Reisebericht: Italien – Gartenkunst in der Toskana & rund um Rom

13.05. – 22.05.2022, 10 Tage Rundreise Heller Garden – Spoerrigarten – Siena – Bomarzogarten – Tarot–Garten – Giardini di Ninfa – Papstresidenz Castel Gandolfo – Frascati – Tivoli – Villa D'Este – Villa Lante – Studienreise in kleiner Reisegruppe mit maximal 20 Reisegästen


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Südlich des Brenner beginnt Italien, die europäische Halbinsel im Mittelmeer. die wegen ihrer eigentümlichen Form als der italienische Stiefel bekannt ist. Im Norden ist das Land begrenzt von den Alpen. Der Apennin, ein Gebirgszug mit fast dreitausend Metern Höhe, durchzieht das Land von Nordwesten, südlich der Poebene, bis in die Spitze des Stiefels. Bekannt sind auch die drei großen Flüsse, der Po, die Etsch und der Tiber, die wir bei unserer Reise ins Kernland des antiken römischen Reiches gleich mehrfach überquerten. In der historischen Landschaft der Toskana, die nach dem dort früher ansässigen Volk der Etrusker 'Etruria' hieß, entwickelte sich im 15. und 16. Jahrhundert in den Stadtzentren wie Florenz, Siena oder Pisa eine neue Kunst- und geistesgeschichtliche Epoche: die Renaissance. Sie feiert die Wiederentdeckung der Antike, stellt den Menschen in den Mittelpunkt und revolutioniert die Vorstellungswelt des Mittelalters. Die irdische Gegenwart wird zum zentralen Thema erhoben. Der Mensch wird zum Gestalter der Natur.
Ein Reisebericht von
Gabriele Sauer
Gabriele Sauer

1. Tag, 13.05.2022 Anreise über die Brennerautobahn nach Nogarole Rocca

Am frühen Freitag Morgen startete unsere Reise nach Italien mit einem herrlichen Sonnenaufgang über Dresden. Bei ruhigem Verkehr kamen wir zügig voran und erreichten gegen vierzehn Uhr den Irschenberg, wo unsere letzte Gästin zustieg. Mit zwanzig Personen war unsere Reisegruppe dann komplett und schon bald entdeckten wir unsere gemeinsamen Interessen an Kunst und Kultur, Geschichte und Natur. Bei einer kleinen Pause an der Europabrücke, einer der höchsten Pfeilerbrücken Europas, bewunderten wir die fast grazile Architektur des Bauwerkes, das nächstes Jahr seinen sechzigsten Geburtstag feiert. Der Brennerpass mit seinen 1375 Metern war schon in der Antike das Tor zum Süden. Auf dieser wichtigen Transitstrecke über die Alpen rollen täglich 70.000 Fahrzeuge!
Am Abend erreichten wir unsere Unterkunft "Corte Castelletto" in Nogarole Rocca, ein zum Hotel umgebautes altes Gehöft in der Poebene, wo wir die erste Zwischenübernachtung hatten. Nach dem langen Anreisetag waren wir alle müde und auch unser Fahrer Jan war froh, den Reisebus im Hof des Hotels abstellen zu können.

