Reisebericht: Rundreise Lago Maggiore – Norditalien erleben

05.09. – 11.09.2022, 8 Tage Rundreise in Italien: Armeno, Baveno oder Stresa am Lago Maggiore – Mailand – Locarno – Verzasca–Tal – Luganer See – Comer See – Bellagio – Ortasee – Centovallibahn


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Ein Reisebericht von Walburga Lindner
Ein Reisebericht von
Walburga Lindner

1. Tag: Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen…

Ich denke und hoffe, das konnten auch Sie am Ende unserer erlebnisreichen Reise an den wunderschönen Lago Maggiore! Und ich kann mir gut vorstellen, dass Sie die zahlreichen Eindrücke und Erlebnisse, die Sie während unseres Aufenthaltes aufgenommen haben, erst einmal verarbeiten mussten.
Nun möchte ich Sie einladen, noch einmal mit mir in Gedanken auf diese Reise zu gehen und wünsche Ihnen „etwas Zeit“ und viel Freude beim Lesen der Lektüre.

Die größte Sehenswürdigkeit ist die Welt – sieh sie dir an! - "Kurt Tucholsky"

Ja, das wollen wir unbedingt tun! Wir möchten wenigstens einen winzig, kleinen Zipfel dieser Welt, dieser größten Sehenswürdigkeit, kennenlernen – und machen uns daher auf den Weg Richtung Süden. Wir, das sind zunächst 30 Reiselustige aus den verschiedensten Bundesländern unseres Landes und natürlich Wolfgang, unser Chef am Lenkrad.
Als wir am Morgen des 05.September den Bus der Firma SEITZ besteigen, wünschen wir uns für diese Reise jede Menge unvergessliche Erlebnisse, neue Eindrücke, bleibende Erinnerungen, traumhaftes Wetter, angenehme Mitreisende, viel Freude und natürlich einen souveränen Busfahrer.
Im Nachhinein können wir sagen, dass unsere Wünsche erhört und erfüllt wurden.
Auf unserer Reise, beginnend in Dresden, durchqueren wir zunächst auf deutscher Seite die Bundesländer Sachsen, Bayern und Baden-Württemberg. Dabei tangieren wir u.a. die Städte Bayreuth, Nürnberg, Ansbach, Dinkelsbühl, Aalen und Lindau am Bodensee. Auf österreichischer Seite durchqueren wir Bregenz, die Hauptstadt des Bundeslandes Vorarlberg und werfen dabei sowohl einen Blick auf den Hausberg von Bregenz, den Pfänder, als auch auf die weltbekannte Seebühne. Neben dem Rhein, der uns die nächsten Kilometer begleiten wird (zurzeit aber erschreckend wenig Wasser führt), sind es vor allem die Berge, die uns in ihren Bann ziehen. Durch das Rheintal, den Schweizer Kanton St. Gallen, vorbei am Fürstentum Liechtenstein, gelangen wir in den flächenmäßig größten, zugleich aber auch am spärlichsten besiedelten Schweizer Kanton, den Kanton Graubünden. Chur, die Hauptstadt des Kantons, auf die bekanntlich der Begriff „Kauderwelsch“ zurückzuführen ist und die zugleich die älteste Stadt der Schweiz ist, lassen wir links liegen. Entlang des Domleschg, einem besonders romantischen Abschnitt des Hinterrheintales (auf ca. 11 km reiht sich Burg an Burg/Burgruine) und der einst so kreuzgefährlichen Schluchten „VIA MALA“ und „ROFLAN“ erreichen wir den San Bernardino Tunnel. Von hier aus geht es hinunter in das Mesoxtal (Val Mesolcina). Wie eine Schlange windet sich die Straße ins Tal und gewährt dabei herrliche Einblicke in die atemberaubende Landschaft. Auf dem Weg fasziniert uns vor allem die, auf einem Felshügel gelegene, Ruine der im 12. Jahrhundert erbauten Burg Misox – einst größte Talfestung der Schweiz. Nur wenige Kilometer weiter fahren wir in den Schweizer Kanton Tessin ein, streckenweise begleitet von dem Fluss, der dem Kanton seinen Namen gab, dem Ticino. Wir tangieren noch die imposante Kantonshauptstadt Bellinzona mit ihren drei Burganlagen und dann endlich, nach einer langen, sehr langen Fahrt, die von uns viel Geduld und „Sitzfleisch“ abforderte, liegt er vor uns – der Lago Maggiore, der Langensee oder Verbano, wie ihn die Römer einst nannten. Im Dämmerlicht fahren wir vorbei an Locarno, weiter entlang des westlichen, des piemontesischen Ufers (das östliche gehört zur Lombardei und das nördliche zur Schweiz) und nehmen, trotz großer Ermüdungserscheinungen, erste Eindrücke auf. Im Hotel „Royal“ in Stresa freundlich empfangen, begrüßen wir noch unsere beiden „Nordlichter“, die - individuell angereist - uns schon ganz lange erwarten.
Nach dem Abendessen haben wir nur noch einen Wunsch, nämlich Beine hoch, Augen zu – kurzum „ab in die Federn…“.

