Reisebericht: Italien – Rundreise Südtirol

21.08. – 30.08.2018, 8 Tage Busreise von den Dolomiten bis zum Gardasee: Ahrntal – Dolomitenrundfahrt – Gardasee – Sella–Ronda–Dolomiten–Rundfahrt – Meran – Penser Joch – Zubucherreise ATeams–Reisen


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Hören wir Südtirol, erscheint uns alles klar zu sein und doch verbergen sich hinter diesem Begriff so viele Facetten, die wir gern kennenlernen wollten jenseits vom nur Trachten-, Speck- und Gemütlichkeitsimage.
Südtirol ist seit der Neuzeit ein überwiegend deutschsprachiges Land. Rätoromanisch wird überwiegend in den Dolomitentälern rund um die Sella gesprochen. Italienisch hingegen schon lange vor 1918 in Welschtirol, also Trentino.
Alle drei Einflüsse prägten und formten dieses Land, deren Menschen ihre regionale mit internationaler Identität verknüpften und Tracht und Maßanzug durchaus zu verbinden wissen. Äpfel und Milch werden auf Industrieniveau hergestellt und hier erzielt man das höchste Bruttoinlandsprodukt Italiens pro Einwohner - Müßiggang gehört nicht zum Südtiroler Sprachschatz. Urige Bauernhöfe und blühende Handelsstädte fanden wir in atemberaubend schöner Landschaft.
Ein Reisebericht von
Dr. Grit Wendelberger

1. Tag Die., 21.08.2018: Anreise zum Hotel Rotwand bei Bozen


Nach einer langen Fahrt über die klassische Brennerroute erreichten wir unser familiengeführtes Hotel "Rotwand" am Rande von Bozen in schöner Umgebung. Nach herzlicher Begrüßung und leckerem Abendessen bei hochsommerlichen Temperaturen sanken wir ermattet in unsere Betten und freuten uns auf die kommenden schönen Tage.

2. Tag Mi., 22.08.2018: Bozen und die Raffeiner Orchideenwelt


So italienisch und industrialisiert Bozen einerseits auch erscheint, die Altstadt machte andererseits einen mittelalterlich-barocken Eindruck auf uns. Die heutige Landeshauptstadt mit eigener Universität überwand die traumatische Industrialisierungspolitik der Faschisten und hat das Beste aus ihrer Vergangenheit gemacht. Bozner Innovationen zählen heute überregional und weltweit von Technoalpin bis Industrie 4.0.
Nach der informativen Führung von Grit besuchten einige von uns das Archäologische Museum, bummelten und shoppten durch die malerischen Gassen oder besuchten eines der verführerischen Lokale oder Eiscafes, anschließned tauschten wir uns über unsere Erlebnisse unter der "Domlinde" aus auf dem Weg zum Bus. 
Der familiengeführten Raffeiner Orchideenwelt „liegt am Herzen, dass Sie unsere Liebe zu den Pflanzen spüren und selbst Lust und Freude an Orchideen bekommen". Neben der vielfältigen Orchideenwelt (über 150 Arten) der Marke „Raffeiner Südtirol Orchidee" erlebten wir während der Führung auch Gebirgslori-Papageien, Koikarpfen, Schildkröten und Bienen.
Nach dem Orchideen-Gewächshaus mit seinen saunaartigen Temperaturen konnten wir noch etwas Luft schöpfen im Cafe und uns mit einem kühlen Getränk erfrischen, bevor wir zum Hotel aufbrachen.

3. Tag Do., 23.08.2018: Große Dolomitenrundfahrt


Besonders die Dolomiten rund um die Sella wollten wir gemeinsam mit unserem örtlichen Reiseleiter Siegfried kennen lernen.
Endlich nahm ja dann die UNESCO die Dolomiten in ihr Welterbe auf und die außergewöhnliche Landschaft der „Weißen Berge" auch um Sella, Langkofel, Geislerspitzen, Fanes, Sennes erhielt ihren verdienten Schutz. In den Dolomitentälern Grödnertal, Fassatal, Gadertal wird noch ladinisch gesprochen und in geteilten Höfen, den sog. „Viles" gelebt.
Die Ladiner, Deutsch- und Welschtiroler verbindet eine lange gemeinsame Geschichte, lebte man doch seit der germanischen Landnahme im frühen Mittelalter in einer Region zusammen. Ein halbes Jahrtausend von den Habsburgern regiert, kleideten, aßen, bauten und lebten sie einen ähnlichen Lebens-Stil, eine ähnliche Kultur.
Über das Eggental fuhren wir zum Karersee, dessen grüne Farbe wohl eher nicht einer Nixe, sondern Fichtennadeln zu verdanken sind. 
Über den Karerpass erreichten wir das verkehrsreiche Fassatal und fuhren hinauf zum Pordoijoch. Von dort aus ging es hinunter nach Arabba, wo wir gepflegt in einem Wirtshaus zu Mittag speiste. Dann weiter über den Campolongopass nach Corvara, über das Grödnerjoch schliesslich in das Grödnertal bis nach St. Ulrich, wo wir durch den Ort schlenderten und eine Holzschnitzkunst-Ausstellung besichtigten oder promenierten. Wir hatten Glück mit dem Wetter und erreichten das Hotel am frühen Abend, wo wir uns beteits auf unser leckeres Abendessen freuten.

4. Tag Fr., 24.08.2018: Südtiroler Weinstraße – Freizeit


Von Nals und von Bozen nach Salurn durchzieht die Südtiroler Weinstraße die wichtigsten Weinanbaugebiete in Überetsch, Unterland und Unterland Berg. Von den zahlreichen Weinfesten, Weintagen, Weinmessen sind besonders die Südtiroler Weinstraßenwochen von April bis Juni erwähnenswert, wie wir erfuhren. Das milde submediterrane Klima bietet die Grundlage für den Weinsegen von Tramin bis Kalterer See, zwischen Eppan und Kaltern kommen Sonnenhungrige auf ihre Kosten. Wir fuhren über Auer und Neumarkt bis kurz vor Salurn und der Hadernburg, dann bogen wir ab über die Etsch nach Kurtinig, Magreid und Tramin bis zum Kalterer See, bewacht von der Leuchtenburg.
Besonders malerisch fanden wir die über 67 Überetscher Ansitze, Landhäuser und Schlösschen von reichen Adligen und Händlern aus der Renaissance und dem Barock (Überetscher Stil) in der idyllischen Weinbergslandschaft. Das familiengeführte Winzerhaus Brigl begrüßte uns herzlich und ihr humorvoller Kellermeister führte uns unterhaltsam durch die Keller und die Verkostung mit fünf verschiedenen Weinen - lecker!
Beschwingt ging es über Bozen wieder nach Leifers zum Hotel zurück, wo wir noch ausreichend Zeit zur Entspannung hatten.

5. Tag Sa., 25.08.2018: Meran und Schloss & Gärten Trauttmansdorff


Die Kurstadt mit den fast 300 Sonnenstunden im Jahr mitten im Gebirge wird überragt von der Texelgruppe - in Gärten und Parks blühen jedoch mediterrane Pflanzen. An die einstige Residenz der Grafen von Tirol und Hauptstadt Tirols erinnern die mittelalterlichen Laubengassen aus der Blütezeit im 14./15. Jahrhundert. Die Jugendstil-Gebäude wie Kurhaus und Wandelhalle hingegen mit ihrem jüngeren „Nervenzentrum", dem Sissi-Denkmal an der Passer, erinnern an die „zweite Karriere" der Stadt Ende des 19. Jahrhunderts, als diese Kaiserin den Glanz des Hochadels aus ganz Europa nach Meran mitbrachte.
Das Meraner Kurwasser komplettierte später das bisherige Angebot als Luftkurort mit Traubenkur um leicht radonhaltige Heilwasserkuren, das bei diversen arthritisch-reumatischen Beschwerden angewendet wird - einige von uns besuchten das moderne Kurzentrum Therme Meran und informierten sich über die Wellnessoase.
Im Anschluss fuhren wir wenige Minuten zu den südöstlich der Stadt gelegenen Gärten, einst im Besitz der Trauttmansdorffer Familie. Der Himmel versprach Regen, gab uns jedoch noch zwei, drei Stunden Trockenheit zum Besuch der wunderschönen Gären mit Erlebnisstationen, Künstlerpavillions um den Seerosenteich. Als es anfing zu schütten, konnten wir noch die ideenreich gestalteten Räume des Touriseum (Museum für Tourismus) mit seinen Sissi-Räumen besuchen, ehe wir zurück zum Hotel fuhren.
 

6. Tag So., 26.08.2018: Sarntaler Alpen und Bierbrauerei


Immer noch bäuerlich ist das Sarntal, sich von Bozen zum Penser Joch erstreckend. Bergbauernhöfe bis in fast 1800 m Höhe bestaunten wir. Hier wird noch die alte Tracht getragen - nicht nur zum Schützenfest oder Kirchtag. Viehwirtschaft ist neben dem Tourismus die Haupteinnahmequelle geblieben. Es gibt im Sarntal noch viele alte Höfe, auch noch aus dem Mittelalter.
Völlig überraschend fanden wir auf dem Penser Joch Schnee und Eis vor mitten im August mit faszinierenden Ausblicken vom Penser Joch.
Dann wechselten wir in das sonnige Wipptal und hielten unser Kaffeepäuschen am Rande der Sterzinger Altstadt.
Der Jaufenpass hatte keinen Schnee, jedoch auch viel Wind. Wir schraubten uns die Serpentinen hinunter in das freundliche Passeiertal und unser Chauffeur Jan kam voll auf seine Kosten, konnte er uns doch sein fahrtechnisches Können wieder einmal zeigen.
Im Passeiertal machten wir einen Abstecher zum Sandwirthof am Walbenbach, wo einst der Freiheitsheld Andreas Hofer geboren wurde (heute Museum) und besuchten die am
Freigelände (ein Haufenhof) gelegene Herz-Jesu-Kapelle (19. Jh). und das Heilig-Grab-Kirchlein (17. Jh). Hier im Passeiertal gibt es viele dieser „Schildhöfe" (kaum noch in der alten Form), die freien und dem Tiroler Grafen militärisch Dienst verpflichteten Bauern gehörten.
Im Nachbarort St. Martin in Passeier wurden wir schon zur Führung durch die Bierbrauerei im Martinerhof und zur Verkostung erwartet. Nach Besichtigung des Schrotbodens, Sudhauses und der Gär- und Lagerkeller hatten wir uns dann unser drittes Bier (Weizen) verdient - dazu ließen wir uns eine zünftige Südtiroler Brotzeit (Marende) schmecken. Durch Meran ging es dann wieder zum Hotel, wo wir am Pool oder im Garten noch etwas frische Luft und Ruhe genießen konnten vor dem Abendessen.

7. Tag Mo., 27.08.2018: Gardasee


„Magnifica patria" von den Venezianern oder „Benacus" von den Römern genannt, war und ist der Gardasee durch seine besondere Lage am Alpenrand beliebt. Gewaltige Eiszeitgletscher erschufen hier einst das über 50 km lange, bis fast 350 m tiefe Trogtalbett des Sees.
Feigen, Weine, Zitronen und Oliven gedeihen hier vorzüglich, während auf den Gipfeln des Monte Baldo noch Schnee liegen kann.
Viele Herrscher und Völker hinterließen hier ihre Spuren, viele Künstler dichteten und dachten hier. Die zinnenbewehrte Skaligerburg (13./14. Jh.) kündigte uns das pittoreske Malcesine zu Füßen des Monte Baldo an. Im Inneren spazierten wir auf den Spuren Goethes und genossen die herrliche Aussicht. Diese wollten einige von uns noch von weiter oben erleben und begaben sich aus der historischen Altstadt zur Seilbahn hinauf zum über 2200 m hohen Hausberg mit seltener alpiner Pflanzenwelt und herrlicher Sicht.
Unten im malerischen Städtchen genossen wir den herrlichen Tag, einige auf dem Wasser mit Kurztrip nach Limone oder in der Altstadt, auf der Burg oder am Hafen. Am Nachmittag fuhren wir über die östliche Gardesana weiter und bogen bei Garda nach Affi zur Autobahn ab.
Am frühen Abend erreichten wir rechtzeitig vor dem Abendessen unser gastfreundliches Hotel.