2. Tag 14.05.2022 Heller Garten in Gardone Riviera und Weiterfahrt nach Murlo

2. Tag
Nach einem guten Frühstück starteten wir gestärkt in den Tag und freuten uns auf kommende Ereignisse. Heute stand der botanische Garten des Multimediakünstlers André Heller in Gardone Riviera auf dem Programm. Diese Anlage ist vor allem für ihre Sammlung floraler Schätze aus Afrika, Südamerika, Asien, Europa und Australien bekannt- und für die außergewöhnliche Mischung unterschiedlicher Pflanzengruppen. Meterhohe Baumfarne, Bananenstauden, Yucca, Catalpa, Ilex, Oliven- und Eichenbäume sowie Bambus gliedern den Garten. Im Baumschatten gedeihen Blütenpflanzen und ein Hain mit duftenden Rosen ist ein Fest für alle Sinne. Der Garten wurde kurz vor dem Ersten Weltkrieg von dem Zahnarzt und Botaniker Arthur Hruska angelegt. Dieser sah ihn als eine Oase des Friedens und der Harmonie, in der er Pflanzen aus aller Welt zusammensammelte und so einen Weltgarten erschuf. Die aus Quellen gespeisten Bachläufe und kleine Seen geben der Anlage Struktur und inneren Zusammenhalt. Sie bietet so einen harmonischen Ort des Genießens. Am oberen Ende des Gartens ist ein kleines Bistro integriert. Bei einem kühlen Schluck Spumante ließ sich die Philosophie dieser Gartenanlage bestens nachvollziehen: der Suche nach Ruhe und Kontemplation gepaart mit einem Genuss für alle Sinne in der Abgeschiedenheit eines vom Menschen geschaffenen geborgenen Naturraumes. Vor fünfunddreißig Jahren hat André Heller das fast vergessene Paradies wiederentdeckt und es mit eigenen Werken sowie Skulpturen zeitgenössischer Künstler wie Keith Haring, Roy Lichtenstein, Susanne Schmögner und Rudolf Hirt aufgewertet. Die insgesamt dreißig Kunstwerke drängen sich nicht in den Vordergrund, sie fügen sich harmonisch in den Garten ein und ordnen sich den „Kunstwerken“ der Natur unter, ja, heben diese sogar noch hervor!
Vorbei an Bologna und Florenz erreichten wir am frühen Abend unser Hotel in Murlo, wenige Kilometer südlich von Siena. In der familienbetriebenen Albergo di Murlo wurden wir von Sarah, der Tochter des Hauses freundlich empfangen und mit einem köstlichen Abendessen verwöhnt. Nach einer leckeren Tomatensuppe und einer riesigen Portion Pasta, gab es als Hauptgericht Peposo, einen toskanischen Rinderschmortopf, gut gewürzt mit Chiantiwein und Pfeffer. Der Legende nach soll Brunelleschi vor 550 Jahren das Gericht für seine Mitarbeiter an der berühmten Kuppel des Domes in Florenz erfunden haben. Ein leckeres hausgemachtes Tiramisu rundete unsere erste Begegnung mit der toskanischen Küche ab.

3. Tag 15.05.2022 Spoerri Garten in Seggiano, Toskana

Unser heutiger Ausflug führte uns auf kurvenreichen Sträßchen durch die Bilderbuchlandschaft der Toskana in die ca. 50 km entfernte Ortschaft Seggiano. Der kleine Ort ist seit dem sechzehnten Jahrhundert Teil des Herzogtum Toskana. Dort hat sich 1997 der Schweizer Künstler Daniel Spoerri niedergelassen. Seinen ursprünglichen Plan auf dem 16 ha großen Areal Landwirtschaft zu betreiben, hat er schnell aufgegeben, wie uns Romy Degner, die verantwortliche Leiterin der Anlage schmunzelnd berichtete. Bei ihren einleitenden Worten zum Garten und zum Werk des 1930 in Rumänien geborenen Ausnahmekünstlers Spoerri sprang gleich der Funke über, und man konnte ihre Begeisterung für den Künstler, seine Werke und den von ihm geschaffenen „Kunst – Garten“ spüren. In der weitläufigen Gartenanlage, zu Füßen des Monte Amiata, gibt es viel zu entdecken. Mittlerweile sind es 117 Kunstwerke unterschiedlichster Künstler aus dem Freundeskreis, die hier ihre Werke mitten in der Natur platzieren konnten. Darunter die beeindruckende Bronze Skulptur von Aldo Mondino, einem Fisch auf einem Fuß, oder die 160 lebensgroßen Gänse aus Stahlbeton von Olivier Estoppey und natürlich auch die Charakterköpfe von Eva Äppli, der ersten Ehefrau von Jean Tinguely, dessen Werke auch hier zu finden sind. Der Großteil der Objekte ist von Daniel Spoerri selbst geschaffen und entspringt seiner grenzenlosen Fantasie, seiner Entdecker- und Schaffensfreude. So ist man auf Schritt und Tritt mit dem Ungewöhnlichen konfrontiert und passt sich ganz automatisch der Sehweise des Künstlers an. Altes und Gewohntes verändert sich mit dem Blickwinkel. Mit einem geschärften Blick für das vermeintlich Alltägliche entsteht Raum für neue Erkenntnisse.
Auch wir konnten uns dem Zauber der Anlage nicht entziehen und schlenderten über die verschlungenen Wege zu den inmitten der Wiesen stehenden Kunstwerken. Mit Erstaunen stellten wir fest, dass der von Spöri selbst beklagte Rückzug der Natur aufgehalten wurde. Verschiedene Arten von Knabenkraut, Stendelwurzen und Ragwurzen gaben sich in den Wiesen wieder ein Stelldichein!
Ein kleiner Sparziergang durch das mittelalterliche Städtchen Murlo mit seinem interessanten Etrusker Museum im ehemaligen Bischofspalast rundete unseren Tag ab.
Am Abend erwartete uns wieder ein leckeres Abendessen: Crostini, geröstete Brotscheiben mit frischen Tomatenwürfeln belegt, Pasta, frisches Huhn mit Bohnen und Salbei und zum Dessert Sahnebaiser mit frischen Erdbeeren.

