Reisebericht: Rundreise Indien zum Kennenlernen

28.09. – 09.10.2019, 12 Tage prächtiges Rajasthan – Tempel, Paläste und Tiger mit Delhi – Mandawa – Pushkar – Udaipur – Jodhpur – Jaipur – Ranthambore–Nationalpark – Agra – Delhi


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Der Norden Indiens, insbesondere Rajasthan, erfüllt viele Märchenvorstellungen von uns Europäern. Tempel, Paläste, exotische Gewürze, vieles kennt man aus Filmen und nun starten wir selbst, um diesen ganzen Kosmos live zu erleben...
Ein Reisebericht von
Simone Willner
Simone Willner

1. Tag – Flug und Anreise in die Hauptstadt Neu Delhi


Am Samstag Morgen bewegte sich unsere kleine Gruppe sternförmig auf Frankfurt am Main zu. Zwei Gäste flogen ab Dresden, die Reisebegleiterin Simone mit weiteren 2 Gästen ab Leipzig, eine Dame kam aus Berlin und wir trafen uns mittags in Frankfurt am Gate der Lufthansa, die uns gemeinsam nach Delhi bringen sollte.
Drei weitere Gäste werden erst morgen zu uns stoßen, sie sind von München aus direkt nach Delhi geflogen.
Wir machten am Gate eine kleine Vorstellungsrunde und checkten gemeinsam in die große Lufthansamaschine zum Weiterflug nach Delhi ein. Acht Stunden waren wir unterwegs, bis wir endlich gegen ein Uhr morgens indischer Zeit die Hauptstadt erreichten. Müde gingen wir zu den Check-in-Schaltern und gaben unsere E-Visa ab. Danach wollten wir nur noch schlafen und zügig ging es zu unserem Hotel in Delhi Neustadt weiter. 
Ravinder, unser Reiseleiter, holte uns am Flughafen ab, begrüßte und begleitete uns ins Hotel. 
Wir freuen uns auf unseren ersten Tag in Indien, aber erstmal: Gute Nacht....

2. Tag – Namaste – von Delhi nach Shekawati (280 km)


Nach unserer kurzen Nacht in Delhi genossen wir das erste indische und für uns sehr ungewöhnliche Frühstück mit herzhaften Speisen und zuckersüßer Konfitüre.
Danach machten wir uns auf den Weg nach Rajasthan. Im Bus konnten wir uns erstmals ein Bild von Indien machen. Delhi selbst war heute zum Sonntag recht ruhig, es war kaum Verkehr und wir kamen gut voran.
In Neu Delhi sind in den letzten zehn Jahren viele Glaspaläste und Hochhäuser ganz im Stil von Dubai aus dem Boden geschossen und die Megametropole mit ihren 18 Millionen Einwohnern wächst von Tag zu Tag. Schnell hatten wir die Stadt hinter uns gelassen und es wurde immer ländlicher. Wir sahen Hirsefelder, Menschen, die Baumwolle auf den Feldern mit der Hand pflückten und Frauen, die riesige Lasten auf ihren Köpfen balancierten.
Etliche Zeburinderherden kreuzten unseren Weg. Kühe sind für die Hindus heilige Geschöpfe, dürfen also weder getötet noch verzehrt werden und der Verkehr fließt daher einfach um sie herum. Wir sahen Fahrräder mit Riesenlasten, Mopeds mit bis zu sechs Personen drauf und einige Gäste stellten fest, wie gut es uns doch in Deutschland geht und wie einfach die meisten Menschen hier leben.
Bei unserer Mittagspause in einem kleinen Restaurant am Weg probierten wir unser erstes indisches Mittagessen. Es gab die ersten indischen Leckereien wie Tikka Massala (Hühnchencurry) Nan (Fladenbrot), Raita,(Joghurt mit Gurken und Tomaten), scharfes Gemüse und Dal (Linsengericht). Dem ein oder anderen Gast brannte vor Schärfe der ganze Mund.
Auf nach der Regenzeit unglaublich holprigen Pisten ging es weiter in die Shekhawati-Region, die besonders durch ihre noch erhaltenen Havelihäuser bekannt ist. Diese wunderschönen mit Miniaturmalerein verzierten Häuser schmücken ganze Straßenzüge und die Innenhöfe lassen die Herzen von uns Europäern höher schlagen. So waren dann auch alle begeistert, daß wir die heutige Nacht und das Abendessen in einem historischen Haveli verbringen durften, welches liebevoll zu einem Hotel umgestaltet worden war.
Beim Abendessen hatte eine einheimische Familie mit ihrem tanzenden Enkel für musikalische Untermalung gesorgt und nach dem Essen erfreuten uns noch Puppenspieler mit ihrer Kunst. Voll von den ersten Eindrücken fielen wir müde in die Betten, morgen geht es früh los und wir wollen nichts verpassen von diesem so ganz anderen Kosmos: Indien ...

