Reisebericht: Rundreise Süditalien – Kultur & Genuss in Apulien

09.09. – 16.09.2014, 8 Tage Flugreise Bari – Castellana–Grotten – Trulli–Stadt Alberobello – Stauferschloss Castel del Monte – Trani – Locorotondo – Otranto – Lecce – Felsenstadt Matera in der Basilikata – maximal 25 Reisegäste pro Gruppe


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Uralte gepflegte Olivenhaine in Meeresnähe, Trulli, weiße Städte mit weit ins Land ragenden Kirchtürmen - Apulien
Ein Reisebericht von
Dr. Jutta Petzold-Herrmann
Dr. Jutta Petzold-Herrmann

1. Tag, 09.09.2014


Nach einem angenehm kurzen Flug landeten wir auf dem Flughafen von Bari. Unser Fahrer Emanuele erwartete uns schon und brachte uns zum Bus. Ohne weiteren Aufenthalt fuhren wir sogleich ins Hotel Sierra Silvana in Selva di Fasano. Unser Weg führte uns an der Küste entlang, vorbei an kleineren Städtchen wie Mola di Bari, Polignano, Monopoli, ehemals altgiechische Hafenstädte, heute Anziehungspunkte für erholungsbedürftige Besucher. Selva di Fasano ist eine weiträumige Waldsiedlung mit Villen, einer sehenswerten Trulli-Kirche und schönen Villen. Nach einem kurzem Spaziergang wurden wir im Hotel zu einem sehr gut vorbereiteten Willkommenstrunk eingeladen, ein kleiner Genuß auf der Terrasse neben dem Pool. Wir freuten uns alle schon auf eine Woche voller Entdeckungen im noch relativ unbekanntem Reiseland Apulien.  

2. Tag., 10.09.2014


Am Morgen begrüßte uns Ingo, unser örtlicher Reiseführer. Gemeinsam fuhren wir zu unserem ersten Ziel: die Stadt Ostuni, genannt -die Weiße-. Schon bei der Ankunft, noch auf der Küstenstraße, sahen wir sie in der Ferne schimmern. Zunächst gelangten wir zur Piazza della Liberta, dem Hauptplatz der Stadt. Von dort aus stiegen wir über die malerische Via Cattedrale bis zur spätgotischen Kathedrale hinauf, vorbei am archäologischen Museum, in dem eine 28 000 Jahre alte Frauen-Mumie zu sehen ist. Am kleinen Platz vor der Fassade angekommen, bewunderten wir die kühn geschwungenen Bauformen und die eindrucksvolle Fensterrose. Anschließend bummelten wir durch die Gassen zurück zum Bus - um unser nächstes Ziel anzusteuern: die Masseria Salinola. Hier war für uns schon der Mittagstisch gedeckt. Vor dem guten und reichhaltigen Essen erläuterte uns der Besitzer die Anlage, sprach zu Problemen der Instandhaltung und Pflege eines solchen Gutes.  
Da anschließend noch etwas Zeit verblieb, fuhren wir zum Jachthafen Torre Pozzella, um etwas das Meer zu genießen und auch zu schauen, wie Tintenfische gefangen werden. Nach dieser angenehmen Pause trafen wir bald bei der Contrada Brancadi ein, einem alteingesessenen Olivenbauern. Zunächst zeigte er uns seine faszinierenden uralten Olivenbäume und konnte unsere zahlreichen Fragen zu Pflege, Ernte und Verarbeitung beantworten. Alte Produktionsanlagen waren noch zu sehen, die uns erahnen ließen, wie man sich früher mühen mußte, um Olivenöl herzustellen. Nach diesem interessanten Besuch erreichten wir schon zu etwas später Stunde Martina Franca, die Stadt mit den schönsten Barockbauten Apuliens. Wir besichtigten den Palazzo Ducale, der im 17. Jahrhundert errichtet wurde und über eine Galerie von herrlichen Sälen verfügt. Anschließend spazierten wir zur Kirche San Martino, die den vor ihr liegenden Platz harmonisch abschließt. Zurückgekehrt ins Hotel, brauchten wir bis zum Abendessen nicht lange zu warten. Besonders gut schmeckte uns an diesem Abend das zum Salat gereichte Olivenöl.  