4. Tag 16.05.2022 Stadtführung in Siena und Weinprobe

Nur wenige Kilometer von Murlo entfernt liegt Siena, eine der schönsten Städte der Toskana. Seit 1995 gehört die historische Altstadt zum UNESCO Welterbe. Seit der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts hat die Stadt eine Universität und wenige Jahre später begannen die Arbeiten an der Fassade des Domes unter Giovanni Pisano. Die ehrgeizigen Baupläne der Stadt, die sich schon immer in Konkurrenz zu Florenz sah, wurden allerdings durch die Pest, eine Wirtschaftskrise und Baugrundprobleme torpediert und führten zur Einstellung aller Arbeiten am Dom in der Mitte des vierzehnten Jahrhunderts. Der Dom aus schwarzem und weißem Marmor ist so eines der bedeutenden Beispiele der gotischen Architektur in Italien. Bei einem Rundgang mit unserer Führerin Luisa erfuhren wir viel über die auf drei Hügeln gelegene Stadt und den Dom, den wir auch im Inneren besichtigten. Die beeindruckende Kanzel von Niccolò Pisano aus dem Jahre 1266 beeindruckt durch ihre Detailfülle und ist eines der wichtigsten Werke der Bildhauerkunst des Mittelalters.
Die dem Dom angeschlossene Bibliothek des Kardinal Francesco Todeschin Piccolomini, Erzbischof von Siena und späterem Papst Pius III birgt das reiche Bibliothekserbe seines Onkels Papst Pius II. An der Ausmalung des Raumes im beginnenden sechzehnten Jahrhundert ist der junge Raffaelo Sanzio maßgeblich beteiligt.
Die Führung endete an der berühmten Piazza del Campo mit seinem beeindruckenden Palazzo Pubblico. Auf dem halbrunden Platz mit seiner beeindruckenden Architektur findet zweimal jährlich das berühmte Pferderennen Palio di Siena statt. Die Regeln dieses Pferderennens haben sich seit dem Mittelalter nicht verändert. Es gilt als das wichtigste kulturelle Ereignis Sina. Siebzehn Contraden, Nachbarschaftsgemeinden, die die Stadtteile Sienas repräsentieren, wetteifern um den Sieg. Bis zu 60.000 Menschen sind im Juli und August bei dem kaum zwei Minuten dauernden Rennen als Zuschauer dabei. Im James Bond Film "Ein Quantum Trost", der zu Beginn in Siena spielt, werden Originalszenen des Palio aus dem Jahre 2007 gezeigt.

Bei einer Weinprobe im Hotel, begleitet von Gianluca, durften wir sechs verschiedene Weine der Region verkosten. Ein Weißwein aus roten Trauben gekeltert, machte den Anfang, dann kamen verschiedenen Chianti classico Weine und natürlich durfte der exklusive Brunello di Montalcino, Capanna, nicht fehlen. Dazu wurde Röstbrot mit selbst hergestelltem Olivenöl gereicht. Und wieder folgte ein köstliches Menü: eine leckere Vorspeisenplatte mit Schinken und verschiedenen Salamisorten, darunter die berühmte Finocchiona. Pici, die dicken von Hand gerollten Nudeln, sind eine Spezialität der Region, wie auch die herrlich zarte Bistecca fiorentina. Buon appetito!

5. Tag 17.05.2022 Ausflug nach Bomarzo, Parco dei Mostri und Tarotgarten der Niki de Saint Phalle

Es ist liegt im Wesen eines Gartens, lateinisch hortus, von einer Mauer, einem Zaun oder einer Hecke umfriedet zu sein. So wird der Garten zum Hort, den der Mensch ganz nach seinen Vorstellungen ausgestaltet. Das ist der kleinste gemeinsame Nenner aller unserer Gärten. Die Ausgestaltung der von uns besuchten Gärten könnte nicht unterschiedlicher sein! Heute stand die Fantasiewelt, die Vicino Orsini, der letzte Feudalherr von Bomarzo im sechzehnten Jahrhundert in einem kleinen bewaldeten Tal in der mittelitalienischen Provinz Viterbo am Nordrand der Region Latium hat entstehen lassen, auf unserem Programm. Der Park steckt voller Skulpturen und Inschriften, die mehr verwirren als erhellen. Gestalten der griechischen Mythologie verbinden sich mit antiken historischen und literarischen Motiven der Renaissance. Manches lässt sich interpretieren, andere Figurengruppen entziehen sich komplett jeglicher logischen Zuordnung. Die erste Idee für den Garten entstand nach dem Tod der Ehefrau Orsinis, Giulia Farnese. Er wollte eine Erinnerung für und über seine Gattin schaffen, die sie beide überdauert. Er beauftragte verschiedene Künstler monumentale Skulpturen zu erschaffen, die er in seinem Park, der nun „Sacro Bosco“, Heiliger Wald, genannt wurde, aufstellen ließ. In der „Casa pendente“, einem zweistöckigen Haus, das Orsini für seinen Freund, den Fürstbischof und Kardinal Christoph Madruzzo errichten ließ, gibt es keine rechten Winkel. Alles löst sich im Chaos und Verwirrung auf. Die gesamte Anlage ist als Gegenentwurf zum Park von Bagnaia (Villa Lante) mit seinen geraden Wegen und seiner augenfälligen Ordnung zu sehen, die Madruzzo als Spiritus Rector für Kardinal Giovan Francesco Gambara entwarf.
Auch der nächste Garten entführte uns in eine Fantasiewelt- in die fantastische bunte Welt der Nicki de Saint Phalle. Geboren 1930 in einem Nobelvorort von Paris, wuchs Niki hauptsächlich in den USA auf. 2002, im gleichen Jahr wie ihr Terrorgarten in der Toskana offiziell anerkannt wird, stirbt Niki de Saint Phalle in ihrer Wahlheimat in La Jolla, Kalifornien. Dazwischen liegen spannende Jahre, in denen sie ihre Kunst entwickelt, mit der sie die einschneidenden Erlebnisse in ihrem Leben zu verarbeiten versuchte. In diesem Park, der von einer großen Tuffsteinmauer, die der Architekt Mario Botta entworfen hat, befinden sich zweiundzwanzig enorme, bis zu 15 m hohe teilweise begehbare Skulpturen aus Stahl und Zement, die mit Spiegeln, buntem Glas und Keramikstückchen verziert, die Figuren der großen Arkana des Tarots darstellen. Niki selbst sagt dazu: „das Leben ist wie ein Kartenspiel; wir werden geboren, ohne die Regeln zu kennen, aber jeder von uns muss mit dem Blatt spielen, das er bekommt.“ Fast zwanzig Jahre ihres Lebens hat sie an der Seite mit Jean Tinguely an der Verwirklichung dieses Gartens, der ihr und uns eine Reise in die eigene Gedankenwelt ermöglicht, gearbeitet.
Die für Mai schon hochsommerlichen Temperaturen von über 30 ° Celsius machten uns zu schaffen und so freuten wir uns wieder auf unseren klimatisierten Luxus Reisebus, der uns zu unserem nächsten Hotel in Frascati brachte.
Mit Blick auf den hauseigenen Pool speisten wir im Panoramarestaurant des Hotels und genossen den Blick auf die Lichter der Stadt Rom.

6. Tag 18.05.2022 Ausflug zum Ninfagarten

Heute erreichten wir mit dem wohl romantischten Garten Italiens den südlichsten Punkt unserer Reise: den Garten der Nymphen mitten in den.Pontinischen Sümpfen. Der heutige Ort Ninfa liegt an den Hängen der Monti Lepini, die hier eine Höhe von fast 1000 m erreichen. In römischer Zeit hatte die Stadt, die an der Straße von Neapel nach Rom lag, 2000 Einwohner. Hier stand ein Tempel, der den Göttinnen des Quellwassers, den Nymphen gewidmet war. Bis zu ihrer Zerstörung im vierzehnten Jahrhundert verfügte die reiche Stadt mit 150 Steinhäusern, über vierzehn Kirchen, Mühlen, Brücken und eine Burg. Eine gewaltige Mauer mit elf Türmen diente der Stadt zum Schutz. Seit dem sechzehnten Jahrhundert steht Ninfa, unter der Herrschaft der Feudalherren von Sermoneta, der Familie Caetani, in deren Besitz das Anwesen bis heute ist. Diese Familie war es auch, die den von dem deutschen Historiker Ferdinand Gregorovius als „Pompeji des Mittelalters“ beschriebenen Ort wieder zum Leben erweckte. „Dieses entzückende Nymphea ist das reizendste Märchen der Geschichte und Natur das sich irgend in der Welt gesehen habe“, so der Literat. Seit den zwanziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts wurden die von zahlreichen Pflanzen überwucherten Ruinen von den Besitzern, eben jener alten römischen Adelsfamilie Caetani, in den Traum eines englischen Landschaftsgarten integriert und zu einer unvergesslichen harmonischen Symbiose von Ruinen und Pflanzen umgewandelt. Die wasserreiche Südlage unterhalb der schützenden Berge sowie die mittelalterlichen Mauern schaffen ein spezifisches Mikroklima in dem exotische Pflanzen wie japanische Ahornbäume, Bambus, Hartriegel, Kamelien, Magnolien, Callistemon, Laburnum und verschiedene Rosensorten sowie großblättrige Gunnera und Wasserlilien entlang des Baches, üppig gedeihen. Unsere charmante Führerin Umbertina hat mit ihrem Wissen und ihrer fröhlichen Art viel dazu beigetragen, dass uns dieser Garten noch lange in bester Erinnerung bleiben wird.
Zurück in Frascati bummelten wir noch durch die Straßen dieser so typischen italienischen Mittelstadt am Rande der Albaner Berge. Überregional bekannt ist die Region um Frascati für ihr ausgezeichnetes Weinanbaugebiet mit etwa 1700 Hektar Rebfläche. Der berühmte Frascati Wein entsteht aus den Rebsorten Greco Bianco, Trebbiano, und den weißen Malvasia Trauben und schmeckt am Besten im offenen Ausschank einer kleinen Hosteria!

7. Tag 19.05.2022 Tivoli mit Villa d´Este und Hadriansvilla

Gleich zwei Welterbestätten standen heute auf unserem Programm: die Villa d´Este aus dem sechzehnten Jahrhundert mit ihrem beeindruckenden Renaissancegarten und die Villa des römischen Kaiser Hadrian, wenige Kilometer davon entfernt.
Kardinal Ippolito II d´Este, Sohn von Lucrezia Borgia, wurde 1550 Statthalter von Tivoli. Aufgrund seiner kirchlichen und weltlichen Verbindungen war er einer der wohlhabendsten Kardinäle seiner Zeit. Er war ein Schöngeist und Förderer der Künste. Seine Residenz in einem ehemaligen Benediktiner Kloster im Valle Gaudente baute er unter der Leitung des Malers, Architekten und Archäologen Pirro Ligorio aus und ließ einen ersten Garten mit Wasserspielen anlegen. Die Räume des Palastes wurden von den besten Künstlern des späten römischen Manierismus ausgeschmückt. Im siebzehnten Jahrhundert wurden weitere Arbeiten in Auftrag gegeben und neue Brunnenanlagen angelegt. Noch heute besticht der Garten durch sprudelnde Wasser aus über 500 Brunnen. Die Fontänen und Wasserspiele werden über unterirdische Kanäle mit Wasser des Flusses Aniene gespeist. Beeindruckend ist die grandiosen Aussicht über die zu Füßen liegende Landschaft. Im achtzehnten Jahrhundert kam die Anlage in den Besitz des Hauses Habsburg und war dem Verfall anheimgegeben. Selbst die wertvolle Sammlung antiker Statuen wurde in alle Winde zerstreut. Erst mit dem Einzug des deutschen Kurienkardinal Gustav Adolf Prinz zu Hohenlohe-Schillingsfürst in den 1850 er Jahren wurden der Palast und die Gärten vor weiterem Verfall gerettet. Der österreich-ungarische Komponist, Pianist und Schriftsteller Franz Liszt pflegte eine über Jahre dauernden Männerfreundschaft mit dem Kardinal, der ihm sogar die niederen Weihen erteilte.
Schweren Herzens verließen wir den schattigen, von gewaltigen Wasserfontänen gekühlten Park und kletterten wieder in den Bus um unser nächstes Ziel, den Landsitz Kaiser Hadrians zu besuchen. Der repräsentative Sommerpalast des Kaisers aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert wurde gemäß seinen Interessen mit repräsentativen Gebäuden, Tempeln, einer Bibliothek, einer Therme und einem Theater ausgestattet. Dekorationselemente aus Griechenland und Ägypten vervollständigten die prachtvolle Anlage. Die politischen Veränderungen im vierten Jahrhundert, vor allem die Gründung Konstantinopels 330 n. Chr sowie kriegerische Auseinandersetzungen und Überfälle nördlicher Barbarenvölker beschleunigten den Abbau und den Zerfall der Palaststadt. Erst in der Frührenaissance zog die Villa als bedeutende antike Hinterlassenschaft neue Aufmerksamkeit auf sich und unter Papst Alexander VI begannen erste Grabungen, die zwar der weiteren Zerstörung Einhalt geboten, nicht aber eine weitere Verteilung der Statuen und Kunstwerke aufhalten konnte. Die Architektur der römischen Anlage mit ihrer klaren Aufteilung und Linearität, ihrem antiken Figurenschmuck, den Mosaiken und den aufwändigen Wasserspielen beeinflusste maßgeblich die Gestaltung italienischer Renaissancegärten und die der Lustgärten europäischer Fürstenhäuser der Neuzeit.

8. Tag 20.05.2022 Ausflug zum Castel Gandolfo, der Sommerresidenz der Päpste

Weiter oben in den Albaner Bergen liegt Castel Gandolfo am Rand der Caldera eines erloschenen Vulkans. Der Albaner See liegt auf dem Kratergrund, 130 m unterhalb der Stadt. Die Stadt gilt als eine der schönsten Orte Italiens. Bekannt ist die Stadt wegen des hier befindlichen Papstpalastes , der seit dem siebzehnten Jahrhundert den Päpsten als Sommerresidenz dient. Auf Beschluss Papst Franziskus´ ist die Anlage seit 2016 als Museum allgemein zugänglich. Papst Benedikt XVI nutzte die Residenz während seines Pontifikats das ganze Jahr über häufig zur Erholung. Nach seinem Amtsverzicht am 28. Februar 2013 hat er sich erst hierher zurückgezogen. Heute lebt er im Vatikan im Kloster Mater Ecclesiae. Die Residenz ist ein Komplex von drei Villen auf einer Fläche von 55 Hektar. Aufgrund der günstigen Lage an der Via Appia und dem angenehmen Klima in den Bergen wurden schon im römischer Zeit zahlreiche Villen errichtet. Die größte der Villen ließ Kaiser Domitian, im ersten Jahrhundert nach Christus gerrichten. Die Villa ist der Vorgängerbau des heutigen päpstlichen Palastes. Die Ruinen sind in die weitläufige päpstliche Gartenanlage bei der Villa Barberini integriert. Der terrassierte Garten ist ganz im Stil der Renaissance klar und linear angelegt. Antike Statuen, Brunnen, große Terracottavasen und Pflanzgefäße mit Zitronenbäumen vervollständigen den prachtvollen Eindruck. Dazu kommt noch die grandiose Aussicht auf die Ebene mit der ewigen Stadt Rom. Bei gutem Wetter sieht man sogar das glitzernde Meer am Horizont. Auf der anderen Seite liegt der Albaner See. Hinter dem Garten befindet sich ein Bauernhof, der seit Generationen von den Gärtnern im Dienst des Papstes mitversorgt wird. Dessen Produkte bereichern bis heute die Tafel des Papstes, werden aber auch im Hofladen in Albano zum Kauf angeboten.
Nach der Führung durch den Garten bot sich der gepflegte, einladende Ort mit seinen vielfältigen Gastronomieangeboten für eine gemütliche Mittagspause an. Wir alle genossen den ruhigen entschleunigten Tag abseits jeglichen Rummels und schlenderten gemächlich durch die Gassen, bevor wir wieder talabwärts nach Frascati zurückkehrten.

9. Tag 21.05.2022 Bagnaia und Villa Lante

Mit dem Besuch in der Villa Lante im kleinen Ort Bagnaia, waren wir wieder in der Toskana und bestaunten dieses Mal einen der typischen Renaissancegärten Mittelitaliens. Diese Gärten waren Orte des geselligen Vergnügens und strahlten Lebensfreude aus. Der Mensch rückt in den Mittelpunkt der Betrachtung, philosophische und religiöse Themen bewegen die Menschen und die Wissenschaft setzt neue Akzente. Weltliche sowie kirchliche Fürsten verspüren das Bedürfnis nach Repräsentanz und statten ihre Adelssitze nach antikem Vorbild mit Statuen, Gemälden und Brunnenanlagen aus. Der Garten tritt in eine Beziehung zur Umgebung, Grenzen scheinen sich aufzuheben und der Blick des Betrachters weitet sich. Es entsteht ein Spiel mit der vom Menschen geschaffenen "Kunstnatur" und der natürlichen Umgebung. f1477 errichtet Kardinal Raffaele Riario für Papst Leo X das erste Gebäude, einen Jagdpavillon. Hundert Jahre später übernahm Kardinal Francesco Gambara das Gebäude und ließ zwei weitere Häuser errichten. In die Symmetrie eingepasst liegt ein Labyrinthgarten auf der Terrasse unterhalb der sogenannten Casini. Im Zentrum befindet sich eine quadratische Brunnenanlage mit einem kreisförmigen Becken in der Mitte. Vier Figuren,
nackte Jünglinge, Taddeo Lantini zugeschrieben, halten das Wappen des Kardinals Montalto. Hinter den Casini steigt das Gelände an. Auf jeder Geländestufe befindet sich ein thematischer Brunnen. Durch den Tisch des Kardinals, eine vierzehn Meter lange Steinplatte, fließt kühles Wasser. Der Gigantenbrunnen wird von einem verspielten Wasserlauf gespeist. Und überall entdeckt man den roten Krebs, Gambero, das Wappentier des Kardinals. Beeindruckend in diesem schattigen Grund sind die wunderschönen blühenden Rhododendren und Azaleen.
Vor unserer Weiterfahrt in den Norden machten wir noch eine schöne Mittagspause in dem Ort Bagnaia, in dem die Zeit scheinbar stehen geblieben ist. Eine feste Mauer schützt den auf einem vorgeschobenen Hlügel liegenden mittelalterlichen Borgo. Durch ein Tor betritt man den winzigen Marktplatz in dessen Mitte ein großer Brunnen steht, zwei Kirchen flankieren den Platz. Enge Gassen führen in den Ort, der wie eine Kulisse aus einem Mantel- 5und Degen Film wirkt.
Am frühen Abend erreichten wir wieder unser Hotel Corte Castelletto. Hier schloss sich der Kreis unserer Reise. In diesem Hotel in der Poebene in Nogarole Rocca hatten wir schon auf der Herfahrt übernachtet.

