Reisebericht: Rundreise Mittelmeer – Sardinien – Korsika

13.10. – 27.10.2010, 15 Tage Gruppenreise – Gardasee – Costa Smeralda – Cagliari – Nuraghe Santu Antine – Bosa – Alghero – Bonifacio – Ajaccio – Calanche – Corte – Bastia – Balagne – Cap Corse – Cremona


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Zwei Inselm im Mittelmeer, nur 12 km voneinander entfernt. Je mit eigenen Reizen und doch so verschieden.
Ein Reisebericht von
Peter Großer

Reisebericht

Sardinien und Korsika - Juwelen im Mittelmeer
Mittwoch, 13.10.2010
In acht Jahren habe ich nun zum 13. Male die beiden Mittelmeerinseln als Reisleiter erleben können, aber es ist tatsächlich wie bei Juwelen - man kann sich daran nicht satt sehen. Am Anfang musste manche Strecke neu erschlossen werden oder das eine oder andere Hotel verändert werden. Hinweise unserer Gäste wurden, wenn es möglich war, berücksichtigt. Und so wurde der Reise-Klassiker ständig weiterentwickelt.
Die Anreise zum Gardasee führt durch schöne Landschaften Bayerns, Österreichs und Südtirols/Trentino. Sie haben viele Italienreisende begeistert und es ist auch Anlass, wieder einmal Goethe aus dem Bücherschrank zu nehmen und einige köstliche Stellen seiner Italienischen Reise zu Gehör zu bringen. Wie immer ist eine Reise auch eine Reihe nicht nutzbarer Gelegenheiten, ich wäre gern länger durch die Altstadt von Arco und seine prächtigen Parkanlagen gestreift.
 
Donnerstag, 14.10.2010
Früher war der Besuch Veronas eine Überraschung. Es stand davon nichts im Katalog.
Für manchen Gast ist es ein Wiedersehen, für andere eine erste Begegnung. Die Stadt hat im Spätherbst weniger Gäste, das ist angenehm. Natürlich gibt es eine klassische Route zu den Hauptsehenswürdigkeiten, aber ich lasse mich auch einmal von Gästen anregen, um neue Wege zu gehen


 und Neues zu erkunden. Man müsste Tage hier bleiben, um den architektonischen Reichtum dieser Stadt zu genießen oder einmal die 4 Hauptkirchen und ihre Kunstschätze zu besuchen. Aber die Zeit drängt, wir wollen kein Risiko eingehen, auf der Hauptstrecke Milano - Roma mit ihren vielen Baustellen in Zeitnot zu geraten. Es dauert in Livorno nicht lange und wir können die Fähre betreten bzw. auf der Rolltreppe befahren.
Es ist schon geraume Zeit dunkel, aber auch die Ausfahrt aus dem Hafen, den die Medicis erbauen ließen, ist ein Erlebnis, auch wenn viele Gäste schon manche Fährüberfahrten bei Eberhardt TRAVEL unternahmen.
 
 
Freitag, 15.10.2010
 


Na ja, die Fähre kommt wieder einmal verspätet an. Das ist aber eigentlich gut so, denn im Spätherbst geht die Sonne später auf und die Gäste sollten an der Costa Smeralda die ersten Eindrücke von der Küste mit ihren Halbinseln, Kaps und vorgelagerten Insel bei Schein der aufgehenden Sonne genießen können. Die erste gemeinsame Wanderung geht in das Paradies der Reichen und Schönen, Porto Cervo, das sich schon auf den Winterschlaf vorbereitet. In vorbildlicher Weise sind Natur und unauffällige Bebauung eine Einheit geworden und es stört nicht, dass die Luxusuhren aus Glashütte nicht mehr in den Schaufenstern liegen. Die wunderschöne neosardische Kirche Stella Maris ist der Abschluss des Rundganges.