3.Tag, 11.09.2014


Nach einer fast einstündigen Busfahrt erreichten wir die Castellana-Grotten, ein in einem Karstgebiet liegendes unterirdisches Höhlensystem. Es entstand in langen geologischen Zeiträumen durch tief in den Kalkstein einsickerndes Wasser. Mit der Zeit formten sich Rinnen, Hohlräume so groß wie Kathedralen, Schächte und Grotten. Erst 1938 entdeckte man das wohl größte Höhlenareal Italiens. Nach dem Krieg wurde dieses Grottensystem nach und nach zu einem Touristenziel entwickelt. Mehr als eine Stunde verbrachten wir in den Tiefen der Grotten und Formationen, entdeckten auf dem Rundgang ständig neue Gebilde, seltsam geformte Stalaktiten, Stalakmiten. Ein Wunder der Natur unter der Erde! Anschließend fuhren wir nach Alberobello, der weltweit bekannten Stadt der Trulli, seit 1996 UNESCO-Weltkulturerbestätte. Im Viertel Rione Monti, in dem sich etwa 1000 dieser weißgekalkten, kleinen Gebäude mit den typisch kegelförmigen Spitzdächern befinden, sind heute viele Souvenirgeschäfte eingezogen. Auf der gegenüberliegenden Seite gibt es mehr Ruhe, hier stehen noch 500 Trulli, einige davon sind bewohnt. Bei einer Familie, die Ingo kannte, durften wir uns die Wohnung samt Schlafzimmer und Toilette ansehen. Klein, aber trotzdem etwas gemütlich, würde man sagen. Voller Eindrücke über die erlebte Formenvielfalt unter wie über der Erde kehrten wir ins Hotel zurück.  

4. Tag, 12.09.2014


Schon sehr früh starteten wir zu unserer ersten Besichtigung, dem le
gendären Stauferschloss Castel del Monte. Schon bei der Anfahrt zeigte es sich, einer Krone gleich, auf dem Hügel über der Landschaft schwebend. Es wurde nach 1230 erbaut, seine Funktion und die den Bau bestimmenden mystischen Formen sind spekulativ, eher ist diese Schloss-Festung als kaiserliches Status-Symbol zu verstehen. In späteren Jahrhunderten lagerten hier Hirten und Räuber, die sicher auch die eingebauten Kamine, Wasserleitungen und Toiletten gut zu nutzen wußten. 1876 kaufte der Staat die Anlage und restaurierte sie mühsam. 1996 wurde die Anlage zum Weltkulturerbe erklärt. Seit 2002 ziert sein Abbild die Rückseite der italienischen 1-Cent-Münze. Immerhin!
Trani empfing uns mit schönem Wetter und einer Kathedrale, die ausgerechnet an diesem Tag das Ziel mehrerer Hochzeitsgesellschaften war. Kurz vor Toresschluss gelang es uns, das Musterbeispiel apulischer Romanik zu besichtigen. Danach erreichten wir bald Bari, das Wirtschafts- und Verwaltungszentrum Apuliens und hier interessierte uns natürlich besonders die Kathedrale, in der sich die Gebeine des Heiligen Nikolaus von Myra befinden. Mit diesen Reliquien konnte die Stadt im Mittelalter auf Pilger, Kreuzfahrer und Händler sehr anziehend wirken. Auch der Besuch der Altstadt, vorbei am Staufferkastell, war ein Erlebnis. In der Nudelgasse sahen wir schon die fleißigen Frauen bei der Herstellung der Orecchiette - der Öhrchen, einer apulischen Spezialität. Morgen sollten wir sie produzieren!!!  

