Reisebericht: Rundreise Süditalien – Kultur & Genuss in Apulien

23.04. – 30.04.2016, 8 Tage Flugreise Bari – Castellana–Grotten – Trulli–Stadt Alberobello – Stauferschloss Castel del Monte – Trani – Locorotondo – Otranto – Lecce – Felsenstadt Matera in der Basilikata – maximal 25 Reisegäste pro Gruppe


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„Le Puglie“ ist eine Region, die noch wenig bekannt und äußerst vielfältig ist: historisch bedeutsam, landschaftlich reizvoll, eine bekömmliche, mediterrane Küche, architektonisch vielfältig,eine Region zwischen Orient und Okzident.
Ein Reisebericht von
Marion Kottlos
Marion Kottlos

23.04.2016: Auf nach Apulien!

Erst gegen Mittag reisten wir von unseren Ausgangpunkten zum Flughafen Berlin-Tegel, von wo unser Flug mit Air Berlin pünktlich 17.30 Uhr nach Bari startete. Wir landeten nach einem ruhigen zweistündigen Flug im Süden Italiens bei schönstem Wetter. Unsere örtliche Reiseleiterin Mirella begrüßte uns herzlich. Mit Gianni am Steuer und ersten Erläuterungen zu Bari und dem Leben in Apulien reisten wir voller Erwartungen zu unserem 4-Sterne-Hotel „Sierra Silvana" in Selva de Fasano, dem bewaldeten Bergrücken oberhalb von Fasano. Auf dem letzten Stück des Weges, unter uns das Lichtermeer der Handels- und Industriestadt Fasano mit Blick zur Adria, leuchtete uns der Mond den Weg aus. Ein faszinierend schöner Moment!
Aber reisen macht bekanntlich auch hungrig und der Service bei Air Berlin mit dem salzigen oder süßen Snack etwas spärlich ... so freuten wir uns auf unser erstes Abendessen im Hotel, heute als 3-Gang-Menü, natürlich mit Pasta, im zweiten Gang Schweinfleisch und als Dessert zum Abschluss ein köstliches, italienisches Eis. Danach bezogen wir unsere Zimmer und unser Zuhause für die nächsten sieben Nächte. Wir wohnten in einem der kleinen Häuser, die sich in einem Garten neben dem Haupthaus mit den Restaurants und der Bar befinden. Müde und neuigierig auf unsere Erlebnisse in Apulien träumten wir dem nächsten Morgen entgegen.

