Reisebericht: Rundreise Iran & antike Schätze in Persien

03.10. – 16.10.2016, 14 Tage klassische Rundreise auf den Spuren von Herodot und Marco Polo: Teheran – Hamadan – Kashan – Yzad – Kerman – Mahan – Wüste Lut – Shiraz – Persepolis – Naqsh–e Rostam – Pasargadae – Isfahan


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Persien ist eine Wiege unserer Zivilisation und verbindet seit jeher Orient und Okzident. Zahlreiche Ausgrabungsstätten, Monumente, Moscheen und Paläste gehören zum UNESCO Weltkulturerbe.
Ein Reisebericht von
Dirk Schlosser
Dirk Schlosser

1.Tag, Montag, der 03.10.2016: Flug nach Teheran

Nach unserer Ankunft am Leipziger Flughafen und dem gemeinsamen Essen in „Cliccadou- Bar" folgte der Flug nach Istanbul. Weitere Teilnehmer unserer Reisegruppe flogen von Berlin und von Zürich dorthin. Gegen 23:40 Uhr startete unser Flug mit Türkisch Airlines nach Teheran. Die Verpflegung an Bord war gut und die Rücklehnen der Vordersitze waren mit Bildschirmen ausgestattet. Da für den Iran ein Visum erforderlich ist, mussten wir nicht extra ein Einreiseformular ausfüllen. Kurz vor der Landung erfolgte eine Durchsage, dass alle Frauen das Kopftuch anlegen müssen und dass auf dem Flughafen Ayatollah Khomeini ein Fotografier-Verbot besteht. In Teheran angekommen, folgte die übliche Pass- und Visakontrolle. Unser örtlicher Reiseleiter David erwartete uns in der Empfangshalle. Willkommen im Iran! Anschließend fuhren wir mit dem Bus zur Übernachtung ins Hotel „Laleh".

2.Tag, Dienstag, der 04.10.16: Stadtrundfahrt in Teheran

Nach einem späten Frühstück verstauten wir unsere Rucksäcke im Bus und liefen zum nahe gelegenen Teppich-Museum, in dem Teppiche aus den verschiedensten Regionen Irans ausgestellt sind. Von dort fuhren wir zum Golestan-Palast, dessen Baubeginn auf die Zeit Shah Abbas I. (1588-1629) zurück geht. Spätere Herrscher erweiterten die Anlage. Die letzten Krönungen der Pahlavi-Shahs fanden hier 1925 und 1967 statt. Besonders eindrucksvoll waren für uns der Marmorthron und die Residenz der qajarischen Könige im Empfangspalast (Emarat-e Salam). Vom Golestan-Palast ging es zum Juwelen-Museum, welches wir zusätzlich zum ausgeschriebenen Reiseprogramm besuchten. In ihm sahen wir Schätze unvorstellbaren Wertes, wie zum Beispiel die Kronjuwelen, hochkarätige Diamanten, den Sonnenthron, Repräsentationsschwerter und vieles mehr.
Im Anschluss an diese Glitzerwelt fuhren wir zum traditionellen Restaurant „Ayaran" zum Abendessen. Unsere originelle Bedienung begeisterte mit kleinen „Beinahe"-Maleuren, indem ihm Tassen und Teller laut scheppernd herunterfielen, er sie aber noch rechtzeitig im letzten Moment auffangen konnte. Nach dem Essen fuhren wir ins Hotel zurück.

3.Tag, Mittwoch, der 05.10.16: Teheran – Zanjan

Nach einem reichhaltigen Frühstück fuhren wir zum Nationalmuseum, dem ältesten und bedeutendsten Museum Teherans. Ausgestellt sind Funde aus der Steinzeit bis zur Mitte des 1. Jahrtausends. Nach dem Museumsbesuch holte uns unser Fahrer Moji zur Weiterfahrt nach Qazwin ab. Die Fahrt führte uns zunächst zum Azadi-Monument, einem Bauwerk, welches 1971 anlässlich der 2500-Jahrfeier Persiens vom letzten Shah eingeweiht wurde. Die Übersetzung des Namens „Azadi" bedeutet „Freiheit". Vom Monument aus fuhren wir in westlicher Richtung nach Qazwin. Die Stadt war im 16.Jh. Hauptstadt des safawidischen Reiches. Nach einem Fotostopp am qadjarischen Stadttor, durch welches einst die Karawanen zogen, besichtigten wir das Mausoleum Hosseins. Er war ein Sohn des 8. Imam Reza und verstarb in Qazwin auf der Durchreise nach Khorasan. Das Mausoleum beeindruckt durch Spiegelmosaike, welche tausendfach das Licht brechen, so dass es überall funkelt und glitzert. Im Inneren steht der Holz-Sarg von Hossein, der von einem silbernen Gitter umgeben ist, an dem die Pilger ihre Wünsche äußern können. Das Mausoleum wird wieder verlassen, indem man aus Respekt vor dem Beigesetzten rückwärts zur Tür hinaus geht. Nach dem Besuch der Pilgerstätte fuhren wir zu unserem Hotel in Zanjan. Gegen 18.00 Uhr kamen wir in der Dämmerung am Grand Hotel Zanjan an.

