Reisebericht: Wanderreise Apulien – im Süden Italiens

15.10. – 22.10.2023, 8 Tage Wandern in Apulien – Nationalpark Gargano – Forest Umbra – Castel del Monte – Valle D'Itria – Alberobello – Matera – Gravina Schlucht (ca. 40 Wanderkilometer)


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Im Italienischen spricht man von Apulien häufig im Plural - Le Puglie. Warum? Weil die Region so vielfältig ist. Der Gargano, als Nationalpark geschützter Sporn des italienischen Stiefels, Olivenhaine so weit das Auge reicht, das karge Hochplateau Murgia, das verwunschene Trulli-Tal Valle d’Itria, pulsierende Städte, das Castel del Monte von Friedrich II., das bis heute viele Rätsel aufgibt, 800 Kilometer Küste und 300 Sonnentage im Jahr, um nur einige der Höhepunkte zu nennen, die wir auf dieser Wanderreise kennenlernen durften.
Ein Reisebericht von
Claudia Hartwich
Claudia Hartwich

1. Reisetag: Sonntag, 15.10.2023: Anreise nach Bari und Busfahrt nach Vieste

Noch mitten in der Nacht fanden sich die ersten Gäste am Flughafen in Dresden zum gemeinsamen Flug nach Bari ein. In Frankfurt stießen weitere Gäste dazu und in Bari erwarteten uns bereits Gäste aus Berlin.
Bis schließlich gegen Mittag die letzten Fluggäste aus München eintrafen, durften die schon anwesenden Gäste mit unserem Busfahrer Egidio bereits einen kleinen Ausflug machen, nämlich in den nahe gelegenen kleinen Hafen von Santo Spirito. Ein erster Cappuccino, ein Blick auf das Meer und frische Luft bei herrlich angenehmen Temperaturen……..

Als die Gruppe dann endlich komplett war und inzwischen auch Ute, unsere örtliche Reise- und Wanderleiterin angekommen war, ging es los in Richtung Vieste. Das kleine Küstenstädtchen liegt auf dem Gargano und hier wollten wir unsere ersten Tage der Reise verbringen.

Die lange Fahrt war sehr abwechslungsreich. Es gab viel zu sehen und Ute zeigte und erklärte uns bereits einiges zur Region Apulien. In Margherita di Savóia, umgeben von Europas größten Salinen, machten wir eine kleine Mittagspause. Das Städtchen ist nach der ersten italienischen Königin benannt und wegen der therapeutischen Wirkung von Salzfango besonders bei italienischen Gästen sehr beliebt.
Überall sieht man die Becken zur Salzgewinnung und die aufgeschichteten Salzberge. Auch kann man hier viele Vögel sehen wie Kraniche, Eisvögel, verschiedene Enten und auch Flamingos.
In einer Bar stärkten wir uns mit allerlei kleinen Köstlichkeiten, salzigen wie süßen, Foccaccia, Kuchen, Törtchen, Eis – jetzt konnte der Urlaub beginnen und so langsam gerieten die Anstrengungen der Anreise in Vergessenheit.

Egidio, unser Fahrer, und Ute, die örtliche Reiseleiterin, brachten uns sicher und unterhaltsam an unser Ziel, das Hotel I Melograni, auf Deutsch ‚die Granatäpfel‘.
Der Check-in ging rasch über die Bühne. Wir bezogen unsere Zimmer und es blieb noch Zeit vor dem Abendessen, um die Umgebung oder den Strand zu erkunden. Ute und Claudia nutzten die Zeit, um die kommenden Tage im Detail durchzusprechen.

Beim Abendessen im Restaurant des Hotels waren wir fast allein. So langsam ging die Saison zu Ende. Wir wurden aber von den Kellnern Alessandro und Michele gut betreut und bekamen ein schmackhaftes Menü serviert. Hier, direkt am Meer, stehen Fisch und Meeresfrüchte im Vordergrund. Natürlich gab es auch leckere Alternativen für diejenigen, die das nicht so mochten.

