Reisebericht: Singlereise Irland – Wandern im Südwesten

05.09. – 14.09.2016, 10 Tage Wanderreise für Singles und Alleinreisende: Kilkenny – Sheeps Head – Bere Island – Dursey Sound – Beara–Halbinsel – Killarney Nationalpark – Dingle – Dublin (69 Wanderkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare
 
Irland zu Fuß entdecken bedeutet zeitgleich, Irland intensive kennen zu lernen. Der Südwesten des Landes bietet wunderschöne Wege und Pfade für Ihre Entdeckungsreise. Genießen Sie die ursprüngliche Natur und wunderschöne Landschaft des Südwestens.
Ein Reisebericht von
Petra Härtl

Tag 1: Kilkenny – Waterford:

Nach der Ankunft in Dublin fuhren wir in Richtung Süden. Dabei passierten wir u. a. das County Kildare, welches ein Zentrum der irischen Pferdezucht ist. Die Pferdebegeisterung der Iren führte dazu, dass bereits Ende des 17. Jahrhunderts eine Rennbahn bei Belfast eröffnete. Noch heute sind Ereignisse wie die Galway-Races jeden Juli oder die jährliche Dublin Horse Show Highlights im Veranstaltungskalender von High Society, Pferdenarren und Interessierten aus allen Teilen der Bevölkerung. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig im Süden und Zentrum Irlands ist die Landwirtschaft, u. a. die Milchwirtschaft.In Kilkenny, welches vermutlich auf eine Kirche des Heiligen St. Canisius aus dem 7. Jhd. zurückgeht, besuchten wir das imposante Kilkenny Castle. Bereits im Frühmittelalter hatte sich an Ort und Stelle der Hauptsitz des Osraige-Clans befunden. Mit der anglo-normannischen Eroberung unter Richard de Clare, auch bekannt als Strongbow, entstand dort eine Turmburg. Das erste Steingebäude ließ dann Strongbows Schwiegersohn, William Marshal, Earl of Pembroke, zwischen 1195 und 1213 errichten.
1391 kaufte, nach einigen Eigentümerwechseln, schließlich James Butler, Earl of Ormonde, die Burg. Für die folgenden Jahrhunderte sollte sich das Gebäude im Besitz der Familie Butler befinden. Es erlebte wechselhafte Zeiten: So nahm hier der englische König Richard II. während seines Besuches Irlands im Jahre 1395 Quartier. Zwischen 1642 und 1648 war hier der Hauptsitz einer irisch-katholischen Rebellionsbewegung gegen die englische Vorherrschaft, des sog. "Confederate Irland".
Nach der Beendigung dieser Protestbewegung und Verwüstungen unter Oliver Cromwell wurde ab 1661 durch die Familie Butler die Burg in eine Schlossanlage umgewandelt. Stark umgebaut wurde das Schloss dann nochmals im 19. Jhd., als neue Wohnflügel, die Galerie sowie das viktorianische Interieur des Schlosses entstanden.
Die Familie Butler konnte sich Anfang des 20. Jhds. die Unterhaltskosten für die Anlage nicht mehr leisten, zog aus und verkaufte schließlich 1967 Burg und Park an die Stadt Kilkenny bzw. einen Verein, der die Anlage für die Öffentlichkeit zugänglich machte.Die Fahrt führte uns schließlich nach Waterford, wo wir unser erstes Nachtquartier hatten. Waterford ist eine der ältesten Städte Irlands, gegründet bereits im 9. Jhd. durch die Wikinger. Aus der Wikingerzeit stammen Teile der noch erhaltenen Stadtbefestigung, u. a. der gut erhaltene Reginald´s Tower. Es handelt sich dabei um das älteste städtische Gebäude Irlands und mutmaßlich das erste, in dem Mörtel verbaut wurde.
Waterford spielte auch eine wichtige Rolle bei der anglo-normannischen Eroberung Irlands - dem Beginn der englischen Anwesenheit auf der Insel: Im Zuge von Territorialstreitigkeiten im Laufe des 12. Jhds. rief der irische Kleinkönig Diarmid MacMurchada schließlich englische Truppen unter Leitung Strongbows (sh. oben) zur Unterstützung ins Land. Bereits 1171 mussten dann irische Würdenträger und englische Heeresführer in Waterford dem englischen König Henry II. die Treue schwören. Während des gesamten Mittelalters war Waterford nach Dublin die zweitwichtigste Stadt.
Von 1783 bis 2009 befand sich hier die Produktionsstätte des Waterford Crystals, einer Glasmanufaktur von Weltrang.