3. Tag – Nawalgarh und heiliger See in Pushkar (225 km)


Nach einer erholsamen Nacht in unserem altehrwürdigen Haveli in Navalgarh starteten wir am frühen Morgen gleich zu Fuß in die Stadt, um noch mehr dieser alten Häuser besichtigen zu können. 
Navalgarh ist eine ländliche Stadt im Nordosten des Bundesstaates Rajasthan. Mit 65.000 Einwohnern ist sie für indische Verhältnisse eine Kleinstadt. Die Straßen sind rechts und links gesäumt von alten Havelis. Diese palastartig ausgestalteten Wohnhäuser sind heute oft zu Hotels umgestaltet worden und einige verfallen leider. 
Das Wort Haveli stammt aus der arabischen Sprache und bedeutet so viel wie "umbauter Platz". Für uns Europäer zählen diese Bauten zu den kulturhistorisch bedeutsamsten und schönsten Sehenswürdigkeiten Indiens. Errichtet wurden sie zumeist zwischen 1830 und 1930. Durch eine über und über mit Schnitzereien verzierte riesige Holztür, die von einem bemalten Portal umgeben ist, gelangt man in den ersten Hof. Dieser war in früheren Zeiten den Männern des Hauses vorbehalten und man empfing hier Besucher. Dahinter liegen weitere mit hinduistischen Götterdarstellungen bemalte Höfe, die Frauengemächer, und etliche kleine Räume, die früher als Küche oder Schlafräume dienten.
Alle Havelis haben mehrere Stockwerke und von den Dachterrassen genossen wir traumhafte Ausblicke auf die Umgebung oder  nahe gelegene Hindutempel.
Alle Gäste waren begeistert von diesen Anblicken, in einem der Häuser bekamen wir sogar den berühmten zuckersüßen Masala-Gewürztee zum Probieren. 
Nach zwei Stunden in dieser Märchenwelt kehrten wir zu unserem Hotel zurück, wo unser Busfahrer bereits wartete, und machten uns auf den Weg nach Pushkar. 
Unterwegs hielten wir für eine Mittagspause und genossen wieder die gewürzreiche Küche Indiens mit Spezialitäten wie Palak Paneer (Käse mit Spinat), Dal (Linsen) und frisches Nan (Fladenbrot). Einige nutzten die Pause sogar für einen kleinen Einkauf im neben dem Restaurant befindlichen Lädchen. 
Am Nachmittag erreichten wir Pushkar und tauchten in diese alte Karawanenstadt ein, die für ihren Kamelmarkt bekannt ist. Ein Meer von Marktständen mit grellbuntem Angebot, kleine Straßenverkäuferinnen mit Ringen, hupende Mopeds, Stände mit Zuckerrohrsaft, Zitronenlimonadenverkäufer und Süßigkeitenstände überfluteten uns mit Eindrücken und wir ließen uns erstmal eine Weile im Gassengewirr treiben, um alles wahrnehmen zu können.
Pushkar ist eine Stadt mit 20.000 Einwohnern und liegt ebenfalls im Bundesstaat Rajasthan. Der See von Pushkar war seit jeher ein wichtiger Rastplatz für Karawanen, die mit ihren Waren jahrhundertelang hier durchkamen, man versorgte in der Stadt das Vieh und erholte sich von den Reisestrapazen. Im Mittelalter errichtete man am Ufer einen Brahmatempel, heute ist er der einzige bedeutende dieser Art in ganz Indien.
An diesem märchengleichen Ort besuchten wir einen Hindutempel und sahen den Menschen bei ihren Gebeten zu.
Danach hatte unser Reiseleiter Ravinder eine Puja (Gebetszeremonie) am bezaubernden See von Pushkar für uns organisiert. So beteten alle Gäste andächtig dem Hindupriester nach, mit Blick auf den See und einer Kulisse wie aus einem alten Märchenfilm. Wir bekamen den Segen in Form von roten Punkten auf die Stirn und waren ganz benommen. 
Im Anschluß an dieses schöne Erlebnis durften wir noch einer öffentlichen Puja beiwohnen. Die Hindus beteten gemeinsam am Ufer des Flusses, sprachen Gebete, bekamen ebenfalls die roten Stirnpunkte und am Ende des Gebetes gab es für alle Gläubigen süßen Milchreis, den wir natürlich probieren durften.
Dabei stellte unser heute zwölf Jahre alt gewordenes Geburtstagskind fest, daß es Hunger hat und so beschlossen wir, ins Hotel zu fahren. Das Bhanwar Singh Palace Hotel gleicht einer Kulisse aus einem Bollywoodfilm, noch dazu hatte sich im hinteren Teil eine Hochzeitsgesellschaft eingemietet, die die Szenerie greller und exotischer erscheinen ließ. In diesem Hotel fühlten wir uns einmal mehr wie die Maharadjas in vergangenen Jahrhunderten. 
Voller farbgewaltiger Eindrücke genossen wir unser gemeinsames Abendessen, das Geburtstagskind erfreute sich an einem mächtigen Schokoladenkuchen und ein wundervoller Tag in Indien ging zu Ende. 
Wir sind gespannt auf Jodhpur ...

4. Tag – Jodhpur, die blaue Stadt (215 km)


Früh am Morgen verließen wir "unseren Palast" und brachen auf zur vierstündigen Fahrt nach Jodhpur: der blauen Stadt. Bei der Anfahrt auf das Stadtzentrum konnten wir einen Blick auf das Taj Umaid Bhawan Palace Hotel erhaschen. Dieser ehemalige Maharajapalast war bis in die 1970er Jahre in einem schlechten baulichen Zustand, da für die Sanierung einfach das Geld fehlte. So entschied sich der Maharaja Gai Singh II. zu einer Dreiteilung der Anlage.
Heute kann man in einem Teil im neu eingebauten 5 Sterne Hotel für bis zu 5. 000 EUR übernachten. Im zweiten Teil befindet sich ein Museum, wo Besucher Gemälde, Vasen und Theatergegenstände aus der vergangenen Maharadjazeit bestaunen können und im dritten Teil lebt heute noch seine Hoheit höchstpersönlich.  
Wir fuhren weiter durch die zwei Millionen Einwohner zählende Metropole, die früher die Hauptstadt des Rajputenstaates und später die des Fürstenstaates Marwar war.
Da über 60 Prozent der Häuser außen blau angestrichen sind, nennt man Jodhpur auch die blaue Stadt und wenn man sie von der Festung Meherangarh aus betrachtet, blickt man auf ein Meer aus Blau. Die Einwohner sagen, diese Farbe wehre am besten die Mücken ab.
Die Festung Meherangarh thront 123 Meter über der Stadt auf einem Felsen und stammt aus dem Jahre 1459. Die heute zu besichtigenden Teile stammen aus der Periode des Maharaja Jaswant Singh, der von 1638 bis 1678 regierte. 
Wir begaben uns durch das imposante Eingangstor und tauchten ein in eine ganz andere Welt. Dadurch, daß gerade das Fest für die Göttin Durga gefeiert wurde, waren viele hinduistische Besucher im Palast und ein buntes Treiben aus farbenfrohen Saris, kleinen Kindern, Streifenhörnchen und Musikern umgab uns. 
In den Innenräumen konnte man sich wieder direkt ins Märchenbuch versetzt fühlen: Decken mit unzähligen bunten Glasmosaiken und Spiegeln, pompöse Leuchter und reich verzierte Säulen lassen die Besucher glauben, sie spazierten durch eine Traumwelt. Wir hatten Glück, ein Herr vom Personal hatte etwas Zeit für uns und vollführte vor uns, wie man eine fünf Meter lange Stoffbahn kunstvoll zu einem Turban auf dem Kopf windet. Überhaupt sah das Sicherheitspersonal ganz bezaubernd in den weißen Gewändern und bunten Turbanen aus, und besonders unsere weiblichen Gäste ließen sich zu dem ein oder anderen Foto mit solch einem "Prinzen" hinreißen. 
Nach so vielen Eindrücken beschlossen wir, erstmal ins Hotel zu fahren, eine kleine Pause zu machen und danach den Basar zu besuchen, um für die Daheimgebliebenen ein paar exotische Mitbringsel zu erwerben.
Dort angekommen konnten wir uns davon überzeugen, daß Indien immer noch ein Paradies für Seidenstoffe, Kaschmirdecken, handbestickte Wandbilder, Bettüberwürfe und überhaupt Stoffe und Motive aller Art ist. Bei den anschmiegsamen Schaltüchern gingen vor allem den Damen die Augen über.
Im oberen Geschoß bewunderten wir allerlei antike Dinge, die einst in Havelis gestanden hatten, und die die Besitzer nun aus Geldmangel oder aufgrund von Modernisierungen verkauften. Besonders schöne Arbeiten waren die holzgeschnitzten Türen, die einstmals die Eingänge solcher Häuser verziert hatten.
So schlenderten wir fasziniert an Regalen voller kleiner Silberdosen, orientalischer Hängelampen und Holztruhen mit prächigen Intarsienarbeiten vorbei. Wir bereuten es, keine Millionäre zu sein, um alles kaufen zu können. Noch mehr bereuten wir es, keinen Elefanten unser Eigen zu nennen, der alles nach Hause transportieren könnte. 
Voller Eindrücke und mit noch volleren Einkaufstaschen fuhren wir zurück zum Hotel und genossen ein gut gewürztes vielfältiges Abendessen und mittlerweile trauten wir uns auch an Eis heran.
Ein mit vielen Eindrücken gefüllter Tag ging zu Ende und wir sind gespannt auf die Perle Udaipur ....

