Reisebericht: Schlemmer–Wanderreise Sorrent, Amalfiküste & Cilento–Nationalpark

13.10. – 23.10.2019, 11 Tage Rundreise Italien mit Wanderungen: Sorrent – Sorrentinische Halbinsel – Sentiero degli Dei – Positano – Capri – Amalfi – Paestum – Cilento–Nationalpark – Agropoli – Punta Tresino – Costa degli Infreschi – Marina di Camerota – Calore–Schlucht – Mo


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Wandern und Schlemmen in Süditalien - der Cilento, das wenig bekannte Juwel im südlichen Kampanien und die quirlige Amalfiküste boten die besten Voraussetzungen für einen facettenreichen Traumurlaub bei spätsommerlichen Temperaturen.
Ein Reisebericht von
Martina Häselbarth

1. Tag: Sonntag, 13.10.2019: Flug nach Neapel, Transfer nach San Marco di Castellabate


15 Gäste und eine Reisebegleitung hatten sich von verschiedenen Flughäfen Deutschlands auf den Weg nach Neapel gemacht. Die Gruppe aus Berlin war schon am frühen Nachmittag angekommen und erwartete uns bereits im Hotel. Ein Gast flog von Frankfurt und der Rest von Dresden und Leipzig über München. In Neapel wurden wir bereits von unserem Transferfahrer erwartet und machten uns ohne Verzögerung auf den Weg zu unserem Hotel. Wir schlängelten uns durch den dichten Verkehr im Großraum Neapel und genossen immer wieder tolle Ausblicke auf den Vesuv. Im Dunst ließen sich die Inseln Capri und Ischia erkennen und wir erhaschten sogar einen kurzen Blick auf die Ausgrabungen von Pompei. Irgendwo verließen wir dann die Autobahn und nahmen eine verkehrsreiche Landstraße nach San Marco die Castellabate.
Bald war die Gruppe vollständig beisammen und beim ersten Abendessen in unserem Hotel Mareluna war schon abzusehen, dass wir hier nach Strich und Faden verwöhnt werden würden. Es gab ein variantenreiches Antipasti-Buffet, ein Pasta-Gericht und im täglichen Wechsel Fleisch oder Fisch als Hauptspeise. Wer dann noch nicht pappsatt war, konnte frisches Obst oder Kuchen als Dessert wählen. Das Hotel verfügt über eine traumhafte Lage mit direktem Zugang zum Strand und einen Pool. Ein wunderschöner Panoramaweg führt direkt vom Hotel an der Küste entlang in den nächsten Ort.

2. Tag: Montag, 14.10.2019: Küstenwanderung nach Agropoli und Besichtigung der Tempelanlagen in Paestum


Wanderung: ca. 7 km, 170 m im Aufstieg, 140 m im Abstieg
Unser örtlicher Reiseleiter Angelo holte uns vom Hotel ab und gemeinsam fuhren wir wenige Kilometer zum Einstieg unserer Wanderung in Santa Maria die Castellabate. Nachdem wir in einem kleinen Lebensmittelladen etwas Wegzehrung besorgt hatten, begann endlich unsere erste Wanderung. Der Weg führte uns gemächlich entlang der Küste durch einen Pinienwald und die typische Macchia bis zum höchsten Punkt, der Punta Tresino. Immer wieder genossen wir herrliche Ausblicke auf das Meer, den Golf von Salerno und sogar die Insel Capri war in der Ferne zu erspähen.
Um die Mittagszeit erwartete uns ein erster kulinarischer Höhepunkt: die Weindegustation in der Azienda Agricola Marino in Agropoli. Frau Marino hieß uns persönlich in dem rustikalen Speiseraum willkommen und präsentierte uns ihre DOP-Weine Fiano und Aglianico. Dazu wurden darauf abgestimmte Leckerbissen aus der cilentanischen Landküche gereicht: Zopf aus Büffelmozzarella, Auberginenauflauf, ein rustico aus Spinat und Ei, Capocollo vom Schwein und zum süßen Dessertwein gab es einen selbstgemachten Kuchen mit Marmelade.
Gut gestärkt machten wir uns anschließend auf den Weg nach Paestum. Paestum gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und gilt als eine der bedeutendsten Ausgrabungsstätten der abendländischen Kultur. Unter der fachmännischen Führung von Angelo schlenderten wir durch die gut erhaltenen Überreste dieser von den Griechen um 600 v. Chr. unter dem Namen Poseidonia gegründeten Stadt und waren fasziniert von den gut erhaltenen Überresten der imposanten dorischen Tempel von Hera, Athene und Poseidon. Auch das Amphitheater und die fast 5 km lange Stadtmauer mit ihren vier Stadttoren sind noch gut erhalten.
Vor der Heimfahrt gab es noch Zeit zur freien Verfügung und viele von uns genehmigten sich das erste köstliche gelato dieser Reise.

