Reisebericht: Natur–Rundreise Iran bis zum Persischen Golf

09.04. – 23.04.2016, 14 Tage Rundreise vom Kaspischen Meer bis zum Persischen Golf: Qazvin – Bandar–e Anzali – Elburz–Gebirge – Ardabil – Sabalan–Gebirge – Tabriz – Stephanus–Kloster – Tabriz – Maragheh – Takab – Takh–e Suleyman – Bisotun – Ahvaz – Haft Tepe – Bandar–e Gonav


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Schneebedeckte Berge, Gebirgsmassive und grüne Landschaften prägten das Bild unserer Reise. Sie führte uns in die Gebiete erster Hochkulturen und über 4500 Jahre alter Kulturgeschichte.
Iran - Vom Kaspischen Meer bis zum Persischen Golf
vom 09.04.2016 - 23.04.2016
Ein Reisebericht von
Dirk Schlosser
Dirk Schlosser

1.Tag, Samstag, 09.04.2016: Flug nach Teheran

Nach der Ankunft am Flughafen Leipzig-Halle und dem gemeinsamen Frühstück im Restaurant "Cliccadou Bar" folgte der Flug nach Istanbul. Ein weiterer Gast kam dort mit dem Flieger aus Hamburg an und unsere Reisegruppe war komplett. Bis zum Weiterflug mussten wir einige Stunden im Transitbereich verbringen. Mit leichter Verspätung startete unsere Maschine nach Teheran, wo wir gegen 01.30 Uhr Ortszeit auf dem Flughafen Ayatollah Khomeini eintrafen. Nach der Pass- und Visakontrolle sowie der Entgegennahme unseres Gepäcks wurden wir von unserem Reiseleiter Saman Shamdani freundlich empfangen. Willkommen im Iran! Anschließend tauschten wir noch im Terminalgebäude unsere Euro in Iranische Rial um und übergaben unser Gepäck unseren beiden Busfahrern Amir und Hamid. Große Freude herrschte über den großen Reisebus mit weitem Sitzabstand. Vom Flughafen fuhren wir direkt zum Hotel Laleh im Teheraner Stadtzentrum und bezogen unsere Zimmer.

2.Tag, Sonntag, 10.04.2016: Teheran – Alamut Festung

Am ersten Tag im Iran stand die Fahrt zur, im Elburzgebirge liegenden, Alamut-Festung auf dem Programm. Nach einer kurzen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir um 08.00 Uhr in westliche Richtung los. Gegen 10.30 kamen wir auf dem Busbahnhof in Qazvin an. Die ca. 400.000 Einwohner zählende Stadt liegt direkt am Zusammenstoß von Zagros und Elburzgebirge. Am Busbahnhof organisierte Sami, unser örtlicher Reiseleiter, zwei kleinere Busse, mit welchen es weiter gehen sollte. Die beiden jugendlichen Fahrer schienen die Fahrt gelegentlich mit einem Wettrennen zu verwechseln. Glücklicherweise fehlte den Bussen letztendlich die dafür erforderliche Leistung. Die anfänglich öde Landschaft veränderte sich zunehmend in fruchtbare Weide- und Anbauflächen, welche sich entlang der Hänge zogen und sie in sattes Grün tauchte. Unseren ersten Halt machten wir in Rajayi Dasht, einem kleinen Ort, in welchem wir uns mit Obst versorgten. Unser geplantes Picknick nahmen wir anschließend am Evan-See ein, bevor es mit den beiden kleinen Bussen weiter nach Alamut ging. Als wir dort ankamen, begann es zu nieseln, so dass einige von uns nicht mit zur Festungsruine hinauflaufen wollten. Der Anstieg war recht beschwerlich, daher kehrte ein Teil von uns auf halber Strecke um. Diejenigen, die bis zur Festung gelaufen waren, wurden mit einem spektakulären Blick auf die umliegenden Bergketten belohnt. Es fehlte eigentlich nur die Sonne. Seit dem Ende des 11.Jahrhunderts war die Festung der Sitz der Assassinen, einer ismailitischen Gruppierung der persischen Nizariten, welche von hier aus durch Auftragsmörder 166 Jahre lang Angst und Schrecken verbreiteten. Die meisten ihrer Opfer waren sunnitische Muslime, darunter viele prominente Persönlichkeiten.
Die Rückfahrt nach Qazvin erfolgte mit einer Verspätung, da eine Frau unserer Gruppe auf dem Weg zum Bus gestürzt war. In Qazvin fuhren wir direkt bis vor unser Hotel „Marmar", bezogen die Zimmer und trafen uns im Restaurant zum gemeinsamen Abendessen.

3.Tag, Montag, 11.04.2016: Kaspisches Meer – Bandar–e Anzali

Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Norden. Von Qazvin führt die einzige Straße ans Kaspische Meer, die auch im Winter passierbar und meist schneefrei ist. In Bandar-e Anzali, der wichtigsten iranischen Hafenstadt am Kaspischen Meer, erwartete uns eine Motorbootfahrt durch die Lagunenlandschaft Mordab. Bandar-e Anzali liegt auf einer 33 km langen Halbinsel, die das Kaspische Meer von einer landeinwärts gelegenen Süßwasserlagune trennt. Eindrucksvoll lagen die großen Schiffe aneinander gereiht an den Kais fest und abseits des städtischen Trubels konnten wir viele Wasservögel sowie unberührte Natur beobachten. Unangenehm fiel uns im Hafenbereich und am Rand der Lagune der viele Plastikmüll auf, der das Erlebnis der Bootsfahrt ein wenig trübte. Anschließend fuhren wir direkt zu unserem am Strand gelegenen Grand-Hotel „Sefid Kenar". Nach dem Beziehen der Zimmer hatten wir noch etwas Freizeit und trafen uns zum gemeinsamen Abendessen wieder.

4.Tag, Dienstag, 12.04.2016: Bergdorf Masuleh und Teeplantage bei Fuman

Am Vormittag besuchten wir den Fischmarkt von Bandar-e Anzali. Er ist mit seinem Angebot an Süßwasserfischen aus der Lagune und Meeresfischen der ursprünglichste Basar im Iran. Besonders typisch sind seine Stände mit geräuchertem Fisch. Anschließend fuhren wir wieder ins Elburz-Gebirge zum terrassenförmig angelegten Bergdorf Masuleh. Die zweistöckigen Häuser aus Lehmziegeln sind mit einem ockerfarbenen Lehmverputz versehen. Besonders originell sind die Holzschnitzereien an Fenstern und Türen.
Von Masuleh ging es dann in das Tee-Anbaugebiet Fuman. Leider waren bei unserem Besuch die Pflanzen noch nicht groß genug für ausführliche Erläuterungen am Objekt, so dass wir lediglich einen Fotostopp an einer Plantage einlegten. Dafür entdeckten wir bei den Bäckern von Fuman eine andere Spezialität: Gebäckschnecken aus Wallnüssen, Eigelb, Zucker, Kardamon, Mehl und Safran: „Kolucheh Fumani"! Da viele von uns sich damit reichlich eindeckten, dienten sie während der nächsten Tage als eine Art Grundnahrungsmittel im Picknicksortiment, neben Obst, Keksen und Süßigkeiten. Von Fuman aus fuhren wir wieder zurück ans Kaspische Meer zum Abendessen in unserem Hotel.

5.Tag, Mittwoch, 13.04.2016: Nördliches Elburz–Gebirge und Ardabil

Vom Kaspischen Meer aus fuhren wir ins nördliche Elburz-Gebirge über den Khalkhal-Pass. Wieder bot sich uns ein völlig neues Landschaftsbild mit kleinen Dörfern und großzügigen Wäldern, welche sich über die hohen Bergketten zogen. Unser Tagesziel war die Stadt Ardabil mit dem dortigen Besuch des Sheikh Safi-Mausoleums. Die Stadt ist eine der wichtigsten Städte des historischen Aserbaidschans und bekannt für ihre Seiden- und Teppichherstellung.
Am Anfang des 14.Jh. übernahm der Geistliche Safi ad-Din die Führung eines Sufi-Ordens, welchen er später in „Safawiyya" umbenannte. Sein Urenkel Shah Ismail breitete die Herrschaft der „Safawiden" über den gesamten persischen Raum aus. Das Sheikh Safi-Heiligtum ist ein ehemaliges Sufikloster mit Wohngebäuden sowie Versammlungs- bzw. Gebetshalle. Außerdem befinden sich die Gräber Sheikh Safi ad-Dins, Shah Ismails und einiger Nachfahren der frühen Safawiden-Dynastie im Komplex. Besonders sehenswert war das Ardabil-Museum oder auch Porzellanhaus mit seinen vergoldeten Wandnischen, in denen ursprünglich wertvolles Porzellan stand. Auch kostbare Korane und Manuskripte waren hier untergebracht. Heute stehen die Wandnischen leer, da ein Großteil der Sammlung während der russischen Besatzung am Anfang des 19.Jh. nach St. Peterburg verschleppt wurde.
Anschließend fuhren wir zu unserem Grand-Hotel „Sabalan" in Ardabil. Nach dem Zimmerbezug trafen wir uns wieder zum gemeinsamen Abendessen.

