Reisebericht: Rundreise Süditalien – Kultur & Genuss in Apulien

07.10. – 14.10.2024, 8 Tage Flugreise Bari – Castellana–Grotten – Trulli–Stadt Alberobello – Stauferschloss Castel del Monte – Trani – Kochkurs mit Mozzarella–Herstellung – Locorotondo – Otranto – Lecce – Olivenölmühle mit Verkostung – Polignano a Mare – Ostuni – Felsenstadt Matera in der Basilikata


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Apulien ist ein traumhaftes Land, voller Kulturschätze aus vielen Epochen, einer traumhaften Küste und Städte, die lieblich verspielt, barock
oder mittelalterlich sind. Tausende Olivenbäume prägen die Landschaft, verziert mit Trullihäusern, die über das ganze Land verteilt sind.
Apulien ist weniger bekannt, verspricht aber umso mehr.
Ein Reisebericht von
Anne-Katrin Müller
Anne-Katrin Müller

Anreise

Aus verschiedenen Richtungen treffen wir am frühen Nachmittag in Bari ein, 24 aufgeregte und neugierige Gäste, die für eine Woche im wahrsten Sinne des Wortes auf der Sonnenseite sind.
Der Transfer zum Hotel dauert ca. 1 Stunde und wir erfahren von Reisebegleiterin Anne, was uns auf der Reise erwartet. Die typische Landschaft mit unzähligen Olivenbäumen, den majestätischen Pinien und privaten Trullihäuser ziehen uns schon jetzt in ihren Bann. Wir checken ein im Hotel "Sierra Silvana", im kleinen Ort Selva di Fasano. Noch ein wenig Zimmer getauscht, dann bleibt Zeit, im Ort spazieren zu gehen.
Selva di Fasano ist nicht spektakulär, wenn nicht die vielen selbstgebauten Trullis und Villen der gut betuchten Leute wären.
Unser Abendessen nehmen wir im Hotel gemeinsam ein, apulische Küche als Wahlmenü. Es ist erst der Beginn der kulinarischen Genüsse, die wir in der gesamten Woche erleben werden.

Castellana Grotten – Trulli–Stadt Alberobello.

Reiseleiterin Ramona empfängt uns am frühen Morgen. Wir fahren zum Ort Castellana Grotta und besichtigen eines der größten Höhlensysteme Italiens. Die Höhlen mit ihren atemberaubenden Stalagmiten und Stalaktiten erstrecken sich über mehr als drei Kilometer und erreichen eine maximale Tiefe von 122 Metern unter der Erdoberfläche. Wir steigen mit unserem örtlichen Grottenführer hinab in die Tiefe und geraten sofort ins Staunen: Einzigartige Szenarien, Fossilien und Tropfsteingebilde haben sich in Millionen von Jahren gebildet.Jede Höhle hat einen eigenen Namen, und in der ersten Höhle finden sogar Veranstaltungen wie Theater statt.

Weiter fahren wir nach Alberobello in die Stadt der Trullihäuser. Die meist weißen Rundhäuser (Einzahl: Trullo) mit ihren grauen Kegeldächern werden auch als lustige Zipfelmützen wahrgenommen werden und sind ein Wahrzeichen Apuliens. Alberobello gehört seit 1990 zum Unesco-Welterbe. Die Stadt teilt sich in eine Altstadt mit 400 Trullihäusern (Viertel Monti) und den moderneren Teil mit 1000 Trullihäusern (Aia Piccola).wir haben die Möglichkeit den einzigen 2-stöckigen Trullo von innen zu besichtigen.
Trulli (Einzahl: Trullo) sind kleine, meist weiße Rundhäuser, deren Steindächer nach oben hin kegelartig sind.. Auf den Steindächern befinden sich meist christliche Symbole und am Zipfel des Daches befindet sich oft ein symbolischer Schlussstein, der Zippus oder auch eine Kugel.
Von der Piazza del Popolo hat man einen traumhaften Blick auf die alte und neue Stadt.
Das Wetter kann schöner nicht sein, die weißen Trullis unter blauem Himmel, jede Gasse bietet neue Fotomotive. Der Blick auf die vielen Dächer der Neustadt fasziniert derart, man könnte endlos verweilen.
Zurück im Hotel genießen wir den Nachmittag und lassen den Tag beim gemeinsamen Abendessen ausklingen.

Castel des Monte – Trani

Heute begrüßen wir Reiseleiterin Grazia, die uns die ganze Woche jung und dynamisch und überaus freundlich begleiten wird.
Am Vormittag besichtigen wir das Stauferschloß Castel del Monte, ein beeindruckendes Bauwerk aus dem Mittelalter, Friedrich, der II. ließ es bauen. Die achteckige Form auf achteckigem Grundriss macht es zu einer der schönsten Bauten. So interessant auch die Innenräume und die dazugehörige Geschichte sind, seine ganze Pracht entfaltet das Castel vor allem aus der Ferne betrachtet. Majestätisch und dominant liegt es auf einem kleinen Hügel und zieht uns in seinen Bann.
In der Hafenstadt Trani genießt man schon einen Hauch von Luxus. Das Städtchen mit seinen 70.000 Einwohnern liegt direkt am Meer und war durch seine strategische Lage wichtigstes Schiffahrts- und Handelszentrum Apuliens. Grau weiß gekalkt aus dem Naturstein Pietra Tranese sind die Häuser in der Altstadt Und auch die Kathedrale und geben ein imposantes Bild ab. Mondän ragt die Kathedrale San Nicola Pellegrino am Meer empor, eine Wallfahrtskirche, die wir auch besichtigen. Sie wurde im 13.Jahrhundert fertig gestellt und ist eines der perfektesten Beispiele romanischer Baukunst Apuliens.

Masseria Priore – Kochkurs und Locorotondo

Unsere spätere Abfahrt in die Masseri läßt Zeit für einen kleinen Abstecher und so fahren wir nach Cisternino, was ursprünglicher nicht sein kann. Gerade am Morgen, wenn die Stadt erwacht erleben wir einen traumhaft schönen Spaziergang.
Grazia erzählt mir, dass die Kleider in ihrer Lieblingsboutique am Markt aus saurer Milch gefertigt werden…

Heute werden wir ganz im ländlichen unterwegs sein., gegen Mittag erreichen wir die Masseria Priore. Eine Masseria, italienisch auch Masseri ist ein Gutshof. Erst einmal sind wir angetan von den vielen riesigen Olivenbäumen. Dann geht’s für uns ans Werk. Liebevoll ist für jeden ein Brettchen mit Zutaten vorbereitet in dessen Ergebnis wir Öhrchennudeln herstellen sollen. Schnell ein Schürzchen um , dass bei den großen Männern eher wie ein Lendenschurz aussieht und dann geht es auch schon los mit Kneten. Mit angestrengten Gesichtern versuchen wir die richtige Konsistenz des Teigs zu kneten. Zu viel Wasser ? zu viel Mehl? irgendwie haut es doch nie hin. Nun noch die Öhrchenform abschnipsen. Nein, es ist alles Andere als ein Öhrchen, aber macht unheimlich Spaß.
Auch die Eigenkreation eines Gastes wird schwer geahndet „No no Pizza !“ ruft die Köchin.
Die anschließende demonstrierte Mozarella Herstellung ist eine Augenweide. Da beherrscht jemand sein Fach, dreht Zöpfe aus der Mozarella-Masse und demonstriert die Herstellung einer Burrata. Nun haben wir genug gesehen, wir werden zu Tisch gebeten. Wir erleben einen schönen Nachmittag in den Gemäuern der Masseria bei einem leckeren Essen. Jetzt kommen die Spezialitäten Apuliens auf den Tisch. Hier noch mal für alle zum Mitschreiben: Bolbette (die kleinen Bällchen), Mozarelle, Pizza, Copocollo, gegrillte Zuchini/Aubergine, Zuchini/ getrocknete Tomaten, Saubohnen-Püree,Oriechitti mit Roulade, Dessert….und dazu viel Wein. Ein wunderschöner Nachmittag geht zu Ende.

Wir fahren noch in das Städtchen Locorotondo, kämpfen ein wenig beim Aufstieg , aber auch hier werden wir wieder belohnt und flanieren in einem wunderschönen Städtchen. Locorotondo ist ein rundes Städtchen, auf einem 400m Hügel, phantastisch sind die Ausblicke von hier in das Trulli-Tal.

Lecce und Otranto

Unser Ausflug geht es in die Hafenstadt Otranto, die an der Meerenge zu Albanien liegt, am südlichsten Zipfel. Otranto thront auf einem Fels, neben einer gut erhaltenen Stadtmauer. Das Wasser ist himmelblau und der Hafen mit seinen vielen Booten und kleinen Restaurants urig.
Wir bummeln durch die Altstadt und besichtigen eines der größten Bodenmosaike in der Santa Annunziata.
Später reisen wir in den Süden von Apulien nach Lecce. Lecce ist eine prächtige Stadt und hat viele Beinamen, „Florenz des Barock“, das"Athen Apuliens". In der Altstadt finden sich ca.40 Kirchen und Paläste.
Die meisten Gebäude sind aus goldgelbem Kalkstein, dem pietra leccese, der bei Aushärtung eine goldgelbe Farbe annimmt. Er verleiht den Gebäuden besonderen Glanz. Der pietra leccese wird im nahen Tagebau im Salento gewonnen.
Wir sehen in Lecce herrliche Palazzi und die barocke Basilika „Santa Croce“. Es bleibt Zeit zum Verweilen und sich individuell umzusehen, aber auch für den berühmten Kaffe Leccese, der kalt getrunken wird mit süßer Mandelmilch und Eiswürfeln.

Polignano a Mare und Ölmühle

Die Sonne strahlt mit uns um die Wette und wir sind bereit z einem Ausflug nach Polignano a Mare.
Begleitet von Musik des Sängers Domenico Modugno , der in Polignano geboren ist, erreichen wir das Städtchen am Meer. Dem Sänger , der u.a. mit Volare einen Welthit landetee ist ein Denkmal in Polignano gewidmet.
Traumhaft schön und quirlig ist die Stadt. Es ist Hochsaison. Grazia führt uns galant an die schönsten Plätze der Stadt, weiße Häuser von Bouganvillen geschmückt , Cafes am Meer. Endlich sind wir am Meer und dürfen am felsumrandeten idyllischen Stadtstrand unsere Zehen ins Wasser strecken.
Am Nachmittag erreichen wir die Ölmühle. Sie ist alles andere als schlicht, ein 1200 Jahre alter Olivenbaum und Granatapfelbäume zieren den Eingang. Die Ernte, die in der Regel Oktober bis Januar von dauert, ist in vollem Gange. Das „grüne Gold“ wird geerntet.
Apulien ist Hauptlieferant für Olivenöl in Italien. In der Ölmühle wird Extravirgine hergestellt, Kriterien hierfür sind , von der Ernte bis zur Presse dürfen nicht mehr als 12h vergehen. Geerntet wird grundsätzlich per Hand, man steigt also noch auf die Leiter. Es wird somit vermieden , dass die Oliven mit anderen Stoffen auf dem Boden in Berührung kommen und die Qualität geschmälert wird.
In der anschließenden Verkostung erfahren wir, dass der Geschmack entscheidet, nicht die Farbe !
Es gibt die tollsten Sorten, Zitrone…Orange…Knoblauch…Zwiebel….im Verkaufsraum werden wir fündig und entdecken das eine oder andere Mitbringsel.

Matera und Bari

Ist es der Höhepunkt der Reise ? So viele schöne Orte durften wir kennen lernen, mit aussergewöhnlichen Architekturen und Geschichten.
Heute besuchen wir Matera, die berühmteste Höhlenstadt der Welt und seit 1993 Weltklturerbe. Im frühen Mittelalter wurden Höhlenbehausungen in die steilen Tuffsteinwände gehauen, in denen die Menschen seit Jahrhnderten leben. Erste Besiedlungen gab es vor 9000 Jahren.
Erst um 1950 beschlagnahmte man die Wohnungen auf Grund haltloser, unhygienischer Zustände, denn sogar das Vieh lebte mit in den Höhlen.
Die Bewohner wurden in Sozialwohnungen umgesiedelt und die "Sassi" beschlagnahmt. Eindrucksvoll schidert Carlo Levi diese unhaltbaren Zustände in seinem Buch "Christus kam nur bis Eboli". War Matera bis dahin "Schandfleck" Italiens, erlangte sie mit der Ernennung zur Kulturhauptstadt 2019 wieder große Bedeutung.
Matera mit seiner einzigartigen Kulisse ist inzwischen Schaupatz vieler Filme., so des Films "Die Passion Christi" mit Mel Gibson, gedreht im Jahre 2004. Mittendrin in dieserKulisse genießen wir die Stadt, die verschachtelten Häuser und Gassen, kaum etwas Geradliniges und Fotomotive, wohin man schaut.

Bari, die Stadt am Mer mit 320.000 Einwohnern zieht uns am Nachmittag noch einmal ganz anders in ihren Bann. Charakteristisch ist die Altstadt mit ihren vielen bunten Gassen, den Wäscheleinen und dem unheimlich quirligen Leben.

Ein langer Tag geht zu Ende, Matera und Bari boten fast eine Überflutung an Eindrücken.
Wir nehmen noch ein gemeinsames Abendessen ein, die Küche setzt noch eins drauf und bringt eine herrliche "Arrividerci-Torte" für die Gruppe.
Welch ein schöner Abschluß.

Heimreise

Vollgepackt mir Eindrücken, den Sommer zurückgeholt, starten wir am morgen unsere Heimreise in unsere verschiedenen Heimatorte.

Schlusswort

Apulien ist traumhaft, immer noch etwas unentdeckt und strahlte auch im Oktober grün und frisch. Jede Stadt hat ihren eigenen Charme, lieblich Polignano a Mare oder Locorotondo, überwältigend Matera, die 9000 Jahre alte Stadt…
Es lohnt sich, noch einmal wiederzukommen und Apulien individuell zu besuchen.
Danke an meine lieben Reisegäste, die die Reise zum Erlebnis gemacht haben.
Herzlichst Anne

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