Reisebericht: Wanderreise Irland und Nordirland – Natur und Kultur erleben

04.09. – 16.09.2022, 13 Tage Rundreise mit mehr Bewegung in der Natur: Dublin – Navan Fort – Giant's Causeway – Glenveagh–Nationalpark – Connemara–Nationalpark – Aran–Inseln – Burren – Cliffs of Moher – Ring of Kerry – Wicklow Mountains (58,5 Wanderkilometer)


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19 liebe Gäste möchten auf der „Grünen Insel“ eine wohlverdiente Auszeit genießen und dem Alltag bei schönen kleinen Wanderungen in die Natur entfliehen. Wo sollte dies besser möglich sein, als im Land der Kobolde und Feen, noch dazu bei einem schmackhaften Pint Guiness oder einem Glas Whiskey?
Ein Reisebericht von
Dr. Andreas Wolfsteller
Dr. Andreas Wolfsteller

1. Tag (Sonntag, 04.09.2022): Flug nach Dublin – Stadtrundfahrt

Voller Vorfreude treffen wir uns auf dem Flughafen BER, wo alles reibungslos läuft und wir mit genügend Pufferzeit nach der Sicherheits- und Passkontrolle auf unseren Flug nach Dublin warten. Der nach dem heiligen Kealin benannte Aer-Lingus-Flieger startet dann nur mit etwas Verspätung in Richtung Grüne Insel. Dank der Zeitverschiebung von einer Stunde kommen wir zur Mittagszeit auf dem sehr geschäftigen Flughafen von Dublin an und gönnen uns nach dem Abholen der Koffer erstmal eine kleine Kaffeepause. Wir werden sogar von Willy, dem Chef des Busunternehmens höchstpersönlich, vom Flughafen abgeholt und zu unserem Hotel im Stadtzentrum gefahren. Dort laden wir zwei weitere Gäste ein, die schon zwei Nächte in Dublin verbracht haben, sowie unsere Stadtführerin Monika. Mit ihr fahren wir mitten durch das Gelände der Guinessbrauerei hindurch zum Phoenix Park, der größten öffentlichen Parkanlage in Irland. Am Ashton Castle und am Papstkreuz machen wir zwei Pausen in der wunderschönen Parkanlage, bevor am Wohnsitz des irischen Präsidenten vorbei den Phoenix Park in Richtung Innenstadt verlassen. Willy fährt die O’Connell Street hinauf und am Hauptpostamt vorbei, dem Schauplatz des Osteraufstands, dreht dann eine Runde um den Parnell Square mit seinen hübschen georgianischen Stadthäusern und fährt dann auf der anderen Seite der O‘Connell Street zurück zum Fluss Liffey. Weiter geht es am Trinity College vorbei zum Merrion Square. Dank des schönen Wetters können wir hier einen weiteren kleinen Spaziergang zum Oscar-Wilde-Denkmal machen. Außerdem zeigt uns Monika die Nationalgalerie, Leinster House und viele schöne bunte Türen. Ganz schön viele Eindrücke für den ersten Tag! Zeit für etwas Entspannung im Hotel. Das sehr gute Abendessen im Hotel stimmt uns auch kulinarisch auf die nächsten gut zwei Wochen im Hotel ein. Einige Gäste sind sogar noch munter genug für einen Pubbesuch im Vergnügungsviertel Temple Bar. So kann die Reise gern weitergehen!


2. Tag (Montag, 05.09.2022): Hill of Slane – Monasterboice – Navan Fort – Fahrt nach Letterkenny

Unser Stammfahrer Donal übernimmt heute das Kommando und die Kontrolle hinter dem Steuer. Es geht hinaus aus Dublin Richtung Norden. Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir den Hill of Slane, auf dem der Heilige Patrick 433 das erste Osterfeuer Irlands entfacht hat. Auch heute ist das Wetter besser als erwartet und wir können bei strahlendem Sonnenschein weit ins grüne Land blicken. Von den Nachfolgern des Nationalheiligen wurden viele Klöster gegründet, darunter auch das Kloster Monasterboice, von dem heute nur noch die Ruinen des Rundturms und mehrerer kleiner Kirchen zeugen. Gleichwohl finden sich hier die am besten erhaltenen Hochkreuze, die sinnbildlich als Symbol für das frühchristliche Irland stehen. Es geht noch weiter nach Norden, denn unser Ziel ist am Ende des Tages die Stadt Letterkenny im County Donegal. Nach einer Kaffee- und Tankpause bei Dundalk fahren wir frisch gestärkt zum Navan Fort. Die Energie brauchen wir auch dringend, denn nach einer feierlichen Begrüßung mit Met und Brot im Nachbau eines Familienhauses aus dem Jahr 65 n. Chr. und einer Einführung in die keltischen Sitten und Gebräuche werden wir zu waschechten Ulster-Kriegern ausgebildet. Nun können wir uns mit Speer, Schwert und Kampfgebrüll auf die vielen Feinde in den südlichen Provinzen stürzen — oder in die Schlacht am Frühstücksbuffet! Ein Aufstieg auf den großen Hügel aus Kalksteinen, die einst aus ganz Ulster zusammengetragen wurden, eine Filmvorführung im Kino und eine Kaffeepause runden den interessanten und amüsanten Besuch dieser kulturhistorisch bedeutsamen Stätte ab. Der angekündigte Regen wartet höflicherweise bis zum Ende unseres Besuchs. Quer durch Nordirland fährt Donal unsere Busladung Wetterengel anschließend bis zum Station House Hotel in Letterkenny.


3. Tag (Dienstag, 06.09.2022): Wanderung im Glenveagh–Nationalpark – Fahrt durch Donegal – Sheephaven Bay

Gleich zwei Geburtstagskinder habe ich heute in meiner Reisegruppe. Sie bekommen natürlich zum Ehrentag eine kleine Aufmerksamkeit — und auch ein kleines Ständchen vom Eberhardt-Reisechor. Wie schön, dass heute auch unsere erste Wanderung ansteht. Dazu fahren wir in den wunderschönen Glenveagh-Nationalpark im Herzen Donegals. Ein moderner elektrischer Shuttlebus bringt uns zum kleinen Schlösschen, an dem unsere Wanderung beginnt. Sie führt entlang des Sees durch ein kleines Stückchen Urwald bis zu einer ehemaligen Fischerhütte, in der die Eigentümer des Glenveagh Castle früher ihrer Angelausrüstung verstauten. Nach einer kurzen Stärkungspause laufen wir zurück, warten unter dem Dach einer Schutzhütte kurz den kleinen Nieselregenschauer ab und wagen dann den Aufstieg zum Aussichtspunkt. Die Anstrengung wird mit Sonnenschein und einer fantastischen Aussicht über das ganze Tal belohnt. Wir sehen sogar einen Regenbogen! Der Abstieg führt uns dann direkt in den viktorianischen Garten. Wer möchte, kann vier weitere Kilometer zurück zum Besucherzentrum laufen, oder sich im Café ein Stück Schokoladenkuchen gönnen und dann den Shuttlebus nehmen. Auf dem Rückweg nach Letterkenny fahren wir einen Umweg, der uns am Mount Errigal vorbei bis zum wunderschönen Strand von Dunfanaghy an der Sheephaven Bay führt, den wir fast ganz für uns allein haben. Einige besonders mutige Gäste stürzen sich sogar in die Fluten des Nordatlantiks. Nachdem wir alle bei diesem Strandbesuch neue Energie getankt haben, fährt uns Donal durch den einsetzenden irischen Regen zurück nach Letterkenny. Wieder einmal haben wir Glück gehabt, dass der Regen bis zum Ende des Programms gewartet hat.


4. Tag (Mittwoch, 07.09.2022): Mussenden Temple – Bushmills Distillery – Giant's Causeway – Derry/Londonderry

Wir kehren für einen Tagesausflug noch einmal nach Nordirland zurück und fahren an Derry vorbei auf der Causeway Coastal Route zum ehemaligen Anwesen des protestantischen Bischofs von Derry. Neben den Ruinen des Bischofspalastes befindet sich auf dem Gelände auch der Mussenden Temple, einst als Bibliothek des Palastes erbaut und der in jungen Jahren verstorbenen Cousine des Bischofs gewidmet. Hinein können wir als Besucher leider nicht mehr, doch wir genießen die Aussicht von seinem Standort oben auf den Klippen auf den kilometerlangen Strand von Downhill. Das Wetter ist heute typisch irisch: vier Jahreszeiten an einem Tag. Regen, Sonne, Regen, Sonne … Auf dem Weg zur Bushmills Distillery machen wir einen Fotostopp am Dunluce Castle, der wohl romantischsten Burgruine Irlands. Auch hier verschönert uns ein Regenbogen den Aufenthalt. In Bushmills angekommen füllen wir zunächst unsere Bäuche, damit der Whisky auf eine gute Grundlage trifft. Dann startet unsere Führung mit unserem Sean-Connery-Double Alan, der sich einen Spaß daraus macht, meine Grenzen als Übersetzer auszuloten. Ich scheine seinen Test bestanden zu haben, denn beim Einschenken der Whiskey-Kostprobe erweist er sich als großzügiger Barkeeper. Nur wenige Fahrminuten später wartet mit dem Giant’s Causeway schon der nächste Höhepunkt auf uns. Viele tausend Basaltsäulen hat der Riese Finn MacCool vor langer Zeit ins Meer geworfen, um sich in Schottland mit seinem Rivalen Benandonner zu prügeln. Die Überreste dieses Dammes können wir heute noch bestaunen. Sie führen vom Rand der Steilklippe bis weit ins Meer hinein. Ob es hier wirklich Riesen gab? Das ist vermutlich vor allem eine Glaubensfrage, ebenso wie der Nordirlandkonflikt, der bei unserem Spaziergang auf der Stadtmauer von Derry/Londonderry vor unseren Augen lebendig wird. Protestanten und Katholiken leben hier auch heute noch fein säuberlich voneinander getrennt, der Konflikt scheint in den Köpfen der Menschen eingefroren. Zäune zum Schutz vor Molotow-Cocktails erinnern an die Gewaltbereitschaft beider Seiten. Dabei hat die Altstadt mit der historischen Stadtmauer und der hübschen St Columb‘s Cathedral sowie der Gildenhalle durchaus ihren Charme. Als wir am Abend die Grenze zur Republik erreichen verfliegt langsam das mulmige Gefühl in der Magengegend und wir freuen uns lieber auf die schöne Landschaft an der Westküste.


5. Tag (Donnerstag, 08.09.2022): Donegal – Wanderung in Mullaghmore – Carrowmore – Westport – Croagh Patrick

Am fünften Tag unserer Reise verlassen wir Letterkenny am Morgen mit unserem Gepäck und beginnen unsere Reise in den Süden. In Donegal machen wir die erste Pause und begucken das beschauliche Städtchen mit seinem Hauptplatz “The Diamond”. Zudem kaufen wir Verpflegung für die Mittagspause ein. War es anfangs noch bewölkt, klart der Himmel im Laufe des Tages immer weiter auf. Perfekte Bedingungen also für unsere Wanderung um die Halbinsel von Mullaghmore. Sie führt uns unterhalb des Classiebawn Castle an der Küstenstraße entlang, mit Ausblicken auf den Ben Bulben und die Klippen von Slieve League am Horizont, und endet am alten Hafen. Da wir auf der Reise leider die Ganggräber am Boyne Valley nicht besuchen konnten, habe ich uns stattdessen spontan einen Besichtigungstermin für das Gräberfeld von Carrowmore in der Nähe von Sligo buchen lassen. Es liegt unweit des Hügels Knocknarea, auf dem deutlich das angebliche Grab der Kriegerkönigin Maeve zu sehen ist. Wer mag wohl unter den vielen Grabhügeln aus der Jungsteinzeit beerdigt worden sein? Priester? Die herrschende Elite? Könige? Wir wissen nur wenig über die Menschen, die zu jener Zeit auf der Insel siedelten. Bei der Rückkehr zum Bus wartet leider Donal mit einer schlechten Nachricht auf uns. Das bereits seit dem Morgen aufgetretene Kühlwasserproblem hat sich verschlimmert, der Motor überhitzt. Mit diesem Bus können wir heute nicht weiterfahren. (Später wird sich herausstellen, dass die Kühlwasserpumpe kaputt ist.) Doch Willy, der Chef des Busunternehmens, lässt uns nicht hängen. Eine Stunde später kommt schon ein Ersatzbus. Es ist zwar „nur“ ein mittelgroßer Linienbus und wir müssen mit dem Gepäck ein bisschen improvisieren, aber wenigstens kommen wir weiter. Und für einen Bummel in der hübschen kleinen ehemaligen Hafenstadt Westport bleibt am Nachmittag auch noch Zeit. Auch den Croagh Patrick besuchen wir noch und laufen hinauf bis zum Aussichtspunkt mit Blick über die Clew Bay mit ihren vielen kleinen Inseln. Und dann erreichen wir unser Hotel am Fjord inmitten der Berge Connemaras. Ein Anblick, der mein Herz zum Hüpfen bringt. Das leckere Abendessen, vielleicht das beste der ganzen Reise, entschädigt zudem für alle Strapazen.


6. Tag (Freitag, 09.09.2022): Wandern auf den Aran Islands – Steinfort Dun Aengus

Mit einem neuen Bus und einem strahlenden Lächeln werden wir am Morgen von Donal begrüßt: „Hello, my friends! New bus!“ Außerdem freut er sich, dass wir auf die Aran Islands fahren, denn es ist eine seiner Lieblingswanderungen. Von Rossaveel fahren wir mit der Fähre nach Kilronan auf der größten Aran-Insel Inishmore. Auf dem Hinweg ist der Seegang schon merklich spürbar, aber wir stecken es alle gut weg. Nach einem kurzen Verpflegungsstopp im einzigen Supermarkt auf der Insel brechen wir bei besten Wetter zu unserer Wanderung entlang der Küstenstraße auf. Wieder habe ich meine Sonnencreme vergessen, denn wer konnte schon ahnen, dass das Wetter im September auf den Inseln noch so hochsommerlich wird? Einige Gäste haben sogar schon in freudiger Erwartung die Badehose dabei. Unsere Mittagspause findet an der Robbenkolonie statt. Die Kegelrobben liegen bei Ebbe träge auf den Felsen und schauen neugierig (hungrig?) zu uns herüber. Zwischen ihnen suchen zwei Graureiher elegant staksend nach Beute. Der Wanderweg führt wenig später von der Straße weg quer über ein paar Felder. Hier tritt der Kalkstein deutlich zutage und wir sehen, wie kahl die Inseln durch die menschliche Besiedelung geworden sind. Bald erreichen wir dann den Strand in der Mitte der Insel und kurz danach die kleine Ansiedlung unterhalb des uralten Steinforts Dun Aengus. Fast alle kommen noch mit hinauf und wagen sich für ein gutes Foto mutig an den Rand der Klippen. Es bleibt noch Zeit für eine ausgedehnte Kaffeepause, ein leckeres Eis oder eine Runde Schwimmen im Meer. Mit dem Shuttlebus werden wir zurück nach Kilronan gebracht, wo schon die Fähre zurück nach Rossaveal auf uns wartet. Donal fährt uns dann zurück ins Hotel. Das tolle Abendessen in Leenane bildet den passenden Abschluss eines rundum gelungenen Tages.


7. Tag (Samstag, 10.09.2022): Killary Harbour – Connemara–Nationalpark – Kylemore Abbey – Gort

Ein wunderschöner Morgen beginnt für uns am Fjord. Die Sonne scheint über die Berge ins Tal hinein und sorgt im Bus für eine Atmosphäre der Glückseeligkeit, die uns erst zum Aussichtspunkt am Killary Harbour und schließlich bis zum Rosroe Pier fast an der Mündung des Fjords trägt. Die ganze Landschaft um uns herum wird am Morgen in einem warmen, goldenen Licht gebadet. Am Rosroe Pier klettern wir auf einen kleinen Hügel, der uns eine bessere Aussicht erlaubt. Einige Schafe begleiten uns sogar fast bis zum Bus hinunter, haben aber dann Angst vor dem dröhnenden Blechmonster. Hätte ich allerdings auch an ihrer Stelle, schließlich sitzt Donal am Steuer. Und Donal freut sich heute ganz besonders auf den Aufstieg auf den Diamond Hill im Connemara-Nationalpark. Besseres Wetter dafür könnte man sich nicht wünschen. Und das im September! Ja, der Aufstieg ist nicht ganz einfach, vor allem kurz vor dem Gipfel. Doch er wird mit einer fantastischen Aussicht belohnt. Wir können den ganzen Nationalpark überblicken und sehen auch die Kylemore Abbey sowie den dazugehörigen Garten. Übrigens wurde Donal heute locker abgehängt von unserem „18-jährigen Küken“ in der Gruppe. Das hat schon ein bisschen an seinem Soldatenego gekratzt. Wir genießen noch einmal den Blick hinüber zum Meer, dann machen wir uns langsam an den Abstieg. Im Bus wird dann erstmal Bergfest gefeiert. Ich habe dazu eine Flasche Irish Mist besorgt, die mal wieder sehr gut ankommt. Außer bei unserem Fahrer, denn er darf wieder nur zugucken. Und muss uns dann hinüber zur Kylemore Abbey fahren. Ein schönes altes Herrenhaus am See, erst vor kurzem restauriert, in wunderschöner Lage. Leider nicht zu verkaufen, da es im Besitz eines Benediktinerinnenordens ist. Auch hier können wir schön spazierengehen unter alten Bäumen und neben dem Hauptgebäude auch eine kleine neogotische Kirche und den großen viktorianischen Garten bewundern. Am Nachmittag fahren wir dann durch das Inagh Valley bis nach Galway, wo wir der St.-Nikolaus-Kathedrale noch einen kleinen Besuch abstatten, bevor uns Donal schließlich zu unserem nächsten Hotel nach Gort fährt. Nach dem Abendessen sorgen meine Gäste dann unten im dortigen Pub für reichlich Stimmung. Die Videos davon bleiben allerdings für die Allgemeinheit unter Verschluss. Versprochen.