8. Tag Die., 28.08.2018: Brixen


Den Bischofsdom erkannten wir bereits von der Autobahn, würdig umrahmt vom Hausberg Plose. Jedoch ist Brixen etwas älter als seine mittelalterlichen Häuser vermuten lassen: jenseits der Eisack siedelten bis 500 v. Chr. Menschen der Hallstatt-Kultur, dann kamen die Römer und nannten es Pressena (nur ein kleiner Standort, da die Hauptstraße damals über den Ritten führte). Nach dem Umzug der Säbener Bischöfe in das gemütlichere Brixen blieben sie fast 1000 Jahre und prägten die Stadt bis 1964.
Im 11. Jh. entstanden, ist sie die älteste Deutschtiroler Stadt, älter noch als Innsbruck, Schwaz oder Hall. Ihr Wappentier, das Osterlamm, ziert den Milleniumsbrunnen auf dem Hofburgplatz. Als im 14. Jh. die neue „Straße" durch das Eisacktal eröffnet wurde, profitierte Brixen unmittelbar von absteigenden Kaisern, Fürsten, Händlern (Elefant Soliman kam im Troß des Habsburger Erzherzogs 1591 durch die Stadt - Thema der vorweihnachtlichen Lichtinszenierung „Solimans Traum" in der Hofburg und des Freskos am berühmten Hotel "Elefant").
Nach Grits Führung wussten wir das Wo - Was - Wie und starteten unsere eigenen Wege, meist im Geviert von Großem und Kleinem Graben (einst die Stadtgräben). Einige besuchten die noblen Räume der Hofburg mit Kaiser- und Bischofstrakt sowie ausgedehnten Sammlungen von sakraler Kunst und Krippen samt Domschatz. im Anschluß ging es noch auf einen Fotostopp am Kloster Neustift vorbei (Engelsburg, Klosterhof mit Brunnen der Wünsche und Kreuzgang) und wieder zurück zum Hotel, um noch etwas auszuruhen bis zum Abendessen.

9. Tag So., 28.07.2018: Fakultativer Ausflug Seiser Alm & Kastelruth


Das Plateau von Völs, Seis und Kastelruth hoch über dem Eisacktal liegt noch unter der Seiser Alm - eines von Europas größten zusammenhängenden Almengebieten der Alpen. Und noch einmal 600m höher erhebt sich darüber das Kalkhochplateau des Schlern mit der eindrucksvollen Sarntner Spitze, benannt nach dem Erstbesteiger.
Nahe bei Seis, wo im 19. Jh. der sächsische König kurte, bestiegen wir 23 Gäste unsere Kabinenbahn, die seit 2003 die umweltfreundliche Alternative zur bisherigen Straße zur Seiser Alm ist. Dann hatten wir eine phantastische Aussicht auf die Almstraße, den Schlern mit bewaldeten unteren Hängen (mit Burgruine Hauenstein) und dann Compatsch, wo wir ausstiegen. In einigen Minuten waren wir an der Kutsch- und Almbusstation (Nr. 11 bis Saltria und zurück). Wer mochte, wanderte eine leichte Strecke bis zur Ritschhütte unterhalb von Saltria und bestaunte das Dolomitenpanorama - sichtbar bis zur Marmolata.
 
Wieder unten am Bus ging es weiter, denn einen Abstecher war uns das hübsche Kastelruth alle mal wert und wir spazierten im durch die Kastelruther Spatzen bekannten Ort (2018 ist deren 35jähriges Jubiläum) im historischen Zentrum mit freskierten Häusern und dem frei stehenden barocken Glockenturm von St. Peter. Der kleine Bilderbuchort zeigte uns seine sonnigen Seiten mit Dorfbrunnen, Lokalen und Cafes sowie wunderschön bemalten Häusern. Zurück über das Grödner- und Eisacktal über Bozen zum Hotel hatten wir herrliche Bilder und frische Gebirgsluft genossen und genug Appetit für das Abendessen. Dann hieß es schon wieder Koffer packen und Abschiedskontakte tauschen.

10. Tag Mo., 29.07.20: Rückreise nach Deutschland


Bei Regen-Wetter in Tirol und mit vielen Erlebnissen erfüllt reisten wir die Strecke über den Brenner und dann weiter über Österreich und Deutschland bis nach Dresden ohne Stau mit pünktlichen Transfers wieder zurück.
Wir freuen uns, Sie bald wieder bei uns an Bord zu begrüßen: bleiben Sie gesund und reisefreudig,
Ihr Busfahrer Jan Tuzar und Ihre Studienreiseleiterin Grit Wendelberger

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht