Reisebericht: Irland und Nordirland–Rundreise

07.08. – 19.08.2017, 13 Tage Rundreise Irland und Nordirland: Belfast – Giant's Causeway – Derry – Carrowmore – Connemara – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Midleton – Waterford – Kilkenny – Dublin


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Irische Harfenmusik, streichzarte Butter, Grüne Flächen, Kleeblätter, Leprechaun, der kleine Gnom, Guinness-Bier, viele Schafe, wenige Menschen. So stellten wir uns Irland vor.
Werden wir all dies so sehen? Wir waren gespannt. 28 Gäste reisten gemeinsam mit Busfahrer Jürg und Reiseleiter Stefan bereits am Montag an, während 14 Gäste von Dresden via Frankfurt oder von Berlin direkt am Dienstag gen Dublin starteten.
Ein Reisebericht von
Stefan Jahnke
Stefan Jahnke

Erster Tag, Montag, 07.08.2017 Anreise Teil 1: Dresden – Rotterdam – P&O, 847 km Bus, dann 395 km Fähre


Zeitiges Aufstehen ist manchmal schön, weil man den ganzen Tag so noch vor sich hat. Geht es auf Reisen, will man so viel wie möglich erleben. So brachen wir 28 Busgäste am Morgen in Sachsen und Thüringen auf, wurden auf unserer Fahrt entlang der Bundesautobahn A4 immer mehr im Bus und fuhren am Nachmittag durch das Ruhrgebiet, kurz darauf über die niederländische Grenze und dort immer weiter auf Rotterdam zu, welches wir gegen Abend und pünktlich zum Einchecken auf der großen P&O-Fähre nach Hull erreichten. Unterwegs zeugte uns Stefan bereits einige Dokumentationen über Irland, spielte verschiedene Songs aus unserer Urlaubsregion und bereitete uns auf die Fährüberfahrt vor. Unterwegs gen Nordwesten sahen wir, wie die Landschaft immer niedriger wurde und erfuhren von Stefan die wundersame Geschichte über ein kleines Volk, welches einst eine gewaltige See- und Handelsmacht war, Tulpenzwiebeln nicht, wie die Engländer, in Öl legte und aufaß, sondern in den Boden pflanzte und so eine starke Währung und einen ersten Börsencrash auslöste. Schließlich an Bord bezogen wir unsere funktionellen Kabinen und ließen uns später im Buffetrestaurant das umfangreiche Abendessen schmecken. Danach begann bereits das Showprogramm auf der Schiffsbühne und wer wollte, konnte schon ein frisch gezapftes Guinness Bier in der Irish Bar probieren, ehe wir uns nach mehr als 800 Buskilometern zur Ruhe legten und Kraft für kommende Erlebnisse tankten.

Zweiter Tag, Dienstag, 08.08.2017 Anreise Teil 2: Hull – Holyhead – Irish Ferries – Dublin – Navan, 362 km Bus, dann 120 km Fähre, dann 60 km Bus


Freundlich, aber laut wurden wir durch eine Lautsprecherdurchsage am Morgen in unseren Kabinen geweckt. Das Frühstück war also zubereitet und wir würden pünktlich in Kingston upon Hull anlegen. Somit stand unserer Weiterreise quer durchs aktuelle Brexit-Land wohl nichts im Wege. Stefan sammelte uns später in der Showbar und weitestgehend gemeinsam gingen wir von Bord, erlebten eine einfache, aber genaue Passkontrolle an der Britischen Grenze und trafen kurz darauf auf unseren bereits ausgeschifften Bus vor dem Terminal. Hier lauschten wir der Nationalhymne des Vereinigten Königreiches, sahen die Union Jack und die Flagge von England und erlebten, wie Jürg unseren großen, neuen, blauen Bus nicht nur die ersten Meter auf der linken Straßenseite, sondern auch sicher durch die Kreisverkehre im Hafengebiet von Hull lenkte. Dann ging es immer nach Westen, vorbei an der ein wenig San-Francisco-Feeling verbreitenden Huber Bridge, gen Leeds, später nach Manchester und südlich von Liverpool gen Chester. Hier lauschten wir erst den Beatles, dann bald der inoffiziellen Walisischen Nationalhymne und sahen die Flagge von Wales. Auf der Küstenstraße von Nordwales boten sich uns bereits schöne Ansichten und bald zum Mittag erreichten wir Holyhead und damit den Fährhafen gen Dublin neben dem Edinburgh Castle. Wieso? Wir waren doch nicht in Schottland, oder? Ein Pub am walisischen Fährhafen trug den Namen der gigantischen Burg in Schottlands Hauptstadt und wir lachten herzlich über dieses Zusammenspiel, ehe wir samt Bus auf die Ulysses der Irish Ferries rollten, dort in den Passagierräumen einen Platz fanden und später über die Irische See fuhren. Am zeitigen Abend erreichten wir den Hafen von Dublin, hörten die Nationalhymne des Landes, sahen seine Flagge und rollten an der Irischen Hauptstadt vorbei nach Navan. Während dieses Tages flogen unsere Fluggäste bereits nach Irland und im Hotel in Navan trafen wir zum Abendessen erstmals alle zusammen. Doch alle erlebten wir viel an diesem Tag der Reise und gingen bald im einfachen, funktionellen Hotel schlafen.