Rechtschaffen müde zogen wir uns schon bald nach dem Abendessen zurück, um den folgenden Tag ausgeschlafen beginnen zu können.


2. Reisetag: Montag, 16.10.23: Wanderung zur Vignanotica–Bucht und Besichtigung von Vieste:

Ein strahlend blauer Himmel und viel Sonnenschein begrüßten uns beim Aufwachen. Nach einem reichhaltigen Frühstück trafen wir uns zur Abfahrt mit Egidio und Ute.

Nach einer kurzen Fahrt begann unsere Küstenwanderung auf dem Gargano. Unterwegs konnten wir atemberaubende Ausblicke hinunter auf das tiefblaue Meer genießen. Ute gab uns interessante Informationen, z.B. zu den Gesteinsformationen wie dem Feuerstein, der im Kalkstein eingeschlossen ist. Zwar blühte im Herbst nicht mehr so viel wie im Frühling, aber der Herbst hat seinen ganz eigenen Reiz mit seinem warmen Licht. Und natürlich konnten wir auch die typische Mittelmeervegetation bewundern, Olivenbäume, Mandelbäume und die Johannisbrotbäume.

In der Vignanotica-Bucht angelangt, unternahmen wir einen kleinen Strandspaziergang und stärkten uns dann mit einem Picknick, das Ute und Claudia für die Gäste vorbereitet hatten. Nachdem wir leckere Käse- und Wurstspezialitäten und apulische Weine genossen hatten, gab es noch eine kleine Vorstellungsrunde, alles mit Blick auf das Meer. Baden konnte man heute leider nicht, denn es gab starken Wellengang. Da die Temperaturen und die Atmosphäre sehr angenehm waren, störte das aber niemanden.
Inzwischen hatte auch ein kleiner Kiosk geöffnet, so dass wir zum Abschluss noch einen Espresso oder Cappuccino genießen konnten bevor wir den Rückweg antraten. Unterwegs gab es einen kleinen Fotostopp an einem alten, aber inzwischen renovierten Wachturm wie sie so typisch für die gesamte Küste sind. Von dort hatte man einen herrlichen Blick auf den natürlichen Felsbogen San Felice und nach Vieste.

Nach einer kurzen Verschnaufpause im Hotel ging es wieder los zu einer Besichtigung des Städtchens Vieste, ehemals ein Fischerdorf.
Am Hafen vorbei erreichten wir die Altstadt mit ihren kleinen und pittoresken Gässchen. Wir lernten das Judenviertel kennen und besuchten auch die Kirche des alten Franziskanerklosters. Es ging treppauf und treppab, mit schönen Ausblicken über die Küste. Unterwegs bewunderten wir auch einen Trabucco, ein altes Fischfanggerät, über das wir auch einiges von Ute erfuhren. Vom Normannenkastell hoch oben hatte man einen schönen Blick auf den Pizzomunno, den großen freistehenden Felsen direkt am Strand. Hier erfuhren wir auch die bewegende Legende dazu. Schließlich ging es zurück zum Hafen, über die Treppe der Verliebten, mit vielen Herzen geschmückt.
Auf den Stufen der sogenannten ‚scalinata dell’amore‘ ist der Text des Liedes ‚La Leggenda di Pizzomunno e Cristalda‘ von Max Gazzè zu lesen. Das Lied wurde auf dem Festival von Sanremo in 2018 vorgetragen.
Wenn man mit dem Menschen, den man liebt, die Stufen hinabschreitet, wird man immer mit dieser Person zusammenbleiben, so die symbolische Bedeutung.
Zurück am Hafen gab es ein Kunstwerk ganz anderer Art zu bewundern.
Lorenzo Quinn, der Sohn des Schauspielers Anthony Quinn, hat dieses Werk mit dem Namen ‚Brücken bauen‘ geschaffen. Lorenzo Quinn ist ein bekannter Bildhauer und das Werk, das er erstmalig auf der Biennale in Venedig präsentiert hat, gilt als eines seiner aussagekräftigsten Werke. Die ineinander verflochtenen Hände stehen für Freundschaft, Glaube, Hoffnung und gegenseitige Hilfe und Respekt. Das Kunstwerk wird bald weiterziehen und an anderen Orten zu sehen sein.
Nach unserem Rundgang gab es noch etwas Freizeit für Einkäufe oder einen Aperitivo. Wir trafen uns alle wieder zum gemeinsamen Abendessen, das auch heute wieder allen gut schmeckte.


