Reisebericht: Rundreise Iran & antike Schätze in Persien

09.10. – 22.10.2015, 14 Tage klassische Rundreise auf den Spuren von Herodot und Marco Polo: Teheran – Hamadan – Kashan – Yzad – Kerman – Mahan – Wüste Lut – Shiraz – Persepolis – Naqsh–e Rostam – Pasargadae – Isfahan


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Wenn Du Dir eine Perle wünschst, suche sie nicht in der Wasserlache. Wer Perlen finden will, muss bis zum Grund des Meeres tauchen. (Jaleddin Rumi, 13. Jhd.)
Am besten man schiebt all die Medienberichte über den Iran zur Seite und taucht selbst ein, um diese Perle zwischen Persischen Golf und Kaspischen Meer zu entdecken.
Sicherheitsbedenken? Wer einmal da war, kann darüber nur noch verwundert den Kopf schütteln!
Ein Reisebericht von
Frank Nimschowski
Frank Nimschowski

1.Tag, 09.10.2015: Flug nach Teheran

Heute beginnt unsere Reise in den Iran, schon lang haben wir uns darauf gefreut. Viele Fragen reisen mit uns - wie streng ist die Kleiderordnung, wie sieht der Alltag im Iran aus, wie sind die Menschen. Vielleicht gibt es auch noch ein paar Vorbehalte was das Thema Sicherheit betrifft. Die Berichterstattung in Deutschland über diese Region macht es nicht ganz einfach, sich ein realistisches Bild zu verschaffen. Man kann es auch so sehen: wir Deutsche reagieren mit Unverständnis, wenn andere Länder (Kanada) ihre Bürger vor Reisen nach Ostdeutschland warnen. Genauso abwegig wäre eine Warnung vor einer Reise in den Iran!
Ich selbst kehre nach längerer Pause wieder in den Iran zurück und mache mir über Sicherheitsfragen überhaupt keine Gedanken. Ich freue mich auf ein außerordentlich gastfreundliches Land mit sehr freundlichen Menschen, ich freue mich auf die Schätze einer reichen Kulturnation, dessen Errungenschaften bei uns im Abendland leider allzu oft unterschätzt werden, ich freue mich auf jenen Moment, wenn ich der Gruppe verrate, dass wir uns die Kronjuwelen der Schahs ansehen werden....Also, tauchen wir ein, in den Iran, das alte Persien und erleben es!
Für ein paar bange Minuten sieht es nach einem Fehlstart aus, als der Flugkapitän uns auf dem Rollfeld des Istanbuler Flughafens mitteilt, dass wir ein technisches Problem haben. Zum Glück ist dieses schnell und ohne Unannehmlichkeiten behoben.

2.Tag, 10.10.2015: Stadtrundfahrt in Teheran

Am frühen Morgen landen wir auf dem Teheraner Flughafen. Ab jetzt gilt für alle Frauen Kopftuch und lange Kleidung tragen. Überraschend entspannt verläuft unsere Einreise, eine kurze Passkontrolle, das war´s dann schon. Ali, unser iranischer Reiseleiter empfängt uns am Flughafen und räumt den Frauen gleich mal eine Kopftucherleichterung im Bus ein.
Nach einer kurzen Ruhepause im Hotel beginnen wir mit der Besichtigung Teherans. Im Teppichmuseum sehen wir bemerkenswerte Exponate verschiedener Volksgruppen aus den letzten Jahrhunderten. Das Museumsgebäude selbst wurde von der Architektin und letzten Frau des Schah, Farah Diba entworfen.
Zwischendurch tauschen wir iranische Rial - mit rund 30 Euro wird man schon Millionär.
Längere Zeit verbringen wir im Golestan Palast. Für mich ist der Krönungssaal besonders beeindruckend, da ich die Aufnahmen aus dem Jahre 1967 vor Augen habe, wie hier der Schah Farah Diba die Kaiserkrone aufsetzt. Jetzt sind wir hier an diesem historischen Ort. Nebenan können wir ein Blick in weitere Räume des Palastes werfen, wie dem Arbeits- und Speisezimmer.
Im Norden Teherans stärken wir uns mittags mit Kebab. Dann laufen wir weiter in Richtung iranischer Nationalbank. Dabei passieren wir die immer noch geschlossene US-Botschaft, ach ja da war doch was, 444 Tage Geiseldrama... Nebenan die Briten sind kürzlich in ihre Vertretung zurückgekehrt.
Ich bin stolz, dass ich für den Nachmittag noch eine Überraschung ankündigen darf: Besichtigung der Kronjuwelen der Schahs. Man nennt es schlicht „Juwelenmuseum", aber die Schätze, die sich darin befinden sind überwältigend: die Schahkrone, die Kaiserkrone Farah Dibas, der Thron (Pfauenthron?), fantastische Schmuckobjekte wie die Weltkugel, deren Edelsteine in Kilogramm (!) angegeben werden, nämlich 3,6 kg Edelsteine auf 34 kg Gold! All diese Schätze liegen wie zu Schahzeiten sicher im Untergeschoss der Nationalbank. Bei der Flucht 1979 kam die Schahfamilie nicht mehr an ihre Juwelen ran, zum Glück.
Gegenüber der Nationalbank, direkt an der deutschen Botschaft steigen wir wieder in unseren Bus und kehren müde, aber mit vielen schönen Eindrücken ins Hotel Espinas zurück. Unser Abendessen nehmen wir im persischen Restaurant des Hotels ein. Zu verschiedenen Kebabs gibt es Fesenjan, eine Sauce mit Walnuss, Granatapfelsaft und Hühnchen.

