Reisebericht: Rundreise Lago Maggiore – Norditalien erleben

06.04. – 13.04.2012, 8 Tage Rundreise in Italien: Armeno, Baveno oder Stresa am Lago Maggiore – Mailand – Locarno – Verzasca–Tal – Luganer See – Comer See – Bellagio – Ortasee – Centovallibahn


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Sie wollen durch unberührte Natur wandern? Tolle Pisten hinabgleiten? Lieben das Wasser, sind Blumenfreund oder erfreuen sich einfach an Schätzen der Kultur? Dann halten der Lago Maggiore und seine Umgebung viel für Sie bereit...
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

Reisebericht

Die oberitalienischen Seen, wo im milden Klima Palmen und subtropische Pflanzen vor einer majestätischen, schneeüberzuckerten Berglandschaft wachsen, übten schon auf die Römer Plinius und Catull eine magische Anziehungskraft aus. Die Bildungsreisenden späterer Jahrhunderte verewigten sie in Gemälden und literarischen Werken. Und noch heute versetzt diese fjordähnliche Landschaft unter strahlendem Himmel selbst nüchterne Naturen in Begeisterung ...

 
 
1. Tag - Freitag, 06.04.2012 (ab Dresden 892 km):
Mit insgesamt 31 Gästen starteten wir unsere Fahrt,


die uns vorbei an Bayreuth, Nürnberg und Ulm in Richtung Bodensee führte. Durch Österreich und vorbei an Liechtenstein erreichten wir das Rheintal in der Schweiz. Weiter ging es durch den 6,6 Kilometer langen San Bernardino Tunnel ins Tessin. Am Abend erreichten wir schließlich unser 3***-Hotel „Royal“ in Stresa, wo wir während unseres gesamten Aufenthaltes am Lago Maggiore wohnten. Das Hotel liegt in einer kleinen Seitenstraße nur etwa 15 Gehminuten von der Altstadt Stresas entfernt. Zum Abendessen ließen wir uns ein leckeres 3-Gänge-Menü schmecken und natürlich durfte hier die typische italienische Pasta nicht fehlen! Dazu ein Glas Wein und müde fielen alle ins Bett.
 
2. Tag - Samstag, 07.04.2012:
Nach einem für italienische Verhältnisse „reichhaltigen Frühstücksbuffet“ mit Wurst und Käse - für einen Italiener völlig unnormal, wie man bereits am Morgen so viel essen kann! - ging es heute


auf die Borromäischen Inseln. Ihren Ruhm verdanken die Inseln im Westarm des Lago Maggiores der Familie Borromeo, die Mitte des 17. Jahrhunderts die Felseilande in ein barockes Gesamtkunstwerk verwandelte. Zuerst besuchten wir die Isola Bella, die ein wunderbarer Barockgarten schmückt. In zehn großen Stufen steigen die Gartenterrassen vom Ufer pyramidenförmig an, oben bekrönt von der Statue eines Einhorns, dem Wappentier der Borromäer. Wir besichtigten auch den riesigen Palazzo, der außen mit großartigen Freitreppen und innen mit reich  ausgestatteten Sälen, Spiegelgalerien und muschelgeschmückten Tuffsteingrotten prunkt. Anschließend ging es mit einem Privatboot zur größten, allerdings eher stillen Isola Madre (Mutterinsel). Auch hier steht ein barocker Palazzo Borromeo, dieser präsentiert unter anderem eine interessante Marionettensammlung. Hauptattraktion ist wiederum der Park mit Azaleen, Kamelien und Rhododendren, zwischen denen Fasane und Pfaue herumstolzieren.                     
 
3. Tag - Sonntag, 08.04.2012 (321 km):
Heute stand ein Ausflug zum Comer und Luganer See auf dem Programm. Zuerst besuchten wir Como mit seinem herrlichen Dom, dem wichtigsten Baudenkmal der Stadt. Er steht sehr zentral, nahe am Ufer des Comer Sees, im südlichen Abschnitt der Fußgängerzone. Die Ausgestaltung seiner Fassade ist bemerkenswert. Der Bau des Doms begann 1398 in der Zeit der Gotik. Obwohl die Fassade erst Ende des 15. Jahrhunderts - in der Renaissance - fertiggestellt wurde, zeigt sie deutlich gotische Züge.


Die damalige enge politische und kulturelle Beziehung zu den Langobarden könnte die Comasker bewegt haben, beim Dombau Althergebrachtes zu bevorzugen. Das Wetter war heute herrlich und so stand auch einer Schifffahrt auf dem Comer See nichts im Wege - einfach toll! Anschließend fuhren wir zum Schokoladenmuseum "Alprose" in Caslano. Hier bekamen wir einen Einblick in die Schokoladenherstellung und konnten an einer Verkostung teilnehmen. Weiter ging es nach Lugano, der größten Stadt im italienischsprachigen Teil der Schweiz.Die Stadt liegt in der Südschweiz am Luganersee und ist umgeben vom Monte Brè, dem Monte San Salvatore und dem Sighignola und ist nur wenige Kilometer von der italienischen Grenze entfernt. Der Name der Stadt ist vom lateinischen Wort "lucus", ("heiliger Wald") abgeleitet. Gemäss archäologischen Funden war das Gebiet um Lugano bereits von Etruskern und Galliern besiedelt. Zwischen dem frühen 14. und 16. Jahrhundert war Lugano abwechslungsweise unter Mailänder, französischer und Schweizer Herrschaft. Seit 1513 gehört Lugano definitiv zur Schweiz. Als die Franzosen 1798 in die Schweiz einmarschierten schufen sie den Kanton Lugano, der 1803 in Kanton Tessin umbenannt wurde. Wir besuchten unter anderem die Kirche Santa Maria degli Angioli in Lugano. In dieser 1500 fertiggebauten Kirche findet man die schönsten Fresken der Meister der Renaissance. Die Darstellungen «Kreuzigung Christi», «Das Abendmahl» und «Die Muttergottes mit Kind» im Innern der Kirche wurden von Bernardino Luinigemalt, einem Schüler Da Vincis, gemalt. Am späten Nachmittag fuhren wir zum Lago Maggiore zurück.
 
4. Tag - Montag, 09.04.2012 (125 km):
Heute fuhren wir durch das Ossola-Tal nach Domodossola, dem Ausgangspunkt unserer Fahrt mit der Centovallibahn. Die im Jahre 1923 eröffnete Strecke führte uns durch das Valle Vigezzo auf italienischem Staatsgebiet bis zur schweizerischen Grenze und weiter durch das Centovalli bis nach Locarno. Unterwegs, auf etwa halber Strecke, stiegen wir im italienischen Re, einem bekannten Wallfahrtsort, aus. Dieser Ort wird ganz und gar dominiert von der gewaltigen Wallfahrtskirche „Madonna di Re“. Ausgangspunkt ist das Wunder vom 29. April 1494. Ein Steinwurf traf die Stirn eines Marienbildes vor der örtlichen Kapelle und während sich Blut über das Marienbild und das Jesuskind ergoss, geschahen Heilungswunder an den herbeigeeilten Menschen. Zuerst entstand hier eine kleine Wallfahrtskirche und 1894 wurde eine riesige neue Kirche im Stil des Historismus begonnen und 1958 fertiggestellt und geweiht. Zwar kann man diesen gewaltigen „neobyzantinischen“ Kuppelbau durchaus unterschiedlich beurteilen, aber der Faszination dieses mächtigen Kirchenbaus und auch seines Inneren kann sich kaum ein Besucher entziehen...


Nach einer weiteren knapp einstündigen Fahrt mit der Centovallibahn erreichten wir am Mittag schließlich Locarno. Wir bummelten durch die Stadt und sahen den Hauptplatz, den großartigen Piazza Grande. Locarno erfreut sich außergewöhnlich günstiger klimatischer Bedingungen. Es liegt in der Region mit den meisten Sonnenstunden der Schweiz. Die durchschnittliche Jahrestemperatur liegt bei 11 Grad Celsius, außerdem dämpft der nahe See die Temperaturschwankungen und trägt zu einer erhöhten Luftfeuchtigkeit bei. Das Ausbleiben längerer Frostzeiten und der saure Boden sind weitere Faktoren, die hier zum kräftigen Gedeihen einer einmaligen, spontan wachsenden, dekorativen und variantenreichen Flora beitragen. Viele Gärten der Villen und Hotels aus dem 19. Jahrhundert sind erhalten geblieben. Sie wurden dank reichen Leuten angelegt, die sich hier niedergelassen haben, begünstigt durch die beneidenswerten klimatischen Bedingungen. Wir besuchten den Kamelienpark von Locarno, eine herrliche Parkanlage direkt am See, wo man interessante und besonders große Kameliensträucher bewundern kann, die hier ideale Wachstumsvoraussetzungen haben. Die meisten Kamelienarten blühten gerade jetzt im April, was natürlich für uns ein besonderes Glück war.
 
5. Tag - Dienstag, 10.04.2012 (252 km):
Am Morgen brachen wir nach Mailand auf. Die lombardische Metropole bezeichnet sich gern als „heimliche Hauptstadt Italiens“. Unbestritten ist das in der Poebene gelegene Mailand das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Am Castello Sforzesco begrüßte uns unser Stadtführer Andrea. 1450 ließ Francesco Sforza die quadratrische Trutzburg auf den Fundamenten einer Burg der Visconti als herzogliche Residenz erbauen. Wir fuhren von hier aus weiter zum sogenannten „Cimitero Monumentale“.


In der Friedhofsanlage aus dem späten 19. Jahrhundert konkurrierte das aufstrebende Mailänder Bürgertum mit möglichst aufwendigem Skulpturenschmuck selbst noch im Tod miteinander. Über dem Familiengrab der Panettone-Hersteller Motta etwa erhebt sich ein granitener Gugelhupf und über der Ruhestätte von Ferdinando Bocconi, Gründer der gleichnamigen Mailänder Wirtschaftsuniversität, ein 20 Meter hoher marmorner Baldachin. Nach einer anschließenden kleinen Rundfahrt mit dem Bus stiegen wir in der Nähe der Piazza della Scala aus. Hier befindet sich das weltberühmte und doch erstaunlich nüchterne Teatro alla Scala. Im Auftrag der österreichischen Gouverneure erbaute Giuseppe Piermarini 1775-78 das klassizistische Theater, ihm musste die Kirche Santa Maria della Scala weichen. Auf der mit 780 Quadratmetern größten Bühne Europas erlebten unter anderem Giuseppe Verdis „Otello“ sowie Puccinis „Madame Butterfly“ ihre Uraufführung. Drei Jahre war die Oper während der aufwendigen Restaurierung der Räumlichkeiten sowie Modernisierung der technischen Ausstattung geschlossen, ehe sie im Dezember 2004 wieder eröffnet wurde. Die Stühle besitzen nun an der Rückseite Bildschirme, auf denen die Zuschauer die Opern in mehreren Sprachen verfolgen können. Die Piazza della Scala selbst ist mit einem Denkmal Leonardo da Vincis versehen und für uns der Ausgangspunkt zum Spaziergang durch die Galleria Vittorio Emanuele II. Die Stadtregierung wollte nach der Vertreibung der Österreicher 1859 ein „modernes“ Zeichen setzen und nach nur zweijähriger Bauzeit wurde die imposante Glas-Stahl-Konstruktion eingeweiht. Die kreuzförmige Passage mit der 47 Meter hohen Glaskuppel avancierte rasch zum Salon der Mailänder, zum politischen und gesellschaftlichen Treffpunkt.


Der Höhepunkt unserer Stadtführung erwartete uns jetzt - wir standen nunmehr auf dem Domplatz! Wie Zuckerbäckerwerk wirkt der Duomo Santa Maria Nascente, auf dessen Vierungsturm in 108 Metern Höhe die vergoldete Marienstatue „La Madonnina“ als Symbolfigur Mailands über das Wohl der Stadt wacht. Der Monumentalbau wurde Ende des 14. Jahrhunderts begonnen, im 16. Jahrhundert geweiht, allerdings erst Anfang des 19. Jahrhunderts auf Druck von Napoleon, der sich in der Kirche krönen ließ, mit der prächtigen, spitzgiebeligen Marmorfassade vollendet - einfach gigantisch! Wir schauten natürlich auch in das Innere des Domes - ein diffuses, dämmriges Licht strömt durch die Kirchenfenster mit ihren herrlichen Glasmalereien. Natürlich hatten wir im Anschluss an die Stadtführung noch etwas Freizeit, um uns das ein oder andere noch etwas genauer anzuschauen. Am Nachmittag trafen wir uns alle am Castello Sforzesco wieder und fuhren zurück. Auf der Rückfahrt machten wir noch einen kleinen Abstecher nach Arona, um das Denkmal des heiligen Carlo Borromeo zu besuchen. Der aus Arona stammende Carlo Borromeo war ein ganzer Kerl, als Familienoberhaupt vergrößerte er im 16. Jahrhundert das Vermögen seines Clans zwischen dem Lago Maggiore und der östlichen Lombardei. Als Kardinal und Erzbischof von Mailand spielte er eine Hauptrolle bei der Gegenreformation und als Held setzte er sein Leben bei der großen Pest 1576 aufs Spiel, als er den Kontakt mit den Kranken nicht scheute. Für all das zusammen wurde er von der römischen Kirche heiliggesprochen. Die Stadt Arona baute ihm daraufhin ein Denkmal, eine Kolossalstatue. Die Statue war vor ihrer Fertigstellung im Jahr 1698 bis zum Bau der Freiheitsstatue in New York im Jahr 1886 sogar für fast 200 Jahre die größte Statue der Welt!  
 
6. Tag - Mittwoch, 11.04.2012:
Heute machte uns das Wetter leider einen absoluten Strich durch die Rechnung - es regnete in Strömen! Eigentlich war für heute ein fakultativer Ausflug auf den Hausberg Stresas, den Monte Mottarone geplant, aber der fiel gründlich ins Wasser. Somit nutzten die meisten Gäste die Zeit zum Entspannen und schließlich hörte am Nachmittag auch der Regen auf und einem Spaziergang ins Zentrum Stresas stand demzufolge nichts mehr im Wege. Manche Gäste fuhren übrigens auch mit der Bahn nach Mailand und besuchten dort eines der zahlreichen Museen. Trotz allem waren alle gut gelaunt und so trafen wir uns am Abend zum gemeinsamen Abendessen im Hotel wieder. 
 
7. Tag - Donnerstag, 12.04.2012 (71 km):
Der Ortasee liegt westlich vom Lago Maggiore und ist durch den Monte Mottarone vom Lago Maggiore getrennt. Es ist der einzige See in Norditalien, der keinen Abfluss nach Süden hat. Der von waldreichen Hügeln gerahmte Ortasee ist mit reichlich 18 Quadratkilometern zwar einer der kleinsten, aber auch einer der reizvollsten der Oberitalienischen Seen. Am Nordende des Sees liegt Omegna, wo wir als erstes den hiesigen Wochenmarkt besuchten. Dieser Markt findet jeden Donnerstag Vormittag statt.


Einige von uns machten hier so manch ein Schnäppchen, denn das Angebot ist riesig und reicht von Obst und Gemüse bis zu Kleidungsstücken! Ein bischen Geschick bezüglich der Verhandlung von Preisen sollte man allerdings mitbringen! Weiter ging unsere Fahrt am Ostufer des Ortasees entlang zu der auf einer Landzunge gelegenen Siedlung Orta San Giulio. Mit einem kleinen Zug fuhren wir gemeinsam in die Stadt, denn unser Bus mußte ziemlich weit außerhalb parken. Alle Treppenwege und Gässchen führen zur zentralen Piazza Motta, die von alten Palazzi mit Arkadengängen gesäumt wird und sich zum See mit Blick auf die kleine Isola di San Giulio öffnet. Zum Glück hatten wir hier etwas Zeit zu einem gemütlichen Bummel! Gegen 14 Uhr trafen wir uns alle wieder und fuhren mit dem Schiff hinüber zur Isola di San Giulio. Die Insel wird beherrscht vom imposanten Bischofspalast, heute Priesterseminar und der Basilica di San Giulio. Der Legende zufolge wurde die Kirche im 4. Jahrhundert vom heiligen Julius gegründet, der das Eiland von Schlangen und Feuer speienden Drachen befreit hatte. Die dreischiffige romanische Emporenbasilika geht auf das 12. Jahrhundert zurück, im weitgehend barockisierten Inneren bewahrt sie mit der reich skulptierten schwarzen Marmorkanzel ein Meisterwerk romanischer Bildhauerei. Wieder zurück auf dem Festland fuhren wir mit dem kleinen Zug zum Busparkplatz zurück. Heute Abend ging es mit einem Privatboot zum Abendessen zur Fischerinsel hinüber. In einem netten Restaurant ließen wir die Reise bei gutem Essen und einem Gläschen Wein gemütlich ausklingen.   
 
8. Tag - Freitag, 13.04.2012 (bis Dresden 892 km):
Der letzte Tag unserer Reise brach nunmehr an, wie schnell doch eine Woche verging...! Noch einmal berührten wir wunderschöne Landschaften,


so gelangten wir über die klassische San Bernardino Route (hier war zum Teil noch tiefster Winter!) in Richtung Bodensee und wenig später hatte uns dann auch Deutschland wieder... Bei Nürnberg wurde unsere Geduld jedoch auf eine große Probe gestellt, Stau ohne Ende und das etwa vier Stunden lang...! Naja, das konnte keiner ändern - lieber etwas später ankommen und dafür sicher, haben wir uns gesagt... Gegen 01:30 Uhr am Samstag, den 14.04.2012 erreichten wir dann unseren Ausgangspunkt, den Dresdner Flughafen und hier ging nunmehr eine tolle Reise mit phantastischen Eindrücken zu Ende. Der Abschied war herzlich, denn acht Reisetage mit gemeinsamen Erlebnissen verbinden schon irgendwie...
 
Ein großer Dank gilt auch unserem Buschauffeur Steffen, der uns jederzeit sicher gefahren hat!
 
Ich wünsche allen Mitreisenden an dieser Stelle nochmals alles Gute, viel Gesundheit und weiterhin viel Reiselust. Ich freue mich auf ein Wiedersehen! „A prossima!“ (Bis zum nächsten Mal!)
 
Ihre Reiseleiterin Katrin Deutschbein

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