Dann geht es nach Innersardinien, nach Orgosolo, früher der verteufelte Ort der Banditen, einfachen Hirten, die sich gegen das ungerechte System der Besitzer des früher gemeinsamen Weidelandes und ihre Ordnungshüter auflehnten. Traditionelle Speisen und Getränke werden in einem Eichenwald gereicht, es wird reichlich gegessen und getrunken und wir lernen uns dabei näher kennen. Der abschließende Hirtengesang mit dem neuen Vorsänger Francesco entstammt uralten Traditionen, reine Männersache.
 
 


 
Durch waldreiche Gebiete Mittelsardiniens mit Gipfel bis zu 1800 m Höhe kommen war am Abend in die ausgezeichnete Hotelanlage an der Marina des kleinen Ortes Capitana. Sie liegt direkt am Meer, mit eigenem Strand und, ich will es nicht glauben, einige nutzen noch die Bademöglichkeit im Meer.
 
Sonnabend, 16.10.2010
Es ist schönes Wetter, wenn auch am Morgen sehr graue Wolken am Himmel hängen.
Es regnet nur in den Wintermonaten in Cagliari und die vielen blauen Wassertanks auf den Dächern künden von den Trinkwasserproblemen der Stadt. Cagliari ist stolz auf sein Alter, will als phönizische Gründung älter als Rom sein und ist natürlich ebenso auf 7 Hügeln erbaut.
Zwei davon besuchen wir. Aber vorher sehen wir die alte und neue Basilika unser lieben Frau von Bonnario und Teile des anschließenden Klosters. Es war schon ein Wunder, als 1370 die Statue der Madonna mit einer brennenden Kerze in der Hand in einer Kiste angeschwemmt wurde. Von Wundern künden auch die Bilder, die zum Dank für die glücklichen Rettung aus Seenot geschenkt wurden, die vielen Schiffsmodelle und die Krücken an der Wand.
Auf dem Hügel Monte Urpino wurde ein schöner Park angelegt, von dem man nach beiden Seiten sehen kann: das Gebiet der Strandseen und ehemaligen Salinen mit der Flamingokolonie und die Altstadt mit ihren Befestigungen auf der anderen Seite.



Die Mittagszeit verbringen wir im Stadtzentrum am Hafen. Dann geht es auf engen Straßen in die hochgelegene Altstadt mit seinen repräsentativen Bauten, der Kathedrale und der Palast der des Vizekönigs, mit seinen Befestigungen, von der auch noch 2 riesige Türme aus dem 14. Jahrhundert erhalten sind. Es gibt eine Reihe von Aussichtsplattformen in alle Richtungen und enge, krumme Gassen mit hohen Häusern, geschmückt mit Blumen und Wäschestücken, oft verfallen. Es bedarf noch großer Geldsummen und privater Initiative, um die gesamte Altstadt wieder vollständig in ein Schmuckstück zu verwandeln.
 
Sonntag, 17.10.2010
Heute geht es wieder in den Norden. Sardinien hat vorzügliche Straßen und bald ist San Giovanni di Sinis erreicht. Eine rotbraune Kirche streitet mit einer anderen aus Cagliari um den Ruhm, die älteste Sardiniens zu sein. Der frühbyzantinische Bau zeigt, wie schwer es damals wieder war, Räume mit Gewölben zu versehen, die Römer waren da schon weiter.


Im Windschatten der Hügelkette der Sinis-Halbinsel haben schon die Phönizier einen sicheren Hafen geschaffen, den dann die Römer nutzten. Die große Stadt Tharros entstand. Von ihr sind heute nur Teile freigelegt. Franco schildert vor allem das Wasserversorgungssystem für Termen und Privathäuser und die vorbildlichen Abwasserkanäle der Römer. Viele Jahrhunderte danach war man viel rückschrittlicher.
Ich bin immer wieder beeindruckt vom damaligen technischen Stand des Bauwesens.
Ganz anders Bosa, eine Stadt zu Füßen einer Burg der genuesischen Malaspina-Familie. Jedes Jahr stelle ich fest, wieder einige der hohen Häuser, die sich dicht um den Burgberg drängen, einen kräftigen Farbanstrich erhalten haben. Von der Burgmauer hat man einen weiten Blick auf die Temomündung, das Meer und die umliegenden Berge. Fresken im kleinen Kirchlein künden von Aposteln und historischen Gestalten und vermitteln Weisheiten in der Legende von den drei Lebenden und den 3 Toten.



Über die schöne Panoramastraße am Meer gelangen wird nach Alghero in das gute
4-Sterne-Hotel Rina, einige Schritte vom Badestrand entfernt.
 
 



Montag, 18.09.2010
Die charmante Cedalia zeigt uns Alghero. Die Stadt ist ein großer Badeort auf Sardinien. Aber sie hat auch eine reiche Tradition aus der Zeit der Zugehörigkeit zu Aragon, das damals schon mit Katalonien vereinigt war. In diesem „Barcelonetta" finde ich die katalonische Gotik wieder, die ich vor Wochen im genau 300 Seemeilen entfernten Barcelona bewundert hatte. Leider nagt die salzige Seeluft sehr am weichen Sandstein der Kathedrale und der gotischen und Renaissance-Häuser. Die katalonische Zweitbeschriftung an den Straßen kündet von den alten Verbindungen. Hier hat sich auch religiöses Brauchtum in der Karwoche so erhalten, dass viele Katalanen für die Prozessionen nach Alghero kommen. Natürlich reizen auch die Schaufenster mit dem vielen Schmuck, vor allem auch aus der dunkelroten Alghero-Koralle. Endlich auch einmal etwas Freizeit, mag mancher Gast gedacht haben und nutzt sie auf unterschiedliche Weise. Die wenigen Regentropfen stören nicht dabei.
 
Dienstag, 19.10.2010
Es ist ein Tag zum Erholen. Ich versuche wie immer, den Gästen eine gemeinsame Unternehmung anzubieten. Da bietet sich der „Trottolo" an, die offener Doppeldeckerbus, der an das Capo Cacchia, das Jagdkap sardinisch-piemontesischer Könige fährt. Leider verhindert ein starker Wind, der schon am Vortage zum Einstellen der Bootsfahrten für Touristen führte, den Besuch der berühmten „Neptungrotte". Sie war geschlossen und einige sportliche Gäste, die die je 650 Stufen vom Kap aus herab und hinauf bezwingen wollten, standen vor verschlossener Tür.
 


Ich nutze mit einigen Gästen die Gelegenheit, in der berühmten Siedlung Palma Vera eine Festung, die Grundmauern von 50 Hütten und einer Versammlungshütte anzusehen. Um 1500 v.Chr. entstand bei der sardischen Urbevölkerung die Nuraghenbauweise. Ein Nuraghe ist ein kegelstumpfförmiger, mit einer Kuppel überwölbter Bau in Trockenbauweise aus Kalkstein, Sandstein oder Basaltblöcken. Bis zu 10.000 hat es auf Sardinien gegeben. Meist sind es Beobachtungs- und Verteidigungstürme.
Sardinien ist mit seinen Feenhäuser, Gigantengräbern, Brunnenheiligtümern und Nuraghen ein ärchälogischer Freilichtpark der Stein- und Bronzezeit.
 
Mittwoch, 20.10.2010
Auf der Fahrt zu der Nordspitze Sardinien sehen wir die beeindruckende Stadt Castelsardo, von einer Festung gekrönt. Nicht weit davon hat die Natur aus Trachyt, einem vulkanischen Gestein die bizarre Figur eines Elefanten geformt.