4.Tag, Donnerstag, 06.10.16: Soltaniyeh – Ali Sadre–Gebiet – Hamadan

Nach dem Frühstück ging es von Zanjan zum Oljeitu-Mausoleum in Sultaniye, welches auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes steht. Benannt ist das Mausoleum nach dem Ilkhaniden-Herrscher Oljeitu, der seine Residenz von Tabriz nach Sultaniyeh verlegte, zum Schiitentum übertrat und im Mausoleum ursprünglich die Gebeine der Imame Ali und Hoseyn beisetzen wollte. Die Grabanlage ist der größte Kuppelbau Irans und in der Dimension mit der Hagia Sophia in Istanbul vergleichbar. Mittlerweile sind die äußeren Rekonstruktionsarbeiten an der Kuppel beendet, so dass ihre türkisblaue Farbe schon von weitem den Weg weist. Nach der Besichtigung des Mausoleums fuhren wir nach Ali Sadr. Dort besichtigten wir einen Teil des gigantischen, ca. 136-190 Millionen Jahre alten Höhlensystems, von dem etwa 11 km² erforscht und 3,5 km für die Öffentlichkeit zugänglich sowie beleuchtet sind. Durch Zufall entdeckte ein Hirte, eine seiner Ziegen suchend, das Höhlensystem in den 1950er Jahren. Wir konnten es während einer Bootsfahrt erkunden. Zuerst bekam jeder von uns eine Schwimmweste. Dann stiegen wir in die Höhle hinab und liefen zur Bootsanlegestelle. Drei bis vier Plasteboote waren immer in Reihe zusammengebunden und im vordersten saßen die Führer und traten kräftig in die Pedalen. Später, wieder an Land, war ein Moment besonders eindrucksvoll. Wir saßen in einer Reihe auf Plastikstühlen in einer größeren Höhle und der Führer schaltete für 30 Sekunden das Licht aus. Es war stockdunkel und es herrschte eine unheimliche Stille. Nur das Aufschlagen der Wassertropfen war zu hören. So müssen sich die ersten Entdecker und Forscher gefühlt haben, als sie beim schwachen Schein ihrer Taschenlampen die Höhlen erkundeten. Von Ali Sadr fuhren wir zu unserem Hotel „Baba Taher" in Hamadan.

5.Tag, Freitag, der 07.10.16: Besichtigung Hamadan

Am Morgen besuchten wir in Hamadan als erstes den Hegmataneh-Hügel, auf dem sich Hagmatana, die Hauptstadt der Meder befand (ca. 715-550 v.Chr.). Die freigelegten Gassen und Hausmauern auf dem Hügel stammen allerdings aus der späteren seleukidischen und parthischen Zeit. Nach der Besichtigung des Ausgrabungsgeländes besuchten wir das dazugehörende, sehr informative Museum und als Abschluss die ebenfalls auf dem Gelände stehende, ca. 160 Jahre alte, armenische Kirche. Vom Hegmataneh- Hügel gingen wir zum Basar und besuchten anschließend das Mausoleum von Esther und Mordekhai. Esther war die Frau von König Xerxes und rettete die jüdische Bevölkerung Susas durch Fürbitte bei ihrem Gemahl vor den Progromen. Die Rettung soll der Anlass für das jüdische Purimfest sein. Anschließend besuchten wir den Gonbad-e Alavian Grabbau, eine Anlage aus der späten seldschukischen bis ilkhanidischen Zeit. Bekannt ist er auch unter dem Namen Seldschuken-Grab.
Danach hatten wir Freizeit für die Mittagspause und am Nachmittag besuchten wir das Mausoleum von Bu Ali. Er war der bekannteste persische Mediziner, Gelehrte und Philosoph des 11.Jahrhunderts und ist im Abendland unter dem Namen Avicenna bekannt. Wir kennen ihn durch den Roman „Der Medicus" von Noah Gordon und dessen Verfilmung. Unser nächster Fotostopp war am steinernen Löwen, einer stark verwitterten Skulptur, welche laut Legende auf Anweisung Alexander des Großen in Gedenken an seinen hier verstorbenen General Hephaistion in Auftrag gegeben wurde. Danach fuhren wir ins Gandj Nameh (Schatzbuch) -Tal, welches unweit von Hamadan, an einem Ausläufer des Alvand-Gebirges liegt. Der Grund für unseren Besuch waren die beiden in den Fels geschlagenen Inschriften aus der Zeit von Darius I. und Xerxes I.. Diese sind jeweils in drei Blöcke aufgeteilt, welche in altpersischer, neu-elamischer und neu-babylonischer Keilschrift den zoroastrischen Gott Ahura Mazda und die jeweiligen weltlichen Herrscher, Darius bzw. Xerxes, preisen. Anschließend fuhren wir auf den Abbasabat-Hügel, um Hamadan von „oben" zu betrachten. Den Abschluss des Tages bildete das Abendessen im Restaurant „Nal-e-Eshkene".

6.Tag, Samstag, 08.10.16: Kashan

Von Hamadan aus fuhren wirauf der Autobahn in östliche Richtung nach Qom und von dort weiter nach Kashan. Am Nachmittag erreichten wir die Stadt und besuchten als erstes das Borujerdi-Haus. Wie überall im Orient sieht man von außen nicht, welche Pracht sich im Inneren verbirgt. Der Gebäudekomplex war und ist in einen öffentlichen, für Besucher zugänglichen Bereich und in einen privaten Bereich aufgeteilt. Im Innenhof spiegelt sich die Fassade in einem großen Wasserbassin. Nach diesem Besuch ging es zum Fin-Garten. Er ist vermutlich der älteste persische Garten und seine Existenz geht bis auf die achämenidische Zeit zurück. Im 17.Jh. ließ Shah Abbas I. die Anlage erneuern und erweitern. In diesem paradiesischen Garten hat sich auch eine Tragödie abgespielt. Auf Veranlassung des Shahs Nasseruddin wurde hier im Jahre 1852 der Premierminister Amir Kabir ermordet, da er sich als beliebter Politiker gegen den Ausverkauf Persiens eingesetzt hatte. Vom Fin-Garten fuhren wir anschließend zu unserem Hotel „Negarestan" und von dort fuhren wir nach einer Pause zum Abendessen.

7.Tag, Sonntag, 09.10.16: Karkas–Gebirge – Yazd

Nach dem Frühstück fuhren wir ins Kargos-Gebirge, zum kleinen Bergdorf Abyaneh, dessen rot-braune Lehmziegelhäuser dicht aneinander gedrängt am Berghang stehen. Die Einwohner sprechen einen Dialekt, welcher dem der sassanidischen Zeit ähnelt. Die Frauen tragen weiße, mit bunten Blumenmustern verzierte Kopftücher und die Männer Pluderhosen. Danach ging es zur Schnellstraße zurück und auf dieser weiter Richtung Süden. In Yazd angekommen besuchten wir als erstes den zoroastrischen Feuertempel, den Anhänger Zarathustras aus dem indischen Mumbay im Jahre 1940 ihren iranischen Glaubensbrüdern gestiftet hatten. Sein Feuer im Inneren stammt von einem anderen Ort und soll bereits seit 1500 Jahren brennen. Diese ewige ist das Symbol für die Anwesenheit Gottes, da Feuer, Wasser, Luft und Erde den Zoroastriern heilig sind. Vom Feuertempel fuhren wir ins Stadtzentrum zum Amir Chaqmaq Platz. Hier konnten wir den fantastischen, mit Minaretten bestückten Arkadenbau bei warmem Abendlicht bewundern. Auch nach Eintritt der Dunkelheit verlor er durch die effektvolle Beleuchtung nichts von seiner Faszination. Am Rand des Platzes steht ein Nakhl, ein riesiges Holzgerüst, welches vor dem Ashura-Trauerfest mit schwarzen Tüchern behängt wird. Die Männer tragen es während der Prozessionen auf ihren Schultern. Nach unserem Aufenthalt auf dem Amir Chaqmaq Platz fuhren wir zu unserer Hotelanlage „Moshir-al-Mamalek"-Garden, welche zu den schönsten Übernachtungsmöglichkeiten in Yazd und vielleicht auch im ganzen Land zählt. Die Zimmer gruppieren sich um eine parkähnliche Gartenanlage, in welcher flache Wasserbecken den Eindruck einer Oase inmitten einer Wüstenstadt unterstreichen.

8.Tag, Montag, 10.10.16: Yazd – Kerman

Der Morgen begann mit einem Spaziergang durch die Altstadt von Yazd zur Jame-Moschee, ein architektonisches Meisterwerk aus dem 14.Jh.. Besonders eindrucksvoll ist der Eingangs- Iwan, ein Portalbau mit Tonnengewölbe und einer offenen Seite, geschmückt mit einem blau-türkisen Fliesendekor. Gekrönt wird er von zwei ebenso dekorierten Minaretten. Nach diesem Besuch gingen wir durch die schmalen Gassen der Altstadt und sahen überall die Vorbereitungen für die abendlichen Ashura-Veranstaltungen. Die Innenhöfe waren mit Planen überspannt und alles war geschmückt mit schwarzen Tüchern und Fahnen. Gelbe und grüne Schriftzüge erinnerten an das Martyrium Husseins.
Vom Dach des Hotels „Kohan" bot sich uns ein fantastischer Blick über die Wüstenstadt mit ihren unzähligen Windtürmen und Kuppelbauten. Von der Altstadt fuhren wir anschließend zum Dolat-Abad-Garten, einem Pavillon mit dem höchsten Windturm des Iran und von dort zu den „Türmen des Schweigens". Gemeint sind damit zwei auf Bergkuppen errichtete, ummauerte Heiligtümer am Stadtrand von Yazd. Da die Erde, das Feuer und das Wasser den Anhängern Zarathustras heilig sind, dürfen auch ihre Verstorbenen damit nicht in Berührung kommen. Man brachte sie nach der rituellen Waschung auf die Plattformen der Türme und überließ sie dort den Geiern. Nach vierzig Tagen wurden die Knochen eingesammelt, gereinigt und in Öl gesalbten Krügen aufbewahrt. Von den Türmen ging es anschließend weiter in Richtung Kerman. Unterwegs sahen wir wie Maulwurfhügel aussehende Qanate, die seit Jahrhunderten die Wasserversorgung der Wüstenstädte über hunderte Kilometer sicherstellen. Viele dieser Anlagen werden auch heute noch genutzt, obwohl Wasserpumpen und moderne Wasserleitungen die historischen Anlagen immer mehr ersetzen. Am frühen Abend kamen wir in Kerman an und besuchten dort den Basar. Aufgrund der Moharram-Feierlichkeiten war ein Besuch nur an diesem Tag möglich. Danach ging es direkt zum
Abendessen ins Restaurant „Espakho" und anschließend zum unserem Hotel.

9.Tag, Dienstag, 11.10.16: Mahan – Kerman

Von Kerman aus fuhren wir in südliche Richtung zur Grabanlage Astan-e Shah Nematollah-e-Vali in Mahan. Er war ein bedeutender Sufi-Meister, Gelehrter und Gründer des Nematollahi-Sufi-Ordens. Mit den beiden Innenhöfen, deren Wasserbecken und der einmaligen türkisfarbenen Mosaikkuppel zählt das Mausoleum zu den architektonisch schönsten Anlagen der Provinz Kerman. Im Inneren der Anlage befindet sich die Meditationszelle, in die sich der Sufi-Meister mehrmals im Jahr für 40 Tage zur Meditation und Askese zurückzog. Die Kuppel des Mausoleums und die beiden Minarette sind mit einem blau-grünen Mosaik-Fliesendekor bedeckt. Nach der Besichtigung warteten wir auf die angekündigten Prozessionszüge. Dabei wurden wir von einem Einheimischen angesprochen und eingeladen, an einem Festessen anlässlich der Trauerfeierlichkeiten teilzunehmen. Auf dem Weg zu seinem Haus sahen wir gleich zwei kleinere Prozessionszüge. Der kleine Garten unseres Gastgebers war größtenteils mit Teppichen ausgelegt und überall saßen auf dem Boden Frauen und Kinder. Es war schwierig einen freien Platz zu finden. Aus großen Töpfen wurde jedem Gast eine Schüssel mit Reis und Hühnerfleisch gereicht. Es schmeckte sehr gut und die Portionen waren reichlich. Nach der Verabschiedung fuhren wir wieder nach Kerman zurück und hielten am Ortsrand am Jabalye-Kuppelbau. Anschließend ging es noch einmal zum Basar, um ihn auch bei Tageslicht zu fotografieren, und danach zum Hotel. Zum Abendessen brachte uns der Bus zum Restaurant „Akhavan Hotel".

10.Tag, Mittwoch, 12.10.16: Sarvestan – Shiraz

Am heutigen Tag stand eine lange Busetappe auf dem Programm. Unser Ziel war Shiraz. Von Kerman aus fuhren wir durch ein Pistazien-Anbaugebiet über Sirjan in Richtung Westen. Unterwegs legten wir eine gemütliche Kaffee- und Teepause sowie oberhalb des Daryacheh-ye-Bakhtegan-Salzsees einen Fotostopp ein. Es gibt im Zagrosgebirge eine Salzquelle, in der aus 1000 Metern Tiefe Wasser an die Erdoberfläche gedrückt wird und anschließend in die Salzseen fließt. Weiter ging es nach Sarvestan, zum Palast Bahram V. aus sassanidischer Zeit. Man nimmt an, dass die Anlage um 430 n.Chr. errichtet worden sein könnte und sie sowohl eine repräsentative als auch sakrale Funktion innehatte. Kurz vor der Stadt sahen wir einen weiteren Salzsee und an dessen Rand die aufgeschütteten Salzhalden. Gegen 18.00 Uhr kamen wir dann an unserem Hotel „Aryo Barzan" in Shiraz an. Da es mitten im Stadtzentrum liegt, nutzten viele nach dem Abendessen die Gelegenheit zu einem kleinen Spaziergang. Auch in Shiraz sahen wir noch vereinzelte Prozessionen, obwohl das Ashura-Trauerfest dem Ende zuging. Die Teilnehmer in schwarzen Hemden und Hosen führen dabei symbolische Selbstgeißelungen durch: Sie bestrafen sich jährlich aufs Neue, dass die Bewohner von Kufa Hussein, den Enkel des Propheten, im Jahr 680 in der Schlacht von Kerbela nicht unterstützt haben. Er unterlag der herrschenden Kalifenlinie der Umayyaden. Für die Prozessionsteilnehmer endete der Abend damit, dass Kerzen angezündet wurden und man in Stille trauerte.

11.Tag, Donnerstag, 13.10.16: Shiraz

Shiraz ist zweifellos eine der schönsten Städte Persiens und wird aufgrund ihrer vielen Grünanlagen und Parks als die Stadt der Rosen und Nachtigallen bezeichnet. Wir besuchten zuerst die theologische Koranschule und im Anschluss die Nasir-al Molk-Moschee, deren farbiges Fensterglas das Innere der Moschee in verschiedenfarbige warme Töne taucht. In Shiraz liegen die Sehenswürdigkeiten dicht beieinander. Nach der Moschee besuchten wir den Najarestan-Garten, einen Verwaltungssitz vom Ende des 19.Jh., bestehend aus einer Palastanlage mit einem paradiesischen Garten. Anschließend fuhren wir zum Mausoleum des Dichters Saadi. Sein moderner Grabbau liegt am Ende einer schönen Gartenanlage. Saadi starb im Jahre 1292 in Shiraz. Sein bekanntestes Werk heißt „Golestan" (Rosengarten). Zum Abschluss der Besichtigungen hielten wir am Koran-Tor und fuhren von dort zur Pause zum Hotel zurück. Mit neuer Kraft ging es anschließend zum Mausoleum von Ali ebn-e Hamzeh (9.Jh.), dem Sohn des 7.Imams und Neffe Shah Cheraghs. Sein Schrein steht unter einer gewaltigen, mit Spiegelmosaiken verzierten Kuppel. Die Anlage zählt zu den schönsten ihrer Art. Der zweite Dichter aus Shiraz ist Hafiz. Zu seinem Grab fuhren wir im Anschluss. Unter einer auf acht Säulen ruhenden Kuppel liegt der Alabastergrabstein des 1389 verstorbenen Dichters. Hafiz besang die Liebe und den Wein, seit der Gründung der Islamischen Republik Iran im Jahre 1979 ist aber jeglicher Alkoholgenuss im Land verboten. Heute ist das Grabmal von Hafiz auch ein Ort für Verliebte, denn viele Iraner besuchen während ihrer Hochzeitsreise das Grab von Hafis und lesen Gedichte von ihm vor. Vom Mausoleum des Dichters fuhren wir zur Zitadelle ins Stadtzentrum. Dort stiegen wir aus und gingen durch den Vakil-Basar zum Shah Cheragh-Mausoleum. Hazrat-e Mir Seyyed Ahmad (Shah Cheragh) war ein Bruder des 8. Imams Reza und die Anlage ist das drittwichtigste Heiligtum der Schiiten im Iran. Obwohl die Anlage für Nicht-Muslime lange Zeit nicht zugänglich war, durften wir den Innenhof betreten. Unser Reiseleiter David hatte genau den richtigen Moment der Dämmerung abgepasst, welcher die Silhouette des Mausoleums in ein orangefarbenes Abendrot tauchte. Je dunkler es wurde, desto fulminanter war die Beleuchtung des Heiligtums. Es war unglaublich eindrucksvoll! Vom Heiligtum ging es dann zu Fuss zurück zum Vakil-Basar, wo wir Zeit zur freien Verfügung hatten, und anschließend zurück zum Hotel.