3. Tag, 11.10.2015: Teheran – Zanjan

Mit einem neuen Bus, Busfahrer Mohsen und Ali verlassen wir unser Hotel in Teheran. Unser Bus hat bequeme und extrabreite Sitze, weshalb wir statt der üblichen 4er Bestuhlung drei Sitze nebeneinander haben.
Im Nationalmuseum bekommen wir eine erste Vorstellung von der persischen Hochkultur der vorislamischen Zeit. Hervorheben möchte ich das Relief mit König Dareios aus dem Schatzhaus von Persepolis und die Dareios-Statue aus Susa.
Beim Verlassen Teherans halten wir noch am Azadi-Denkmal, dem Wahrzeichen der Stadt.
Bei der Weiterfahrt „bombardieren" wir Ali mit unseren vielen Fragen über Iran, von Benzinpreis bis Atomkraft, von Gehälter bis Rentenversicherung...
In Qazvin probieren wir beim Mittagessen die lokale Spezialität Reymeh neza, eine Art Gulasch vom Kalb serviert mit Reis. Einige testen noch ein alkoholfreies Malzgetränk aus der Dose. Ergebnis: es hat geschmacklich nicht wirklich etwas mit Bier zu tun. Damit hat sich das Thema alkoholfreies Bier wohl erledigt und wir werden uns weiterhin auf Wasser und Tee einstellen müssen. (Muss ich mir jetzt Gedanken über Entzugserscheinungen bei unseren fränkischen Gästen machen?)
Imamzadeh Hoseyn heißt das Heiligtum, welches wir in Qazvin besuchen. Unsere Frauen müssen für den Besuch noch einen Extra-Umhang tragen. Dafür bekommen wir ganz aus der Nähe einen Eindruck, wie die Iraner den Heiligen verehren.Im Dunkeln erreichen wir Zanjan und besuchen noch den Basar, dann checken wir ins Grand Hotel Zanjan ein.

4.Tag, 12.10.2015: Soltaniye – Ali Sadre – Gebiet – Hamadan

Es ist die weltweit größte Kuppel, welche nur aus Ziegeln gebaut wurde. Die Rede ist vom Grabmal des Oljeitu in Soltaniye, das wir vormittags besuchen. Die aufgeschlossene Studentin Nargi gibt uns Informationen über den Bau aus dem 14. Jahrhundert und die laufenden Restaurierungsarbeiten.
Bis zu unserem nächsten Ziel, der Höhle von Ali Sadre benötigen wir mehrere Stunden mit dem Bus. Wir fahren durch eine Landschaft kahler Berge und abgeernteter Felder, auf manchen werden noch Kartoffeln gelesen.
In der Ali Sadr Höhle verbringen wir knapp zwei Stunden, so riesig ist sie. Da die Höhle mit großen Wasserläufen durchzogen ist, fahren wir mit dem Boot, das heißt ein Tretboot zieht drei bis vier Boote hinter sich her. Wahrscheinlich eine einmalige Variante, eine Höhle zu erkunden.
Etwas spät erreichen wir am Abend Hamadan, die Stadt Ibn Sinas (Avicenna). Vom Hotel „Bu Ali" in Hamadan sind wir allerdings enttäuscht, hatten wir doch die Tage zuvor viel schönere Zimmer. Als Entschuldigung wird Eberhardt morgen das Mittagessen spendieren.