 
Er ist ein beliebtes Fotomotiv, aber auch Forschungsgegenstand der Archäologen, denn hier sind Felsengräber aus einer Kultur der Jungsteinzeit angelegt worden, die bis 5000 Jahre alt sind, sogenannte Feenhäuser. Wir halten im Fährhafen von Santa Teresa di Gallura, eine junge Stadt, die Vittorio Emmanuele erst 1808 anlegen ließ und nach seiner österreichischen Frau Maria Theresia benannte. Das Schmugglerwesen zwischen Sardinien und Korsika sollte von hier aus überwacht werden. Heute haben wir aber ein anderes Problem. Ein Sturm hat das Meer
aufgewühlt und eine starke Strömung in der nur 12 km breiten Meerenge entstehen lassen.
Der Fährbetrieb ist eingestellt. Korsika mit seiner weißen Kalksteinküste um Bonifacio und dem blauen Gebirge sind greifbar nahe. Ich hatte eigentlich vorgehabt, nicht mit meinem Unternehmen zu telefonieren, weil die gesamte Reise sorgsam geplant und vorbereitet ist. Aber nun musste durch Eberhardt Travel schnell umdisponiert werden und ein Hotel in Hafennähe gesucht werden, eine nicht ganz einfache Aufgabe in einer Zeit, in der die meisten Hotels schon geschlossen haben.
 
Donnerstag, 21.10.2010
Der Fährausfall hatte natürlich auch zu einen Stau der Fahrzeuge geführt und so kamen wir später nach Korsika, als wir alle gewünscht hatten. Erstaunlicherweise hatten sich die Wogen heute geglättet und die Überfahrt verlief bei ruhiger See. Die schönste Seite von Bonifacio zeigt sich bei der Annäherung mit dem Schiff. 70 m über dem Meeresspiegel drängen sich die Häuser aneinander, geschützt von mächtigen Festungsanlagen.


 
Der Ort an einem kleinen Fjord war immer begehrt als geschützter Hafen. von Odysseus, der auf seinen Irrfahrten vermutlich hier einlief, bis zu deutschen U-Booten im 2.Weltkrieg. Große Höhlen und Kehlen haben die Wellen herausgewaschen, Häuser hängen über dem Wasser und eine Treppe, die von der Stadt zum Meer führt, bildet eine schräge Linie am Felsen. Spanische Angreifer sollen sie in einer Nacht in den Felsgeschlagen haben, sicher eine Legende. Sie war wohl eher eine Zugangsmöglichkeit zu einer Süßwasserquelle.
Die bizzare Granitlandschaft Nordostsardiniens, der Gallura, setzt sich hier in Korsika gleich nach dem schmalen Kalksteingürtel fort. Die Fahrt nach Ajaccio geht am Meer entlang, über Pässe und immer wieder zeigt das Meer Buchten und Golfe. In Ajaccio empfängt uns ein innerstädtisches Hotel an der tagsüber belebten Geschäftsstraße und ein gutes Restaurant in der Nähe.
 
Freitag, 22.10.2010
Mit einer kleinen Stadtführung durch das Zentrum Ajaccios beginnt der Tag. Napoleon, der Korsika nur durch seine Kindheit und einige Besuche kannte, hat trotzdem überall seine Spuren hinterlassen. Straßen tragen seinen Namen und die der Familienangehörigen, auch des Onkels Kardinal Fesch, der ihn auf seinen Kriegszügen beleitete und mit sicherer Hand aus den Museen Europas die wertvollsten Stücke einsammelte. In Stein steht er mit Toga und Lorbeerkranz an der Grenze zum Genueserviertel, das Korsen früher nicht betreten durften. Wenige Schritte weiter sein Geburtshaus. Von hier aus hatte es seine Mutter Laetitia nicht weit zum täglichen Besuch der Kathedrale. Hier wurde Napoleon getauft, sagt man (der Taufschein sagt es anderes) und hier wollte er begraben sein, sagt man (war es nicht am Ufer der Seine inmitten des französischen Volkes, das er so geliebt hatte ?).
Naja, Legenden werden immer geboren. Zitadelle und Hafen, Abschied von Ajaccio
 



Les Calanche. „Da waren Spitzen, Säulen, Türmchen, erstaunliche Figuren, geformt von der Zeit, vom Wind und dem Nebel des Meeres. Bis zu dreihundert Meter hoch, fein und gewunden, gekrümmt, unförmig, überraschend, unwirklich. Diese verblüffenden Felsen schienen wie Bäume, Pflanzen, Tiere, Gebäude, Menschen. Mönche in Kutten, gehörnte Teufel und Riesenvögel, ein ganzes furchtbares Volk, eine durch den Willen irgendeines exaltierten Gottes versteinerte Ansammlung von Alpträumen." So beschrieb Maupassant die Calanche, jene bizarre Granitlandschaft in Rot und Grün inmitten des Blau des Meeres und des Himmels.
Die Wanderung entlang der Panoramastraße ist für mich immer der Höhepunkt der Reise.
Wir fahren in die Speluncaschlucht, müssen aber dann wenden, um das „Rückgrat" Korsikas, dieser Alpen im Meer auf einer anderen Straße zu überqueren. Man verbreitet endlich eine enge, gebogene Brücke, die früher unseren Buschauffeuren viel abverlangt hat. Es ist schon dunkel als wir unser Hotel auf der Nehrung des großen Strandsees von Biguglia erreichen. Ich bin wie immer vom Foyer des Hotels begeistert, das eher ein mineralogisches Museum ist.
 
Sonnabend, 23.10.2010
Heute geht es in die Balagne, Korsikas Garten. Auf den Weg dahin wechseln sich die Landschaften ab: das vom Namen her nebelreiche Nebbio, diesmal bei gutem Wetter, die Nordküste, die macchiabedeckte Steinwüste der Desert des Agrigates, einst Genuas Kornkammer, heute unverbaute Landschaft, in denen nur wenige Menschen wohnen.
Am Strand von l'Ile Rousse baden noch einige Urlauber. Den Ort ließ der Vater der Nation Pacquale Paoli anlegen, weil sein korsischer Staat den Hafen von Calvi den Genuesen nicht abnehmen konnte. Von Calvis Zitadelle hat man viele Ausblicke auf die schöne Felslandschaft am Meer. Im genuesischen Calvi sei Columbus geboren, einige Mauerreste blieben von seinem Geburtshaus. Auch Genua selbst hat ein Geburtshaus und manch anderer Ort erhebt Ansprüche als Geburtsstadt - eine sonderbare Mehrfachgeburt.
 


Die Balagne war einst der Garten Korsika. Bis ins 19. Jh. zählte dieser Landstreifen mit seinen zahlreichen Olivenplantagen und Obstbäumen (Orangen, Feigen usw.) tatsächlich zu den gesegneten und fruchtbaren Gegenden der Insel. Trockenheit und viele Brände haben große Teile veröden lassen. Geblieben sind verfallene Terrassen, Burgen, romanische Kirchen und Klosterbauten. Seit 30 Jahren ist eine Straße der Kunsthandwerker eingerichtet: Messerschmiede, Töpfer, Instrumentenbauer und Imker bewahren die alte Handwerkertraditionen. Vom Felsennest San Antonino aus, 500 m über dem Meer, aber nur 3 km von ihm entfernt hat man einen weiten Blick in das Gebirge und die Küstenlandschaft.
 
Sonntag, 24.10.2010
Die Castagniccia ist im Herbst am schönsten, wenn die großen grünen Früchte der Esskastanie an den bunt gewordenen Bäumen herangereift sind. Es ist der Baum des Lebens, Nahrungsgrundlage schon seit der Jungsteinzeit, aber erst im 16.Jhdt. durch genuesisches Gesetz bewusst angepflanzt. Nach dem Erliegen des Getreideanbaus war die Kastanie das Grundnahrungsmittel und dreimal billiger als Weizenmehl. Heute ist es zehnmal teurer und Grundlage viele Speisen und des ausgezeichneten Kastanienbieres.
 