3. Reisetag, Dienstag, 17.10.23: Monte Sant’Angelo, Kloster Pulsano und Wanderung in der Foresta Umbra:

Heute meinte es der Wettergott nicht ganz so gut mit uns. Es war kühl und sollte regnen, deshalb beschlossen wir, die Wanderung auf den Nachmittag zu legen.

So ging unsere Fahrt zunächst einmal nach Monte Sant‘Angelo. Nachdem uns Ute immer wieder von den ganz besonderen weißen Kühen Apuliens erzählt hatte, den podolischen Kühen, konnten wir diese heute nun endlich auch einmal sehen. Diese Kühe werden frei gehalten und stehen also nicht im Stall. Sie müssen alle 2-3 Tage gemolken werden. Die Ausbeute an Milch ist zwar geringer, aber dafür ist die Milch sehr fett und von ganz leicht hellgrüner Farbe wegen des vielen Grünfutters, das die Kühe in der Freiheit zu sich nehmen. Aus der Milch wird z.B. der Cacciocavallo podolico, ein kräftiger Käse, hergestellt, den wir bereits beim Picknick verkostet hatten. Auch das Fleisch dieser Kühe ist ganz besonders, mit einem großen Fettrand versehen schrumpft es nicht beim Braten, sondern behält seine ursprüngliche Größe bei. Es hat uns sehr beeindruckt, dass die Kühe, sobald sie gemolken werden wollen, allein den Weg zurückfinden zu ihrem ‚Zuhause‘.

Eine sehr kurvenreiche Strecke führte uns auf fast 800 m hinauf nach Monte Sant’Angelo, wo seit dem Ende des 5. Jhr. der Erzengel Michael verehrt wird. So wurde der Ort bereits unter den Langobarden ein Nationalheiligtum und später dann Pilgerziel für Pilger aus aller Herren Länder. Zur Zeit der Kreuzzüge war hier die wichtigste Station auf dem Weg ins Heilige Land.
Leider war es neblig und ziemlich kühl, aber es blieb trocken. So traten wir mit Ute unseren Spaziergang durch den Ort an, der am Kastell vorbeiführte. Normannen, Staufer, die Anjous, Aragonesen und Bourbonen haben hier gebaut. Durch kleine Gassen, auf und ab, erreichten wir schließlich das Santuario di S. Michele und stiegen die 89 Stufen zur Michaelsgrotte hinab. In die Felswände haben viele Pilger ihre Handumrisse eingeritzt. Ein magischer Ort. Unten in der Grotte angelangt, konnten wir einer Messe beiwohnen und anrührenden Gesängen lauschen.
Bevor wir die Weiterfahrt antraten, gab es noch etwas Freizeit, um etwas zu essen oder kleine Einkäufe zu tätigen. Es gab viele kleine Läden mit Spezialitäten wie Käsen, Würsten und Gebäck. Aufgrund der Wettervorsage hatten wir für heute kein Picknick vorgesehen.

Der Nebel wurde immer dichter und nach einer kleinen ‚Umfrage‘ waren wir uns alle einig, dass wir das Kloster Pulsano nicht mehr anfahren, sondern gleich die Foresta Umbra ansteuern wollten, um so auch etwas mehr Zeit zum Wandern zu haben.
Gesagt, getan! Je tiefer wir kamen, desto besser wurde das Wetter und so hatten wir noch einen unbeschwerten und sonnigen Nachmittag im verwunschenen Wald der Foresta Umbra, was so viel wie Schattenwald bedeutet. Im Zentrum findet man fast nur Buchen wohingegen am Rand eher Mischwald aus Steineichen, Ahornbäumen und etwas seltener auch Eiben zu finden ist.
Der gesamte Gargano ist ein Parco Nazionale, wovon die Hälfte die Foresta Umba einnimmt. Schöne Waldwege führen in leichtem Auf und Ab durch diesen Märchenwald, der über und über mit Moos bewachsen ist. Ganz besonders sehenswert sind die so genannten Zunderschwämme, die die Baumstämme überziehen.
Am Ende der Wanderung gab es noch einen kleinen Umtrunk, Limoncello und Amaro vom Gargano, zusammen mit typischem Gebäck. Gut gelaunt traten wir die Heimfahrt an. Wie immer blieb noch etwas Zeit bevor es zum Abendessen ging.


4. Reisetag, Mittwoch, 18.10.23: Wanderung an der Küste und Besichtigung von Peschici:

Heute erwarteten uns strahlender Sonnenschein und ein stahlblauer Himmel!
Voller Erwartung traten wir die Fahrt zum nördlichsten Punkt unserer Reise an.
Nach kurzer Fahrt starteten wir unsere Wanderung am Hotel Sfinalicchio. Anfangs ging es direkt am Strand entlang und Ute sammelte allerlei ‚Objekte‘, die sie uns dann bald auch erläutert hat. Verschiedene Gräser, Muscheln, ja, sogar die Eihüllen von Moränenbabies waren dabei, die wir selbst nicht hätten zuordnen können, da sie wie kleine Stückchen harten Leders aussehen und sich auch so anfühlten.

Es war ein Erlebnis, diese zerklüftete Küste bei sonnigem und warmen Wetter zu erkunden. Unterwegs kamen wir an Wachtürmen vorbei, die einst Teil eines ausgeklügelten Systems waren. Sie konnten Warnsignale absenden und innerhalb kurzer Zeit konnten die Signale, die von Turm zu Turm weitergegeben wurden, bis nach Neapel gelangen, von wo aus man dann Verstärkung zur Verteidigung lossenden konnte.
Ein Höhepunkt war sicher die Besichtigung eines Trabucco. Ein Trabucco ist eine geniale Konstruktion, mittels derer man vom Festland aus fischen kann. Zufällig war ein Trabuccolante da (derjenige, der so einen Trabucco baut und betreibt) und hat uns sein Meisterwerk gezeigt und beschrieben wie es funktioniert. Ungefähr 40 Tage benötigt man mit mehreren Personen, um den ‚palchetto‘, also die Holzplattform, auf einer im Fels verankerten Pfahlkonstruktion zu errichten. Dazu gehören weit ins Meer hinausragende Masten, an denen das Netz aufgehängt werden kann. Es kann mit einer Winde ins Wasser gelassen und auch wieder hochgezogen werden.

Der Bus brachte uns sodann auf kurzer Strecke nach Peschici. Dort unternahmen wir mit Ute einen kleinen Rundgang mit Besichtigung der Altstadt mit ihren vielen weißen Häusern, über und über mit Blumen geschmückt. Kleine Lädchen, die ihre Keramikprodukte feilbieten, Spezialitätengeschäftchen, und immer wieder die Blicke weit übers Meer hinaus. Auch hier gibt es ein Kastell auf dem höchsten Punkt, von dem aus man die Küste kontrollieren konnte, aber heute ist es verfallen.
In einem Lädchen bewunderten wir die vielen 'pumi'. 'Pumi' sind zapfenförmige Glücksbringer, die es in allen Größen und Farben gibt. Aus Keramik gefertigt, sind sie ein schöner Balkon- oder Gartenschmuck. Natürlich kann man sie auch im Haus aufstellen. Sie sollen auch den ‚bösen Blick‘ fernhalten. Kurz vor der Mittagspause konnten wir noch eine traditionelle Krippe erleben, die in einer Grotte aufgebaut war. Bei dieser Gelegenheit kamen wir mit der Besitzerin, einer alten Dame, ins Gespräch. Auch das sind Erlebnisse, die einem im Gedächtnis bleiben.

Zum Mittagessen wurden uns lauter kleine apulische Spezialitäten gereicht. Von unseren gemütlichen Sitzplätzen auf der Terrasse eines kleinen Lokals konnten wir die ruhige Atmosphäre ringsherum beobachten, denn auch hier merkte man, dass die Saison langsam zu Ende ging. Sehr wohltuend, keine Menschenmassen um sich zu haben!
Mit dem Bus ging es zurück nach Vieste zum Hafen, wo sich fast alle Gäste zu einer Bootsfahrt entschieden hatten.
Herrliches Wetter, viel Sonnenschein, aber dennoch musste man sich gegen Wind und Gicht mit einer (möglichst wasserdichten) Jacke schützen. Welch eine Panoramafahrt! Vom Wasser aus zeigt sich Vieste nochmals in ganz anderem Licht, das Kastell, der Pizzomunno, der Leuchtturm, aber vor allem galt es, die verschiedenen Grotten und Höhlen zu bestaunen, die unser Bootsführer Franco ansteuerte und in die er auch teils hineingefahren ist. Wir kamen wieder zur Vignanotica-Bucht, Ziel unserer Wanderung am ersten Wandertag. Von hier aus ging es wieder zurück. Ein tolles Erlebnis, die Küste vom Wasser aus zu erleben. Wie zerklüftet sie ist, kann man vom Land aus gar nicht erahnen!

Vor dem Abendessen blieb noch etwas Zeit, den Strand nochmals aufzusuchen oder aber schon den Koffer für die Abreise am nächsten Tag zu packen. Nach dem Essen überreichten wir den beiden Kellnern, die uns so hervorragend bedient haben, das vorab eingesammelte Trinkgeld und bedankten uns herzlich bei ihnen.


5. Reisetag, Donnerstag, 19.10.23: Wanderung zum Castel del Monte und Besichtigung von Bari:

Heute hieß es schon sehr früh aufbrechen, denn es lag eine weite Strecke bis zum Castel del Monte vor uns.
Wir genossen die herrlichen Ausblicke und die unendlichen, teils uralten Olivenhaine. Zum Thema 'Olivenbäume' und 'Olivenöl' gab es viel zu erzählen und heute löste Ute ihr Versprechen ein, uns auf der langen Fahrt dazu etwas zu berichten. Olivenöl ist eines der Produkte, bei denen am meisten ‚geschummelt‘ wird und wir als Verbraucher häufig getäuscht werden. Deshalb ist es so wichtig, darauf zu achten, dass aus dem Etikett hervorgeht, dass es sich nur um italienische oder in unserem Fall apulische Oliven handelt, die manuell verarbeitet worden sind. Am sichersten ist es, wenn das Etikett für Anbau, Produktion, Abfüllung und Vermarktung ein und denselben Betrieb nennt. So weiß man, dass jeder Prozess in der Kette in einer Hand liegt.

Nach einer kleinen Pause tauchte dann auch schon das Castel del Monte, hoch oben auf einem Hügel gelegen, auf. Es liegt nördlich des Parco Nazionale dell’Alta Murgia, ein Kalkplateau, das auf fast 700 m ansteigt.
Schon von Weitem erblickten wir die Burg Friedrichs II. aus dem Adelsgeschlecht der Staufer. Friedrich II. war nicht nur König von Sizilien und römisch-deutscher König, sondern auch Kaiser des römisch-deutsches Reiches. Außerdem führte er den Titel ‚König von Jerusalem‘. Weil Friedrich II. bereits viele seiner Zeitgenossen fasziniert hat, wurde er oft auch ‚Stupor Mundi‘ genannt, das Staunen der Welt. Konstanze war bei der Geburt bereits 40 Jahre alt und konnte erst nach neunjähriger Ehe einen Thronerben zur Welt bringen. So kamen bald Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Geburt auf. Es wird wohl jedem im Gedächtnis bleiben wie Ute von der öffentlichen Geburt des späteren Kaisers erzählte, der in Jesi auf einem Marktplatz von seiner Mutter Konstanze zur Welt gebracht wurde, um Gerüchten vorzubeugen, dass das Kind dem Kaiser untergeschoben worden sei.

Ein kurzer Spaziergang führte uns vom Bus hinaus zum Castel del Monte.
Bei einem ausführlichen Rundgang erfuhren wir viel über das Leben und Wirken dieser legendären Person. Warum und zu welchem Zweck Castel del Monte gebaut worden ist, weiß bis heute keiner so ganz genau. Wir bestaunten die ungewöhnliche Anlage aus verschiedenen Baumaterialien wie Kalkstein, Marmor und Breccia Corallina. Letzteres ist eine Mischung aus Kalkstein, Lehm und roter Erde, besonders dann eingesetzt, wenn es darum ging, Dekorationen und Verzierungen zu realisieren.
Nun wanderten wir auf einem schönen Pfad durch eine flache und friedliche Landschaft. Unterwegs machten wir einen Stopp auf einem Agriturismo. Ute hatte für uns eine Honigverkostung organisiert und zusammen bereiteten wir dazu wieder ein paar apulische Spezialitäten für ein Picknick vor. Natürlich durfte eine Tomaten-Foccaccia auch nicht fehlen. Dazu gab es feinen Wein, der sich sogar Castel del Monte nannte. Ein idyllischer Ort, mitten unter knorrigen Olivenbäumen, und ein reizendes Geschwisterpaar, das stolz seine Produkte, Honig und Olivenöl, präsentierte.

Leider mussten wir bald schon weiter, denn auf unserem Programm stand ja noch der Besuch von Bari, Hauptstadt Apuliens. Bari wird auch die Stadt der 'taralli', ein Salzgebäck, das man zum Wein genießt, und die Stadt der 'orecchiette' genannt. Letztere sind ohrenförmige Nudeln, die die Frauen ganz öffentlich in der Nudelgasse in Windeseile und scheinbar völlig ohne Anstrengung in großen Mengen und allen Farben produzieren.

Wir besichtigten die Kathedrale und widmeten der Basilica San Nicola viel Zeit. Ute hat uns die Geschichte des Heiligen und seiner Reliquien erzählt. Ein Teil der Reliquien befindet sich in Bari, ein Teil noch in Myra, einer Stadt in der Türkei, aus der der Nikolaus stammt.
Wir streiften durch die Altstadt, Bari vecchia, die sich nach ihrer Renovierung Ende der 1990er Jahre in bestem Licht zeigt. Die Altstadt ist zum Teil noch von alten Stadtmauern umgeben. An jeder Ecke gibt es etwas Verlockendes zu entdecken und so war es gar nicht so einfach, alle zusammenzuhalten. Aber wir sind dann doch vollzählig auf der Piazza Mercantile angekommen, wo Ute ihren Rundgang beendet hat und es noch etwas Freizeit gab für einen Aperitivo oder ein leckeres Eis oder Dolce, eine der vielen süßen Köstlichkeiten.

Etwas erschöpft traten wir die Weiterfahrt an und erreichten im Dunkeln unser Hotel Sierra Silvana, in der Selva Fasano auf ca. 400 m gelegen.
Zwar kamen wir heute nicht gerade sehr früh im Hotel an, aber dafür hatten wir viel erlebt und waren voller neuer Eindrücke.
Zum Abendessen erwartete uns eine ‚Überraschung‘ der anderen Art. Im Restaurant waren noch ganz viele andere Gäste und man konnte kaum sein eigenes Wort verstehen. Aber die Freundlichkeit der Kellner und das überaus schmackhafte Essen entschädigten uns dafür.


6. Reisetag, Freitag, 20.10.23: Wanderung im Valle d’Itria und Alberobello

Nicht zu Unrecht gehört Locorotondo zu den 'borghi più belli d'Italia', den schönsten Orten Italiens. Es ist eine große Ehre, wenn man in diese Gruppe aufgenommen wird. Die Dörfer machen nicht unbedingt durch besondere Sehenswürdigkeiten auf sich aufmerksam. Nein, es sind zum Beispiel kleine, schmale Gassen mit üppigem Blumenschmuck und mit viel Phantasie dekorierte Balkone und Ecken, die das Flair dieser kleinen Ortschaften ausmachen. Ein Besuch von Locorotondo stand zwar nicht auf unserem Programm, aber ein Fotostopp musste schon sein.

Unsere heute Wanderung führte uns auf einem Aquädukt entlang. Es führt bis heute das Wasser aus Kampanien nach Apulien. Hier hat man einen sehr schönen Rad- und Wanderweg angelegt, der durch das Trulli-Land führt. Trulli wohin man schaute und viele Olivenbäume schmückten die Landschaft. Unterwegs erläuterte uns Ute ausführlich, was es mit den Trulli auf sich hat und vor allem wie man diese Häuser gebaut hat und auch heute noch baut. Es gibt strenge Regeln, die man dabei beachten muss, aber es gibt auch ein paar Zugeständnisse an ‚moderne Zeiten‘.

Nach einer Kaffeepause empfing uns Egidio mit dem Bus und bald schon waren wir in der Käserei in Cisternino. Hier zeigte uns ein engagierter junger Mann wie Mozzarella gemacht wird. Unglaublich mit welcher Fingerfertigkeit er ans Werk ging beim Formen der 'trecce', der geflochtenen Mozzarellazöpfe. Auch die 'burrata' lernten wir kennen. Das ist ein gefülltes Mozzarella-Körbchen. Die Füllung, man nennt sie 'stracciatella', besteht aus Mozzarella-Streifen und Sahne. Wie lecker das alles schmeckt, davon konnten wir uns bei der anschließenden Verkostung überzeugen!
Es wurde auch fleißig eingekauft, denn sowohl die Käsespezialitäten als auch die Wurstwaren wie der typische Capocollo, ein durchwachsener äußerst feiner Schinken, wurden eingeschweißt und so waren sie auch für den längeren Transport geeignet.

Und schon ging es weiter in die Trulli-Stadt Alberobello. So etwas hatten wir noch nicht gesehen! So viele Trulli auf einem Fleck. Man nennt Alberobello auch die weiße Stadt, denn all die vielen Trulli-Häuser sind weiß gestrichen.
Mit Ute spazierten wir durch die kleinen Gassen und bestaunten die verschiedenen Trulli mit ihren beeindruckenden kegelförmigen Dächern. In einen Trullo konnten wir sogar hineinschauen und uns ein Bild davon machen, wie das Innere eines solchen Hauses gestaltet ist. Schließlich erreichten wir auf unserem Spaziergang eine Aussichtsterrasse mit Blick über Hunderte von kegelförmigen Trulli-Dächern.
Nachdem wir viele Fotos gemacht hatten, stiegen wir langsam hinab auf die zentrale Piazza und verabschiedeten uns hier in die Freizeit. Zuvor hatte uns Ute natürlich einige Tipps gegeben.
Bei einem Spaziergang durch den ältesten Teil von Alberobello, vorbei an unendlich vielen Trulli, erreichte man die imposante Trulli-Kirche.
In vielen Trulli sind heute originelle kleine Geschäfte eingerichtet, in denen man verschiedene Souvenirs erstehen kann. Auch wenn man nichts kaufen möchte, lohnt sich ein Blick ins Innere auf alle Fälle. Nur so nämlich kann man entdecken wie die offene Kuppel von innen aussieht und wie kunstvoll die Steine aufeinander geschichtet sind.


7. Reisetag, Samstag, 21.10.23: Wanderung in der Gravina–Schlucht und Matera

Heute war leider schon unser letzter Reisetag. Er sollte uns zunächst einmal in die kleine Nachbarregion von Apulien führen, nämlich in die Basilicata. Dort liegt Matera, die europäische Kulturhauptstadt 2019.
Es fiel uns gleich auf, dass die Landschaft ganz anders war und vor allem die vielen Olivenbäume fehlten. Die Basilicata ist sehr stark landwirtschaftlich geprägt. Hier gibt es viele Flüsse, weshalb die Region auch keine Wasserprobleme hat. Das gute Brot, besonders aus Matera und Altamura, ist überall bekannt.

Das 9000 Jahre alte Matera ist seit 1993 Unesco-Weltkulturerbe und weist eine große Besonderheit auf, nämlich ein komplexes Wassersystem. 'Calcarinite' heißt der lokale Stein, eine Art Tuffstein. In dieses weiche Gestein hat man vor langer Zeit die so genannten Höhlenwohnungen gehauen. In den Sassi, den drei besonderen Stadtvierteln, gibt es ca. 3000 solcher Höhlenwohnungen und ca. 160 Höhlenkirchen.

Bevor wir uns aber der Stadt und ihren Höhlenwohnungen widmeten, stand zunächst einmal unsere Wanderung an. Wir wanderten gegenüber der Stadt Matera auf einem Hochplateau. Ein Teil der Gruppe setzte die Wanderung schließlich durch die Schlucht fort während der 2. Teil auf dem Plateau weiterlief. Am Belvedere trafen wir uns alle wieder. Unterwegs hatten wir die Gelegenheit, auch 2 Felsenkirchen zu sehen, in denen man noch Überreste von Wandmalereien entdecken konnte.

In Matera angelangt entließ uns Ute zunächst einmal in die Mittagspause. Heute war es sehr kühl und Regen war angesagt, deshalb gab es nur eine kurze Pause, denn wir hofften alle, unseren Rundgang in Matera noch im Trockenen zu erleben.
An der Piazza Vittorio Veneto haben wir unseren Rundgang in Matera dann begonnen. Er führte uns durch ein Labyrinth von Gassen und Höhlenwohnungen, auf und ab, über Stock und Stein. Schließlich besichtigten wir auch eine der Höhlenwohnungen. Ute erzählte uns wieder viel über die interessante und komplexe Geschichte der Stadt. Inzwischen regnete es, aber das verdarb uns die Laune nicht und schließlich mussten die Regenjacken ja wenigstens einmal zum Einsatz kommen. Außerdem waren wir viel zu fasziniert von dieser Höhlenstadt, um uns zu ärgern. Bald schon war es wieder trocken, aber wir mussten jetzt auch unsere Rückfahrt antreten.
Heute wollten wir nicht allzu spät zurück im Hotel sein. Um unser letztes Abendessen genießen zu können, wollten alle vorher schon ein bisschen Koffer packen und außerdem stand der online-check in noch auf unserem Programm.

Nachdem alles gut bewältigt war, trafen wir uns ganz entspannt vor dem Abendessen an der Bar, wo wir auf Einladung von Eberhardt travel mit einem Aperitivo della casa zum Abschied auf eine gelungene Reise angestoßen haben. Natürlich haben wir uns bei dieser Gelegenheit auch bei Ute und Egidio bedankt und verabschiedet.
Zum Nachtisch wurden wir mit einer Arrivederci-Torte im Restaurant überrascht.


8. Reisetag, Sonntag, 22.10.23: Heimreise

Heute mussten die meisten Gäste schon sehr früh Abschied zu nehmen. Alles lief prima, jeder hat pünktlich seinen Flug erreicht und so ging eine abwechslungsreiche Reise mit vielen Eindrücken und Erlebnissen viel zu schnell zu Ende.

Schlusswort

Schlusswort:
Meine liebe Wandergruppe,
ich möchte mich nochmals ganz herzlich bei euch allen für die schönen Tage bedanken, die wir gemeinsam miteinander verbracht haben.
Bleibt gesund und reiselustig! Mögen eure Reiseerlebnisse noch möglichst lange nachwirken, vielleicht bei einem Gläschen Wein aus Apulien und einer Kostprobe des Käses, den viele von euch so fleißig eingekauft haben, wer weiß………..
Vielleicht sehen wir uns ja wieder einmal. Ich würde mich sehr darüber freuen!
Alles Gute und arrivederci a presto,

eure Claudia Hartwich

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