Reisebericht: Rundreise Sizilien und die Liparischen Inseln

05.05. – 12.05.2013, 8 oder 10 Tage Rundreise Taormina – Ätna – Syrakus – Villa Romana – Agrigent – Selinunte – Palermo – Madonie–Gebirge – Cefalù – Liparische Inseln – Nebrodi–Gebirge – Alcantara–Tal – Giardini Naxos


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Flugreise nach Sizilien mit Syrakus, Catania und Taormina mit Besuch des Ätna, Piazza Armerina mit Mosaikvilla und nach Sant Angelo Muxaro, dem alten Kamikos, nach den Tempelstätten Agrigent und Selinunte, sowie nach Erice, Palermo, Monreale und ins Madonie-Gebirge und nach Cefalu.
Landschaften und ein Schuß Exotik, einzigartige Reste guterhaltener griechischer Tempel und die leichte Lebensweise des sonnigen Südens am Mittelmeer - all das bietet Sizilien. Egal, ob Sie hier entspannen wollen, eintauchen in einen einzigartigen „Schmelztiegel" von Völkern und Kulturen oder ob Sie historischen Ereignissen hinterherspüren wollen: unsere Reise auf die größte Insel des Mittelmeeres bietet eine einzigartige Kombination von Landschafts-, Bade und Städtereise. Ruinenstätten und archäologische Zonen wie Syrakus, Agrigent und Selinunt, betörende Städte wie Taormina, Catania oder Palermo werden Sie ebenso gefangennehmen wie der Besuch der römischen Mosaike im Landesinneren, in einer der noch urwüchsigen Landgemeinden oder gar die Auffahrt auf den gewaltigen, derzeit wieder verstärkt tätigen Vulkan Ätna, den größten Tätigen feuerspeienden Berg Europas.
Auf Sizilien finden Sie alles - die Geschichtsinteressierten bewundern die herrlichen antiken Bauten des einstigen griechischen und römischen Kulturkreises oder die Hinterlassenschaften eines grandiosen Mittelalters und die mehr „exotisch Orientierten" genießen die Landschaften des südlichen Mittelmeeres und eine Küche und Lebensweise fast schon auf halbem Wege nach Afrika sowie Städte, die beinahe arabisch wirken
Entdecken Sie mit uns den gewaltigen Vulkan Ätna, der die Hälfte Siziliens beherrscht und die Schätze und den Charme der Insel, die sich in allen Zeitläufen selbst treu geblieben ist -  die früher fast als das Ende der Welt galt und heute eines der angesagtesten Ferienziele in Europa ist!
Ein Reisebericht von
Dr. Michael Krause
Dr. Michael Krause

Erster Tag, Sonntag 05.05.2013

Zu - ehrlich gesagt nachtschlafener Zeit - begann die Reise mit pünktlicher Abfahrt - in meinem Fall 02.00 Uhr in Dresden und dem zuverlässigen Haustürtransfer von Eberhardt TRAVEL. Schon etwa um 04.10 Uhr waren fast alle Transferfahrzeuge am Flughafen Berlin-Tegel angekommen. Der hatte gerade aufgemacht und eine halbe Stunde später begann die Lufthansa mit der Abfertigung ihres Fluges nach Catania in Sizilien. Schon um 06.00 Uhr startete pünktlich der Flug auf die größte Insel des Mittelmeeres und gegen 08.30 Uhr hatte die Lufthansa-Maschine Sizilien erreicht.
Sonnenschein und milde Temperaturen und ein voll erblühter Frühling so erwartete uns unser Reiseziel für die nächsten acht Tage. Es dauerte auch nicht allzu lange, bis wir unseren sizilianischen Bus am Flughafen gefunden hatten, gesteuert von Angelo, dem netten Chauffeur, den ich schon vom Vorjahr kannte. Ein Sonderausflug nach Syrakus stand gleich zu Anfang auf dem Programm - darüber hatte ich mich schon an den Vortagen mit meinen 23 Mitreisenden unterhalten, denn nach Eberhardt-Art hatte ich sie alle kurz vor der Reise angerufen. Alle wollten teilnehmen wollten und so nutzten wir gleich unseren sonnigen Ankunftstag voll aus - schon kurz vor 10.00 Uhr erreichten wir Syrakus und seine archäologische Zone. Der historische Ort ist seit 2005 ein besonderes Highlight auf der UNESCO-Weltkulturerbe-Liste , denn „ die Orte und Bauwerke, die das Ensemble Syrakus/Pantalica bilden, (sind) eine einzigartige Ansammlung bemerkenswerter Zeugnisse der Mittelmeerkulturen über die Jahrhunderte an derselben Stelle" (Zitat wikipedia).
„Latomia" nannten die alten Griechen ihre gewaltigen Kalksteinbrüche, die teilweise später durch Erdbebenm zusammenbrachen und neue Formen erhielten. Als bemerkenswerteste Abbau-Höhle gilt das sogenannte „Ohr des Dionysus" - so genannt vom italienischen Maler Caravaggio  weil sie die Form eines menschlichen Ohrs habe und weil die Legende besagt, dass Tyrann Dionysios von Syrakus (genau - das ist der aus Schillers „Bürgschaft")  hier mit Hilfe der besonderen akustischen Bedingungen Gespräche seiner inhaftierten politischen Gegner abgehört habe. Nahe am „Ohr" liegt das griechische Theater  - eines der besterhaltenen in Europa, eines der tollsten historischen Objekte überhaupt, die ich kenne, derzeit aber gerade mit vielen Holzbauten eingerüstet, da hier im Sommer wieder Tragödien von Sophokles und Aischylos aufgeführt werden.
Nach der archäologischen Zone begaben wir uns zur Altstadt, dem auf einer Halbinsel gelegenen Ortigia. Prachtstück bilden hier die Resten des Apollon-Tempels, die mehr als 25 Jahrhunderte Geschichte atmen. Zu unserem Glück gab es in Syrakus gerade ein Volksfest  - der Tag der Heiligen Kommunion im sehr katholischen Italien war mit dem Kirchenfest des Domes der „heiligen Maria Collonna" zusammengelegt worden. Dadurch war der Dom zunächst nicht gleich zugänglich, von Menschen umlagert und noch kurz durch eine Prozession gesperrt, deren Buntheit wir gleich mit genießen konnten. Dann aber konnten wir den Dom „Santa Maria della Colonna" ansehen - das größte Gotteshaus von Syrakus mit seiner herrlichen, später vorgebauten barocken Fassade, ist aus dem noch fast völlig erhaltenen Athena-Tempel erbaut worden. Seine Aufbauten sind an den Außenwänden und im Inneren des Domes noch genau zu erkennen. Nicht weit entfernt liegt die berühmte „Quelle der Arethusa" und zeigt bis heute, wie und warum die Stadt durch das Vorhandensein der Süßwasserquelle mächtig werden und den Belkagerungen standhalten konnte. konnte. Am Nachmittag fuhren wir  zu unserem Hotel und checkten direkt an der Küste des Ortes Aci Reale ein.

Zweiter Tag, Montag, 06.05.2013:

Heute Morgen fuhren wir von Aci Reale an der Küste entlang nach Aci Trezzo. Wie ihre „Aci" Nachbarorte nach der alten griechischen Legende von Akis und Galathea benannt, sind Aci Trezzo und Aci Castello auch Schauplätze der Legende von Odysseus in Sizilien. Homer hat in seiner „Ilias" die Abenteuer des listenreichen Königs von Ithaka erzählt, der nach dem Trojanischen Krieg auf einer Irrfahrt durch das Mittelmeer hier in der Höhle des einäugigen Riesen Polyphem gefangen gehalten wurde. Nachdem er Polyphem geblendet hatte, konnte er mit seinen Gefährte fliehen - aber die Felsen, die der genarrte und blinde Riese nach dem Schiff des Odysseus schleuderte liegen noch im Meer und bilden als „Zyklopenfelsen" bis heute ein interessantes Fotomotiv! Unser sizilianischer Busfahrer Angelo hielt am einzig möglichen Parkplatz und wir konnten die malerischen Felsen fotografieren, der Legende zufolge Ausdruck der Wut des einäugigen Zyklopen Polyphem.
Bald danach erreichten wir Catania, Siziliens zweitgrößte Stadt. Der Industriestandort wirkt grau - aber nicht deswegen, sondern wegen seines vorherrschenden Baumaterials, des Ätna-Gesteins. Zudem ist die Stadt in ihrem barocken Erscheinungsbild ein Kleinod des Städtebaues, immer wieder bedroht vom nahen Ätna. Der hat Catania immer wieder zerstört und letztlich 1669 mit einem Lavastrom die Stadt fast vernichte. Nachdem dann 1693 ein schweres Erdbeben Innenstadt und die Kathedrale zerstört hatte, errichtete man fast alles neu im Stil des römischen Barock. Federführend war hier der Baumeister Giovanni Battista Vaccarini , dem die Stadt weitgehend ihr heutiges Stadtbild, den zentralen Domplatz dieser Epoche und letztlich auch seit 2002 ihren Status als UNESCO-Weltkulturerbe verdankt.
Zentrum ist der berühmten Elefantenbrunnen, das Wahrzeichen Catanias umgeben von der Altstadt mit ihren Kirchen- und Palastfassaden. Unser Weg führte durch die geraden Straßen über den ehemaligen Marktplatz Piazza Mazzini bis zum Castello Ursino. Diese ehemalige Stauferburg des 13.Jh war beim großen Ätna-Ausbruch 1669 als einziges Gebäude auf einer Insel in der Lava stehengeblieben. Hauptsache für die Freizeit war dann aber der Bummel über „la pescheria", den berühmten Fischmarkt von Catania, Europas exotischsten Markt. Hier findet man neben Meeresgetier in allen Größen und Variationen Fische - Weißfisch, Flundern, Thun- und Schwertfisch - aber auch Fleisch, Käse, Wurst und vor allem natürlich , Gemüse und Obst als Hauptprodukte Sizilianischer Landwirtschaft - alle feilgeboten  in den Gassen, Plätzen und Straßen nahe dem Domplatz.
Am  Nachmittag ging es dann in Siziliens meistbesuchten Ferienort, in das mondäne Ferienparadies Taormina. Der in den Felsen gesprengte Parkplatz von Taormina war wie immer Anfahrtpunkt unseres Busses und Treffpunkt mit der örtlichen Reiseleitung und von hier fuhren wir mit dem Shuttlebus vom Parkhaus in die Altstadt hinauf. Taorminas antikes griechisch-römisches Theater ist nach dem von Syrakus das zweitgrößte auf Sizilien und stand als unser erster Besichtigungspunkt. In den Felsen geschlagen und später von den Römern ausgemauert und mit einer Bühnenwand versehen, diente das Theater ursprünglich zur Aufführung von Tragödien, während die Römer es vorwiegend für Gladiatoren- und Tierkämpfe Nutzten.
Platz für etwa 5000 Zuschauer hatte Taorminas Theater, besaß eine zweigeschossige Schaufassade mit Nischen, Statuen und Säulen und gab durch eine geräumige Aussparung den Blick frei auf den Ätna und die Bucht von Giardini-Naxos - als unvergessliches Bühnenbild gedacht, das aber nur bei entsprechender stimmig die Bucht und den Ätna als Naturkulisse zeigt.
Nach dem griechisch-römischen Theater sahen wir den Palazzo Corvaia, in dem einst das sizilianische Parlament getagt hatte und spazierten durch den Corso Umberto, die mit Geschäften mondän angelegte, aber immer noch mittelalterlich anmutende Hauptstraße der Altstadt. Von ihrer Mitte bietet die Stadt Taormina vom Hauptplatz einen unvergleichlichen Blick aufs Meer. Wer wollte, konnte von  hier aus weiter die Stadt besichtigen, vielleicht den Dom besichtigen oder auf dem Domplatz etwas auszuspannen und vielleicht ein Eis oder ein „Cannolli" - eine mit süßer Creme  gefüllte Teigrolle - genießen. Die Ortsführerin ging mit den Interessierten noch die hundert Schritte vom Dom zur Post, wo endlich die ersehnten Briefmarken  erworben werden konnten, denn am Vortag - sonntags - hatte es keine gegeben.  Per Shuttlebus gelangten wir später wieder zum Busparkplatz und von hier zu unserem Hotel Santa Thekla in Aci Reale.

Dritter Tag, Dienstag: 07.05.2013

Früh brachen wir bei schönem Wetter auf und statteten Europas aktivsten und  bekanntesten Vulkan einen Besuch ab. Die serpentinenreiche Auffahrt brachte nach und nach - mit steigenden Hinweisen auf die Vulkantätigkeit, die Gespräche zum Erliegen und eine gewisse Ehrfurcht, spätestens als wir die Zone der verschiedenfarbigen Vulkanaschen kurz vor dem höchsten per Bus erreichbaren Punkt durchfuhren. Auch wenn wir schon in die ersten Wolkenfetzen - die wie Nebelschwaden daherschwammen - hineinfuhren, entschlossen sich alle Reisenden, mit der Seilbahn noch mehr als 500 m weiter aufzufahren - denn bei über 2500 m Höhe ü.M. liegt die Berstation der Funavia della Ätna. Blicke wie in die Unendlichkeit und über Dutzende Krater eröffnen sich hier und sieht die vielen „Austrittswunden", alle einst entstanden bei größeren oder kleineren Ätna-Ausbrüchen. Viele von uns bummelten an der Bergstation herum, aber viele entschlossen sich auch, mit den UNIMOG-Allrad-Bussen weiter zu fahren, bis zwischen noch vorhandenen riesigen Schneewehen der alte „Pik der Philosophen" oder ein  anderer früherer Ausbruchskrater erreicht war. Vor ungefähr vierzig Jahren hatten Eruptionen die Bergstation und die obersten Gebäude einfach überrollt. „verschluckt" hatte. Bis heute verändert der Vulkan durch Wegsprengen oder Aufschütten ständig seine Kraterränder und seine Höhe.  Nach Rückkehr mit der Seilbahn blieb noch  genügend Zeit für Vulkanfotos und/oder den Weg zu den Silvestri-Kratern in 1920 m Höhe  und für den Kauf von Souvenirs oder „typischen Süßigkeiten" vom Vulkanhang - Mandel-, Nuss- und Pistaziencreme.
Bei der Vulkanabfahrt mit unserem Bus, gab es noch einen Fotostopp an einem der vielen Häuser, die noch mit Dack oder Bodenluke aus dem vereinnahmenden Berg herausragten - über 600 bekannte Gebäude hingegen hat der Vulkan spurlos „verschluckt".
Am Nachmittag erreichten wir Piazza Armerina und kurz nach der Stadt jene etwas außerhalb gelegene ausgegrabene römische „Villa Casale", die für ihre phantastisch erhaltenen Bodenmosaike berühmt ist. Die etwa 2000 Jahre alten Mosaik-Kunstwerke auf mehr als 3.500 m² Fläche sind gerade frisch restauriert und geben ein herrliches Bild römischer Lebensweise.Die Villa Casale gehört mit ihren unschätzbaren Kunstwerken, mit  Jagdszenen, mythologischen Stoffen und natürlich auch den berühmten „Bikini-Mädchen" - alle aus filigranen und fein komponierten Mosaiken - zum UNESCO-Weltkulturerbe. Uns wurde alles durch unsere hervorragende Führerin Giusy nahegebracht, die in ihrer charmanten Art alle Kunstwerke und die Intentionen der Künstler vergangener Epochen zum Leben erweckte. Nach der Besichtigung war noch etwas Zeit zum Frischmachen - und wir fuhren zur Übernachtung in unser Hotel nahe Agrigent.

Vierter Tag, Mittwoch, 08.05.2013

Nicht allzuweit von Agrigent liegt die kleine Kooperative von Sant Angelo Muxaro. Historisch gesehen ein höchst interessanter Ort - liegt er doch auf den Resten einer vorgriechischen Siedlung - hier existierte das geheimnisvolle Kamikos, Hauptstadt des Sagenkönigs Kokalos, der dem griechischen Sagenhelden Daidalos Unterschlupf gewährt und den kretischen König Minos getötet haben soll. IN der Nähe einer alten Nekropole liegend, hat der heutige Ort es geschafft, das urwüchsig sizilianische Leben inmitten moderner Zeit. Unsere örtliche Reiseleiterin Laura, die lange in Deutschland gelebt hatte, führte uns nach einer kleinen Kaffeepause in „ihrem" Ort herum. Bei allerlei „Produzenten" machten wir halt, die für den unmittelbaren Bevölkerungsbedarf herstellen und konnten nach Herzenslust probieren: Einen Tag alten Schafskäse, noch warmen, handgeschöpften Ricotta-Quark, frisches Brot mit Olivenöl oder leckeres Pistaziengebäck konnten wir verkosten, einem Korbmacher über die Schulter schauen und unsere Blicke über die herrliche Bergwelt gleiten lassen, in der Sant Angelo Muxaro gelegen ist. Nach einem knapp zweistündigen Rundgang trafen sich alle Mitreisenden in der Dorfgaststätte zum Mittagessen, das typische Vorspeise, die unvermeidliche Pasta und natürlich Brot, Wein und Wasser enthielt.
Später erreichten wir den Bus und fuhren „Valle die Templi" bei Agrigent. Beim üblichen Treffpunkt - der großen Bar am Eingang des Tempelbezirkes, erwartete uns Reiseleiter Nuccio, bevor wir mit dem Bus zum oberen Eingang des Tempeltales fuhren. Nach Eintrittskartenkauf und einigen allgemeinen Erklärungen beeindruckten uns die herrlichen Zeugnisse griechischer Baukunst. Es entstanden unvergessliche Fotos von den Säulen des Hera-Tempels oder der beeindruckend gut erhaltenen Bausubstanz des Concordia-Tempels, aber auch der byzantinischen Gräbern in der alten Felsenmauer der früheren griechischen Altstadt. Wir sahen noch die Reste der frühchristlichen Nekropolen und beendeten den Rundgang durch mehrere Jahrhunderte Geschichte mit Besuchen bei den Resten des Herakles- und des Zeustrempels. Nach kurzer Freizeit am Ende bestiegen wir wieder den Bus und fuhren zur Übernachtung nach Mazara del Valle.

Fünfter Tag, Donnerstag, 09.05. 2013:

Bei strahlendem Sonnenschein begaben wir uns ein kleines Stück zurück in Richtung Agrigent zu einem der sehenswertesten Orte Siziliens. Selinunte ist auch eine der ergiebigsten Fundstätten Siziliens und gehörte einst zu den wichtigsten griechischen Städten. Als größter Konkurrent vom griechischen Syrakus und dem elymischen Segesta auf der Mittelmeerinsel war es nicht nur die einzige mit den Karthagern verbündete Stadt, sondern lange Zeit auch Siziliens wichtigster Kornlieferant. Die gewaltige Stadt ging durch kriegerische Ereignisse und  wohl durch die Naturgewalten von Erd- und Seebeben recht schnell nieder und wurde jahrhundertelang nicht beachtet oder höchstens als Steinbruch benutzt.
Immer noch kaum ausgegraben ist die einstige Akropolis mit Tempeln, Terrassierungen und Befestigungen in Zyklopenmauerwerk aus dem 4. Jahrhundert v. Chr. Bekannter sind die Funde, Tempel und Fragmente des sogenannten „Osthügels", an denen wir unseren Rundgang begannen. Imposant stehen die Reste des einstigen Hera-Tempels, in die man hineingehen und den Aufbau griechischer Tempel studieren kann. Man sagt, dass einst Goethe - 1787 bei seiner „Italienischen Reise" zu Besuch in Sizilien - von der griechischen Kulturvielfalt Selinuntes nichts ahnten und so hier vorbeireiste, ohne den Ort zu besichtigen Aufgrund späterer Funde mußte sogar die ganze bis dahin herrschende Tempelarchäologie reformiert werden - denn die Beweise, dass die alten Tempel bunt bemalt in der Antike gebaut und erhalten wurden, fand man hier.
Auf meine Bitte hin folgte Buschauffeur Angelo ab Marsala dann der kleinen Küstenstraße unmittelbar am Meer entlang. Es wurde zu einer atemberaubenden Fahrt mit Blick auf die sonnenüberfluteten Yachthäfen und die weithin ausgebreiteten Salinen. Die für die Befüllung der flachen Verdunstungsbecken mit Meerwasser zuständigen historischen Windmühlen stehen zumeist noch.
Das zünftige „kleine" Mittagessen im Salinemuseum von Nubia hat wohl dann jedem bestens gemundet. Leckere Spezialitäten der einheimischen Küche - Sardinen und Käse, mit Gewürzen zubereiteter Tomatensalat, kaltes Gewürzgemüse und dazu frischgebackenes Brot mit Oliven und Wein vom Fass  - konnten wir bei der Mittags- Schlemmerei mit großem Genuss verkosten! Fast „loseisen" mussten wir uns vom gastlichen Saline-Restaurant, aber der noch vor uns liegende Höhepunkt Erice, von alters her auf einem steilen Berg gelegene Stadt mit diversen Fruchtbarkeitskulten, würde noch etwas Zeit kosten. Vorgriechische Siedler, Phöniker, Elymer, Karthager, Griechen und Römer erbauten hier Tempel zu Ehren ihrer Fruchtbarkeitsgöttinnen - was zur großflächigsten Tempelprostitution im Mittelmeergebiet führte. Nachdem  die antiken Seefahrer den Liebesdienerinnen vom „Berg des Eryx" gehuldigt hatten, erhielt seine strategisch bedeutsamen Lage dem Ort Erice auch später seine Bedeutung. Zwar geriet es als „Wallfahrtsort" in Vergessenheit, aber noch heute bestimmen die groben Mauern von Festungen, Kirchen und Klöstern das steile Stadtbild. Der zwar einfach wirkende, aber mit besonderer Kunstfertigkeit im arabisch-normannischen Stil verzierte Dom ist wundervoll, aber derzeit wegen Renovierung leider nicht zu besichtigen. So hatten wir zumindest genug Zeit für einen Bummel durch die historische Stadt. Wer wollte, konnte auch die Süßigkeiten verkosten, die die Stadt bereithält, denn Nonnen im nahen Kloster brachten es in den letzten Jahrhunderten zu besonderer Kunstfertigkeit in der Herstellung von Marzipan- und Mandelkuchen. Dem folgend sind bis heute einige der Konditoreien des Ortes - z.B. die Pasticceria der Maria Grammatica -berühmt für ihre Süßwaren und Küchlein.
Nach dem Besuch der alten Stadt kehrten wir zum Bus zurück und fuhren - auf der Autobahn an der Nordküste Siziliens - zu unserem letzten Übernachtungsort: Campofelice della Rocca mit unserm letzten  „typischen sizilianischen Urlaubshotel".

Sechster Tag, Freitag: 10.05.2013:

Heute war wahlweise programmfrei im Küstenhotel und für Baden und Entspannung gedacht, aber für Unentwegte wurde auch ein Tagesausflug in die sizilianische Hauptstadt Palermo und unweit von Ihr den berühmten Dom von Monreale angeboten. Da 15 Mitreisende.- die gerade noch mögliche Mindestteilnehmer-Zahl teilnehmen wollten, trafen wir uns gegen 08.30 Uhr und fuhren nach Palermo. Etwa eine Stunde später nahmen wir an der Verbindungsdstraße von Palermo nach Monreale unsere örtliche Reiseleiterin Angela Lentini, die gleich mit uns nach Monreale hochfuhr. Ein paar Stufen führen vom Busparkplatz Monreale zum Dom - gesäumt von Händlern und Verkäufern, die in das nahezu mittelalterliche Bild der alten Stadt einführen. Seine Konzeption als Wehrbau mit wuchtigen Ecktürmen und einem Balkon für Wachen und Bogenschützen machen eine der Besonderheiten des Domes von Monreale aus - die andere liegt in seiner verschwenderischen Fülle an Wandmosaiken. Zunächst empfängt beim Betreten des Domplatzes der Anblick  von Burgarchitektur als Wehr- und Kirchenbau mit Zinnen, Wehrplattformen und Wachtürmen - dann aber kommt die Überraschung beim Betreten des Inneren. In Glas, Halbedelstein und Gold ausgeführt, beherrschen mehr als 6000 m²  Mosaiken Wände und Decken des Bauwerkes, mit denen Wilhelm II., normannischer König von Sizilien, eine Kathedrale als Kontrapunkt zu den Praschtbauten des unweit gelegenen Erzbistums Palermo schaffen wollte, um seine Macht als Königs gegen die des Erzbischofs demonstrieren. Als Ergebnis präsentiert sich dieser einzigartige Bau als Mischung christlich-normannischer Machtansprüche, herrschenden sizilianischen Zeitgeschmacks und arabisch-muslimischer Kunstfertigkeit, vollendet mit byzantinischer Tradition und traumhafter Ornamentik.
Beherrschendes Bild ist das Mosaik von Christus als Pantokrator (Weltenherrscher) in der Hauptapsis, seine goldene Erscheinung dominiert den Innenraum. In anderen Verzierungen sind Christus, die Erzengel und die Propheten abgebildet. Szenen aus dem alten und neuen Testament, Maria mit dem Jesuskind, sowie Erzengel, Apostel und weitere Heilige vervollständigen die als „Lehrbuch" gedachten Bibeldarstellungen. Getragen vom Goldgrund der Mosaiken erzählen Mittelschiff und Westwand in zwei Bilderreihen Szenen aus der Schöpfungsgeschichte und aus dem Leben der Stammväter Noah, Abraham, Isaak und Jakob und spielen auf Schöpfungsmythen und wirkliche Geschichtsereignisse an.
Neben der Kathedrale liegt noch der hervorragend erhaltene Kreuzgang des einstigen Benediktinerklosters von Monreale, gebildet von jeweils 26 spitzbogigen Arkaden, getragen von unterschiedlich ausgeführten Doppelsäulen, mit seiner Säulengestaltung und deren teilweise herrlich erhaltenen Kapitellen einzigartig.
Nach noch etwas Freizeit ging es dann in das nur wenige Fahrminuten weit gelegene Palermo. Noch heute glaubt man es sofort, dass Karthager, Griechen, Römer, Byzantiner, Araber, Normannen, Staufer und Spanier an der Erscheinung der sizilianischen Hauptstadt mitgewirkt haben. Wir lernten die faszinierende Metropole, die recht exotisch wirkt, bei einer  Stadtrundfahrt durch die wichtigsten Teile der Altstadt kennen. Wir unterbrachen sie zunächst an der Capella Palatina. Dieses kürzlich restaurierte Kleinod liegt im alten Normannenpalast der Hauptstadt, der noch immer das sizilianische Parlament - die Insel hat eine autonome Regierung - beherbergt. Die Capella ist so etwas wie der Dom von Monmreale im Kleinformat, diesem an Mosaik- und Bildgestaltung sehr ähnlich. Nach einem weiteren Teil Stadtrundfahrt begaben wir uns dann zur Kathedrale, dem bedeutendsten Kirchengebäude von Palermo. Errichtet im 12.Jahrhundert, wurde die Kirche seither mehrfach umgebaut und erhielt am Ende des 18. Jahrhunderts eine Barockkuppel sowie eine klassizistische Umgestaltung des Inneren. Da wir genau um ein Uhr - also zum, „Sommer.-Mittag" in der Kirche waren, konnten wir unds vom genauen Gang der im Klassizismus eingebauten Sonnenuhr mit der interessanten Meridian-Linie überzeugen.
Als interessante Verbindung deutscher und italienischer Geschichte befinden sich in der Kathedrale die Gräber der Stauferkaiser  Heinrich VI. und Friedrich II. sowie dessen Mutter Konstanze von Sizilien. Wir konnten uns diese historisch bedeutsamen Gräber ansehen und setzten dann die Stadtrundfahrt bis zum  großen Theater fort. Von hier aus gibt es die besten Möglichkeiten, noch mehr von Palermo auf eigene Faust zu entdecken oder Freizeit und Einkäufe zu ermöglichen. Am späten Nachmittag kehrten wir dann zurück ins Hotel.

Siebter Tag, Samstag:, 11.05.2013:

Unser heutiges Ziel war das Madonie-Gebirge, eine Fortsetzung des italienischen Apennin (des „Herzstückes" von Italien, das für dessen „Stiefelform" verantwortlich ist) von Italien über Sizilien nach Afrika. Die höchsten Berge sind mehr als 1900 m hoch und Landschaft ist eigentlich total  abgeschieden. Hier, wo sich so manche Tradition bewahrt hat, besuchten wir die in den Berge gelegenen Orte Collessano und Isnello mit ihren verwinkelte Gassen und traditionellen Kirchen. Nach kurzem Halt an der Wallfahrtskirche von Gibilmanna - deren Kapuzinerkloster seinen Namen der Herstellung des als Süßigkeit und Medizin benutzten „Manna" aus Eschensaft als auch arabischer Tradition (Djebel = Berg) verdankt - Machten wir uns auf nach Castelbuono. Der hübschen, von einer mächtigen Burg beherrschte Ort Castelbuonogilt als „Hauptstadt" der Tradition der Mannaherstellung aus Eschensaft und hier  hatten wir die Möglichkeit, verschiedene seiner Versionen, wie das in Brot eingebackene Manna zu verkosten.
Später setzten wir von hier unsere Reise fort, nach Cefalu, dem mittelalterlichen Städtchen malerisch am Meer. Es liegt zu Fußen eines gewaltigen, schon von den Griechen verehrten Felsens. In den schmalen Gassen des Ortes scheint die Zeit stehen geblieben. Hier locken der feinsandige, zumeist überaus windige Strand, das historische Flair und natürlich der viel zu groß scheinende, klobige Normannendom. Trotz seiner baulichen Einfachheit, ja  Grobheit strahlt er Würde und Glaubensfestigkeit aus. Beim Cefalu- Rundgang entdeckten wir auch als besonderes Kleinod und Fotomotiv den alten arabischen Waschplatz im Stadttor. In ganz Europa sucht so etwas seinesgleichen und man versteht, wiue vieles hier in Sizilien „Geschichte atmet"!
In der Freizeit gab es noch den Dom, die alten Gassen, ihre Geschäfte und Cafés zu entdecken,  bevor wir nachmittags ins Hotel zurückkehrten - auch heute noch einmal mit einer Gelegenheit zum Bad im Meer!

Achter Tag, Sonntag: 12.05.2013:

Der letzte Tag begann beinahe so wie der erste: sehr früh klingelte der Wecker, wir aßen ein frühes Frühstück und begaben uns zum Bus, denn es waren fast zwei Stunden Fahrt zum Flughafen von Catania. Gegen 07.30 Uhr hatten wir den Airport erreicht und nahmen  -kurz aber herzlich -  Abschied von Angelo der uns acht Tage durch den mitunter komplizierten sizilianischen Verkehr chauffiert und uns einige Extras und Fotostopps geboten hatte. Also - auf bald, Angelo! Ich kannte Dich ja schon und freue mich darauf, bald wieder mit Dir zu fahren.
In Catania konnten wir sofort einchecken und hatten noch etwas Zeit, auf unsere pünktlich startende Maschine warten. Nach gutem Flug und der  Ankunft in Deutschland klappte auch der bequeme Eberharst-Haustür-Transfer wieder vorzüglich.

Epilog

Schön war es wieder in Sizilien - noch keine Hochsaison und dadurch nicht überfüllt und nicht unerträglich warm.  Wer weiß, wann ich das nächste Mal in den Süden, ans Mittelmeer oder nach Sizilien fahre,  aber vielleicht ist dann der eine oder andere von Ihnen (wieder einmal?) dabei. Lohnen wird es sich immer: nette Mitreisende, viele liebe Gastgeber vor Ort und jede Menge an Sehenswertem!
Möge es Ihnen und mir im Gedächtnis bleiben und für die nächsten Fahrten anregen!
Bleiben Sie alle gesund, behalten Sie Ihre Reiselust oder bauen Sie neue auf: Eine Eberhardt-Reise lohnt sich immer, natürlich auch in jede Gegend des sonnigen Italien.
Mit vielen lieben Grüßen
Ihr Dr. Michael Krause, Eberhardt-Studienreiseleiter.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Lieber Herr Dr.Krause, eine Reise nach Sizilien war schon immer unser Traum und nun sogar im Frühling, welche Erwartungen! Aber, daß diese alle übertroffen wurden war nicht vorhersehbar. Dank Ihrer grandiosen Fachkompetenz und Ihres Einfühlungsvérmögens wurden uns wunderschöne, unvergeßliche Tage geschenkt. Nachdem wir Ihren tollen Reisebericht gelesen haben, ist es uns ein Bedürfnis, Ihnen auf diesem Wege zu danken - besonders auch für Ihr Verständnis. Wir wünschen Ihnen viel Glück und alles Gute. Mit herzlichen Grüßen Ihre Dr.Ursula und Reiner Eichler

Dr.Ursula und Reiner Eichler
27.05.2013