24.04.2016: Die Grotten von Castellana und die Trullis von Alberobello

Nach dem reichhaltigen Frühstück vom Buffet starteten wir 10.00 Uhr bei schönem Wetter, Sonne und 16 °C zu unserem ersten Ausflug zu den Grotten von Castellana. Mirella gab uns vielfältige Informationen zur Landwirtschaft in der Region und zum Leben der Bauern hier im Valle d'Itria, im Tal der Trulli. Überall erblickten wir akkurat gepflegte Felder, darunter viele Getreidefelder mit rot leuchtenden Mohnblumen, Olivenhaine, Wein- und Obstfelder und darin die kleinen runden Trullis, die als Unterstände, Geräteschuppen und Scheuen dienen, sowie lange Trockenmauern, ebenfalls akkurat aufgeschichtet. Unser erstes Ziel waren die Grotten von Castellana. Da heute Sonntag ist, haben auch viele Italiener den Wunsch, dieses Naturschauspiel zu besuchen. Also hieß es etwas anstellen und wir hatten etwas Verzögerung beim Betreten des Naturwunders. Mit einer Führerin der Grotten ging es zuerst einige Treppen hinab, bis wir in einen großen Hohlraum kamen. Wer nicht gut zu Fuß ist, konnte mit dem Fahrstuhl hinab schweben. Und nun kamen wir aus dem Staunen nicht heraus: Kaum zu glauben, dass dieses Kleinod über Jahrhunderte als „Müllschlucker" diente und die Bauern in dem 60 Meter tiefen Schlund einfach ihre Abfälle entsorgten. Der Neugier ist es zu verdanken, dass es einige Mutige wagten, sich abzuseilen und der Sache auf den Grund zu gehen. Erst 1938 war es Franco Anelli, der das System der Gänge und Hohlräume systematisch erkundete und untersuchte. Ihm verdanken wir, dass sich für uns eine Märchenwelt aus Stein eröffnet und wir dies für uns entdecken konnten. Der Baumeister „Natur" schuf in Jahrmillionen eine der spektakulärsten Karstgrotten Italiens, eine Welt aus Stalaktiten und Stalagmiten mit faszinierenden Formen. Wir staunten und ließen unserer Fantasie freien Lauf. In der gewaltigen Grave Grande erblickten wir jene Öffnung hoch über uns, die einst der Zugang zur Grotte war. Es wirkte wie ein gewaltiger Dom und unsere Führerin berichtete, dass hier die Kirche S. Nicola aus Bari leicht Platz finden würde. Nach ca. einer Stunde erreichten wir diesen Felsendom erneut und fuhren mit dem Fahrstuhl wieder hinauf. Die Sonne meinte es gut mit uns und eine kleine Pause mit etwas Freizeit lud uns zu einem ersten Gelati oder Kaffeegetränk ein.
Zu Gast im Tal der Trullis wurde es nun Zeit, in die heimliche Hauptstadt der Region, Alberobello, zu reisen. Nach einem kurzen Spaziergang legten wir aber zunächst am Hauptplatz, der Piazza del Popolo, unsere Mittagspause ein. Gut gestärkt und etwas erholt spazierten wir mit Mirella zum ältesten Teil der Stadt mit 400 Trullis. Natürlich erhielten wir umfangreiche Erläuterungen zur Bauweise. Von der Aussichtsplattform an der Bar „Belvedere" eröffnete sich der Blick hinüber zur „Neustadt" mit 1.000 Trullis. Nun besichtigten wir einen Trullo von innen: Küche, Wohnzimmer, Schlafgemach, Dusche/WC - einfach und gemütlich. Für einen Urlaub durchaus denkbar, aber für uns vom Komfort verwöhnte Menschen des 20./21. Jahrhunderts auf Dauer nichts. Wir dankten für den Blick in das Innere mit einem kleinen freiwilligen Obolus. Obwohl in der Grundform gleich, bieten diese einfachen Häuser in Trockenbauweise eine ganze Reihe von unterschiedlichen Elementen, je nach der Nutzung, ob als Wohnhaus oder Stallung, die Formen der Pinnacolo als Kugel, Scheibe, Kegel oder Kreuz oder die Bemalung der Dächer mit kalkfarbigen magischen Zeichen. Wir liefen durch die geschäftige „Neustadt" hinauf zur Chiesa S. Antonio, einer Kirche mit Trullo-Dach. Von einer Aussichtsterrasse breitete sich vor uns das Panorama von Alberobello in der nachmittäglichen Sonne aus. Links und rechts luden kleine Souvenirgeschäfte zum Stöbern ein. Bei den Köchinnen unter uns erregten die Nudelhölzer mit Metallkanten größte Aufmerksamkeit. So müsste es doch schnell gelingen Nudeln in unterschiedlichen Breiten auszurollen und zu schneiden, in einem Arbeitsgang! Langsam bummelten wir zum Parkplatz. Gianni stand bereit und wir reisten zum Hotel zurück. Ein angenehmer Tag ging mit dem Abendessen zu Ende. Das Wetter hatte ausgehalten, nur es war etwas windiger geworden. Ganz gut, so hatte er uns die dicken Regen- und Gewitterwolken vertrieben. Hoffentlich auch für den nächsten Tag!

25.04.2016: Castel del Monte, die Krone Apuliens, und Trani

Heute hieß es etwas zeitiger Aufstehen, wir wollten unserer Reise die Krone aufsetzen und vor den italienischen Feiertagsausflüglern am Castel del Monte ankommen. Zunächst zeigte sich der Wettergott für unser Vorhaben auch von einer ganz annehmbaren Seite. Gianni brachte uns ohne Stau vorbei an Monopoli und Bari zum Castel del Monte. Wir staunten nicht schlecht, überall Olivenbäume, ganz alte, knorrige Bäume, junge Bäume, frisch verschnittene Bäume - ja, ganze Wälder aus diesem typischen Baum der Ebenen Apuliens. Plötzlich erhob sich vor uns in der Ebene des Alta Murgia-Nationalparks auf einer Anhöhe (540 Meter) das gewaltige Castel del Monte. Vom Parkplatz fuhren wir gemeinsam mit vielen weiteren Gästen mit einem kleinen Shuttlebus hinauf zum Schloss des Stauferkönigs Friedrich II. Wir mussten uns doch etwas anstellen. Leider hatte auch der Wettergott kein Einsehen mit uns, es begann stark zu regnen.
Das Schloss ist aus hellem Kalkstein errichtet, als Schmuck am Portal der Außenfassade leuchteten uns eingeschlossene Muscheln entgegen. Wir besichtigten kurz den achteckigen nach oben offenen Innenhof, begaben uns aber schnell in das Innere des Gebäudes. Mariella berichtet über Friedrich II. und die Kreuzzüge, über den Bau, die Nutzung und die Mystik des Schlosses aus dem 13. Jahrhundert - vieles Legende und Tatsachen; nicht alle Rätsel der Geschichte sind gelöst, sind noch Gegenstand von Forschungen ... Immer kehrt die Zahl Acht wieder. Wir stiegen die 42 Stufen in die zweite Etage hinauf und erblickten die Gewölbe, die beheizbaren Sitzbänke, die Kamine, das System der Belüftung, die Toiletten ... Gelehrte berichten, dass dieses Schloss in seinem Komfort für die damalige Zeit fast luxuriös gewesen sein soll. Natürlich gehört diese gewaltige Anlage heute zu den Nationalen Monumenten Italiens und seit 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Selbst auf dem 1-Cent-Stück ist das Castel verewigt. Unser Vorhaben das Castel zu Fuß zu umrunden und den Blick in die Ebene zu genießen, mussten wir leider aufgeben. Wind und Regen ermöglichten uns dies nicht. Und so gingen wir hinab bis zum Shuttle oder ganz zum Parkplatz. Schnell in den warmen Bus! Gianni hatte etwas geheizt, denn das Thermometer zeigt nur 5°C. Das hatten wir uns eigentlich ganz anders vorgestellt.
Auf dem Fahrweg zur Hafenstadt Trani an der Costa di Bari beruhigte sich das Wetter etwas und wir konnten trocken unseren Weg zur Promenade am Hafen antreten. Es war Zeit für unsere Mittagspause und wir wieder optimistisch, einen sonnigen Nachmittag zu erleben. Aber da heute Feiertag ist, gestaltete sich die Suche nach einem Plätzchen in den Restaurants nicht ganz so einfach und wegen des Regens hatten sich die Gaststätten auf Innenbetrieb eingestellt. Wir entschieden uns für ein Panini im Restaurant „Babalú". Was wurden wir freundlich vom Wirt begrüßt, er zeigte uns Fotos von seinem Opa Benno aus Bautzen. Er hatte mit seiner Frau aus Dresden erst vor kurzem das Restaurant übernommen. Seine Frau bedankte sich telefonisch, dass wir in ihrem Restaurant zu Gast sind. Manchmal ist die Welt ganz klein. Oder es gibt völlig unerwartete Überraschungen, hatte uns unser Plaudern auf sächsisch etwas verraten. Wir speisten schnell und gut. So konnten wir uns gestärkt mit Mirella auf Stadtbummel begeben. Wir gingen durch das Jüdisches Viertel weiter zum gewaltigen Stauferkastell, auch im Auftrag von Friedrich II. errichtet. Viele Informationen erhielten wir zur Familie von Friedrich II. und seinem Sohn Manfred, der im großen Festsaal seine Hochzeit mit Helena von Epiros gefeiert hat. Da es nun in großen Tropfen regnete und es zudem stürmte, zogen wir es vor, sofort die Kathedrale S. Nicola Pellegrino mit den beiden Unterkirchen zu besichtigen. Uns beeindruckten der gewaltige Innenraum der Kirche, die auf der Vorläuferkirche S. Maria della Scala errichtet ist, und die um 1180 angefertigte Bronzetür. Meister Barisanus von Trani hatte zum ersten Mal Figuren im Relief herausgearbeitet und nicht nur im Umriss. Das macht diese Tür kunsthistorisch so wertvoll. Die größte frühchristliche Kirche Apuliens (S. Maria della Scala) ist heute Unterkirche der Kathedrale. In der Hallenkrypta bestaunten wir die Reliquien des hl. Nikolaus des Pilgers. Nach dieser eindrucksvollen Besichtigung spazierten wir zur Piazza Chiarelli, wo uns Gianni zur Rückfahrt erwartete. Im Hotel zurückgekehrt, wärmten wir uns auf. Eigentlich heißt es doch, wenn Engel verreisen ... uns hatte offensichtlich die polare Kaltluft aus Deutschland erreicht.

26.04.2016: Kulinarisches Apulien und Locorotondo

Am Morgen weckten uns die Sonne und strahlend blauer Himmel. Nach einer kurzen Busfahrt erreichten wir die Masseria Priore. Pedro, der Besitzer, begrüßte uns herzlich. Es schloss sich eine Besichtigung der kleinen Kapelle des Bauernhofes an. Danach erläuterte uns Dina die Herstellung von Mozzarella-Käse in ihrem Familienbetrieb. Natürlich verriet sie uns nicht alle Geheimnisse. Ganz flinke, geschickte Hände formten aus der großen Käsemasse kleine Mozzarella-Knoten, größere Kugeln, gefüllten Mozzarella und die Grundform für geräucherten Mozzarella. Anna empfing uns und fertigte kleine Klöße und Rouladen nach Omas-Art. Und nun waren wir an der Reihe, uns unser Mittagessen zu erarbeiten: An jedem Platz lagen eine Schürze, ein Holzbrett, eine Schüssel, Hartweizenmehl, Wasser und ein Messer. Ärmel aufgekrempelt! Mit viel Freude kneteten wir unseren eigenen Nudelteig, unter Anleitung von Anna kreierten wir unsere eigenen Öhrchennudeln. Was bei ihr ganz einfach von der Hand ging, war für uns nicht so leicht nachzumachen. So entstanden eigenartige Nudelformen, aber auch Mäuse, Teddys ... Bei schönstem Wetter spazierten wir anschließend über den Bauernhof, bestaunen die Oliven- und Obstbäume, die Tomaten-, Bohnen- und Fenchelpflanzen und im hinteren Teil den Hausgarten mit Orangen- und Zitronenbäumchen. 12.00 Uhr hieß es Platznehmen im Restaurant zum Mittagessen: Wein und Wasser, mehr als 14 Gänge mit mediterranen Spezialitäten, kleine Köstlichkeiten mit viel Liebe zubereitet. Natürlich haben wir die ein oder andere Spezialität anschließend im Laden des Bauernhofes käuflich erworben. Wie viele Nudeltütchen in unseren Bus wanderten kann ich nicht schreiben, aber es muss eine ganze Menge gewesen sein.Am Nachmittag fuhren wir zur „runden" Stadt Locorotondo, die sich wunderschön mit ihrer weißen Silhouette vom azurblauen Himmel abhob. Wir hielten zum Fotostopp unterhalb der Stadt mit Blick zur imposanten Chiesa Matrica di S. Giorgio, die aus den weißen Häusern und der weißen Stadtmauer majestätisch empor ragt. In Locorotondo angekommen, gingen wir allmählich ansteigend hinauf zum Stadtpark Villa Comunale und erfreuten uns am Panoramablick in das Dreiländereck zwischen Valle d'Itria, Brindisi und Táranto. Bevor wir durch Altstadt flanierten, legten wir eine Kaffeepause ein. In den kleinen Gassen bestaunten wir die weißen Reihenhäuser mit den spitzen Giebeldächern, stellenweise wuchsen darauf Blumen und Kräuter. Die Bauweise der Dächer erinnerte uns an die Trullis. Bei den Cummersa werden ebenfalls Kalksteinplatten verwendet. Überall sahen wir in den Gassen wunderschönen Blumenschmuck, geschmackvolle Werbung für Geschäfte und Restaurants mit frischen Blumen und Blüten. In der kleinen Kirche San Nicola di Mira bewunderten wir den Bilderzyklus zum Leben des hl. Nikolaus. Schließlich erreichten wir die Chiesa Madre di San Giorgio mit der Abbildung des hl. Georg mit dem Drachen. Wir besichtigten zudem die Sakristei und die Unterkirche. Durch das Porta Lecce verließen wir die Altstadt. Gianni lenkte den Bus nun bei bestem Wetter durch die typische Landschaft, links und rechts der Straße Weinfelder über Weinfelder. Seit dem 12. Jahrhundert wird rund um Locorotondo Wein angebaut, aber erst 1932 die erste Winzergenossenschaft Apuliens gegründet. Der Wein ist von bester Güte, seit 1969 als DOC-Gebiet ausgewiesen.Auf unserem Weg zum Hotel hielten wir zum Fotostopp am Panoramapunkt oberhalb des Safariparks von Fasano mit Blick zum Meer. Einige der Tiere haben wir entdeckt, aber nur weil wir unsere Fotoapparate als Fernstecher nutzten: Büffel, Gnus, Giraffen, Pferde ... Nach dem abendlichen Spaziergang zu den Villen in der Nähe des Hotels ließen wir uns nach einem äußerst erlebnisreichen Tag das Abendessen schmecken.