Tag 2: Ardmore – Midleton – Glengariff:

Entlang der "Copper Coast", einem Gebiet mit historischem Kupferabbau, fuhren wir nach Ardmore. In dichtem Nebel präsentierte sich uns dort der eindrucksvolle Rundturm aus dem 10. bis 12. Jhd. Rundtürme wurden in Irland während der Zeit der Wikingerüberfälle errichtet. Sie dienten als Fluchttürme für Klosterinsassen und Geistliche bzw. als Verwahrort für kirchliche Schätze. In Ardmore ist auch heute noch eine frühe Kapelle aus dem 8. Jhd. zu besichtigen, die im Volksmund als Wirkungsort des Heiligen Deklan angesehen und bei jährlichen Prozessionen besucht wird. Neben Kapelle und Rundturm befinden sich noch die Ruinen einer Abtei aus dem 12. Jhd. Diese weisen sehr schöne Bildfriese aus Stein auf, u. a. mit einer Darstellung von Adam und Eva im Garten Eden. Im Inneren der Kirche befinden sich zwei Ogham-Steine. Die Ogham-Schrift, bestehend aus insgesamt 20 Buchstaben in Strich- bzw. Linienform, war vom 4. bis 6. Jhd. in Gebrauch und wurde auf Grenzsteinen und Grabmälern angebracht. Sie gibt Texte in gälischer und lateinischer Sprache wieder.Die Weiterfahrt führte uns vorbei an Youghal, einer Stadt mit sehr schön erhaltenen historischen Bauten, die einst die englische Königin Elisabeth I. ihrem Günstling, dem Heerführer, Soldaten und Spion Walter Raleigh schenkte. Raleigh war u. a. eingebunden in die Kolonisierung Nordamerikas und war beteiligt an der Eroberung Irlands sowie Leiter der königlichen Leibgarde. Unter Elisabeths Nachfolger Jakob I. fiel er schließlich in Ungnade, wurde inhaftiert und 1618 hingerichtet.
Der nicht weit entfernte Hafen von Cobh war u. a. Ausgangspunkt der vielen Auswandererschiffe des 19. und frühen 20. Jahrhunderts, vor allem zur Zeit der Großen Hungersnot von 1845 - 1847, und letzter europäischer Ankerplatz der Titanic.Im Städtchen Midleton besuchten wir die Old Midleton Destillery. Sie wurde bereits 1825 gegründet. Als 1966 die Whiskey-Brennereien Midleton, Jameson (ab 1780 in Dublin) sowie Powers (ab 1791 in Dublin) fusionierten, wurde hier eine neue, industrielle Destille errichtet, die seit 1975 in Gebrauch ist. In den ausgedehnten Anlagen der alten Destille kann man sich heute bei einem geführten Rundgang die ehemaligen Anlagen und Prozesse der Whiskey-Herstellung erklären lassen und selber Whiskey verkosten.Auf der Weiterfahrt nach Glengarriff an der irischen Westküste passierten wir u. a. die Gegend rund um Cork, eine kulturell sehr rege Stadt, sowie die Hafenstadt Kinsale. Letztere ist vor allem bei Gourmets wegen ihrer Fisch-und-Seafood-Restaurants beliebt. Ein großes Fort entstand bei Kinsale zu Anfang des 18. Jhds, nachdem die Engländer durch eine Seeschlacht vor der Küste einen Aufstand der katholisch-irischen Bevölkerung in Zusammenarbeit mit der spanischen Armada besiegten.Ein kurzer Fotostop erfolgte am Gedenkort für Michael Collins bei Kilmichael. Michael Collins war Anführer der Irisch Republican Army (IRA) im irischen Unabhängigkeitskrieg von 1919 bis 1921. Nahe des Memorials war er 1922 bei Gefechten zwischen englischen und irischen Truppen erschossen worden. Es wird vermutet, dass es sich dabei um einen Hinterhalt gehandelt hat.In Glengarriff, malerisch gelegen an der Bantry Bay, bezogen wir das historische Eccles-Hotel. Dieses befindet sich an einer alten Wegeverbindung und blickt auf eine über 200jährige Geschichte zurück. Nahe des Hotels betreibt heute ein irisch-französisches Paar den öffentlich zugänglichen "Bamboo Park", ein schöner, historischer Garten mit reichem Bestand an Bambus und Baumfarnen.

Tag 3: Wanderung am Sheep´s Head:

Bei eher feuchter Witterung begingen wir heute ein ca. 10 km langes Teilstück des insgesamt etwa 88 km langen Rundweges über die Halbinsel "Sheep´s Head" in äußersten Südwesten Irlands. Die Landschaft zeichnet sich aus durch sanft geschwungene Hügel über teils dramatischen Küstenabschnitten. Immer wieder bieten sich schöne Rundblicke auf den Atlantik. Wir starteten die Tour von einem kleinen Wanderparkplatz (erreichbar über sehr enge Feldwege) bei Cahergal. Nahebei befanden sich Reste eines ehemaligen Dorfes, "The Crimea". Auf dem Weg passierten wir u. a. Reste alter Kupferminen, den "Schlot" einer zur Hügeloberfläche reichenden Küstenhöhle sowie schöne, kleine Wasserfälle. In Bernie Tobins Café konnte man dann nach Abschluss der Wanderung Müdigkeit und Feuchtigkeit bei hausgemachtem Kuchen oder Scones und einer heißen Tasse Tee abschütteln.

Tag 4: Kenmare – Steinkreis Uragh – Wasserfall Gleninchiquin

Dieser Tag führte zunächst ins hübsche Städtchen Kenmare. Es stellt für ruheliebende Touristen auf dem Weg zum "Ring of Kerry" einen Gegenpol zum stark touristisch geprägten Killarney dar. Steinkreise und weitere prähistorische Denkmäler zeigen, dass das Umland bereits vor 5000 Jahren besiedelt war.Der Steinkreis von Uragh auf der ursprünglichen Halbinsel Beara besteht aus insgesamt 5 Steinen, einer davon größer als die anderen. Der Hintergrund der Steinkreise, die man sowohl von den Britischen Inseln als auch auf dem europäischen Festland kennt - ist nicht genau bekannt: Nur wenige wiesen Reste von Bestattungen auf, so dass sich für die meisten eher eine Erklärung als Kultstätte und / oder Versammlungsstätte anbietet. Es gibt verschiedene Größen und Formen an Steinkreisen, die vor ca. 5000 und 4000 Jahren vor heute ihre Nutzungszeit hatten. Bei nicht wenigen Steinkreisen sind astronomische Bezüge, z. B. ein Durchstreifen der Sonnenstrahlen an bestimmten Stellen zu den Tag-und-Nachtgleichen im Frühjahr und Herbst, bekannt. Sie dienten also vermutlich auch zur Ermittlung wichtiger Daten im Jahreslauf (Feste, Aussaat, Ernte etc.).Auch im Gleninchiquin-Nationalpark, ebenfalls Halbinsel Beara, finden sich viele Zeugnisse aus prähistorischer Zeit. Der Park, mit Besucherzentrum und Café, lockt vor allem Wanderer an, die die Natur Irlands in Ruhe und ohne viel touristischen Trubel geniessen möchten. Die heutige Wanderung führte zum Aussichtspunkt auf den wunderschönen Gleninchiquin-Wasserfall bzw. - für die Ambitionierteren - auf den Wasserfall hinauf. Selbst bei Dauerregen ein dauerhaft in Erinnerung bleibendes Erlebnis!

Tag 5: Mizen Head – Bantry House

Auch heute begann der Tag nass und stürmisch. Umso eindrucksvoller war die Szenerie an der Küste von Mizen Head, der südlichsten der vier Halbinseln im Südwesten Irlands. Auf der pittoresken Landspitze befindet sich ein Museum zu Tierwelt und Geologie der Insel nebst Café und Shop. Über einen kurzen Weg und eine Drahtseilbrücke in schwindelerregender Höhe kann man entlang der dramatischen Küste auf die vorgelagerte Klippe gelangen. Sie beherbergt ein Visitor Centre, in dem u. a. die ehemaligen Wohnräume des Leuchtturmwärters zu besichtigen sind, und eine kleine Aussichtsplattform ganz an der äußersten Spitze, vor den Leuchtfeuern des Turmes. Hier ist man der vollen Stärke von Wind und Witterung ausgesetzt und kann einen Blick auf die raue Felsenküste rund um Mizen Head werfen.
Nahe Mizen Head, im Dörfchen Crookhaven, sendete der Radiopionier Guglielmo Marconi (seine Mutter war die Enkelin von John Jameson, Gründer der Whiskey-Destille) übrigens Ende des 19. Jhds. seine erste Radiomitteilung über den Atlantik.Nahe Barley Cove machten wir dann noch einen kurzen, sehr nassen Strandspaziergang und ließen uns Wind und Regen um die Nase wehen.Weiter ging es anschließend ins Bantry House, eines der prunkvollsten Landhäuser in Westirland. Dieses weitläufige Herrenhaus entstand 1720 und war Sitz der Familie White. Diese wurden 1818 zu Earls of Bantry ernannt. Da die Familie sehr reisefreudig und kunstinteressiert war, finden sich in den schönen Räumlichkeiten wahre Reichtümer an Antiquitäten, Kuriositäten und wertvollen Kunstschätzen aus aller Welt und vielen Epochen. Zu diesen gehören u. v. a. Ikonen, Kunstwerke der klassischen Antike, riesige Kronleuchter aus Waterford-Kristall, seltene Porzellangefäße und Bücher.
Rund um das Herrenhaus befindet sich ein wunderschön angelegter Park, der nahe am Haus aus Stauden- und Blumenrabatten sowie Buchslabyrinthen besteht. Das weitere Umfeld ist als typischer Landschaftsgarten gestaltet, in dem sich auch die malerischen Ruinen einiger Nebengebäude befinden. Passend zur wunderbaren Szenerie gab sich auch die Sonne ein erstes Stelldichein zu unserer Reise.

Tag 6: Bere Island – Castletownbere

Die heutige Wanderung führte uns auf die Insel Bere Island, gelegen vor der Beara Halbinsel. Via Castletownbere fuhren wir mit einer kleinen Fähre auf die Insel über. Bei strahlendem Sonnenschein machten wir eine Wanderung über die Hänge auf dem Ostteil der Insel. Hier taten sich in absoluter Stille immer wieder Blicke auf die Bucht zwischen der Insel und Castletownbere auf. Ganz im Osten der Insel erwartete uns ein in der Sonne strahlend weiß leuchtender Leuchtturm, dahinter öffnete sich der Blick auf den tiefblauen Atlantik.
Entlang der Seeseite ging es nun die Hänge hinauf bis zu einem verfallenen Signalturm aus alter Zeit. Hier machten wir ein sonniges Picknick mit Aussicht. Wer wollte, konnte nun den Wanderweg fortsetzen und sich auf die Höhen im Zentrum der Insel begeben, wo u. a. ein Gipfelkreuz sowie ein prähistorischer Menhir lockten. Für die Geruhsameren bot sich die Möglichkeit, die Örtchen der Insel mit Museum, Hafen und Cafe genauer zu erkunden.Nachdem wir gemeinsam wieder mit der Fähre aufs Festland übergesetzt waren, ging es für eine kurze Stippvisite in die traditionelle Kneipe "MacCarthy´s Bar" im Fischereistädtchen Castletownbere. Diese ist noch, wie in früher üblich, als Mischung zwischen Tante Emma-Laden und Bar gestaltet. Im Buch "A doctor´s war" kann man sehr eindrucksvoll das bewegte Leben von Aidan MacCarthy, Großvater der jetzigen Barbesitzerin, nachlesen, der u. v. a. während des Zweiten Weltkrieges in japanische Gefangenschaft geriet.

Tag 7: Wanderung auf der Old Kenmare Road – Killarney

Heute hieß es Abschied nehmen vom Eccles Hotel. Unsere heutige Wanderung führte uns in die einsamen Höhenzüge zwischen Kenmare und Killarney, über die einst ein heute als "Old Kenmare Road" bekannter Verbindungsweg verlief. Heute ist dieser noch als Pfad im Gelände vorhanden und dient als beliebter Wanderweg durch unberührte Landschaften.
Oberhalb von Kenmare, bei Gowlane, begannen wir die Wanderung. Diese führte uns durch karge und dramatische Berglandschaft zum sogenannten Windy Gap, einer Passhöhe, die ihrem Namen alle Ehre machte. Danach erfolgte ein langer, sanfter Abstieg durch einsame Berglandschaft mit kleinen Wildbächen, Ginstersträuchen sowie alten, knorrig gewachsenen Eichen.
An der Kreuzung der beiden Wanderwege "Kerry Way" und "Old Kenmare Road" wandten wir uns nach Osten und machten einen Abstecher in einen der wenigen noch urtümlich erhaltenen, früher sehr ausgedehnten Eichenwälder Irlands. Farne und Moose, Flechten und knorrig gewachsene Baumstämme scheinen direkt aus einem der Filme zum "Herrn der Ringe" zu entstammen. In dieser perfekten Kulisse nahmen wir unser Picknick ein. Der wanderlustigere Teil der Gruppe setzte daraufhin den Weg entlang der Old Kenmare Road fort Richtung Muckross House. Der Rest folgte einem kurzen Abschnitt des Kerry Way zur pittoresken Galway Bridge, wo der Bus wartete.Beide Gruppen besuchten auf ihrem Weg Richtung Muckross House in Killarney den wunderschönen Torc Wasserfall, der zu einer der Hauptattraktionen im landschaftlich reizvollen Killarney-Nationalpark gehört. Im Nationalpark befinden sich die mit über 1000 m Höhe höchsten Berge Irlands, umgeben von zahlreichen Seen und einsamen Moorlandschaften.Den Ausklang des Tages bildete eine Stärkung im Café des Muckross Houses für alle. Muckross House ist ein sehr eindrucksvoller Herrensitz des 19. Jhds., umgeben von Gewächshäusern, Gärten und einem Park. Genau wie viele andere Sehenswürdigkeiten rund um Killarney bzw. auf dem sog. "Ring of Kerry", der rund um die Halbinsel Iveragh verläuft, ist Muckross House touristisch stark frequentiert.

Tag 8: Dingle

Der heutige Ausflug führte uns auf die Halbinsel Dingle, die Zentrum der ursprünglichen Gaeltacht, des gälischsprachigen Teil des Landes, ist. Hier finden sich in grüner Landschaft noch tausende historische und vorgeschichtliche Sehenswürdigkeiten und locken verträumte Strände und Buchten zum Spaziergang.Der größte Strand ist Inch Beach, den wir auf der Anfahrt passierten. Er ist mehrere Kilometer lang, ragt als Sandhaken ins Meer und bietet tolle Ausblicke auf die Berge der Iveragh-Halbinsel sowie gute Surfreviere.Die Inselhauptstadt Dingle liegt geschützt in einer Bucht und ist vor allem bekannt durch seine bunten Häuserzeilen sowie den seit fast 30 Jahren dort lebenden, zutraulichen Delphin Fungie. Zahlreiche Denkmäler - und natürlich einschlägige Ausflugsangebote ab Hafen - zeugen von der Beliebtheit des Meeressäugers.Eine weitere sehr bekannte Sehenswürdigkeit auf Dingle ist das Gallarus-Oratory, eine Einsiedlerzelle des 8. bis 10. Jhds. Sie entstand in der Tradition der irischen Mönchskirche. Diese bildete sich nach der Christianisierung der Insel durch den Heiligen Patrick und andere im 5. Jahrhundert heraus: Die Kirche war nicht, wie auf dem Festland, nach Klöstern und Orden gegründet, sondern befand sich in Händen von mönchischen Kleinstgemeinschaften und Einsiedlern. Viele der Einsiedeleien waren an äußerst entlegenen Orten angelegt, wie z. B. auf den Skellig Inseln, die vor der Ivragh Halbinsel schroff aus dem Meer ragen. Auch beim Gallarus-Oratory, das aus perfekt verfugtem Trockenmauerwerk gefertigt ist, handelte es sich um eine Einsiedlerzelle und / oder frühe Kapelle.
Erst mit einer Kirchenreform im 12. Jhd. etablierten sich auch in Irland Mönchsorden und Bistümer als kirchliche Verwalter. Es entstanden große Klosteranlagen wie jene von Clonmacnoise in Zentralirland.Bei schönstem Sonnenschein fuhren wir zur Küste an der Südwestspitze Dingles, wo wir einen kleinen Strandspaziergang machten. Hier wurden uns von den örtlichen Wanderführern Jan und Shirley essbare Wasserpflanzen - Algen, Seesalat und Tange - vorgestellt. Im Anschluß wanderten wir über die Höhenzüge oberhalb dieses schönen Küstenabschnittes durch grüne Weiden, Moore und farnbedeckte Wiesen parallel zur Küste in Richtung Slea Head. Auf dem Weg konnten wir einen Blick auf die vorgeschichtliche Befestigungsanlage Dunbeg Fort werfen. Solche Anlagen dienten in der Vergangenheit als Fluchtorte und geschützte Siedlungen und waren zu zehntausenden über Irland verteilt. Sie zeigen auch die Kleinteiligkeit der Siedlungslandschaft während der Zeit der Clanherrschaft auf - viele Territorien gab es, die von Anführern und Kleinkönigen beherrscht wurden.
Weitere Relikte aus der Vergangenheit sind sogenannte Bienenkorbhütten. Es handelt sich um kleine, halbrunde Steinhütten, die ebenfalls aus Trockenmauerwerk verfertigt wurden. Sie dienten ab dem Frühmittelalter als Einsiedlerzellen, Unterkünfte, Unterstände und wurden auch in der Neuzeit noch als Schutzhütten für Hirten oder als Werkzeugschuppen genutzt.Der Wanderweg endete an der Westspitze Dingles, mit tollem Ausblick auf die dramatische Küste bei Slea Head und die vorgelagerten Blasket Inseln. Im Anschluß bestand die Gelegenheit auf eine Stärkung im und / oder kurzen Besuch des Blasket Visitor Centres. Ein Spaziergang im bunten Städtchen Dingle mit seinem schönen Hafen rundete das Tagesprogramm ab.

Tag 9: Adare – Dublin

Heute mussten wir Abschied von der Westküste Irlands nehmen. Über Autobahnen und größere Straßen fuhren wir Richtung Osten. Wir passierten Limerick. Bei dieser Stadt handelt es sich ebenfalls um eine alte Stadt aus der Wikingerzeit. Nach der englischen Eroberung im 12. Jhd. entwickelten sich auf dem Stadtgebiet zwei Städte - eine englische und eine irische, die beiderseits des Flusses Shannon lagen. King John´s Castle zeugt heute eindrucksvoll von der bewegten Geschichte der Stadt.Ein kurzer Mittagsstop führte uns nach Adare. Hier wurde von einem reichen englischen Adeligen im 19. Jhd. die Idee eines idealen Dörfchen nach englischen Vorbildern verwirklicht. Es entstand ein Zuckerbäckerdörfchen mit reetgedeckten Häuschen und kleinen Bauerngärten. Im angrenzenden Adare Manor befindet sich heute ein Luxushotel mit angegliedertem Golf Ressort.Durch die fruchtbaren Ebenen Zentralirlands ging die Fahrt weiter, vorbei an den wilden Silvermine Mountains mit ihren alten Silberminen, dem bei Touristen beliebten Loch Derg und dem archäologisch beim Bau der neuen Autobahn Limerick - Dublin fundreichen Gebiet rund um die Kleinstadt Nenagh.In Dublin wurden wir schon zu einer Führung im sehr quirligen, gut besuchten Guinness Storehouse erwartet. In dem alten Lagerhaus wurde ehemals die Gerste für den Brauereiprozess fermentiert. Heute kann man sich hier informieren über die über 250jährige Geschichte des in aller Welt bekannten Guinness-Bieres. Besonders beliebt bei Touristen sind die Ausstellung mit vielerlei Werbematerial und die Bar im 7. Stock mit Rundblick auf ganz Dublin.Beim anschließenden Stadtrundgang lernten wir einige Highlights Dublins kennen. Auch diese Stadt ist eine wikingerzeitliche Gründung des 9. Jahrhunderts. Im Laufe späterer Jahrhunderte war sie sowohl Hauptstadt der englischen Kolonialherren als auch Zentrum der irischen Freiheitsbewegung. Durch den Osteraufstand irischer Rebellen im Jahre 1916 und die Ausrufung einer freien Republik Irland - gefolgt von den irischen Freiheitskriegen - wurde schließlich der jahrhundertelange Kreislauf aus Unterdrückung und Aufständen beendet und Irland eine eigenständige Republik.
Von der langen und wechselvollen Geschichte erzählt u. a. das Dublin Castle: Hier befand sich die wikingerzeitliche Keimzelle der Stadt, hier befand sich das Zentrum der englischen Regierung in der Stadt, hier werden noch heute Repräsentationsräume für Staatsakte genutzt.
In Gehweite befindet sich die St. Patrick´s Cathedral, deren Grundsteinlegung 1191 war. Sie wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach erweitert und umgebaut und beherbergt heute u. a. das Grab Jonathan Swifts, Schriftsteller und ehemaliger Dekan der Kirche. Noch älter ist die Christ Church Cathedral, die im 11. Jhd. entstand und im 17. Jhd. zeitweilig auch Gerichte und Parlament beherbergte.Zu den Altehrwürdigkeiten Dublins gehört auch das Trinity College. Dieses wurde bereits 1592 durch die englische Königin Elisabeth I. gegründet, die auch die Kolonisierung Irlands vorantrieb und für ein Prosperieren der protestantischen Bevölkerung sorgte. Im 