6. Tag, Donnerstag, 14.04.2016: Tabriz

Nach dem Frühstück begaben wir uns auf den Weg über das Sabalan-Gebirge nach Tabriz, der Provinzhauptstadt Ost-Aserbaidschans. Dort angekommen, besichtigten wir das Aserbaidschan-Museum.
Es beherbergt Ausgrabungsgegenstände, die bis ins 5.Jahrhundert v.Chr. zurückreichen. Der islamische Bereich umfasst Objekte aus dem 10. bis zum 17. Jh.. Insbesondere die Skelette eines Mannes und einer Frau aus der Eisenzeit blieben uns als die „Liebenden" in Erinnerung. Nach dem Besuch des Museums besichtigten wir die Blaue Moschee. Als sie gebaut wurde, war Tabriz die Hauptstadt einer turmenischen Stammesförderation. Der Komplex wurde in der zweiten Hälfte des 15.Jh. fertig gestellt und beherbergte eine Schule, eine öffentliche Badeeinrichtung und eine Bibliothek. Schwerer Schaden an den Gebäuden entstand beim Erdbeben im Jahre 1779, lediglich Teile der Moschee „Masjed-e Kabud" blieben erhalten. Der einmalige blaue Farbton ihrer Stalaktitendecke, der für sie auch namensgebend wurde, beindruckte uns besonders. Im Anschluss ging es zu unserem Hotel „El-Goli Pars" am Stadtrand von Tabriz, wo wir nach dem Zimmerbezug noch etwas Freizeit hatten. Das gemeinsame Abendessen fand im obersten Stockwerk des Hotels statt. Dabei schalteten die Ober für einen Moment das Licht aus, damit wir das Lichtermeer der zwei Millionen Einwohner zählenden Stadt fotografieren konnten.

7. Tag, Freitag, 15.04.2015: Thaddäus–Kirche und Kloster

Der heutige Tag führte uns in die nordwestlichste Ecke Irans sowie in die Nähe des über 5100 m hohen Berges Ararat, vorbei an kleinen Städten und Dörfern. Gegen Mittag kamen wir an der Thaddäus-Kirche an. Die Gegend gehörte einst zum alten Königreich von Armenien.
Eine Legende berichtet, dass um das Jahr 35 n.Chr. der Apostel Thaddäus, der vor der Christenverfolgung in Palästina hierher geflohen war, durch seinen Glauben König Abgar von Edessa von einer schweren Krankheit heilte. Er missionierte auf Bitte des Königs das ganze Königreich, auch dessen Tochter Sandokht. Nach dem Tod König Abgars setzte auch in Armenien die Christenverfolgung ein. Thaddäus wurde gefasst und erlitt zwischen 60 und 64 n. Chr. den Märtyrertod. Gleiches geschah auch mit der Königstochter Sandokht, die an ihrem Glauben festhielt.
Dem gegenüber steht die Überzeugung armenischer Christen, wonach das Kloster und die Kirche im Jahre 66 von Judas Thaddäus als erste Kirche der Welt gegründet wurden und somit auch die Armenisch-Apostolische Kirche auf ihn zurückgeht. Erst später soll er den Märtyrertod erlitten haben und in seiner eigenen Kirche beigesetzt worden sein.
Die Gebeine des Heiligen wurden bis 1918 in der Thaddäus-Kirche aufbewahrt, dann stürmte die türkische Armee das Kloster und während der Plünderungen gingen sie verloren.Von der Thaddäus-Kirche fuhren wir anschließend wieder zu unserem Hotel nach Tabriz zurück. Nach einer Pause trafen wir uns an der Rezeption, um gemeinsam zum Abendessen in ein Restaurant inmitten des El-Goli-Parks zu gehen. Wir waren überrascht, wie viele Iraner den arbeitsfreien Tag für einen Bummel im Park nutzten. Wie auf der gesamten Reise, so stellte uns unser örtlicher Reiseleiter Sami, auch an diesem Abend wieder eine regionale Spezialität vor: „Kufte Tabrizi", ein 10 cm großer Reisball gefüllt mit Gewürzen, Wallnuss, Feigen und kleinen Fleischstückchen. Viele von uns bestellten diese Empfehlung. Allerdings waren die Portionen für einen normal Sterblichen viel zu reichlich! Sami sammelte das übrig gebliebene Essen säuberlich ein, um es später an arme Menschen zu verteilen. Eine Handlung, die nach jedem Abendessen zur Gewohnheit wurde und bei unserer Reisegruppe großen Anklang fand.

8.Tag, Samstag, 16.04.2016: Kandovan, Orumiyeh See – Maragheh

Nach dem Abschied von Tabriz ging es ins nicht weit entfernte Bergdorf Kandovan. Der Ort galt als Zufluchtsstätte in unruhigen Zeiten und insbesondere zur Zeit des Mongolenansturms diente er als Fluchtburg. Die Höhlenwohnungen wurden seit dem 12.Jh. in den weichen Tuffstein geschlagen, wobei sich die dicht aneinander gereihten Tuffstein-Pyramiden über eine Höhe von mehreren Metern erstrecken können und bis zu drei Stockwerke angelegt werden können. Die Bewohner leben heute überwiegend von Landwirtschaft, Tourismus sowie unzähligen Obst- und Taschenläden, in denen vorwiegend lokale Erzeugnisse angeboten werden. Die Elektrifizierung hinterließ ein unglaubliches Kabelwirrwarr über den Straßen und zwischen den Tuffsteinhäusern. Von Kandovan aus fuhren wir ganz dicht an den Orumiyeh-See heran. Einst zehn Mal größer als der Bodensee ist seine Fläche um ein Drittel geschrumpft. Damit einher ging ein Anstieg des Salzgehaltes auf bis zu 30%, wodurch die einzig im See lebenden Lebewesen, die Salzwasserkrebse, die die Nahrung für Flamingos und Pelikane bilden, in ihrer Existenz gefährdet sind.
Die mittlerweile ausgetrockneten Flächen des Sees konnten wir bei unserem Fotostopp sehen. Derzeit gibt es einen 10-Punkte-Plan, wie die Zuflussmenge der Flüsse erhöht werden kann, z. B. durch die Schließung illegaler Brunnen oder die Stilllegung von landwirtschaftlichen Nutzflächen, die große Wassermengen verbrauchen.
Vom Fotostopp am Orumiyeh-See ging es weiter nach Maragheh, wo wir zwei seldschukische Grabtürme besichtigten und anschließend zum ehemaligen Observatorium, welches auf einem Bergrücken hoch über der Stadt liegt. Das ehemals vierstöckige Gebäude war im13.Jh. eines der bedeutendsten der damaligen Zeit. Die dort bestimmte Präzession der Position der Sterne und Planeten war die genaueste seit der Antike und wurde in den sogenannten „Tafeln der Ilchane" zusammengefasst, an denen sich später auch Nicolaus Kopernikus orientierte.
Von Maragheh fuhren wir weiter zu unserem Hotel „Ranji" im kleinen Örtchen Takab. Das Abendessen nahmen wir in einem neu eröffneten Speisesaal ein und lokale Spezialität war dieses Mal: „Koreschte Bademjun-e Tekabi", bestehend aus Aubergine, Tomate, Berberitze, Fleisch, Öl und Reis.

9.Tag, Sonntag, 17.04.2016: Takh–e Suleyman – Kermanshah

Von Takab aus ging es ein kleines Stück in nordöstliche Richtung zum Feuerheiligtum von Takh-e Suleyman. Es handelt sich hierbei um einen Palast mit Feuer- und Wassertempel aus der späten Sassanidenzeit und der dazu gehörenden Befestigungsanlage, welche die gesamte Anlage umschießt.
Inmitten dieser Anlage liegt ein calciumhaltiger Quellsee mit einem hohen Mineraliengehalt sowie einer konstanten Temperatur von 21 Grad. Im 6.Jh. wurde das zoroastrische Feuerheiligtum nach Takh-e Suleyman verlegt, welches als Reichsfeuer der Krieger galt. Demzufolge ist die Anlage vor größeren Feldzügen und von den Königen nach deren Thronbesteigung aufgesucht worden. Nach siegreichen Kriegen wurden dem Heiligtum großzügige Schenkungen dargebracht. Im Jahre 627 zerstörte der oströmische Kaiser Heraclius die Anlage. Später siedelten sich Muslime an. Zu einer erneuten Blüte kam sie im 13.Jh., als der Ilkhaniden-Herrscher Abaqa Khan sich auf den Resten der sassanidischen Anlage einen Jagdpalast errichtete. Vom „Thron Salomons", Takh-e Suleyman, fuhren wir zum, nur wenige Kilometer entfernten, „Gefängnis des Salomon", einem vulkanischen Bergkegel mit einem über 100 m tiefen Krater. Vom 9. bis ins 7.Jahrhundert v.Chr. befand sich hier ein Heiligtum, welches sich ringförmig um den Krater zog. Bei den religiösen Handlungen wurden Opfergaben in den Krater geworfen.
Vom Gefängnis des Salomon fuhren wir wieder zurück nach Takab und von dort über Bijar nach Santanaj. In dieser überwiegend von Kurden bewohnten Stadt legten wir eine Picknickpause ein und fuhren anschließend weiter zu unserem Hotel „Parsian" in Kermanshah. Nach dem Bezug der Zimmer trafen wir uns im obersten Stockwerk zum gemeinsamen Abendessen.

10.Tag, Montag, 18.04.2016: Kermanshah, Bisotun und Taq–e Bostan

Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir zu den nicht weit entfernten Felsreliefs von Bisotun. Am Eingang zum historischen Komplex erfuhren wir, dass an diesem Tag eine Delegation aus Teheran erwartet wird und wir aus diesem Grund die Anlage nicht besuchen könnten. Das war nicht zu verstehen! Dann wendete sich das Blatt und der Besuch wurde uns doch ermöglicht. Das erste Felsrelief, genauer die erste Felsstatue, welche uns Sami vorstellte, war die Figur des liegenden Herakles aus der seleukidischer Zeit. Die Figur ist in etwa lebensgroß und zeigt den griechischen Helden Herakles auf einem Löwenfell liegend mit einem Becher in der Hand. Die weitaus bekannteste Sehenswürdigkeit in Bisotun ist aber das Darius-Relief, welches sich in luftiger Höhe an der Felswand befindet. Es manifestiert den Sieg des Darius über die aufständigen „Lügenkönige", welche ihm die Herrschaft streitig gemacht hatten. Bei diesem Relief kam zum ersten Mal die persische Keilschrift zum Einsatz, die Buchstaben anstatt Silben verwendete. Unterhalb des Reliefs bot sich uns ein atemberaubender Blick zur Karawanserei sowie über die Ebene bis hin zu den schneebedeckten Bergen am Horizont.
Von Bisotun aus fuhren wir nach Kermanshah zurück, um den Tekiyeh Maoven ol-Molk-Komplex zu besichtigen. Er wurde für die Passionsspiele im Gedenken an den Tod Imam Hoseyns (680) bei Kerbala Ende des 19.Jh. errichtet. Besonders beeindruckend sind die vielfarbigen Fliesenbilder, welche die Vorgänge der Schlacht darstellen. Nach der Besichtigung fuhren wir zu den Grotten von Taq-e Bostan. Die beiden Grotten wurden am Stadtrand von Kermanshah in den Fels geschlagen und stammen aus sassanidischer Zeit. Die Anlage gehörte einst zu einem Paradeisos, dessen Lehmziegel-Einfriedung teilweise noch erhalten ist. Die Felsreliefs in den beiden Grotten zeigen die Investituren von Ardaschir II., Schapur III. und Chosrau II. sowie Jagdszenen aus der Zeit Chosrau des II.. Nach dem Besuch der Anlage ging es zum Hotel zurück. Da bis zum Abendessen noch reichlich Zeit verblieb, beschlossen wir, zum Basar von Kermanshah zu fahren. Alle Gäste nahmen daran teil und wir orderten zwei Kleinbusse für den Tranfer. Sami zeigte uns den Goldbasar sowie anschließend den, die Sinne beraubenden, Gewürzbasar. Nach der Ankunft im Hotel hatten wir noch etwas Freizeit und trafen uns später zur Fahrt zum Abendessen im Restaurant des Hotels „Jamshid". Nach dem Essen spazierten wir noch einmal zu den Grotten von Taq-e Bostan, um diese beleuchtet zu sehen.

11.Tag, Dienstag, 19.04.2016: Kermanshah – Ahwaz

Nach dem Frühstück starteten wir in Richtung Khorramabad und fuhren durch eine weite und dünn besiedelte Landschaft. Ab Khorramabad begann die neue Autobahnstrecke nach Andimeshk, welche eine der landschaftlich reizvollsten Strecken des Iran ist. Einen fantastischen Fotostopp machten wir am Seimareh-Fluss mit Blick auf die steilen und fast senkrecht abfallenden Hänge des Zagros-Gebirges. Gegen 15.30 Uhr kamen wir in Susa an. Die Stadt ist eine der ältesten durchgehend besiedelten Städte der Welt, bewohnt seit über 6200 Jahren. Vom dritten bis zum 1. Jahrtausend v. Chr. war Susa mit kurzen Unterbrechungen Hauptstadt des Reiches von Elam. Hier wurde die Säule mit dem Codex des Hammurapi gefunden, welche sich heute im Louvre befindet.
Zuerst besuchten wir das Archäologische Museum, in welchem Funde aus elamischer Zeit ausgestellt sind. Anschließend spazierten wir hinauf zu den Resten des Apadana-Palastes, ein Relikt aus der Zeit Darius des I.. Die Anlage kann als Vorläufer von Persepolis angesehen werden, da man dort aus den Fehlern, die man hier beim Bau machte, gelernt hatte. Sami organisierte uns einen Begleiter, der uns, während Sami erzählte, Bilder des ursprünglichen Palastes zeigte, so dass wir eine gute Vorstellung seiner Ausmaße und seines Aussehens bekamen und das bei Temperaturen über 30 Grad. Von dem ehemaligen Palastgelände ging es zum Fundort der Darius-Statue am Eingangstor und von dort zur Königsstadt.
Nach der Besichtigung des Archäologischen Geländes machten wir noch einen Fotostopp am Danielsgrab, welches schon von weitem durch seinen Zuckerhut-Baustil auffällt. Der Überlieferung nach soll der biblische Prophet Daniel in Susa geboren und am Shaur-Fluss begraben worden sein. Das Buch Daniel wird traditionell auf das 6.Jh. v. Chr. nach dem Ende des babylonischen Exils datiert. Vom Danielsgrab in Susa fuhren wir dann direkt zu unserem Hotel „Pars" in Ahvaz. Nach dem Zimmerbezug trafen wir uns zum gemeinsamen Abendessen.

12.Tag, Mittwoch, 20.04.2016: Shushtar – Chogha Zanbil – Haft Tepe

Nach kurzer Fahrt in nördliche Richtung hielten wir auf dem Weg nach Shushtar in einem kleinen Ort, um an einer Eisdiele süßes und cremiges Wasserbüffel-Eis zu probieren. Anschließend fuhren wir weiter nach Shushtar und stiegen oberhalb der historischen Wassermühlen aus. Die Stadt befand sich einst auf der Persischen Königsstraße, welche die elamische Stadt Susa mit dem achämenidischen Persepolis verband. Bereits im 1. Jahrtausend v. Chr. begann man künstliche Wasserfälle am Karun-Zufluss Gargar zu bauen. Diese Wasserkunst wurde von den Sassaniden ab dem 3.Jh. n.Chr. fortgeführt und bis zum heutigen Tag dienen einige Anlagen Bewässerungszwecken. Das Bewässerungssystem von Shushtra ist Teil des UNESCO-Weltkulturerbes. Besonders eindrucksvoll sind die Reste der einst ca. 40 Wassermühlen unterhalb des Gargar-Damms. Ohren betäubend brausen die Wassermassen in das Flussbecken hinunter. Anhand von Rekonstruktionen konnten wir uns ein gutes Bild von der Funktionsweise der Mühlen machen, die zumeist dem Mahlen von Getreide dienten. Danach fuhren wir zur Shadovan-Brücke, welche auch Kaiserbrücke genannt wird, da sie von römischen Kriegsgefangenen gebaut wurde. Sie ist ein gutes Beispiel römischer Ingenieurbaukunst, welche von den sassanidischen Baumeistern fortan meisterhaft kopiert wurde.
Von Shushtar ging es weiter zur Stufenpyramide (Zikkurat) von Choga Zanbil, welche eine mittel-elamische Residenzstadt von König Untasch-Napirischa war. Choga Zanbil wurde 1935 von Geologen, die auf der Suche nach Erdöl waren, vom Flugzeug aus entdeckt. Die Zikkurat (Stufenpyramide) ist eine der am besten erhaltenen Mesopotamiens und hat eine Seitenlänge von 105 x 105 Metern. Ursprünglich erreichte sie eine Höhe von 50 Metern und war den Göttern Inschuschinak und Napirischa gewidmet. Der Zugang erfolgte nicht über Außentreppen, sondern über Treppen im Inneren. Auf den Tempelportalen wurden halb-lebensgroße Tonfiguren von Stieren und Greifen gefunden.
Nach dem Rundgang um die Stufenpyramide gesellte sich noch ein Dromedar zu den Fotomotiven und wir legten am Rand der Anlage unsere Picknick-Pause ein.
Auf der Weiterfahrt von Choga Zanbil nach Haft Tappeh (Sieben Hügel) sahen wir die Zerstörungen, welche die sintflutartigen Regenfälle der vorangegangenen Tage in der sonst so trockenen Region angerichtet hatten. Die Straßendecke war kilometerlang unterspült und weggebrochen. In den Wasserlöchern links und rechts der Straße beobachteten wir einige badende Wasserbüffel, welche sichtlich die unerwartete Anzahl an Badegelegenheiten genossen. In Haft Tappeh sahen wir das vermutlich älteste Tonnengewölbe-Grab der Welt aus alt-elamischer Zeit. Die Funde der Ausgrabungen konnten wir anschließend im Museumsgebäude ansehen, neben Ausstellungsstücken aus Chogha Zanbil. Nach der Besichtigung fuhren wir wieder nach Ahvaz zurück. Gut die Hälfte unserer Gruppe nutzte die freie Zeit bis zum Abendessen für einen Bummel über den arabischen Basar. Unser Abendessen nahmen wir nicht weit von unserem Hotel entfernt in einem Gartenrestaurant ein. Es war wohltuend, bei den angenehmen Temperaturen im Freien sitzen zu können und den Mond und die Sterne zu beobachten. Das Essen schmeckte wieder einmal fantastisch und als Spezialität gab es gegrillten Fisch aus dem Persischen Golf.

13.Tag, Donnerstag, 21.04.2016: Erdölfelder und Persischer Golf

Bei unserem Tagesausflug an den Persischen Golf führte uns unsere Fahrtroute in Richtung Süden. Entlang der Straße konnten wir auf riesigen Plakaten Bilder der gefallenen iranischen Soldaten aus dem Irak-Iran- Krieg sehen. Am Straßenrand standen zur Erinnerung und Abschreckung ausgebrannte Panzer und Eisenbahnwaggons. Nach einiger Zeit sahen wir auf unserer rechten Seite eine riesige Salzlagune, welche sich fast bis an die Stadtgrenze von Khorramshahr erstreckte. Dort angekommen, hielten wir am Kriegsmuseum und hatten auch vor, dieses zu besichtigen. Leider war es aufgrund eines Feiertages geschlossen. So blieb uns nur der Blick über den Zaun auf den Außenbereich des Museums.
Anschließend unternahmen wir eine Bootsfahrt auf dem Arvand-Rud, welcher auf irakischer Seite Shatt al Arab heißt, und an dieser Stelle bereits die Flüsse Euphrat und Tigris in sich vereint. Wir wurden auf drei Boote aufgeteilt und fuhren zunächst bis zur irakischen Grenze. Das Wasser war aufgrund der Regenfälle braun gefärbt. Wir hatten den schönsten Sonnenschein und der Fahrtwind sorgte für die nötige Kühlung. Dann ging es in die andere Richtung zum Persischen Golf, den wir als geschlossenes Meer allerdings von dieser Stelle aus nicht zu Gesicht bekamen. Nach unserer Bootsfahrt besuchten wir den Fischmarkt von Khorramshahr und bei unserer anschließend geplanten Weiterfahrt blieb ein Baufahrtzeug mitten auf der Straße liegen, so dass uns nichts anderes übrig blieb, als die ganze Strecke im Rückwärtsgang bis zur letzten Kreuzung zurückzufahren. Von Khorramshahr aus ging es weiter nach Abadan, vorbei an der größten Erdölraffinerie-Anlage des Iran und einer der größten der Welt. Die Stadt ist das Zentrum der iranischen Erdölindustrie. Weiter südlich, am Persischen Golf, liegen die Freihandelszone Arvand sowie ein militärisches Sperrgebiet. Auf unserer Rückfahrt von Abadan nach Ahvaz legten wir noch einen Picknick-Stopp ein und sahen die brennenden Fackeltürme der erdgasverarbeitenden Anlagen. In Ahvaz hatten wir bis zum Abendessen Freizeit. Abends versammelten sich vor dem Hotel Fussballfans, welche die Ankunft der Teheraner Mannschaft erwarteten. Offensichtlich sollten die Spieler in unserem Hotel übernachten. Nach stundenlangem Warten hörten wir dann gegen Mitternacht die jubelnden Fangesänge und an Schlaf war in der folgenden Stunde überhaupt nicht mehr zu denken.

14.Tag, Freitag, 22.04.2016: Bishapur – Shiraz

Am letzten Tag unserer Reise verließen wir zeitig unser Hotel. Frühstück gab es bereits um 05.00 Uhr und die Abfahrt war eine Stunde später. Die erste Pause machten wir in Bebahan. Bis dahin hatten die meisten von uns im Bus geschlafen. Ab Bebahan wurde auch die Landschaft wieder interessant, so dass wir einen schönen Fotostopp einlegten. Gegen Mittag hielten wir in Qaemiyeh, um uns mit frischem Obst für unser geplantes Picknick einzudecken, und kurze Zeit später kamen wir an der Tang-e Chowgan-Schlucht an. Der Parkplatz war bereits voll mit iranischen Pkw's. Wir beschlossen, zunächst unsere Picknickpause zu machen und anschließend die Felsreliefs in der Schlucht zu besichtigen. Wie immer beim Kontakt mit Einheimischen, wurden wir auch dieses Mal am Rastplatz freundlich begrüßt. Wir revanchierten uns und verschenkten süße Melonenstücke. Die Felsreliefs der Tang-e Chowgan-Schlucht sind fantastisch erhalten und zeigen den Sieg Shapurs I. über den römischen Kaiser Valerian (260 n.Chr), den Sieg Bahrams II. über die Araber ( 277 n.Chr.) und die Krönung Bahrams I. (273 n.Chr.).
Unweit der Schlucht befindet sich der Zugang zur sassanidischen Residenzstadt Bishapur. Sie wurde von Shapur I. im Jahre 266 neu gegründet, war aber schon in elamitischer und parthischer Zeit besiedelt. Die Stadt wurde nach einem schachbrettartigen Plan angelegt und besaß in ihrem Zentrum einen Palast in Form einer kreuzförmigen Anlage, welche die vier zoroastrischen Naturgewalten, Feuer, Erde, Luft und Wasser, verkörperte. An der Wand sahen wir noch Reste der einstigen Bemalung sowie auf dem Fussboden Reste antiker Fliesen. Auch den Palast von Valerian, in dem der römische Kaiser von Shapur I. gefangen gehalten wurde, zeigte uns Sami aus der Ferne. Nach der Besichtigung der Palastruinen stiegen wir zum Anahita-Tempel hinab. Er war der Fruchtbarkeitsgöttin geweiht und das Wasser hatte bei den Sassaniden eine hohe Symbolkraft. Selbst die Könige konnten nicht so ohne weiteres den Tempel betreten.
Von Bishapur aus fuhren wir in Richtung Shiraz weiter und passierten eine Gebirgsklamm, welche als die „Schlucht des Alexander" bezeichnet wird. Er soll auf dem Weg nach Persepolis diese Stelle zum Passieren benutzt haben. Vor und oberhalb der Klamm legten wir Fotostopps ein. Im weiteren Verlauf zeigte sich die Landschaft noch einmal von ihrer schönsten Seite. Gegen 18.00 Uhr erreichten wir schließlich das Hotel „Elysee" in Shirzaz und nach dem Bezug der Zimmer trafen wir uns wieder zum gemeinsamen Abendessen. Danach blieben uns nur noch ein paar Stunden in unseren Hotelzimmern. Bereits um Mitternacht waren alle Koffer wieder im Bus für die Fahrt zum Flughafen. Zuvor verabschiedeten wir uns herzlich von unserem sympathischen Reiseleiter Sami und unseren beiden Fahrern Amir und Hamid. Das gleiche geschah dann noch einmal individuell bei unserer Ankunft am Flughafen. Dort brachte uns Sami bis zur Passkontrolle und wünschte uns eine gute Reise.

15.Tag, Samstag, 23.04.2016: Rückflug nach Deutschland

Der Flug mit Türkisch Airlines nach Istanbul verlief reibungslos und in Istanbul hatten wir auch nicht so einen langen Aufenthalt wie beim Hinflug. Pünktlich startete unser Flieger und pünktlich kamen wir am Flughafen Leipzig-Halle an. Dort nahmen wir unsere Koffer in Empfang und verabschiedeten uns noch einmal herzlich voneinander. Anschließend fuhren wir mit den Transferfahrzeugen in unsere Heimatorte.
Es war eine sehr schöne und aufregende Reise, welche uns ein völlig anderes Bild vom Iran vermittelte als bei unserer ersten Reise zu den klassischen Zielen. Besonders die grüne Landschaft mit den schneebedeckten Bergen und das Miteinander in einer angenehmen Reisegruppe werden uns noch lange in Erinnerung bleiben!
Dirk Schlosser, 27.04.2016

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