12.Tag, Freitag, der 14.10.16: Persepolis – Pasargadae – Isfahan

An diesem Tag erwartete uns der Höhepunkt der Reise, die Besichtigung von Persepolis. Die Repräsentationshauptstadt des achämenidisch- persischen Weltreichs, wurde von Darius I. um 518 v.Chr. gegründet und existierte bis zu ihrer Zerstörung durch das griechische Heer Alexanders des Großen im Jahre 331 v.Chr.. Sie diente vor allem auch der Ausrichtung der Neujahrsfeierlichkeiten, zu denen jedes Jahr Ende März, dem Jahresbeginn im persischen Sonnenkalender, Gesandtschaften aus allen Völkern des Reiches eintrafen und ihre Geschenke überreichten. Im Gelände befinden sich der Apadana-Audienzpalast, das Schatzhaus sowie die Paläste von Darius und Xerxes. Ein Blick vom Felsengrab Artaxerxes II. verdeutlichte uns die riesigen Ausmaße der Terrassenanlage. Nach der Besichtigung von Persepolis und einer notwendigen Mittagspause, fuhren wir in die nahe gelegene Nekropole Naqsh-e-Rostam. Die Felsgräber sind kreuzförmig aus dem Fels herausgearbeitet worden und in der Mitte mit einem Eingang zur Grabkammer versehen. Das einzige bisher eindeutig identifizierte Grab ist das Grab von Darius I., was eine Inschrift belegt.
Den Abschluss des Besichtigungsprogramms bildete Pasargadae. An diesem historisch bedeutenden Ort wurden im Jahre 550 v.Chr. die Meder von den Persern besiegt. Nach seinem Sieg begründete Kyros II. hier die erste achämenidisch-persische Königsresidenz, von deren ehemaligen Palastanlagen leider nicht mehr viel erhalten ist. Im Jahre 539 v.Chr. hatte Kyros II. Babylon kampflos eingenommen. Nach der Zwangsumsiedlung der Juden durch Nebukadnezar II. nach Babylon, am Anfang des 6.Jh. v.Chr., entließ Kyros II. nach der Einnahme der Stadt die Juden aus der Gefangenschaft und finanzierte den Wiederaufbau des zerstörten Tempels König Salomons in Jerusalem. Das Grabmal von Kyros II. fand bereits Alexander der Große, ein Verehrer von Kyros II., Ende des 4.Jh. v.Chr. aufgebrochen und ausgeraubt vor. Das schlichte Grab des „Königs aller Länder" steht auf einem sechsstufigen pyramidenförmigen Unterbau und wird von einem Mitarbeiter der Denkmalschutzbehörde bewacht. Von Pasargadae aus hatten wir noch eine etwa 4,5 stündige Autobahnfahrt bis Isfahan vor uns, wo wir am späten Abend im Hotel „Aseman" eincheckten.