Dritter Tag, Mittwoch, 09.08.2017 Belfast: Titanic und Stadtrundfahrt, Carrickfergus, 203 km


Nichts konnten wir uns unter Irland und Nordirland, den Zerwürfnissen, dem Bürgerkrieg, den Anschlägen, den Stadt- und Landesteilungen vorstellen. Beim Aufbruch am Hotel in Navan, wo Jürg erstmals alle Koffer von uns nunmehr 42 Reisegästen einladen musste, erklärte uns Stefan bereits, was uns erwarten würde und dass der Konflikt zwar für uns als Gäste und Reisende nicht relevant, aber immer noch aktuell sei. Vorstellen konnten wir es uns nicht. Später fuhren wir über die unscheinbare Grenze zu Nordirland. Was änderte sich hier? Die Randstreifen der Straßen waren nun weiß und nicht gelb, die Geschwindigkeitsangaben erfolgten in Meilen pro Stunde und die Orte wurden nur Englisch und nicht, wie in der Republik üblich, zusätzlich Gälisch bezeichnet. Trotzdem berichtete Stefan von einem Glaubenskrieg. Fand der nicht eher im Nahen Osten statt? Einige von uns wollten sich Belfast, die Nordirische Hauptstadt, genauer anschauen und wir setzten sie in der Innenstadt ab, ehe der Rest ins Titanic Quarter und dort zur Ausstellung Titanic Belfast weiterfuhr. Hier waren wir erst einmal fasziniert vom Ausstellungsgebäude und erfuhren nun über mehrere Etagen hinweg und ausgerüstet mit einem informativen Audioguide viel rund um Belfast, die hiesige Werftgeschichte und die Entstehung aber auch den Untergang der Titanic und ihrer Schwesternschiffe Britannic und Olympic. Wer mochte, besichtigte noch die Nomadic, eines der letzten vorhandenen Schiffe der alten Werft H&W und ehemals Zubringer der Titanic. Drei lange Jahre arbeiteten tausende Belfaster am Schiff und nur 12 Tage dauerte es von deren In-Dienst-Stellung bis zur Katastrophe und ihrem Untergang. Mit diesem Wissen ausgerüstet, war uns der Streit um Religionen in Nordirland noch unklarer. Doch bald trafen wir Willi, unseren Stadtführer für Belfast. Mit ihm sahen wir dann die Friedensmauer, die heute immer noch hin und wieder geschlossenen Tore zwischen den katholischen und protestantischen Stadtvierteln, aber auch viele weitere Sehenswürdigkeiten in Belfast, wie das Parlamentsgebäude, das Rathaus, die Innenstadt, den Lagan, das Ding mit dem Ring, den Blauen Fisch und den ältesten, auch den schönsten Pub in der Stadt. Später fuhren wir gen Carrickfergus, bezogen dort unsere Hotelzimmer und ließen den Tag nach einem guten Abendessen bald ausklingen.

Vierter Tag, Donnerstag, 10.08.2017 Giants Causeway – Derry/Londonderry – Letterkenny, 224 km


Stadt und Probleme hatten wir jetzt genug. Heute wollten wir nordirische Natur genießen. Gab es da nicht die wundersame Geschichte um eine alte Steinbrücke zwischen Schottland und Irland, die ein Riese schuf und ein anderer Riese wieder zerstörte? Giants Causeway. Brücke der Riesen. Doch erst einmal gab es wieder Koffer-Tetris am Morgen und dann entführte uns Stefan an einen der Drehorte der Serie „Games of Thrones". Gestern erfuhren wir bereits, dass viele Trickszenen in den Titanic Studios direkt hinter Titanic Belfast entstehen. Nun sahen wir einen offenen Drehort in Carnlough. Nach diesem kleinen Zwischenstopp ging es nun zum neuen Besucherzentrum nahe Bushmills, wo der älteste Nordirische Whisky hergestellt wird. Audioguides, Stefans Einführung und eine kleine Karte vom Gelände ließen keine Wünsche offen, das Wetter spielte mit und wir konnten die Basaltsäulen an der nordirischen See ausgiebig erkunden. Ein herrliches Fleckchen Natur, was wir so sahen! Später fuhren wir weiter, stoppten noch für ein Foto bei Dunluce Castle, welches einst ein Schotte auf der Flucht vor den Unwirren in Glen Coe errichtete und das heute wegen der ständigen Wetteranschläge und dem brüchigen Felsen abzustürzen droht. Dann jedoch erlebten wir noch einmal irische Auseinandersetzungsgeschichte, denn wir fuhren in die Stadt mit dem Schrägstrich, die Stroke City, wie Derry/Londonderry auch genannt wird's. Offiziell ist Londonderry, doch alle Republikaner wollen nichts mit London zu tun haben. So steht sogar an Nordirischen Verkehrsmitteln Londonderry/Derry, um Parteinahme auszuschließen. Stefan zeigte uns die zerrissene Stadt von der vollständig erhaltenen und gut gepflegten Stadtmauer aus. Wir blickten auf die republikanische Bogside und sahen die heute noch wichtigen und zur Abwehr von Brandsätzen aufgebauten Schutzgitter an der Königlichen Bastion der Stadtmauer. Wie man sich mitten in Europa immer noch dermaßen auseinanderleben kann, begriffen wir nicht, verstanden Stefan jedoch, dass er uns so genaue Informationen über all dies erst jetzt, wenige Kilometer vor dem Verlassen Nordirlands gab. So fuhren wir nun etwas ruhig weiter, wieder über eine Grenze und betteten uns später nach einem guten Abendessen im Hotel in Letterkenny in der Republik Irland.

Fünfter Tag, Freitag, 11.08.2017 Freizeit oder Ausflug in den Glenveagh Nationalpark, zum Strand von Narin, Letterkenny, 189 km


Fakultativ? Ach was! Alle kamen wir an diesem Tag mit in den nahen Nationalpark. Wenn wir bereits Nordirische Naturschönheiten sahen, wollten wir in der Republik Irland auch nichts verpassen. Zuerst ging es direkt in den Nationalpark. Ein kurzer Film führte uns in die Schönheiten und die Geschichte des Parks ein. Stefan als Krimiautor hatte uns schon einiges Mysteriöses aus der Vergangenheit berichtet und nun erfuhren wir noch mehr. Darauf fuhren wir mit kleinen Shuttlebussen zum nahen Castle und Jürg und Stefan führten uns mit viel Witz durch das alte und doch aktuelle Gemäuer. Danach schauten wir uns noch den schönen ummauerten Garten und den Park an, ehe es zurück zum Besucherzentrum ging, wo wir etwas zum Mittag aßen und uns auf die kommende Fahrt freuten. Leider zog Nebel auf, sodass wir die Spitze des Mt. Errigal nicht sehen konnten. Jedoch am Atlantikstrand von Narin, wohin es später über schmale Straßen und durch kleine Dörfer, also das ursprüngliche Irland ging, hatten wir Sicht und konnten unsere Füße einmal in den Atlantik tauchen. Am Bus zauberten Jürg und Stefan uns dann Irish Coffee, also Kaffee mit Whisky, Zucker und etwas Sahne. Dachten wir, der Tag ginge bereits zu Ende, so irrten wir. Noch einmal stoppten wir, diesmal in Donegal Town. Die kleine, alte Stadt bezauberte mit ihren Geschäften, Pubs, Kirchen und dem Castle. Später fuhren wir durch die Blue Stack Mountains zurück nach Letterkenny. Leider mussten Jürg und Stefan diese Nacht auswärts in einem B&B schlafen. Aber sie hatten dabei auch tolle Erlebnisse, z.B. mit einem in einen Kleiderschrank eingebauten kleinen Badezimmer und einem sehr reichhaltigen Frühstück am nächsten Morgen. Auf jeden Fall war dieser Tag nicht nur für uns, sondern dann auch für unsere „Reihe Null", also Jürg und Stefan, interessant und ereignisreich.

Sechster Tag, Samstag, 12.08.2017 Mullagmore – Drumcliff – Carrowmore – Sligo – Knock – Coole Park – Gort, 299 km


Wild Atlantic Way. WWW sahen wir gestern schon oft am Wege. Nun sollten wir darauf gen Süden fahren. Bei etwas Regen verließen wir Letterkenny und sahen später eine einsame Burg auf einem Felsen stehen. Battenberg, Mountbatten, das sagte uns etwas. Stefan berichtete uns von jenen taten der IRA gegen diese Familie in Irland, aber auch von seinen Erlebnissen 2015, als der Prince of Wales und seine Frau Camilla erstmals seit damals wieder Irland besuchten und seinen Reiseplan gehörig durcheinanderbrachten. Heute geschah so etwas nicht und wir genossen die Aussichten am Mullagmore Head, besuchten den Friedhof in Drumcliff, wo der irische Dichter W.B. Yeats begraben wurde und ein Rundturmfragment angeblich erst zusammenstürzen soll, wenn der klügste Mensch der Welt daran vorbeiginge. Na ja, wir fuhren vorbei, darum stürzte er nicht ein. Das keltische Hochkreuz sahen wir uns hier jedoch trotzdem an. Dann ging es noch viel weiter zurück in der Geschichte. In Carrowmore besichtigten wir Gräber aus dem Megalith-Zeitalter. Stefan führte uns über das Gräberfeld und wusste Vieles aus der aktuellen Erforschung jener Kultur zu berichten, ehe wir nach einem von Jürg und Stefan servierten Carrowmore-Imbiss weiter nach Sligo zu einem kleinen Stadtbummel fuhren. Danach war es vielleicht Zeit, etwas gegen die Sünden zu tun. Der wichtigste Wallfahrtsort Irlands lag an unserer Strecke und wir machten dort Station. Eine Kirche, die bis zu 10.000 Menschen fassen kann, Weihwasser, welches aus Wasserhähnen tropft und eine für uns wichtige riesige Toilettenanlage waren zu besichtigen. All dies entstand, weil es im 19. Jh. Eine von der Katholischen Kirche bestätigte Marienerscheinung in Knock gab und wir wunderten uns schon ein wenig über die Dimensionen. Sogar ein Flughafen entstand unweit von Knock, um die irisch-stämmigen Gläubigen aus aller Welt zu bestimmten kirchlichen Feiertagen zu empfangen. Nun ja, wir kamen mit dem Bus und fuhren bald weiter, an Galway vorbei und in den Coole Park der Lady Gregory, die einst vielen Republikanern Unterschlupf gewährte. Ihr Haus steht nicht mehr, aber Rotwild gibt es noch im sehr schön gestalteten Park. Der legendäre Autograph Tree mit Unterschriften wichtiger Künstler und Persönlichkeiten in seiner Rinde steht im schönen ummauerten Garten des Parks. Wir sahen uns all dies an und fuhren dann weiter nach Gort ins Lady Gregory Hotel. Hier betteten wir uns müde und glücklich über den vergangenen Tag und seine schönen Erlebnisse nach dem Abendessen zur Ruhe.

Siebenter Tag, Sonntag, 13.08.2017 Unterwegs mit einem Irischen Bus in die Connemara–Region, nach Galway und zurück nach Gort, 250 km


Heute war alles anders. Gesetze machen es möglich. Jürg hatte einen staatlich verordneten Ruhetag und wir fuhren mit Dick und seinem irischen Bus nach dem aufgrund eines sehr gut mit Hochzeitsgästen gefüllten Hotels etwas stressigen Frühstück in die Connemara Region. Die Natur wurde einfacher, Gälisch war an vielen Stellen die einzige Sprache, in der die Wegweiser beschrieben waren. Vorbei ging es an vielen Torfabbauplätzen, aber auch an Steinbrüchen, wo der legendäre Connemara-Marmor gewonnen wird. Fotostopps brachten uns die kleinen aber feinen Schönheiten der Region näher, ehe wir nach Kylemore Abbey kamen. Das Haus, einst von einem liebenden Paar errichtet, später über die Herzöge von Manchester an den Benediktinerorden der Nonnen von Kylemore verkauft, wird von diesen seit Jahren genauso in Schuss gehalten, wie der Park, die Kapelle, das Mausoleum und der ummauerte Garten. Viele Kilometer, teilweise gar alpine Wanderwege legten sie auf ihrem Grund und Boden an und auch wenn sie heute keine Mädchenschule mehr betreiben, kommen jährlich tausende Touristen zu ihnen, um all das zu sehen. So auch wir. Nach ausgiebiger Besichtigung und ein wenig Shopping im großen Klosterladen ging es weiter zum einzigen irischen Fjord, Killary Harbour. Sahen wir auf der Nordroute nach Giants Causeway bereits Lachsfarmen, so konnten wir nun künstliche Austernbänke bewundern und die Weite und Tiefe des Fjords erleben, ehe wir quer durch Connemara hindurch nach Galway und zu unserem Nachmittagsbummel fuhren. Die Stadt brachte uns Stefan mit einer kleinen Einführung näher. So erfuhren wir von einer möglichen Version, wie es zur Lynchjustiz kam, sahen aber auch viele Straßenmusiker und hörten die schöne Liebesgeschichte, die heute im Claddagh-Ring und dessen Symbolisierung der ewigen Liebe ihren Höhepunkt fand. Dann sahen wir uns noch etwas auf eigene Faust in der Stadt um, ehe uns Dick wieder zurück nach Gort und zu unserem Hotel brachte.

Achter Tag, Montag, 14.08.2017 In der Burren–Region – Cliffs of Moher – Bunratty Castle – Tralee, 275 km


Reich ist das Land, reich an Steinen, also steinreich. Der Burren zeigt dies besonders gut. Erst sahen wir noch grüne Wiesen, weidende Schafe, kleine Farmen, dann wich all dies der Torfheide und diese ging schnell in Steinplatten mit ein wenig Kraut zwischen den Brüchen über. Wir waren Tester, denn ab heute galt ein neues Einlasssystem an den Cliffs of Moher. Stefan hatte alles dabei und so konnten wir schnell an die Klippen heran, waren auch noch vor den vielen Reisebussen der Kreuzfahrer da, die uns noch im Nacken saßen und konnten Papageientaucher und anschlagende Gischt an in der Sonne liegenden Steilküstenabschnitten betrachten, fasziniert die Cliffs sehen und fotografieren, etwas in den interessant bestückten Läden um die Attraktion herum shoppen, ehe wir direkt in den Burren hineinfuhren und den großen Dolmen von Poulnabrone besichtigten, hier auch von Jürg und Stefan einen Dolmen-Imbiss serviert bekamen. Danach ging es hinunter gen Süden und aus der Burrenregion heraus nach Bunratty. Ein altes Castle, einst Wohnturm, dann mit vier eckigen Türmen zum Castle erweitert, lud zu einer kleinen Führung ein. Danach und mit dem Wissen um die nie erfolgte Eroberung des Gemäuers sowie seine schöne Ausstattung besichtigten wir den um das Castle herum entstandenen Folk Park, ähnlich unseren Freilicht-Bauernhausmuseen, hier mit irischen Gewerken und Gebäuden aus dem 18. Und 19. Jahrhundert. Viele Gewerke wurden live vorgeführt und auf dem Dorfplatz gab es gar Live-Music einer irischen Musikergruppe. Nach so vielen Erlebnissen ging es nun weiter nach Tralee, wo wir am zeitigen Abend unser stadtnahes Hotel bezogen. Rose Hotel vorbei fuhren, sahen wir die Zelte der just in diesen Tagen stattfindenden Entscheidung für die neue Rose of Tralee stehen. Die Stadt war voll und im Rose-Fieber. Jedes junges Mädchen möchte einmal Rose sein. Teilnehmen kann jede irisch stämmige junge Dame. Nur muss sie bereit sein, Tralee, Kerry und Irland ein Jahr lang in aller Welt zu vertreten und daher mehr können, als nur schön auszusehen. Manche der gesichteten jungen Damen scheiterten wohl bereits am ersten Tragen von besonders auffälligen Kleidern und dem Laufen in high heels. Egal. Dabei sein ist alles! Wir genossen das Abendessen und manch einer unternahm noch einen Bummel durch die Stadt, ehe wir uns für den kommenden Tag ausruhten.

Neunter Tag, Dienstag, 15.08.2017 Auf dem Ring of Kerry, fakultativer Theaterbesuch, Tralee, 234 km


Dass Stefan sich in Irland gut auskennt, bemerkten wir bereits. Er kannte viele Leute an unserem Wege. So schon Willi in Belfast, selbstredend auch Jan in Killarney. Am Morgen starteten wir in Tralee und fuhren nach Killarney, um Jan aufzunehmen. Er sollte uns heute den Ring of Kerry auf der Halbinsel Iveragh zeigen und wir waren bereits sehr gespannt. Viele Fotos aus alter Zeit sahen wir, stoppten an einigen Stellen und erlebten trotz aller touristischen Vermarktung das ursprüngliche Irland direkt am Atlantik. So besichtigten wir am Vormittag ein altes Ringfort der alten Stammesfürsten auf der Halbinsel und staunten, was man neben einfachen Trockenmauern auf den Wiesen noch mit vielen Steinen jedoch ohne jegliches Bindemittel aufbauen kann und was dann hunderte von Jahren hält, ohne einzufallen. Ob unsere heutigen Bauten jemals so alt werden? Wir bezweifelten es arg. Dann fuhren wir nach Waterville. Hier verbrachte Charlie Chaplin gern seinen Urlaub und seine Töchter besitzen da heute och ein Haus. An der Statue von Charlie entstand unser Gruppenfoto. Dann ging es ins Panoramarestaurant Scariff Inn, wo wir typisch irische Gerichte probierten, wie Irish Stew oder Shepherd's Pie. Klar, dazu gab es wieder Kartoffeln, Kartoffelmuss, Pommes und so weiter. Irland lebt von und mit der Kartoffel. Kein Wunder, dass einst die Kartoffelfäule eine lebensbedrohliche Katastrophe auf der Insel wurde und über eine Million Iren das Leben kostete. Wir wurden heute aber satt! Später fuhren wir zum Bummeln und Shoppen nach Sneem, wo Stefan einige von uns beim CD-Kauf beriet, und danach zum Ladys View, von wo Königin Victoria und ihr Gefolge einst über die Irische Landschaft schauten. Dann folgte noch ein Höhepunkt unserer Reise. Wir besuchten eine Schaffarm. Hier zeigte uns der Schäfer, wie seine Bordercollies die Schafe zur Herde und diese zurück auf den Hof trieben. Dann erfuhren wir viel über die heutige Nutzung der Schafe und sahen, wie ein Schaf einst geschoren wurde und wie man das heute tut. Manch einer kaufte einen Schafskäse oder ein Schaffettprodukt, ehe es über Killarney und einen Tankstopp zurück nach Tralee ging. Einige von uns buchten die irische Show im Siamsa Tire und so trafen wir uns nach dem Abendessen im Hotelfoyer, um gemeinsam mit Jürg und Stefan ins Theater zu gehen. Lebensfreude ist gar kein Ausdruck. So eine schöne Show, meinten wir anschließend und werden Fado Fado sicher nie vergessen. Dann war der Tag jedoch herum und wir ruhten uns für Künftiges aus.