5. Tag – Jodhpur Ranakpur und Udaipur, die Perle am See (260 km)


Daß wir heute erst um neun Uhr am Morgen starteten, kam uns wie Urlaub vor. Wir fuhren zum Wahrzeichen der Stadt Jodhpur, dem Jaswant Thada Mausoleum, einem Bau aus weißem Marmor, der von Sardar Singh 1899 in Erinnerung an den Maharadja Jaswant Singh II. erbaut wurde.
Die kunstvoll geschnitzten Bögen aus Marmor und die vielen Schnitzereien begeisterten uns, und von der Terrasse des Mausoleums hat man eine zauberhafte Aussicht über die Stadt.
Der Marmor wurde bei diesem Bauwerk sehr dünn verarbeitet und zusätzlich stark poliert, so daß man den Eindruck bekommt, das ganze Gebäude würde ein warmes Glühen ausstrahlen, sobald die Sonne darauf scheint. Im Inneren befinden sich zwei Gräber ehemaliger Herrscher der Stadt. 
Einst war diese Anlage ein traditioneller Verbrennungsplatz der jeweiligen königlichen Herrscher von Jodhpur.
Ravinder erzählte uns, wie eine solche Zeremonie bei den Hindus bis heute begangen wird. Ganz nach alter Tradition werden die Toten auf einem zentralen Verbrennungsplatz verbrannt. Ausnahme sind einzig Babys oder Frauen, die mit einem Baby im Bauch verstorben sind.
Für Hindus, die nicht der Familie des Maharadjas von Jodhpur angehörten, liegen die traditionellen Verbrennungsplätze in der Stadt Varanasi im Bundesstaat Uttar Pradesh, nahe des heiligen Flusses Ganges.
Ein dem Tode naher Hindu wird von seinen Familienangehörigen dorthin begleitet und trinkt etwas Wasser aus dem Fluß. Zwischen dem Hinunterschlucken wird immer wieder der Name des Gottes wiederholt, damit seine Seele Frieden erlange. Nach dem Tod wird die Leiche gewaschen, neu bekleidet und zusammen mit vielen roten Blumen in ein weißes Tuch gewickelt. Aus Bambusstöcken baut man eine Bahre, was traditionellerweise die Männer der Familie machen. Der Körper wird anschließend zum Fluß getragen, wo schon das Holz für die Verbrennung aufgeschichtet ist. In der Regel wird der Sohn des Toten den Stapel entzünden. Während der Verbrennung singt ein Hindupriester Mantras und betet somit für die Seele des Toten. Der Sohn umrundet den Holzstapel mit dem brennenden Körper mehrere Male. Im Anschluß daran nehmen die Familienangehörigen ein Bad im heiligen Fluß und fahren nach Hause zurück.
Dabei nehmen sie die Asche in einem kleinen Metallgefäß mit und verstreuen sie in einem heiligen Fluß in der Nähe des Wohnortes.
Nach unserer Besichtigung und Ravinders interessanten Ausführungen zu den Sterbe- und Bestattungsriten der Hindus fuhren wir weiter nach Ranakpur, einem kleinen Ort im Bezirk Pali.
Hier, mitten im tropischen Wald, entwickelte sich seit dem zweiten Jahrhundert eine Religion - die des Jainismus. Durch muslimische Eroberungen des Gebietes seit dem 12. Jahrhundert wurden leider etliche alte Jaintempel zerstört. Im weit abgelegenen Ranakpur allerdings, versteckt im dichten Wald, blieb der Chaumukha Tempel, dessen Baubeginn 1438 war, erhalten. Heute ist er eines der Hauptheiligtümer der Anhänger des Jainismus in ganz Indien.
In diesem Tempel ist der zentrale Raum zu den Vorhallen nach allen Seiten offen und lichtdurchflutet. Die Jainas verehren keinen Gott, sie beten vor den sogenannten Tirthankaras. Dies sind figürliche Darstellungen, die für einen Jain Vorbildfunktion haben, da sie bereits die von allen Jainas angestrebte Vollkommenheit erreicht haben. Im Gegensatz zum hinduistischen Glauben braucht es für ein Ritual bei den Jainas keinen Brahmanen, der mit den Betenden die Rituale vollzieht. Die Gläubigen umschreiten den Kultraum mit dem Bildnis drei Mal. Diese drei Mal entsprechen den drei Juwelen, den drei Säulen also, auf denen der Jainismus fußt: die rechte Wahrnehmung, das rechte Wissen und die rechte Lebensweise.
Wir waren ganz verzaubert von diesem Tempel, er ist so ganz anders als die Hindutempel und erinnert an eine Filmkulisse. Man spürte regelrecht die Magie, die von den vielen weißen in Marmor gearbeiteten Figuren ausging. Auch die Ausblicke in die tropisch grüne Weite an allen Seiten des offenen Tempels waren magisch.
Am Nachmittag mußten wir uns dann allerdings lösen vom Tempelanblick, Udaipur wartete auf uns. Diese Stadt war die einstige Hauptstadt des Reiches Mewar und wurde 1559 von Udai Sing II gegründet. Uns Europäern ist sie meist aus alten Filmen wie beispielsweise "Der Tiger von Eschnapur" bekannt, in denen man immer wieder das mitten im Pichholasee gelegene weiße Luxushotel mit seinen Kuppeln sieht.
Wir sind gespannt darauf, diese Stadt morgen zu entdecken ...

6. Tag – Udaipur und weitere Entdeckungen


Am heutigen Morgen liefen wir vom Hotel aus zum Maharadjapalast. So konnten wir einmal hautnah erleben, wie die meisten Menschen in Indien ihren Alltag verbringen.
Die Straßen sind schmal und abschüssig, große Löcher und lockere Steine sind keine Seltenheit. Einen Bürgersteig gibt es nicht und wir quetschten uns an Kühen, Marktständen, Baustellen und dem laut hupenden Verkehr vorbei. Wir sahen Teeküchen am Straßenrand, wo der süße Masalatee, eine Mischung aus Zucker, Teestaub und Milch, zubereitet wird, Frauen, die ihr Obst und Gemüse im Sitzen auf Zeitungspapier verkauften, andere Frauen, die mit einfachen Schaufeln den von einer Baustelle übrig gebliebenen Sand auf Esel verluden. Zwischendurch immer wieder ein kleiner Hindutempel, bunt bemalte Türen, wirr ineinander verknäulte Stromleitungen, die uns staunen ließen, wie das so alles funktioniert. Am Palast angekommen dröhnte uns auf jeden Fall der Kopf, aber die Erfahrung war es wert.
Udaipur, das "Venedig des Ostens" hat einen riesigen Stadtpalast, die ehemalige Residenz des Maharana. Vor über 400 Jahren, genau 1553 wurde dieser Bau von Maharana Udai Singh II. begonnen, immer wieder an- und umgebaut und heute beherbergt er ein riesiges Museum mit Interieur aus der vergangenen Zeit. Wir wandelten zwei Stunden durch die vielen Gemächer mit ihren bunten Wandfarben, sahen verspiegelte Zimmer mit Kuppeln, genossen Ausblicke durch verzierte Fenster auf die schöne Stadt am See und konnten uns gut vorstellen, wie ein Maharana in solch einem Pomp gelebt haben mußte. 
Im Anschluß daran genossen wir ein wenig Freizeit, die die meisten Gäste dazu nutzten, im Schatten eines Baumes zu entspannen und etwas Kühles zu trinken. Andere stürzten sich erneut ins laute Getümmel der Gassen und erwarben noch einige Mitbringsel wie Postkarten, Münzen, Bettüberwürfe, Tücher oder kunstvolle Miniaturmalereien.
Nun unternahmen wir eine Bootsfahrt auf dem Picholasee, schipperten vorbei am Palace Hotel, dem zweitteuersten seiner Art in ganz Indien. Hier wurden legendäre Filme wie "Der Tiger von Eschnapur" 1958 und "Das indische Grabmal" von 1959 gedreht. Udaipur war sogar James Bond Kulisse im Jahre 1983 für den Dreiteiler "Octopussy" gewesen.
Vom Boot aus konnten wir diese bezaubernde Kulisse erst richtig auf uns wirken lassen, hier mußten wir keinen hupenden Motorrädern und Tuk Tuks ausweichen.
Am Ufer wird von den Frauen die Wäsche gewaschen, die Kinder planschten vergnügt im Wasser und dahinter liegt die malerische Kulisse mit den vielen Kuppeln. Erneut konnten wir uns der Märchenvorstellung nicht erwehren.
Auf einer kleinen Insel, auf der sich das Lustschloß Jag Mandir befindet, machten wir eine Pause und sahen den frechen Streifenhörnchen zu, wie sie dem Elefantengott Ganesha den geopferten Reis stahlen.
Nach der Rückfahrt in die Stadt hatte Ravinder uns wieder ein nettes Restaurant für das Mittagessen ausgesucht, und nach dem Essen waren wir so geschafft, daß wir beschlossen, mal einen freien Nachmittag mit Poolbesuch oder einem Nachmittagsschläfchen zu genießen.
Zum gemeinsamen Abendessen trafen wir uns wieder und ließen diesen eindrucksvollen Tag ausklingen.
Wir sind wir gespannt auf die pulsierende Metropole Jaipur ...

7. Tag – Fahrt nach Jaipur, Pink City (390 km)


Die längste Fahrt der ganzen Tour stand uns bevor. Bei indischen Straßenverhältnissen kann man für eine Strecke von knapp 400 km ungefähr acht Stunden einplanen. Ravinder hatte aber für uns noch eine Überraschung parat und wir hielten im etwa 20 km von Udaipur entfernten Eklingji.
Dort gibt es einen von hohen Mauern umschlossenen Tempelbezirk mit unzähligen kleineren und größeren Hindutempeln, die einstmals von reichen Angehörigen der Fürstenfamilien und wohlhabenden Kaufleuten gestiftet wurden. Im achten Jahrhundert entstanden die ersten Tempel in einem Komplex, der später 108 Schreine zählen sollte. Der Gründer der Anlage war Mewarkönig Bappa Rawal.
Sie wurden aus einer Mischung aus Sandstein und Marmor geschaffen und hatten meist eine zentrale Halle unter einem pyramidenartigen Dach. 
Alle dieser Tempel waren den Sinnenfreuden des Hindugottes Shiva gewidmet und dementsprechend findet man an ihren Außenmauern unzählige erotische Darstellungen. 
Wir konzentrierten uns auf einen dieser Tempel und trafen gleich auf ein Hochzeitspaar, welches die malerische Kulisse für ihre Albumbilder gewählt hatte.
Ravinder erklärte uns die Geschichte des Tempels und zeigte uns die für unsere Augen ungewöhnlich erotischen Darstellungen, die außen am Tempel überall zu finden sind. Während der Kolonialzeit müssen die viktorianisch prüden Engländer hier einen Schock bekommen haben. 
Auf dem Rückweg vom Tempel trafen wir einen Bauern, der uns stolz seine Kuh und das einmonatige Kälbchen präsentierte, und die Kinder auf der Straße kamen neugierig angelaufen und bestaunten uns exotisch aussehende Europäer. 
Danach machten wir uns auf die Reise nach Jaipur. Die meisten Gäste nutzten die Zeit, um die ganzen Eindrücke der letzten Tage ein wenig setzen zu lassen, zu lesen oder einfach rechts und links das Panorama an sich vorbeiziehen zu lassen. Am Abend erreichten wir endlich die Pink City. 
Morgen werden wir das Flair der Hauptstadt Rajasthans erleben ...

8. Tag – Jaipur, Amber Fort und Observatorium


Heute konnten wir uns den ganzen Tag der Hauptstadt Rajastans widmen und starteten mit einer Jeepfahrt zum Amber Fort. Schon beim Fotostop unterhalb dieser riesigen Anlage sahen wir Affen, buntes Treiben auf den Straßen, Schlangenbeschwörer, fliegende Händler und alles wurde vom laut hupenden vorbeirauschenden Verkehrsstrom begleitet. Ein erneuter Angriff auf all unsere Sinne :-) 
Das Amber Fort wurde von Raja Man Singh I. 1590 begonnen und später von seinem Enkel weiter ausgebaut. Zu dieser Zeit war die Festung die Hauptstadt der Kachwaha-Dynastie.
In diesem Fort waren so viele Besucher im Vorhof, daß wir den Eindruck bekamen, ganz Südindien und ganz Westeuropa hätten gerade Indienurlaub gebucht. Der eindeutige Besuchermagnet ist natürlich der Spiegelsaal mit einer Vielzahl von kleinen Spiegeln, die vom Boden bis über die Decke eine ganze Halle überziehen. Sehr beeindruckend. 
Nach der Fortbesichtigung hatten wir in einer großen Halle die Chance, mal ganz live Teppichknüpfern und den traditionellen Stemplern bei ihrer Arbeit über die Schultern zu schauen. Hier entstehen die Kunstwerke, die uns immer wieder in Ekstase versetzen, unsere Schweizer erwarben hier gleich die Möbel für ihr neues Haus und die anderen Gäste übten sich im Stempeln. 
Nach dieser willkommenen Abwechslung unternahmen wir eine Fahrt mit einer Motorradrikscha, tauchten ein in die Pink City, die ihren Namen der Farbe der Wände aller Gebäude in der Altstadt verdankt. Ganz benommen waren wir von den eher erdroten Farben, dem ohrenbetäubenden Gehupe, den vielen Läden mit bunten Stoffen um uns herum und wunderten uns einmal mehr, mit wieviel Gelassenheit und stoischer Ruhe sich die Inder durch diesen Strom bewegten. Wir waren froh, in ein ruhig gelegenes Haveli zum Mittagessen fliehen zu können. 
Im Anschluß daran ging es wieder per Rikscha zum royalen Observatorium Jantar Mantar.
Dieser Komplex gehört zu fünf historischen Sternwarten, die alle von Maharadja Jai Singh II. in den Jahren 1724 bis 1734 in Delhi, Ujjain, Mathura, Varanasi und Jaipur errichtet wurden. Bei all diesen Observatorien wurden die Skalen immer weiter vergrößert, um immer präzisere Winkelablesungen zu ermöglichen.
Auch heute noch ist diese Anlage voll funktionsfähig. Man kann an verschiedenen Sonnenuhren exakt die Zeit ablesen, die Sonnen- und Planetenstände bestimmen und die Positionen der Tierkreiszeichen genauestens bestimmen. Letzteres war für die damalige Zeit besonders wichtig, da für alle Hochzeiten die Sternzeichen der Partner und die Sternenkonstellation bei der Geburt für die Auswahl des Heiratstermins und die Zukunft des Paares von großer Bedeutung waren.
Diese beeindruckende Anlage ist 2010 ins UNESCO Weltkulturerbe aufgenommen worden. 
Nachdem die Gäste ihre Aszendenten ausgerechnet hatten und jeder seine Wesenseigenschaften vom örtlichen Observatoriumsführer erfahren hatte, machten wir uns auf den Weg in die Altstadt, um das Hava Mahal zu sehen und zu fotografieren.
Der Palast der Winde, wie dieses Gebäude auch genannt wird, ist ein außergewöhnliches Bauwerk mitten in der Altstadt. Einstmals gehörte es zu einem riesigen Stadtpalast und diente einzig und allein dazu, daß die Damen des Hofes, ungesehen vom einfachen Volk, durch die vielen kleinen Fenster mit Verzierungen auf das Geschehen draußen blicken konnten. 
Ravinder hatte uns geschickt durch das Gewirr der Gassen gelotst an einen Stand, wo frischer Papayasaft gepresst wird und Simone spendierte eine Runde dieses erfrischenden Getränkes. Endlich ein wenig Ruhepause. 
Allein eine Straße in Jaipur zu überqueren, endete schon bei so manchem Europäer mit  Herzinfarkt.
Wir waren am Nachmittag so überfordert von all den Geräuschen und Eindrücken, daß wir uns nochmals auf die Dachterrasse des alten Haveli flüchteten, um dort in Ruhe den Tag ausklingen zu lassen und die Abendstimmung unter freiem Himmel zu genießen.
Simone spendierte eine Runde Pakhoras, gewürzte Gemüsebällchen, und hier konnten wir ein wenig die Eindrücke des heutigen Tages sortieren und entspannen. 
An diesem Abend waren wir so müde, daß das gemeinsame Abendessen kurz ausfiel. Alle wollten schnell duschen und ins Bett. 
Die Tiger erwarten uns ...

9. Tag – Nationalpark in Ranthambore (180 km)


Wir setzten unsere Fahrt ins 180 km entfernte Ranthambore fort, eine Strecke, für die man bei indischen Straßenverhältnissen ungefährt vier Stunden benötigt. Mitten auf der Hauptstraße begegneten uns einige Männer mit bunten Turbanen, die eine große Kamelherde begleiteten. Man stelle sich solch einen Anblick auf einer deutschen Bundesstraße vor!!! In Indien ist das völlig normal.
Wir ließen uns diese Chance nicht entgehen, hielten und machten Fotos und nicht mal daran störte sich jemand, der Verkehr kam nämlich kurz zum Stehen, da ein haltender Bus und die Kamele die ganze Fahrbahn versperrten. 
Zur Mittagszeit erreichten wir unser Mount Valley Hotel, welches unweit vom Ranthambore Nationalparkeingang liegt und wurden mit Blumenketten begrüßt. Selbst ein Mittagessen hatte man für uns vorbereitet, so daß wir uns gestärkt zu unserer Safari am frühen Nachmittag aufmachen konnten. 
Der Ranthambore Nationalpark umfaßt insgesamt ein Gebiet von 282 km² und befindet sich im Distrikt Sawai Madhopur mitten im Bundesstaat Rajasthan. Er wird von den Flüssen Banas und Chambal begrenzt und ist besonders für seine wenig scheue Tigerpopulation bekannt und berühmt. Mit einem Jeep ging es los.
Die Berge der Aravallikette erhoben sich rötlich vor dem Horizont. Wir erblickten trockene Felsengebiete, einige Seen und kleine Wasserläufe, die von Wäldern gesäumt werden. Exotisch gewundene Bäume zogen immer wieder unsere Blicke auf sich. Mitten im Park trohnt auf einem Felsen hoch oben die Festung Ranthambore. 
Gleich hinter dem Eingang stand einer der riesigen dunkelbraunen Sambarhirsche mit einem mächtigen Geweih und wenig später sahen wir auch die kleineren weiß gepunkteten Axishirsche. Rechts und links war immer wieder das Wappentier der Inder zu sehen: der Pfau. In einem Flußlauf schlängelte ein Waran entlang, gut getarnt von den braunen Steinen des Flußbettes.
Während wir nach Tigern Ausschau hielten, setzte sich ein neugieriger Vogel genau auf den Rand der Vorderscheibe und beäugte uns eingehend. An einem kleinen See konnten wir im Wasser die Krokodile lauern sehen und kamen uns vor, wie in Afrika.
In den Bäumen sprangen Meerkatzen in weiten Sätzen von Ast zu Ast und wir schaukelten immer tiefer in den Park hinein. Er ist während der Regenzeit von Juli bis September komplett gesperrt und nach der Regenzeit sind die Wege eher tief durchfurchte Holperpisten. 
Leider hatten wir mit den majestätischen Katzen heute kein Glück, weder ein Tiger noch ein Leopard kreuzten unseren Weg, aber ein Abenteuer war diese Fahrt trotz allem.
Und schließlich wollen wir ja einen Grund mehr haben, nochmals nach Indien zurückzukehren.
Vor dem Abendessen hatten wir die Möglichkeit, einer kleinen musikalischen Darbietung beizuwohnen. Ein Feuerspucker, fünf Musiker, Puppenspieler und ein Kamelreiter zeigten uns ihre Kunststücke. 
Morgen sind wir gespannt auf die Metropole Agra ...

10. Tag – Agra, die Stadt des Taj Mahal (280 km)


Wieder brach ein Morgen in Indien an und nach dem leckeren Frühstück brachen wir in Richtung Agra auf. Heute wechselten wir sogar den Bundesstaat. Bisher waren wir außer Delhi ausschließlich in Rajasthan gewesen, Agra liegt jedoch in Uttar Pradesch und hier steht das wohl bekannteste Bauwerk des ganzen Landes - das Taj Mahal.
Wir hatten allerdings am Nachmittag geplant, uns zuerst das Fort in Agra anzuschauen. Gegen 15 Uhr erreichten wir es und trauten unseren Augen nicht. Die Schlange am Eingang war so lang, daß es ungefähr eine halbe Stunde gedauert hätte, allein die Eintrittskarten zu erstehen, ganz davon abgesehen, daß wir kein einziges Wort einer Führung verstanden hätten. Durch das Fest für die Göttin Durga waren unglaublich viele indische Besucher da. Also beschlossen wir, den Besuch des Forts auf den morgigen Tag zu verschieben. 
Unverrichteterdinge fuhren wir ins Hotel und genossen einen freien Nachmittag. So langsam müssen wir uns mit dem Gedanken der Heimkehr beschäftigen, aber wir freuen uns erstmal auf das Taj Mahal im Sonnenaufgang und das Fort von Agra ...

11. Tag – Taj Mahal und rotes Fort


Am heutigen Morgen war unsere Nacht schon um fünf Uhr vorbei, da wir das Taj Mahal bei Sonnenaufgang sehen wollten, wenn das Licht schmeichelt und der Hauptstrom der Besucher noch nicht da ist.
Wohl kaum ein anderes Bauwerk verkörpert für Gäste aus aller Welt so sehr Indien wie die in den Jahren 1631 bis 1648 errichtete "Krone des Palastes", was Taj Mahal übersetzt bedeutet. 
Mogulkaiser Shah Jahan ließ diesen Bau zum Gedenken an seine bei der Geburt des 13. Kindes verstorbene Liebe Mumtaz Mahal errichten.
20.000 Handwerker aus allen Teilen Süd- und Zentralasiens waren am Bau beteiligt, die Materialien wurden mühevoll mit über 1.000 Elefangen herangeschafft.
Verwendet wurden Ziegelsteine, die innen und außen mit Marmor überzogen wurden. Vor allem im Innenraum des Grabmals kann der Besucher bis heute die hervorragende Handwerkskunst der damaligen Intarsienkünstler bewundern: Jaspis aus dem Punjab, Achat aus dem Jeman, Kristall aus China, Lapislazuli und Saphire aus Ceylon und Korallen aus Arabien überziehen die Wände mit floralen Ornamenten.
Rechts und links wird der weiße Bau von zwei Gebäuden eingerahmt, die aus rotem Sandstein mit Verzierungen aus weißem Marmor geschaffen wurden. Das westliche davon zeigt in Richtung Mekka und war eine Moschee und das im Osten liegende wurde früher als Gästehaus genutzt.
Keine Frage: mit diesem Gebäude verbinden die meisten ausländischen Besucher Indien wie mit keinem anderen Ort hier. Obwohl das Taj Mahal "nur" ein Grabmal und kein üppig ausgestatteter Palast ist, zieht es im Jahr mehr als 10 Millionen Besucher in seinen Bann. Es zählt zum UNESCO Weltkulturerbe und ist nach dem Angkor Wat in Kambodscha Besuchermagnet Nummer zwei auf der Liste der meist besuchten UNESCO- Attraktionen weltweit.
Als in Lissabon 2007 die neuen sieben Weltwunder gewählt wurden, nahm man das Taj Mahal mit auf, und seitdem ist es für viele Menschen das Symbol Indiens schlechthin.
Wir schlenderten durch die Gartenanlagen, die Innenräume und schossen unzählige Fotos, bevor wir uns auf den Rückweg ins Hotel zum Frühstück begaben.
Gestärkt und mit gepackten Koffern fuhren wir erneut zum roten Fort, und heute hatten wir mehr Glück. Der Eingangsbereich war fast leer, wenige indische Besucher schlenderten zum Haupttor: beste Voraussetzungen für eine Besichtigung.
Diese halbmondförmig angelegte Palastanlage, die von bis zu 21 Meter hohen Mauern umgeben wird, besteht aus Ziegelsteinen und wurde mit roten Sandsteinplatten verkleidet.
Dieser gigantische Bau wurde 1565 unter Mogul Akbar dem Großen begonnen, der die damalige Hauptstadt aus Delhi hierher nach Agra verlegen ließ. Shah Jahan, der Erbauer des Taj Mahal, ließ Innenbauten aus weißem Marmor mit Verzierungen aus Glas und Halbedelsteinen einbauen. Leider wurden alle Intarsien von den englischen Kolonialherren entfernt und geraubt und nur an wenigen Stellen, die langsam liebevoll saniert werden, kann man die einstige Pracht dieser Anlage erahnen.
Nach der Besichtigung fuhren wir weiter in Richtung Hauptstadt, unsere Traumreise neigt sich dem Ende zu.
Beim letzten gemeinsamen Abendessen probierten wir die stark gewürzten Köstlichkeiten ein letztes Mal und Wehmut überkam uns. Noch in dieser Nacht werden wir dieses unglaubliche Land verlassen müssen ...

12. Tag – Delhi und Heimreise


Um ein Uhr morgens startete pünktlich der Airbus der Lufthansa in Richtung München und alle Gäste waren nach dem Start schnell in Ruhepositionen gefallen.
München erwartete uns am frühen Morgen dunkel, nieselig und mit nur kühlen 13 Grad. Spätestens jetzt realisierten wir, daß die schönen warmen sonnigen Tage im eindrucksvollen Kosmos Indiens vorbei waren.
Ab München trennten sich unsere Wege, drei Gäste hatten ihr Auto hier geparkt und fuhren zurück in die Schweiz. Ein Gast flog nach Berlin, zwei Gäste nach Dresden und ich flog mit zwei weiteren Gästen nach Leipzig weiter.
Mir bleibt, mich bei den Reisegästen für ihr Durchhaltevermögen auf den teilweise schlechten Straßen und im lauten Straßengetümmel bunter Metropolen zu bedanken. Wir haben sicher alle während dieser Reise oft gestaunt, wie einfaches Leben und bittere Armut in diesem riesigen Land noch immer unmittelbar neben Luxus und überschwenglichem Reichtum existieren. Wir haben die Inder ein ums andere Mal dafür bewundert, wie sie trotz ihrer verschiedenen Schicksale alle mit einem ewigen Lächeln im Gesicht, gelassen und stolz in jeder Situation, ihr Leben und ihren Alltag meistern.
Ich bin sicher, daß uns allen Indien lange im Gedächtnis bleiben wird, und seien es nur die Kühe auf den Straßen und die intensiv bunten Gewänder der Frauen, die so manche triste Straßenszenerie mit Farbe füllten.
Ich wünsche allen Reisegästen alles Gute, schnelle Erholung von der anstrengenden Rückreise und hoffe, daß wir uns mal wieder sehen, vielleicht sogar bei einer anderen Indienreise...
Eure Reisebegleiterin
Simone

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