10.Tag 22.05.2022 Heimreise

Heute hieß es das letzte Mal "Koffer packen". Nach einem ausgiebigen Frühstück traten wir die Heimreise an, zurück in den Norden über die majestätische Bergwelt der Alpen, die ihre teilweise noch schneebedeckten Gipfel in ihrer atemberaubenden Schönheit präsentierte. Bei einem Zwischenhalt an der Etsch bei Neumarkt gratulierten wir einer unserer Mitreisenden herzlich zum Geburtstag und intonierten mehrstimmig in mehreren Sprachen ein Geburtstagsständchen: Tanti auguri a te….
Mit einem Umtrunk mit sprudelndem Süßwein vom Castel Gandolfo und leckeren Keksen aus einer Pasticceria nahmen wir gedanklich Abschied von Bella Italia.

Hinter uns lagen herrliche Tage mit wunderschönen Erlebnissen.
Wir haben bei unserer Reise die schönsten Gärten zwischen dem Gardasee und dem Latium gesehen. Gärten, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Jeder Garten hatte seine Besonderheiten und jeder von uns hat das Seinige gefunden. Wir hatten genügend Zeit unsere Gedanken fliegen zu lassen und sie auch wieder einzufangen. Diese Reise hat alle unsere Sinne angesprochen. Wir haben viel gesehen und gehört, haben gut gegessen, köstliche Weine getrunken und viel gelacht.
In unserem Luxus Reisebus der Firma Auerbach haben wir uns gut und sicher gefühlt nicht zuletzt dank der Fahrkünste unseres Chauffeurs Jan Süßmilch, der sein Fahrzeug souverän und ruhig selbst durch die engsten Gassen manövrierte und auch auf der stark befahrenen Autobahn nie die Geduld verlor. DANKE, JAN!

Mein Dank geht auch an alle meine Reisegäste, die dazu beigetragen haben, diese Reise zu einem unvergesslichen Erlebnis zu machen!
Ich freue mich, Sie bei einer nächsten Reise wieder begrüßen zu dürfen!
Ihre Reiseleiterin
Gabriele Sauer

Schlusswort

Narren hasten -
Kluge warten -
Weise gehen in den Garten!
Tagore

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Toscana-Gartenkunst (13.05.-22.05.2022)

Auf dieser Rundreise bestach die Reiseleiterin Frau Sauer wieder einmal - wie schon auf einer früheren Tour- durch profundes Wissen in Historie und Botanik. Wortgewandt führte sie durch die Sehenswürdigkeiten der Gärten, erklärte Baustile und Pflanzenwuchs. Positiv zu bemerken ist ihr Engagement gegenüber gehschwachen Mitreisenden und ihr Mühen um das Wohl der Gäste; gemeint ist damit die Versorgung im Bus mit Würstchen und Wasser.
Anerkennung verdient auch der Busfahrer Jan. Souverän steuerte er rück-wärts durch enge Gassen und rücksichtsvoll im Verkehrsstrom.
Beiden wünschen wir für weitere Rundreisen harmonische Reisegruppen ohne Pech und Pannen. Mit einem herzlichen "Dankeschön" verabschieden sich
B. Meißner und W. Schirmer

PS: Ich würde mich freuen, wenn ich auf der Namibia-Rundreise im November
2022 Frau Sauer als Reiseleiterin erleben könnte.

Schirmer, Wolfgang
28.05.2022

Ich bin begeistert von dieser wunderschönen Gartenreise. Die Verschiedenartigkeit der Gärten war außergewöhnlich und sicher war für jeden Geschmack etwas dabei. Nicht nur botanisch, sondern auch historisch oder künstlerisch wurden alle Sinne angesprochen. Auch von der Länge der Ausflüge her war das Programm optimal ausgelegt. Man konnte sich in den meisten Fällen selbst dafür entscheiden, ob man mit der Reiseleiterin und fachkundiger Erläuterung durch die Gärten läuft, oder man sich lieber „treiben lässt“. Frau Sauer versorgte uns unmittelbar vor den Ausflügen mit ausführlichen Informationen und die Organisation seitens Frau Sauer, dass jeder die Gärten nach seiner Facon genießen konnte, funktionierte einwandfrei.
Ein großes Lob auch an unseren Busfahrer, der uns sicher und souverän durch die teilweise sehr engen Straßen manövrierte.

Gerne wieder !

P. Haupert 30.05.2022

P. Haupert
30.05.2022