Reisebericht: Rundreise Indien – Mythos, Magie und Maharadschas

10.11. – 24.11.2010, 16 Tage Asien–Rundreise Indien: Delhi – Agra – Taj Mahal – Rotes Fort – Fatehpur Sikri – Jaipur – Pushkar – Udaipur – Ranakpur – Khejarla / Rajasthan – Jodhpur – Osian – Jaisalmer – Bikaner – Nawalgarh – Delhi


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Rajasthan ? Von Jaipur nach Jaisalmer auf den Spuren der Großmoguln 15-Tage-Reise nach Indien: Delhi, Taj-Mahal, Fatehpur Sikri, Jaipur, Udaipur, Ranakpur, Kejrehla, Jodhpur, Jaisalmer und Bikaner Indien, Land der Superlative, ist einfach anders
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Reisebericht

Vom 9. bis 24 November diesen Jahres konnten wir uns wieder einmal davon überzeugen, dass Indien für jeden etwas bereithält - wir, das waren dieses Mal 11 reisefreudige, auf die kommenden Herausforderungen eines phantastischen Landes gespannte und neugierige Gäste, die mich ins Herz des südasiatischen Subkontinents begleiteten.
Unsere "kürzere" Indien-Studien-Reise - vorwiegend ins Bundesland Rajasthan  - ist schon seit einigen Jahren fester Bestandteil des Eberhardt-Fernreise-Programms und gehört mit Sicherheit zum Beeindruckendsten und Vielfältigsten, was das "Richtig reisen! In die ganze Welt"-Portfolio zu bieten hat. Und jedes Mal, zum Abschluß meiner jährlichen Reisesaison, freue ich mich unbändig darauf, diese Reise als Studienreiseleiter zu führen. Kein Wunder, denn neben dem Vergnügen, eines der vielfältigsten und aufregendsten Reiseziele der Welt zu sehen, habe ich noch jedes Jahr die angenehme Begleitung durch ein Dutzend oder mehr toller Gäste - beigeisterungsbereit für eine ganz ANDERE WELT, die uns unsere Tour nahe bringen wird.
 
Steigen Sie also einfach mit ein in den "Flieger" der Lufthansa, der uns tausende Kilometer weit nach Südosten bringt, in eine andere Welt, die es zu entdecken, zu verstehen und - vor allem - mit allen Sinnen zu GENIESSEN gilt.
Vor ein paar Jahren war ich erstmals in Indien, allein unterwegs, um Reisen mit Gästen vorzubereiten und ich war begeistert und fasziniert und durchdrungen von dem Gefühl, all das, was ich erlebte, zu teilen und dazu beizutragen, anderen diese Welt zu vermitteln. Tatsächlich hat sich bis heute nichts an diesen Gefühlen geändert, nur das ich - trotz  allem, was fast jedesmal gleichartig auf mich einstürmt - ein schon fast heimatliches Gefühl habe, wenn ich das lärmende, hupende, diesige aberstets überaus faszinierende Delhi betrete.
Und auch das bleibt fast unverändert - wie bei meinem ersten Besuch brauche ich jedesmal ein paar Stunden, um mich wieder hineinzufinden in die bunt quirlende Welt des Subkontinents. Genauso ergeht es jedes Mal unseren Gästen, aber nach ein paar Stunden (manchmal sogar erst nach ein bis zwei Tagen"  haben wir gemeinsam das Erlebnis des "mittendrin-Seins" und neu Entdeckens der Vielfalt des Landes und seiner überaus freundlichen Menschen.
Wen also soll es verwundern, wenn ich bekenne, dass es mir riesengroßen Spaß macht, meinen Mitreisenden so viel wie möglich von Land und Leuten, Kultur und Tradition, von Mythos und Religion zu vermitteln.
 
Die Inder nennen den mitreisenden Reiseleiter aus Europa (zumindest, wenn er erkennen lässt,  dass er sich in Indien heimisch fühlt)  meist "Tschatscha". Das heißt soviel wie Onkel und soll eine Art Bindeglied zwischen den unterschiedlichen Welten sein -  zwar wird der Tschatscha nicht direkt als Einheimischer betrachtet, aber als eine Art Neu-Inder, der überall freundlich behandelt und wie ein Familienoberhaupt für "seine Reisefamilie", die er durch Indien begleitet, betrachtet wird. Da nimmt man sogar in Kauf, dass oft nicht die Reisegruppenmitglieder angesprochen werden, sondern im streng hierarchisch gegliederten Indien zuerst der Tschatscha für seine Gruppe sprechen muß. Das hat den Vorteil, dass man sich auch mal die aufdringlichsten Händler vom Leibe halten kann ... Aber ich greife vor!  
 
Erster Reisetag: Unsere Reisegruppe traf sich wie (fast) immer am Flughafen Dresden, nur eine Mitreisende stieß erst in München zu uns. Nach Bekanntmachen und Kaffeetrinken im "Chili"-Restaurant des Dresdner Flughafens checkten wir ein zum Flug nach München und begaben uns dort zum Abfluggate nach Indien. Im Nachtflug mit Lufthansa erreichten wir am nächsten Morgen Neu Delhi - wo der zweite Reisetag für eine doch recht müde Eberhardt-Gruppe begann...  
 
Der Flughafen ist neu, vieles war neu auch für mich, denn ich kannte bisher nur die alten Ankunftshallen bzw. das teilweise neue und damals noch teilweise provisorisch organisierte System im neuen Indira-Ghandi-Airport von Anfang 2010. Nunmehr ist der Flughafen höchst modern, ansprechend gestaltet und überaus gut organisiert.
Alle ankommenden Nicht-Inder müssen eine Einreisekarte ausfüllen - wir taten dies gemeinsam, da die zahlreichen Angaben in Hindi oder in Englisch erfolgen müssen. So dauerte es eine ganze Weile, bis wir zur Grenzkontrolle marschieren und uns unsere Einreisestempel abholen konnten,. Da begann schon das erste "Gewöhnungsbedürftige" - ungeachtet langer Schlangen vor "seinem" Schalter machte der eine oder andere indische Grenzbeamte plötzlich Pause, schloß seine Abfertigung und vertraute darauf, dass sich die davor Wartenden schon irgendwie in andere Schlangen einordnen würden. Das klappte dann zwar auch, kostete aber viel Zeit. Inzwischen war unser Fluggepäck schon durchgelaufen, Helfer hatten einen Teil vom Band genommen und so konnten wir das komplette Gepäck - in diesem Jahr ohne größere Beschädigungen - in Empfang nehmen und dann, nachdem wir noch Geld getauscht hatten, die Zollschranken passieren.
Dann aber trafen wir unseren Abholer, der zwar schon etwas besorgt wirkte ("They told me, all Lufthansa passengers were already gone") uns aber sehr erfreut als Vertreter unserer indischen Partneragentur  Scenic Journeys begrüßte. Wir fuhren sogleich ins "Ramada"-Hotel, mussten allerdings noch ein paar Minuten auf die Freigabe unserer Zimmer warten, bevor wir erst einmal ins Hotel einchecken und uns in den Zimmern etwas erfrischen konnten.
Nach einer Stunde Frischmachen fanden wir uns schon zur ersten Besichtigung zusammen. Gewiß, wir alle waren müde, konnte man doch auf dem etwas mehr als siebenstündigen Flug in der eng bestuhlten Lufthansa-Maschine nicht gerade gut schlafen, aber ein - ebenfalls nur kurzer und kaum wirklich reichender - Mittagsschlaf hätte uns gewiß den Tag und seine Besichtigungen in Delhi gekostet.
So trafen wir vor Beginn des Delhi-sightseeing zunächst unseren indischen Reiseleiter, Herrn Bharani Kumar. Ich kannte ihn schon und wusste um unsere gute Zusammenarbeit - nach mehreren gemeinsamen Indien-Reisen ist er für mich ein guter Freund und war schon mehrfach die  "gute Seele" unserer Reisen. Er ist stets fröhlich, spricht hervorragend Deutsch und ist einfach immer da, wenn man ihn braucht. Er achtet stets auf die Wünsche seiner Reisenden, organisiert alles, was an ihn herangetragen wird und bringt in idealer Weise die Menschen in Indien und SEIN Land den Gästen nahe.
Ein paar Sehenswürdigkeiten sind in Delhi ein Muß - auch wenn man in ein oder zwei Halbtagestouren nicht alles von Indiens Hauptstadt sehen kann.
Es ging mitten durch die Stadt und ihr unglaubliches Gewimmel. Die Menschenmassen, das Chaos an Rikschas, Motorrädern und ständig hupenden Autos, die beständig drängelnden Dreiradtaxis nehmen einem als Ersteindruck fast den Atem. Auch diesmal wieder entlockte das heillose Gewimmel unseren Eberhardt Reisegästen manch staunendes "oh Gott!" und "ach Du meine Güte". Definitiv braucht man ein paar Tage, um sich hier einzugewöhnen. Am ersten Tag ist es noch eine unglaubliche Herausforderung für alle Sinne: Eine Belastung für die Ohren, ein Farbenrausch für die Augen und eine völlig neue Erfahrung  für Geruchs- und Geschmackssinn - mit denen allen man ja ein solches Land erlebt. Und wie ich es eigentlich schon erwartet hatte - bereits am ersten Tag drang auch dieses Mal Indien wieder als "Reizüberflutung" auf uns  ein!
 
Der von uns gewählte Weg direkt ins belebte Muslim-Viertel von Alt Delhi war denn auch einer der "typischsten". Er führt  zu einem der bedeutendsten Bauwerke der Stadt - zur Djamaa Masdjid, der Freitagsmoschee. Bevor diese für das Mittagsgebet geschlossen wurde, wollten wir dort sein - und wir haben es geschafft! Nachdem der Bus sich seinen Weg durch die verstopften Straßen gebahnt hatte, stiegen wir aus und die Treppen zum wohl bedeutendsten islamischen Bauwerk Delhis empor. Gäste sind willkommen, müssen sich aber - wie bei fast jedem Sakralbauwerk in Indien - vor dem Betreten die Schuhe ausziehen. Also los - die in der Vorbesprechung empfohlenen Tempelsocken angezogen und hinein in den Hof der gewaltigen Moschee!
Unser Reiseleiter Bharani wartete sogleich mit interessanten Erläuterungen zum Aufbau der Moschee und einigen Besonderheiten des Islam auf, bevor es Freizeit zum Fotografieren gab. Bei der Besichtigung konnten wir auch das Allerheiligste sehen, die Koranwand, mit der dem heiligen Buch vorbehalten Nische sowie die Kanzel für die Freitagspredigt. Im Gegensatz zu den Moscheen in Europa, wo die Gebetswand sich nach Südosten richtet - denn der Gläubige betet gen Mekka gewandt, zum Allerheiligsten, der Kaaba - ist die Gebetswand der Freitagsmoschee in Delhi nach Westen gerichtet, denn von hier gesehen ist Mekka im Westen.
Nach der Rückkehr in unseren Bus besannen wir uns darauf, dass wir außer dem leichten Frühstücksimbiß im Flugzeug noch nichts gegessen hatten. Um einerseits den Hunger zu bekämpfen, andererseits aber noch nicht gleich am ersten Tag allen noch Indien-ungewohnten Besuchern eine schwierige Nahrungssuche im quirligen und komplett fremden Zentrum von Alt-Delhi zuzumuten, organisierten Bharani und ich ein paar Snacks, Bananen und Trinkwasser aus einem nahegelegenen Restaurant. So hatten wir den ersten Mittagsimbiß in Indien im klimatisierten Bus und konnten gleich auch etwas Landestypisches anbieten.
Apropos Bus - entgegen den sonstigen Erfahrungen war der Bus dieses Mal ein älteres, offensichtlich schon "abgewohntes" Modell mit kippenden Lehnen, einer extrem zugigen Klimaanlage und einigen nicht so guten Einrichtungen. Bharani und ich bemühten uns in der Folge um Austausch des Busses, der uns denn auch zugesagt wurde, allerdings  würde es noch zwei Tage dauern, da erst ein entsprechendes Gefährt organisiert werden müsse.
 
Vom Imbiß gestärkt setzten wir die Besichtigungstour bis zum Raj Ghat fort, der rituellen Verbrennungsstätte des Gründers der Indischen Union, Mahatma Ghandi. Der "Vater der Nation" genieß bis heute große Verehrung und auch wir zollen ihm bei jeder Reise unseren Respekt, wenn wir sein Ehrenmal besuchen.
Der nächste Besichtigungspunkt, das Grabmal des Humayun, ist Kulturgut und wichtiges Element der indischen Architektur: Der zweiter Mogulherrscher Indiens ließ ein Grabmal anlegen, das von Kennern als architektonischer Vorläufer des Taj Mahal betrachtet wird.
Zwar ist es nicht so bekannt wie der weiße Marmorbau in Agra, dennoch bedeutend für indische Geschichte und Baukunst. Das Bauwerk ist aus rotem, schwarzem und weißem Stein errichtet und vereint aufs gelungenste Elemente iranisch-islamischer Architektur und hinduistisch-vorislamischer Bauweise. Es gehört zu den ersten Bauten des einstmalsfast revolutionären sogenannten Mogul-Stils und gibt Stilelemente und den Kuppelbau vor, die auch beim Bau des Taj Mahal verwendet wurden.
Nach Besichtigung des  Humayun-Denkmals bewunderten wir noch die anderen Bauten im schönen archäologischen Park, in dem wir nebenbei bemerkt auch die possierlichern Streifenhörnchen und grüne Papageien vorfanden.
Das Abendessen in einem typischen Restaurant gab einen ersten Vorgeschmack auf die Besonderheiten und die schmackhafte Vielfalt der indischen Küche.
 
Unser dritter Reisetag begann mit dem Herausstellen der Koffer, die von fleißigen Händen zum Bus getragen wurden, und mit einem Frühstück.
Die Fahrt quer durch Delhi und dann auf der Autobahn in Richtung Agra war wie immer eine erste ausführliche Schau auf Land und Leute. Allerlei Haustiere und natürlich spätestens ab Delhis Stadtrand auch die unvermeidlichen "heiligen Kühe" - meist Zebus - sahen wir am Straßenrand, überfüllte Linienbusse und geräuschvolle kleine Dreirad-Taxis, in die sich bis zu 12 oder gar 15 Inder hineinquetschen, tausende eilender Menschen, Frauen in farbenfrohen Saris, Straßenhändler mit ihren Karren auf Fahrradrädern - voller Obst, Gemüse, second-hand-Kleidung, Getränken oder alle Sorten Chips -  fahrbare Zuckerrohrpressen, die aus dem geschnittenen Zuckerrohr den in Indien sehr beliebten Saft quetschten, der gleich ins Glas geschenkt und getrunken wurde  -  dazu der nicht enden wollende Verkehr - all das lässt den halben Tag, den man für die 220 km von Delhi nach Agra braucht, wie im Fluge vergehen.
 
Vieles kann man schon anhand der ?vorbeifliegender" Eindrücke  erklären, auch hier schon  eine kleine Einführung in die doch recht komplizierte Hindu-Religion geben, die in Indien vorherrscht, denn kurz nach Fazirabad gibt ein Fotostop  Gelegenheit für religiöse Erklärungen: fast dreißig Meter hoch ist die Statue des wichtigen Gottes Shiva, die hier auf freiem Feld steht. Brahma der Schöpfer, Vishnu der Bewahrer und Shiva der Zerstörer sind die wichtigsten Hindu-Götter, zusammen mit Durga, der Mutter- und Fruchtbarkeitsgöttin, dier in unglaublich vielen Inkarnationen und regionalen Varianten auftreten kann. Die Gelegenheit ist günstig, ein wenig über den Hinduismus, seine Götter und religiösen Fragen zu erzählen. Die religiösen Dinge sind und bleiben der wichtigste Schlüssel zum Verständnis der indischen Traditionen, Gedankenwelt und Lebensweise.
Unser Reiseleiter Bharani, gläubiger Hindu, kann hervorragend das Leben und die Bezüge der Inder erklären. So begann er, über den täglichen Tempelbesuch und das Leben auf dem Lande zu berichten und die Traditionen zu erläutern.
Agra erreichten wir - nach Toilettenstop und mehreren Fotostops unterwegs - am frühen Nachmittag und genossen in einem Restaurant ein einfaches aber gutes Mittagessen.
Den ersten große Höhepunkt der Reise, den Besuch des Taj Mahal, mussten wir allerdings noch etwas verschieben: Heute war Freitag und da ist das Taj - ein muslimisches Heiligtum - geschlossen.
Dafür zogen wir den Besuch des berühmten "Roten Forts" von Agra vor, eigentlich geplant für den nächsten Morgen, an dem wir nun eben das Taj Mahal sehen würden. Das Fort - ähnlich gebaut wie das rote Fort von Delhi und wegen seiner Sandsteinfarbe so genannt - ist eine der größten Festungsanlagen des indischen Subkontinents und wird noch heute teilweise vom indischen Militär genutzt. Die Anlage ist gewaltig, umfangreich und der alte Palastteil - den man komplett besichtigen kann - ist überaus beeindruckend: In der großen äußeren Audienzhalle hielten die muslimischen Kaiser Indiens, die Moguln,  Hof und Gericht. Als besonders aufregend gilt die Geschichte vom Lieblingselefanten des Mogul Akhbar: angeblich durfte dieser Elefant zu Zeiten Akhbars als Richter entscheiden: verurteilte Schwerverbrecher wurden vor den Elefanten gelegt und nach seiner Reaktion wurden sie zertrampelt oder verschont. Die weiteren Paläste, Marmor- und Sandsteinhallen und wundervolle Höfe mit Gartenanlagen und Wasserspielen sind die sehenswerten Attraktionen des Roten Forts von Agra.
Ein weiteres Highlight war der Besuch eines Privatbetriebes für Marmorintarsien und Steinschnitt: Seit der Bauzeit des Taj Mahal sind zahlreiche Künstler und Marmorschneider in Agra angesiedelt, die bis heute die alte traditionelle Handwerkskunst bewahren konnten, die sie einst zu Mitgestaltern des Taj Mahal machten. Objekte und Steinschnitzereien aus Marmor, Tabletts, Vasen und Tischplatten aus durchscheinendem Marmor mit wundervollen Einlegearbeiten standen hier auch zum Verkauf. Nach dem Besuch der Manufaktur fuhren wir ins Hotel und ließen den ereignisreichen Tag bei einem Abendbuffet ausklingen.
 
Der vierte Reisetag begann mit dem morgendlichen Frühstück und danach der Fahrt zum Taj Mahal, der bekanntesten und meistfotografierten indischen Sehenswürdigkeit. Auch Einheimische besuchen dieses unglaubliche Bauwerk gern - wovon die Scharen der farbenfroh gekleideten indischen Besucher beredtes Zeugnis ablegen.
In den letzten Jahren hatte der indische Umweltschutz dafür gesorgt, dass eine Reihe von Veränderungen in den Großstädten und auch an den wichtigsten Touristenobjekten stattfanden: In Delhi dürfen die Taxis seit mehreren Jahren bloß noch mit umweltfreundlichem Gas fahren und an viele historische Bauwerke dürfen die Busse mit Touristen nicht mehr direkt heranfahren. Das gilt auch für das Taj Mahal - man muß auf einem zwei Kilometer entfernten Parkplatz umsteigen in Elektrobusse, die bis etwa dreihundert Meter vor den Eingang der Denkmalzone fahren. Dann mußten wir laufen und danach recht strenge Security-Kontrollen vor dem Eingang zum Denkmal passieren. Dann aber standen wir endlich am Eingang zum berühmtesten Grabmal der Welt ! 
Denn genau das ist das Taj Mahal, ein Grabmal für die Lieblingsfrau eines Mogul-Kaisers. Als steingewordenen Ausdruck seiner Liebe ließ Mogul Shah Jahan nach dem Tod seiner Gemahlin Mumtaz Mahal dieses grandiose Grabmal aus weißem, durchscheinenden Marmor  errichten. Nach einem Gruppenfoto - vom Profi vor dem leider stark im Morgendunst liegenden Grabmal  geschossenn - besichtigten wir zunächst das herrliche mit Steinintarsien ausgelegte Eingangstor. Bharani gab seine Erläuterungen über die 22jährige Bauzeit, den Symbolgehalt der Bauwerke und die Besonderheiten ihrer Anlage, bevor wir endlich den inneren Hof betraten und uns ganz dem Taj Mahal hingaben.
Vier Minarette umstehen den berühmten filigran wirkenden zentralen Kuppelbau aus weißem Alabastermarmor. Sie ragen leicht unsymmetrisch nach aussen  und wir erfuhren, dass sie ganz bewußt in dieser Stellung gebaut wurden, um bei einem Erdbeben so zu stürzen, dass sie den Grabbau nicht beschädigen.
Die Mauern des Grabmals, mit Einlegearbeiten aus Halbedelsteinen reich verziert, sind ein Ausweis für die Kunstfertigkeit seiner Erbauer: Steinintarsien vom Feinsten schmücken das Taj Mahal überall. Ein Besuch im Inneren des Grabmals und Freizeit bestimmten den weiteren Teil der Besichtigung
Nach der Freizeit am verabredeten Treff zusammengekommen, erhielten alle, die eines bestellt hatten, das Taj-Mahal-Gruppenfoto und wir begaben uns zurück zu unserem Bus.
 
Etwa eine Stunde dauerte die Fahrt zur nächsten Attraktion, der alten Mogulhauptstadt Fatehpur Sikri. Der alte Palast- und Moscheen-Bezirk ist ebenfalls wie das Taj nur per Shuttlebus zu erreichen. Also stiegen wir wiederum an einem zentralen Parkplatz aus und nahmen den Shuttlebus zur Attraktion. Gefragt war hier ein wenig der "Tschatscha" , da hunderte von Händlern den Weg zu einem regelrechten Spießrutenlaufen machen und man versuchen muß, die aufdringlichsten der Zunft vom Gast fernzuhalten.
KEINE Kommunikation mit dem Händler ist die einzig erfolgversprechende Strategie: selbst ein ständiges "Nein" des Europäers bestärkt den Inder, dass der Gast mit ihm im Gespräch bleiben will und schon kaufen würde, wenn nur der Preis stimmt. 
 
Die Sehenswürdigkeiten in Fatehpur sind einzigartig - die Bauwerke aus der Zeit des großen Akhbar sind hervorragend erhalten und gewähren einen guten Einblick in die Geschichte sowie die Lebensweise am Hof des Mogul.
Nach der ausführlichen und von Bharani gut geführten Besichtigung bestiegen wir wieder den Bus und fuhren zum nächsten Programmpunkt, dem Keoladeo-Nationalpark, nicht ohne vorher noch in einem Motel ein Mittagessen zu konsumieren.
Der Keoloadeo-Nationalpark ist für seine Vogelpopulation, insbesondere die Buntstörche, bekannt. Bei unserer einstündigen Rikscha-Safari konnten wir unheimlich viel sehen, denn anders als in den Vorjahren hatte diesmal der Monsunregen die Sumpflandschaft zumindest teilweise mit Wasser gefüllt und zahlreiche Vögel brüteten in den Bäumen. Auch Schildkröten und verschiedene andere Tiere konnten wir sehen und beobachten.
Nach der Weiterfahrt folgte die relativ späte abendliche Ankunft in Jaipur. Da auf dem Rückweg für Jaipur ein ganzer Besichtigungstag eingeplant war, sollte die Hauptstadt Rajasthans erst einmal nur als Ort einer Zwischenübernachtung dienen und später erst besichtigt werden.
 
Am fünften Reisetag erhielten wir nach dem Frühstück endlich den bestellten neuen Bus. Die Touristenbusse in Indien, die häufig schwierige Strecken und Straßen bewältigen müssen, die nicht  mit der Vorstellungswelt der Europäer eines modernen Verkehrsweges übereinstimmen, sind alle ähnlich. Der "neue" war wesentlich sauberer, gepflegter und etwas moderner als der, den wir zurückließen. Eines allerdings zeichnet fast alle indischen Busse aus: Die Klimaanlage, auf die man bei den subtropischen Temperaturen im allgemeinen nicht verzichten kann, scheint immer etwas zugig zu sein. So behalfen wir uns - wie bei fast jeder Indien-Tour üblich - mit dem Zukleben diverser Ritzen mittels eigens dazu mitgebrachtem Klebeband und dem geschickten Vorlegen der eigentlich als Fenstergardinen gedachten Vorhänge vor die Siebe der Air-condition. Unser bereits bekannter bisheriger Fahrer - Sunny - übernahm auch den neuen Bus und fuhr uns weiter, nur der unentbehrliche Busbegleiter wechselte. Dessen erster großer Auftritt kam schon bald - etwa eine Stunde nach Verlassen Jaipurs hatten wir eine Buspanne - der Keilriemen war gerissen. Aber wir trugen es mit relativem Gleichmut, Aussteigen und Beobachten des immer wieder interessanten Straßenverkehrs für die Reisegäste, während Busfahrer und -begleiter die Reparatur versuchten. Das gestaltete sich aber wesentlich schwieriger als gedacht und so machte sich der Busfahrer per Anhalter auf dem Weg ins nächste Dorf, um nach einem Mechaniker zu suchen. Als ich bange fragte, wie lange das denn dauern könne - immerhin planten wir alsTagesabschluß noch eine abendliche Bootsfahrt, hatten noch fast 400 km INDISCHER Landstraße vor uns und ich wusste, dass die Boote nur bis etwa 17.00 Uhr fuhren  - da beruhigte mich unser Reiseleiter Bharani: "Keine Sorge, in ein paar Minuten ist jemand hier!" Und tatsächlich, der Mechaniker kam mit einem Motorrad, brachte gleich den Busfahrer wieder mit und schaffte es,  den Bus wenig später als wieder fahrtüchtig zu übergeben. Allerdings: immerhin hatte alles fast eineinhalb Stunden Zeit gekostet. Dennoch ging es zügig weiter, nur wurde am Nachmittag klar, dass wir den Zeitverlust nicht würden aufholen können. Der Programmpunkt Bootsfahrt musste auf den kommenden Morgen verschoben werden!
So blieb als einzige heutige Unternehmung neben der zweifellos interessanten Busfahrt der Besuch in einer der traditionellen Malschulen von Udaipur. Ein besonderes Erlebnis ist es, die Künstler, die bekannt sind für Ihre Detailtreue, die Nutzung selbst hergestellter Farben aus Mineralien und die Bewahrung der Überlieferung uralter Maltradition, bei ihrer Arbeit zu beobachten. Jede Schule in Udaipur hat ihr "nie gelüftetes Geheimnis" der Farbherstellung und der Auswahl traditioneller Motive. Wir lernten auch, in welchen Etappen die immer wiederkehrenden "klassischen Motive" entstehen und wie man verblüffende Effekte mit der Wahl unterschiedlicher Mal-Untergründe erzielt: neben Seidenmalerei kann man hier Papiergemälde (ausgeführt auf alten Koranseiten), Miniaturen auf Kamelknochen oder auf effektvoll durchscheinenden Marmorplatten erwerben.
Später dann ermöglichte unser Hotel, mitten in der Innenstadt gelegen, für alle Interessierten noch einen abendlichen Bummel in der zugegeben nicht sehr belebten Udaipurer Altstadt.
 
Der sechste Reisetag begann wie immer mit dem Besuch des Stadtpalastes von Udaipur. Thronsäle, Frauengemächer, Tempel und Innenpaläste innerhalb des Hauses, der Audienzsaal und verschachtelte Höfe bilden das "Innenleben" eines der größten Indischen Stadtpaläste und zeugen von Reichtum und Macht des Maharadschahs, der hier, im ehemaligen Land Mehwar, übrigens "Maharana" genannt wird. Seine Stadt Udaipur und sein Reich von Mehwar wichen einst der Mogulherrschaft nicht ohne Kampf - eine reichhaltige Waffensammlung zeugt davon!
Die am Vorabend wegen zu späten Ankommens verlegte Bootsfahrt schloß sich an - und das Erlebnis des Hingleitens auf dem gut mit Wasser gefüllten Pichola-See war wie immer ein Genuß. Begeisterte Ausrufe kommentierten denn auch die herrlichen Ansichten vom Stadtschloß, das sich im Wasser spiegelte, von den Waschplätzen am See, an denen die Frauen Wäsche auf den Steintreppen wuschen, die Vorbeifahrt am "Wasserschloß-Hotel", das auf einer Insel liegt. Reed's Nobelhotel ist heute eines der teuersten in Indien und kann von sich behaupten, eine berühmte Filmkulisse zu sein: Teile des achten James-Bond-Films "Octopussy" wurden hier gedreht. Ein weiterer Höhepunkt waren Anlanden und kurzer Aufenthalt in "Jaghmandir", den "schwimmenden Gärten". Hier in einem Palast mit Garten auf einer Insel im Pichola-See, hatte sich einst der Mogul-Thronfolger Shah Jahan, der spätere Erbauer des Taj Mahal, vor den Häschern seines Vaters Jehangir versteckt, mit dem er sich entzweit und sogar Krieg geführt hatte.
Nach der Bootsfahrt setzten wir die Indien-Tour fort - nach Ranakpur mit Fotostop an den historischen Wasserschöpf-Anlagen im interessanten Aravalli-Gebirge und am bekannten Baum, in dem tagsüber zahlreiche Flughunde von ihren nächtlichen Aktivitäten ausruhen.
Höhepunkt des Tages war aber zweifellos die Besichtigung der Jain-Tempelanlage von Ranakpur. Von außen unscheinbar, wartete der Haupttempel im Inneren mit überwältigenden 1440 mit Kerbschnitzerei versehenen weißen Marmorsäulen auf. Neben Dutzenden  anderer Bilddarstellungen sind sie ein Paradestück indischen Kunsthandwerks - eine einzigartige Leistung, deren Formenvielfalt bisher immer noch unbekannte Künstler in das harte Gestein gruben.
Später fuhren wir weiter zu unserem Tagesziel Fort Khejrela. Das lag abseits der Hauptstrecke und bis wir unser Domizil für die nächsten beiden Übernachtungen erreichten, wurde es sehr spät. Ein "Nachtessen" folgte und bald zogen wir uns in die komfortablen Zimmer zurück.
 
Der siebte Reisetag war traditionell in unserer Reise als  Ruhetag vorgesehen. Das herrliche Ambiente des alten Forts, der Komfort der Zimmer und die herrliche Außenanlage mit zwei Pools luden zur Entspannung ein.
Nach mehreren anstrengenden (und mitunter auch recht langen) Reisetagen hatte man sich zwar inzwischen an Indien "gewöhnt", aber zur Entspannung tat ein Tag zur freien Verfügung ganz gut. Für alle die, die noch etwas mehr vom ländlichen Indien sehen und erkunden wollten, wurde eine halbtägige Jeepsafari angeboten. Alle Gäste nahmen dieses Mal an dem Ausflug teil und wurden nicht enttäuscht: Ein Tempel am See, ein sogenanntes "Opiumdorf" und die "Chhatris", die traditionellen Verbrennungsstätten der Familie des Rajas von Khejrela, gehörten ebenso zum Halbtagesprogramm wie das als Picknick organisierte Mittagessen an einem Felsenheiligtum. Den Rest des Tages verbrachten wir erholsam und wohl auch ein bisschen faulenzend am Pool.
 
Der achte Reisetag führte in recht kurzer Fahrt nach Jodhpur, einer weiteren Hauptstadt des "Königsstaates" Rajasthan. In der alten Hauptstadt des einstigen Königreiches Marwar besuchten wir zunächst das wundervolle Marmorgrabmal Jaswant Thada, in dem ein hochverehrter Maharadschah aus dem vorigen Jahrhundert begraben liegt. Auf seine Art gestaltet, aus weißem Marmor errichtet und ebenfalls wie das Taj als Grabmal zur Verehrung konzipiert, stellt es eine Art "Gegenstück" zum Taj Mahal dar, denn auch wenn sein Erscheinungsbild gänzlich anders ist, sind doch  die Grundgedanken von Liebe und Verehrung entscheidend.
Hochinteressant war auch wieder einmal der Besuch von Residenzschloß und Felsenfeste von Jodhpur - des nie eroberten wehrhaften Meherangarh Fort. Dem beschwerlichen Aufstieg konnten wir durch Nutzung des Aufzuges entgehen und in Ruhe den königlich ausgestatteten Palas, reich verziert und mit tollen Aussichtspunkten auf die "blaue" Stadt, besichtigen. Ganz nebenbei konnten wir sehen und fotografieren, wie ein Turban gewickelt wird, denn eine der Palastwachen führte solches gegen ein Trinkgeld vor. Acht bis neun Meter ist die Stoffbahn lang, die sich der Turbanträger gekonnt und mit großer Übung nach altbewährter Tradition um den Kopf legt.
Anschließend nutzen meine Gäste und ich das wohl interessanteste indische Verkehrsmittel  - per Dreiradtaxi fuhren wir vom Fort in die engen Gassen der Altstadt von Jodhpur und suchten dort zunächst einen bekannten Gewürzhändler und danach den wohl buntesten und vielseitigsten Markt von Rajasthan auf. Der erinnert mich jedesmal an mittelalterliche Märkte in Europa bzw. unsere Vorstellung davon - bis hin zum Zahnarzt, der auf dem Markt sein "Handwerk" ausübt, ohne Narkose Zähne zieht und sie zumeist triumphierend ausstellt. Ein wenig enttäuscht waren wir dieses mal schon - wir hatten uns extra beim Zahnarzt verabredet , aber er hatte keine Zähne ausgestellt! Schade!
Übrigens - mein Tipp wie jedes Jahr: auf dem Markt von Jodhpur gibt es das garantiert beste Lassi in Indien, ein traditionelles Joghurt-Getränk in vielerlei Geschmacksrichtungen, das hier z.B. mit Safran zubereitet wird.
 
Der neunte Reisetag war wieder mit einer längeren Strecke verbunden. Nach knapp zwei  Stunden Fahrt erreichten wir zunächst die berühmten Tempel von Osyan. Der erste Tageshöhepunkt zeigte den schon um 800 n.Chr. errichteten Haupttempel. Erst für den Sonnengott Indra aus rotem Sandstein errichtet und teilweise inzwischen aufgegeben, stehen die alten Bauwerke an der Straße. Ganz anders die aktiven Pilgertempel, die mehrmals im Jahr hunderttausende Besucher erleben. Die Einrichtungen um die Tempel herum - inklusive der echt gewöhnungsbedürftigen Toiletten - ermöglichten es, sich ziemlich genau den Ablauf einer indischen Pilgerfahrt vorzustellen.
Ein Jain-Tempel mit zahlreichen Hakenkreuzen als Verzierungen - die Swastika ist in Indien ein oft verwendetes Fruchtbarkeitssymbol und hat ideell überhaupt nichts mit dem von Hitlers Nazis mißbrauchtem Symbol zu tun - gehörte auch zum Besichtigungsprogramm in Osyan. Abends erreichten wir dann, nach längerer Fahrt, die fantastische alte Wüstenfestung Jaisalmer. Traditionell wohnen unsere Gäste hier im schön gelegenen Himmathgarh-Hotel, in burgähnlichen kleinen Bungalows um einen herrlichen Hof mit Pool und Blick zur nachts erleuchteten Festung und zum Sonnenuntergang.
 
Den zehnten Reisetag verbrachten wir zunächst auf einer ausführlichen Stadtbesichtigung von Jaisalmer. Die "goldene Stadt" hat ihren Beinamen vom honigfarbenen Sandstein, aus dem die Festung errichtet wurde. Die immer noch von den historischen Festungsmauern umgebene Innenstadt Jaisalmers gilt als die größte permanent bewohnte Festung der Welt. Zweihundert Türme und doppelte, dutzende Meter hohe Mauern umgeben die Innenstadt, die man durch ein beeindruckendes Tore-System erreicht.
Eine ausführliche Besichtigung und die Erfahrung, dass man auch durch sehr enge Gassen gelangen kann, wenn heilige Kühe der Gegenverkehr sind, gelangten wir in die Neustadt mit ihren "Havelis". Diese Häuser - die größten einst Paläste reicher Händler oder Adeliger - sind auf einzigartige Weise mit geschnittenen Sandsteinfassaden versehen, die wie kunstvolle Holzschnitzereien wirken. Kaum jemand kann sich vorstellen, dass sie tatsächlich aus Sandstein sind, sehen sie doch überaus filigran und zerbrechlich aus.
Am Nachmittag - es wurde recht warm - konnten wir Freizeit am herrlichen sternförmigen Pool des Hotels genießen.
Abends ging es dann zum mit Spannung erwarteten Dromedarritt in die Thar-Wüste. Alle Gäste bestiegen ihr Reittier und ließen sich mit wiegendem Gang auf die Sanddünen tragen. Das Ende des Tages nahte mit dem Erlebnis eines Sonnenunterganges, untermalt durch eine kleine Gruppe indischer Musiker und Tänzerinnen.
Den Tag ließen wir bei einem Abendessen auf der Dachterrasse des Hotels Govindam in Jaisalmer ausklingen.  
 
Am elften Reisetag, einem überwiegenden Bus-Fahr-Tag, mussten wir wieder einige Kilometer hinter uns bringen, denn die Strecke nach Bikaner hat es in sich. Dennoch waren wir pünktlich gegen 16.00 Uhr in Indiens einziger Kamelfarm - genau dann, als die Dromedare von den Weiden in die Ställe und zur Tränke geholt wurden. Rennkamele für die indischen Grenztruppen werden hier gezüchtet und wir hatten Gelegenheit, ein nur sechs Tage altes Kamelbaby mit seiner Mutter zu beobachten. Außerdem hatten wir, neben der Führung durch die Zuchtstation, die Gelegenheit zur Verkostung von Kamelmilch.
Der nächste Programmpunkt wurde wie immer vorher viel diskutiert, ist er doch durchaus  für viele unserer Gäste etwas gewöhnungsbedürftig : der Besuch des "Rattentempels" der Karni Mata. Etwa zwanzigtausend freilebende Ratten gibt es hier und die Legende sagt, dass sie nach ihrem Tod als Dichter wiedergeboren werden. Die Achtung der Hindus vor allem Leben läßt es nicht zu, dass Ratten ähnlich verachtet werden wie bei uns in Europa.
In diesem Jahr jedoch war das erwartete Erscheinungsbild des Tempels aber völlig verändert! Der in den vergangenen Jahren recht wenig von Indern besuchte Tempel war dieses Mal hoffnungslos überfüllt - so sehr, dass von den Hauptakteuren, den Ratten, kaum etwas zu sehen war, denn sie wagten sich offensichtlich nicht unter die Menschenmassen. Dennoch dürfen nunmehr alle unsere Gäste zu Hause stolz erzählen, dass sie sich in ein komplett von Ratten belegtes Gebäude gewagt hatten.
 
Der zwölfte Reisetag führte uns bereits wieder auf den Rückweg.  Er begann mit der Besichtigung des Stadtpalastes Junargarh Fort, der aber erst um 10.00 Uhr öffnet. Mehrere herrliche Palasträume, hübsche Innenhöfe, verzierte Brunnen und interessante Sammlungen beherbergt das gewaltige Stadtschloß, das an Größe und Pracht dem von Udaipur kaum nachsteht.
Nach der Besichtigung des Palastes fuhren wir kurz vor Mittag in Richtung Jaipur. Die Strecke ist lang, und so waren für  heute keine Besichtigungen mehr vorgesehen. Allerdings legten wir noch einen längeren Fotostop in Dhauli ein, an einem gewaltigen historischen  Wüstenbrunnen, der Wasser für rituelle Waschungen und zur agrarischen Nutzung sammelte. Ziemlich spät erreichten wir schließlich Jaipur.
 
Der dreizehnte Tag unserer Reise, begann mit einer kurzen Fahrt zum Hawa Mahal, dem berühmten "Palast der Winde". Manche behaupten, es sei das nach dem Taj Mahal bekannteste Bauwerk Indiens. Eigentlich ist es nur eine Fassade mit hunderten durch durchbrochene steinerne Blenden geschützte Fenster. Zahllose Händler wissen aber um die morgendlichen Fotostops - denn nur dann ist das Licht zum Fotografieren besonders günstig - und stehen mit allerlei Krimskrams bereit, um die Gunst der Stunde und den erhofften Kaufwillen der vielen hier für einen Moment versammelten Touristen zu nutzen. Ins Bild passten auch die Schlangenbeschwörer, die hier, vor dem Palast der Winde, gern mit ihren tanzenden Kobras fotografiert werden und dabei die besten Trinkgelder des Tages bekommen.
Nach dem Stop hier setzten wir unseren Weg zum Amber Fort fort, wo wir uns auf den angekündigten Elefantenritt freuten. Deswegen mussten wir auch recht früh aufbrechen - da die (übrigens von deutschen TÜV Rheinland auf Einhaltung der Sicherheitsnormen überprüften) Elefanten vom Amber-Fort nur wenige Stunden am Tag arbeiten und Touristen den steilen Burgberg hinauf befördern dürfen, ist die Warteschlange recht lang. Fast eine Stunde mussten wir trotz frühem Aufbruch stehen, aber wir taten's mit Gelassenheit - denn gerade der Elefantenritt ist doch einer der Höhepunkte der Reise! Aus Sicherheitsgründen dürfen immer nur noch zwei Personen (statt früher vier) auf dem Podest Platz nehmen, das auf den Elefantenrücken gebunden ist und auf dem man den etwa zwölf- bis fünfzehnminütigen Weg hoch zum Palast schaukelt - für die meisten Indien-Touristen der vielleicht einzige Kontakt mit einem Elefanten. In  Südindien ist das anders, hier sieht man Elefanten häufiger - auch mitunter in den Tempeln.
Der Besuch des beeindruckenden Amber-Forts ist wiederum ein Lehrstück altindischen Kunsthandwerks. Wundervollen Malereien bedecken die Außenwände des Palastes, herrliche Verzierungen durch Malerei und geschickt eingesetzte Spiegelscherben zieren die Wände der kaiserlichen Gemächer bzw. der Audienzhalle. Historische Kühlanlagen, deren Prinzipien bis heute in indischen Bauten verweendet werden, hielten den Palast im Sommer trotz oftmals sengender Hitze erträglich. Fließendes Wasser -  zuerst von Bediensteten in Hochbehälter geschöpft und dann fließend durch Gefälle und Druck des eigenen Gewichts - gelangte auf dem Weg nach unten über Rampen, durch Kanäle und zersprühte, über feingewebte Tücher geleitet, die man dann fächelnd in Bewegung setzte - besiegte durch Kunst und den Ideenreichtum der Architekten des 16. und 17. Jahrhunderts die indische Hitze - eine Meisterleistung, die in der Hitze Rajasthans "kühle" Paläste schuf. Nach der Rückfahrt nach Jaipur, einem Besuch in einem Textilzentrum, in dem wir in die Geheimnisse des indischen Teppichknüpfens und des Vielfarbdrucks mit Pflanzenfarben eingeführt wurden, und einem Mittagsimbiß in einem kleinen Restaurant setzten wir das Programm mit Besuch des berühmten Steinernen Observatoriums "Jantar Mantar"  fort. Maharajah Jai Singh ließ hier nach 1728 einige Geräte zur Beobachtung von Sonne, Mond und Gestirnen errichten, die es - obwohl monumental aus Stein errichtet - an Genauigkeit selbst mit heutigen Präzisionsinstrumenten aufnehmen können. So geht die größte Sonnenuhr der Welt - mit einem 32 m hohen begehbaren Turm als Zeiger - immerhin auf zwei Sekunden genau!
Obwohl das Wetter heute Kapriolen schlug - seit Stunden regnete es leicht - besichtigten wir nach Jai Singhs Observatorium noch den Stadtpalast, in dem der Maharadschah von Jaipur noch immer wohnt. Der größte Teil des Gebäudekomplexes ist aber zu besichtigen und enthält eine Bilderausstellung, ein Textilmuseum und eine Kollektion historischer Waffen. Das Abendessen nahmen wir heute in einem renommierten Restaurant in Jaipur ein, zu dem wir gelangten, indem wir zwei bunte und lärmende Hochzeitsgesellschaften passierten.
 
Mit dem vierzehnten Tag der Reise begann schon fast der Abschied von Indien.  Der Weg nach Delhi hat zwar eine gut ausgebaute Straße, aber diesmal besorgte uns der unglaublich dichte Verkehr eine größere Verspätung. So mussten wir auf das Mittagessen verzichten, um zumindest noch die letzte große Sehenswürdigkeit von Delhi, die im Eberhardt-Programm angekündigt ist, sehen zu können.
Indiens höchstes Bauwerk früherer Zeiten war  das gewaltige, 72 m hohe Minarett der Qutb-Moschee, die als Zeichen für die Größe des Islam im Sultanat Delhi schon im 13. Jahrhundert errichtet wurde. Eindrucksvoll ragt der reichverzierte Bau aus rotem Sandstein an den Himmel. Im Hof der Moschee, die heute nur noch eine Ruine ist, findet man auch eine weitere Berühmtheit: die an sich unscheinbare, nur wenige Meter hohen Eisensäule, die hier inmitten einer kleinen Umzäunung steht. Obwohl sie angeblich aus reinem Eisen besteht und obwohl sie seit Jahrhunderten von Jahren den Platz hier hält, weist sie keinerlei Spuren von Erosion oder Rost auf. Vielen Wissenschaftlern war das Anlass zu Spekulationen, Autoren wie Erich von Däniken mutmaßten sogar, ihr Material sei außerirdisch.
Etwas wehmütig, uns des nahen Abschieds von Indien sehr wohl  bewusst, ging es zur vorletzten Busfahrt. Unser kleines ganz neu erbautes Hotel lag abseits von Delhi im neuen Statteil Gurgaon, unweit vom Flughafen.
 
Nach der letzten Nacht bei Delhi folgten noch ein frühes Frühstück mit dem letzten Masala-Omelett und nach der Fahrt zum Flughafen ging die Reise dem Ende zu. Nach Check in und der Wartezeit auf dem neugebauten Flughafen von Delhi bestiegen wir am fünfzehnten Tag der Reise unsere Lufthansa-Maschine und waren nachmittags nach Umsteigen in München  wieder an  unseren Ausgangsorten.
 
Meinen Reisegästen hatte ich eingangs gesagt: "Bitte geben Sie Indien eine Chance! Urteilen Sie nicht sofort, man muß sich an manches erst gewöhnen. Am dritten Tag können Sie Indien viel besser verstehen als am ersten!" Sie haben sich alle daran gehalten und ich glaube, Indien hatte für jeden etwas zu bieten, auch wenn manches eher unerwartet war. Und nun - nun geht es umgekehrt - man braucht ein bis zwei Tage, um wieder in unsere Lebensweise zurückzukehren.
Für alle die, die wie ich immer mit etwas Wehmut  an Indien zurückdenken: Wir haben noch eine weitere Indien-Reise - ganz im Stile von "Richtig reisen!"  - eine Tour mit Taj Mahal, der Festung Gwalior, der Kleinstadt Orcha, den heiligen Städten Allahabad und Varanasi, mit Mumbai und der großen Vielfalt Südindiens ...Ich bin dabei, ich freue mich darauf, Sie wieder "BEI UNS IN INDIEN" begrüßen zu können.
Bis bald!
Ihr Studienreiseleiter
Dr.Michael Krause

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