Durch die Berglandschaft führt eine gewundene schmale Straße. Am Rande stehen Jäger, die auf Wildschweinjagd sind oder sammeln Korsen (und auch Gäste von uns) die Früchte.
Auch in der Geschichte Korsikas spielt die Landschaft eine Rolle: in Cervione wurde ein deutscher Höfling zum König gewählt und musste nach einigen Monaten wieder fliehen.
Und in Morosaglia wurde der Vater des Vaterlandes, Pasquale Paoli geboren, Befreier des größten Teiles der Insel von der genuesischen Herrschaft. Er führt die Schulpflicht ein gründete die Universität Corte und setzt als erster die Ideen der französischen Aufklärer von einer Demokratie mit Gewaltenteilung in einer Verfassung um, Jahre vor der Erklärung der Menschenrechte in den USA und Frankreich. Damals blickte Europa auf Korsika. In Europa gibt es noch ein der Gesetzgebung fähiges Land, nämlich die Insel Korsika (Rousseau), ein edles Volk ist hier auf Korsika (Hölderlin) und selbst Friedrich der Große bemerkte, dass gerade die Korsen ein Beispiel dafür sind, welchen Mut, welche Mannhaftigkeit die Freiheitsliebe dem Menschen verleiht. Europa hat heute vergessen, die Korsen nicht. Und sie wissen auch, das Korsika als erstes französisches Departement 1943 sich selbst gefreit hatte, lange vor dem 1. Befreiten Departement Calvados am Ärmelkanal, wie es alle Schul- und Geschichtsbücher heute noch schreiben. Wir besuchen Corti, die Hauptstadt Korsikas während der Unabhängigkeit im 18.Jahrhundert. Heute ist sie wieder Universitätsstadt und Zentrum der Bewahrung korsischer Sprache und Kultur.

Montag, 25.10.2010
Noch einmal Meer und Felsen, kleine Dörfer und winzige Strände, alte Wachtürme der Genuesen und eine enge Straße mit notwendigen Ausweichmanövern - die Korsen weichen geschickt dem großen Reisebus aus. Es ist das Cap Corse mit seiner wilden Felslandschaft auf der Westseite und seiner kultivierten Ostseite.
 


Viele kleine Geschichten kann man hier erzählen, von der Märtyerin und Nationalheiligen Julia, von der Einmann-Verteidigung Casellas in Nonza gegen die Franzosen oder von der Seenot von Matrosen vor Sisco, die ihre wertvollen Reliquien stifteten. Korsika ist aber auch ein Land mit deftigen Speisen, Wurst, Schinken, Schafskäse und ein Land guten Rotweines. Für ein Picknick haben wir auf einer Bruchsteinmauer im Hafen von Macinaggio ein Buffet angerichtet, es ist ein Abschied von Korsika, der Insel der Schönheit.
Die letzte Visite gilt Bastia, zweitgrößte Stadt der Insel mit einer Altstadt am alten Fischereihafen die zeigt, wie schwierig es ist, gegen den Verfall anzukämpfen und das gesamte Ensemble für die Nachwelt zu erhalten.
Die Nacht verbringen wir auf der Fähre, die uns nach Savona bringt.
 
Dienstag, 26.10.2010
Noch einmal fahren wir durch Italien, vorbei an den Städten der ligurischen Küste, über das Gebirge, dort wo die Alpen in die Apenninen übergehen, in die Po-Ebene. Dort liegt auch ein Schmuckstück der oberitalienischen geschichtsträchtigen Städte: Cremona. Die Stadt hat auch noch eine Besonderheit: es ist die Stadt der Musik. Hier entstand mit Claudio Monteverdis „Orfeo" die erste Oper in Europa und hier fertigten Generationen begabter Handwerker die kostbarsten Geigen: die Amatis, die Guernaris und die Stradivaris. Vom Reichtum dieser lombardischen Stadt kündet auch der Dom und Europas höchster Backsteinturm, der Torrazzo. Und die Stadt hat auch eine kulinarische Spezialität: Torrone, ein hervorragender Nougat, ein weiteres Mitbringsel von der Reise.
Mit einem Spaziergang in Sirmione am Gardasee geht die Reise zu Ende. Es ist kühl geworden. Der Herbst hat sich schon fast verabschiedet. 


 
Mittwoch, 27.10.2010
Der Winter hat schon seinen ersten Vorboten in die Alpen geschickt. Die Schneedecke reicht fast bis Innsbruck herab.
 


Die Erinnerungen an viele schön und sonnige Tage auf den beiden Mittelmeerinseln bleiben.

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