3. Tag: Dienstag, 15.10.2019: Küstenwanderung Costa degli Infreschi – Marina di Camerota


Wanderung: ca. 6 km, 270 m im Aufstieg, 240 m im Abstieg
Unsere heutige Wanderung führte uns in den Nationalpark Cilento und Vallo di Diano, den zweitgrößten Nationalpark in Italien, der schon seit mehr als 30 Jahren zum Welterbe der UNESCO gehört. Auf den rund 85 km nach Marina die Camerota, dem Einstiegspunkt unserer Wanderung, fuhren wir gemächlich durch die hügelige Landschaft, in der immer wieder wie aus dem Nichts an den steilen Abhängen klebende Dörfer auftauchten. Angelo erzählte uns unermüdlich und voller Begeisterung von den Dörfern seiner Heimat, der herrlichen, naturbelassenen Landschaft und deren Bewohnern.
Marina di Camerota ist in der Nebensaison ein idyllischer Fischerort, in den Sommermonaten ein beliebter Ferienort. Über den Strand erreichten wir den Wanderweg, der sich hoch über der Küste durch die schattige Macchia zur Cala Bianca schlängelt. In der abgelegenen, nicht mit dem Auto zu erreichenden Bucht wurden wir vom Wirt des Ristoro Pozzallo unter einem schattigen Blätterdach mit einfachen, aber leckeren regionalen Gerichten und reichlich Hauswein verwöhnt. Bevor es weiterging, nahmen einige Gäste noch ein erfrischendes Bad in dem herrlich klaren Wasser der feinsandigen Bucht.
Noch hatten wir eine knappe Stunde Weges vor uns, bevor wir im Porto Infreschi das bunte Boot erspähten, das uns durch das Meeresschutzgebiet der Costa degli Infreschi e della Masseta entlang der zerklüfteten Küste zurück nach Marina di Camerota schippern sollte. Hier gibt es unzählige Grotten, die wir dank der zentimetergenauen Manöver der versierten Crew zum Teil von Innen bestaunen konnten. Die hiesige Blaue Grotte braucht den Vergleich mit ihrer berühmten Namensvetterin auf Capri nicht zu scheuen. Auch der pappsüße Erdbeerwein, den die Crew spendierte, trug zur guten Stimmung an Bord bei.
Zurück in Martina di Camerota genossen wir noch die obligate gelato-Pause, bevor wir uns überaus zufrieden mit dem wunderschönen Tag auf die ca. 1,5-stündige Heimfahrt nach San Marco machten.