8. Tag (Sonntag, 11.09.2022): Tag im Burren – Kilmacduagh Abbey – Dunghaire Castle – Hazel Mountain Chocolate Factory – Pub in Fanore – Cliffs of Moher

Unser Wetterglück hat uns heute leider zumindest vorerst verlassen. Der für die letzten Tage angekündigte Regen, der dann aber doch nicht kam, oder zumindest nicht so schlimm wie befürchtet, wird heute nachgeholt. Anders ausgedrückt: es schüttet fast den ganzen Tag. Donal ist froh, dass er heute nicht fahren muss. Stattdessen quäle ich unseren Ersatzfahrer Seamus durch den Regen und enge irische Straßen. Unsere Wanderung im Burren fällt damit leider auch ins Wasser und ich improvisiere ein Ersatzprogramm. Doch zunächst fahren wir noch planmäßig zum „Schiefen Turm von Irland”, dem Rundturm der Kilmacduagh Abbey. Für ein Foto wagen wir uns hinaus in den Regen, während Seamus den Bus wendet. Über Gort fahren wir dann nach Kinvara an der Bucht von Galway und machen einen weiteren Fotostopp am Dunghaire Castle, einem rekonstruierten typischen Wohnturm aus dem 16. Jahrhundert. Nächster Stopp ist dann Andreas’ Lieblingsort im gesamten Burren: die Hazel Mountain Chocolate Factory, wo wir sogar eine kleine Führung samt Kostprobe erhalten. Der Poulnabrone Dolmen ist eine Grabstätte aus der Jungsteinzeit mitten im Burren und der Weg dorthin erfordert Seamus ganze Fahrkünste, vor allem, wenn uns ein Auto entgegenkommt. Aber wir schaffen es dank Baucheinziehen und können hier einen weiteren Fotostopp einlegen. Nun bekommen wir aber langsam Hunger und Durst, vor allem auch, weil uns der Reiseleiter vom Irish Coffee und leckeren Fish & Chips vorschwärmt. Deshalb ist das Pub O’Donohue’s Bar in Fanore unser nächster Anlaufpunkt. Gut gestärkt und gut gelaunt ziehen wir weiter zu den Cliffs of Moher, die zum Glück am heutigen Nachmittag nicht so voller Menschen sind, wie im Hochsommer. Und zum Glück reißt auch die Wolkendecke gerade bei unserer Ankunft für eine halbe Stunde auf, sodass wir die Klippen sehen und Fotos machen können. Ich kann außerdem gut beobachten, wie der Westwind die Feuchtigkeit und die Wolken regelrecht über die Klippen nach oben saugt. Und plötzlich sind die Klippen auch wieder im dichten Nebel verschwunden. Wieder Glück gehabt! Auf der Rückfahrt nach Gort über Lahinch und Ennistymon sehen wir einen ganz tollen, kräftigen Regenbogen.


9. Tag (Montag, 12.09.2022): Coole Park – Lahinch – Fahrt über den Shannon – Lartigue Monorail – Celtic Steps

Heute ziehen wir unsere kleine Wanderung durch, selbst wenn es am Morgen noch ein bisschen regnet. Doch im Coole Park, dem ehemaligen Landsitz der Lady Gregory, merken wir unter dem schützenden Dach des Waldes nicht allzuviel davon. Wir können uns gut vorstellen, warum es so viele berühmte Schriftsteller, Poeten und Maler hierher gezogen hat, die sich alle in der Rinde des Autograph Tree verewigt haben. Es ist wahrlich ein schönes und inspirierendes Fleckchen Erde. Auch der Strand von Lahinch, an dem wir heute unsere Mittagspause machen, gefällt meinen Gästen sehr und sie würden gerne noch länger bleiben, die frische Seeluft genießen und den Schülern der Surfschule zuschauen. Jedoch müssen wir die Fähre um 14 Uhr über den Shannon kriegen, weshalb wir leider nach einer guten Stunde aufbrechen müssen. Es hilft leider nichts. Immerhin wartet im County Kerry ein besonderes Unikum auf uns: die Lartigue Monorail. Die weltweit einmalige Einschienenbahn verband die Orte Listowel und Ballybunion. Das Museum wird von echten Eisenbahnenthusiasten geführt, die uns auf der 500 Meter langen rekonstruierten Strecke die Funktionsweise der Lokomotive und Drehscheiben detailliert vorführen. Und während uns der Fahrtwind ins Gesicht und fast die Haare vom Kopf weht, können wir Donal zuschauen, wie er den Bus reinigt. Nach einer weiteren halben Stunde Fahrt mit dem nun regelrecht strahlenden weißen Bus erreichen wir dann schon Tralee, die Hauptstadt des Counties Kerry. Unser Abendessen ist heute etwas zeitiger, denn wir besuchen am Abend noch die Show „Celtic Steps“ mit irischer Musik, tollen Sängerinnen und irischem Tanz auf Weltklasseniveau. Auch Donal kommt mit und ist als Ire ebenso begeistert wie wir.


10. Tag (Dienstag, 13.09.2022): Ring of Kerry – Besuch beim Schäfer Brendan – Waterville – Derrynane House – Killarney–Nationalpark

Das schöne Wetter ist zurück! Und genau zum richtigen Zeitpunkt! So können wir nämlich heute auf dem Ring of Kerry eine zusätzliche Wanderung machen. Doch zunächst wartet in Kells eine weitere Überraschung auf meine Gäste. Nach einem ersten Fotostopp mit Blick auf die Bucht von Dingle halten wir nämlich beim Schäfer Brendan mit seinen beiden treuen Border Collies, die uns nicht nur eine eindrucksvolle Demonstration ihres Könnens geben, sondern auch verschiedene, teils seltene Schafrassen vorstellen. Anschließend klettern wir in der Nähe von Cahersiveen auf den Mauern des Ringforts Cahergall herum und versetzen uns gedanklich noch einmal in die Zeit der Kelten zurück. Am Ende der Hauptsaison haben wir es sogar ganz für uns. In Waterville stärken wir uns während der Mittagspause für unsere anschließende Wanderung. Bei diesem schönen Wetter können wir uns gut vorstellen, warum es der Lieblingsferienort von Charlie Chaplin in Irland war. Dann geht es hinauf auf den Coomakista Pass, wo uns die vielleicht beste Aussicht des heutigen Tages erwartet. Diese bleibt uns auf der Wanderung hinunter zum Strand am Derrynane House erhalten. Wir fühlen uns eher wie am Mittelmeer, als im angeblich so verregneten Irland. Sogar die Skellig Islands tauchen während der Wanderung noch einmal am Horizont auf. Der traumhaft schöne Strand lädt dann zum Baden ein, während im Café am Derrynane House Eis und Kaffee locken. Hier könnten wir wieder länger verweilen, doch auf dem Ring of Kerry gibt es noch mehr zu sehen. Am Aussichtspunkt „Ladies‘ View“ können wir einen ersten Blick auf die Seen des Killarney-Nationalparks werfen. Beim Spaziergang durch den inzwischen angenehm ruhigen Park vom Torc-Wasserfall zum Muckross House sehen wir das altehrwürdige Herrenhaus mit seiner wunderschönen Gartenanlage im Licht der Abendsonne glänzen. Auf der Rückfahrt nach Tralee über Killarney sichten wir unsere vielen Fotos und schwelgen bereits in ersten Erinnerungen an diesen eindrucksreichen und sonnigen Tag.


11. Tag (Mittwoch, 14.09.2022): Desmond Castle in Adare – Nationalgestüt bei Kildare – Fahrt in die Wicklow Mountains

Der Wechsel von der West- zurück an die Ostküste läutet langsam das Ende unserer Reise ein. Die für diese Reise vergleichsweise lange Fahrstrecke wird durch zwei interessante Stopps unterbrochen und damit gut erträglich. Adare ist einerseits ein hübsches kleines Örtchen mit alten Cottages aus dem frühen 19. Jahrhundert und beherbergt andererseits die Ruinen des Desmond Castle. Es war mit zwei Burggräben sowie einer äußeren und inneren Burg eine der größten normannischen Burgen Irlands und sogar Europas. Gemeinsam mit unserer Führerin Mary erkunden wir die Ruinen und erfahren viel über das Leben in einer Burg im 13. Jahrhundert. In Adare bleibt noch etwas Freizeit bis zur Abfahrt, um entlang der Hauptstraße zu schlendern. Auch auf dem Nationalgestüt bei Kildare erhalten wir dann am Nachmittag eine Führung und tauchen in die Hobbywelt der Superreichen ein, für die 60.000 € Deckgeld Peanuts sind. Wir sehen sogar den Superstar unter den Zuchthengsten, der gerade geduscht und anschließend zurück in seine Box geführt wird. Viel zutraulicher sind die lebenden Legenden, die auf dem Gestüt ihren Ruhestand genießen, sowie die kleinen Fohlen. Bei ihrer Fütterung stürzt sich plötzlich eine ganze Schar Enten aus dem Garten hervor und kämpft laut schnatternd um ihren Anteil. Fast wie auf einer Kreuzfahrt am Kuchenbuffet! Nach der Führung drehen wir noch eine Runde über das Gestüt und statten auch den anderen Hengsten einen Besuch ab. Auch zwei Connemara-Ponys von der Kylemore Abbey wohnen gerade hier. Eine weitere Attraktion des Gestüts ist der japanische Garten, den sich der Gründer des Gestüts vor über 100 Jahren anlegen ließ. Und der Kuchen im Café sieht ebenfalls sehr interessant aus … Donal hat sich schon die ganze Reise auf seinen Banoffee Pie gefreut. Durch den Feierabendverkehr um Dublin kommen wir vergleichsweise gut durch, sodass wir nach nur etwas mehr als einer Stunde unser letztes Hotel in den Wicklow Mountains erreichen. Im erst kürzlich renovierten, sehr schicken Restaurant erwartet uns wieder ein leckeres 3-Gänge-Menü — sogar mit ausreichend Soße!


12. Tag (Donnerstag, 15.09.2022): Wanderung in Glendalough – Powerscourt Gardens

Diese Irland-Reise ist insgesamt betrachtet wirklich rekordverdächtig: rekordverdächtig gutes Septemberwetter und rekordverdächtig viele Geburtstagskinder. Wir dürfen zum dritten Mal auf dieser Reise gratulieren und gemeinsam im Bus ein Lied anstimmen. Dann brechen wir nach Glendalough auf, ins malerisch schöne Tal der zwei Seen. Dort wartet die letzte Wanderung unserer Reise auf uns. Im Besucherzentrum sehen wir uns einen Film über die frühchristlichen irischen Klöster an, der gleichzeitig eine schöne Zusammenfassung unserer Reise bildet. Die Ruinen der Klostersiedlung werden uns dann von Ann-Marie auf einer kurzen Führung erklärt. An St Kevin‘s Kitchen verabschieden wir uns von ihr. Unsere Wanderung führt uns linkerhand am unteren See vorbei bis zum Poulabass-Wasserfall, der sehr hübsch von Bäumen umrahmt wird. Am Ufer des oberen Sees versuchen wir uns vorzustellen, wie St. Kevin so lange im Wasser stehen konnte, dass die Vögel anfingen, Nester auf seinen ausgestreckten Armen zu bauen. Wir laufen durch den Wald bis zum alten Minendorf am Ende des Sees und nach einer kurzen Verschnaufpause wieder zurück, diesmal aber an der anderen Seite des unteren Sees entlang. Im Bus wartet als Belohnung eine Flasche Whiskey aus der Glendalough Distillery auf alle Gäste, spendiert von unserem ältesten Geburtstagskind und Bergetappensieger. Am Nachmittag warten noch die Powerscourt Gardens auf uns, eine der schönsten Gärten Irlands. Allein schon der Blick auf den irischen Zuckerhut, den Sugarloaf Mountain, der majestätisch über den Wicklow Mountains thront ist den Besuch wert. Und auch das Wetter spielt noch mit, denn der Himmel reißt immer mehr auf und sorgt damit auch für tolle Fotos. Auf der kurzen Rückfahrt zum Hotel beweist uns Donal, dass er multitaskingfähig ist: Er fährt den Bus und singt uns gleichzeitig ein Ständchen – fast so gut, wie er fährt. Am letzten gemeinsamen Abend treffen wir uns dann zum Abendessen und lassen die schöne Reise ein bisschen Revue passieren.


13. Tag (Freitag, 16.09.2022): Zugfahrt von Greystones nach Dublin – Freizeit in Dublin – Rückflug nach Deutschland

Aber noch ist die Reise nicht zu Ende! Erst in Dublin schließt sich unser Kreis. Und wir fahren am heutigen Morgen mit dem Zug ab Greystones zurück in die irische Hauptstadt. Die Strecke führt weitestgehend direkt an der Küste entlang. Meine Wetterengel sorgen dafür, dass die warmen Strahlen der Sonne die Wasseroberfläche der irischen See zum Funkeln bringen. Wir fahren an langgezogenen Stränden, Häfen mit Segelbooten und dem großen Stadion vorbei. Und dann sind wir wieder in der geschäftigen Innenstadt. Mehr als die Hälfte der Gruppe nutzt die Freizeit u. a. für einen Besuch des Trinity College mit seiner alten Bibliothek. Und Molly Malone muss auch noch besichtigt werden! Der Abschied von Donal am Flughafen am Nachmittag kommt trotzdem schneller als erwartet und macht uns traurig. Mit seiner einnehmenden und herzlichen Art hat er uns die ganze Reise über zum Lachen gebracht und mit seiner guten Laune angesteckt. Auf dem Flughafen in Dublin hat sich anscheinend alles wieder eingepegelt; sowohl der Check-In am Gruppenschalter als auch die Sicherheitskontrolle gehen wesentlich schneller als erwartet. Auch der Flug ist pünktlich. Mit einem lachenden und einen weinenden Auge landen wir in Berlin, sind traurig über das Ende der Reise, freuen uns aber auch ein bisschen auf unser jeweiliges Zuhause. Mit einem herzlichen Abschied von einer ganz lieben Reisegruppe geht eine weitere tolle Irlandreise für mich zuende.