Zehnter Tag, Mittwoch, 16.08.2017 Macroom – Cobh – Midleton/Jameson – Waterford, 266 km


Wieder einmal startete der Tag nach dem Frühstück mit Jürgs beliebtem Koffer-Tetris. 42 Koffer und ein paar Taschen auf engstem Raum zu verstauen, ist nicht gerade leicht. Zum Glück waren Stefan und Jürg nun schon darin geübt und es ging ihnen gut und recht schnell von der Hand. Dann brachen wir auf. Die Südroute war so gut wie zu Ende, heute führte der Weg gen Osten. Erste Station war Macroom. Eigentlich kein Ort zum langen Verweilen, aber hier gibt es ein altes Castle mit schöner Straßenfassade und dazu noch eine kleine Toilettenanlage. Wir bewunderten Stefan, dass er an wichtigen Punkten immer solch eine kannte und sahen die anderen tage bereits ein, dass in absoluter Einöde, wie zum Beispiel in der Burren- oder der Conemara-Region nicht an jeder Stelle eine solche zu finden war. Nach ein paar Fotos ging es an einen Ort, der eng mit Belfast verbunden ist, zumindest wenn es um die Titanic geht. Cobh hieß einst Queenstown und war der letzte Hafen, an dem die Titanic vor Anker lag, ehe sie auf Katastrophenfahrt ging. Als wenn wir auch eine Katastrophe erleben sollten, wurde plötzlich die Straße durch eine Baustelle so eng, dass Jürg und Stefan einen Weg zum Wenden suchen mussten. Nach vielen Anstrengungen schafften sie es und wir rollten zum Heritage Center, dem Auswanderermuseum der Stadt. Wir sahen uns ein wenig in der Stadt um und freuten uns auf unser Bus-Mittagessen, denn bei aller Titanic-Geschichte benötigten wir eine gute Magengrundlage. Unser nächster Stopp lag in Midleton. Oh, wohl, eher bei Jameson, der umsatzstärksten und am Meisten produzierenden Destillerie in Irland. Hier verspeisten wir zuerst unsere Würstchen oder Suppen am Bus und erlebten dann eine sehr fachkundige und lange Führung mit großer Verkostung sowie einem guten Vergleich zwischen den drei großen Destillationsverfahren des amerikanischen, schottischen und irischen Whisk(e)ys. So hatten wir nun also auch noch dies erlebt und freuten uns darüber. Sicher hatte Stefan noch den einen oder anderen Zwischenstopp auf der weiteren Fahrt im Auge, doch wir fuhren durch bis nach Waterford zu unserem heutigen Hotel, welches auch gut gebucht war, was leider Jürg bemerkte, den man quartierte ihn ein paar Querstraßen weit für diese Nacht aus. Nebel zog auf und nahm nicht nur an der Küste, sondern gar auf der Straße die meiste Sicht. Wir kamen trotzdem gut an, besuchten noch die Innenstadt und die Promenade von Waterford und ließen uns später das Abendessen schmecken, ehe wir uns für den nächsten Tag ausruhten.

