Reisebericht: Italien – Wandern an der Amalfiküste und auf Capri

02.10. – 09.10.2016, 8 Tage Flugreise Minori – Amalfi – Götterweg – Positano – Insel Capri mit Anacapri – Vesuv – Pompeji – Ravello – Scala – Tramonti (52 / 62 Wanderkilometer)


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Italiens Traumküste geizt nicht mit ihren Reizen - unweit von Neapel schmiegen sich zauberhafte Ortschaften an grüne Berghänge. Wir reisen und wandern zwischen Land und Meer und genießen neben der herrlichen Natur auch die kulinarischen Köstlichkeiten.
Ein Reisebericht von
Anna Stiebing
Anna Stiebing

1. Tag: Anreise nach Neapel – Minori

Nach spätsommerlichen Tagen daheim brechen wir auf nach Bella Italia, um die traumhafte Amalfiküste zu erwandern. Ein großer Teil der Gruppe startet bereits sehr früh und kann den Vormittag als kleines "Eberhardt-Bonbon" in Neapel genießen. Nun, auch wenn uns die Metropole mit Regen empfängt, schafft es unser Reiseleiter Mathias, uns mit seinem italienischen Charme, die schönsten Ecken Neapels zu zeigen. Am besten lassen sich die engen Gassen der Altstadt zu Fuß erkunden. Und so trotzen wir dem Wetter und lassen uns ein auf Neapel und seine Geschichte(n). Neapel hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich und wir stolpern über griechische und römische Zeugnisse. Es ist Sonntag und so erleben wir in den zahlreichen Kirchen der Stadt die Gottesdienste mit. Besonders eindrucksvoll ist die Kathedrale von Neapel mit ihren unterschiedlichen Baustilen und das rege Treiben in den Straßen. Gegen Mittag wird das Wetter freundlicher und es zeigt sich sogar der Vesuv schüchtern zwischen den Wolken. Nach dem Mittagessen holen wir noch die später ankommenden Reisegäste vom Flughafen ab und fahren vorbei an Pompeji, über die Milchberge an die Amalfiküste. Souverän manövriert unser Chauffeur den Bus entlang der kurvenreichen Strecke nach Minori, wo wir unser 4-Sterne-Hotel Villa Romana beziehen - ein Ort zum Wohlfühlen und Genießen. Bereits beim ersten gemeinsamen Abendessen lernen wir die Köstlichkeiten der italienischen Küche kennen und lieben. Auf eine schöne Woche und viele unvergessliche Erlebnisse...

2. Tag: Wanderung von Ravello durch das Mühlental nach Amalfi

Mit dem Bus fahren wir über eine kurvenreiche Strecke nach Ravello. André Gide hat einmal gesagt: In Ravello ist man dem Himmel näher als dem Meer. Der malerische Ort abseits des touristischen Trubels liegt 365 Meter über dem Meer und bietet damit herrliche Ausblicke auf die traumhafte Küstenlandschaft. Hier beginnt unsere erste gemeinsame Wanderung. Wir spazieren durch kleine, beschauliche Dörfer, vorbei an Zitronenhainen und Weinterrassen. Unsere Mittagspause legen wir im Dorf Pontone ein mit Picknick unter freiem Himmel. Im bewaldeten Mühlental verbergen sich noch die Ruinen der alten Papiermühlen. Im kleinen Papiermuseum erfahren wir schließlich auf humorvolle Art viel Wissenswertes zur Papierherstellung und erstaunlicherweise funktionieren die hunderte Jahre alten Maschinen auch heute noch. Am Ende erreichen wir Amalfi, die einstige Hauptstadt der Seerepublik. Die kleinen Gassen mit den vielen Geschäften laden zum Bummeln ein und der prachtvolle Dom lohnt auch einen Besuch. Wir haben sogar das Glück, gerade ein Brautpaar auf der großen Freitreppe zu "begleiten".