17. - 19. Jhd. wurden die Anlagen der Universität stetig erweitert und beherbergen heute touristische Anziehungspunkte wie den Glockenturm im Innenhof oder die berühmte Bibliothek.Rund um die genannten Sehenswürdigkeiten gruppieren sich in der Altstadt Dublins schöne Plätze aus viktorianischer Zeit mit den bekannten bunten Türen (Merriot Square, St. Stephens Green, Fitzwilliam Square) sowie beliebte historische Einkaufsstraßen wie die Grafton Street oder die O´Connell Street.
Am Beginn der O´Connell Street, auf der anderen Seite des Flusses Liffey, befindet sich ein Denkmal für den Befreiungskämpfer Daniel O´Connell, der 1823 die Catholic Association gründete. Diese setzte sich vehement zur Wehr gegen die Ende des 18. Jhds. unter Wilhelm von Oranien = König Wilhelm III. von England eingeführten Penal Laws, die die irisch-katholische Bevölkerung stark diskriminierten und schikanierten.Ebenfalls auf der anderen Liffey-Seite gelegen ist das Customs House aus dem 18. Jhd., ehemals Zollgebäude, heute Sitz u. a. der Stadtverwaltung. Hier befindet sich auch das Hilton Garden House, in dem wir übernachteten.Tag 10: Book of Kells - Dublin:Am Abschiedstag gab es für Interessierte noch einen Besuch in der Bibliothek von Trinity College bzw. beim berühmten Book of Kells. Dieses entstand vermutlich um 800 auf der schottischen Insel Iona und wurde später zum Schutz gegen Wikingerüberfälle in die Abteil Kells im Süden Irlands gebracht. Dort wurde das Buch 1009 gestohlen, tauchte aber einige Jahre später wieder auf - allerdings ohne den prachtvollen Einband aus Gold und Edelsteinen. Dieses Meisterwerk der Buchmalerei verblieb bis ins 17. Jhd. in der Abteil Kells und wurde dann in die Bibliothek von Trinity College überstellt. Es handelt sich heute um eines der schönsten und elaboriertesten Beispiele mittelalterlicher Buchkunst überhaupt. Eine kleine Ausstellung stellt das Buch und seinen Hintergrund vor.
Im Stockwerk darüber befindet sich der sog. "Long Room" der Bibliothek Trinitys. Unterhalb eines eindrucksvollen Tonnengewölbes mit Holzverkleidung reihen sich schwindelerregend hohe Regale mit alten Büchern und Folianten dicht an dicht. Auch die älteste Harfe Irlands, Vorbild für die irische Flagge, ist dort ausgestellt.Im Anschluss an den Besuch beim Book of Kells spazierten wir Richtung Merriot Square, vorbei an den imposanten, neoklassizistischen Bauten der Nationalmuseen und dem Sitz des irischen Premierministers. Am Merriot Square bestechen die georgianischen Häuser mit ihren bunten Holztüren und verglasten Oberlichtern. In Haus Nr. 1 lebte der Dichter Oscar Wilde, dem auch ein Denkmal im angrenzenden Park gewidmet ist. Wer einmal ein georgianisches Haus von innen sehen möchte, dem sei jenes am Fitzwilliam Square 29 - mit original erhaltener Einrichtung - empfohlen.Mit einem freien Nachmittag für Jedermann - zum Bummeln in Dublins schöner Innenstadt bei schönstem Wetter, für Einkäufe oder Museumsbesuche - endete die ereignisreiche Reise, ehe am späten Abend der Rückflug und damit Abschied von der "Grünen Insel" nahte.Petra Härtl

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht