Reisebericht: Italien – Gartenkunst in der Toskana & rund um Rom

03.06. – 12.06.2016, 10 Tage Rundreise Heller Garden – Spoerrigarten – Siena – Bomarzogarten – Tarot–Garten – Giardini di Ninfa – Papstresidenz Castel Gandolfo – Frascati – Tivoli – Villa D'Este – Villa Lante – Studienreise in kleiner Reisegruppe mit maximal 20 Reisegästen


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10 Tage Heller Garten - Spoerri- und Bomarzogarten Giardino di Ninfa - Castel Gandolfo - Villa d’Este - Villa Lante
Wer kennt sie nicht, die „magischen Gärten" mit ihrem zauberhaften Fluidum, von Dichtern wie Rilke gepriesen: „Aus unendlichen Sehnsüchten steigen / endliche Taten wie schwache Fontänen / die sich zeitig und zitternd verneigen. / Aber, die sich uns sonst verschweigen, unsere fröhlichen Kräfte - zeigen / sich in diesen tanzenden Tränen."
Unsere Reise durch die Welten kunstvoller Gärten ist auch eine Reise durch die Zeiten und eine Reise zu Persönlichkeiten, die in ihr gelebt haben.
Sie führt uns nach Mittelitalien zunächst in die Toskana, die in der Renaissance berühmt für ihre Künstler - eben auch Gartenkünstler - wurde nach Latium um Rom, wo im ausgehenden 16. und frühen 17. Jahrhundert der manieristische und barocke Garten in hoher Blüte stand. Vorbilder waren imperiale Kaisergärten, wie vom Kaiser Hadrian aus dem 2. Jahrhundert n.Chr., mit dem unsere Zeitreise beginnt.
An manieristischen und barocken Gärten inspirierten sich Künstler und Künstlerinnen der Neuzeit wie Salvadore Dali, Jean Tingely, Niki de Saint Phalle und André Heller: Das Interesse an der Gartenkunst war nach langer Zeit seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts wieder erwacht.
Futuristisch schließen wir den Zeitkreis mit dem Swarovski-Kristall-Garten aus dem 21. Jahrhundert, der Ausblicke in das Zukünftige bietet.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

1. Tag: Künstlerpark des Riesen und Kristallwelten in Wattens – Sterzing


Unser Besuch in Wattens verkürzte uns auf das Angenehmste die Fahrt über den Brenner und wir fanden uns nach 16 erkundeten Wunderkammern, basierend auf einer Idee von André Heller im „Garten des Riesen": auf 7,5 Hektar durchstreiften wir neben Spielgelände und römischer Ausgrabung das Hand-Labyrinth von André Heller, von dem herrlichen Gartenhügelrücken des Riesen aus zu betrachten und die schwebende Kristallwolke über schwarzem Spiegelwasser sowie weitere 13 Kunstwerke internatonal bekannter Künstler-Designer des 20. und 21. Jahrhunderts von Magnus Enzensberger bis Sylvie Fleury.
Das international agierende Unternehmen Swarovski bot hier ein über das Tagesgeschäft Hinausragendes an, ein besonderes Miteinander von Traditionellem und Modernem, von Gebautem und Gewachsenem, von Kristallinem und Amorphen.

2. Tag: André Heller Garten in Gardone


„Die natürliche Intelligenz meiner Seele", so schrieb Heller, hat mich zur Gartenkunst inspiriert und sein „Lied vom idealen Park" floss ihm bereits 1979 aus der Feder, eine Serie seiner Gartenkunst-Werke einleitend in Wattens, Gardone, Schönbrunn, Wien.
Für ihn ist und bleibt die Natur als Quelle der Inspiration unübertroffen und so interessieren ihn „Orte der Kraft, Oasen der Sinnlichkeit".
Nun gehört der Garten André Heller zwar nicht mehr, er hat ein neues Objekt seiner Gartenlust in Marokko mit dem dort realisierten „Anima"-Garten gefunden und seine Wurzel aus Europa nach Afrika verpflanzt. Doch was er mit seinem Weltgarten in Gardone hinterließ, ist stilvoll und bezaubernd genug, um uns in seiner einmaligen Mischung aus Kunst und Natur zu erfreuen.
Etwa 28 Skulpturen und Installationen lassen sich zwischen Bäumen, Felsen, Wasserläufen, Sträuchern und Blumen Gewächse aus allen Ländern entdecken, wie Kampferbaum, Korkeiche, Urweltmammutbaum, Kanarischer Drachenbaum, Neuseeländer Flachs und persischer Eisenholzbaum.

3. Tag: Spoerrigarten bei Seggiano am Fuße des Monte Amiata


Nach dem Impuls des Stifters und Objekt-Künstlers Daniel Spoerri zählt in seinem 1997 gegründeten „Garten als Fallenbild" nur der Augenblick beim Entdecken der über 100 Kunstwerke und Installationen auf dem weitläufigen Areal von über 15 Hektar am Fuße des uralten erloschenen Vulkans Monte Amiata.
Der nimmermüde unruhige Geist des Künstlers drängte ihn auch zu diesem Projekt und er widmete den Park seiner Lebensgeschichte und seinen Freunden - bekannten und weniger bekannten Künstlern.
Die Weitläufigkeit der Gartenanlage gab nicht nur den Werken, sondern auch unserer Entdeckerfreude viel Raum. Verfeinert wird dies durch die leckere landestypische Küche des Verwalters Roberto und Marinella Rossi, die wir sehr genossen haben.
Spoerri sammelt vorübergehend - für seine Objektwerke. Wiederkehrende Themen in all der Formen-Vielfalt sind das Verhältnis von Weiblichem und Männlichem, von Lust und Schrecken, doch auch der Tod, Mythen und Legenden sowie Selbstbespiegelungen spielen eine Rolle.
Gern wechselt der Künstler in seinen Werken die Perspektive und Größe, kombiniert Gegenstände auf ungewöhnliche Weise in seinen Werken, die über die Hälfte im Garten ausmachen. So irritiert er unsere Sehgewohnheiten.
Auf diesem Landgut wurde aus dem „Naturhassenden" ein „Naturhassliebender" (Spoerri), der erstaunt und eifersüchtig das sich ständig neu Erfindende der Natur entdeckte: auf der mageren steinigen Erde wachsen auf ehemaligen Wein- und Oliventerrassen jetzt einheimische Kultur- und Wild-Pflanzen wie der Echte Ölbaum „Olivastra Seggianese" und Echter Wein auch Himalaja Zeder, Pflaumeiche, Etruskisches Heiligenkraut, Lavendel, Judasbaum, Pfriemenginster, Zistrose, Kakipflaume, Lorbeer, Ess-Kastanie, Wacholder, Zypresse, Gingko, Echter Feigenbaum, Chilenische Schmucktanne.

4. Tag: Ausflug nach Siena – Weinverkostung


Die „starken Frauen von Siena" (Katharina von Siena und Gianna Nanini), die „Malerschule von Siena", „Siena an der Frankenstraße" - diese und andere Themen Sienas vermittelte uns charmant und kenntnisreich Silvia auf dem Rundgang durch das mittelalterliche Siena: wir gelangten durch enge Gassen über hügelige Anlagen auf prächtige Plätze mit elegantem Flair zu den Finanz-, Macht- und Glaubensbastionen dieser gotischen Stadt.
Für Stadtgärtchen blieb hier nur wenig Platz, auch bot der umgrenzte, von der Außenwelt abgeschirmte mittelalterliche Garten neben Rasenbänken auch traditionell Beete und Spaliere, bei denen die Rose eine besondere Rolle spielte.
Gärten mit Nutzpflanzen, Gärten für kontemplative Versenkung oder Gärten als Paradiesgärtlein zur Verehrung der irdischen und himmlischen Liebe waren typisch für diese Zeit und sind meist nur in Klöstern oder Wandmalereien erhalten, wie bei Lorenzettis Fresken der „Guten Regierung" im Rathaus zu Siena.
Der toskanische weltberühmte Sänger Andrea Bocelli beschrieb seine Gefühle zu Siena so:
„Für mich ist das Leben oft Harmonie zwischen extremen Gefühlen. Es gibt Momente der Ruhe, in denen alles so friedlich ist wie sanft zu Boden fallender Schnee, und Augenblicke des Trubels, in denen die Leidenschaft auflodert... Siena verkörpert mit der Perfektion seiner großartigen Bauwerke, dem mitreißenden Palio und der wunderbaren Stille des umliegenden Landes das Gleichgewicht zwischen den Gegensätzen."

5. Tag: Sacro Bosco in Bomarzo – Tarotgarten bei Capalbio


Der unvergleichliche Garten ist im Grunde kein Garten, sondern ein Wald (der formale Garten davor erhielt sich nicht). Als heiligen Wald (sacro bosco) benennt ihn sein Besitzer aus dem Adelsgeschlecht der Orsinis in Bomarzo bei Viterbo.
Uns eröffnet sich dort ein verwunschener Garten voller Rätsel aus vergangener frühbarocker Zeit. Hier gelang es Vicino Orsini, dem gebildeten feinsinnigem Landadeligen, ein Reich des Skurrilen zu erschaffen, das auch Dali und Niki de Saint Phalle inspirierte.
Er erschuf den Garten in drei Phasen: erst entstand die Theateranlage und die Brunnen (Pegasus- und Schiffsbrunnen), dann das obere Plateau mit Monumentalvasen und schließlich das Tempelchen für seine verstorbene Frau Giulia Farnese.
Am Lebensende ließ Orsini noch die phantastischen Garten-Ungeheurer in bunten Farben bemalen. Das schiefe Haus im Bosco, bei dessen Betreten und Verlassen man sich als „ver-rückt" empfindet, widmete er einem befreundetem Kardinal. Berühmt ist auch der Höllenschlund, der sich beim Eintreten als harmloses Esszimmer entpuppt.
Diese einzigartige Anlage mit seinen Ungeheuern, Göttern und dem Skurril-Literarischen Element sollte ein Ort der Sinnes-Täuschung und des Staunens sein durch verzerrte Perspektiven und eine labyrinthisch gestaltete Natur als Gegengewicht zur rationalistischen Weltsicht seiner Zeit, die er wohl als trügerisch empfand.
Von Orsinis Höllenschlund zu Nikis Wasserschlund reisten wir nur eine kurze Weile, sahen schon von Weitem ein Funkeln und Glitzern in der Sonne und betraten durch die Mauer von Mario Botta erwartungsvoll das Reich der zweiundzwanzig teilweise begeh- und bewohnbaren Monumentalfiguren des Tarot-Kartenspiels:
„Sollte unser Leben ein Kartenspiel sein, so werden wir geboren, ohne die Regeln zu kennen", meinte Niki dazu. Und weiter: „Dieser Garten wurde unter großen Schwierigkeiten, mit Liebe, leidenschaftlicher Begeisterung, Besessenheit und vor allem mit Glauben gemacht. Nichts und niemand hätte mich dabei aufhalten können".
17 Lebensjahre widmete sie mit ihrem Gefährten Jean und ihrem Team dem Bau des Tarotgartens im küstennahen etruskischen Süden der Toskana.
Jeder von uns war hier auf eigenen verschlungenen Pfaden unterwegs, um „seine" Figuren zu entdecken, ob die Stärke, den weisen Narren oder die Sonne.
Von Garavicchio ging es weiter in Richtung Frascati zu unserem Hotel.

6. Tag: Ninfagarten und Sermoneta mit dem Castello Caetani


Jeder kann sich selbst fragen, ob für ihn der Nymphengarten bei Cisterna di Latina einer der romantischsten Gärten des Landes ist. Unbestreitbar jedoch ist aus etwas Schrecklichem Zerstörerischen etwas Schönes Erbauliches entstanden.
Der Giardino Ninfa - etwa 60 km südlich von Rom am Fuß karger Berge - barg einst ein Wassernymphen-Heiligtum, verdankte seinen Namen also den Nymphen wie auch der Ort und der Fluss, der hier entspringt. Von der einstigen mittelalterlichen Stadt, die bis auf die Ruinen zerstört wurde, zeugen nur noch malerische Ruinen.
Erst Anfang des 20. Jahrhunderts besannen sich die Besitzer Caetani ihres Erbes der verlassenen Stadt und begannen im Schutze der Berge, hier einen romantischen Landschaftsgarten aus einheimischen und exotischen Gewächsen anzulegen, die in dem milden Klima aufs Prächtigste gediehen. Kaum zu glauben, dass die Bepflanzungen in zum Teil beeindruckender Größe kaum älter als einige Jahrzehnte sind.
Dem englischen Landschaftsgarten mit italienischen Ruinen und seiner präzisen Ordnung einer kontrollierten Unordnung schließt sich ein ca. 100 Hektar großes Naturschutzgebiet an, indem die Trockenlegung der Sümpfe wieder rückgängig gemacht wurde - es bietet die wichtige Zwischenstation für Zugvögel.
Wir umfuhren - noch berauscht vom Orangenblütenduft des giardino secreto den Hügel mit Sermoneta und dem Castello Caetani und dann ging es in atemberaubende Höhe bis zur Bergkuppe. Dort spazierten wir dann in den kleinen verträumten Ort. Selten haben wir ein so gutes Eis und leckeres einheimisches Gebäck genossen. Nur in den Nebengassen waren die vielen italienischen Schulkinder nicht zu hören, die Klassenfahrten machten.

7. Tag: Villa d'Este – Hadriansvilla in Tivoli


Schon Plinius beschrieb einst den Zauber eines Landsitzes als Ort der Entspannung und des Vergnügens. Heute erlebten wir in Tivoli mit der Villa Hadrian und Villa d'Este einen der best erhaltenen Gärten des Kaiserreiches als Inspirationsquelle für einen der repräsentativsten Renaissancegärten - und das nur nur wenige Kilometer von einander entfernt!
Das antike Tibur war lange schon beliebt als römischer Landsitz wegen seine Wasserfülle und Reinheit der Luft. So ließ auch Hadrian auf einem Areal von etwa 200 Hektar einen kaiserlich- eklektizistischen Sommerpalast mit Repräsentanzbauten, Theatern, Bibliotheken, Bädern, Gartenhöfen, Tempeln und Kasernen errichten.
Die Villa spiegelte noch immer den Machtbereich und Bildungshorizont des Kaisers eindrucksvoll wieder: unzählige Schmuckelemente wurden aus Griechenland und den östlichen Provinzen herbei geschafft und zeigten Hadrians Begeisterung besonders für alles Griechische und Ägyptische.
Die nachfolgenden Antoniden bewohnten die Residenz noch, doch unter Konstantin und dem Umzug in die neue gleichnamige Hauptstadt setzten in der Hadriansvilla Verfall und Plünderung ein, besonders systematisch in der Renaissance unter dem Gouverneur von Tivoli, Kardinal d'Este: ca. 300 Skulpturen aus der Villa Hadrians konnten in Rom und weltweit identifiziert werden.
Zugleich beeinflusste der Sommerpalast die Gestaltung italienischer Renaissancegärten, besonders der Villa d'Este in Tivoli. Hier befanden wir uns also am Ursprung unserer Zeitreise durch die Gartenkunst Italiens.
Es brauchte allerdings unsere Phantasie, die Mischung aus Majestät und Lyrik nachzuempfinden, welche die Anlage einst gehabt haben muss: das Imperium in der Fülle seiner Macht vertrug einen gebildeten kunstsinnigen Herrscher. Vieles ist nicht mehr klar zuzuordnen, doch der Rest ist imposant und großartig genug!
Zu den prächtigsten Werken der Renaissance-Gartenkunst mit Wasservielfalt zählt zweifelsfrei die Villa d'Este, die wir anschließend besuchten. Beauftragt vom Sohn der Lucrezia Borgia, Kardinal Ippolito II. und um ihm einen repräsentativen Sitz im zu bescheidenen ehemaligen Benediktiner-Konvent zu errichten, wurden Räume umgebaut, Erdmassen bewegt, Aquädukte gebaut und Flusswasser umgeleitet.
Der Park entwickelt sich entlang einer zentralen Achse am Hang und war bereits unter Zeitgenossen viel bestaunt, so vom Fabel-Schriftsteller Montaigne.
Viele antike Figuren aus der Hadriansvilla fanden Aufstellung in der Gartenanlage und folgten einem gelehrten Programm zur Würdigung des Kardinals und seiner Familie.
Im 18. Jahrhundert geriet er dann in Vergessenheit und wurde im 19. Jahrhundert wieder entdeckt und restauriert. Auch Franz Liszt war hier zu Gast und komponierte seine „Les jeux d'eaux á la Villa de'Este".
Gestärkt von einem leckeren Mittagessen im Städtchen versammelten wir uns zunächst in den Palasträumen des Kardinals d'Este in der Hoffnung auf ein Ende des Regens, der glücklicherweise bereits nachließ und schließlich ganz aufgehört hatte, als wir den Garten betraten.
Zunächst bewunderten wir die unter Zuccari freskierten Palasträume, danach öffnete sich unserem Blick der Garten mit seinen Rampen, Wegen, Wasserspielen, Fischteichen und Figuren. Auf den Wegen des Kardinals fanden wir auch zum Orgelbrunnen - faszinierend in seiner Verbindung von Musik und Wasser und ein Musikautomat, der sich auf antike Hydraulik gründete und dessen Hülle später von Bernini verkleidet wurde.
Besonders unsere Damen kosteten in der Freizeit das besondere Angebot an Taschen und anderen modischen Utemsilien aus und eine anregende Plauderei entspann sich vor unserer Abfahrt zum Hotel.

8. Tag: Castel Gandolfo – Villa Aldobrandini


Ermöglicht von Papst Franziskus, ist seit 2014 auch im Sommersitz des Papstes in Castel Gandolfo der Garten für Besucher während eines geführten Rundgangs zugänglich. So schlenderten wir bei schönstem Wetter auf den Wegen der Päpste und ihrer zahlreichen Gärtner über das ehemalige Sommerareal des Kaisers Domitian entlang seines Theaters und antiker Spolien, entlang der Ruinen seines Kryptoportikus und schöner Bepflanzungen auf mehreren Terrassen vom Marienheiligtum zum Belvedere, zum Magnoliengarten, zur Viale delle Rose und delle Erbe, zu den „Quattro Labirinti" und zum Arboretum, wo auch der biblische Zederbaum nicht fehlen durfte.
Nahe dem Papstsitz oder für einige von uns auch inmitten seiner Räume nehmen wir uns Zeit, den schönen Blick von den Albanerbergen auf den stillen Kratersee zu genießen, bevor wir auf den Spuren der „Castelli Romani" nach Frascati aufbrechen.

Diese Bezeichnung meint die zahlreichen Villen, die sich Vermögende seit der Antike hier errichten ließen.
„In einem dieser Wassertheater findet sich ein Atlas", schrieb John Evelyn in sein Tagebuch am 4./5. Mai 1645, „der den Wasserstrom in unglaubliche Höhe emporschleudert und ein weiteres Monstrum, das mit einem Horn ein fürchterliches Brüllen erzeugt, „vor allem aber die Darstellung eines Sturms ist äußerst natürlich, mit solch heftigem Regen, Wind und Donner, als wäre man selbst in einem wilden Orkan."
Bereits Reisende des 17. Jahrhunderts beeindruckte also die malerisch und majestätisch gelegene Villa Aldobrandini auf den Hügeln von Frascati mit ihrem berühmten Wassertheater von Giacomo delle Porta und Carlo Maderno. Die zentrale Wasserachse - im zweiten Weltkrieg beschädigt - dominiert die Anlage zwischen zentraler Villa und Park. Sie mündet in ein großes Halbrund mit fünf Nischen, in deren Zentrum Atlas (einst unterstützt von Herkules) die Himmelskugel trägt. Hier wurde früher das von oben strömende Wasser empfangen und umgeleitet. Flügelbauten rahmen das anmutige Ganze wie unterhalb die beiden Casinos und oberhalb die „Säulen des Herkules". Eine Hochzeit wurde vorbereitet und so entstand vor unserem Auge ein lebendiges Beieinander von Kristallleuchtern und Bodenmosaikenund wir sahen als eine der ersten Besucher das Wasser von den oberen rustikalen Brunnen zum Atlas im Wassertheater strömen!
Kardinal Aldobrandinis frühbarocke Opulenz geleitete uns zu unserem letzten Gartenstopp in der Villa Lante, die für jenen das Vorbild gab.

