Reisebericht: Rundreise Indien – Mythos, Magie und Maharadschas

08.11. – 23.11.2014, 16 Tage Asien–Rundreise Indien: Delhi – Agra – Taj Mahal – Rotes Fort – Fatehpur Sikri – Jaipur – Pushkar – Udaipur – Ranakpur – Khejarla / Rajasthan – Jodhpur – Osian – Jaisalmer – Bikaner – Nawalgarh – Delhi


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Von Delhi zu Taj Mahal und Rotem Fort in Agra, Fatehpur Sikri, Jaipur, Amber Fort und Chitaurgarh nach Udaipur. Von den Jain-Tempeln Ranakpur ins Fort Khejrala, Meherangarh Fort von Jodhpur zu Zitadelle und Havelis in Jaisalmer und ins Shekawati-Gebiet.
Mythos, Magie und Maharadschas lautet der „Untertitel" unserer Reise ins nördliche Indien die in die vielleicht exotischste Region des Subkontinentes führt. So vielfältig das Land zwischen Indus und Ganges auch ist, ein besonderer touristischer Höhepunkt bleibt der größte indische Bundesstaat Rajasthan! Vieles kann man nicht wirklich in einem solchen Bericht beschreiben und auch diesmal waren unsere Reisegäste und ich uns einig: „Das hier muss man selbst erlebt haben!"
Mit allen Sinnen wahrnehmen - und nach vielleicht kurzem irritiertem „Fremdeln" auch wirklich genießen - das kann man hier unter den freundlichen Leuten mit ihren jahrtausendealten Traditionen, ihrer tiefen Religiosität, die sich in farbenfrohen und lauten Festen und Ritualen äußert und inmitten reizvoller Landschaften, einer fremdartigen Tier- und Pflanzenwelt und umgeben von den Zeugnissen einer faszinierenden und für die ganze Welt bedeutsamen Geschichte und ihren Zeugnissen, die sich in herausragender Architektur manifestiert, die exotischer nicht sein könnte.
Folgen Sie mir - wieder einmal - einfach auf unsere Erlebnis-Tour, die in Delhi begann und über die interessanten Hauptstädte einstiger indischer Königreiche zu den attraktivsten Sehenswürdigkeiten Rajasthans führte - vom Aravalli-Gebirge in die Weiten der tischflachen Wüste Thar, vom Tal des Yamuna Flusses und den heiligen Kühen zu den Elefanten von Jaipur, den Pferden von Udaipur und Jodhpur und zu den Kamelen der alten Handelsstadt Jaisalmer ...
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Mit Lufthansa über München nach Delhi: Erster Reisetag, 08.11.2014:

Die meisten Mitreisenden und ich fanden uns schon am Flughafen Dresden zusammen, wo wir uns bei einem kleinen gemeinsamen Frühstückssnack kennenlernten und erste Gedanken über die bevorstehende Reise austauschten. Nach kurzem Flug landeten wir in München und trafen hier unsere letzten beiden Mitreisenden - zum Abflug in die indische Hauptstadt war die kleine Reisegruppe komplett! Die viereinhalbstündige Zeitverschiebung und der gut siebenstündige Flug der Lufthansa-Maschine brachte es mit sich, dass wir den Indira Ghandi International Airport von Delhi erst eine gute Stunde nach Mitternacht, also zu Beginn des zweiten Reisetag erreichten.

Delhi – Regierungsviertel, Freitagsmoschee – Humayun–Grabmal, zweiter Reisetag, 09.11.2014:

Die neuen Einreisekarten für Indien sind vereinfacht worden und waren viel schneller ausgefüllt als früher. So konnten wir bald die Grenzkontrolle und nach Gepäckempfang auch den indischen Zoll passieren und den Vertreter unserer indischen Partneragentur begrüßen. Nachdem er uns etwas Zeit zum Geldtausch gelassen hatte, denn wir mussten uns ja mit etwas Kapital in der Landeswährung Rupie versorgen, begleitete er uns im typisch indischen Reisebus zu unserem Hotel im Stadtzentrum. Rasch waren wir eingecheckt und konnten noch für ungefähr fünf Stunden erholsamen Schlaf bekommen.
Dann aber trafen wir uns zum Frühstück und begannen gleich danach die Runde zur Besichtigung der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Alt- und Neu-Delhis.
Da heute Sonntag war, ging es noch nicht gleich mit ganz wildem Verkehr los - denn unser erstes Ziel war das Regierungsviertel. Die Stadt Delhi ist sehr alt und hatte verschiedene Bauphasen, aber eines ihrer Viertel ist noch sehr jung - eine direkte Hinterlassenschaft der britischen Kolonialzeit. Genau dieses war erstes Besuchsziel - jenes NEU-Delhi, das seit 1911 als britischer Verwaltungssitz der Kronkolonie Indien erbaut wurde. Zwanzig Jahre nach Baubeginn wurde dann die britische Verwaltungshauptstadt von Kalkutta hierher verlegt. Nach der Unabhängigkeit 1947 übernahm der damals junge Staat Indien und machte das einstige britische Zentrum zum „Nationalen Hauptstadt-Territorium Neu-Delhi". Damit wurde das weitläufige Areal Regierungssitz von „Bharat Ga?arajya". So heißt die größte Demokratie der Welt mit mehr als 1,2 Milliarden Einwohnern in der Landessprache.
Symmetrisch liegen sich hier im Regierungsviertel, an das man nicht immer so nahe und problemlos herankommt, die Paläste des Präsidenten und des Vizepräsidenten gegenüber und unweit davon erkennt man den gewaltigen Rundbau des Parlamentsgebäudes von Indien. Genau eine englische Meile lang ist die von hier ausgehende Paradestraße, die am berühmten India-Gate endet. Das war nach einem Fotostopp im Regierungsviertel unser nächstes Ziel. An diesem 42 m hohen Triumphbogen ist immer etwas los, drängen sich Schaulustige, schlendern Familien mit ihren Kindern, bieten Händler Snacks, Spielzeug und allerlei Kleinigkeiten feil. Neu Delhis vielleicht bekanntestes und umdrängtestes Monument wurde 1921 vom damals berühmten englischen Architekten Sir Edwin L. Lutyens entworfen - zum Gedenken an die Inder, die im ersten Weltkrieg gefallen waren. Daher sind im Inneren des torähnlichen Bauwerkes 90.000 Namen eingraviert und es befindet sich das „Grab des unbekannten" Soldaten mit ewiger Flamme - gemeinsam bewacht von Soldaten aller Waffengattungen der indischen Berufsarmee.

Rajghat

Nach etwas Freizeit hier fing es dann in den alten Teil von Delhi - und hier wurde es dann wirklich sogleich „typisch indisch" - mit unglaublichem Gewimmel auf den Sonntagsmärkten entlang der Straße, mit einer Kakophonie, erzeugt von Verkehrslärm, ständigem Hupen und dem Geplapper gewaltiger Menschenmassen. Unser Bus bahnte sich seinen Weg durch das hupende und möglichst auf viele Arten lärmende Gewirr aus Dreiradtaxen, Rikschahs, Fußgängern, Fahrrädern und Motorrädern. Der erste Eindruck von Delhi wirkt oft einschüchternd und erschreckend, aber erstaunlicherweise gewöhnt man sich rasch an Hast und Atemlosigkeit . Wir befanden uns nun im belebten Muslim-Viertel von Alt Delhi. Unser Ziel und eines der dominierenden Gebäude in der Altstadt war die Freitagsmoschee „Djamaa Masdjid". Wie überall in asiatischen Tempeln und heiligen und Gebets-Orten zieht man sich vor der Schwelle die Schuhe aus, hier bekamen die europäischen Frauen und alle Männer mit kurzen Hosen eine Art „Umhängekleid". Nach Betreten des Hofes der Moschee haben unser indischer Reiseleiter Ambrish Sharma und ich einiges zu den Sitten und Gepflogenheiten des Islam und der muslimischen Art zu beten, erläutert. Hier in Indien ist die berühmte Koranwand der muslimischen Gebetshäuser, die Quibla, nach Westen gerichtet (in Europa nach (Süd)osten), denn die Gläubigen beten immer in Richtung der Heiligen Stadt nach Mekka und zur Kaaba. Die Freitagsmoschee in Delhi stammt aus dem 17. Jh., wurde nach einem Entwurf des Mogul (Kaisers) Shah Jahan - der auch das Taj Mahal erbauen ließ - errichtet und ist immer noch mit seinem „Fassungsvermögen" von mindestens 25.000 Gläubigen die größte Moschee Indiens.
Nach Verlassen der Freitagsmoschee haben wir es uns im klimatisierten Bus gemütlich gemacht. Reiseleiter Ambrish und ich besorgten ein paar indische Snacks, Bananen und Trinkwasser als improvisierten Mittagsimbiss und vermieden so Zeitverlust durch „Nahrungssuche im Gewühl".
Nach der Stärkung setzten wir unseren Weg fort zum Rajghat, der Verehrungs-Stätte für den Begründer des modernen Indien, den „Vater der Nation". Die Stätte befindet sich an der Stelle, an der einst der Leichnam Mahatma Ghandis verbrannt und seine Wiedergeburt durch Übergabe des Körpers an das Feuer gesichert wurde.

Humayuns Grabmal

Der letzte große Höhepunkt heute war der Besuch des Grabmals des Mogulkaisers Humayun. Delhis erstes Mogul-Grab - für den zweiten echten „Mogul" und bedeutenden Herrscher Humayun - Sohn des ersten Kaisers Babur, wurde 1564 begonnen und seine Witwe, Mutter des späteren Kaisers Akbar, überwachte den Bau, dessen Gelände auch später für Bestattungen genutzt wurde. Der letzte indische Herrscher, Bahadur Schah II. suchte hier Zuflucht und wurde von den Briten 1857 gefangen genommen. Erstmals kann man an diesem Grab den vollendeten und eleganten persischen Stils der prächtigen historischen Bauwerke Indiens bewundern, weswegen der herrliche Bau, mit rotem Sandstein und mit weißem Marmor prächtig abgesetzt, zu Recht zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört. Viele Kenner sehen ihn noch dazu als architektonischen Vorläufer des berühmten Taj Mahal, denn am Grabmal von Humayun wurde zum ersten Mal die revolutionäre Technik der Doppelkuppel angewendet.
Nach ausgiebiger Besichtigung fuhren wir zum Abendessen ins Hotel zurück.

Agra – Itimad–du–Daula – Rotes Fort – Taj Mahal, dritter Reisetag 10.11.2014:

Recht früh heute machten wir uns auf den Weg nach Agra, wo es viel zu sehen gab. Die Fahrt auf der gut intakten und derzeit wenig befahrenen neuen ließ uns rasch die Millionenstadt am Yamuna erreichen. Agra, etwa so grpß wiue Hamburg, hat viele Sehenswürdigkeiten zu bieten. So konnten wir als erstes ein „Richtig-Reisen-Extra" einbauen. Klein aber fein am Ufer des„heiligen" Flusses Yamuna wurde für den Großvater des Taj-Mahal-Erbauers Shah Jahan ein Grabmal errichtet. Der so Geehrte hatte schon zu Lebzeiten für seine Verdienste als Schatzmeister und Wesir den Ehrennamen „Itimad-ud-Daula" (= Stütze des Staates) erhalten, der dann auch auf den prächtigen Grabbau in typischer Mogul-Architektur übertragen wurde. Errichtet wurde das Mausoleum wie auch später das Taj Mahal aus schneeweißem rajasthanischen Marmor, verziert mit Malereien, Schnitzwerk und Einlegearbeiten aus Halbedelstein.
Nächstes Ziel war das Rote Fort, die Agras dominierende berühmte alte Mogul- Festung, die lange Zeit als Regierungssitz diente. Gebaut wurden die Festungsbauten überwiegend aus rotem Sandstein, dem Lieblings-Baumaterial des Kaisers Akbar. Auch die über zwei Kilometer lange Umfassungsmauer, die mancher mittelalterlichen europäischen Stadt zur Ehre gereicht hätte, umschloss die alte Militärfestung wie auch die zahlreichen Teile des prächtigen Palastes. Wir besuchten hier nach einem Blick auf die Festungswerke die äußere und eine innere Audienzhalle, die Paläste des Frauentraktes und mehrere Gebäude aus Marmor und Sandstein. Die gewaltige Anlage umfasst aber auch viele Höfe und Gärten, versehen mit Wasserspielen, darunter auch den kleinen Marmorpalast, in dem der Taj Mahal-Erbauer Shah Jahan in einen letzten Lebensjahren von seinem eigenen Sohn, Mogul Aurangzheb, der ihn entmachtet hatte, gefangengehalten wurde..
Später hatten wir in Agra im Restaurant ein leichtes Mittagessen, bevor wir als Höhepunkt des Tages Indiens meistbesuchter Attraktion einen Besuch abstatteten - dem Taj Mahal.

Taj Mahal

Das Marmorgrabmal ist eines der am meisten fotografierten Objekte in der Welt und gehört zu den per Internet gewählten „Sieben neuen Weltwundern". Und wer das Glück hat, es in natura zu sehen, wird gern zustimmen, dass es zu den spektakulärsten und berührendsten Sehenswürdigkeiten gehört, die man sich vorstellen kann. Natürlich ist das wundervolle Bauwerk auch bei Einheimischen sehr beliebt und noch nie habe ich das Grabmal ohne unglaubliche Scharen farbenfroh gekleideter Inder gesehen. Viele junge Eheleute kommen hierher in der Erwartung, dass ein Abglanz der gewaltigen Liebe, die in der Errichtung des vielleicht berühmtesten Grabmals der Welt durch Shah Jahan für seine verstorbene Frau Mumtatz Mahal liegt, auch auf sie fallen möge. 22 Jahre betrug die Bauzeit für das Kuppel-Bauwerk, errichtet direkt am Ufer des heiligen Flusses Yamuna auf einer quadratischen weißen Marmorplattform von etwa 100 Metern Kantenlänge. Shah Jahan wollte damit ein Zeichen seiner Liebe und seines steten Gedenkens an seine Lieblingsfrau Mumtaz Mahal, die 1631 starb, setzen. Seine Liebe hat auf diese Art ihre Verankerung in der Architekturgeschichte geschrieben gefunden und der Welt ein grandioses 58 m hohes Mausoleum aus weißem, filigran kristallinem und fast durchscheinendem Marmor beschert. Die umgebenden vier Pseudo-Minarette bilden zusammen mit dem Kuppelbau ein markantes Ensemble, das zu den bekanntesten Bauwerken weltweit zählt. Übrigens sind die Türme leicht nach außen geneigt, damit sie im Falle eines starken Erdbebens nach außen fallen und nicht das Mausoleum zerstören. Die Gesamtanlage ist - wie auch die Anlagen des Humayun Grabmals in Delhi und das Itimad-du-Daula, das wir vormittags gesehen hatten - in einer besonderen Form persischer Gartenarchitektur angelegt. „Char Bagh" nennt man den vor allem in Iran, Afghasnistasn und Nordindien zu findenden Typ Gartenarchitektur - ein rechteckiger viergeteilter Garten, der zwei sich kreuzende Achsen aufweist und so einen symmetrisch angelegten Paradiesgarten bildet.
Der zentrale Kuppelbau ist vollendet harmonisch gestaltet, aus Marmor aus Rajasthan erbaut und mit herrlichen Einlegearbeiten aus Edel- und Halbedelstein und feinster Steinschnitzerei geschmückt.
Am Taj Mahal hatten wir genügend Freizeit, um uns in die Schlage derer einzureihen, die die Gräber im Inneren des Kuppelbaues sehen wollten und alles zu fotografieren oder einfach die Harmonie des architektonischen Kunstwerkes und die Begeisterung der Besucher dafür
Die Familien der Künstler, die Steinschnitt und Intarsien für das Taj Mahal fertigten, sind seit dem Bau des Taj Mahal nicht fortgezogen. Immer noch in Agra angesiedelt, bewahren sie bis heute die alte traditionelle Handwerkskunst und die damit verbundenen Familiengeheimnisse. Am Abend konnten wir so einen Handwerksbetrieb besuchen, wo bis heute in traditioneller Handarbeit Marmorintarsien und Einlegearbeiten in Stein hergestellt werden. Anschließend suchten wir dann unser etwas außerhalb gelegenes Hotel auf.

Fatehpur Sikri – Rikschahfahrt im Keoladeo Nationalpark – Jaipur , vierter Reisetag, 11.11. 2014:

Heute früh ging es zunächst nach Fatehpur Sikri, mitunter als „Geisterstadt" apostrophiert, weil die kurzzeitige Hauptstadt des Mogulreiches unter Kaiser Akhbar dem Großen im 16. Jh. zwar prächtig erbaut wurde, aber schon kurz danach wieder unzerstört verlassen wurde. Per aus Umweltschutzgründen eingesetztem Elektro-Shuttlebus gelangen wir Touristen nun in die beiden historischen Teile von Akhbars ehemaliger Hauptstadt. Der nahezu perfekte Erhaltungszustand zeugt auch vom Geschichtsbewußtsein und der traditionsverbundenen Lebensweise der Inder. Wir starteten unseren Rundgang im religiösen Bezirk von Fathepur Sikri. Der heute noch von vielen gläubigen Muslimen besuchte und genutzte Komplex enthält neben der Moschee und einem vielbesuchten Grabmal in seiner Umfassungsmauer Indiens höchstes je gebautes Siegestor. Das „Buland Darwaza" wurde gegen 1576 errichtet, nach dem Sieg Akhbars über Gujarat. Es krönt eine Außentreppe, den Hauptzugang zum Komplex, ist 54 Meter hoch und über 32 breite Stufen zu erreichen. Der Innenhof wird dominiert vom strahlend weißen Marmor-Mausoleum des Sheikhs Salim Chishti, eines berühmten Sufi-Heiligen. Auch der „profane" Palast- und Regierungskomplex - unser nächstes Ziel - ist bis heute sehr gut erhalten und ermöglicht - mit den Erklärungen unseres Reiseleiters Ambrish Sharma versehen - für die Besucher bis heute ein interessantes und gut nachvollziehbares Verständnis und Teilhaben an der Geschichte und den traditionellen Lebensweisen des Mogulhofes. Herausragend sieht man hier den „Panch Mahal", den einstigen luftigen fünfstöckigen „Windpalast" für die heißen Sommer in Fatehpur. Er ist eines der berühmtesten Bauwerke hier, dessen fünf Etagen sich zu einer einzigen Turmkammer hin verengen. Aufgrund der bedeutungsvollen mystischen hinduistischen Zahlensymbolik tragen ihn insgesamt 176 verschiedene Säulen und der Unterbau besteht wie üblich aus 84 Pfeilern - eine Quelle für Voraussagen der Hindu-Astrologen. Ein „Vergnügungshof" und die Paläste von Akhbars Frauen vervollständigten das Bild der Palaststadt, in der wir uns natürlich auch das sogenannte „Schatzhaus" des Herrschers ansahen und dann in seinen freistehenden ehemaligen Beratungs- und Audienzpalast wechselten. Hier findet sich die sogenannte „Säule der Religionen", die zu den wohl bekanntesten und berühmtesten Details der „Geisterstadt" Fathepur Sikri gehört. Ihre herrlichen Kerbschnitzereien in rotem Sandstein bilden mit vielfältigen Mustern fast eine Art „Zusammenschnitt" von Motiven verschiedener Religionen und ihr gesamtes Erscheinungsbild mit den oben angesetzten vier „Beratungswegen" ist ein oft und gern als Zeugnis für die damals an Akhbars Hof herrschende religiöse Toleranz interpretiertes Architekturdetail
Nach einem Mittagessnack erreichten wir dann bei Bharatpur Indiens kleinsten Nationalpark. Der nur 29 km² große Keoladeo-Nationalpark, heute für die Vielfalt seiner Vogelpopulation bekannt, war einst das Entenjagdrevier der Maharajas von Bharatpur. Soviele Vogelarten, wie das Jahr Tage hat, gebe es hier, sagt man. Tatsächlich überwintern hier neben Buntstörchen, Nonnenkranichen und anderen zahllose Wasservögel vor allem aus Sibirien, China und Zentralasien. Das System der Seen und Teiche wurde einst künstlich angelegt, um die Monsun-Überschwemmungen kanalisieren zu können. Wir lernten den interessanten Park, der schon seit 1985 zum UNESCO-Weltnaturerbe gehört, bei einer Rikschah-Safari näher kennen. Dabei konnten wir nicht nur viele Nilgai-Antilopen, die durchs flache Wasser zugen, beobachten, sondern uns auch den Vogelkolonien aus Kormoranen und Reihern und einigen Störchen nähern. Das ergab viele besondere und wie im Fluge vergingen ereignisreiche eineinhalb Stunden im Vogelpark, bevor uns die Rikschahs zu unserem Bus zurückbrachten, mit dem wir später, schon nach Einbruch der Dunkelheit, Rajasthans Hauptstadt Jaipur erreichten.

Palast der Winde – Elefantenritt – Amber Fort – Observatorium und Stadtpalas in Jaipur, fünfter Reisetag, 12.11. 2014:

Jaipur, Verwaltungshauptstadt Rajasthans, ist fast so groß wie Berlin. Die „rosa Stadt" - wegen der bevorzugten Farbgebung ihrer Häuser so genannt - gehört zum „Goldenen Dreieck", der touristenintensivsten Zone Indiens Delhi-Agra-Jaipur, und hat so einiges zu bieten. Erstaunlicherweise ist ihr am häufigsten fotografiertes Objekt eigentlich nur eine Fassade - der fünfstöckige, nur wenige Meter tiefe „Hawa Mahal" - Palast der Winde - gehörte zum Stadtschloß-Komplex. Der aus kunstvoll bearbeitetem roten Sandstein bestehende Bau aus zahllosen sogenannten „Jaroka"-Balkonen (geschlossene Balkonerker) sticht durch hunderte Fenster hervor, die aus durchbrochenen steinernen Platten als Sichtblenden bestehen und die man in jedem einschlägigen Reiseführer als DAS Paradestück indischer Palastarchitektur finden kann. Der Name rührt von dem leichten Luftzug her, der beständig durch die durchbrochenen Fenster streicht, aber der Sinn der „Fensterarchitektur" ware es einst, den Damen des Rajputen-Hofes von Jaipur Privatsphäre und Zurückgezogenheit zu garantieren - denn verborgen durch die Fensterblenden konnten sie alles verfolgen, was auf der Straße vor sich ging, ohne selbst gesehen zu werden!

Elefantenritt

Nach einem Fotostopp hier ging es für uns weiter zum heutigen Vormittags-Abenteuer: hoch zu Elefant wollten wir das Amber-Fort erreichen. Relativ kurz war die Wartezeit zu Füßen der Anhöhe, die die Festung Amber trägt. Vor der Gründung Jaipurs war dies die Hauptstadt eines großen Reiches, noch heute weitläufig von einer Mauer umgeben. Größte Touristenattraktion sind hier aber zweifellos die buntgeschmückten Elefanten, die die Besucher den Höhenunterschied des steilen Burgbergs hinaufschaukeln. Ein wenig soll man sich hier schon so fühlen wie zur Zeit der Maharadschahs, die früher selbst und mit ihren wichtigsten Gästen in Elefantensänften hinaufgelangten. Heute tragen die Rüsseltiere ein einigermaßen bequemes Podest, auf dem immer zwei Personen sitzen können.
Per Elefant erreichten wir also das Amber Fort, dessen ersten Innenhof mit seiner bemalten Torfassade und der äußeren Audienzhalle wir dann betraten. Der schöne ehemalige Audienzsaal besitzt Wände, die mit tausenden geschickt eingesetzten Spiegelscherben verziert sind. Das innere Eingangstor zählt ebenfalls zu den Höhepunkten altindischen Kunsthandwerks und leuchtet mit wundervollen Malereien an den Außenwänden. Auch im Palastinneren finden sich überall Verzierungen als Steinintarsien und Malerei. Besonders bedeutsam aber sind die historischen Kühl- und Klima-Anlagen, die noch bis heute ähnlich in manchen indischen Häusern verwendet werden. Durch fließendes kaltes Wasser sollte im Sommer die große Hitze im Palast erträglicher werden, wobei zudem Vorhänge und Teppiche mit Wasser benetzt und durch Menschenkraft fächelnd bewegt wurden - moderner Komfort bereits im 16. und 17. Jahrhundert!
Nach ausführlicher Besichtigung des Amber Forts fuhren wir mit kurzerhand angemieteten Jeeps den langen Weg zum Busparkplatz und kehrten danach in die Stadt Jaipur zurück. Der Nachmittag brachte uns das nächste UNESCO-Weltkulturerbe-Highlight - den Besuch des berühmten Steinernen Observatoriums „Jantar Mantar". Das bedeutet etwa „Magisches Gerät" und zeugt von der Wertschätzung, die man schon beim Bau der steinernen Himmelsbeobachtungszentren - nur fünf in Indien, eines im Iran und eines im usbekischen Samarkand sind überliefert - der wissenschaftlichen Leistung zollte. Jaipurs Herrscher Maharaja Jai Singh II. war schon im 18. Jahrhundert wissenschaftlich interessiert und ließ die steinernen Gerätschaften zur Beobachtung von Sonne, Mond und Sternen errichten. So kam es, dass hier Jaipur beispielsweise die größte Sonnenuhr der Welt steht - angeblich auf fünf Sekunden genau!
Neben dem Observatorium besuchten wir dann noch den Stadtpalast, von denen einige Gebäude noch der Maharaja bewohnt, während andere der Öffentlichkeit zugänglich sind und beispielsweise Museen und Schauräume beherbergen.

Jaipur – Festung Chittaurgarh – Udaipur, sechster Reisetag 13.11.2014:

Eine lange Strecke, wenn auch zumeist gut ausgebaute Autobahn und Fernstraße, sollte uns heute nach Udaipur bringen, in eine weiteren bedeutende Stadt Rajasthans.
Das Gebiet, flach und steppenähnlich, wurde lebhafter, erste Höhenzüge, die zum über 1000 km langen Aravalli-Gebirge gehörten, zeigten sich. Nach langer Benutzung der Autobahn erreichten wir gegen Mittag Chittaurgarh. Der Ort, bis heute eine der größten Festungen der Welt, war einst die Hauptstadt des Königsreiches Marwar. Doch die Rajputenherrscher wollten sich der Gewalt der muslimischen Mogulkaiser nicht beugen und nach einigen Niederlagen mußte die Hauptstadt des Landes neu gegründet werden. So verlor Chittaurgarh seine Bedeutung an die damalige Neugründung Udaipur, aber die Reste seiner Befestigungen haben die Zeiten überdauert. Als besonderes Extra getreu dem Eberhardt-Motto „Richtig Reisen! In die ganze Welt!" hatten wir einen Abstecher in die Zitadelle vor. Unser indischer Reiseleiter Ambrish organisierte zwei Jeeps für unsere kleine Gruppe und wir fuhren ein paar Kilometer zu den Bauten und Ruinen von Chittaurgarh. Die Straße erwies sich als so eng und kurvenreich, dass unser Bus sie nicht hätte passieren können! Schon unterwegs staunten wir über die gewaltigen mehrfachen Befestigungsringe mit mehreren engen Stadttoren - alles zeugte von einstiger Macht und Sonderstellung der riesigen Zitadelle. Dann waren wir in der vielleicht größten Burganlage der Welt! Neben den Ruinen mehrere Paläste war das vielleicht schönste - im Übrigen komplett erhaltene - historische Bauwerk auch das von uns am meisten bestaunte: ein berühmter Siegesturm des Herrschers Rana Kumbha, der sogenannte „Vijaya Stambha" aus dem 15. Jh. Obwohl die meisten der Palastanlagen nur in Resten und als Ruinen erhalten sind, wirkt der 37 m hohe verzierte Turm würdevoll, kräftig und steckt voller Anziehungskraft. Zahlreiche Affen hielten sich in den Palastruinen auf und verliehen dem gesamten Besuch eine zusätzlich exotische Note. Nach Rückkehr zu unserem Bus ging es dann in die neue Hauptstadt des alten Reiches Mewar, nach Udaipur, das Herrscher Rana Udai Singh im 16. Jh. nach dem Sieg des Mogulherrschers Akhbar über Mewar in den Bergen gegründet hatte.

Spaziergang und Stadtpalast in Udaipur – Bootsfahrt auf dem Pichola See – Miniatur–Malschule, siebter Reisetag, 14. 11.2014:

Das mitten in den Aravalli-Bergen gelegene Udaipur gilt als eines der für Inder beliebten Urlaubsziele und zudem wegen seiner etwas milderen Temperaturen als „Sommerfrische". Die hübsche Stadt - of als „weiße Stadt am See" apostrophiert - ist allemal einen Besuch wert. Wir begannen also unseren heutigen Tag mit einem Bummel von unserem zentral gelegenen Dreisternehotel „Rajdarshan" aus durch die überaus interessante Altstadt von Udaipur, die gerade zu erwachen begann. Vorbei an Wohnhäusern und Geschäften, an den Eingängen zu kleinen Tempeln und entlang bemalter Mauern und Hauseingänge, Garküchen und kleinen Werkstätten gelangten wir schließlich zum Jagdish-Schrein, dem Stadttempel von Udaipur. Wir konnten uns im Hindutempel umsehen und die Frömmigkeit der Menschen registrieren, bevor wir dem Stadtpalast einen Besuch abstatteten. Wie immer überfüllt - denn Udaipur ist auch bei Indern ein höchst beliebtes Touristenziel - präsentierte sich das gewaltige Bauwerk mit seinen Audienzsälen, Herrscherzimmern und Frauengemächern. Einer der Höhepunkte ist der mit Spiegelgläsern und Pfauenbildern aus Keramik verzierte Innenhof. Besonders hübsch war dann der Ausblick auf den See, als wir den Stadtpalast verließen, vor allem auf den Seepalast, in dem sich heute das „Lake-Palace"-Hotel" befindet, das auf dem Wasser zu schwimmen scheint. See, Ausblick und Stadt- sowie Seeschloß wurden schon oft als Filmkulisse genutzt: Nicht nur Bollywood-Regisseure wissen das schneeweiße „schwimmende" Schloß - das in Wirklichkeit natürlich auf einer Insel liegt - zu würdigen. Der Ort diente nicht nur als Filmkulisse für den James-Bond-Film „Octopussy", sondern auch für einen der berühmtesten deutschen Abenteuerfilme: Fritz Lang drehte Ende der 50er Jahre des 20. Jh. hier den bekannten deutschen Zweiteiler „Der Tiger von Eschnapur" und „Das indische Grabmal", mit Paul Hubschmidt in der Hauptrolle.

Bootsfahrt auf dem Pichola–See

Als nächsten Höhepunkt erlebten wir dann unsere Bootsfahrt auf dem im Monsun reichhaltig mit Wasser gefüllten Pichola-See. Das ruhige Dahingleiten mit atemberaubenden Ausblicken auf das gewaltige Stadtschloss und den Seepalast ist ein echter Genuss! Wir unterbrachen die Bootsfahrt auf der kleinen Insel mit dem berühmten Garten „Jaghmandir" und kehrten dann „an Land" zurück. Nach dem Mittagessen besuchten wir noch eine weitere Sehenswürdigkeit, die snst nicht jeder ausländische Besucher zu sehen bekommt: „Saheliyon Ki Bari", der sogenannte „Garten der Jungfrauen" gilt als „geheimer Garten", den früher nur die Damen des Hofes betreten durften. Versehen mit vielen Wasserspielen und Springbrunnen, gespeist aus dem nahen Fateh-See, hat ihn angeblich der Maharana von Udaipur im 18. Jahrhundert selbst entworfen und seinen Frauen zum Geschenk gemacht.
Schließlich besuchten wir dann noch eine Malschule. Udaipur ist für seine eigenen Naturfarben und die mit ihnen gestaltete traditionelle Miniaturmalerei weithin bekannt und die Künster der Stadt bzw. die Schüler der Malschulen sind in ganz Indien geschätzt. Unglaublich ist die Detailtreue filigrane Genauigkeit der uralten Maltraditionen, wobei jede der Malschulen betont, ein eigenes „Geheimnis" zur Farbherstellung und Motivauswahl zu haben! Abgesehen davon ist die Wirkung der indischen Malkunst auf verschiedenen Untergründen verblüffend. Während auch anderswo auf Papier und Seide gemalt wird, erzielt in Udaipur die Malerei auf Knochentafeln und Marmor besondere Wirkung - vor allem, wenn zur Intensivierung der Farben und Motive feingemahlenes und verleimtes Edelsteinpulver aufgetragen wurde.

Aravalli–Gebirge – Marmortempel von Ranakpur – Fort Khejrala, achter Reisetag, 15.11.2014:

Heute durchquerten wir die Gebirgsfalten der Aravalli-Berge. Nach einem Fotostopp an einem Baum voller Flughunde - die nachtaktiven Tiere hielten hier ihren Tagesschlaf - durchfuhren ein Gebiet mit vielen hochinteressanten uralten Wasser-Förderanlagen. Schon die Arier, die Nord- und Mittelindien vor Jahrtausenden eroberten, bedienten sich derselben Technik: die historischen Wasserschöpf-Anlagen in den felsigen und normalerweise wasserarmen Höhenzügen nutzen die vom Monsunregen gefüllten Teiche und Wasserlöcher, die wiederum Quellen und kleine Grundwasserseen speisen. Lange Bänder aus Gewebe und Stricken laufen über ein großes Holzrad und reichen bis zum Wasserspiegel. Becher, kleine Blechbehälter oder Schöpfkrüge sind an den ununterbrochen umlaufenden Bändern befestigt und fördern das Wasser nach oben. Das Schöpfrad wird über ein System von Zahnrädern - oft aus Holz - bewegt, die durch ein angetrieben werden. Das hochgeschöpfte Wasser entleeren die sich weiter mitdrehenden Krüge in ein Wasserbecken, von wo aus es dann über Kanäle verteilt wird, um die Felder zu bewässern.

Ranakpur

Einer der Tageshöhepunkte war dann aber der Besuch der Jain-Tempel von Ranakpur. Neben der ähnlich gewaltigen und verzierten Anlage der Dilwara-Tempel von Mount Abu gelten die in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts errichteten Jain-Tempel von Ranakpur als die größten ihrer Art in Indien und gehören zu den wichtigsten Pilgerzielen dieser Religionsgemeinschaft. Zwar ist der dem Heiligen „Wegbereiter" der Jain-Religion Adinath gewidmete Tempel zunächst eher unscheinbar, aber verzückt sofort jeden Besucher: im Inneren erwarten ihn 1444 mit Kerbschnitzerei reich verzierte Säulen aus weißem Marmor. Die Form des Tempels als die eines Chaumukha- (bedeutet etwa „viergesichtigläßt die Haupt-Götterfigur in die vier Himmelsrichtungen blicken - in jede ein Gesicht. Diesem Plan folgend, ist nach allen Seiten der mehrgeschossige Zentralraum von offenen Säulenhallen umgeben, die das Tempelinnere zu einer eindrucksvollen Show herrlichen jainistischen Kunsthandwerksmachen. Dabei wurde die Kunst an einem der härtesten zu bearbeitenden Gesteine ausgeführt und die Künstler wurden - je nach Feinheit der ihnen zugeteilten Arbeit - zur Entstehungszeit täglich nach dem vorzuweisen Gesteinsabfall bezahlt. .
Nach der Besichtigung in Ranakpur fuhren wir zu unserem Etappenziel Khejrela. Das etwas abgelegene Fort erreichten wir kurz nach dem.

Khejrala – Jeepsafari , neunter Reisetag, 16.11.2014:

Ein Ruhetag bei herrlichem Wetter, geruhsame Stunden im wundervollen Ambiente eines alten Forts - das war der heutige Plan. Geschäfte, Gartenanlage und Terrassen sowie ein weitläufig angelegter Pool mit kühlem Wasser versprachen Entspannung.
Um aber nicht unbedingt den ganzen Tag am Pool in der prallen Sonne liegen zu müssen, offerierten wir fakultativ eine halbtägige Jeepsafari am Vormittag. Bei der konnte jeder, der es wollte, mehr vom Leben auf dem Land kennenlernen. Und da alle Gäste mitmachten, fuhren wir nach dem mit zwei Jeeps querfeldein durch die Steppe. Zwar gab es in diesem Jahr wenig Tiere hier zu sehen - nur von weitem machten wir ein paar Axishirsche aus - , aber es gab dennoch so einiges zu sehen. So machten wir als erstes einen kleinen Bummel zu den traditionellen historischen Verbrennungsstätten der Herrscher von Khejrela. Die Hindusitte verlangt eine Feuerbestattung, um den Körper mit den fünf Elementen zu vereinen und so der Seele eine Wiedergeburt zu ermöglichen. Während einfache Inder in örtlichen Krematorien - oder im besten Fall auf den „Ghats", den Treppen an heiligen Flüssen verbrannt werden, wird bei wichtigen Persönlichkeiten an der Stätte ihrer Einäscherung eine steinerne Plattform mit Baldachin errichtet. „Chhatris" nennt man solche Erinnerungsstätten, die man allerorten als wichtigste Gedenkstätten der jeweiligen Umgebung finden kann. Anschließend besichtigten wir einen kleinen Tempel - den Göttern Shiva und Hanuman gewidmet - an einem heiligen See, bevor wir in ein traditionelles Dorf der einheimischen Bevölkerung fuhren. Die urwüchsig lebenden Bewohner dieser Gegend, die sich seit Jahrtausenden an 29 Regeln des Zusammenlebens mit der Natur halten, werden nach dieser Tradition mit dem Wort für „29" - Bishnoi - genannt.

Khejrala

Ihre Gewohnheit, sich die zu gemeinsamen Zeremonien im Familienclan oder mit den Männern des ganzen Dorfes zu treffen, konnten wir in einer eigens für uns arrangierten Zusammenkunft kennenlernen. So gewannen wir einen kleinen Einblick in das authentische Dorfleben im Stamme der Bishnoi. Später beendete der Besuch eines historischen Felsenheiligtums unsere halbtägige Jeepsafari. Ein als Picknick organisiertes Mittagessen schuf einen Abschluss und am Nachmittag gab es endlich die versprochene Erholung am Pool ... Nach dem Abendessen fanden wir uns dann noch zu einer kleinen Zaubershow zusammen, die uns ein leibhaftiger indischer „Magier" bot!


Jodhpur - Jaswant Thada - Meherangarh Fort, zehnter Reisetag, 17.11.2014:

Rajasthan, Indiens flächenmäßig größter Bundesstaat, wurde aus einer Vielzahl ehemaliger Königreiche gegründet, deren ehemalige Hauptstadt bis heute Verwaltungszentren sind. Dazu gehört auch Jodhpur, einstige Hauptstadt des Königreiches Marwar. Sie ist die größte Stadt des Unionsstaates nach Jaipur und trägt wegen der bevorzugten Farbe ihrer Wohnhäuser den Beinamen „Blaue Stadt" - was ursprünglich die Hauptfarbe der höchsten indischen Kaste, der Brahmanen, war.
Nach etwa 80 km Busfahrt erreichten wir den Ort und fuhren sogleich zur ersten Besichtigung. Das Mausoleum Jaswant Thada, Gedenkstätte für den Maharadscha Jaswant Singh II., der von der Bevölkerung sehr verehrt wurde, errichtete man Ende des 19. Jh. wie das Taj Mahal aus weißem rajasthanischen Marmor, dessen Lichtdurchlässigkeit ihn von asllen anderen Marmorarten unterscheidet. Die Grundgedanken von Liebe, Verehrung und Achtung sollen in diesem reich mit Schnitzwerk verzierten Grabmal zum Ausdruck kommen. .

Meherangarh Fort

Das zweite Wahrzeichen Jodhpurs besichtigten wir danach - hoch auf einem Felsen thront das nie eroberte Meherangarh Fort. Der Felsen mit dem Residenzschloss, das sich etwa 120 m über der Millionenstadt erhebt, wird von einer insgesamt fast zehn Kilometer langen gewaltigen Wehrmauer mit acht Toren umschlossen. Unser Besuch begann nach kurzem Warten mit der Auffahrt zur Burg in einem Lift, der uns einen schweißtreibenden Aufstieg zu Fuß ersparte. Nach kurzem Blick über die Kanonen der Festung standen wir schon im ersten Innenhof des königlichen Palastes, der wie die anderen Höfe auch von reich verzierten Gebäudefassaden mit netzartig durchbrochenen steinernen Fensterplatten gesäumt wurde. Nach Besuch in einigen kleinen Museumsräumen ging es schon zum zweiten Innenhof, dem alten Audienzhof, der noch den historischen Marmorthron des Maharadschahs von Jodhpur beherbergt. Als interessante Einlage zwischendurch zeigten uns zwei Angehörige der Palastwache, wie ein Turban, bestehend aus einer acht bis neun Meter langen und eineinhalb Meter breiten Stoffbahn, gewickelt wird. Gekonnt legten sich die Turbanträger ihre Kopfbedeckung um Stirn und Nacken. Unser weiterer Rundgang zeigte uns die Prunk- und Repräsentationsgemächer des alten Staates Marwar ebenso wie die Balkone und Terrassen, die einen schönen Ausblick auf die „blaue Stadt" zuließen. In die Torfahrt eingelassen finden sich bis heute sogenannte „Sati-Steine", eine Sammlung von Handabdrücken aus gebranntem Ton, mit man die Opfer freiwilliger Witwenverbrennungen ehrte.
Nach dem Mittagessen in einem Stadtrestaurant fuhren wir mit ein paar Dreirad-Taxis, doe in Indien überall herumwimmeln, in die engen Gassen der Altstadt von Jodhpur, um bei einem bekannten Gewürzhändler etwas über indische Gewürze und ihre Verwendung zu erfahren. In der anschließenden Freizeit konnten wir uns dann einem der belebtesten, buntesten und aufregendsten Märkte von Rajasthan, vielleicht sogar ganz Indiens, widmen. Er wimmelt von Kleinhandwerkern, Imbißbuden und man kann hier (fast) alles kaufen, was man so braucht - vor allem natürlich Lebensmittel, Obst und Gemüse, Kleidung, Einrichtungsgegenstände oder Schmuck. Wer möchte, kann sich hier aber auch direkt etwas anfertigen oder anpassen lassen - ein Vorhängeschloss vielleicht oder ein Paar Sandalen aus alten Autoreifen...
Den Abschluss unseres Marktbesuches bildete dann eine spontan organisierte Fahrt in einer Pferdekutsche. So konnten wir fast alle in Rajasthan gebräuchlichen Verkehrsmittel einmal durchprobieren und erreichten schnell und unkompliziert unseren Bus, mit dem wir dann zu Abendessen und Übernachtung ins Hotel fuhren.


Osyan - Ramdeora - Jaisalmer, elfter Reisetag, 18.11.2014:

Unsere heutige Tour führte uns durch die Thar, eine der großen Wüsten bzw. Halbwüsten des indischen Subkontinents. Eine Nebenstrecke der einstigen Seidenstraße führt hindurch - Salz vom Arabischen Meer wurde hier nach Norden transportiert im Austausch gegen wichtige Handelsgüter. Heute noch verlaufen die Straßen und Strecken entlang der alten Verkehrswege und die Hauptorte in der Thar-Wüste sind immer noch übereinstimmend mit den alten Handelsposten und Kaufmanns-Städten.
Erstes Ziel waren heute die berühmten Wallfahrts-Tempel von Osyan ein. Der Ort ist ein wichtiges Pilgerzentrum von Hindus und Jains - und das seit über 1300 Jahren ist der Ort ein Wallfahrtsziel und Pilgerzentrum. Im gewaltigen neuen Sachiya Mata Tempel stellt der stufenförmige Aufbau das Himmelsgefüge dar, überspannt von mehreren Torana-Torbögen, die den Übergang von der profanen zur himmlischen Welt symbolisieren sollen. Verehrt werden hier, in Jahrhunderten immer wieder neu durch reichen Figurenschmuck verziert, mehrere der bedeutenden Hindugötter, natürlich der mächtige Zerstörergott Shiva mit seinem Symbol, dem Dreizack, aber auch die Muttergöttin Durga in einer ihrer vielen Inkarnationen. Aber noch ältere Tempel finden sich im Wallfahrtsort, direkt neben dem eigentlichen Ortseingang. Zum Teil nicht mehr komplett erhalten, findet man hier einige kleinere, heute nicht mehr genutzte Sakralbauwerke. Errichtet um 700 - 800 n.Chr. kann man nicht mehr alle dieser Sandsteintempel zuordnen. Sie alle werden nicht mehr genutzt, aber man vermutet einige als Kultplätze des einstigen Gottes Indra, für mindestens drei der größeren aber ist die Nutzung als „Harihara"-Tempel wahrscheinlich, in der die eigentlich gegensätzlichen Aspekte zweier Hauptgötter - Vishnu als Bewahrer und Shiva als Zerstörer - in einer Einheit begriffen und verehrt wurden.
Auf unserem weiteren Weg gönnten wir uns noch ein kleines „Richtig Reisen!"-Extra: Reiseleiter Ambrish führte uns in einem kurzen Abstecher zu einem für Hindus bedeutenden, aufwendig gestalteten Wallfahrtsort. Ramdeora, in dessen Tempel eine lokale Stammesgottheit verehrt wird, ist außerhalb Indiens kaum bekannt. Der Ort unterscheidet sich mit seiner langgezogenen, von Wellblech überdachten Prozessionsstraße wesentlich von anderen Orten - obwohl er zur Hauptzeit im August jeden Jahres mehrere Millionen Pilger aufnimmt. Überall um den Tempel herum gibt es zahlreiche Verkaufsstände speziell für Opfergaben und für Mitbringsel, in denen mit grellbunten Auslagen, blinkenden Reklamelichtern und lauter aufreizender Musik um Kundschaft geworben wird.
Im letzten strahlenden Sonnenlich erreichten wir dann die alte Wüstenstadt Jaisalmer, deren Zitadelle golden erglänzte und uns bereits zur Besichtigung für den nächsten Tag einlud...


Jaisalmer - Altstadt und Zitadelle - Havelis, zwölfter Reisetag 19.11.201413:

Die Altstadt von Jaisalmer wird oft als „Goldene Stadt" apostrophiert, denn ihr bevorzugtes Baumaterial ist honigfarben gelb leuchtender Sandstein. Der Ort entstand als wichtiger Handelsplatz an der Seitenlinie der historischen Seidenstraße und aus seiner Blütezeit stammen die Mauern und immer noch komplett vorhandenen 99 Türme der Zitadelle, die die immer noch völlig bewohnte Altstadt umschließt. So ist Jaisalmer ebenfalls eine der größten, noch ununterbrochen seit dem 12. Jh. bewohnten historischen Festungen der Welt.
Der „heilige" See vor den Toren Jaisalmers war einer der wichtigsten Überlebensfaktoren für denm im 12. Jh. gegründeten Rajputenstaat. Es handelt sich um einen in der Wüste zum Auffangen von Regenwasser angelegten Monsunstausee, der die Fruchtbarkeit der Oase und den Grundwasserspiegel sicherte. Versehen mit einem alten Tor, verschiedener Randbebauung und einem Shivatempel ist er ein Anziehungspunkt für Einheimische, besonders aber (morgens!) für Touristen.

Zitadelle Jaisalmer

Der Vormittag war aber unbedingt den Türmen und doppelten Mauern der Altstadt-Zitadelle, gewidmet. Wie schon vorher das Rote Fort in Agra und das Meherangarh-Fort in Jodhpur, die aber aus anderen Epochen stammen, ist die Festung von Jaisalmer ein bedeutendes Prunkstück indischer Festungsarchitektur. Mehrere Dutzend Meter hoch sind die Mauern, die die Festungsstadt umgeben, die man nur auf einem kurvenreichen Weg unter Passieren mehrerer Stadttore betreten kann. Die Besichtigung der Altstadt mit ihren engen Gassen - Achtung! Heilige Kühe oft im Gegenverkehr! - ist sehr beeindruckend und bietet jede Mnge ungewöhnlicher Fotomotive. Immer wieder sind dabei die herrlichen geschnitzten Sandsteinfassaden der Wohnhäuser der Blickfang und allein das Stehen auf dem kleinen Stadtplatz mit Blick zur reichverzierten Fassade des Stadtpalastes ist ein Erlebnis. Hier hatten wir dann auch etwas Freizeit zum Bummel auf eigene Faust oder zum Erhandeln von Souvenirs... Nächstes Ziel war die Neustadt mit ihren „Havelis", den einstigen Kaufmanns-Palästen. Reiche Händler, Verwaltungsangestellte der Herrscher von Jaisalmer oder auch hohe Offiziere oder adelige Würdenträger leisteten sich berauschend große Häuser, die sie auf einzigartige Weise mit filigran geschmückten Sandsteinfassaden in kunstvoller Kerbschnitzerei verzieren ließen.

Dromedarritt in die Wüste

In der heißen Mittagszeit - immerhin waren wir ja mitten in der Wüste - zogen wir uns ins Hotel zurück und konnten uns vor dem abendlichen Kamelritt noch etwas erholen.
Spätnachmittags, knapp zwei Stunden vor Sonnenuntergang, fuhren wir dann mit dem Bus in Richtung Norden bis nach Sam, in die Mitte der Wüste Thar. Hier gibt es noch sahara-artig wirkende Sanddünen, die wir bei dem von allen mit Spannung erwarteten Dromedarritt kennenlernen würden. Rechtzeitig erreichten wir einen der Rastplätze, an denen die bereits fertig gesattelten Wüsten-Reittiere auf uns warteten. Einige von uns bestiegen mutig die hochbeinigen Reittiere, einige andere fuhren mit dem dazugehörenden Kamelwagen. Knapp eine Dreiviertelstunde zuckelten wir wie einst die alten Karawanen durch die Wüstensteppe und erreichten kurz vor dem Dunkelwerden die großen Sanddünen von Sam. Drapiert auf dem Kamm einer Sanddüne, mit einer Rum-Cola in der Hand, konnten wir den Tag mit einem romantischen, wie aus einem Heimatfilm stammenden Sonnenuntergang ausklingen lassen, wobei das exotische Ambiente noch von ein paar buntgekleideten Tänzerinnen und dazugehörenden Musikern begleitet und untermalt wurde ...


Jaisalmer - Junargarh Fort - Kamelfarm - Bikaner , dreizehnter Reisetag, 20.11.2014:

Unser heutiger früher Aufbruch sicherte uns gutes Vorankommen auf der doch recht langen Strecke. So erreichten wir schon zur Mittagszeit unseren nächsten „Etappenort" Bikaner. Die Großstadt ist ebenfalls eine als Handelsplatz entstandene historische Wüstenhauptstadt. Ihr gewaltiger, ursprünglich aus Sandstein und Gips errichteter Stadtpalast liegt aber ausnahmsweise nicht auf einem Berg, sondern ist als Festungsanlage mit gewaltigen Umfassungsmauern mitten in die Ebene gesetzt worden. Heute liegt das wehrhafte Junargarh Fort, das dennoch verziert und prunkvoll wirkt, mitten im Zentrum der um es herum entstandenen Stadt Bikaner. Der Ort wurde von Rao Bikaji aus einer Seitenlinie der Jodhpur-Rajputen im 15. Jh. gegründet und seine Nachfolger ließen im 16. Jh. die immer wieder umgebauten und modernisierten Sandstein-Befestigungen errichten. Prächtige Palasträume sind hier - im heute überwiegend als Museum genutzten Fort - zu bewundern, viele gestaltet nach bestimmten Motiven und Themen. Dazu gehören die bekanntesten Raumgestaltungen wie der Wolken- und der Blumenpalast. Einige Palastteile sind erbaut aus gelbem Marmor, oft mit weißem Marmorstaub verputzt und mit filigranen Lackarbeiten, Spiegel- und Glaseinlagen versehen und mit aufwendigen Wandmalereien ausgeschmückt. Junargarh Fort gilt heute als einer der am besten erhaltenen Rajputen-Paläste in Rajasthan und in ganz Indien, der gleich nach Betreten durch seine hübschen und strahlend weißen Innenhöfe mit verzierten Brunnen bezaubert.
Nach der ausgiebigen Besichtigung des Bikaner-Stadtpalastes suchten wir dann Indiens einzige Kamelfarm auf. Hier nahe Bikaner findet sich die weithin bekannte Zucht - und Forschungsstation, die sich mit Forschungen rund um die Paarhufer und ihre einzigartigen Anpassungsmechanismen an die extremen Verhältnisse der Wüste beschäftigen. Außerdem werden hier Kamele in der Krankenstation behandelt sowie Tiere zur Nutzung als schnelle Beförderungsmittel und als Patrouillen-Reittiere für die Border-Security-Forces, die Schutztruppen an der Grenze zu Pakistan, genutzt. Bei unserem Eintreffen auf der Farm waren die Dromedare gerade von den Weiden zur Tränke in der Station zurückgekeht, so dass wir ihr Gedränge - getrennt nach männlichen und weiblichen Tieren - beobachten konnten. Neben dem staatlichen Forschungszentrum finden sich hier auch eine Molkerei, ein „Kamel-Krankenhaus" und Souvenirshops. Jungtiere und recht frische Kamelbabies sahen wir neben den Muttertieren stehen, mit denen sie bis zwei Jahre zusammenbleiben. Vor allem drei Rassen dieser einhöckrigen Kamele - farblich etwas unterschiedlich - gibt es hier: die Rassen aus Jaisalmer, Bikaner und Gujarat, die sich alle bestimmte besondere Leistungsmerkmale wie Ausdauer, Schnelligkeit oder besondere Belastbarkeit aufweisen. Zum Abschluß konnten wir noch Produkte aus frischer Kamelmilch kosten - aromatisierte gekühlte Milch, Tee mit Milcheinlage oder Kamelmilch-Eis.


Karni Mata (Rattentempel) - Fatehpur - Nawalgarh, vierzehnter Reisetag, 21.11.2014:

Da wir gestern Abend kaum noch Licht zu seiner Besichtigung gehabt hätten, begannen wir den heutigen Tag mit einem Besuch des berühmten „Rattentempels" Gelegen in der knapp 40 km von Bikaner entfernten Kleinstadt Deshnok, erfreut sich der „Karni Mata"-Tempel großer Beliebtheit bei der indischen Bevölkerung. Für uns Europäer ist die Begegnung mit freilaufenden - noch dazu verehrten - Ratten aber eher gewöhnungsbedürftig und daher ist die Besichtigung dieses Rattentempels „fakultativ". So geht es auch aus unserer Katalog-Ausschreibung hervor - keineswegs ist das Betreten dieses für uns seltsam wirkenden Sakralbauwerks ein „Muss"! Allerdings ist es dies wohl bei den zahllosen indischen Pilgern das ganze Jahr über , denn gläubige Hindus verehren hier im Tempel der „Karni Mata eine Inkarnation der Fruchtbarkeitsgöttin Durga. Der Kult manifestiert sich in etwa zwanzigtausend hier freilaufenden Ratten verehrt der Legende nach dergestalt, dass die Ratten als Dichter wiedergeboren werden würden. Überhaupt: zum Hinduglauben gehören Schutz und Verehrung jeglicher Art von Leben - daher werden Ratten und andere Tiere hier nicht als Ungeziefer, sondern positiver gesehen als bei uns in Europa.

Shekawati-Gebiet

Nach Besuch des Rattentempels, bei dem es uns tatsächlich gelang, BEIDE hier lebende weiße Ratten zu sehen - was der Legende des Tempels nach viel persönliches Glück nach sich zieht! - fuhren wir weiter und gelangten nachmittags ins „Shekawati-Gebiet" der bemalten Kaufmannspaläste rund um den Ort Mandawa. Eine Nebenlinie der historischen Seidenstraße führte hier hindurch und bescherte den Handelsplätzen Reichtum. Das manifestierte sich im Bau prächtiger Wohnpaläste für die reichen Kaufleute. Diese „Havelis" wurden hier mit prachtvollen Wandmalereien versehen - sozusagen eine Alternative für die geschnitzten Haveli-Fassaden, die wir von Jaisalmer kannten. Im Herz des Gebietes liegt die alten und hoffnungslos überfüllt scheinende Stadt Fatehpur, deren verwinkelte und enge Gassen einige der bekanntesten Havelis des „Shekawati"-Gebiets beherbergen. Leider sind die meisten der Prunkvillen nicht nur verlassen oder von Verwalterfamilien bewohnt, viele sind regelrecht verkommen oder brechen in sich zusammen. Dennoch zeigten viele der alten Paläste noch den Abglanz einstiger Pracht und den „morbiden Charme" einer ruinösen Pracht architektonischer Besonderheiten und verbleichender Schönheit.
Eine bemerkenswerte Besonderheit des Gebietes sind auch die - früher in den Wüstenregionen besonders bedeutsam - durch vier Säulen gekennzeichnete Wüstenbrunnen. Diese sogenannten „Harlakhas" sind charakteristisch für alle Orte im Shekawati. Wir sahen mehrere von ihnen bei unserem Rundgang in Fatehpur und später beim Stadtbummel im nahegelegenen Nawalgarh, wo wir auch übernachteten. Auch einen der großen bemalten Havelis konnten wir ausgiebig besichtigen und uns seine ebenfalls bemalten gestaffelten Innenhöfe ansehen. Als Abschluss des Tages - und der Reise - übernachteten wir in einem besonderen Hotel - einem riesigen, restaurierten und völlig authentisch erhaltenen prächtigen Haveli!


Nawalgarh - Delhi - Qutub Minar, fünfzehnter Reisetag, 22.11.2014:

Heute, unterwegs in Richtung Delhi, würde es noch einmal ein langer Tag werden, denn zunächst sorgte schlechte Wegstrecke für Behinderung, später würde es der in die Hauptstadt strömende Verkehr sein, der Zeit kostet.
Das timing war zwar knapp, aber wir schafften es, rechtzeitig vor Sonnenuntergang und bei noch erträglichen Fotolicht-Verhältnissen einer besonderen Sehenswürdigkeit Delhis einen Besuch abzustatten. Etwas außerhalb gelegen errichteten die ersten muslimischen Herrscher hier errichteten Ende des 12. Jh. eine Moschee, zu deren Bau sie Teile alter Hindutempel verwendeten. Als besonderer Höhepunkt entstand das gewaltige Minarett. Das Qutub Minar ist mit 72 m Höhe eines der höchsten muslimischen Bauwerke und war lange Zeit das höchste in ganz Asien. Stolz über den Sie über die Hindus errichteten die muslimischen Herrscher es als Sieges- und Wachturm, Wahrzeichen und Minarett für den Gebetsruf. Seit 1993 gehört das prächtige Bauwerk des Islam zum UNESCO-Weltkulturerbe, bei dem besonders sein Farbwechsel aus verschieden Sandsteinen ins Auge fällt - denn er zeigt sich bei jeder Art von Beleuchtung in anderen Kombinationen. Im Hof der danebenliegenden Moschee-Ruine findet sich als beliebtes Foto-Motiv auch die berühmte „nichtrostenden Eisensäule".
Nach etwas Freizeit hier fuhren wir zum Abendessen und für ein paar kurze Ruhestunden in ein unweit vom Flughafen gelegenes Hotel.


Indira Gandhi Airport - Heimflug, sechzehnter Reisetag, 23.11.13:

Noch vor Mitternacht mussten wir wieder aufstehen, denn drei Stunden vor unserem geplanten Abflug - gelegt auf die mehr als unfreundliche Zeit 03. 30 Uhr - sollten wir zum Check in auf der Abflugebene des neuen Terminals vom Delhi-Airport sein. Reibungslos ging das Einchecken vor sich und dann starteten wir relativ pünktlich zum gut achtstündigen Heimflug mit der Lufthansa. Am frühen Morgen erreichten wir dann Frankfurt, wo das Umsteigen diesmal trotz der Sicherheitskontrolle reibungslos klappte und schon am Vormittag deutscher Ortszeit verabschiedeten wir uns voneinander.

Epilog

Dass es in Indien noch viel mehr zu sehen gibt als „nur" das bunte Rajasthan, das wissen die Gäste - obwohl gerade diese-Reise einen tollen „Einstieg" in ein wundervolles Land bietet.
Wer weiß, vielleicht lernen wir Indien und seine Bewohner besser verstehen, wenn wir ihr Land und seine Traditionen, vor allem aber die sehens- und erlebenswerten Details noch anderer Gegenden des Subkontinents „in Angriff nehmen"?! Exotik kann dabei garantiert werden!
In diesem Sinne - vielleicht entdecken wir zusammen noch mehr Neues und Interessantes. Ich würde mich freuen!
Ihr Studienreiseleiter
Dr.Michael Krause

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Wir können die Reise für einen Indieneinstieg nur wärmstens empfehlen. Der Reisebericht zeigt gut, was uns alles an Ereignissen geboten wurde. Es war ein optimal ausgestattetes Reiseprogramm, zu dem der indische Reiseleiter und Dr. Krause -wenn es die Zeit zuließ-manches Zusätzliche einbauten wie das Puppen- und Tanztheater inmitten einheimischen Publikums usw. Die Reise hatte einen hohen Informationswert, der vor allem von Dr. Krause und seinen lebendig und verständlich vorgetragenen Ausführungen erreicht wurde. Nicht zuletzt die angebotenen Hotels ließen kaum etwas zu wünschen übrig und boten eigentlich durchweg europäischen Standart. So konnte jeder Reisetag gut erholt begonnen und erlebt werden.

Richter
28.11.2014