4. Tag: Mittwoch, 16.10.2019: Genießertag im Cilento: Grünes Gold und Weiße Feigen


Heute Früh um kurz vor sieben wurden wir von einem kurzen, aber heftigen Regenschauer geweckt. Es sollte der einzige bleiben während der gesamten Reise, die uns mit herrlichem Spätsommerwetter verwöhnte.
Unser heutiger Genießertag begann mit einer Panoramafahrt mit Blick auf die traumhafte Küste in Richtung Süden. Bei Acciaroli wandten wir uns ins Landesinnere und erreichten Pollica. Angelo führte uns über steile Sträßchen und Treppen durch dieses typische, alte cilentanische Dorf. Wir bewunderten einen liebevoll restaurierten Palazzo, der heute als Herberge für Touristen dient und erfuhren, dass das alte Schloss jetzt der Sitz des Studienzentrums für die Mediterrane Diät ist. Die Mediterrane Diät wird in Zeiten des wachsenden Ernährungsbewusstseins immer wieder zitiert als Ideal der gesunden Ernährungs-, ja sogar Lebensweise. Kaum einer weiß jedoch, dass hier im Cilento maßgebliche Studien erfolgten, die 2011 zur Anerkennung der Mediterranen Diät als immaterielles Weltkulturerbe der UNESCO geführt haben. Der anschließende Spaziergang entlang der zahlreichen Hausgärten war wie eine Lehrstunde zu den üppig sprießenden heimischen Obst- und Gemüsesorten wie Granatäpfel, Zitrusfrüchte, Khaki und Kapern.
Unser nächstes Ziel war San Mauro Cilento und die ölverarbeitende Kooperative Il Frantoio. Auch hier führte uns Angelo durch den Verarbeitungsprozess der Oliven von der Anlieferung größerer und kleinerer Mengen durch die Kleinbauern und Ölbaumbesitzer bis zum Erhalt des kostbaren Öls. Im rustikalen Restaurant der Ölmühle wurden wir anschließend zur Verkostung gebeten. In winzigen Becherchen wurde uns jeweils ein wenig Öl gereicht, das wir zunächst anwärmen sollten, bevor wir den Geruch beurteilen und anschließend das Öl im Mund mit der Zunge zerstäuben sollten. Je besser das Öl, desto kratziger soll es im Abgang sein! Zu Essen gab es wieder Spezialitäten aus der alten cilentanischen Landküche wie Acquasale, das harte, aus alten Getreidesorten nach traditionellen Backverfahren gebackene Brot mit Olivenöl und Tomaten, Bohnensalat, verschiede Käsesorten, Kichererbsensuppe und das obligate Auberginengemüse. Gerne nutzten wir die Möglichkeit, uns mit hochwertigem Olivenöl für zu Hause einzudecken.
Am Nachmittag erwartete man uns nach kurzer Fahrt bei Santomiele in Prignano. Die Feigenproduktion Santomiele ist etwas ganz Besonderes: einzigartig der Rahmen, unvergleichlich der Geschmack. Die ehemalige Ölmühle wurde zum stylischen Produktions- und Degustationsort erweitert und beherbergt heute einen Familienbetrieb, der sich auf die Fahnen geschrieben hat, die alte Tradition der Feigenverarbeitung wiederzubeleben und modern zu interpretieren. Die Früchte werden hier in der Sonne getrocknet und anschließend zu Konfitüre oder Melasse verarbeitet oder in ihrer natürlichen Form künstlerisch dargeboten. Kreativität und Fantasie sind hier die Leitmotive und die Degustation wird zum unvergesslichen Erlebnis für alle Sinne.
Nachdem wir dergestalt den ganzen Tag geschlemmt und verkostet hatten, erwartete uns im Hotel das übliche 4-Gänge-Menü!

5. Tag: Donnerstag, 17.10.2019: Wanderung durch die Calore–Schlucht


Wanderung: ca. 7 km, 150 m im Aufstieg, 600 m im Abstieg
Heute erwartete uns wieder eines der zu dieser Jahreszeit wenig besuchten, faszinierenden Wanderparadiese im Inneren des Nationalparks Cilento. Durch die hügelige Landschaft fuhren wir in Richtung Felitto, vor dessen Toren sich die Schlucht des Calore-Flusses erstreckt. Auch diese gehört, wie so Vieles auf unserer Reise, zum Welterbe der UNESCO. Auf dem Weg erfuhren wir von Angelo viel Interessantes über den lokalen Anbau von biologischen Kichererbsen, Oliven, Kastanien und Feigen.
In Magliano Nuovo, auf ca. 750 m Höhe, begann unsere Wanderung durch die Calore-Schlucht. Das Wasser hat sich hier mit großer Kraft tief in den Kalkstein gegraben und eindrucksvolle Felsformationen geschaffen. Das glasklare Wasser des Calore ist die Heimat des Fischotters, den man tagsüber aber leider nicht zu Gesicht bekommt und der Bachforelle. Sogar Eisvögel und Salamander gibt es hier. Die üppige Flora beeindruckte uns mit Steineichen und seltenen Farnen und man konnte so manche bekannte Arzneipflanze am Wegesrand entdecken. Ein Relikt aus dem Mittelalter ist die alte Steinbrücke, die sich über den Calore spannt und einst Teil eines wichtigen Kommunikations- und Handelsweges war.
Am Ende unserer Wanderung erwartete uns ein rustikal gedeckter Mittagstisch in der Trattoria der ehemaligen WWF-Oase Remolino. Natürlich gab es Fusilli in Tomatensauce, die in Handarbeit hergestellten Nudeln, für die der Ort Felitto berühmt ist. Es gibt sogar jedes Jahr im August ein „Nudelfest", bei dem zwei Wochen lang mit Nudeln, guten Weinen und Musik gefeiert wird.

6. Tag: Freitag, 18.10.2019: Bergwanderung auf den Monte Stella


Wanderung: ca. 9,5 km, 400 m im Aufstieg, 660 m im Abstieg
Immer wieder hatten wir in den vergangenen Tagen den Monte Stella von weitem aus verschiedenen Perspektiven betrachtet. Er hebt sich mit seinen 1131 m und der weißen Radarkugel auf dem Gipfel auch deutlich von seiner Umgebung ab. Das sollte heute also die anspruchsvollste Wanderung auf dieser Reise werden. Nach dem obligaten morgendlichen Mehrzweck-Stopp, diesmal in dem hübschen, aber fast menschenleeren Örtchen Perdifumo, machten wir uns um 10.20 h auf den Weg. Na ja, 400 m im Aufstieg sind ja doch recht moderat und zudem hatten wir das Glück, dass eine leichte Wolkenschicht und längere Passagen von Kastanien- und Steineichenwäldern für einen gemächlichen, schattigen Anstieg sorgten. Auf dem Weg genossen wir die traumhafte Fernsicht auf die Küste und erreichten bald den beeindruckenden Dolmen. Dieser dreiteilige Felsblock wurde schon zu Beginn des 2. Jahrtausends v. Chr. von Menschenhand behauen. Bis in die 50er Jahre des 20. Jh. wurde er von Frauen mit einem unerfüllten Kinderwunsch besucht, die glaubten, wenn sie durch die Spalten krochen, schwanger zu werden.
Nach nicht einmal 2,5 Stunden erreichten wir den Gipfel. Der Stolz des echten Bergwanderers wird etwas gedämpft durch die Tatsache, dass man auch mit dem Auto hinauffahren kann! Da einige unter unseren Gästen seit dem Vortag ein wenig schwächelten, hatten Angelo und ich ein zusätzliches Fahrzeug organisiert, das diese Gäste zum Gipfel fahren sollte. Dort erwarteten sie uns bereits und nach einem kurzen Besuch der kleinen Kirche machten sich alle voller Eifer an die Vorbereitung unseres Picknicks. Angelo hatte am Vorabend schon allerhand Köstlichkeiten aus der Region besorgt und diese genossen wir nun alle zusammen an den herbstlich dekorierten Tischen am Gipfel. Auch auf das Wohl eines Geburtstagskindes unter den Gästen stießen wir an.
Gut gestärkt machten sich die meisten zu Fuß an den Abstieg, die nicht mehr ganz so Fitten ließen sich fahren. Nach weniger als zwei Stunden trafen wir in der Bar am Hauptplatz in Galdo wieder alle zusammen und ließen den Nachmittag gemütlich auf der Terrasse ausklingen.

7. Tag: Samstag, 19.10.2019: Besuch einer Büffelfarm und Amalfiküste


Zur Halbzeit unserer Reise hieß es Abschied nehmen vom Cilento, dessen wunderschöne, ursprüngliche und nicht touristisch überlaufene Landschaften und besonders auch die schmackhafte Küche uns in allerbester Erinnerung bleiben werden.
Im Cilento gibt es zahlreiche Mozzarella-Herstellungen, deren Produkte mit den Billigausgaben in deutschen Supermärkten wenig gemeinsam haben. Auf der Bio-Büffelfarm Vannulo bekamen wir auf einer Führung erklärt und gezeigt, wie hochwertiger Büffel-Mozzarella entsteht und verarbeitet wird. Auf einem Rundgang konnten wir uns vom privilegierten Leben überzeugen, das die Büffel hier führen, um nur Milch allerhöchster Güte zu produzieren. In blitzsauberen Gehegen oder auf der Weide können sie sich frei bewegen, sich melken lassen, wenn sie Lust dazu haben oder eine Dusche oder Bürstenmassage genießen. Berieselt von gedämpfter Musik fressen sie nur selbstangebautes Futter und werden im Bedarfsfall homöopathisch behandelt. Aus der Milch dieser glücklichen Büffel entsteht leckerer Mozzarella, aber auch innovative Produkte wie Joghurt, Schokolade und Süßspeisen, die wir am Ende im Hofcafé verkosten konnten. Auf der Anlage gibt es auch ein Museum alter Handwerkskunst und einen schicken Laden mit stylischen Waren aus Büffelleder.
Ein paar Tage zuvor hatte es an der Straße, die an der Amalfiküste entlangführt, einen Erdrutsch gegeben und so konnten wir nicht, wie geplant, bei Vietri auf die Amalfitana fahren, sondern mussten uns mit unserem neuen Bus und Busfahrer nach längerer Autobahnfahrt durch dichten Verkehr über die Berge an die Küste quälen. Zur Mittagszeit erreichten wir Amalfi.
Amalfi wurde schon zur Zeit des antiken römischen Reiches gegründet, war seit dem 9. Jh. Zentrum einer „Seefahrerrepublik" und gelangte durch Seehandel und Schiffsbau zu großem Wohlstand, noch bevor Pisa, Neapel und Venedig der Republik Amalfi den Rang streitig machten. Zunächst besuchten wir die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt, den über tausend Jahre alten romanischen Dom Sant' Andrea, der schon von außen durch die herrlichen goldglänzenden Mosaiken an der Fassade und den mit wertvoller Majolika-Keramik verzierten Glockenturm auffällt. Im Dom sind als Reliquien die Gebeine des heiligen Andreas, dem Schutzpatron der Stadt, aufbewahrt. Sehr schön ist auch der Kreuzgang aus weißen Säulen im Klosterhof.
Nach der individuellen Besichtigung des Doms gab es noch genug Freizeit, um durch die malerischen Gassen zu streifen, in einer Trattoria zu Mittag zu essen oder sich ein gelato zu genehmigen. Wieder zurück im Bus, waren wir uns einig: nach dem beschaulichen, fast menschenleeren Cilento war diese erste Berührung mit dem quirligen Massentourismus an der Amalfiküste ein harter Schnitt für uns.
Unser Bus war zum Glück nicht so groß, dass er unter das Fahrverbot auf der Küstenstraße gefallen wäre und so konnten wir den Weg nach Sorrent auf der weltberühmten Amalfitana zurücklegen. Die Amalfiküste war schon im Römischen Reich ein bevorzugter Sommersitz wohlhabender römischer Bürger und ist bis heute ein bei den Reichen und Schönen beliebter Ort geblieben. Unzählige Villen, Luxushotels und Boutiquen zeugen von Reichtum und Luxus.
Am Nachmittag erreichten wir Sorrent und checkten in unserem Hotel Astoria ein, das mitten in der Altstadt liegt und somit die Gelegenheit bot, noch vor dem Abendessen die Stadt auf eigene Faust zu erkunden.

8. Tag: Sonntag, 20.10.2019: Freizeit oder Ausflug auf die Insel Capri


Wanderung: ca. 9,5 km, 390 m im Aufstieg, 390 m im Abstieg
Alle Gäste hatten sich am Ende für den Ausflug nach Capri entschieden. Mit unserer örtlichen Reiseleiterin Anna nahmen wir in Sorrent den Aufzug hinunter zum Hafen und gingen für die ca. ½-stündige Überfahrt an Bord der Fähre. Die kaum über 10 km2 große Insel ist mit ihrer bergigen Landschaft und den felsigen Küsten seit Jahrhunderten zum Sehnsuchtsziel vieler berühmter Bewohner geworden. Schon der römische Kaiser Tiberius hatte in seinen letzten Lebensjahren seinen Regierungssitz hierher verlegt und so wurde 11 Jahre lang das römische Weltreich von Capri aus regiert. Seit dem 19. Jh. zog es dann zahlreiche berühmte Schriftsteller, Künstler, Exilpolitiker und Prominente auf die Insel. Der deutsche Industrielle Friderich Krupp, Rainer Maria Rilke, Maxim Gorki, Axel Munthe, Oskar Kokoschka und Monika Mann waren nur einige davon.
Vom Hafen wurden wir mit Kleinbussen hinauf zur Piazzetta gefahren, von wo unsere Wanderung zu den Resten der hoch über einem steilen Felsen gelegenen Villa Jovis startete. Von dem einstmals mehrstöckigen Palast und Regierungssitz von Kaiser Tiberius sind heute nur mehr Ruinen erhalten.
Nach der Besichtigung gönnten wir uns erst einmal eine Mittagspause in dem typischen Lokal „Buca di Bacco", wo uns ein einfaches, aber schmackhaftes Mahl serviert wurde. Gut gestärkt machten wir uns am frühen Nachmittag auf zum Arco Naturale, einem beeindruckenden Natursteinbogen aus der Altsteinzeit an der Ostküste der Insel. Auf einem wunderschönen Wanderweg ging es an der Küste entlang zurück in den Ort. Wir kamen vorbei an der traumhaft auf einem Felsvorsprung gelegenen Villa des Schriftstellers Curzio Malaparte, genossen herrliche Ausblicke auf das Wahrzeichen von Capri, die Felsformationen "Faraglioni", und warfen einen Blick auf die berühmte Certosa (Kartäuserkloster). Eigentlich sollten wir noch die Gärten des Augustus besuchen, aber diese waren wegen einer Hochzeitsfeier für das Publikum gesperrt.
Bis zur Abfahrt der Fähre blieb uns noch genug freie Zeit, um durch die mondänen Straßen mit ihren Luxusboutiquen zu schlendern, den herrlichen Ausblick von der Terrasse der Endstation der "Funicolare" zu genießen und den schönen Tag mit einem Cocktail oder Eis ausklingen zu lassen, bevor uns die Fähre um 18.45 h zurück nach Sorrent brachte.

9. Tag: Montag, 21.10.2019: Wanderung Sentiero degli Dei (Götterweg)


Wanderung: ca. 10 km, 200 m im Aufstieg, 820 m im Abstieg
Der wohl berühmteste Wanderweg der Amalfiküste, der „Sentiero degli Dei", stand heute auf unserem Programm. Wir trafen Anna in ihrem Heimatort Agerola Bomerano, wo auf 500 m Höhe auch der Einstieg zum Götterweg liegt. Er ist einer von vielen ehemaligen Maultierwegen und Fußpfaden hoch über der Steilküste, die der Bevölkerung früher als einzige Verbindung zwischen den Ortschaften dienten und heute gerne von Wanderern begangen werden. Seinen Namen verdankt er den zahlreichen Tempeln, die sich zur Zeit der Römer auf diesem Pfad befanden. Hier findet man im Wechsel schroffe Felsformationen und üppige mediterrane Flora wie Zitrusfrüchte, Olivenbäume oder sogar Weinanbau. Teils in der Sonne, teils etwas geschützt von der Macchia wanderten wir durch Eichenwälder und vorbei an Erdbeerbäumen, Rosmarin- und Heidesträuchern. Auf unserem Weg nach Positano genossen wir immer wieder atemberaubende Blicke auf die Küste mit ihren zahlreichen Buchten, auf die Insel Capri und das kristallklare, tiefblaue Meer.
Unsere Mittagspause hielten wir in dem wunderschönen Dorf Nocelle, einem winzigen Ort mit nur 200 Einwohnern, der bis 2002 komplett von der Außenwelt abgeschnitten war und damals überhaupt erst an das Straßennetz angebunden wurde. Bis dahin war der Ort nur zu Fuß über einen Treppenweg mit 1500 Stufen von Positano aus erreichbar! Im Chiosco in Nocelle, einem einfachen Lokal mit herrlicher Aussicht erwartete uns der Wirt mit einem leckeren Imbiss. Auch dem selbst hergestellten Limoncello sprachen wir fleißig zu und nahmen so manche Flasche mit auf den Heimweg.
Hinter Nocelle gibt es die Möglichkeit, sich den Abstieg nach Positano über die 1500 wenig kniefreundlichen Stufen zu ersparen und den öffentlichen Bus zu nehmen. Einige Gäste nahmen das dankbar in Anspruch. Am frühen Nachmittag erreichten dann alle Positano und wir hatten reichlich Freizeit, um den malerischen Ort mit seinen steilen, engen Gassen und die Boutiquen und Cafés zu erkunden, oder uns in einem angenehm schattigen Café unter einem dichten Blätterdach bei Kaffee und Kuchen, einem Eis oder einem kühlen Bier zu erfrischen.
Da es Bussen nicht möglich und erlaubt ist, die engen Gassen von Positano zu befahren, mussten wir unserem Bus ein ganzes Stück auf der viel befahrenen Amalfitana entgegengehen. Inzwischen hatten sich bei einer Dame nacheinander beide Sohlen der Wanderschuhe abgelöst und sie schaffte es nach notdürftiger „Verarztung" gerade noch bis zum Bus. Zurück in Sorrent konnte noch am selben Abend zusammen mit der Reisebegleitung ein neues Paar Wanderschuhe erstanden werden und so stand auch für diesen Gast der letzten Wanderung am folgenden Tag nichts mehr im Wege.

10. Tag: Dienstag, 22.10.2019: Wanderung auf der Halbinsel Sorrent (Punta Campanella, Monte S. Costanzo)


Wanderung (leichte Variante): ca. 7 km, 250 m im Aufstieg, 250 m im Abstieg
Wanderung (anspruchsvolle Variante): ca. 8 km, 420 m im Aufstieg, 450 m im Abstieg
Auf der letzten Wanderung unserer Reise wurden wir von Elisabeth begleitet, einer Österreicherin, die seit Jahrzehnten in Sorrent beheimatet ist. Wir begannen unsere Wanderung zum südlichsten Zipfel der wunderschönen Sorrentinischen Halbinsel in dem kleinen Ort Termini, wo wir uns zunächst in einem kleinen Tante-Emma-Laden mit individuell zubereiteten „panini" als Wegzehrung eindeckten.
Die Wanderung führte uns auf dem alten Verbindungsweg, der Via Minerva, auf dem teilweise die Pflastersteine aus der Römerzeit noch erhalten sind, an der Küste entlang zum Leuchtturm von Punta Campanella. Vor uns lag die Insel Capri im leichten Dunst und in unserer Fantasie konnten wir uns ausmalen, dass hier die Heimat der betörenden Sirenen gewesen sein soll, die reihenweise Seefahrer ins Verderben gezogen haben und vor denen sich der Sage nach selbst Odysseus nur retten konnte, indem er sich an den Mast seines Schiffes binden ließ, um ihren Reizen nicht zu erliegen. Die Punta Campanella ist ein historisch interessanter Ort, wo schon die Griechen eine Tempelanlage zu Ehren der Göttin Athene errichtet hatten. Später wurde diese von den Römern der Göttin Minerva gewidmet. Einst stand hier ein römischer Leuchtturm, von dem aus Nachrichten mit Capri ausgetauscht wurden, heute sieht man einen neuzeitlichen Leuchtturm und die Ruine eines mittelalterlichen Wehrturmes mit römischen Mauerresten.
Nur vier Gäste entschieden sich von hier aus für die anspruchsvolle Variante und gingen von der Punta Campanella aus mit Elisabeth den steilen, anstrengenden Weg auf den Monte S. Costanzo. Für ihre Mühen wurden sie mit einer gigantischen Rundumsicht über den Golf von Neapel und den Golf von Salerno, sowie gigantischen Fernblicken zum Vesuv und auf die Inseln Ischia und Capri belohnt.
Der größere Teil der Gruppe wollte es heute gemütlicher angehen lassen und wanderte mit der Reisebegleitung auf dem gleichen Weg zurück nach Termini. Unser mitgebrachtes Picknick genossen wir auf einem Mäuerchen am Wegesrand mit herrlichem Blick auf das azurblaue Meer. In Termini ließen wir uns gemütlich auf der schattigen Terrasse der Bar am Hauptplatz nieder und erwarteten dort unsere „Gipfelstürmer". Als diese dann stolz über den vollbrachten Aufstieg zum Monte S. Costanzo eintrafen, genossen wir alle zusammen einen leckeren Cocktail zum Abschluss dieser wunderschönen Reise. In der benachbarten Limoncello-Produktion gab es noch einmal eine Verkostung und die Möglichkeit, ein paar Flaschen für zu Hause zu erstehen, wobei es besonders die cremige Variante unseren Gästen angetan hatte.

11. Tag: Mittwoch, 23.10.2019: Heimreise


Unsere 5-er Gruppe mit dem Flug nach Berlin wurde schon am späten Vormittag vom Transferbus abgeholt, die übrigen Gäste konnten den Vormittag noch in der Stadt Sorrent mit Besichtigungen, Bummeln, Einkaufen oder einem Mittagessen verbringen. Am Nachmittag machten dann auch wir uns auf den Weg zum Flughafen in Neapel.
Damit ging eine wunderschöne, abwechslungs- und kontrastreiche Reise voller Höhepunkte zu Ende, die wir alle sehr genossen haben. Das herrliche Spätsommerwetter, die köstliche Verpflegung und die traumhaften Landschaften, durch die wir gewandert sind, lassen diese Reise wohl unvergesslich werden!

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