27.04.2016: Lecce und Ótranto

Nun ist Frühsommer: strahlend blauer Himmel, 23 °C. So hatten wir es uns gewünscht! Auch heute starteten wir bereits 08.15 Uhr, diesmal nach Lecce, in das „Florenz von Apulien". Uns erwartete eine barocke Stadt mit einem einzigartigen Ensemble an Prachtbauten. Durch die Porta Napoli betraten wir dieses Kleinod. Wir spazierten gemütlich vorbei an reich geschmückten Häusern zum Domplatz mit dem Dom Santa Maria dell'Assunta, dem Bischofspalast und dem Seminar, über allem ragt der schlanke Glockenturm mit einer Höhe von 68 Metern empor. Im Inneren des Domes bestaunten wir die wertvoll gestaltete mit Gold verzierte Holzdecke und die barocken Altäre. Nach einem Blick in eine der Pappmaché-Werkstätten führte uns der Weg durch die Gassen vorbei an der Kirche S. Irene schließlich zur Basilica di S. Croce. Diese gilt als berühmtestes Werk des Leccer-Barocks. Unsere Augen konnten gar nicht alle Details der äußerst üppigen Fassadengestaltung erfassen, eine wahre Explosion an unterschiedlichen Formen - kein Wunder dass fast 150 Jahre daran gebaut wurde. Nun gingen wir noch ein Stück und standen am römischen, antiken Theater. In den zwölf in den Fels gehauen Sitzreihen sollen bis zu 5.000 Zuschauer Platz gefunden haben. Heute wird es im Sommer für Konzerte und Theateraufführungen genutzt.Wir hatten uns nun eine Mittagspause verdient. Mirella empfahl uns einen Mandelkaffee. Den probierten wir auch: Mandellikör mit Eis und Kaffee - eine willkommene Erfrischung! Wir traten unseren Rückweg zum Porta Napolia an. Unser Chauffeur Gianni war wie immer pünktlich und wir fuhren entlang der Küstenpanoramastraße nach Ótranto an. Unterwegs stoppten wir zu einem Picknick am Meer. In würziger Seeluft schmeckten uns die Pizzastücke besonders gut. Bald erreichten wir das „Tor des Orients" und die östlichste Stadt Süditaliens, Ótranto. Die wechselvolle Geschichte zeugt vom Einfluss der Griechen, der Römer, der Normannen, der Spanier und der Türken. Nach der Ankunft spazierten wir zum Hafen und stiegen die Stufen hinauf zum Castello Aragonese. Weiter führte uns der Weg durch die schmucken Gassen zur Kathedrale mit der prachtvollen Fensterrosette und dem barocken Eingangsportal. Wir besichtigten die Krypta mit ihren freistehenden Säulen, das mittelalterliche Fußbodenmosaik des riesigen Lebensbaums mit Tieren, allegorischen Figuren, Tierkreiszeichen und biblischen Gestalten: der Erschaffung der Welt, Szenen der Sintflut, dem Turmbau zu Babel, der Vertreibung Evas aus dem Paradies ... leider konnten wir nicht von oben auf das Mosaik schauen, um alle diese Szenen zu erfassen. Das müssen wir nachlesen, nachschlagen und nachschauen. Aber wir erahnten diese besondere Bedeutung des Mosaiks, erschaffen Mitte des 12. Jahrhunderts vom Mönch Pantaleone im Auftrag des Erzbischofs Jonathan. Die Capella di Martiri an der rechten Apsis erinnert an die 800 Märtyrer, die 1480 am Minerva-Hügel von den Türken hingerichtet worden, weil sie sich weigerten ihren christlichen Glauben abzulegen. Uns fuhr ein Schaudern über den Rücken!
Bevor wir zum Hotel zurückkehrten, blieb uns etwas Zeit zu einem kleinen, individuellen Bummel, zu einem Kaffee oder einem Eis.

28.04.2016: Fakultativer Ausflug nach Martina Franca, Ostuni, Mittagessen in der Masseria und zur Ölmühle in Cisternino

Der Morgen empfing uns erneut mit Sonne. Wieder starteten wir gleich nach dem Frühstück zu unserem Ausflug. Unser erstes Augenmerk galt der kleinen Stadt Martina Franca. Bereits von weitem grüßte uns das Stadtensemble auf dem Monte San Martino mit der Dom S. Martino in der Mitte. Wir spazierten durch die Gassen der noch „schlafenden" Stadt, genossen den Anblick der schmucken Gebäude. Leider war der Dom noch nicht geöffnet. So mussten wir uns mit dem Anblick von außen begnügen. Dafür besichtigten wir einige Räume im prächtigen Palazzo Ducale und bestaunten barocke Fresken. Hier sahen wir eine kleine Ausstellung zum Leben in der Region, zum Naturschutz und zum Handwerk. Sehr imposant auch der Innenhof, der im Sommer für Konzerte und Opernaufführungen genutzt wird. Unser Reiseplan führte uns nun in die „weiße Stadt" Ostuni, Zunächst spazierten wir hinauf zu Piazza della Libertà, dem Hauptplatz am Fuße des Altstadthügels. Unser Weg führte uns hinauf zur spätgotischen Kathedrale S. Maria Assunta. Wir bestaunten die Fensterrosette mit den zwölf Aposteln, den 24 Säulen, die die Speichen eines Rades bilden, in dessen Mitte Jesus Christus steht. Anschließend flanierten wir durch die Gässchen zur Stadtmauer mit wunderschönem Blick auf die Adria, die sich in unterschiedlichen Blautönen präsentierte. Viele kleine Restaurants laden zum Verweilen ein, besonders an den Abenden soll es eine pittoreske Kulisse bilden. Vielleicht eine Anregung für das Programm! Wir gingen nochmals an der entweihten Kirche S. Vito Martire vorbei. Hier befindet sich ein Museum mit Steinzeitfunden, darunter das Skelett einer schwangeren Frau, der 20-jährigen Delia, die vor 25.000 Jahren mit reichem Muschelschmuck beigesetzt wurde. Schließlich erreichen wir durch das Gewirr der Gassen, später mit dem Blick auf die gewaltigen weißen Stadtmauern, wieder die Piazza della Libertá mit der Guglia di Sant'Oronzo, einem 21 Meter hohen Obelisken mit der Statue des Stadtpatrons. Wir nutzten die Zeit zu einer kleinen Pause am Café Centrale.
Auf dem Weg zum Mittagessen stoppten wir an einem Feld mit rot leuchtenden Mohnblumen und an einem Feld mit alten, knorrigen Olivenbäumen - willkommene Motive für unsere Fotofreunde.
In der Masseria Refrigerio begrüßte uns die Chefin des Hauses herzlich. Wir nahmen an der großen Tafel im Erdgeschoss zu einem opulenten Mittagsmahl Platz. Die Küche hatte aus frischen Zutaten ausgezeichnete, vegetarische, mediterrane, gesunde Spezialitäten gezaubert. Nur bei einem Gang wurden Fleischspezialitäten aufgetischt. Kaffee und Apfelkuchen mit frischen Erdbeeren rundeten unser Mahl ab. Herzlichen Dank für diese Köstlichkeiten!Gut gestärkt reisten wir zur Ölmühle bei Cisternino. Zuerst mussten alle Gäste auf die Waage. Oh und das nach unserem Mittagessen in der Masseria! Wir wogen 1.445 kg. Nun, die Besitzer wollten uns nur mitteilen, dass aus diesem Gewicht hätten 180 Liter Öl gepresst werden können - je nach Sorte werden 7 bis 10 Kilogramm Oliven für einen Liter Öl benötigt. Unsere Rundgang führte vorbei an den alten Pressen und den modernen Ölmühlen zu einem kleinen Trullo. Hier verkosteten wir einige der Öle, auch aromatisierte mit Zitronen, Orangen, Zwiebeln ... Natürlich kauften wir einige Flaschen oder kleine Kanister Olivenöl sowie kosmetische Produkte. Für den Flug bot die Mühle den tollen Service des Einschweißens. Auf dem Rückweg trübte es sich ein und leichter Regen kam auf. Es regnete bis in den Morgen des nächsten Tages.

29.04.2016: Altamura – Matera

Was ist das? Heute hüllte sich die Umgebung des Hotels in dichtem Nebel. Mirella hatte in Altamura angerufen, dort scheint die Sonne. Also starteten wir wie immer früh zu unserem Tagesausflug. Bereits im Tal zeigte sich die Sonne und wir fuhren vorbei an der Stadt des Karnevals und der Hochzeitskleider-Designer Putignano nach Altamura, im Auftrag von Friedrich II. im 13. Jahrhundert gegründet. Wir betraten die Altstadt durch ein improvisiertes Stadttor und schlenderten durch die Gassen mit ihrem Blumenschmuck und den Claustri. Von diesen kleinen Höfen soll es noch 200 geben, die Mittelpunkt der Nachbarschaftsgemeinschaften sind. Unser Weg führte uns vorbei am Kloster zur Kathedrale S. Maria Assunta. Den Grundstein legte Friedrich II. 1232. Wir besichtigten die Rosette und das großartige Figurenportal mit der Szene des letzten Abendmahls und der Madonna mit dem Kind. Leider fand gerade die Messe statt. Deshalb konnten wir nur kurz in das Innere blicken. Wir nutzten den Weg entlang der Hauptstraße zum gegenüberliegenden Stadttor hinaus aus der Altstadt zur alten Bäckerei von Giovanni. Eigentlich gingen wir nun der Nase nach: das Aroma frischen Brotes! Wir betraten den Raum des Steinbackofens. In diesem Ofen werden bis zu 250 der Hartweizenbrote zur gleichen Zeit gebacken. Wir kamen genau zur rechten Zeit, als die Türen des Ofens geöffnet waren und ein Brot nach dem anderen den Backofen verließ. Ganz geschickt lenkten die Mitarbeiter die großen, langen Brotschieber in das tiefe, dunkle Ofeninnere und brachten die knusprig, frischen Brotlaibe heraus. Direkt am Backofen probierten wir Brot, Foccacia, Mandelgebäck, Zwieback mit Mandeln, Wasser und Wein. Giovanni gab uns umfangreiche Erläuterungen. Anschließend nutzten wir die Möglichkeit zum Einkauf im kleinen Geschäft der Bäckerei. Zurück führte uns unser Spaziergang zur Patisserie am Kloster. Wir liebten es nun, wie die Italiener, zwischendurch einen Espresso, einen Cappuccino oder einen Latte Macchiato zu trinken oder ein Gelati zu essen. Die Nonnen des Klosters verstanden es ebenfalls kleine, süße Köstlichkeiten anzufertigen.
Nach einer kurzen Busfahrt von 20 Minuten erreichten wir Stadt der Sassi (Steine) in der Region Basilikata, Matera. Zunächst spazierten wir durch die Altstadt vorbei an den Palazzi des reichen Bürgertums und weiter zur Höhlenstadt. Kaum vorstellbar wie die Menschen hier lebten, ohne Strom und Wasser. Wir blickten in das Tal der Höhlenwohnungen und stiegen entlang des Passionsweges weiter hinab bis zum Hauptplatz. Von dort waren es wenige Meter bis zu einer eingerichteten Felsenwohnung, der Sasso Caveoso. Nach einem Film zur Einstimmung sahen wir die Einrichtung mit den einzelnen Bereichen. Hier lebten Mensch und Tier auf engstem Raum zusammen, einfache Bauern, Hirten und Tagelöhner. Carlo Levi, Schriftsteller und Arzt, setzte in seinem Roman „Christus kam nur bis Eboli" den Menschen ein literarisches Denkmal. Gleichzeitig zeigte er damit die unwirtlichen Lebensbedingungen auf. Die Wohnungen wurden als nationale Schande empfunden, die Bewohner umgesiedelt. Seit Ende des 20. Jahrhunderts werden die Wohnungen restauriert und teilweise neu aufgebaut. Seit 1993 steht das Gebiet unter dem Schutz der UNESCO. Ein Großteil der Sassi ist heute Eigentum der Stadt Matera. Wer bereit ist, ein Haus zu sanieren, wird mit Subventionen und günstigen Krediten unterstützt. So sahen wir viele restaurierte Hotels, Restaurants, Läden und Wohnungen. Die Stadt war oft Filmkulisse, zum Beispiel für den Film „Die Passion Christi" von Mel Gibson. 2019 wird Matera Kulturhauptstadt Europas sein. Nach einer kleinen Pause am Hauptplatz gingen wir tief beeindruckt hinauf zum Castello Tramontano auf dem Lapillo-Hügel. Von dort fuhren wir wieder zurück zum Hotel.
Langsam neigte sich unser Aufenthalt in Apulien dem Ende entgegen. Wir erhielten heute als Dessert zum Abendessen eine Abschiedstorte. Anschließend trafen wir uns zu einem kleinen Plausch in der Bar des Hotels.

30.04.2016: Bari und Rückflug

Ein letztes Frühstück im Hotel. Da wir uns erst 10.00 Uhr auf den Weg nach Bari machten, hatten wir genügend Zeit, die Koffer zu packen. Heute erkundeten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der größten Metropole Apuliens: Zuerst spazierten wir zum gewaltigen Kastell, von den Normannen errichtet und durch Friedrich II. erweitert. Im Park stießen wir mit einem Limoncello auf eine interessante und erlebnisreiche Reise an. Allen Gästen überreicht ich einen Cent mit dem Abbild des Castel del Monte - einen „Glückspfennig(cent)" für das weitere Leben und Gesundheit sowie für weitere schöne Reisen bei bester Reiselust.
Mirella führte uns durch die berühmte Nudelgasse zur Kathedrale. Beim Blick zu den fleißigen Frauen in der Gasse bestaunten wir die Fingerfertigkeit. Abschneiden des Teiges und Formen der Öhrchennudeln waren eine Bewegung. Was hatten wir uns bei unserem Kochkurs gemüht!
In der Kathedrale S. Sabino fand gerade eine Hochzeitsfeier statt. Wir konnten die Krypta besichtigen. Weiter führte uns unsere Besichtigungstour zur Basilika S. Nicola. Der Bau wurde in dem Jahr begonnen als die Reliquien des Heiligen Nikolaus nach Bari kamen. Am heutigen Samstag fand auch in dieser Kirche eine Hochzeit statt. Deshalb begaben wir uns in die Unterkirche, dort wo die Gebeine des Heiligen Nikolaus aufbewahrt werden. Mirella berichtete ausführlich zu Geschichte seiner Legende. Er gilt als Schutzpatron der Kaufleute und der Seefahrer, als Kinderfreund und Weihnachtsmann. Und so waren es auch 62 Seeleute aus Bari, die die Gebeine aus Kleinasien, aus Myra, dem heutigen Demre, raubten und nach Italien brachten. Alljährlich vom 7. bis 9. Mai findet in Bari ein großes Fest zu Ehren des Heiligen Nikolaus statt. Die Vorbereitungen waren gerade in vollem Gang.
Zum Abschluss spazierten wir zur Stadtmauer und über den Mercantile-Platz. Nun war Zeit zum Mittagessen, zum Einkaufen, zum Spazieren oder zu einem kleinen Sonnenbad ...
Pünktlich 17.30 Uhr brachten uns Mirella und Gianni zum Flughafen von Bari. Wir mussten noch etwas auf die Abfertigung warten. Leider verzögerte sich unser Flug mit Air Berlin um fast eine Stunde. Wir flogen mit einer Maschine der NIKI Air, einer Tochter der Air Berlin, und landeten 23.15 Uhr in Berlin-Tegel. Die Chauffeure zum Transfer standen bereit und brachten alle Gäste zum vereinbarten Ausstieg bzw. nach Hause zurück. Damit ging eine erlebnisreiche Reise zu Ende.
Das sehr abwechslungsreiche Programm hat uns Apuliens Städte, Natur, Architektur, Geschichte, und Bewohner nahegebracht. Besonders schmackhaft war die mediterrane Küche der Region. Einige Rezepte kannten wir, vieles war neu, manche Kombination ungewöhnlich und für unsere Gaumen noch fremd. Mussten wir auch "Herrn Google" befragen, was es mit dem Bart des Bruders auf sich hat. Es ist Mönchsbart und ein Frühlingsgemüse am Mittelmeer, zudem sehr gesund. Wir reisten wirklich mit allen Sinnen.
Liebe Reisegäste, ich wünsche Ihnen angenehme Erinnerungen an unsere gemeinsamen Tage in Apulien, zugleich viel Gesundheit und Reiselust. Vielleicht sehen wir uns bei einer Reise wieder. Herzliche Grüße Ihre Marion

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Liebe Frau Kottlos, obwohl unsere gemeinsame Reise durch das wunderschöne Apulien schon einige Zeit zurück liegt, möchten wir uns heute auf diesem Weg für den umfassenden Reisebericht bedanken. Er ist zu unseren in Bildern festgehaltenen Eindrücken eine wunderbare Ergänzung. Bei der Gestaltung unseres Fotoalbums ausschließlich zu dieser Reise war Ihr Bericht hinsichtlich der Zuordnung meiner Notizen von der hervorragenden Führung durch die Städte und historischen Gemäuer zu den Fotos eine große Hilfe. So wurde unser Album eine schöne Reisebeschreibung und macht jeden Betrachter Lust auf diese Reise. Vielen Dank dafür und wir würden uns auf weitere gemeinsame Erlebnisse freuen. Wir wünschen Ihnen alles Gute bis zu einem Wiedersehen an anderen schönen Orten. Ihre Familie Nicht

Fam. Nicht
31.07.2016

Liebe Familie Nicht,
gern erinnere ich mich an unsere gemeinsamen Tage in Apulien. Es hat mir ebenfalls sehr viel Freude bereitet, mit Ihnen Apulien zu bereisen und den Süden Italiens umfassend kennenzulernen. Ich wünsche Ihnen alles Gute, beste Gesundheit und weiterhin große Reiselust. Ich freue mich schon heute auf ein Wiedersehen. Ihre Marion Kottlos

Marion Kottlos 09.08.2016