5. Tag, 13.09.2014


In der Masseria Priore, einen alten Gutshof in Pecce di Greco, war schon alles für uns Freunde des Kochens vorbereitet. Schürzen waren vorhanden, jeder hatte ein kleines Tablett mit Gerätschaften vor sich. Zunächst wurde Hartweizenmehl mit Wasser in einem bestimmten Verhältnis verrührt, danach kam Salz hinzu und dann war Teigkneten angesagt. Schwieriger als gedacht gestaltete sich das Formen der kleinen „Öhrchen". Alle Gäste gaben sich große Mühe, doch ein Teil war dann doch froh, als die Mozarella-Herstellerin im Hof ihre Utensilien aufgebaut hatte und uns erklärte, wie dieses wohlschmeckende Gericht hergestellt wird. Kostproben waren natürlich möglich. So waren einige Gäste schon satt, als das Mittagessen begann. Sage und Schreibe: 24 Gänge mit feinsten Vorspeisen fast aller Landesprodukte wurden aufgetafelt, ein Gastmahl, wie es die alten Römer möglicherweise nicht besser gegessen hatten. Aber gegen diese Fülle half nur noch: Bewegung! In Locotorondo, dem runden Städtchen auf der Bergkuppe, in das wir anschließend fuhren, hatten wir gute Gelegenheit dazu. Durch die weißgetünchten Gassen zu schlendern und noch einen Espressino zu genießen, war ein Vergnügen.   Unser neues Hotel in dem Touristenstädtchen Torre Canne war auf unseren „Ansturm" schon vorbereitet. Die Zimmerverteilung erfolgte zuverlässig schnell und die ersten Gästen erholten sich kurze Zeit später schon im Meer. Nur wenige Schritte genügten dazu!  

6.Tag, 14.09.2014


Bis zur Stadt Lecce im Salento brauchten wir gut 2 Stunden, aber nach dem Aussteigen aus dem Bus entfaltete sich vor uns eine Stadt mit grandiosem bauhistorischen Kern: Paläste, barocke Bürgerhäuser, ein römisches Amphitheater mit Bauten aus der Mussolini-Zeit dahinter, die großartige Festung, ein städtisches Gesamtkunstwerk! Die Piazza del Duomo erlebt man als einzigartiges Bauensemble. Kampanile, Dom, Bischofspalast und Priesterseminar schließen sich wie ein Ring um den altstädtischen Platz. Die Besichtigung der Kirche Santa Croce gestaltete sich als ein weiteres Erlebnis, der überreiche Fassadenschmuck und die Kirchenschiffe beeindrucken seit eh und je jeden Besucher. Nach einer Mittagspause erreichten wir alsbald Otranto, den östlichsten Punkt unserer Reise. Früher wurde die Hafenstadt auch als Tor zum Osten bezeichnet. Daraus schöpfte die Stadt ihren Wohlstand und ihre Weltläufigkeit. Die Kathedrale mit dem riesigen Fußbodenmosaik ist eine der wichtigsten Sehenswürdigkeiten Apuliens. Drei Lebensbäume verflechten sich und ihre Blätter füllen sich mit allegorischen Geschöpfen, Tierkreiszeichen und der Genesis. Ein langer Tag ging zu Ende, als wir vor dem Abendessen in das Hotel zurückkehrten.  

7.Tag, 15.09.2014


Wir erreichten nach einer Fahrt von etwa einer Stunde Matera. Unsere örtliche Führerin Annaliesa erwartete uns schon am Parkplatz in der Nähe des Kastells. Mit ihr erkundeten wir die Sassi, große Kalksteindurchbrüche des Flusses Gravina. Sie sind durchlöchert mit Höhlenwohnungen, Kirchen, Ställen, Wirtschaftsräumen. Die Höhlenwohnungen wurden bis ca. 1968 bewohnt. Carlo Levi schildert in seinem Roman „ Christus kam nur bis Eboli" das Elend der Bewohner. Das Buch, international verbreitet, gab den Ausschlag für den späteren Auszug der Bewohner. Heute hat die Stadt jährlich viele Besucher, die sich selbst ein Bild von den Sassi machen möchten. Nach der Rückkehr ins Hotel gab es Badewetter mit Sonnenschein und sanften Wellengang.  

8.Tag, 16.09.2014



Wir nahmen Abschied von Apulien und sind uns sicher, eine sehr sehenswerte Region Italiens kennengelernt zu haben, die uns auch im Verlauf der Reise vertraut wurde.   Ich wünsche Ihnen, liebe Gäste, alles Gute, bleiben Sie gesund und reisefreudig. Bis zum nächsten Mal.  
Ihre Reiseleitung Dr. Jutta Petzold-Herrmann

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht