Reisebericht: Whiskey–Rundreise Irland

01.10. – 08.10.2022, 8 Tage Rundreise auf den Spuren irischen Whiskeys: Dublin – Galway – Clare – Iveragh Halbinsel – Cork – Cashel – Dublin mit 6 ausgewählten Whiskey–Destillerien


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Irischer Whiskey erlebt gerade eine regelrechte Renaissance und wir sind live dabei! Obwohl das Lebenswasser "uisce beatha" seit Jahrhunderten eng mit der irischen Kultur verbunden ist und von irischen Siedlern auch nach Schottland gebracht wurde (dort Whisky ohne e), hat die kommerzielle Herstellung des Irish Whiskey schwere Zeiten hinter sich. Von den 28 lizenzierten Destillen, die es um 1890 in Irland gab, waren durch politische und wirtschaftliche Probleme 1966 nur noch die Bushmills Distillery und die Old Midleton Distillery übrig geblieben. Erst in den 1990er Jahren hat der Irish Whiskey seine Beliebtheit zurückgewonnen und die Nachfrage wächst immer noch ständig, sodass es heute wieder etwa 40 Destillen in Irland gibt. Sechs davon besuchen wir auf dieser exklusiven Reise – und erleben natürlich noch vieles mehr.
Ein Reisebericht von
Sinah Witzig
Sinah Witzig

1. Tag Anreise nach Dublin

Von drei verschiedenen Flughäfen finden wir uns am Flughafen von Dublin ein, um von dort aus in unser Whiskeyabenteuer zu starten. Sympathisch in Empfang genommen werden wir durch unseren Fahrer Kenny, der schon mit seinem kleinen weißen Bus auf uns wartet. Als erstes steht die Erkundung von Baile Átha Cliath, wie die irische Hauptstadt ganz offiziell in der gälischen Landessprache heißt. In der gleichzeitig größten Stadt des Landes leben etwa 600.000 Menschen und noch einmal so viele in den umliegenden Vororten. Kein Wunder, dass uns hier gefühlt mehr Verkehr begegnet wie auf der ganzen Reise zusammen. Wir fahren zunächst entlang des wichtigsten Hafen des Landes und dann durch das neu angelegte Docklands Geschäftsviertel, das die europäischen Hauptsitze vieler internationaler Firmen beherbergt. Entlang des Flusses Liffey fahren wir weiter ins Zentrum. Hier in Dublin stehen die gregorianischen Häuser des beginnenden 19. Jahrhunderts dicht an dicht mit modernen Glasfassaden, denn im zweiten Weltkrieg blieb Irland neutral und somit von Zerstörung verschont.
In der Hauptstraße der Innenstadt, der O'Connell Street, treffen wir unsere Stadtführerin Monika, die uns ihre Stadt noch etwas näher zeigen wird. Zusammen geht es dann vorbei am berühmten Trinity College und hinein ins gregorianische Dublin mit seinen bunten Türen. Wir statten Oscar Wilde einen kleinen Besuch ab und sehen, wo moderne irische Politik gemacht wird.
Dann geht es vorbei am berühmten Kulturviertel Temple Bar und der ältesten Fußgängerbrücke der Stadt, der Ha'Penny Bridge. Wenig später fahren wir vorbei am riesigen Gelände der Guinness-Brauerei, die 1759 von Arthur Guinness gegründet wurde. Mit ihrer arbeiterfreundlichen Firmenpolitik trug und trägt das Unternehmen in den letzten über 250 Jahren entscheidend zur Entwicklung der Stadt Dublin bei. Dann fahren wir in den nahegelegenen Phoenix-Park. Mit seinen 707 Hektar Fläche ist er einer der größten innerstädtischen Parks Europas und die grüne Lunge Dublins. Im Park befinden sich unter anderem die Residenz des irischen Präsidenten sowie die des US-Botschafters. Außerdem sehen wir das Kreuz, unter dem 1979 Papst Johannes Paul II. seine Messe gelesen hat und das 62 Meter hohe Wellington-Monument. Abschließend besuchen wir den Garten des Visitor Centres, in dem sowohl Blumen als auch Küchengewächse zu finden sind. Dann geht es vorbei an der Christchurch und der St. Patricks Kathedrale hinein in das Viertel, das sich heute noch „The Liberties“ nennt. Ehemals vor den Stadtmauern gelegen, genoss man hier nicht deren Schutz, musste im Gegenzug allerdings auch keine Steuern bezahlen. Dies mag ein Grund sein, warum sich im 19. Jahrhundert hier im Arbeiterviertel die meisten Destillen Irlands befanden. Mehr als hundert sollen es gewesen sein – die meisten davon natürlich ohne gültige Lizenz.
Grund genug also, hier mit dem Whiskey zu beginnen: wir besuchen die Dublin Liberties Distillery. Zum Einstieg bekommen wir hier einen groben Überblick über die bewegte Geschichte des irischen Whiskeys, anschließend setzen wir uns dann mit den Zutaten und dem Prozess der Herstellung auseinander. Eine erste Verkostung darf dann abschließend natürlich nicht fehlen.
Unsere Erkundungstour durch Dublin endet dann schließlich wieder unweit des Zentrums, wo wir unser erstes Hotel beziehen. Wenig später lernen sich alle beim gemeinsamen Abendessen noch ein wenig näher kennen und die ersten Eindrücke werden ausgetauscht. Während die einen dann recht schnell müde in ihre Betten fallen, begeben sich die anderen noch einmal ins Dubliner Nachtleben, um dort den ein oder anderen Pub unsicher zu machen.