Schlusswort

Liebe Gäste, ich danke euch allen für die tolle Wanderreise auf der Grünen Insel. Gemeinsam mit unserem Fahrer Donal hatten wir viel Spaß und können auf viele wundervolle Erlebnisse zurückblicken, an die wir uns noch lange erinnern werden. Wir haben die schönsten Ecken von Irland gesehen, sind viel gewandert und haben uns kulinarisch mit viel Kartoffelbrei verwöhnen lassen. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich euch bald wieder als Gäste auf einer Eberhardt-Reise begrüßen darf.

Herzlichst,

Euer Andreas Wolfsteller

Kommentare zum Reisebericht

Lieber Andreas,
danke für diesen ausführlichen Reisebericht. Wir haben beim Lesen und Anschauen der Fotos diese wunderschöne Reise direkt nochmal erlebt. Die Erinnerungen begleiten uns zur Zeit noch den ganzen Tag. Bestimmt sehen wir uns auf einer anderen Reise wieder.
Herzliche Grüße von Karla und Armin.

Karla und Armin Gnüchtel
18.09.2022

Liebe Karla, lieber Armin,

vielen Dank für euren lieben Kommentar! Obwohl ich nun schon wieder in Kanada unterwegs bin, begleiten mich ebenfalls noch die Erinnerungen an Irland. Ich freue mich schon auf unser Wiedersehen!

Liebe Grüße

Euer Andreas

Andreas Wolfsteller 22.09.2022

Lieber Andreas,
mit Spannung habe ich auf deinen Reisebericht gewartet und bin nicht enttäuscht worden. Er wird mir helfen mich durch Vielzahl meiner Fotos zu führen. Vielen Dank dafür. Die Reise hat mir sehr gut gefallen. Das lag nicht zuletzt an deiner kompetenten Reiseleitung. Du hast uns Land und Leute mit deinen kurzweiligen Geschichten nahe gebracht. Donal und du, ihr ward ein prima Team! Auch die Gruppe passte gut zusammen.
Sicher werden wir uns bei einer weiteren Reise wiedersehen.
Bis dahin bleib gesund und sei herzlich gegrüßt von Sigrid Arnold

Sigrid Arnold
20.09.2022

Liebe Sigrid,

vielen Dank für Deinen lieben Kommentar! Mir hat die Reise nicht zuletzt dank der wunderbaren Reisegruppe großen Spaß gemacht. Deine Komplimente habe ich an Donal weitergegeben. Auf das Wiedersehen freue ich mich schon sehr!

Liebe Grüße

Andreas

Andreas Wolfsteller 22.09.2022

Lieber Andreas,
danke für die schöne Zeit bei diesem fantastischen Wetter.
Dein Wissen über das Land, deine Geschichten und die dazu gut gewählte Musik haben die Busfahrten sehr kurzweilig gemacht.
Der Reisebericht hilft, die vielen Eindrücke auch mit unseren Fotos zu sortieren.
Du hast einen klasse Job gemacht. Well done!
Liebe Grüße von Anja und Marko Grünwald

Anja und Marko Grünwald
20.09.2022

Liebe Anja, lieber Marko,

vielen Dank für euren lieben und lobenden Worte! Es freut mich, dass euch die Geschichten und die Musikauswahl gefallen haben. Ihr wart eine tolle Gruppe und ich werde mich noch lange an die Reise erinnern!

Liebe Grüße

Euer Andreas

Andreas Wolfsteller 22.09.2022

Lieber Andreas,
auch wenn nun schon ein paar Wochen vergangen sind, sind die vielen Eindrücke diesen tollen Reise sehr präsent in unseren Köpfen!!!
Donal und du habt diese Reise zu einem ganz besonderen Erlebnis gemacht!!! Ihr habt uns diese tolle Landschaft und die Herzlichkeit der Menschen gezeigt und das alles in einem tollen Rahmen durch eure tolle Betreuung!!! Nicht zu letzt hat auch die Gesellschaft unserer taffen Truppe zu dieser rundum gelungenen Reise beigetragen! Vielen Dank und liebe Grüße an alle Mitreisenden!
Wir hoffen auf ein Wiedersehen bei der nächsten tollen Reise!!! Bis dahin bleib Gesund und so wie du bist!!! Herzliche Grüße Jens & Ines

Ines Unmack
28.10.2022

Liebe Ines, lieber Jens,

vielen Dank für Eure lieben Worte! Gern gebe ich die Komplimente an Donal weiter. Es war schön mit euch allen durch Irland zu reisen und mir eine große Freude Euch die Natur und Menschen dieser zauberhaften Insel näherzubringen.

Liebe Grüße

Andreas

Andreas Wolfsteller 01.11.2022