2. Tag : Mailand

Freude am Schauen und Begreifen ist die schönste Gabe der Natur. - "Albert Einstein"

Schauen, besser gesagt anschauen, wollen wir heute Mailand (Milano), die Hauptstadt der italienischen Region Lombardei und zweitgrößte Stadt Italiens. Obgleich die Stadt zum Greifen nahe liegt, müssen wir sehr zeitig aus den Betten. Das Verkehrschaos um und in Mailand erfordert eben Opfer. Den langen Anreisetag noch in den Gliedern freuen wir uns aber erst einmal auf ein sehr reichhaltiges Frühstück im Hotel. Danach steigen wir gestärkt und gut gelaunt in den Bus und lassen uns von Wolfgang über die Autobahn, Richtung Mailand, chauffieren. Giorgio, unser Stadtführer, begrüßt uns recht herzlich und entführt uns als erstes auf den 1866 eröffneten Monumentalfriedhof (Cimitero Monumentale). Der Haupteingang, die Ruhmeshalle (Famedo), ein Gebäude aus Marmor und Backstein, ist die Grabstätte für einige der größten italienischen Persönlichkeiten (u.a. auch von Allessandro Manzoni –Dichter/Schriftsteller-, von dem Philosophen Carlo Catteneo und dem Literatur-Nobelpreisträger Salvatore Quasimodo). Stark beeindruckt sind wir im Außenbereich von den zahlreichen, monumentalen Grabstätten des Mailänder Bürgertums, die sich gegenseitig an Prunk und Pomp zu übertreffen versuchten. Da unser Zeitfenster sehr eingeschränkt ist (wir könnten hier einen ganzen Tag verbringen), besuchen wir nur einige, wenige dieser Grabstätten, u.a. die von Arturo Toscanini (einst Dirigent und Orchesterdirektor der Mailänder Scala), die der Familie Bocconi (Gründer der gleichnamigen Wirtschaftsuniversität und des Kaufhauskonzerns Rinascente) sowie das Grabmal der Familie Campari. Nach dem Besuch – er übertraf all unsere Erwartungen – machen wir eine kleine Stadtrundfahrt durch Mailand, wobei unser Hauptaugenmerk auf dem neuen Mailand liegt. 2015, anlässlich der EXPO, bekam Mailand eine neue Skyline. Mehrere „Wolkenkratzer“, u.a. die bekannten „Tre Torri“, der Torre Allianz (der „Gerade“ genannt / 209 m), der Libeskind Tower (der „Krumme“ genannt / 175 m) und der Torre Generali (der „Verdrehte“ genannt / 177 m) und ein, von diversen Stararchitekten erbautes, neues Wohnviertel bestimmen nunmehr das Stadtbild. Wir finden es sehr sehenswert, dennoch zieht es uns wieder zurück in das „alte“ Mailand und so besuchen wir die Mailänder Scala (Teatro alla Scala oder kurz Scala genannt). Der Außenanblick überrascht uns ein wenig. Kein pompöser Bau, eher bescheiden, so präsentiert sich uns dieses im neoklassizistischen Stil erbaute, weltberühmte Opernhaus, welches am 03.08.1778 mit Salieris Oper „Europa riconosciuta“ (Die wieder entdeckte Europa) feierlich eröffnet wurde. Beim Anblick des in Rot gehaltenen Zuschauerraumes fühlen wir uns sofort zurückversetzt in die Zeit als hier die ganz Großen der Musik , wie Bellini, Donizetti, Rossini, Puccini und natürlich immer wieder Verdi, ihre Werke den Zuschauern präsentierten. Große Sänger und Sängerinnen, wie z. B. Maria Callas und Luciano Pavarotti gaben an der Scala ihr Debüt. Der anschließende Gang durch das Museum war ein schöner Abschluss des Besuches der Scala, die gegenwärtig – nachdem sie von 2002-2004 bereits akustisch und bühnentechnisch auf den neuesten Stand gebracht wurde – wieder von großen, baulichen Maßnahmen betroffen ist.