13.Tag, Samstag, der 13.10.16: Isfahan

Isfahan war unter den Herrschern der Seldschuken und Safawiden Residenz und Hauptstadt.
Sie hat ein sehr anziehendes Stadtbild, ist sehr sauber und es gibt viele Grünanlagen.
Nach dem Frühstück fuhren wir zum Imam-Platz, dem Abbild der Welt. Er zählt sicherlich zu den schönsten der Welt. An den Platz schließt sich die Imam- Moschee an, welche wir als nächstes besichtigten. Leider war im Innenhof ein riesiges Zelt aufgebaut, in dem anlässlich der Feiertage täglich Veranstaltungen stattfanden. Trotz der eingeschränkten Blickwinkel waren wir von der Architektur und Akustik, die mitten unter der großen Kuppel der Moschee in Kopfhöhe am besten ist, beeindruckt. Unser Reiseleiter David bat einen Gläubigen, ein Gebet auf arabisch vorzutragen. Wir waren vom seinem Gesang und der einmaligen Akustik fasziniert! Anschließend hatten wir noch etwas Zeit uns umzusehen. Ein Mullah reichte zur Begrüßung Bonbons und unterhielt sich mit uns über unsere Reiseerlebnisse und Eindrücke. Danach besuchten wir die Lotfullah-Moschee, die ehemalige Privatmoschee der safawidischen Königsfamilien. Sie wird auch Frauenmoschee genannt und ist in ihrer kunstfertigen Ausgestaltung kaum zu übertreffen. Gegenüber der Lotfullah-Moschee besuchten wir den Ali Qapu Palast. Von einer gewaltigen Veranda im 3. Stock kann man den gesamten Imam-Platz fantastisch überschauen. Leider stand uns aufgrund von Bauarbeiten nicht die gesamte Fläche zur Verfügung, aber selbst vom zugänglichen Teil gelangen uns einmalige Fotoaufnahmen. Wir konnten uns leicht in die Lage versetzen, wie das Königshaus von hier oben aus die Polo-Spiele unten auf dem großen Platz verfolgen konnte.
Nach der Besichtigung des Ali-Qupu-Palastes ging es zum Chehel-Sotun-Palast, einer großen Gartenanlage mit einem langgezogenen Wasserbecken, an dessen Ende sich wieder ein gewaltiger Palast erhebt, dessen Dach von zwanzig Säulen aus Zedernholz gestützt wird. Die Verdopplung der Säulen durch die Spiegelung im Wasserbecken gab dem Palast seinen Namen (40-Säulen-Palast). Der safawidische Shah Abbas I. ließ ihn im Jahre 1647 erbauen. Im Inneren sind die Wände mit Gemälden politischer Ereignisse des 16.-18. Jahrhunderts geschmückt. Nach dem Besuch des 40-Säulen-Palastes legten wir in einem Teehaus eine kleine Pause ein. Als nächstes besuchten wir einen Miniaturmaler und wieder am Imam-Platz angekommen, hatten wir Freizeit für den Besuch des Basars oder individuelle Erkundungen.
Nach der Freizeit fuhren wir zur Vank-Kathedrale ins Dscholfa-Viertel. Shah Abbas I. siedelte Anfang des 17. Jh. Armenier an, da er ihre Fertigkeiten als gute Handwerker und Künstler schätzte. Für die Ausübung ihres christlichen Glaubens räumte er ihnen weitgehende Privilegien ein. So war es den Armeniern möglich, im Jahre 1663 die Vank-Kathedrale fertig zu stellen. Sie ist bis heute die größte und bedeutendste Kirche in Djolfa, dem armenischen Viertel Isfahans. Im Inneren der Erlöser-Kirche, wie sie auch heißt, schockierten uns die Gemälde der Kreuzigung Christi, der Qualen der Hölle und des Jüngsten Gerichts aufgrund der dargestellten Gewalt und Grausamkeit. Von außen ist die Vank-Kathedrale nicht als solche zu erkennen, da sich ihr Kuppelbau mit persisch-byzantinischen Stilelementen weitgehend der Architektur der Moscheen angepasst hat. Interessant ist das dem Komplex angeschlossene Museum, welches die Geschichte der armenischen Christen bis hin zu ihrer Verfolgung im ersten Weltkrieg durch die Türken veranschaulicht.
Den Abschluss unseres Besichtigungsprogramms an diesem Tag bildete die Fahrt zur Khaju-Brücke, einer der beliebtesten Treffpunkte in Isfahan. Leider steht die Brücke auf dem Trockenen, da das Wasser des Flusses in Wüstengebiete umgeleitet wird. David hatte wieder die perfekte Zeit für unseren Aufenthalt ausgesucht. Es dämmerte und langsam tauchte die Brücke in orangefarbenes Licht. Zum Abschluss gab es noch eine ziemlich lange Foto-Session mit unseren Fahrern, unserem Reiseleiter und Einheimischen Isfahanis. Von der Khaju-Brücke fuhren wir anschließend zum Hotel zurück. Unser Abschiedsessen nahmen wir im 11. Stock unseres Hotels im Drehrestaurant ein. Wir verabschiedeten unseren Reiseleiter David sowie unsere beiden Fahrer Moji und Gholam und bedankten uns für ihre tolle Arbeit und die vielen schönen Erlebnisse!

