Reisebericht: Rundreise Sizilien und die Liparischen Inseln

24.03. – 31.03.2016, 8 oder 10 Tage Rundreise Taormina – Ätna – Syrakus – Villa Romana – Agrigent – Selinunte – Palermo – Madonie–Gebirge – Cefalù – Liparische Inseln – Nebrodi–Gebirge – Alcantara–Tal – Giardini Naxos


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Buona Pasqua Sicilia! - Frohe Ostern Sizilien, dein Start in den Frühling ist ein selten schönes und bezauberndes Fest!
Ein Reisebericht von
Annett Seese

Gründonnerstag, 24.3.16 Flug nach Catania

Siebzehn Gäste fahren mit uns am Gründonnerstagmorgen los, um die Ostertage auf einer Rundreise durch Sizilien zu erleben. Aus dem meteorologisch noch im grauen und kalten Winterschlaf steckenden Berlin trägt uns das Flugzeug nach Catania. Die Stadt am Ätna empfängt uns mit siebzehn Grad und leichtem, fast sommerlichem Regen. Vorbei an den ehemaligen griechischen Kolonien Giardini Naxos und Taormina bringt uns Renate, unsere Reiseleiterin vor Ort und Sebastiano, unser Reisebusfahrer nach Letojanni, einem kleinen Ort am Meeresufer. Dort beziehen wir unsere Zimmer im Hotel Antares - Olimpio le Terrazze. Der herrliche Meerblick lockt uns an den Stand, in die Cafe´s von Letojanni oder auch einfach nur auf den Balkon, um das Flair des mediterranen Frühlings zu genießen. Allein schon der Anblick von Palmen und blühenden Sträuchern lässt keinen Zweifel daran, dem heimischen Schnee und Nachtfrost für die nächsten Tage entkommen zu sein. Wir freuen uns auf die Besichtigung vieler spannender kulturhistorischer Orte und Gebäude, auf die Begegnungen mit Sizilianerinnen und Sizilianern auch in den weniger bekannten Regionen der Insel und lassen uns den Abend nicht lang werden.

Karfreitag, 25.3.2015 Ätna und Taormina

Am Morgen fahren wir los zum Ätna, der mit seinen 3340 Metern Höhe heute der höchste aktive Vulkan in Europa ist. Vom Ort Trecastagni aus geht es eine steile Serpentinenstraße hinauf auf 2000 Meter zum Rifugio Sapienza. Wir können sehen, wie die Landschaft sich ändert. Am Fuße des Ätna wachsen viele Zitruspflanzen. Weiter oben finden Oliven- und Mandelbäume, Weinreben, Äpfel und Birnen beste Bedingungen. Überall gedeiht der Ätna-Ginster, die erste Pflanze, die nach einem Ausbruch auf der schwarzen Lavaerde wurzelt. Ab 2000 Metern ist kein Baum mehr zu sehen. Wir stehen im Schnee. Mit der Seilbahn und der Schneeraupe fahren die meisten von uns hinauf auf 3000 Meter. Unser Bergführer geht mit uns zu zwei Nebenkratern, benannt nach Antonio Barbarello, einem Vulkanologen und Bergführer. Bei einem Minikrater, dessen Steine noch warm sind, liegen bizarre Eisblumensteine, vom Schneewind geformt. Nach dem Rundgang fahren wir wieder hinab und weiter nach Giardini Naxos, sehen von dort aus schon Taormina, unser nächstes Ziel. Hier steht ein griechisch-römisches Theater, das für seine tolle Akustik weithin bekannt ist. Nach einem Spaziergang von der Porta Messina über die Piazza Vittorio Emanuele II stehen wir in dem imposanten Bau und genießen die Sonne. Renate erklärt uns sehr anschaulich die Besonderheiten dieses Ortes. Einige beschließen, auch den Abend in Taormina zu verbringen, um an der Karfreitagsprozession teilzunehmen. So schlendern wir über den Corso Umberto, oder zum botanischen Garten. Die Plätze, Brunnen und Treppen der Stadt sind mit grünen, gelben und weißen Symbolen geschmückt. Sie künden von der seit Menschengedenken ganzen Herzens begrüßten Ankunft des Frühlings. Doch bei Einbruch der Dunkelheit werden sie grau, dann unsichtbar. Ein kühler Wind streift durch die Stadt und die Straßenbeleuchtung erlischt. Jetzt füllt die Karfreitagsprozession die Straßen und Gassen. Rot sind die kleinen, flackernden Lichter in den Händen der Frauen, schwarz wie der Nachthimmel ihre Gewänder und weiß die Statuen und das Kruzifix, das von der Menge getragen wird. Mit vielen Eindrücken von diesem kontrastreichen Tag erreichen wir unser Hotel und sind gespannt auf den nächsten Tag.

Ostersamstag, 26.3.16 Catania und Syrakus

Der Name Catania bedeutet: die auf dem Lavaboden wieder aufgebaute Stadt. Bei einem Vulkanausbruch im Jahr 1669 floss das glühende Gestein bis in den Hafen der Stadt. Nur 24 Jahre später wurde die 729 vor Christus gegründete Stadt durch eines der stärksten vulkanischen Erdbeben fast vollständig zerstört. Ihre Einwohner bauten es im damals modernen Barockstil wieder auf und diese Architektur prägt die Stadt bis heute. Vorbei am Park Vincenzo Bellini fahren wir zur Piazza Paolo Borsellino, gehen von dort durch das Stadttor zur Kathedrale. Ursprünglich wurde die Kirche im 11. Jahrhundert gebaut und nach dem Erdbeben von 1693 neu errichtet. Heute ist sie Bischofssitz und der Jungfrau Sant' Agata gewidmet. Sie wies einen Statthalter zurück, der von ihr verlangte, ihren Glauben aufzugeben und wurde grausam dafür bestraft. In Sizilien verehrt man sie sehr, sie ist die Schutzpatronin von Catania. Für einen Moment tauchen wir ein in die besondere Atmosphäre der Stadt und fahren dann weiter nach Syrakus. Dort werden wir die archäologische Zone und die Altstadt Ortigia besichtigen. Wir sehen uns das griechische Theater an, es ist mit einen Durchmesser von 138 Metern das größte in Sizilien. Weiter geht es zur Grotte „Ohr des Dionysos", einem Steinbruch mit einer ganz besonderen Akustik. Am Hieron-Tempel vorbei gelangen wir zum römischen Amphitheater. Dann fahren wir weiter, um die Altstadt Ortigia zu sehen. Zwei Brücken führen zu ihr hinüber, sie ist auf eine Insel gebaut. Nach dem Apollon-Tempel besuchen wir die Kathedrale, die um einen antiken Athene-Tempel herum errichtet wurde. An der spanischen Lucia-Kirche vorbei kommen wir hinunter ans Meer und stehen vor der Arethusa-Quelle. Sie versorgte Syrakus in alter Zeit mit frischem Trinkwasser und ist auch heute ein wichtiger Ort in der Stadt. Geschichten aus vielen Jahrhunderten nehmen wir von diesem Ostersamstag mit in unser Domizil Antares, von wo aus wir morgen früh weiter reisen werden.

Ostersonntag, 27.3.16 Villa Romana del Casale in Piazza Armerina und Tal der Tempel in Agrigent

Sehr früh beginnt heute unser Tag. Wir fahren durch die Provinz Enna zum größten Mosaik von Sizilien. 1926 fand man es zufällig bei Straßenarbeiten. Vorbei an den frei gelegten Röhren der Fußbodenheizung gelangen wir zum Eingang der alten römischen Kaiservilla. Begrüßungsszenen, Tierdarstellungen und eine tanzende Dame aus unzähligen kleinen Farbsteinen empfangen uns. Renate zeigt uns die ganze Villa, mit den Mosaiken der kleinen Jagd, der vier Jahreszeiten und einer großen Wandelhalle. Schließlich stehen wir vor den berühmten Bikinimädchen, die Damen beim Fünfkampf darstellen. Nach einem Fotostopp bei Piazza Armerina geht die Reise weiter, nach Agrigent, ins Tal der Tempel. Dort beginnen wir unsere Besichtigung am Hera-Tempel, mit 124 Metern der höchste Punkt des Tales. Entlang an Mandelbäumen gehen wir zum wichtigsten Bauwerk der antiken Stadt, dem Concordia-Tempel. Agrigent wurde 581 vor Christus von den Griechen gegründet. Zur Blütezeit ihrer Kolonie lebten hier 600 000 Einwohner, ihre Tempel- und Wohnbereiche gingen ineinander über. Die Kolonie war von einer 13,9 Kilometer langen Stadtmauer mit 9 Toren umgeben. Ihre Reste geben den Blick frei auf Porto Empedocle, einer Hafenstadt, von der aus die Fähren nach Lampedusa fahren. Vorbei an der Villa Aurea und den Resten des Herkules-Tempels gehen wir zu den tief ins Gestein gegrabenen Wagenspuren. Es war das Gewicht der Tempelsteine, das diese Rinnen hervorgebracht hat. Dann stehen wir vor dem 6014 Quadratmetern großen Zeus-Tempel. Die Griechen bauten ihn zum Dank für ihren Sieg über die Karthagener und er ist so groß wie ein Fußballfeld. Über die Porta V verlassen wir das Tal der Tempel und fahren, überwältigt von all diesen Dimensionen, zu unserem Hotel Blue Kaos. Was für ein gigantischer Ostertag!

Ostermontag, 28.3.16 Sant Angelo Muxaro und Selinunte

Entlang der Küste Empedocle beginnt heute unsere Fahrt nach Sant Angelo Muxaro, einem weniger bekannten Ort Siziliens nahe den sikanischen Bergen. Die Sikanier, nach denen die Berge benannt sind, gelten als die ältesten Einwohner der Insel. Sie waren ein reiches Volk. In ihren Nekropolen aus dem 14. Jahrhundert vor Christus fand man viel Gold, das sie von den Kretanern gegen Salz eintauschten. Zwei Siegelringe mit archaischen Tierdarstellungen sind heute im Museum von Syrakus zu sehen. Hier in Sant Angelo Muxaro haben die Einwohner ihre Straßenschilder mit diesen Tierzeichen geschmückt. Entlang der Schilder geleitet uns Pierfilippo, der uns auch den besonderen Tourismus in der Region erklärt. Wer hier her kommt, kann durch Verbindung zum alltäglichen Leben viel über das unbekannte Sizilien erfahren. Gäste werden nicht in Hotels, sondern bei sizilianischen Familien untergebracht. Sie können mit ihnen zur Tomaten- oder Orangenernte fahren oder einen Schäfer auf seinen Wegen begleiten, denn Wanderwege, wie wir sie kennen, gibt es hier nicht. Einen kleinen Einblick in diese Welt erhalten auch wir, beim Besuch einer typischen Käserei, in der man uns zeigt und erklärt, wie Ricotta und Pecorino hergestellt werden. Wir dürfen auch kosten, dann bringt uns Pierfilippo zu einer Bäckerei. Hier werden mit einem 60 Jahre alten Holzofen knusprige Mandelkekse, duftendes Weißbrot und ein ganz besonderer Osterkuchen gebacken. Auch diese Köstlichkeiten dürfen wir probieren, ein Vorgeschmack auf unser heutiges, ganz besonderes Mittagessen in der guten Stube der Bäckerin Maria. Von ihrem gemütlichen Heim brechen wir auf zur Weiterreise nach Selinunte in der Provinz Trapani. Der Name dieser antiken Stadt bedeutet wilder Sellerie. Die Pflanze ist auf Münzen abgebildet, die man dort fand. Wir besichtigen die Tempel E bis G und hören dabei noch mehr über die Zeit der griechischen Kolonien auf Sizilien. Dann reisen wir weiter, an Palermo vorbei, zu unserem nächsten Hotel, dem Fiesta Athenee Palace in Campofelice di Rocella am Thyrrenischen Meer.

Dienstag, 29.3.16 Ausflug nach Palermo und Monreale

Nach den Frühstück steigen wir einen kleineren Bus als in den der vorigen Tage. Er bringt uns geschwind durch den hektischen Verkehr der Hauptstadt zum Normannenpalast, wo wir die Capella Platina besichtigen. Am Eingang empfängt uns ein Mosaik aus der Bourbonenzeit. Dann gehen wir hinein in den prächtigen Bau mit seine über und über mit biblischen Szenen geschmückten Wänden. Der Normannenkönig Roger II ließ das Gebäude bauen und wie eine Bilderbibel gestalten, damit sich die Menschen wieder dem Christentum zuwenden. Nur sieben Kilometer entfernt liegt die Stadt Monreale, die größte eigenständige Gemeinde in der Provinz Palermo. Sie wurde von Wilhelm II, dem dritten und letzten Normannenkönig gebaut. Er nahm sich die Capella Palatina zum Vorbild und so finden wir auch hier unzählige Mosaike, die wie eine Bilderbibel Geschichten erzählen, vom Beginn der Schöpfung an, durch das ganze Alte Testament. Wir besichtigen noch den größten und wichtigsten Kreuzgang auf Sizilien mit seinen wunderschönen Kapitellen aus dem 12. Jahrhundert. Dann fahren wir weiter, zur Kathedrale von Palermo. Renate zeigt uns den Altar der heiligen Rosalia, einer Eremitin, die im Monte Pellegrino lebte und zu einer der Schutzheiligen von Palermo wurde. Wir sehen den Meridian am Boden, den Ferdinand Fugger in der Barockzeit einrichten ließ, und den Lichtstrahl aus der Kuppel, der immer auf dem jeweils aktuellen Sternzeichen landet. Dann erzählt uns Renate die Geschichte von Beato Giuseppe Puglisi Martire, einem mutigen Priester, der sich für die Zukunft von Kindern in sozialen Brennpunkten einsetzte und damit den Hass der Mafia auf sich zog. 1993 wurde er an seinem Geburtstag ermordet. Aber seine Botschaft konnten man nicht vernichten. Bis heute kündet ein Gedenkort in der Kathedrale von der Erkenntnis, dass man etwas erreichen kann, wenn man sich wehrt, statt nur zu warten, dass irgend jemand anderes etwas tut.

Mittwoch, 30.3.16 Cefalu und das Madonie–Gebirge

Unseren vorletzten Tag auf Sizilien verbringen wir mit einer Fahrt zum Anbaugebiet eines besonderen Eschenbaumes. Er wächst an nur noch zwei Orten Siziliens und einer davon ist Castelbuono, unser Ziel. Auf dem Wege dahin erkunden wir die kleine Stadt Cefalu und ihren berühmten Sandstrand. Dann führt uns die Straße immer weiter ins 2000 Meter hohe Madonie-Gebirge hinein, eine weitere, eher unbekannte Region Siziliens. Es gibt hier sogar ein kleines Ski-Gebiet, denn im Winter kann es sehr kalt werden in den Madoniebergen. Im Sommer hingegen ist alles viel grüner als unten am Meer. Viele, die hier her kommen, sind überrascht von dieser ungewöhnlichen Landschaft so nahe bei Cefalu. Auch die Mentalität der Menschen ist eine andere. In Castelbuono hat man die Nase voll von den Supermärkten. Man lebt vor allem von dem, was die Berge bieten und sorgte dafür, dass es alles Wichtige darüber hinaus in dem kleinen Ort direkt zu kaufen gibt. Vor allem aber gibt es hier die rare Spezialität der Manna-Esche. Weiß wie Harz tropft der süße Saft aus der Baumrinde. Die Manna-Produzenten verarbeiten ihn zu köstlicher Manna-Creme, zu besonderen Toroncinis und sogar zu Kosmetik. Wir dürfen auch hier wieder kosten. Das Spezialitätengeschäft, das uns dazu einlädt, ist auf vielen Messen und Wettbewerben vertreten und hat nicht nur Preise für seine Manna-Produkte gewonnen, sondern sogar Astronauten überzeugt, die das Manna bis ins Weltall mitnahmen. Eine große Fototafel hinter dem Tresen beschreibt dieses überirdische Ereignis. Nach einem kleinen Spaziergang durch den charmanten Ort reisen wir zum Agriturimo Gelso, werden dort erneut mit einem reichen Mittagsmahl verwöhnt. Dann bringt uns Sebastiano wieder zurück zum Hotel. Wir lassen den Tag am Meeresufer ausklingen, oder mit einem Drink am Pool.

Donnerstag, 31.3.16   Heimreise

Heute wird unsere Osterrundreise enden. Mit gepackten Koffern sitzen wir vorm Fiesta Hotel Athenee Palace am Brunnen und genießen die letzten Minuten vor unserer Abreise. Die Strahlen der warmen Frühlingssonne tanzen auf dem Wasser und unsere Gedanken wandern noch einmal zurück zu den Highlights unserer Reise. Dann winkt Sebastiano uns zu, wir bringen unser Gepäck zum Bus und auf geht es, zum Flughafen nach Catania. Dort verabschieden wir uns von unserer Reiseleiterin Renate und von Sebastiano. Am Flughafen herrscht großes Gedränge, aber wir haben Glück und erreichen pünktlich das Abflugsgate. Am frühen Nachmittag startet die Maschine, für die einen nach Berlin Tegel, für die anderen nach Stuttgart. Mit einem großen Reisebus fahren einige von uns von Berlin aus weiter, werden dann vom Flughafen Leipzig mit Transferautos bis nach Hause gefahren.
Es freut mich sehr, dass Sie alle diese so interessanten Reisetage mit uns verbracht haben. Bleiben Sie neugierig und reiselustig und vor allem gesund! Herzliche Grüße, Annett Seese.

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Wir möchten uns ganz herzlich bei Ihnen für den "Super -Reisebericht " und für die herrliche Bildergalerie bedanken.Uns hat es Spass gemacht und haben schöne Erinnerungen an diese Reise.
Ein Dankeschön an Sie persönlich!!
Dankeschön auch an unsere Reisebegleitung vor Ort.
Bleiben Sie gesund und weiterhin viel Spass für weitere Reiseführungen.
Vieleicht sieht man sich ja mal wieder,wenn wir Eberhardt -reisen buchen.
Mit freundlichen Grüßen
Anke & Bernd Rosenau

Rosenau
22.04.2016

Liebe Familie Rosenau,
den herzlichen Dank gebe ich sehr gerne an Sie zurück! Mit so netten Reisegästen wie Sie es sind und einer so tollen Reisegruppe ist die Inspiration einfach immer zu Gast.
Einen ganz lieben Gruß und weiterhin schöne Reisen, Annett Seese.

Annett Seese 25.04.2016