Danach spaziert Giorgio mit uns durch die wunderschöne Galleria Vittorio Emanuele II – eine große, prunkvolle Einkaufspassage im Jugendstil - zum Domplatz. In weißem Marmor präsentiert sich uns hier der Dom, dieses majestätische, geradezu gebrechlich wirkende, Bauwerk und eines der faszinierenden Wahrzeichen Mailands. Nachdem Giorgio uns mit entsprechenden Informationen zum Dom „gefüttert“ hat, entlässt er uns in die Freizeit, die entweder für einen Besuch des Doms oder einen Bummel durch die pulsierende Stadt genutzt wird. Danach sind wir ganz schön fertig, denn Mailand ist keineswegs eine langweilige Stadt. Sie ist spannend, aufregend, abenteuerlich, laut und anstrengend. Hier agieren die feinsten Designer, hier gibt es die verrückteste, aber auch eleganteste Mode, des Weiteren 2 Fußballclubs, die in einem Stadion spielen, die meisten Feinkosthändler, die besten Restaurants zugleich aber auch ein ständiges Verkehrschaos. Durch dieses bringt uns am Nachmittag Wolfgang mit seiner stoischen Ruhe und Gelassenheit. Nach einem kurzen Intermezzo auf der Autobahn zieht es uns wieder an‘s Wasser. Entlang des Lago Maggiore, vorbei an Arona, dem Geburtsort v. Carlo Borromeo (dem späteren Kardinal von Mailand), vorbei an Angera mit seiner Visconti /Borromeo Burg, vorbei an Lesa, wo einst der italienische Schriftsteller und Dramatiker Alessandro Mansoni zu Hause war, erreichen wir – etwas abgespannt, dennoch ausgesprochen zufrieden unser schönes Hotel in Stresa. Natürlich freuen wir uns auf den nächsten Tag, doch zuvor erst einmal auf ein gutes Abendessen – und wir werden, wie auch an den folgenden Tagen, nicht enttäuscht.

3. Tag: Locarno und das Verzascatal

Lerne vor allem dich zu freuen! Die wahre Freude ist eine sehr wichtige Sache. - "Seneca"

Wir müssen es nicht lernen, lieber Seneca, denn wir freuen uns auf diesen Tag, an dem wir einmal „fremdgehen“ wollen. Denn wir werden diesen Tag nicht in Italien, sondern in der benachbarten Schweiz verbringen. Locarno und das wild-romantische Verzascatal, ein Hochtal im Schweizer Kanton Tessin, sind unser Ziel. Mit dem Bus fahren wir am piemontesischen Ufer des Lago entlang. Alles ringsherum wirkt entspannt und ruhig. Es weht kaum ein Lüftchen, die Sonne glitzert auf dem Wasser und die wenigen Wellen lassen die, in den Häfen liegenden Boote leicht schaukeln. Auf der Strecke tangieren wir u.a. Verbania, die größte Stadt auf piemontesicher Seite, Ghiffa, den einstigen Ort der Filzhüte und erblicken in unmittelbarer Nähe von Cannero auf den Malpaga Inseln die Ruinen der „Castelli di Cannero“. Hier trieben vor ca. 500 Jahren bis zu ihrem Niedergang durch einen Borromeosproß, die fünf Mazzardi-Brüder ihr Unwesen. Kurze Zeit später können wir noch einen Blick auf das idyllisch gelegene, von Oliven-, Orangen-und Zitronenhainen gerahmte Cannero werfen.
Dann erreichen wir da, wo der See sich verengt, Cannobio, den letzten Ort auf italienischer Seite. Kurz danach fahren wir in die Schweiz ein. Der erste Ort ist Brissago, noch heute bekannt für seine handgedrehten, würzigen Virginia Zigarren – aber noch bekannter als „Sprungbrett“ zu den vorgelagerten Brissago Inseln. Die Isola Grande (nur sie kann man besuchen) soll ein wahres Exotikparadies sein, angelegt im 19./20. Jhd. von der damaligen, etwas leicht „übergeschnappten“ Inselbesitzerin Antonietta, Baronin Saint-Leger. Heute gehören die Inseln dem Kanton Tessin und dem Schweizer Heimat-u. Naturschutz und sind ein begehrtes Ausflugsziel. Kurze Zeit später erreichen wir Locarno, die Stadt, die von 1803-1878 abwechselnd mit Lugano und Bellinzona Hauptstadt des Kanton Tessin war. Zuerst wollen wir der Stadt einmal „aufs Dach steigen“. Wir benutzen dazu die Standseilbahn und erreichen schon in wenigen Minuten den „Sasso della Rocca“, den Sacro Monte (Heiligen Berg) und nach einem kurzen Spaziergang die Wallfahrtskirche „Madonna del Sasso“. Wir sind überrascht von den Ausmaßen der Kirche und dem wunderschönen Ausblick auf Locarno und den Lago. Ausschlaggebend für den Bau dieser Kirche war eine Marienerscheinung, die der Franziskanermönch Fra Bartolomeo in der Nacht des 15. August 1480 hatte. Im Laufe der Jahrhunderte unterlag die Wallfahrtsstätte ständigen Veränderungen, die letzten erfolgten von 1891-1912. Nach diesem beeindruckenden Erlebnis begeben wir uns wieder in die Stadt. Gemeinsam spazieren wir zum bekanntesten Platz Locarnos und glaubt man den Aussagen der Reiseführer, dem schönsten der Schweiz. Die Entscheidung darüber überlasse ich gern Ihnen. Feststeht aber, dass die Piazza Grande und ganz Locarno einmal im Jahr im Mittelpunkt des Geschehens stehen, nämlich immer im August, wenn die ganze Stadt „dem Leoparden“ hinterherjagt (Filmfestival). Uns dagegen jagt ein wenig die Zeit, aber es bleibt noch genügend Raum für einen Spaziergang durch die Altstadt oder entlang der wunderschönen Seepromenade. Dann verabschieden wir uns von Locarno und machen uns auf ins Verzascatal. Wolfgang und der Bus müssen ganz schön „arbeiten“ und ordentlich schwitzen, aber dann endlich erreichen wir das 25 km lange, enge und wild-romantische Tal. Rechts und links ragen steile Bergflanken (ca. 2.000-2.800 m hoch) in den Himmel. Dazwischen fließt normalerweise (nach diesem heißen Sommer für uns leider nicht oder kaum sichtbar) das smaragdgrüne Wasser der Verzasca (abgeleitet von aqua verde = grünes Wasser), das im Laufe der Jahrtausende hier viele Felsen abgeschliffen und geformt hat. Am Staudamm Selvatica vorbei, fahren wir hinein in das einst als „vallis horribilis“ (= schreckenerregend) bezeichnete Tal. Heute gilt das Tal, wegen seiner relativ schweren Erreichbarkeit als eines der Täler, welches am besten seine Ursprünglichkeit bewahren konnte. Wir genießen die Fahrt durch das Tal, bestaunen die sagenhafte Landschaft mit den heute idyllisch wirkenden Ortschaften. Die aus Naturstein gebauten Häuser, die „rustici“ mit ihren kleinen, vielfach weiß umrahmten Fenstern waren einst das Zuhause bitterarmer Bauern. Heute dagegen sind sie begehrte Urlaubsdomizile. Besonders beeindruckt uns das 563 m hoch gelegene Dörfchen Corippo. Granitschwere Zwerghäuser krallen sich an einen Steilhang über der Verzasca. Früher, als noch keine Straße durch das Tal und in den Ort führte, klapperten hier die Webstühle – heute wirkt der Ort eher ausgestorben. In Brione machen wir eine „Kehrtwendung“ und fahren zurück, immer wieder fasziniert von der ansprechenden und zugleich auch abweisenden Landschaft. In Lavertezzo legen wir an der mittelalterlichen, doppelbögigen Steinbrücke (Ponte di salti, fälschlicherweise auch Römerbrücke genannt) einen Fotostopp ein und den nächsten an dem bereits genannten Staudamm, der mit 220 m Höhe einer der höchsten Europas ist. Hier wird der Fluss zum 7 km langen „Lago di Vogorno“ gestaut. Wir schauen die Staumauer hinunter (in den 80igern Jahren wurde hier ein James Bond Film gedreht) und lehnen das Angebot, den Adrenalinspiegel mit Hilfe eines Bungee-Sprunges etwas zu erhöhen, dankend ab. Der Adrenalinspiegel einiger Damen und Herren unserer Gruppe ist ohnehin schon „leicht“ erhöht – denn wir haben ein Problem und das besteht in einer fehlenden bzw. geöffneten „Telefonzelle“. Zum Glück sind wir in dieser Beziehung recht unkompliziert und können unsere Rückreise schließlich erleichtert fortsetzen. Wir genießen noch einmal die Fahrt entlang des Lago Maggiore und später auch unser abwechslungsreiches Abendessen. Wieder neigt sich ein erlebnisreicher Tag seinem Ende entgegen. Doch bevor wir uns „ins Land der Träume“ begeben, nehmen wir noch ein seltsames Geräusch wahr, welches die ganze Nacht anhalten sollte. Petrus hat im Himmel alle Wasserhähne aufgedreht, es regnet nicht nur, es schüttet aus „allen Rohren“. Ehrlich gesagt, ich schlafe schlecht in dieser Nacht und frage mich, was ich wohl am nächsten Tag, den ganzen Tag im Hotel, mit Ihnen „unternehmen“ kann…

4. Tag: Borromäische Inseln

Wie viel Schönheit empfängt das Herz durch die Augen - "Leonardo da Vinci"

Als ich am nächsten Morgen die Augen aufmache, regnet es immer noch. Doch welch ein Wunder - nach kurzer Zeit tröpfelt es nur noch und bald erkämpft sich die Sonne ihren Weg durch die Wolken. Und Petrus? Der hat endlich auch Mitleid mit uns und dreht tatsächlich alle Wasserhähne zu. Und so steht einem sonnigen, wunderschönen Tag nichts mehr im Weg.
Wir lassen uns, wie jeden Morgen, das Frühstück gut schmecken und machen uns anschließend – dank der nunmehr perfekten Wetterlage – gut gelaunt auf den Weg zur Schiffsanlegestelle. Dort werden wir bereits erwartet, besteigen das Boot und bevor wir uns versehen, legen wir schon wieder an, auf der ersten Insel, der Isola Bella, die einem Blütenschiff gleich, im Wasser liegt. Im Palast werden wir herzlich von Frederica, die uns mit herzerfrischenden Worten durch den Palast führen wird, begrüßt. Von ihr erfahren wir sehr viel Wissenswertes über die Familie Borromeo, die ursprünglich aus der Toskana stammend, sich hier am Lago Maggiore niedergelassen und „schrittweise eingekauft“ hat. Der berühmteste Spross der Familie ist zweifelsohne der in Arona geborenen Carlo Borromeo, der es später bis zum Mailänder Kardinal gebracht hat.
Doch zurück zur Insel. Für uns unvorstellbar ist, was die Familie Borromeo vor allem im 17. Jahrhundert hier aus diesem Felseiland, auf dem nur ein paar wenige, bettelarme Fischer wohnten, geschaffen hat - sehr zur Freude von uns Touristen und sicher auch der heute noch lebenden Nachfahren (die während unseres Aufenthaltes auch auf der Insel weilten). Der riesige Palazzo prunkt außen mit großartigen Freitreppen und innen mit reich geschmückten Sälen, Spiegelgalerien und muschelgeschmückten Tuffsteingrotten. Wir sind stark beeindruckt von dem Reichtum einer einzigen Familie. Zwischen 1650 und 1671 baute Vitaliano Borromeo auf der Insel, die übrigens nach seiner Frau Isabella benannt wurde, einen attraktiven Sommerpalast und ein pyramidenartiges System von zehn Terrassen für den Garten. Dafür ließ er jede Menge Erde vom Festland auf die Insel bringen. Was entstanden ist, gleicht tatsächlich einem Wunder. Der Park, ein Meisterwerk italienischer Gartenarchitektur, zieht nicht nur uns in seinen Bann. Wir genießen wieder die traumhaft schöne Sicht auf und über den See, auf Stresa, Baveno, Verbano, die Isola Madre, die kleine Liebesinsel und die Isola Pescatori. Letztere wollen wir kennenlernen – doch zuvor muss der ein oder andere unbedingt noch einen Taschenstand „plündern“. Dann legen wir ab und nur kurze Zeit später genießen wir bei einem Weinchen oder „kühlen Blonden“ nicht nur die Sonne, die schöne Aussicht auf den See, sondern auch eine kleine oder größere Mahlzeit. Gut gestärkt geht es noch zur Isola Madre, der Mutterinsel (sie war die erste Insel, die von den Borromeos bewohnt wurde, deshalb Mutterinsel). Dort werden wir von Alfredo oder wie auch immer er heißen mag, herzlich in Empfang genommen. Unsere Namen können wir sofort vergessen, er gibt uns einfach neue und so haben wir plötzlich eine Helga, eine Ingeburg, eine Christine oder einfach nur eine „Schwiegermutter“ unter uns. Sehr unterhaltsam führt er uns über die Insel und durch das Schloß. Nach diesem Rundgang sind wir einfach nur „fix und foxy“ und freuen uns nicht nur auf das opulente Abendbrot, sondern auch auf einen Campari Orange, einen Aperol Spritz oder eben ein Bierchen…und dann aufs Bett.
Wenn ein schöner Tag vergangen, dann freue dich auf den nächsten…

5. Tag: Comer See – Bellagio – Lugano

Lasst uns immer in den großen Traum des Lebens kleine bunte Träume weben. - "Jean Paul"

Wer weiß, vielleicht hegten Sie schon lange den Wunsch/Traum, einmal an den Comer oder Luganer See zu fahren und nun, mit dieser Reise, lassen sich diese Wünsche mit einem Mal erfüllen.
Aber wir brauchen dafür viel Zeit, d.h. wir müssen wieder einmal früh aus den Federn. Nach einem zeitigen Frühstück machen wir uns auf den Weg, aber nicht ohne vorher unserem Geburtstagskind Wolfgang noch ein Ständchen zu bringen (erst vor zwei Tagen hatte Wolfgang selbst mit einem Ständchen auf Italienisch ein anderes Geburtstagskind erfreut). Über die Autobahn erreichen wir die Region Lombardei und schon bald den südlichsten Zipfel des Comer Sees.

„Ich kenne keine Gegend, die so sichtlich vom Himmel gesegnet ist…“ schrieb der große Musiker Franz Liszt über den Comer See, der mit 146 km² nicht der größte der oberitalienischen Seen (das ist der Gardasee), auch nicht der längste (das ist der Lago Maggiore), aber mit 410 m der tiefste See ist. Wir fahren entlang des Sees, des „Lacus Larius“, wie ihn die Römer nannten und sind recht angetan von dieser faszinierenden Landschaft, die eine ganz andere als die vom Lago Maggiore ist. Sie wirkt nicht so lieblich, so einladend. Hier, am Comer See dagegen, dominieren die Berge, die geradezu ins Wasser zu stürzen scheinen. In Tremezzo besteigen wir das Boot, welches uns – ganz schön hin-und herschaukelnd - nach Bellagio, der sogenannten Perle des Sees, bringt. Dieser Ort, auf Grund seiner Toplage (er liegt auf einer grünen Halbinsel zwischen zwei Seearmen), der reizvollen, kleinen Altstadt mit verwinkelten Gässchen und buntbemalten Häusern, die man allerdings ersteigen muss, ist d e r Anziehungspunkt am See. Sie, liebe Gäste, nutzen die Zeit, um den Ort zu beschnuppern und vielleicht hat auch der ein oder andere zufällig den Weg zur „Punta Spartivento“ (den „Ort des geteilten Windes „) gefunden. Hier wird der See in die sogenannte dreizipflige Gestalt geteilt. Auf alle Fälle ist Bellagio - und da sind wir, so denke ich, alle einer Meinung - einen Besuch wert. Auf der Bootsfahrt nach Tremezzo genießen wir noch einmal den Anblick auf Bellaggio mit seinen zwei bekannten Villen/Gärten, der Villa Serbelloni und der Villa Melzi.
Bevor wir wieder den Bus besteigen, werfen wir noch einen Blick auf die schöne Villa Carlotta, deren lohnenswerten Besuch wir uns aber für eine nächste Reise aufsparen müssen. Es muss ja immer etwas bleiben für ein nächstes Mal…
Heute haben wir noch ein weiteres „Highlight“ im Programm. Lugano und der Luganer See sind unser Ziel. Doch dieses zu erreichen, scheint an diesem Tag nahezu unmöglich. Verkehrschaos, Stau…Stau…und nochmals Stau. Einer Schnecke gleich kriechen wir über das Pflaster und verlieren dabei viel, viel Zeit. Als wir in Lugano ankommen, bleibt uns nur eine einstündige Schnuppertour, die wir dennoch genießen und auch nutzen. Lugano, die größte Stadt des Kanton Tessin, liegt malerisch in einer Bucht des gleichnamigen Sees, eingerahmt von den beiden Hausbergen Monte Bré und San Salvatore. Wir würden gern noch ein wenig hier verweilen, doch wir haben noch einen langen Weg vor uns und zu allem Unglück verspätet sich auch noch unser Bus – denn auch er steckt im Stau. Und so geht es leider an diesem Abend weiter. Spät, sehr spät am Abend kommen wir im Hotel an und haben Glück, wir werden noch erwartet und bewirtet – und das wie immer sehr gut!

6. Tag : Ausflug zum Ortasee

Was du genießt von Tag zu Tag, das ist dein Reichtum - "Indisches Sprichwort"

Genossen haben wir bereits schon sehr viel während dieser abwechslungsreichen Urlaubstage und vielleicht war es für den ein oder anderen schon ein wenig zu viel. Daher nehmen an diesem Morgen leider nicht alle Gäste an unserem wunderschönen und ganz entspannten Ausflug an den Ortasee teil. Die Mehrzahl der Gäste aber ist voller Erwartung auf das, was ihr am letzten Tag unserer Reise vor Ort, noch geboten wird. Zunächst eine Fahrt „um“ den Mottarone, den Hausberg von Stresa, der zugleich den Ortasee vom Lago Maggiore trennt. Auf dem Busparkplatz in Orta angekommen, wechseln wir das Gefährt und machen es uns im „Zügli“ bequem. Doch nur wenige Minuten später haben wir schon unser Ziel, das idyllisch gelegene Orta inklusive gleichnamigen See, erreicht. Da liegt er vor uns – der aus Gletschern des Simplon entstandene See, nur 23 km entfernt von seinem großen Bruder oder Nachbarn, dem Lago Maggiore. Mit einer Fläche von 18,2 km² zählt er eher zu den kleinsten, aber reizvollsten der „Oberitalienischen Seen“. Und eigentlich hat er auch alles, was sein großer Bruder hat, „nur“ etwas überschaubarer. Er wirkt ruhiger, verträumter, aber auch immer etwas geheimnisvoll. Balzac sprach einst vom „stillen Nachbarn“. Insgesamt gesehen wirkt der See ursprünglicher, hier hat der Mensch noch nicht so sehr in die Natur eingegriffen. Auf der einen Seite, der westlichen, haben wir eine steile, raue Küste, deren Berge zu den Ausläufern des Monte-Rosa Massivs gehören, auf der anderen Seite, dort, wo wir uns befinden, steigt die Ostküste sanft zum Mottarone auf. Auf dem Hauptplatz, der Piazza Motta, angekommen, fällt unser Blick sofort auf die, inmitten des Sees liegende Insel. Der Legende nach war diese früher von Schlangen und Monstern bewohnt, keiner wollte sich ihr nähern. Bis dann im Jahre 390 der heilige Julius kam, seinen Mantel ausbreitete und mit diesem und seinem Wanderstab als Ruder zur Insel übersetzte und diese von den Ungeheuern befreite. Julius und sein Bruder waren aus Griechenland gekommen, um die Gegend zu christianisieren. Dabei wollten sie den Bau von 100 Kirchen veranlassen und in der 100. dann begraben werden. 99 Kirchen hatten sie bereits gebaut und die 100. war in Arbeit, als Julius 392 starb und hier auf der Insel, wie gewünscht in der 100. Kirche, seine letzte Ruhestätte fand. Seitdem trägt die Insel seinen Namen, Isola di S. Giulio. Das ist die Legende. Was wir heute hier auf der Insel vorfinden, ist eine dreischiffige Basilika aus dem 11./12. Jahrhundert mit einer skulptierten Marmorkanzel, einem Meisterwerk der romanischen Kunst, sowie den imposanten Bischofspalast, einstige Sommerresidenz der Fürstbischöfe und später Priesterseminar. Heute leben hier u.a. noch Benediktinerinnen des Ordens „Mater Ecclesiae“. Interessant ist die Umrundung der Insel auf dem Weg der Stille, wo diverse Sprüche („die Stille ist der Frieden des ICH“) den Spazierenden begleiten und zum Innehalten anregen. Nach dem Besuch der Insel gehen wir noch auf Entdeckungsreise durch den hübschen, kleinen Ort, wo die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Einige genießen - unter Kastanienbäumen sitzend - den wunderschönen Blick auf den See und die Isola. Bei einem Cafe, einem Eis, einem Wein oder einer anderen Gaumenfreude können sie hier die Seele so richtig baumeln lassen. Andere wiederum spazieren entlang des Sacro Monte, den einst auch Friedrich Nietzsche mit seiner Muse gelaufen ist. 20 Kapellen mit 376 lebensgroßen Figuren erzählen von dem Leben des Heiligen Franziskus.
Am frühen Nachmittag „kutschiert“ uns Wolfgang wieder zurück zum Hotel – und die, die möchten, noch zur Piazza Marconi. Mit einem Bummel durch Stresa und entlang der Uferpromenade „runden“ wir den Tag ab. Am Abend gibt es eine Menge untereinander auszutauschen, alle haben etwas zu berichten und ich kann freudig feststellen, dass an diesem Tag jeder auf seine Kosten gekommen und äußerst zufrieden ist. Nach dem Abendessen heißt es, eine Entscheidung zu treffen - zwischen Koffer packen und einem Abschiedstrunk….

7.Tag: Rückreise

So viel ist sicher: Reisen tut immer gut - "Voltaire"

Wir fragen uns, was wohl heute auf dem Programm steht? Reisen?
Ja, wir werden auf alle Fälle reisen – aber leider ab. Es heißt Abschied nehmen vom Lago Maggiore, von Bella Italia - und zu aller erst leider auch von unseren „Nordlichtern“, mit denen wir eine tolle, gemeinsame Zeit verbracht haben.
Mit Sarah Brightman und Andrea Bocelli sagen wir „time to say good bye“. Und mit etwas Wehmut, aber auch mit vielen, neuen Eindrücken im Gepäck fahren wir noch einmal den Lago am Westufer entlang. Dann chauffiert uns Wolfgang souverän – analog der Hinfahrt – zurück in die Heimat, einfach „heeme“. Leider ist das an diesem Sonntag nicht so reibungslos möglich. Etliche Baustellen bremsen uns aus und führen letztendlich zu einer sehr verspäteten Ankunft an den einzelnen Ausstiegsstellen. Es ist schade, dass diese abwechslungs- und erlebnisreiche Reise auf diese Art zu Ende geht, doch wie heißt es so schön: „Irgendwas ist immer“…

Schlusswort

Ich bedanke mich noch einmal ganz, ganz herzlich bei Ihnen für Ihr Verständnis und für die wunderschönen Tage, die ich mit Ihnen verbringen durfte. Und falls die „Seensucht“ Sie noch einmal überwältigen sollte, dann sehen wir uns möglicherweise wieder, vielleicht am Gardasee oder Bodensee oder einfach irgendwo…
Bis dahin bleiben Sie gesund, weiterhin neugierig und so reisefreudig.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und sage „alla prossima volta“ – bis zum nächsten Mal!

Ihre
Walburga Lindner

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