5.Tag, 13.10.2015: Besichtigungen in Hamadan

Mit dem großen Gelehrten Ibn Sina, lateinisch Avicenna, beginnen wir diesen Tag. Ibn Sina hat viele Jahre in Hamadan verbracht und hier starb. Farah Diba entwarf das Monument über dem Grab und lies es 1957 errichten.
In Hamadan gibt es weitere Grabbauten und Mausoleen. Wir besuchen das Mausoleum für Esther und Mordechai. Der Ort ist eine wichtige jüdische Pilgerstätte, welche aber von Juden außerhalb des Irans nicht besucht werden kann. Deshalb stellt man per Videokonferenz den Kontakt zum Mausoleum her.
Hamadan ist aus dem antiken Ekbatana hervorgegangen. Zeugnisse der vorislamischen Geschichte hat man auf dem Hegmataneh - Hügel ausgegraben. Hier schauen wir natürlich auch vorbei. Mit Gondbad - e Alavian besuchen wir ein weiteres Grabmal (mittelalterliche Grabstätte der Alavi-Familie).
Eigentlich halten wir nur für einen kurzen Fotostopp am Park mit dem steinernen Löwen. Mit den Schülerinnen, die sich im Park aufhalten, ergibt sich schnell und unkompliziert Kontakt. Daraus entwickelt sich ein „Fotoshooting", das heißt wir fotografieren uns mit ihnen und umgekehrt. Überhaupt begegnen wir hier in Hamadan immer wieder außerordentlich freundlichen Menschen, die uns einfach nur guten Tag sagen, fragen woher wir kommen oder fragen, ob sie helfen können. Viele Kontakte haben wir mit iranischen Frauen und ich muß dabei an die Klischees in Deutschland denken „Kopftuch = Unterdrückung", na ja, auf mich wirken die Frauen sehr selbstbewußt, würdevoll und glücklich. Auch im Gandjameh-Tal, unserem letzten Ziel heute, ergeben sich wieder herzliche Kontakte mit freundlichen Iranern. Dazwischen werfen wir einen Blick auf dreisprachige Keilschrifttafeln und Wasserfall.
Während der Freizeit am Nachmittag bummeln wir noch durch einige Geschäftsstraßen. Auch hier sprechen uns freundliche Iraner(innen) interessiert an.

6.Tag, 14.10.2015: Hamadan – Kashan

Unsere Abfahrt von Hamadan müssen wir um zwei Stunden verschieben. Ein Gast aus unserer Gruppe liegt seit gestern Abend im Krankenhaus und es müssen noch ein paar Dinge geregelt werden. Außerdem wird Ali noch als Übersetzer benötigt. Nach zwei Stunden ist das Wichtigste in die Wege geleitet, so dass wir unsere Reise fortsetzen können, leider ohne die beiden Gäste. Eine Dolmetscherin wird bis zur Abreise bei Ihnen bleiben So können wir mit der Gewissheit, alles Mögliche getan zu haben, Hamadan verlassen. Wir wissen beide in guten Händen.Für die ca. 400 Kilometer lange Fahrt nach Kashan über Qom benötigen wir knapp sechs Stunden, weniger als geplant. So können wir noch in Ruhe den Fin-Garten und das historische Tabatabaei Haus besichtigen. Etwas Trinkgeld hilft, das Haus für uns länger zu öffnen.
Der Fin-Garten ist die erste Gartenanlage, welche wir auf unserer Reise besuchen. Kanäle speisen Wasserbassins und geben der Anlage zusammen mit den Pavillons ein ganz besonderes Flair. Hier besichtigen wir auch das Badehaus (Hammam) mit dem „Tatort", der Ort wo der beliebte Politiker Amir Kabir ermordet wurde. Einige kaufen noch Rosenöl bzw. Rosenwasser, für dessen Herstellung diese Gegend bekannt ist, dann geht´s weiter zum schon erwähnten Tabatabaei Haus. Das Gebäude ist eines von mehreren Kaufmannshäusern aus dem 19. Jahrhundert, prunkvoll ausgestattet mit Stuckarbeiten, farbigen Glasfenstern und einem großen Innenhof mit Wasserbassin.
Am Abend entscheiden wir uns spontan in Abbasis Traditionsrestaurant statt im Hotel zu essen. Eine gute Entscheidung.