3. Tag: Wir wandern von Ravello zum Kloster San Nicola

Auch heute beginnt unsere Wanderung in Ravello, doch bevor wir aktiv werden, schauen wir uns das hübsche Städtchen etwas genauer an. Zur Zeit der Seerepublik lebten hier 15 mal so viele Einwohner wie heute! Der Adel ließ sich prachtvolle Villen erbauen und durch die regen Handelsverbindungen mit dem Orient kam Ravello zu Reichtum. Eine Attraktion von Ravello ist die Villa Rufolo, die den Reichtum der damaligen Zeit erahnen lässt. Ein besonderes Schmuckstück ist der Garten mit Ausblick auf die traumhafte Küste. Auch Richard Wagner ließ sich von der Atmosphäre dieses Ortes inspirieren und komponierte hier seine Oper "Parzifal". Den Dom von Ravello betreten wir durch die massiven Bronzepforten des Hauptportals und finden im Inneren zwei prachtvolle Kanzeln - eine davon von Löwen getragen. Anschließend begeben wir uns auf die heutige Wanderung. Das erste Stück legen wir auf der Straße zurück und wandern dann durch dichten Wald. Am Wegesrand zeigen sich violettfarbene Veilchen und aromatische Kräuter. Bald wird es Zeit für eine "Trinkpause" mit Blick hinüber nach Ravello. Wie wird eigentlich Limoncello hergestellt? Zitronenschalen und Alkohol ergibt eine köstliche Mischung... zum Wohl! Nach einem Zwischenstopp am Kloster San Nicola beginnt es entgegen der Wettervorhersage zu regnen. Für uns geht es nun über viele Treppen bergab, bis wir endlich das Argiturismo Villa Maria erreichen. Pünktlich zeigt sich wieder die Sonne und uns bietet sich ein herrlicher Blick in das Tal und auf Minori. Zum Mittag werden wir mit italienischen Köstichkeiten aus eigenem Anbau verwöhnt - das haben wir uns nach der Wanderung auch redlich verdient! Gut gestärkt ist es nur ein kurzer Fußweg hinab nach Minori zu unserem Hotel, so dass noch etwas Zeit zum Baden oder Bummeln bleibt.

4. Tag: Wanderung auf dem Götterweg nach Positano

Schon am Morgen lacht die Sonne vom stahlblauen Himmel. Mit dem Bus fahren wir (wieder auf kurvenreicher Strecke) nach Bomerano/Agerola. Es heißt der Götterweg, der "Sentiero degli Dei", sei der schönste Wanderweg der gesamten Amalfitana - wir können dies am Ende des Tages gern unterschreiben. Der Weg verläuft - dem Himmel ganz nah - hoch über dem Meer mit atemberaubenden Ausblicken auf die fantastische Küstenlandschaft der sorrentinischen Halbinsel und das blau leuchtende Mittelmeer. In der Ferne erblicken wir sogar die Insel Capri - ein einmaliges Panorama, das man eben nur bei einer Wanderreise erleben kann! Neben einigen Wanderern begegnen uns Maultiere, die auch heute noch Lasten in abgelegene Anwesen bringen. Über Stock und Stein erreichen wir zum Mittag Nocelle, wo wir mit italienischen Antipasti verköstigt werden. Nun liegen viele viele Treppen vor uns: unser Ziel ist Positano, die Perle der Amalfiküste. Bereits vom Wanderweg aus konnten wir die würfelförmigen Häuser aus der Ferne erkennen, die sich an die Berghänge schmiegen. Je näher wir kommen, desto bunter werden die Fassaden. Der Ort selbst ist von vielen kleinen Gässchen durchzogen mit hübschen Geschäften und Kunstgalerien. Es bleibt Zeit für ein Eis, ein kühles Bier oder den Strand. Das i-Tüpfelchen dieses zweifelsohne perfekten Tages ist die Rückfahrt per Boot. Wir verlassen Positano auf dem Seeweg und sehen das ehemalige Fischerdorf im Abendlicht in seiner ganzen Pracht. Auf der Fahrt nach Minori sehen wir die Küste noch einmal aus dieser besonderen Perspektive vom Meer. All das ist der Mühen Lohn und wir sind dankbar für diesen herrlichen Tag.

5. Tag: Vesuv und Pompeji

Heute führt uns die Reise nach Neapel und zum mächtigen Vesuv. Schon während der Auffahrt zum Parkplatz eröffnet sich der Blick auf das Häusermeer der Stadt am Golf. Die letzten Meter bis zum Gipfelkrater auf 1281 m legen wir zu Fuß zurück. Wir haben Glück und können noch einen Blick in den gewaltigen Krater werfen bevor die Wolken alles verhüllen. Der Vesuv ist nach wie vor aktiv und ein neuerlicher Ausbruch ist nur eine Frage der Zeit, daher steht der Feuerberg unter ständiger wissenschaftlicher Beobachtung. Nach dem "Tanz auf dem Vulkan" fahren wir zum kleinen Weingut "Le Lune el Vesuvio" wo wir durch den herrlichen Garten geführt werden. Wo kann man schon Feigen direkt vom Baum pflücken? Auch Tomaten und Weintrauben werden direkt verkostet. Aber es erwartet uns ja auch noch eine Weinprobe und ein leckeres Mittagessen. Zum Nachmittag steht noch der Besuch von Pompeji auf dem Programm. Im August 79 wurde die antike Stadt vollständig unter dem vulkanischen Material des Vesuvs begraben und konserviert - ein Ausbruch, der Weltgeschichte schrieb. Erst im 18. Jhd. wurde Pompeji wiederentdeckt und bis heute wurden etwa 2/3 ausgegraben, die uns Einblick in die römische Geschichte geben. Im Gegensatz zu Herkulaneum, das unter einem pyroklastischen Strom begraben wurde und nur mühsam aus den versteinerten Tuffschichten frei gelegt werden konnte, war der lockere Boden über Pompeji leichter abzugetragen. Unser Guide Alfonso unternimmt mit uns einen unterhaltsamen archäologischen Spaziergang durch die Stadt und erklärt uns mit viel Witz und Charme wie die Menschen vor über 2.000 Jahren hier lebten... und liebten, denn selbst dem Freudenhaus statten wir einen Besuch ab . Eindeutige Wegweiser und Illustrationen setzen sich über jegliche Sprachbarrieren hinweg. Neben den Villen der wohlhabenden Bürger, sehen wir auch kleinere Häuser der Mittelschicht sowie ein Theater und Amphitheater. Die Akustik muss hier natürlich gleich getestet werden und Alfonso und unser Wanderer-Chor stimmen den Schlager "2 kleine Italiener" an. Hinter dem Vesuv ziehen plötzlich bedrohlich dunkle Wolken auf, so dass wir unsere Zeitreise in die römische Antike beenden und uns von Pompeji verabschieden.

6. Tag: Wanderung bei Amalfi

Die Wettervorhersage zeigte nichts Gutes für den heutigen Tag und so waren wir erst einmal froh, trockenen Fußes das Hotel zu verlassen. Die ursprünglich geplante Wanderung nehmen wir dennoch nicht Angriff, da die Wege im Gebirge nach dem nächtlichen Regen zu unsicher sind. Statt dessen starten wir unsere "Treppenwanderung" in Amalfi... Treppe rauf, Treppe runter in "flüssigem Sonnenschein". Der guten Stimmung tut dies keinerlei Abbruch. Zum Mittag klart der Himmel etwas auf und wir kehren in einer Pizzeria ein, wo es Italiens beste Pizza mit einem herrlichen Ausblick gibt! Gut gestärkt machen wir uns danach auf den Weg nach Amalfi, wo wir heute noch den prächtigen Dom besuchen. Über die imposante Freitreppe steigen wir hinauf zu dem mittelalterlichen Bauwerk, dessen Fassade jedoch mit Schmuckelementen im byzantinischen und maurischen Stil rekonstruiert wurde. Im Inneren des Doms verbergen sich spitzbogige Arkaden, ein kleiner Garten, eine Ausstellung, die Krypta mit den Reliquien des heiligen Andreas und schließlich der barock ausgeschmückte Dom an sich. Danach bleibt noch etwas Freizeit für einen Bummel durch die engen Gassen von Amalfi, die gesäumt sind mit kleinen Geschäften, Bars und Restaurants. Vom 9. bis 12. Jhd. war Amalfi die mächtige Hauptstadt der Seerepublik. Die engen Handelsbeziehungen zur arabischen Welt prägten die Architektur der Küstenstädte und so erinnert die Altstadt Amalfis irgendwie an eine arabische Kasbah. Auch die Kultur der Zitronen, die terrassenförmig die Landschaft prägen, rührt aus dieser Zeit her. Die gelben Früchte sollen hier in der Region besonders saftig und schmackhaft sein... wir mögen sie besonders in Form von Limoncello oder Bonbons .

7. Tag: Ausflug nach Capri

Nach Regen kommt auch Sonnenschein und so lacht die Sonne heute wieder vom blauen Himmel - perfektes Wetter für unseren Ausflug zur Insel Capri. Nach ca. 1,5 Std. Bootsfahrt - bei glücklicherweise ruhiger See - erreichen wir die Insel und schippern noch etwas entlang der Küste. Steil und bizarr steigen die Kalksteinfelsen aus dem Blau des Mittelmeers auf. Ein Wahrzeichen Capris sind die Faraglioni, die vorgelagerten kegelförmigen Felsformationen. Durch einen der Felsen führt ein Tunnel, durch den wir mit dem Boot sogar hindurch fahren und bald darauf im Marina Grande anlegen. Mit der Standseilbahn (Funicolare) erreichen wir schnell die Piazetta, den Hauptplatz, wo reges Treiben herrscht. Nein, wir sind heute nicht die einzigen Besucher auf Capri! Viele Tagestouristen spazieren durch die gepflegten Gassen mit teuren Boutiquen in weiß gekalkten Häusern - Ruhe kehrt hier erst ein, wenn sie und wir wieder zum Festland zurück kehren. Wir machen zuerst einen Abstecher in die Augustus-Gärten, von wo wir noch einmal auf die Faraglioni und das türkis schillernde Wasser blicken. Unsere Wanderung führt uns dann - wer hätte es gedacht - über viele Treppen in ruhigere Ecken der Insel. Durch Steineichenwald gelangen wir zu einer Grotte und später wieder in den Hauptort. Hier bleibt uns nun die Wahl zwischen einer weiteren kleinen Wanderung oder Freizeit zum Flanieren und Baden. Mit dem Boot geht es wieder zurück in unser beschauliches Minori, wo wir uns von unserer Wanderführerin Danièle verabschieden. Noch einmal genießen wir zum Dinner ein leckeres 3-Gang-Menü im schönen Hotel Villa Romana und lassen den Abend in geselliger Runde ausklingen.

8. Tag: Heimreise

Mit vielen wunderbaren Eindrücken treten wir heute die Heimreise an. Es war eine tolle Wanderwoche mit geschätzten 33.333 Treppen, unglaublich gutem Essen, viel Lachen, bester Gesellschaft und grandiosen Ausblicken.
Liebe Reisegruppe, es war mir eine große Freude, euch an Italiens Traumküste zu begleiten, mit euch zu wandern, zu lachen und zu schlemmen. Bleibt schön gesund und fröhlich... auf Wiedersehen. Eure Anna

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Liebe Anna, vielen Dank für Deinen sehr anschaulichen und informativen Reisebericht einschl. der wunderschönen Fotos, der die Erinnerungen an die erlebnisreiche Woche an der traumhaft schönen Amalfi-Küste bildhaft ins Gedächtnis ruft.
Herzliche Grüße von Irene Schrader

Irene Schrader
28.10.2016