9. Tag: Terrassen der Villa Lante – Rückreise nach Venetien


Im 15. Jahrhundert kam es in den Hügeln um Florenz zu einem Paradigmenwechsel in der Gartenentwicklung: Der abgeschlossene, nach innen gewandte Garten des Mittelalters kehrte sich nach außen, um in die Welt hinaus zu blicken. Haus und Garten verbanden sich zu einer Einheit, der Garten wurde zur zweiten Haut der Villa.
Mit dem erwachten Sinn für antike Ideale erwachte auch der Sinn für die Natur und die Rolle des Menschen in ihr. Der Garten wurde Ort geselliger Vergnügungen und philosophischer Gespräche.
Als besonders schön ist dafür der Renaissancegarten in Bagnaia bekannt. Dazu notierte Michel de Montaigne 1580/81 in sein Tagebuch:
„Samstag, am letzten September, reiste ich vormittags nach Viterbo ab und ging nach Bagnaia, einem Ort, der dem Kardinal Gambara gehört, schön gebaut ist und unter anderm besonderen Reichtum an Brunnen aufweist. In diesem Punkte kommt er sowohl Pratolino wie Tivoli nicht nur gleich, sondern übertrifft sie sogar."
Der Garten hat sein Aussehen über 400 Jahre erhalten, wie uns eine gemalte Vedute im Casino des Kardinals Gambara zeigte. Er beauftragte den hoch geschätzten Architekten Giacomo Barozzi da Vignola, der kurz zuvor die 15 km entfernte glanzvolle Sommer-Villa Farnese in Caprarola für Allessandro Farnes gebaut hatte.
Wir bewunderten den Villenkomplex beider Casinos am Hauptparterre mit zentralem Brunnen inmitten der Bassins und ornamentaler Beete und wanderten dann entlang der Wasserachse von einem Brunnen zum nächsten, vom Lichterbrunnen bis zum Sintflutbrunnen auf der obersten Terrasse, bei der Besucher ursprünglich ihren Rundgang begannen.
Wieder begegneten wir einem gelehrten Gartenprogramm voller Anspielungen, unter Kardinal Montalto vollendet und seit dem 17. Jahrhundert im Besitz der Familie Lante.
Wir nahmen eine Harmonie von Natur und Kultur eines der best erhaltenen Renaissancegarten Italiens in unseren Erinnerungen mit, bevor wir durch die belebte Altstadt schlenderten.

10. Tag: Heimreise nach Dresden


Über einen Zwischenstopp im gemütlich mit Stilmöbeln eingerichtetem Landhotel Corte Castelletto vor Verona genossen wir unser hervorrragendes gemeinsames Abschiedsessen, bevor es am nächsten Morgen wieder über den Brenner heimwärts ging, wo uns regnerisches Wetter erwartete.
Es war ein angenehmes Reisen trotz gelegentlicher Schauer mit einer interessierten angenehmen Gruppe, gern einmal wieder.
Ihre Grit Wendelberger

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Der Reisebericht ist toll, sehr ausführlich und präzise. Genauso war es. An dieser Stelle möchte ich auch noch einmal zum Ausdruck bringen, dass wir mit Frau Dr. Wendelberger eine perfekte Reiseleiterin hatten. Man konnte so die Reise voll genießen, fühlte sich umsorgt und mit viel Informationen versorgt. Es war ein wirklich schöner Urlaub. Vielen Dank allen, die an der Organisation und Durchführung der Reise beteiligt waren.

Herzliche Grüße Carola Kunze

Kunze, Carola
06.08.2016

Vielen Dank, liebe Carola Kunze für Ihre Wertschätzung!

Herzlichst zurück Grit Wendelberger

Grit Wendelberger 07.08.2016