7.Tag, 15.10.2015: Karkas– Gebirge – Yazd

Abyaneh ist ein kleines Bergdorf in den Karkas-Bergen. Durch ein grünes Tal mit Obstgärten (Granatäpfel, Mandarinen, Äpfel) gelangen wir zu dem Ort in 2.200 Meter Höhe. Das Besondere hier sind die rötlichen Lehmhäuser und die besondere traditionelle Kleidung, die teilweise noch von älteren Leuten getragen wird: die Kopftücher der Frauen sind weiß mit üppigem Rosenmuster, die Männer tragen schwarze, weite Pluderhosen. In den Gassen bieten Frauen getrocknetes Obst und Nüsse an. Auch hier begegnen wir sehr freundlichen Iranern. Nach unserem Rundgang durch durch Abyaneh stärken wir uns mit Tee und Gebäck für die lange Fahrt nach Yazd.
Die Wüstenstadt Yazd erreichen wir zum Sonnenuntergang. In der Abenddämmerung schauen wir uns die Türme des Schweigens an, welche als Bestattungsort der Zoroastrier dienten. Dieses eigenwillige Ritual, den Geiern die Toten anzubieten wurde 1970 verboten, weil die Geier angeblich Leichenteile auf die Stadt fallen ließen.
Gestern begann der islamische Trauermonat Moharram und damit die Vorbereitungen auf das Ashura-Fest zum Gedenken an den Märtyrer Hussein (der dritte Imam im schiitischen Glauben). Überall in den Städten kann man die Vorbereitungen auf Ashura beobachten. So werden Moscheezugänge geschmückt und an Straßen und Gebäuden schwarze Fahnen mit dem Schriftzug „Hussein" angebracht. Im Zentrum von Yazd erleben wir am Abend diese besondere Zeit ganz aus der Nähe: Am Platz Amir Chaghmaq versammeln sich die Bewohner vor einem Redner, der sicherlich über religiöse Themen und Hussein spricht.
Wir übernachten im schönen Hotel Moshir al Mamlak Garten.

8.Tag, 16.10.2015: Yazd – Kerman

Es ist Freitag, also Wochenende, das erste im Trauermonat Moharram. Viele Menschen in Schwarz gekleidet sind auf den Straßen unterwegs, ihre kleinen Kinder tragen Stirnbänder oder grüne Kopftücher. Für uns ein sehr interessantes Bild.
In der gut erhaltenen Innenstadt von Yazd sehen wir uns die Freitagsmoschee (Jame Moschee) mit dem riesigen Eingangsportal (Iwan) an. Daneben in den schmalen Gassen halten wir beim Teppichhändler. Von seiner Dachterrasse bietet sich uns ein wunderschöner Ausblick auf die Wüstenstadt. Bei einem Tee bekommen wir verschiedene persische Teppiche vorgestellt. Es folgt ein Abstecher ins Kohan Hotel mit einem unterirdischen Wasserkanal und schönem Garten im Innenhof.
Yazd gilt als Zentrum der Zoroastrier im Iran. Ihr Heiligtum, der Feuertempel mit dem ewigen Feuer ist unser nächstes Ziel. Das Feuer sieht man hinter einer Glasscheibe brennen, nebenan befindet sich eine Ausstellung über Zarathustra und seine Lehren.
Schließlich besuchen wir noch den Dolat - Abad - Garten mit dem höchsten Windturm des Landes. Einfach aber gut funktioniert so ein Windturm. Wir können uns selber davon überzeugen, wie kühle Luft durch den Schacht nach unten strömt.
Bevor wir Yazd verlassen, stärken wir uns noch mit Obst und ofenwarmen Fladenbrot.
Je mehr wir uns Kerman nähern, umso häufiger tauchen am Straßenrand Pistazienfelder auf. Gelegenheit, sich mal einen Pistazienstrauch aus der Nähe anzusehen.
Am Abend im Pars Hotel von Kerman gibt es die Möglichkeit, Pool und Wellnessbereich zu nutzen - zu dieser Tageszeit nur für Männer, auch hier gibt es die Geschlechtertrennung. Es hat dann keiner der Herren aus der Reisegruppe genutzt - allein schwimmt sich's doch nicht so schön.

9.Tag, 17.10.2015: Mahan – Kerman

Nicht weit von Kerman liegt der Ort Mahan. Schon aus der Ferne kann man die türkisfarbene Kuppel und die zwei Minarette erkennen, die zur Grabanlage des Shah Nematollah gehören. Wir besichtigen das Grab des Derwischs, Moschee und Museum. Ein guter Ort, um sich über Religion, Bilderdarstellung bei den Schiiten, Gebet und Koran zu unterhalten.
Etwas weiter tauchen wir ein in einen dieser schönen persischen Gärten mit dem Namen Bagh-e Shahzadeh (Prinzengarten) aus dem 19. Jahrhundert. In dem terrassenförmig angelegten Garten sorgt das über Kaskaden fließende Wasser für ein angenehmes Klima an diesem sonnigen warmen Tag.
In einem anderen, kleineren Garten in Mahan essen wir anschließend Mittag.
Zurück in Kerman besuchen wir nach einer Ruhepause im Hotel den Ganj Ali Khan Komplex mit Basar. Zu dieser Anlage gehören neben Basar ein Badehaus, Karawanserei, der Platz Ganj Ali Khan und natürlich die Freitagsmoschee. Der riesige, weitgehend überdachte Basar mit seiner etwa ein Kilometer langen Hauptachse fasziniert mich vor allem aus zwei Gründen: Der Basar ist nicht auf Touristen eingestellt, selbst Postkarten findet man hier nicht und Touristen sieht man kaum. Und man kann in Ruhe die Auslagen und Läden besichtigen. Unseren Bummel durch den Basar nutzen wir, um typische Produkte der Region zu kaufen: Safran, Pistazien, Gewürze. Da kann man schon mal 1 Mio Rial für Pistazien ausgeben...
Am Ende des Tages testen wir wieder einmal die gute persische Küche in einem Kermaner Restaurant.

10.Tag, 18.10.2015: Sarvestan – Shiraz

Es ist mit 570 Kilometer unsere längste Tagesetappe dieser Reise. So beginnen wir am Morgen etwas früher und haben mit Muhammad einen zweiten Busfahrer an Bord, um die Lenkzeiten einhalten zu können. Anfangs fahren wir durch die Gebirgslandschaft bis in Höhen von etwa 2.600 Meter. Kerman selbst liegt auf 1.750 Meter. Es folgen karge Gebiete mit verschiedenen ausgetrockneten Salzseen. Während unserer Fahrt wechselt mehrmals dieses Bild von Bergen und weiten Hochebenen. Bei Estahban kommt mit den weiten Feigenplantagen auch etwas Grün in der Landschaft hinzu.Wir sind jetzt schon eine reichliche Woche im Iran und haben schon viel über das Land erfahren. Wer möchte, kann heute sein Wissen beim großen Iran-Quiz testen
Am Nachmittag halten wir an der sassanidischen Palastanlage bei Sarvestan und am Salzsee Daryacheh-ye Maharlu. Nach 11 Stunden erreichen wir abends unser Hotel in Shiraz. Morgen werden wir die Stadt der Gärten und Dichter näher kennenlernen.

11.Tag, 19.10.2015: Shiraz

Am Morgen beginnen wir mit einem Spaziergang im Eram-Garten. Die Anlage haben wir zusätzlich ins Programm genommen, denn der Ziergiebel des Gartenpalastes ist eine Augenweide und eines der am meisten fotografierten Motive im Iran.
In Shiraz besichtigen wir außerdem:
(1) Die Nasir-ol-Molk Moschee
In der privaten Moschee fasziniert uns besonders die Gebetshalle. Das Sonnenlicht, welches am Morgen durch die farbigen Glasfenster scheint, gibt dem Raum eine ganz besondere Atmosphäre.
(2) Naranjestan Garten und Museum
Besonders schön sind hier der offene Spiegelsaal im Haupthaus sowie die reich verzierten Decken.
(3) Hafiz-Mausoleum
In der schönen Parkanlage befindet sich unter einem Pavillon das Grab des berühmten persischen Dichters. Wir hören uns einige seiner Verse in Deutsch und Persisch an. Goethe war so von Hafiz fasziniert, dass er sogar persisch lernte, um ihn besser zu verstehen. Hafiz Werke waren auch die Anregung für den „West-östlichen-Diwan".
(4) Saadi-Mausoleum
Hafiz und Saadi gelten als die berühmtesten Dichter Persiens. Auch Saadis Grab befindet sich hier in Shiraz in einem Garten. Wir hören seinen berühmten Vers, welcher auch im New Yorker UN-Gebäude zu lesen ist.
(5) Ali-ibn-Hamdze - Heiligtum
Hier wird ein Verwandter des 8. Imams verehrt. Wir haben die Möglichkeit, seinen Schrein zu besichtigen. Sehr schön ist die knospenförmige Kuppel mit ihren farbigen Mosaiken.
Unser Mittagessen haben wir in einem Lokal zwischen Zitadelle und Basar. Dann folgen:
(6) Theologische Hochschule Khan
Die Schule wird gerade zu einem Museum ausgebaut. Der Weg hier her hat sich dennoch gelohnt, denn nebenan auf der Straße erleben wir eine kleine Ashura-Prozession.
(7) Shah Cheragh Heiligtum
Für mich persönlich heute der beeindruckendste Besichtigungspunkt. Wider Erwarten dürfen wir eines der wichtigsten schiitischen Heiligtümer im Iran, den Schrein von Shah Cheragh besichtigen. Unsere Frauen müssen dafür wieder einmal einen Umhang tragen. Dafür erleben wir eine ganz besondere Atmosphäre und können die Gläubigen aus der Nähe beim Gebet, Studium des Koran und Berühren des Schreins erleben.
(8) Vakil-Basar
Zwei Stunden schauen wir uns das Basarviertel an. Es ist größtenteils überdacht und vom Teppich über Gewürze, Tücher, Schuhe, Obst kann man so ziemlich alles bekommen.
(9) Koran-Tor
Im mittleren Bogen des Tores befindet sich ein Koran, der die Reisenden segnen soll. Heute steht das Tor versetzt an der Straße, weil es für den Verkehr inzwischen zu eng geworden ist.
Mit vielen schönen Eindrücken von diesem Tag kehren wir abends ins Hotel zurück.

12.Tag, 20.10.2015: Persepolis – Pasargadae – Isfahan

Persepolis steht heute für eine großartige antike Ausgrabungsstätte, die einer der Höhepunkte jeder Iran-Reise ist. Entsprechend nehmen wir uns den ganzen Vormittag für die Besichtigung der weitläufigen Anlage Zeit. So wie einst vor 2.500 Jahren die Gesandten von 28 Völkern Parsa betraten, so treten wir jetzt durch das Tor aller Länder die Palastanlage. Wir lernen die Audienzhalle, die Paläste von Dareios dem Stadtgründer und seinem Nachfolger Xerxes kennen. Immer wieder sehen wir sehr gut erhaltene Reliefs wie zum Beispiel den Kampf von Löwe und Stier. Sehr bemerkenswert auch die Reliefs mit den Delegationen verschiedener Länder, deren Herkunft man gut anhand ihrer Kleidung bestimmen kann. Alles Gesehene an dieser Stelle aufzuführen, würde jedoch diesen Rahmen sprengen. Mit einem Gruppenfoto vor dem Tor aller Länder verabschieden wir uns von Persepolis.
Ein paar Kilometer weiter halten wir an den Felsengräbern von Naqsh-e Rostam. Hier sind Dareios I. und einige seiner Nachfahren begraben. Jahrhunderte nach ihnen haben hier die Sassaniden Reliefs ergänzt. Das bekannteste darunter zeigt den sassanidischen König Schapur I. mit seinem römischen Gefangenen Kaiser Valerian.
Schließlich besichtigen wir im antiken Pasargadae noch das Grab von Kyros II., der den Grundstein für das persische Großreich legte. Anschließend steht uns eine lange Busfahrt nach Isfahan bevor, das wir gegen 21.00 Uhr erreichen.

13.Tag, 21.10.2015: Isfahan

Das Beste zum Schluss, zumindest aus meiner Sicht, wenn ich an Isfahans Altstadt denke.
Bevor wir dahin kommen, besuchen wir zunächst:
(1) das Armenische Viertel
Die Vank-Kirche fasziniert mit farbenfroher Wand- und Deckenmalerei. Im armenischen Museum ist u. a. der Völkermord vor 100 Jahren ein Thema.
(2) Khaju-Brücke
Dieses ausgetüftelte Meisterwerk einfach nur „Brücke" zu nennen, wird diesem multifunktionalen Bauwerk nicht gerecht. Es ist zwar auch eine Brücke über den zur Zeit vollständig ausgetrockneten Fluss, doch darüber hinaus safawidischer Sommerpalast, Staudamm und Ort sonderbarer Erscheinungen.
(3) Jame Moschee
Die Freitagsmoschee erreichen wir vom unterirdischen Kreisverkehr aus durch den Basar. Sie ist bekannt für ihre vier gegenüber stehenden Iwane (Eingangsportale) aus verschiedenen Epochen.
(4) Hasht Behesht Palace
20 Säulen stützen das Terrassendach des safawidischen Palastes. Da sich die Säulen im Wasser des davor liegenden Bassins spiegeln, nennt man den Gartenpalast auch 40-Säulenpalast. Prächtige Wandmalereien schmücken das Palastinnere.
(5) Imamplatz
Nach dem Mittagessen betreten wir den Imamplatz. Wir sind fasziniert von der Größe und einzigartigen Bebauung des auf der UNESCO-Weltkulturerbeliste stehenden Areals. Der mit zweistöckigen Arkadengängen umrahmte Platz wird ergänzt durch zwei Moscheen und einen Palast. Wir besichtigen den Ali Qapu Palast, von dessen Terrasse der Shah einst das Polospiel beobachtete.
In der Lotfollah Moschee, auch Frauenmoschee genannt, zeigt uns Ali Geheimnisse wie das Gitterfenster für heimliche Beobachtungen oder den Lichtstrahl in Form eines Pfaus in der Innenkuppel.
Eine beeindruckende Architektur weist auch die Imam-Moschee auf. Im Moscheeinnenhof ist in Vorbereitung auf das Ashura-Fest ein riesiges Zelt aufgebaut, welches am Abend mehreren tausend Gläubigen Platz bei der Predigt bietet. Für uns bedeutet das Zelt allerdings ein Hindernis, da es nur einen eingeschränkten Blick auf die Iwane und Fassaden im Innenhof zulässt.
Anschließend haben wir noch Zeit für einen Tee, für Einkäufe im Basar oder für Erkundungen rund um den Imam-Platz. Dieser ist nach dem Tiananmen-Platz in Peking immerhin der größte weltweit.
Am Abend müssen wir uns von Ali verabschieden. Herzlichen Dank für dein Engagement, für interessante Einblicke in dein Land, für diskrete Informationen hinter vorgehaltener Hand und für den Streifzug quer durch die persische Küche mit toll ausgesuchten Restaurants!

14.Tag, 22.10.2015: Heimreise

Kurz nach Mitternacht verlassen wir unser Hotel in Isfahan. Nach Umsteigen in Istanbul sind wir am Vormittag wieder in unserer Heimat.
Mit uns bringen wir viele schöne Eindrücke mit nach Hause, die wir noch verarbeiten müssen. Bedenken oder Ängste, die bei dem einen oder anderen im Vorfeld der Reise bestanden, haben sich längst aufgelöst. Keiner konnte sich vorstellen, wie freundlich und aufgeschlossen die Iraner sind. Keiner konnte ahnen, wie groß die Kluft ist zwischen Politik und Propaganda einerseits und dem wirklichen Leben andererseits, das ganz natürlich abläuft und in dem die Bevölkerung mit den Gegebenheiten (Regeln der schiitischen Geistlichkeit wie z.B. Bekleidungsvorschriften) viel lockerer umgeht als erwartet.
An dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank an Ali. Und vielen Dank an meine Gruppe, die sich auf die Gepflogenheiten des Orients eingelassen hat, insbesondere Verständnis und Gelassenheit zeigte, wenn es mal nicht nach Plan lief. Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder, es würde mich sehr freuen!
Frank.
„Das Land, das die Fremden nicht beschützt, geht bald unter. Sei ein Freund der Fremden und Reisenden, denn sie sind als Mittel eines guten Rufs zu betrachten; sei gastfrei, schätze die Vorüberziehenden, hüte dich, ungerecht gegen sie zu sein."
(Goethe, West-östlicher Diwan, Auszug aus einem Brief des persischen Botschafters Mirza Abul Hassan Khan in Sankt Petersburg 1815) ...wie aktuell doch Goethe ist.

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