Gebeten zu. Wir erblicken eine Gruppe Priester-Schüler, die ihre Zeremonie am Ufer abhält und auch für die ganz irdischen Freuden ist gesorgt. Boote mit Souvenirs  holen uns mehrmals ein und bieten uns ihre Waren feil. Shopping on water - sozusagen.
Alle Gäste sind wie gebannt, die Sonne geht über dem Wasser glutrot auf und wir machen es wie die Hindus. Wir lassen die kleinen Blumenkränze mit Minikerzen auf den Ganges als Opfergaben auf das Wasser hinaus und wünschen uns etwas. Vielen Dank an Anika für die Gabe, dieser Moment wird uns lange im Gedächtnis bleiben. 
Nach einer Stunde Fahrt steigen wir am Verbrennungsghat aus und laufen noch ein Stück durch die engen verwinkelten Gassen der Altstadt. Etliche historische Tempel ragen auf aus einem Meer an Häusern, verworrene Stromleitungen und Strommasten sind neben jedes Haus gequetscht, dazwischen immer wieder Hunde, Kühe, Affen und unzählige kleine Straßenlädchen. Eine wirklich fremde Welt für unsere europäischen Augen. 
Es wird Zeit, zu frühstücken, denn mittags fliegen wir bereits weiter nach Kajuraho. 
Nach nur 45 Minuten Flug erwartet uns eine ganz neue Facette des riesigen Landes. Khajuraho liegt im Bundesstaat Madja Pradesh und hat nur 25.000 Einwohner. Im Vergleich zu den riesigen Millionenstädten, die wir bisher besucht haben, erscheint uns diese Kleinstadt wie ein verschlafenes Dorf. Es ist sehr grün hier, die Straße zum Hotel wird von unzähligen Bäumen gesäumt, unsere Hotelanlage wird von einem riesigen Garten mit sehr gepflegten Grünanlagen umgeben. Vögel zwitschern, Gemüse wächst gleich hinter unseren Zimmern. Im Hof des Hotels lockt der Pool. Paradiesische Urlaubszustände sozusagen. 
Unser Ziel ist der Besuch der Tempelanlage unweit unseres Hotels, die von den Herrschern der Chandella-Dynastie zwischen 950 und 1120 errichtet wurde. Die Anlage umfaßt eine Gruppe von etwa 20 Tempeln. Nach dem Niedergang der Dynastie, etwa im 12. Jahrhundert, blieben die Tempel nahezu ungenutzt und wurden im Laufe der Jahrhunderte von der Vegetation überwuchert. Da die Anlage jenseits aller politisch, militärisch und wirtschaftlich wichtigen Routen lag, blieb sie auch in der Zeit der islamischen Eroberungen unbeachtet und wurde von Zerstörungen verschont. Erst im 19. Jahrhundert waren es die Engländer, die diese Tempel mitten im Grün des Busches wieder entdeckten und mit Beginn des 20. Jahrhunderts begann man mit den umfangreichen Restaurierungsarbeiten. Heute zählt die Anlage zum UNESCO Weltkulturerbe und es ist ein Genuß, nach dem geräuschüberfluteten Gewaltmarsch in Varanasi fast unbehelligt von Verkehr und Händlern durch das Gartenparadies mit den malerisch schönen und mit Skulpturen überzogenen Tempeln zu spazieren. 
Die meisten dieser Tempel sind hinduistischen Hauptgöttern geweiht, einige jedoch sind Jaintempel. Fast alle dieser Bauten sind gen Osten ausgerichtet, so daß die aufgehende Sonne das Innere erleuchtet und einstmals tanzten auf Podesten im Inneren Tempeltänzerinnen. Jeder dieser Tempel ist mit beeindruckenden Figuren überzogen, viele davon sind höchst erotische Darstellung von vollbusigen halbnackten Damen und Liebespärchen in allen erdenklichen Positionen. Wir spazieren durch die Anlage und genießen die Ruhe unter schattigen Bäumen bei kühlen Getränken. 
An diesem schönen Ort könnten wir uns durchaus eine mehrtägige Pause vorstellen, aber morgen vormittag müssen wir zum Bandhavgarh-Nationalpark aufbrechen ...

11. Tag – Naturerlebnisse im Bandhavgarh–Nationalpark


Wir dürfen heute einmal so richtig ausschlafen, da wir erst halb zwölf starten werden. Das gefällt uns in dieser schönen Hotelanlage natürlich ausnehmend gut, so können wir im Garten spazieren gehen, ausgiebig frühstücken und einfach mal nichts tun. 
Kurz nachdem wir losgefahren sind, finden wir uns auch schon in einem Waldgebiet wieder. Madhya Pradesch ist viel grüner als Rajasthan und so genießen wir die sechsstündige Fahrt und passieren grüne Getreide- und Rapsfelder, sehen bunte Lehmhütten, Kuhherden und Bauern, die unglaubliche Lasten auf den Köpfen balancieren. Eine sehr friedliche Szenerie. 
Bei einer Pause halten wir an einem Künstlercafé, wo alle Einrichtungsgegenstände aus alten Bahnhöfen stammen und durch upcycling stylisch zu einer faszinierenden Einrichtung umgestaltet wurden. Wir setzen uns vor ein traditionelles bäuerliches Lehmhaus, bewundern die Tische, die aus alten Eisenbahnrädern zusammengeschweißt wurden und trinken den berühmten Masalachai, einen Tee mit vielen Gewürzen. Ein Regenguß geht hernieder, wir genießen die Frische und fahren weiter. 
Am frühen Abend erreichen wir unsere Lodge im Bandhavgarh Nationalpark und finden uns in einer Umgebung wieder, die mitten im südlichen Afrika sein könnte. Üppige Vegetation, Affen, Bananenstauden, Papayabäumchen und einzeln stehende Lodgehütten. Im Garten der Unterkunft blühen Sonnenblumen, Grillen zirpen und Vögel tirilieren. Die Affen hängen in den Bäumen an der Rezeption und scheinen uns begrüßen zu wollen. Wir fühlen uns auf Anhieb wohl, trinken erstmal einen Kaffee und wenig später gibt es Abendessen in Dschungelszenerie. Am Lagerfeuer schauen wir uns eine Dokumentation über den Nationalpark an und unsere Spannung auf Tigerbeobachtungen steigt und steigt. 
Jetzt essen wir aber erstmal und gehen gleich danach zu Bett, es wird morgen sehr früh losgehen ...

12. Tag – Jeep–Safari im Bandhavgarh–Nationalpark


Der Bandhavgarh-Nationalpark umfaßt eine Fläche von 480 Quadratkilometern und liegt etwa 300 km südlich von Khajuraho in den Vindhya-Bergen. Das hügelige Gelände wird von einem Plateau beherrscht, auf dem einstmals das Fort der Maharajas throhnte. Die charakteristische Landschaft sind wildreiche Grasgebiete, die einst aus Sümpfen hervorgegangen sind. In diesem Park leben etwa 50 Tiger und wir fahren bereits halb sechs mit den Jeeps los. 
Dieser Park ist nicht so stark frequentiert wie der in Ranthambhore und wir haben die Autos diesmal für uns ganz allein. Voller Hoffnung starten wir und werden nicht enttäuscht. Nach nicht mal einer halben Stunde kreuzt eine Tigermutter mit ihren vier fast erwachsenen Kindern den Weg genau vor unserem Auto und läßt sich unweit im Gras nieder. Wir können die jungen Tiger beim Necken und Spielen beobachten und allen schlägt das Herz bis zum Hals vor Aufregung. So was sieht man sicher nur einmal im Leben, wir genießen jeden Augenblick.
Nachdem unzählige Bilder geschossen wurden, widmen wir uns weiteren Tierbeobachtungen und sehen Sambar- und Axishirsche, Gaur-Rinder, Schlangenweihen, bunte Schmetterlinge, Hinduracken und Eisvögel. 
Unsere Frühstückspause auf der Motorhaube des Jeeps könnte uriger nicht sein. Am Mittag gehts zurück in unser gemütliches Camp und dort genießen wir einen freien Nachmittag in der üppig bewachsenen Anlage. 
Morgen ist eine weitere Pirschfahrt geplant und wir sind schon sehr gespannt ...

13. Tag – Fahrt durch Indiens Zentrum nach Kanha


Wieder geht es vor dem Sonnenaufgang los mit einer wilden Fahrt durch den Park und wir haben erneut Glück. Eine Weile dauert es, zuerst hört man nur die Warnrufe der Affen und Sambarhirsche, die immer darauf hindeuten, daß ein Tiger nah und in Bewegung ist. Und nach etwa zwei Stunden Fahrt kreuzt ein Weibchen direkt vor unserem Jeep den Weg und ist sehr gut zu beobachten und zu fotografieren. 
Beim Frühstück hatten wir einige Bananen übrig, die können wir jetzt gut gebrauchen, denn vor uns steht ein Parkwächter mit seinem Elefanten und der freut sich sehr, als er mit seinem Rüssel das Obst aus unseren Händen erhascht hat. Zum Abschluß dieser tollen Safari fahren wir hoch auf das Plateau, wo einst das Maharajafort stand, von dem heute nur noch Ruinen erhalten sind. Dort sehen wir mittem im Dschungel eine riesige liegende Vishnustatue aus dem 10. Jahrhundert. Ein magischer Moment für uns. Heute noch pilgern viele gläubige Hindus einmal im Jahr hier hinauf.
Schon ist es Mittag geworden und nach einem Mahl in der wunderschönen Lodge gehts erneut weiter zum nächsten Nationalpark, diessmal nach Kanha. Die Strecke von etwa 280 km dauert bei indischen Straßenverhältnissen etwa sieben Stunden. Wir fahren an unzähligen Bauernhöfen und Reisfeldern vorbei. Viele der Häuser sind in leuchtendem Türkis gestrichen, das soll die Mücken abhalten. Madya Pradesch ist eines der ärmeren Bundesländer Indiens, es gibt wenig Industrie und kaum große Städte. 
In den seltenen größeren Ansiedlungen müssen wir Schrittempo fahren, da so viele Menschen auf der Straße sind, daß unser großer Bus kaum durchkommt. Dabei sehen wir schon die Vorbereitungen für das Holi-Fest (das Fest der Farben). Überall gibt es Stände mit grellpinkem, sonnengelbem und quietschgrünem Pulver. Holi ist ein Frühlingsfest in ganz Indien, welches auf alte hinduistische Überlieferungen zurückgeht und am ersten Vollmondtag des Monats Phalgun des indischen Kalenders gefeiert wird. Es ist eines der ausgelassensten Feste Indiens, an diesem Tag scheinen alle sonst so präsenten gesellschaftlichen Schranken durch Kaste, Geschlecht, Alter und gesellschaftliche Stellung aufgehoben. Gemeinsam feiert man ausgelassen, und ausländische Gäste sind gut beraten, an diesem Tag sehr alte Kleidung zu tragen, denn nach dem Fest wird sie grellbunt verfärbt sein und bleiben :-)
Wir erreichen am Abend unsere Lodge am Südende des Kanha Nationalparks und fühlen uns bereits beim letzten Wegstück wie in Kiplings Dschungelbuch versetzt. Keine Straßenbeleuchtung mehr weit und breit, im Wald sind die ersten Axishirsche in Licht unserer Scheinwerfer zu sehen, ein Gaur-Rind steht im Straßengraben, wir fahren auf unbefestigten Feldwegen und wollen gar nicht glauben, daß am Ende dieser Piste ins Nichts noch eine Lodge sein soll. Aber endlich ist Licht am Ende des Tunnels zu sehen, in der Lodge angekommen, serviert man uns sofort das Abendessen und schnell sind alle Gäste in ihren Hütten verschwunden, da es wieder vor dem Sonnenaufgang losgehen wird. 
Morgen erwarten uns wieder zwei spannende Safaris auf ...

14. Tag – Safari im Kanha–Nationalpark

Erneut um halb sechs fahren wir zum Parkeingang.
Der Kanha-Nationalpark liegt südöstlich des Satpuragebirges in Zentralindien und ist der bekannteste Nationalpark des Landes. Diesen Ruhm verdankt er vor allem dem 1894 erschienenen Roman "Das Dschungelbuch" von Rudyard Kipling. Der Autor wurde in Bombay geboren und einige Besuche der Region des heutigen Nationalparkes inspirierten ihn zu  seinem weltbekannten Roman. 
1955 wurde der heutige Nationalpark gegründet und mittlerweile umfaßt er eine riesige Fläche von 940 km², mit Pufferzonen um die 1.000 km². Bereits seit 1865 existierten in diesem Gebiet mehrere Waldschutzgebiete, in denen aber auch das Sammeln von Feuerholz erlaubt war,  ebenfalls die Jagd auf Wildschweine und die Nutzung der Grasflächen als Viehweide. 1933 erklärte man 252 km² zum kompletten Schutzgebiet und 1935 gliederte man nochmals 500 km² an, seitdem ist jegliche Jagd auf die im Park lebenden Wildtiere verboten. 1955 wurde der Park dann letztmalig von der Regierung vergrößert und erhielt den Status des Nationalparks.
Wir sehen immer wieder, daß die landwirtschaftlichen Flächen direkt an die Nationalparks heran reichen und auch unzählige Kühe dort weiden. Es wundert uns und wir fragen, ob die Tiger das nicht als leichte Beutequelle nutzen. Die Parkranger erklären uns, daß jeder Bauer, dem eine Kuh durch einen Tigerangriff abhanden kommt, vom Staat eine Ausgleichszahlung bekommt, damit er das Tier ersetzen kann. So schützt man den Park vor Wilderei. 
Auch heute sehen wir die wunderschönen Bengaltiger aus nächster Nähe, sie kreuzen mehrmals genau auf den Pisten auf und lassen sich überhaupt nicht durch unsere Anwesenheit stören. Sie schreiten stolz und gemächlich durch das Gras und wir können erneut tolle Fotos machen.
Von Ferne sehen wir auch einige, der nur hier vorkommenden Barasinghahirsche. 
Dieser Park erinnert uns am meisten an die heimischen Wälder in Europa, am Morgen ziehen dicke Nebelschwaden über ausladende Wiesen, auf dem Boden liegt viel trockenes Laub, wie im Herbst in Deutschland. Wir genießen die Stille im Wald, die Spannung, wenn wieder ein Tiger naht und bleiben bis Mittag. 
Als wir wieder in die Lodge kommen regnet es kräftig. Da haben wir nochmal Glück gehabt!
Am Nachmittag wollen wir unsere letzte Pirschfahrt machen. Leider sagt der Wetterbericht nochmals Regen voraus und nicht alle Gäste trauen dem aktuellen friedlichen Sonnenschein. So fährt nur die Hälfte der Gruppe auf diese letzte Safari und kann sich ganz auf die kleinere Tier- und Vogelwelt konzentrieren, da kein Tiger mehr gesichtet wird. 
Morgen werden wir in die größte Stadt Indiens fliegen: nach Bombay. 
Wir sind gespannt, ob wir uns nach so viel Ruhe im Wald wieder einer Großstadt anpassen können ...

15. Tag – Flug nach Mumbai, wie Bombay in der Landessprache heißt


Mittlerweile haben wir uns an den Rhythmus gewöhnt, jeden Morgen vor dem Sonnenaufgang auf Tigerpirsch zu gehen und verlassen etwas wehmütig den Nationalpark Kanha. Zu schön war die Natur hier und wir haben die Ausfahrten in den Park sehr genossen. 
Die Fahrt nach Nagpur zum Flughafen dauert etwa sieben Stunden und das größte Stück des Weges führt uns über holprige Landstraßen vorbei an den Feldern und Dörfern von Madya Pradesch. Wir lassen ein letztes Mal die Kühe und Hunde auf den Straßen an uns vorbeiziehen, beobachten wilde Lkw-Überholmanöver, sehen die Menschen am Straßenrand bei ihren alltäglichen Verrichtungen und erreichen am Nachmittag Naghpur im Bundesstaat Maharashtra. Diese Stadt mit ihren etwa 800.000 Einwohnern ist touristisch nicht interessant; also steuern wir direkt den Flughafen an. In etwas mehr als einer Flugstunde erreichen wir Bombay, die letzte Station unserer Reise. 
Hier begegnet uns Indien wieder von einer ganz anderen Seite. Bei der Fahrt vom Flughafen zum Hotel sehen wir Bürgersteige überall, ein bisher in anderen Städten ungesehenes Phänomen. Die Strandpromenade an der Arabischen See ist voller Menschen. In dieser 21 Millionen Einwohner zählenden größten Stadt des Landes gibt man sich westlich und supermodern. Alle reichen Inder, die Stars und Sternchen der Bollywoodfilme und die Reichsten der Reichen haben hier einen Wohnsitz, ein Hubschrauberlandeplatz ist für diese Luxushäuser eine Selbstverständlichkeit. 
Nirgendwo sonst prallen bittere Armut, wie in den Slums nahe des Flughafens und ostentativer Reichtum so unmittelbar aufeinander wie in dieser Stadt. Die unzähligen Gebäude im britischen Stil aus der Kolonialzeit prägen das Stadtbild noch immer, wir sehen etliche Kirchen und sind gespannt auf unseren letzten Tag in der Megacity ...

16. Tag – Wir entdecken Bombay


Nach einem exzellenten Frühstück, bei dem wir Dinge beim Büffet entdecken, die wir 14 Tage nicht zu Gesicht bekommen haben, wie beispielsweise Schnittkäsevarianten, Cappuchino, gute Marmelade und Croissants, stürzen wir uns in unser letztes Abenteuer - der Entdeckung der größten indischen Stadt. 
Nach wenigen Fahrminuten erreichen wir das Gateway of India, einen monumentalen Triumphbogen, der an den Besuch von König George den V. und Königin Mary erinnert und das Wahrzeichen ganz Indiens ist. Wir machen einen Fotostop und weiter gehts zum großen Bahnhof Bombays, der im viktorianischen Stil vollkommen erhalten geblieben ist. Der Chhatrapati Shivaji Terminus, wie das beeindruckende Gebäude jetzt heißt, zählt zum UNESCO Weltkulturerbe. Diesen Bahnhof passieren täglich mehr als 1.000 Züge und etwa drei Millionen Menschen nutzen den Schienenverkehr. 
Uns fällt während unserer Stadtrundfahrt auf, daß Bombay eine interessante Mischung von alten Bauten, vor allem im Stil des Historismus einerseits, und hypermodernen Hochhäusern andererseits ist. Dazwischen gibt es unzählige Slums, Hütten mit Wellblechdächern - auch sie gehören zu Bombay.
Unser nächster Programmpunkt ist die Besichtigung des Dhobi Ghat, der größten Freiluftwäscherei auf der Welt. In diesem Waschsalon unter freiem Himmel arbeiten Tag für Tag etwa 800 Wäscher. Hier werden Hemden, Handtücher, Bettlaken, Kopfkissen, Unterwäsche, Uniformen und Krankenhauswäsche mit bloßen Händen gewaschen und nach Farben sortiert aufgehängt. Unvorstellbar für europäische Augen. Die Männer, denn nur diese waschen hier, stehen nur mit Unterhemd und Short bekleidet im taubengrauen Wasser eines kleinen Beckens aus Beton. Die Wäsche wird zuerst eingeweicht, dann mit Seife und Bürste kräftig geschrubbt, wieder eingeweicht und gespült und im Anschluß daran zum Trocknen auf einen erhöhten Stein geschlagen, so lange, bis der Stoff fast trocken ist. Danach wird alles nach Farben und Wäschesorte sortiert und zum Trocknen aufgehängt. Gute und erfahrene Wäscher schaffen am Tag bis zu 100 Wäschestücke und verdienen damit im Monat gerade umgerechnet 140 EUR, sie arbeiten dafür täglich von 8 - 19 Uhr! 
Gerade wird einer der 700 jährlich produzierten Bollywoodstreifen hier gedreht, wir sehen die Kamerateams herumwuseln und die unzähligen Leinen mit den sortierten Wäschestücken von einer Terrasse aus und können es einfach nicht fassen.
Danach bummeln wir durch zwei der herrlichen Gartenanlagen der Stadt, hier blüht der Frangipani, Mangobäume setzen gerade die ersten kleinen grünen Mangos an, die im Mai reif sein werden und ein Jackfruitbaum hat schon etliche melonengroße stachelige Früchte. Der laue Wind bläst uns um die Ohren und nach einem Spaziergang in den Anlagen fahren wir zu unserem letzten Besichtigungspunkt: dem Mani Bhavan.
In diesem alten Holzhaus lebte von 1917 bis 1934 Mahatma Gandi und von hier aus startete er seine politischen Aktivitäten, die letztendlich zur Unabhängikeit Indiens von Großbritannien und zur Staatsgründung führten. Sein Wohn- und Schlafzimmer sind originalgetreu und auf etlichen Fotos kann man die verschiedenen Stationen seines Lebens verfolgen.
Unser offizielles Programm ist damit zu Ende, die Gäste wünschen sich aber einen gebührenden Abschluß bei einer Bootsfahrt vom Gateway of India vorbei an der Hafenkulisse Bombays und Simone spendiert eine gemeinsame Bootsfahrt. Auf dem Holzboot werden uns erst die riesigen Ausmaße der Stadt klar, wir sehen die Militärmarine, dahinter den Kreuzfahrthafen und werfen einen letzten Blick auf das Gateway of India vom Wasser aus.
Der Abschied naht unerbittlich. Nach der Rückkehr zum Hotel genießen wir das außerordentlich leckere Hotelbüffet ein letztes Mal gemeinsam.  Mitten in der Nacht werden wir nach Deutschland zurückkehren und eine spannende Reise mit unglaublich vielen verschiedenen Eindrücken geht zu Ende ...

17. Tag – Heimreise


Mitten in der Nacht hebt unsere Lufthansamaschine pünktlich in Richtung München ab, zwei Gäste werden eine Stunde später in Richtung Frankfurt fliegen. Glücklicherweise ist der Flieger gerade halb voll und mit mehr Platz schläft man bekanntlich besser :-) Überpünktlich landen wir am frühen Morgen in Deutschland und müssen uns hier voneinander trennen. 
Was haben wir in dieser Zeit nicht alles gemeinsam erlebt: Kulturhistorisch einmalige Maharajapaläste, das unbeschreiblich schöne Taj Mahal, Tempelanlagen mit erotischen Skulpturen, die herrliche Natur Zentralindiens mit ihren majestätischen Bengaltigern. Indien ist ein Land der krassen Gegensätze und so haben wir gleichzeitig Armut gesehen, einfache Bauernhütten, auf holprigen Pisten bekamen wir etliche blaue Flecken und das Essen blieb für die Gästen gewöhnungsbedürftig. Aber all diese Facetten gehören zu diesem riesigen faszinierenden Land mit seinen gelassenen freundlichen Bewohnern dazu und wir haben alles gesehen, was man in dieser kurzen Zeit sehen kann inklusive fast 100%iger Tigerquote :-)
Mir bleibt, mich bei Euch zu bedanken für Euer Durchhaltevermögen, wenn die Straße mal wieder schlecht war, das geduldige Ertragen der unterschiedlichsten Situationen, das immer wieder Neu-Einlassen auf hartnäckige Händler oder bettelnde Kinder. Ich hoffe sehr, daß ihr vor allem die schönen und positiven Erlebnisse in Erinnerung behalten werdet. Ich wünsche Euch weiterhin viel Reiselust und vor allem Gesundheit.
Ich möchte mich von Euch mit einem Zitat von Hermann Hesse aus seinem Roman "Siddhartha" verabschieden: 
„Wenn jemand sucht," sagte Siddhartha, „dann geschieht es leicht, dass sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, dass er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur immer an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Suchen heisst: ein Ziel haben. Finden aber heisst: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben. Du, Ehrwürdiger, bist vielleicht in der Tat ein Sucher, denn, deinem Ziel nachstrebend, siehst du manches nicht, was nah vor deinen Augen steht."
Eure Reisebegleiterin 
Simone
PS: Ich freu mich riesig, wenn Ihr mir ein paar Kommentare zu meinem Bericht hinterlaßt und freue mich noch mehr, wenn er Euch gefällt.

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