14.Tag, Sonntag, 14.10.16: Heimreise

Um 04.00 Uhr trafen wir uns an der Rezeption und nahmen unsere Lunchpakete in Empfang. Danach ging es zum Isfahaner Flughafen. Es ist ein sehr kleiner Flughafen und die Sicherheitskontrollen zogen sich in die Länge. Nahezu pünktlich startete unser Flugzeug in Richtung Istanbul. Während des Fluges war die Fernsicht fantastisch. Wir konnten sogar den Berg Ararat sehen! In Istanbul hatten wir dann vor dem Weiterflug nach Leipzig einen längeren Aufenthalt. Zeit sich von unseren Reisegästen mit den Anschlussflügen nach Berlin und Zürich zu verabschieden. Nach unserer Ankunft in Leipzig hieß es dann auch von allen anderen Teilnehmern unserer Reisegruppe Abschied zu nehmen.
Gesamt-Kilometerzahl: 3328
Es war eine sehr informative und im positiven Sinne aufregende Reise, bei der sicherlich auch so manche Vorurteile widerlegt werden konnten. Die Iraner sind sehr aufgeschlossen und gastfreundlich.
Vielen Dank an alle Reiseteilnehmer für die schönen gemeinsamen Erlebnisse!
Der Iran bleibt uns in guter Erinnerung!
Dirk Schlosser, 22.10.2016

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Wir haben mit Freude diese Rundreise durch den Iran gemacht und hatten doch anfangs Vorbehalte, was uns in diesem Land erwarten würde. Fazit: Man kann es genauso bereisen wie jedes europäische Land auch. Zu dieser Meinung haben uns der wunderbare iranische Reisebegleiter David, der uns sein Land, ausgehend von der antiken Geschichte über die Religion bis hin zum sozialen Alltag, in einer Offenheit nahebrachte und nicht zuletzt die zahlreichen persönlichen Kontakte zu den Iranern, die in einer Herzlichkeit geknüpft wurden, verholfen.
Es war eine sehr gut organisierte Reise mit einer gut harmonierenden Reisegruppe. Unsere Meinung vom Iran, insbesondere vom iranischen Volk, hat sich vollkommen geändert. Dafür bedanken wir uns bei EBERHARDT und natürlich bei Herrn Schlosser, unserem deutschen Reisebegleiter.

vogel, annelies und wolfgang
28.10.2016

Wir sind begeistert von der Rundreise. Es waren die vielen Sehenswürdigkeiten dieses grossen Landes mit seinen freundlichen Menschen, was uns sehr beeindruckt hat. Besonders David mit seiner charmanten und offenen Art hatte es verstanden, uns seinen Iran von der faszinierenden Seite zu zeigen. Dank auch an Herrn Schlosser, der während der ganzen Reise unauffällig zum Rechten sah. Wir Schweizer fühlten in der Gruppe stets wohl und gut aufgehoben.

gall, susanne und alex
04.11.2016

Auch ich war begeistert von dieser Reise. Alle Erwartungen hinsichtlich Kultur und Kunstschätzen haben sich erfüllt. Dazu trugen wesentlich die Umgangsart, das Engagement für sein Land, die umfassenden Kenntnisse unseres iranischen Reiseleiters David bei. Aber auch der Eberhardt-Reiseleiter Dirk "hat seinen Job" außerordentlich gut erledigt. Die Organisation der Reise war beispielhaft.
Die Reise wird mir immer in bester Erinnerung bleiben. Vorbehalte, wie sie wiederholt zu hören waren, haben sich in keiner Weise bestätigt. Iran ist ein sehr zu empfehlendes Reiseziel, auch dank der Menschen, die uns dort begegnet sind.
Helga Heyme

Helga Heyme
10.11.2016