Elfter Tag, Donnerstag, 17.08.2017 Kilkenny – Dublin, Stadtrundfahrt, 198 km


Unser Reisegast Frau Feige schieb uns, inspiriert durch unsere Vorbeifahrt am gleichnamigen irischen Ort, einen schönen Limerick, der hier, am Tag, dessen Strecke uns nach Dublin führte, sicher gut in unseren Bericht passt:
Ein Reisebus von Eberhardt,
der machte eine Irland-Fahrt,
fährt Kilometer viele,
doch Ruck Zuck vergeht die Zeit
und Dublin ist nun nicht mehr weit,
dann sind wir schon am Ziele.
Gertrud Feige
Dankeschön, Frau Feige!
Doch ehe es nach Dublin ging, hatten wir noch anderes vor. Unsere letzte gemeinsame Fahrt in großer Flug- und Bus-Gäste-Runde lag vor uns. In den letzten Tagen hier in Irland zeigten sich verschiedene Geschmäcker, wenn es ums Bier ging. Die einen mochten Guinness, die anderen nicht. Manch einer der zweiten Gruppe probierte das von Stefan empfohlene Smithwick's-Bier und unser Reiseleiter berichtete uns bereits, dass dieses wegen seines ungewöhnlichen Namens in Rest-Europa als Kilkenny angeboten wird, also nach jener Stadt benannt wurde, in der man es herstellt. Solche Namensänderungen beim Grenzübertritt aus Irland heraus gibt es häufig. Denke man nur an den in fast jeder irischen Stadt vertretenen Kleidungs-Discounter Penneys, den wir in Rest-Europa als Primark kennen und der seinen Ursprung in Irland hat. Doch Kilkenny ist älter, als das bekannte Bier aus der dortigen Brauerei. Wir parkten am Castle, Stefan stattete uns mit Stadtplänen aus und wir zogen mit seinen Besichtigungs- und Toilettentipps los. Manch einer schaute ins Castle, andere bestiegen den alten irischen Rundturm an der Kathedrale, weitere verliebten sich in den Frischemarkt in der Stadt oder bummelten einfach ein wenig, ehe es später in das wuselige Treiben der größten irischen Stadt gehen sollte. Dann waren wir schon wieder auf dem Motorway unterwegs und auch wenn wir es eigentlich nicht hören wollten, tat Stefan gut daran, die letzte gemeinsame lange Fahrt zu nutzen, um unsere schöne Reise noch einmal zusammen zu fassen. Was wir nicht alles erlebten in den wenigen Tagen seit unserem Aufbruch zur grünen Insel! Schließlich erreichten wir Dublin, parkten am Trinity College und hatten ein wenig Freizeit für einen ersten Bummel, Toilette oder einen Besuch in der Universitätsbibliothek und beim Book of Kells. Dann schüttelte Stefan schon unserem Stadtführer John die Hand und wir fuhren nun einen Nachmittag lang durch die irische Hauptstadt, sahen die berühmten farbigen Türen, die großen und kleinen Stadtparks, erfuhren viel aus der Stadt- und Guinness-Geschichte, hielten an der Kathedrale und im Phönix-Park und sahen das pulsierende Leben der Innenstadt, ehe wir an unserem letzten irischen Hotel dieser Tour ankamen. Nach dem Abendessen und der Verabschiedung der Busgäste von den Fluggästen und umgekehrt unternahm der eine oder andere noch einen ausgiebigen Bummel durch die Stadt, über den River Liffy und in den Temple-Bar-Bezirk, wo Nacht für Nacht in jedem Pub Live-Music gespielt wird. Ein würdiger Abschluss unserer Tour und eine kleine Wieder-Eingewöhnung ins wirkliche manchmal viel zu hektische heimische Leben.

Zwölfter Tag, Freitag, 18.08.2017 Heimreise Teil 1: Irish Ferries – Holyhead – Llanfair PD – Hull – P&O, 120 km Fähre, dann 366 km Bus, dann 395 km Fähre


Verabschiedet hatten wir uns alle bereits, denn zeitig am Morgen ging es bereits für die Busgäste, Jürg und Stefan los und gen Dubliner Hafen. Das Hotelpersonal bot uns darum extra noch ein kleines zeitiges Frühstück an und bald schon waren alle Koffer nach Ausstiegen am kommenden Tag in Thüringen und Sachsen sortiert und verladen, rollten wir schließlich in den Hafen und da wieder auf die uns bereits bekannte Ulysses. Als wir später aufs Wasser sahen, erwachte die Sonne richtig und wir fanden so herrliche Spiegelungen in der Irischen See. Zum Mittag erreichten wir Holyhead, fuhren an Land und stoppten im Ort mit dem längsten Namen, in Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch oder dem Ort mit der Marienkirche in einer Mulde weißer Haseln in der Nähe des schnellen Wirbels und der Thysiliokirche bei der roten Höhle. Das kann sich doch kein Nicht-Walise merken! Darum kürzt man den Namen im Allgemeinen mit Llanfair PD ab. Nach einem kleinen Foto- und Shopping-Stopp ging es zur nahen Menai-Bridge. Ein herrlicher Blick zu ihr herüber bot sich uns beim Mittagessen. Später fuhren wir die bereits von der Hinfahrt bekannte Strecke weiter, rollten noch für ein paar Fotos durch die Stadt Conwy und vorbei an deren tollen Castle, später aus Wales heraus nach England und vorbei an Chester, Manchester und Leeds nach Hull. Jürg und Stefan stand der schweiß im Gesicht und sie waren sehr beruhigt, als wir noch vor 19:00 Uhr, dem Check-in-Ende, vor das Terminal der P&O rollten. Überall auf der Strecke hielten uns Freitagsverkehr und Baustellen auf und so verging die Zeit sehr schnell. Bald waren wir an Bord, genossen später Abendessen, Bier, Show und Schlaf in unseren Kabinen und ließen uns durch die bewegte See in Richtung der Niederen Lande schaukeln.

Dreizehnter Tag, Samstag, 19.08.2017 Heimreise Teil 2: Rotterdam – Dresden, 850 km


Spät kam der morgendliche Weckruf. Später erfuhren wir, dass der Kapitän nachts den größten Wellen ausweichen wollte und daher eine längere, zeitraubende Strecke fuhr. Egal. Heute ging es eh' heim. Wir ließen uns das Buffet-Frühstück schmecken und trafen später wieder im Showroom auf Stefan. Nach dem Anlegen ging es von Bord und bald betraten wir nach der Passkontrolle niederländischen Boden in Rotterdam. Jürg kam ebenso schnell samt Bus von Bord und so rollten wir nach dem Zustieg gen Deutschland. Es war Samstag. In den Niederlanden waren die Straßen weitestgehend frei doch im Ruhrgebiet trafen wir auf einige Verzögerungen. Trotzdem hielten wir den gesetzten Zeitplan weitestgehend ein und erreichten mit nur wenig Verzögerung die einzelnen Aus- und Umstiege in Thüringen und Sachsen. Wie Stefan noch erfuhr und uns mitteilte, kamen auch unsere Fluggäste gestern bereits gut in Deutschland an und denken sicher genauso gern an die gerade erst vergangene Reise zurück, wie wir. Nun sind wir also wieder daheim, gewöhnen uns an den Rechtsverkehr, werden vielleicht ein paar Tage lang keinen Kartoffelbrei essen, aber sicher bald einmal auf ein Guinness in den nächsten Irish Pub gehen, dabei an Irland und Stefans viele Erklärungen und Musik denken. Traten die Kellys nicht dieses Jahr wieder auf? Herrlich! Bis zum nächsten Mal irgendwo auf der Irischen Insel.


Fazit


Es war eine schöne Reise über die Grüne Insel mit Ihnen, liebe Gäste, und natürlich mit unserem Busfahrer Jürg, der uns rund 4.600 Kilometer weit und sicher, davon rund 2.200 Kilometer im Linksverkehr durch Irland fuhr. Über 1.000 Kilometer legten wir zusätzlich mit Fähren auf dem Wasser und einige von uns rund 3.000 Kilometer mit dem Flugzeug zurück. Viel gab es für jeden von uns zu erleben, wovon wir alle noch eine Weile zehren werden und uns sicher gern daran erinnern.
Allen auf der Tour hat es gefallen und vielleicht treffen wir uns auf einer meiner nächsten, anderen Reisen durch Deutschland, Europa oder die Welt einmal wieder.
Ich würde mich sehr darüber freuen und wünsche Ihnen bis dahin eine gute Zeit.
Ihr Reiseleiter
Stefan Jahnke

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Kommentare zum Reisebericht

Ein ganz, ganz großes DANKE
an unseren Stefan Jahnke!
Ist es eigentlich wirklich vermessen,
wenn wir haben schon einiges vergessen?
Schon die englischen Namen machten uns ganz wirre,
doch bei den gälischen wurden wir noch mehr kirre!
Der Reisebericht, ach ist das schön,
läßt alle Eindrücke wieder neu ersteh'n.
Und so werden wir jetzt probieren,
die Fotos und Filmszenen richtig einzusortieren.
Aber noch ein DANKE wollen wir sagen
an Jörg Hoffmann, den sicheren Fahrer unseres "Wagen".
Stefan und Jörg haben es fertig gebracht,
dass dieser Urlaub uns viel Freude gemacht.
Viele Grüße an Euch beide
aus der Lutherstadt Wittenberg von Gerti und Gerd Feige

Feige, Gertrud (Gerti) und Gerd
25.08.2017