2. Tag Hill of Tara, Slane Distillery und Slane Castle

Am nächsten Morgen geht es los mit unserem Programm außerhalb der irischen Hauptstadt. Wir fahren nach Norden und wandeln zunächst ein wenig auf historischen Pfaden, denn ohne Geschichte kommt man in Irland nicht besonders weit, wenn man das Land auch tatsächlich verstehen möchte.
Mit dem Wetter haben wir tatsächlich ziemlich großes Glück: noch ein wenig Dunst und frische morgendliche Luft begleiten uns, als wir den Bus verlassen. Die sanfte Hügellandschaft, die von einigen Bäumen dekoriert wird, zeigt heute eine herrliche Aussicht auf die umliegenden, noch im Dunst liegenden, Ortschaften. Einst befand sich hier jedoch das Zentrum Éirinns, des alten Irlands. Aufgeteilt in die Königreiche Leinster, Munster, Ulster, Connacht und Meath, hatte auf dem Hill of Tara der Hochkönig seinen Sitz. Der Hochkönig war allen anderen Königen vorgesetzt und dafür zuständig für Gerechtigkeit und Frieden im auf der gesamten Insel zu sorgen. Legitimiert wurde er vom Stein des Schicksals, dem die Fähigkeit nachgesagt wurde, einen wahrhaftigen König zu erkennen – kaum ein Stein hat solch eine bewegte Geschichte und so viele Sagen, die sich um ihn drehen.
Nach einem kleinen gemeinsamen Spaziergang geht es dann weiter in das kleine Örtchen Slane. Weltbekannt geworden ist es 1981 durch die regelmäßig stattfindenden Rockkonzerte, die auf die Initiative des 8. Marquess Conyngham zurückzuführen sind. Beim ersten Konzert 1981 hatte die damals noch unbekannte Band U2 ihren ersten großen Auftritt und ist seit diesen Tagen sehr eng mit Slane und dem gleichnamigen Castle verbunden. Slane Castle werden wir uns am Nachmittag ansehen, zunächst geht es allerdings in die 2017 gegründete Distillery. Alexander Cunyngham, Sohn des aktuellen Marquess hat zusammen mit dem amerikanischen Bourbon-Hersteller Brown-Forman und seiner Leidenschaft für Whiskey die alten Stallungen des Castles zu neuem Glanz bringen können. Freundlich werden wir empfangen von unserem Guide Berry, der uns mitnimmt in die historischen Gebäude, uns in die Herstellungsprozesse des Whiskeys einführt und uns natürlich auf eine ganze Menge über die berühmten Slane-Konzerte erzählt. Wir können uns die verschiedenen Fässer, die zur Lagerung des Whiskey genutzt werden, ansehen und probieren dann natürlich im Anschluss auch den Triple Casked Whiskey. Zusammen mit regional hergestellter Schokolade ist das wirklich ein Genuss. In der gemütlichen Bar lässt es sich gut noch ein wenig bei einem Cocktail verweilen und Berry plaudert gerne noch ein wenig aus dem Nähkästchen.
Nach einer kleinen Mittagspause geht es dann weiter im Slane Castle, gleich nebenan. Bei einer Führung dürfen wir uns den Familienwohnsitz der Familie Cunyngham ansehen, die bis heute noch im Obergeschoss wohnen. Das im 18. Jahrhundert erbaute Castle war Schauplatz vieler wichtiger Ereignisse und die Familie selbst im Zentrum vieler historischer Entscheidungen – so sollen es die Cunynghams gewesen sein, die einst den schottischen Thronfolger Malcom vor Macbeth versteckt haben. Bei der Schlacht am Boyne, wo der katholische Jakob II. und der protestantische Wilhelm III. ihr Anrecht auf den britischen Thron ausfochten, kämpften die Cunynghams clevererweise auf beiden Seiten – und gingen so als Sieger hervor.
Ein großer Rückschlag war allerdings ein Brand 1991, bei dem große Teile des Anwesens zerstört wurden. Nur durch das Durchsetzungsvermögen und große private Investitionen der Familie konnte das Castle gerettet werden – einen großen Teil der Restaurierungsarbeiten ermöglichten auch die Konzerte, die ein Jahr später wieder stattfanden.
Wir sind alle ziemlich begeistert vom Gesamtkunstwerk Slane und bei vielen ist der Wunsch erweckt worden, hier mal einem Konzert beizuwohnen – ob es unbedingt Harry Styles 2023 werden muss, das ist dann wohl Geschmackssache :)

3. Tag Trim Castle, Kilbeggan Distillery, Athlone und Galway

Wir verlassen Dublin zunächst gegen Nordwesten, um auf unserem noch ein wenig typisch irische Kultur aufzusaugen. Unser erster Stopp ist daher Trim Castle, das dem ein oder anderen doch recht bekannt vorkommt. Die anglonormannische Festung aus dem 12. Jahrhundert diente schon des Öfteren als Kulisse für diverse Historienfilme – der berühmteste davon Braveheart – was davon wohl die Schotten halten? Wir unternehmen einen kleinen Spaziergang entlang des Flusses Boyne, welcher schon in der keltischen Mythologie eine wichtige Rolle spielte. Ein guter Anlass sich auf der Weiterfahrt ein wenig mit Sagen und Legenden zu beschäftigen.
In puncto Whiskey steht heute eine der bekannteren Destillen auf dem Programm: Kilbeggan Distillery. Während die meisten Whiskeys der Marke heute in der Großproduktion im nahegelegenen Cooley hergestellt werden, können wir uns direkt in Kilbeggan die historischen Örtlichkeiten ansehen und hören von unserer Führerin Tara vieles Interessantes über die Geschichte der ältesten Whiskey-Destillerie der Welt. 1757 wurde der Betrieb eröffnet und bis 1953 betrieben. Danach musste man die Produktion einstellen, da die Absatzmärkte in den USA weggebrochen waren, die Örtlichkeiten wurden in den folgenden Jahren als Schweinefarm genutzt, die Brennlizenz jedoch niemals aufgegeben. Zum 250-jährigen Jubliläum 2007 wurde dann schließlich die Herrstellung wieder aufgenommen. Bei der Führung werden wir natürlich auch wieder mitgenommen, um den Herstellungsprozess zu verfolgen und haben wir Möglichkeit den Brennmeistern die ein oder andere Frage zu stellen. Zum Abschluss werden dann selbstverständlich die Produkte der Kilbeggan und Cooley Distillery verköstigt: unter anderem einer der wenigen getorften irischen Whiskeys, der Connemara.
Zur Mittagspause geht es anschließend dann weiter in die historische Stadt Athlone. Dort befindet sich unter anderem der älteste Pub Irlands – wir sind der Überzeugung, dass das durchaus auch wichtiges Kulturgut auf einer Whiskey-Reise ist.
Am Nachmittag erreichen wir dann schließlich Galway, Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Die Stadt an der Mündung des Flusses Corrib an der Galway-Bucht ist heute vor allem für seine lebhafte Pub- und Musikerszene bekannt und die bunten Gassen des Stadtzentrums laden zum Bummeln ein. Besonders markant sind die zahlreichen Geschäfte, in denen man die typischen Claddagh-Ringe kaufen kann. Der Ring zeigt zwei Hände, die ein Herz mit einer Krone halten. Das Herz symbolisiert Liebe, die Hände Freundschaft und Vertrauen, die Krone Treue und Loyalität. Er wird als Partner- oder Freundschaftsring, gleichsam von Frauen und Männern getragen. Natürlich ragt sich um die Erfindung des Ringes eine dramatische Geschichte, allerdings eine mit Happy End.
Am Abend beziehen wir dann unser Hotel am Stadtrand und lassen den langen und ereignisreichen Tag gemütlich ausklingen.

4. Tag The Burren und Cliffs of Moher, Stippvisite in Limerick, Foynes und weiter nach Tralee

Unser Tag heute startet zwar früh und mit etwas verhangenem Himmel, dennoch erwarten uns einige Highlights, auf die man sich freuen kann. Wir verlassen die Stadt in Richtung Süden und fahren entlang der Küste der Galway Bay. Nach kurzer Fahrt erreichen wir das pittoreske Dunguaire Castle, ein Wohnturm aus dem 16. Jahrhundert der in einer kleinen Bucht liegt und im 19. Jahrhundert Treffpunkt eines Literatenzirkels war, zu dem auch Nationaldichter William Butler Yeats gehörte. Über enge Landstraßen, geht es dann durch die in Irland einzigartige Landschaft des Burren. Die Karstlandschaft ist durch etwa knietiefe Karren in rechteckige Felder gegliedert. Sie wurden durch Oberflächenwasser gebildet, das sich noch immer nach stärkeren Regenfällen in sogenannten Turloughs sammelt. Nach seinem Kriegszug in die Gebiete des Burrens, soll Oliver Cormwell sie wiefolgt charakterisiert haben: „Kein Baum, an dem man einen Mann aufhängen, kein Tümpel, worin man ihn ersäufen, keine Erde, in der man ihn verscharren könnte.“ Nichtsdestotrotz ist die Landschaft Heimat für zahlreiche mediterrane, alpine und sogar arktische Pflanzen, die sonst nur selten in Irland vorkommen. Ebenso wie die bizzaren Felsformationen im Hinterland gehören auch zerklüftete Küstenabschnitte zum Charakter des Burren. Während ein Teil davon recht flach zum Wasser hin verläuft, führt die Straße und dann plötzlich steil bergauf.
Die fast zehn Kilometer lange Steilklippenformation der Cliffs of Moher ragt fast senkrecht aus dem Atlantik. Am Südende, dem Hag’s Head, haben sie eine Höhe von ungefähr 120?m, nördlich des O’Brien’s Tower erreichen sie sogar 214?m. Am Kliff leben 30 Arten von Seevögeln, die bekanntesten sind die winzigen Papageientaucher, die sich in die entlegensten Ecken zurückziehen um dort zu Brüten. Das launische irische Wetter meint es relativ gut mit uns und so können wir einen guten Ausblick auf den Atlantik und die vorgelagerten Aran Inseln genießen. Wer noch ein wenig mehr Hintergrund zu Flora und Fauna, sowie zur Regionalgeschichte möchte, kann das informative Besucherzentrum besichtigen.
Am späten Nachmittag geht es für uns dann weiter ins Landesinnere und recht bald folgen wir dem Fluss Shannon, dem längsten Fluss des Landes, bis wir in die Stadt Limerick gelangen. Bekannter als die Stadt selbst, sind die gleichnamigen Spaßgedichte, von denen aber niemand weiß, woher sie ihren Namen nun tatsächlich haben – aber nach dem Schema AABBA reimt es sich ganz wunderbar und einige Reisende entdecken verborgene Talente.
Im Stadtzentrum, nahe des berühmten King John's Castle, lassen wir es uns zum Mittagessen in einem lokalen Pub gut gehen.
Nun, da wir den Shannon überquert haben, können wir am Südufer wieder Richtung Westen fahren, wo wir nach einer knappen Stunde in dem kleinen Dorf Foynes eintreffen. Von der großen Vergangenheit des 500-Seelenortes zeugt heute nur noch das Foynes Flying Boat & Maritime Museum. Denn zwischen 1937 und 1945 war Foynes Basis des Flugverkehrs zwischen Europa und New York, die sogenannten Flugschiffe des Typs Boeing 314 landeten hier in der breiten Mündung des Shannon und wurden in den Hafen von Foynes gelotst. Die Fliegerei war damals noch etwas sehr exklusives – ein One-Way-Ticket kostete 337 Dollar, heute etwa 10.000€, so viel wie zu jener Zeit in Irland ein Eigenheim kostete. Zudem dauerte der Flug über den Atlantik rund 20 Stunden und nicht selten mussten die tieffliegenden Luftschiffe aufgrund von schlechtem Wetter umdrehen. Für solche Fälle gab es eine Person, welche auf ihrem Pferd von Haus zu Haus reiten und den Dorfbewohnern Bescheid geben musste, dass sie auf ihre Arbeitsposten am Flughafen zurückkehren mussten.
In einer Nacht, in dem einmal mehr ein Flugzeug zurück nach Foynes gekommen war, soll der Koch Joe Sheridan hier als Aufmunterung den Irish Coffee erfunden haben, der in den folgenden Jahren seinen Siegeszug um die Welt aufnahm.
Wir besichtigen also zunächst den Nachbau der Boeing 314 und lernen anschließend, wie man einen echten Irish Coffee macht – trinken dürfen wir ihn am Ende dann natürlich auch. Eine wunderbare Ergänzung der Whiskeyreise, vor allem beim heute herbstlichen Wetter.
Am späten Nachmittag geht es dann weiter in die Grafschaft Kerry, wo wir es gleich mit einer Menge vierbeiniger Rindviecher zu tun bekommen – denn dass es in Irland sowohl mehr Schafe als auch mehr Kühe als Menschen gibt, das ist wirklich kein Klischee. Und die rund 7,5 Millionen irische Kühe können getrost als glücklich bezeichnet werden, denn sie verbringen durchschnittlich etwa 300 Tage im Jahr auf der Weide. Die irischen Bauern sind auch recht glücklich – darüber, dass das gute irische Weidegras kostenlos wächst.

Am Abend erreichen wir dann Tralee, Hauptstadt der Grafschaft und Schauplatz des Wettbewerbs der "Rose of Tralee", bei dem die schönste Irin auserkoren wird – natürlich ganz katholisch im Abendkleid und nicht im Bikini. Unser Hotel liegt etwas außerhalb der Stadt, dafür aber landschaftlich sehr schön in den Ballyroe Hights mit Aussicht auf die gegenüberliegende Dingle-Halbinsel.

5. Tag Ring of Kerry und Skellig Six18 Distillery

Der Wetterbericht fällt für heute nicht besonders positiv aus, trotzdem hoffen wir natürlich das Beste.
Heute ohne Kenny, aber mit guter Laune und unserem neuen Fahrer Mike starten wir zu unserem Tagesausflug zum Ring of Kerry. Die 179 Kilometer lange Panoramastraße entlang der Küste der Halbinsel Iveragh gilt als das Sinnbild der Grafschaft Kerry. Grasende Schafe und Kühe in grünen Hügellandschaften. Unberührte Sandstrände vor atemberaubenden Klippen und mystische Seen und Wasserfälle gepaart mit mittelalterlichen Burgruinen und prächtigen Herrenhäusern. Für Reisebusse besteht eine Einbahnstraßenregelung, so beginnen wir in Killorglin. Das Wetter zeigt sich von seiner irischsten Seite bis wir sogar Sonne und Regen gleichzeitig haben und tatsächlich auch ein Regenbogen nicht lange auf sich warten lässt – nur den Goldschatz des Leprichaun am Ende des Regenbogens, den findet leider niemand. Dafür gibt es wenig später einen ersten Stopp wo man sich mit Irish Coffee und Bailey's Schokolade ein wenig auf den Tag einstimmen kann.
Kurz hinter Cahersiveen, Geburtsort des „Befreier der Iren“, Daniel O'Connells, liegt unser whiskeytechnisches Ziel für heute: die Skellig Six18. Seit 2019 existiert die Destille, die aktuell Gin herstellt und deren Betreiber die Vision verfolgen über 100 Arbeitsplätze für die Region zu schaffen. Whiskey wird hier bislang nur gefinisht, die eigenen Brennblasen sind noch Zukunftsmusik. Nichtsdestotrotz begeistert die Heimatverbundenheit und der Gin schmeckt. E
Nach der Verkostung geht es wenige Minuten weiter bis nach Waterville, wo viele Reiche und Prominente, unter anderem auch Charlie Chaplin, gerne ihren Urlaub verbrachten und immer noch verbringen. Wir bekommen hier, ganz irisch einen schönen kalten Regenschauer inklusive Hagel ab, bevor die Sonne kurz drauf wieder durch die Wolken dringt.
Am 210 Meter hohen Coomakesta Pass haben wir anschließend einen tollen Blick auf die Ballinskelligs Bay und die Bucht des Kenmare River. Im pittoresken Örtchen Sneem legen wir einen weiteren Stopp ein, bevor wir ein Stück landeinwärts bis nach Moll's Gap fahren. Von hier aus hat man eine fantastische Aussicht in das weite Tal mit den Macgillycuddy's Reeks im Hintergrund. Seinen Namen hat der Ort von Moll Kissane, welche hier in den 1820er Jahren einen illegalen Gasthof betrieb, zu Zeiten als die Straße gerade im Bau gewesen ist. Wenige Minuten später bekommen wir am sogenannten Ladies' View noch einmal einen wunderbaren Ausblick, diesmal über die oberen Seen des Killarney Nationalparks.
Schlussendlich legen wir, in Killarney angekommen, noch einen kleinen Stopp am Ross Castle ein. Der einstige Stammsitz des O'Donoghue-Clans ist ein wunderbares Beispiel für einen Wohnturm des Adels im 15. und 16. Jahrhunderts und liegt wunderschön am Lough Leane, dem größten der drei Seen.
Gegen Abend erreichen wir dann wieder unser Hotel bei Tralee und können kaum glauben, was für ein Glück wir heute mit dem Wetter hatten.

6. Tag Clonakilty Distillery und Cork

Bei immer noch wechselhaftem Wetter verlassen wir die Grafschaft Kerry Richtung Osten. So langsam beginnt sich unser Kreis zu schließen und es wird deutlich, dass sich die Reise so langsam dem Ende zuneigt – doch vorher gibt es noch einiges zu sehen.
Der erste Stopp am späten Vormittag ist die Kleinstadt Clonakilty, die im County Cork an der Südküste liegt. 2019 wurde hier die Clonakilty Distillery eröffnet, die sich in den folgenden Jahren vor allem auf Single Potstill Whiskey, heißt Whiskey aus gemalzter und ungemalzter Gerste, konzentrieren möchte. Da die Destilliermeister beschlossen haben, dass der nun drei Jahre alte Whiskey noch etwas länger reifen muss, müssen wir uns damit begnügen, hier gefinishten Whiskey zu verkosten – aber der kommt recht gut an. Im angenehmen Ambiente wird noch ein wenig mit unserem Guide Paul gefachsimpelt, bevor es für uns dann weitergeht nach Cork.
Die zweitgrößte Stadt Irlands ist heute vor allem für ihre Universität bekannt, bis ins 19. Jahrhundert hinein war allerdings der Handel mit irischer Butter das Hauptgeschäft der Stadt. 1770 wurde sogar eine Butterbörse gegründet, um die Qualität der Butter, vor allem aus der Grafschaft Kerry, zu gewährleisten. Um 1835 lief ein Drittel des irischen Butterexports über Corks Hafen Cobh, etwa 30 Millionen Pfund jedes Jahr. Mit den neuen Technologien und dem sich langsam ändernden Geschmack der Europäer verlor die stark gesalzene irische Butter allerdings an Absatzmärkten und die Börse musste 1924 geschlossen werden. Heute hat sich das natürlich geändert, 85% der irischen Milchprodukte werden wieder ins Ausland exportiert, allem voran natürlich die Butter.
Wir unternehmen eine kleine Stadtrundfahrt durch das Zentrum bis zur Kathedrale, die den Namen des Stadtgründers, St. Finn Barre, trägt. Während die einen sich nun vor allem dafür interessieren, einen Pub von innen zu besichtigen, steigen die anderen fleißig bergan, um noch ein wenig die Altstadt Corks zu erkunden. Besonders markant ist die St. Anne's Kirche mit ihrem 36,5 Meter hohen Turm, der von einer von einer recht originellen Wetterfahne gekrönt wird: ein drei Meter langer goldener Lachs, der wohl auf das Fischereimonopol der im Kloster ansässigen Mönche im River Lee zurückzuführen ist. Gleich nebenan befindet sich die ehemalige Butterbörse, von der heute ein Teil zum Museum ausgebaut ist, der andere wartet seit einigen Jahren auf eine neue Funktion.
Schlussendlich treffen wir uns alle wieder im Pub mit angeschlossener Brauerei und trinken noch ein oder zwei Pints, bevor wir dann zu unserem Hotel aufbrechen. Das „The Address“ ist viktorianisches Militärkrankenhaus, das, auf einem Hügel gelegen, einen wunderbaren Blick auf die Stadt bietet – und auch die Whiskeyauswahl in der Hotelbar kann sich sehen lassen – somit ist für das richtige Abendprogramm gesorgt.

7. Tag Rock of Cashel, Powerscourt Distillery und zurück nach Dublin

Während es über Nacht einmal mehr wie aus Eimern geschüttet hat, erwartet uns morgens wiederum wunderbares Wetter. Über die Autobahn geht es zu einem weiteren Highlight der irischen Geschichte. Auf dem Rock of Cashel oder irisch Carraig Phadraig (Befestigung des Heiligen Patrick) soll der irische Nationalheilige Angus, den König von Munster, getauft haben und damit einen Meilenstein der Christianisierung Irlands erreicht haben. Die Befestigung blieb weiterhin Sitz der Könige von Munster und im 11. Jahrhundert erhob Cormac McCarthy Cashel zum Bischofssitz und stattete diesen mit einer Privatkapelle aus, die in Irland bis heute ihres Gleichen sucht. Schließlich wurde die Festung von den Anglonormannen erobert und nach dem Sieg Wilhelms III. verlor das katholische Bistum seine Macht und die prächtige Kathedrale verfiel über die Jahrhunderte zu Ruinen.
Heute pilgern die Touristen auf den etwa 60 Meter hohen Kalksteinfelsen, nicht zuletzt weil die romanische Cormac's Chapel in den letzten 15 Jahren aufwändig restauriert worden ist, und nun wieder erahnen lässt, welche Pracht einen hier im frühen Mittelalter erwartet haben muss. Wir haben Glück und können an einer geführten Besichtigung teilnehmen, denn anders kommt man in die kleine Kapelle gar nicht mehr herein.
Nach der Kultur kommt dann am Nachmittag wieder die Belohnung. Am Rande der Wicklow Mountains, einem Mittelgebirge südwestlich von Dublin gelegen, besuchen wir die Powerscourt Distillery. Das große Anwesen, zu dem die 2018 gegründete Whiskey-Brennerei gehört, blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück, denn schon zu Zeiten der irischen Königreiche gab es blutige Schlachten zwischen den Clans um die Vorherrschaft in Fercullen, wie das Gebiet ursprünglich hieß.
Heute besitzt die Familie Slazenger das Anwesen aus dem 18. Jahrhundert, die dazugehörigen Gärten und war auch treibende Kraft bei der Realisierung des Destillerie-Projekts. Wir werden herzlich empfangen von Geschäftsführer Gerry und Barkeeper Keith, der uns durch das historische Gebäude führt. Ursprünglich war hier einmal eine Sägemühle, die Arbeitsplätze für das ganze Dorf Enniskerry bot. Heute werden in den alten Gemäuern Besucher bewirtet und in die Geschichte der Umgebung eingeführt. Die brandneue moderne Destille ist in einem neuen Gebäudetrakt untergebracht und zu unserer Freude dürfen wir zum Abschluss auch noch eines Lagerhäuser besichtigen. Und natürlich folgt im Anschluss auch eine Verkostung – mit Aussicht hinunter in die Destille. Auch hier probieren wir verschiedene Whiskeys, einige davon hat der Chefbrennmeister von seiner vorherigen Tätigkeit mitgebracht und hier gefinisht, aber einen eigenen Whiskey gibt es seit diesem Jahr auch. Zum Abschluss gibt es noch ein wenig Schokolade – dann geht es durch den Dubliner Feierabendverkehr zurück zum ersten Hotel unserer Reise.
Beim Abendessen werden die vergangenen Tage rekapituliert und langsam erste Verabschiedungen ausgesprochen.

8. Tag Dublin und Heimreise

Für einige Reisegäste endet die Zeit in Irland heute Morgen schon sehr früh, die anderen haben noch Zeit bis zum frühen Nachmittag. Gemeinsam wurde beschlossen, sich noch mit etwas anderem außer Whiskey zu beschäftigen – also geht es nach dem Frühstück gemeinsam zum Guinness Storehouse. Keine andere Familie prägte die Stadt Dublin mehr, als die Inhaber der größten Brauerei des Landes. Seit 1759 wird hier am St. James's Gate das dunkle Stout gebraut und seit dem Jahr 2000 kann man sich im alten Fermentationsgebäude die Herstellungsprozesse und eine tolle Ausstellung zu Geschichte des Unternehmens ansehen. Im Dachgeschoss kann man schlussendlich bei einer tollen 360° Aussicht über Dublin natürlich auch ein Pint Guinness genießen.
Am Nachmittag heißt es dann endgültig Abschied nehmen. Unser Fahrer Kenny bringt uns zum Flughafen und so schließt sich der Kreis. Schweren Herzens nehmen wir Abschied von Irland – für viele wird dies jedoch nicht die letzte Reise auf die grüne Insel gewesen sein.

Schlusswort

Liebe Whiskey-Freunde,

ich möchte mich ganz herzlich für die angenehme Reise bedanken. Es hat sehr viel Spaß gemacht und auch ich habe noch eine ganze Menge gelernt. Es freut mich ganz besonders, dass einige nicht nur am Whiskey noch größeren Gefallen gefunden haben, sondern sich auch in Irland verliebt haben und mir das bisschen Kultur hie und da nicht verübelt haben :)
Ich würde mich sehr freuen den einen oder die andere wieder einmal auf einer (Irland)-Reise anzutreffen, bis dahin:
Slán go fóill,
Ihre/Eure Sinah

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