Reisebericht: Wanderreise Apulien – im Süden Italiens

25.03. – 01.04.2024, 8 Tage Wandern in Apulien – Nationalpark Gargano – Forest Umbra – Castel del Monte – Valle D'Itria – Alberobello – Matera – Gravina Schlucht (ca. 40 Wanderkilometer)


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Apulien ist die östlichste Provinz Italiens, es bildet die Ferse des italienischen Stiefels und die Hauptstadt Bari liegt westlich von Brindisi, ziemlich genau in der Mitte der langen Küstenlinie. Kulinarisch haben sich die Menschen der armen Region, über die Jahrhunderte hinweg, einiges einfallen lassen. Die Orecchiette, eine volle Pasta in Muschelform, hat eine kräftige Konsistenz und wird gerne zusammen mit dem cima di rapa, einem apulischen Stängelkohl serviert, oder der in Sack Form gereifte Schafskäse Caciocavallo sind typische kulinarische Vertreter dieser Region.



Wen man wie wir im Frühjahr nach Apulien reist, dann zeigt sich die Flora ungeahnt vielfältig und filegran und touristisch sind die Wanderwege und die Städte noch sehr entspannt.
Ein Reisebericht von
Jürgen Müller
Jürgen Müller

25. März, Anreise Apulien nach Vieste

Die Anreise unserer Gruppe heute Morgen erfolgt von vielen Seiten. Wir in Stuttgart treffen uns pünktlich am Flughafen und besteigen zusammen das Flugzeug nach Frankfurt. In Dresden trifft sich auch eine Gruppe die nach Frankfurt kommt und von München kommen 4 Personen direkt nach Bari, sie hatten den Vorteil ein bisschen später starten zu können und waren auch schon als erste am Treffpunkt in Bari. Innerhalb von ca. 90 min sind wir alle zusammen in Bari, treffen auch unsere lokale Reiseleiterin Katrin und steigen dann gemeinsam um ca. 14 Uhr zu Domenico, unserem Busfahrer, in den Bus.
Da wir alle früh gestartet sind, eine lange Reise schon hinter uns haben und es eigentlich schon Mittagszeit ist, wollen wir in die Stadt Trani fahren und uns dort eine Kleinigkeit zum Essen besorgen. Nach ungefähr 45 Minuten stehen wir am Rand der Altstadt, schlendern gemeinsam vor zum Hafen, am Hafenbecken entlang dort gibt es genügend kleine Bäcker, Metzger und Cafés um für jeden etwas zu finden. Von hier aus sehen wir auch schon den Monte Gargano, und die Halbinsel die sich weit ins Meer streckt. Hier liegt der Nationalpark wo wir die nächsten Tage unterwegs sein werden und die schöne Natur genießen wollen. Die ersten Übernachtungen werden wir in Vieste machen, in dem Ort der ganz an der Spitze der Insel liegt. Bis dorthin werden wir noch knapp 2 Std unterwegs sein und die ersten Eindrücke von Apulien sammeln.
Die Mandelbäume zeigen schon ihre ersten Blüten und beidseitig der Straße gibt es unzählige Olivenbäume, insgesamt gibt es in Apulien über 60 Millionen Olivenbäume.
Bei Margherita di Savoia kommen wir an Salinen vorbei, die von Flamingos bevölkert sind. Ihre rote Farbe bekommen die Tiere durch den Verzehr von roten Algen die in den Salinen prächtig gedeihen können. Apulien mit seinen 4 Millionen Einwohnern war noch nie eine reiche Gegend. Noch vor gut 100 Jahren gab es hier die Krankheit Malaria, übertragen durch Moskitos die in den sumpfigen Gebieten ihre Brutstätten hatten. Man pflanzte in den Sumpfgebieten Eukalyptus Bäume um sie trocken zu legen und die Malaria Infektionen zu reduzieren. Das war auch erfolgreich, aber die Gegend lebt bis heute hauptsächlich von der Landwirtschaft und vom Tourismus.
Am frühen Abend kommen wir in unserem Hotel an, beziehen die Zimmer und treffen uns zum Abendessen im Restaurant.
Für alle war es ein langer Tag, mit einem frühen Start der Reise und wir lassen dann den Tag mit einem entspannten Abendessen ausklingen.


26.März, Küstenwanderung am Gargano

Um 8:30 ging es heute Morgen mit dem Bus in westliche Richtung parallel zum Meer, auf der Passstraße, zu einem kleinen Parkplatz direkt in einer Haarnadelkurve, die gerade genug Platz bot für den Bus, um uns dort aussteigen zu lassen.
Die Regenkleidungen zogen wir gleich mal an, den bei leichten Tropfen stiegen wir in den Wanderweg ein der uns in den Wald hinein führte mit schönen Ausblicken zur Bucht Calla dell Aquila. Wie kamen in einer Wiese vorbei wo uns Katrin wilde wachsende Orchideen und sonstige uns unbekannte Wildblumen zeigte. In diesem Naturpark, mit dem feuchtnassen Klima entsteht eine vielfältige Maggia, die jetzt im Frühjahr eine vielfältige Flora erblühen lässt. Später im Jahr, wenn der Sommer mit heißen Temperaturen und Trockenheit hier einzieht, werden diese Pflanzen wieder verschwinden.
Wir gehen den Weg weiter, mit schönem Blick auf die Steilküste mit den weißen Kalkfelsen, wir kommen uns vor wie in Norddeutschland auf Rügen, nur haben wir hier einen einfacheren Blick auf die Kalkfelsen. Unten am Strand von Vignanotica kommen wir zum Meer, kein Mensch außer uns ist hier. Der starke Wind und die großen Wellen schieben das Wasser auf den Sand. Wir können spannende Fotos machen von den aufgewühlten Wellen und im Hintergrund die die weise Kalkfelsenküste. Das Wetter ist zwar nicht so schön aber die Stimmung hier unten ist einmalig. Um uns etwas aufzuwärmen, hat Jürgen in seinem Rucksack, die Wildkräuter des Gargano konzentriert als Amaro Pugliese, einem lokalen Kräuterlikör eingepackt. Für jeden ein Glas und der kalte Wind ist schon fast vergessen. Aber schon nach kurzer Zeit drängt sich in unserer Wahrnehmung das Wetter wird unangenehm in den Vordergrund. Wir machen uns auf den Rückweg und werden immer mehr nass, der Regen wird stärker, wir benötigen den vollen Regenschutz unserer Ausrüstung und als wir denn endlich oben am Bus wieder angekommen sind, ist jeder ganz froh die Rückfahrt einzutreten. Pünktlich zur Mittagszeit kommen wir wieder an unserem Hotel an. Unser Plan ist, dass wir am Nachmittag noch mal einen ausgiebigen Spaziergang durch die Stadt Vieste machen. Um kurz vor 15 Uhr treffen wir uns wieder, dieses Mal schon gleich mit Regenkleidung, vor dem Hotel, starten unseren Spaziergang, aber schon nach einer halben Stunde sind wir durchnässt, die Schuhe sind feucht, durch die Wasserbäche auf den Straßen und Gehwegen. In Vieste werden die Dächer nicht in die Kanalisation entwässert, sondern die Dachrinnen entlassen das Wasser auf die Bürgersteige. Somit entstehen bei Regen schnell strömende Bachläufe auf den Straßen. Wir kehren um und gehen zurück ins Hotel. Nachdem wir uns umgezogen hatten, treffen wir uns noch mal in der Hotellobby auf einen Kaffee, tauschen uns noch ein bisschen aus, lernen und lernen uns etwas besser kennen und verbringen den Nachmittag im Hotel. Wir hoffen für den nächsten Tag auf besseres Wetter und einige von uns suchen für den Abend noch ein Lokal wo das Fußballspiel Deutschland gegen Niederlande übertragen wir, das Hotel hat leider keine Möglichkeit, aber sie haben gute Tipps wo wir das Spiel und den glücklichen Sieg der deutschen Mannschaft verfolgen können.


27. März, Hochwald Foresta Umbra

Der Regen von gestern hat sich beruhigt und wir können heute neue Ziele ansteuern. Wir fahren heute in das Zentrum des Nationalparks Gargona, zu einem der letzten Urwälder Europas, dem Foresta Umbra. Wa auf kleinen Straßen schlängeln wir uns durch den Park, unser Bus ist fast zu groß für diese Straßen. Domenico unser Busfahrer kann hier zeigen wie gut er seinen Bus beherrscht. Sehr ruhig und entspannt steuert er durch die unübersichtlichen Kurven und engen Sträßchen und zeigt keinerlei Nervosität. Nach eineinhalb Stunden kommen wir auf dem zentralen Parkplatz des Foresta Umbra an. Keine Menschenseele sonst befindet sich hier das ist das Schöne am frühen Frühjahr hier ist der Tourismus fast nicht vorhanden. Wir machen uns auf den Weg durch schmale Pfade in den Wald hinein links und rechts von uns überquellendes Moos wachsend an alten Baumstämmen die kreuz und quer übereinander liegen und dem neuen Wachstum eine Grundlage bieten. Die mächtigen Stämme der Bäume sind bewachsen mit Efeu, das armdick sich um die Stämme windet. Ein anderer Stamm ist bewachsen mit dem Feuerpilz den man sonst nur vereinzelt sieht, hier ist der Stamm fast über und über damit bewachsen. Ein fächerförmiger Pilz hat einen liegenden Baumstamm fast komplett umhüllt, sehr symmetrisch und gleichmäßig ist der Stamm überzogen, so als ob hier nichts das Jahrelange Wachstum beeinflusst und der Pilz sich ungestört ausbreiten kann. Auch die Kröten kennen hier keine Scheu, 2 von ihnen geben sich eng umhüllt im Wasser treibend dem Liebesspiel hin und sorgen für die Fortpflanzung im Frühjahr. Hier scheint nichts und niemand zu stören, alles geht seinen natürlichen Lauf und kein Mensch stört die Vegetation.
Domenico hat ein kleines Problem mit der Türsteuerung seines Busses, er kümmert sich um die Reparatur und wir nehmen die Gelegenheit wahr für ein entspanntes Picknick im Wald. Wir bleiben gelassen, so wie das im Foresta Umbra üblich ist und genießen das frühzeitige Picknick.
Als nächstes besuchen wir das Kloster Santa Maria di Pulsano, mit seinen 2 einsamen Eremit-Höhlen, war das Kloster schon immer ein abgelegener ruhiger Ort, geschaffen für die Meditation und die Besinnung. Auf den Felsen und in den Wänden des näheren Umfelds, befanden sich verstreut 24 Einsiedeleien, die durch Pfade miteinander verbunden sind. Diese Anlage stellt ein einzigartiges Erbe dar, das charakteristisch für diese Gebiet ist. Nach vielen Jahren der Verlassenheit, sind in das Kloster seit den 90er Jahren wieder Mönche eingezogen. Aktuell leben 2 Mönche hier im Kloster. Erbaut wurde diese heilige Höhle am Ende des 6.Jahrhundert von Mönch Johannes dem Einsiedler der Pulsanese, zur Marienverehrung.
Wie folgen der historischen Spur des Mönch Johannes nach Monte Sant´Angelo. Dieser Ort war schon früh ein heiliges Ziel für Pilger aus der ganzen Welt. Erst später im 11.Jahrhundert erscheint Sant Angelo als Stadt, die wohl im Zuge der Pilgerströme hier entstanden ist. Sehr starke Verehrung erfährt hier der Erzengel St. Michael, Verteidiger des Glaubens gegen das Böse, der von der umliegenden Bevölkerung schon seit Jahrhunderten hier verehrt wurde. Schaut man genau hin, entdeckt man in vielen Fresken und Skulpturen den mit Flügeln ausgestatteten Erzengel.
Wir sollen nun offensichtlich diese heiligen Orte verlassen, ein deutliches Zeichen in Form von drohend dunklen Gewitterwolken und schweren Sturmböen, weisen uns den Weg zu gehen. Wir beugen uns und kehren zurück in unser irdisches Hotel nach Vieste.


28.März, Gargano Nordküste/ Wachtürme und Trabucci

Nachdem am letzten Dienstag unser Stadtspaziergang in Vieste dem Regen zum Opfer fiel, Machen wir heute Vormittag noch einen Versuch. Gleich nach dem Frühstück wie geben wir uns auf den zentralen Platz laufen hinunter Richtung Küste und an der Promenade vorbei bis zu einem Tabucca. Es handelt sich dabei um eine traditionelle Fischfanganlage die hier an der Küste öfter zu sehen ist. Es sieht aus wie eine überdimensionale Angel mit mehreren Auslegern und Seilen die ein großes Netz in das Wasser, in die Strömung eintauchen und anschließend einseitig anheben, so dass die Fische, die in der Strömung treiben, im Netz hängen bleiben und zur geeigneten Zeit mit dem Netz aus dem Wasser gehoben und der Fang an Land gebracht werden. Da die Trabucci in der aktuellen Zeit keine große Bedeutung für den Fischfang mehr haben, hat sich ein Verein der Stadt, es sich zur Aufgabe gemacht, diese Anlagen zu erhalten und die Fangmethoden an die nächste Generation weiterzugeben. Touristisch haben die Tabucci eine einmalige Anziehungskraft an dieser Küste.
Wir schlendern über die Hochgelegene Promenade der Stadt ganz eng an den Häusern vorbei über wunderschöne kleine Plätze die dazu einladen den Sonnenuntergang bei einem Glas Rotwein zu betrachten. Aber für ein Glas Rotwein ist es noch zu früh wir gehen weiter in das Zentrum der Stadt, zurück Kathedrale Santa Maria Assunta. Auf dem Weg zu Kathedrale kommen wir an einem legendären Hinrichtungsstein vorbei. Hier wurden Tausende Einwohner geköpft bei dem Kampf um die begehrte Stadt fiel die Bevölkerung einer List der Angreifer zum Opfer und mussten ihre Gutgläubigkeit mit dem Tod bezahlen.
Nachdem wir unseren Stadtrundgang durch Wieste beendet haben ist unser nächstes Ziel die Stadt Pischici im Norden der Halbinsel. Hier an der Nordküste des Gargano. Ist die Erosion stärker zu beobachten. Der Kalkstein hat teilweise große Höhlen gespült und wurde komplett durchlöchert. Dadurch ist eine markante Meeresbrücke entstanden, ein sehr fotogenes Objekt.
Die Einwohner dieses Landstreifens hatten hier massive Befestigungsanlagen errichtet, diese Küste war Jahrhunderte ein begehrtes Ziel für Piraten und feindliche Besatzer. Auch hier können wir die attraktiven Trabucci an der Küste bestaunen. Vom, auf dem Berg befindlichen, Castello aus haben wir einen guten Überblick über den Strand und die Steilküste von Pischici. Bei dem Ort Paglianza machen wir eine kleine Küstenwanderung. Es geht über scharfkantiges, ausgewaschenes Kalkgestein immer nahe am Wasser entlang, bis zu einer Anordnung von Befestigungsanlagen und Wehrtürmen. Hier machen wir eine Pause für historische Geschichten und für alle Wasserfreudigen unserer Gruppe. Die Brandung ist langgezogen, die Wellen laden zum Eintauchen und schwimmen ein.
Auf der Rückfahrt nach Vieste machen wir einen kurzen Stopp am Ortseingang um, bei diesem schönen Wetter, das Wahrzeichen des Ortes zu fotografieren. Mächtig steht vor der Steilküste der Monolith Pizzomunno aufrecht, erhaben, oben am Kopf bewachsen mit Haarbüschel, steht er am Strand und lässt seinen langen Schatten dem Sonnenlauf folgen. Es ist ein Fotomotiv das man nicht missen möchte.


29. März, Castel del Monte und Bari Stadtbesichtigung

Nach einem kurzen Frühstück packen wir unsere Koffer in den Bus und machen uns auf den Weg, verlassen den Gargano und steuern den etwas südlich gelegenen Nationalpark Alta Murgia an. Aber zuvor machen wir noch 2 Fotostopps die wir an den Regentagen nicht machen konnten. Beim Verlassen von Vieste in südliche Richtung haben wir einen wunderbaren Blick auf die Stadt und den davor liegenden Strand den müssen wir unbedingt noch fotografieren. Der zweite Stopp ist die natürliche Brücke die Formation ist entstanden durch das andauernde Wellenspiel des Meeres.
Unser Ziel ist heute das Wahrzeichen Apuliens, der geheimnisvolle Castel del Monte. Am Fuße des Berges parken wir den Bus und machen uns auf eine Wanderung hoch zum Castel. Unsere Rucksäcke sind bepackt mit einem leckeren Picknick, Wein, Käse, Salami, Obst und eingelegtes Gemüse. Unterhalb des Castel finden wir einen geeigneten Platz wie gemacht für unser Picknick, es ist eine leckere Runde und wir genießen die ausgewählten Produkte dieser Gegend. Katrin hat uns beim Einkauf sehr gut beraten und kannte auch die lokalen Händler und Erzeuger der Lebensmittel. Nun haben wir das Castel schon eine Weile non außen bestaunt, es wir Zeit nun einen Blick hinein zu werfen.
Wir packen zusammen und gehen zum Castel um das mysteriöse Gebäude von innen anzuschauen. Die Gelehrten streiten sich bis heute welche Bedeutung dieses Castel für Friedrich II. hatte. Es ist keine Burg, es ist kein Schloss, man kann es nicht verteidigen und man kann auch darin wohnen, deswegen ist auch heute noch der ursprüngliche Nutzen unbekannt. Aber auf alle Fälle ist es sehr eindrucksvoll und repräsentativ und hat vielleicht gerade darin seine Bedeutung die Innovation und die Vielfalt der Ideen Friedrich II. darzustellen.
Nach dem Verlassen des Castel gehen wir den Hügel auf der gegenüberliegenden Seite nach unten, durch wunderschöne Landschaften und blühende Wiesen mit einer explodierenden Baumblüte, die der erste Tag mit Sonne hervorbringt. Es ist ein Genuss durch diese Frühlingslandschaft zu wandern. Domenico, unser Busfahrer, wartet am vereinbarten Ort und wir beenden die Wanderung und machen uns auf den Weg nach Bari. Dort will Katrin uns die Altstadt und die Karfreitags Prozession zeigen. Wir kommen gerade noch zur rechten Zeit, als die Träger der Jesusdarstellungen durch die Gassen laufen, angeführt von Blumenkindern. Wir schauen uns noch die Nikolauskapelle an und ändere Plätze der Stadt, bevor wir uns den Cafés und Eisdielen der zuwenden.
Am späten Nachmittag treffen wir uns wieder und fahren mit dem Bus zu unserem neuen Hotel. Von hier aus wollen wir in den nächsten Tagen die Landschaft und die Städte bei Bari kennenlernen.


30. März, Wanderung Valle D´Itria und Besuch in Alberobello

Nach der ersten Nacht im neuen Hotel, dem Sierra Silvana, sind wir nun bereit die neue Umgebung zu erkunden. Heute morgen machen wir uns auf den Weg ins Itria Tal, das Tal der Trulli Häuser. Die Trulli Häuser sind traditionelle Häuser, aus Stein gebaut, Kreis rund mit einem Zipfelmützendach, das ebenfalls aus Stein gelegt ist. Diese Häuser waren ursprünglich Geräteschuppen landwirtschaftliche Stützpunkte für Arbeitseinsätze und wurden aus steuerlichen Gründen zum Wohnen verwendet. Da für diese landwirtschaftlichen Häuschen keine Steuern bezahlt werden mussten. Heute sind diese Häuser sehr oft renoviert und kombiniert mit komfortableren Häuschen aber die typischen Zipfelmützendächer blieben erhalten. Wenn wir durch das Tal wandern sehen wir immer wieder einzelne Siedlungen mit diesen Tulli Häuschen in unterschiedlichen Farben, wenige traditionelle Häuser, meistens sind sie renoviert und sehr schmuck anzusehen. Jetzt Ende März treiben die Blüten auf den Wiesen, Orchideen kann man entdecken und die Bäume beginnen ihre Blüten zu setzten. Ganz eindrucksvoll ist die Farbenbracht des Johannesbrotbaums. Es ist eine wunderbare Zeit dieses Gebiet zu besuchen und zu erwandern. Das einzige was uns heute stört ist der starke Wind, der in der ganzen Region bläst und Sand aus der Sarah mit sich bringt.
Nach dieser schönen Frühlingswanderung besuchen wir die Käserei in Cistermino, das ist eine Kooperative aus 5 Landwirten die in der Region ihren eigenen Käse produzieren. Der Schwerpunkt hier liegt auf der Produktion von Mozzarella bevor wir eine Kostprobe dieser Käsesorten probieren können schauen wir bei der Produktion des Käses zu. Es ist beeindruckend wie die Konsistenz der Käsemasse sich verändert und zusammenhält, genau so wie es gewünscht ist. Durch das Zufügen von heißem Wasser und etwas Salz, schon sind die einzelnen Käseflocken zusammen gebacken zu einem zusammenhängenden Käseteig. Daraus formt der Käsemeister seine Kugeln oder geflochtene Zöpfe oder sogar für die Kinder kleine Lollis aus Käse. Durch diese Vorführung sind wir neugierig geworden wie denn der Käse schmeckt wir bekommen eine Auswahl aus 6 verschiedenen Käsesorten dazu verschiedene Brotsorten und natürlich der obligatorische Rotwein. Mit all diesen Gaumenschmeichler sind wir von dem Käse komplett überzeugt. Mozzarella in dieser Frische haben wir, glaube ich noch nie gekostet.
Als nächstes fahren wir in die Stadt Alberobello die Stadt der Trulli Häuser. Diese Stadt ist im 16. Jahrhundert entstanden die Häuser wurden gebaut für die Arbeiter des Herzoges. Die Form der Häuser war vorgegeben und musste den steuerbegünstigten Trulli Häuser entsprechen. Die Stadt besteht aus über 1000 dieser kleinen Häuschen, die heute zum Teil als Hotel genutzt werden und zu diesem Zweck schön renoviert wurden. Ein anderer Teil wird bewirtschaftet mit Gastronomie und Souvenirläden für die Touristen und auch so tragen diese Häuschen zum Erwerb der Bewohner der Stadt bei. Es ist eine Stadt der Schlümpfe, die Häuschen sind genauso wie die Zipfelmützen der Blauen Schlümpfe. Nach diesem schönen eindrucksvollen Stadtspaziergang beenden wir den Tag der Trulli Häuser und kehren in unser Hotel zurück.


31. März, Gravina–Schlucht und Besuch der Stadt Matera mit Höhlensiedlung

Heute am Ostersonntag haben wir ein ganz besonderes Ziel. Wir fahren bis zur Gravina Schlucht und Wandern über eine Hochebene, entlang der Schlucht und schauen dabei in die gegenüberliegende Stadt Matera hinein. Erst ist die Stadt noch weiter entfernt und wir können die Häuser kaum unterscheiden von dem Felsen der Schlucht. Je näher wir kommen umso deutlicher sehen wir die Höhlen die in den Felsen der abfallenden Schlucht gehauen sind. Höhlen die ergänzt wurden mit angebauten Häusern erstrecken sich über einen weiten Horizont und die Stadt ist wie eingebettet in diesen Felsen. Zeitweise denken wir schauen auf ein Bild, die dritte Dimension der Häuser fehlt bei unserer Betrachtung.
Die Hochebene, über die wir wandern vor der Gravina-Schlucht, ist eine Heidelandschaft, eine Maggia, bewachsen mit struppigem Gras, wilden Orchideen und einer vielfältigen Flora.
Auf dem Weg unserer Wanderung kommen wir sehr nah an die Stadt Matera heran, stehen aber auf der gegenüberliegenden Seite der Schlucht und schauen hinein in die Gassen und die verwinkelten Häuser, die in Verbindung mit gegrabenen Höhlen stehen. Wir sind neugierig wie die Stadt von ganz nahe aussieht. Deshalb gehen wir zurück, in einem Bogen laufen wir zu unserem Bus und erinnern uns erstmal, dass wir heute Ostersonntag haben. Ein Ostersonntag ohne Ostereier, bunt bemalt, das kann nicht sein. Kurzerhand holt Jürgen aus dem Bus 20 hartgekochte Hühnereier, dazu das nötige Mal Zeug zum Dekorieren. Jeder gibt sich Mühe sein Ei mit einem besonderen Muster zu versehen. Alle Eier zusammengelegt in einen kleinen Teller ergibt einen schönen Osterkorb. Nach ein paar Fotos hat die Dekoration seine Aufgabe erfüllt, und die Eier werden verspeist, gefolgt von dem italienischen Osterkuchen und dem Apulischen Magenbitter sind wir nun wieder aufgewärmt, mit Kalorien versorgt und können uns auf den Weg in die Stadt Matura machen.
Wir spazieren durch die Gassen, sehr verwinkelt steil nach oben, steil nach unten gehend, die Häuser angeschmiegt ganz dicht an den Felsen, unwirklich und ungewohnt. Die Stadt ist verteilt über beide Seiten der Gravina-Schlucht. Immer wieder gibt es frei Durchblicke zwischen den Häuserfronten, wo man den gegenüberliegenden Stadtteil betrachten kann. Auch hier hat man den Eindruck als ob man auf ein Relief oder auf ein Bild schaut. Es ist alles in eine braungraue Farbe getaucht es fehlt der Kontrast man kann keine Konturen erkennen, dadurch verschwindet die dritte Dimension. Eine eigenartige Ansicht einer Stadt. Wir suchen eine dieser Wohnhöhlen auf, die als Museum erhalten und für den Besuch hergerichtet ist. Die Wohnung wird als Zisternenwohnung bezeichnet. Kaum sind wir eingetreten in die 3-Zimmer-Wohnung, oder man kann sagen 3-Zimmer-Höhle, erkennen wir auch schon die Zisterne. Unterhalb der Zimmer befinden sich ein Wasserbecken das gefüllt wird mit Regenwasser, das an den Felsen der Schlucht gesammelt wird und über Kanäle in die Zisterne geführt wird. Die Wohnhöhle hat Raum für Lebensmittel, hat Raum zum Schlafen und Kochen und hat ebenso den Vorrat an Wasser in der darunterliegenden Zisterne. Alles was man zum Überleben braucht ist hier bevorratet. Diese Wohnhöhlen waren bis in das 20. Jahrhundert bewohnt, erst als dem Staat bekannt wurde, dass die Bewohner in den feuchten Unterkünften mit Krankheiten zu kämpfen hatten und dass es eine hohe Kindersterblichkeit gab, wurde das Bewohnen der Höhlen 1950 verboten. Auf der Hochfläche, angrenzend an die Schlucht, wurden Mehrfamilienhäuser gebaut und die Leute konnten dorthin umziehen. Die Wohnhöhlen der Stadt werden seitdem als historisches Museum erhalten, tagsüber ist die Stadt besiedelt durch Touristen aber es leben nur noch relativ wenige Menschen dauerhaft in der Stadt.
Der Besuch von Matera war ein einmaliges Erlebnis, noch nie zuvor hatte wir etwas Ähnliches gesehen. Uns wird klar wie arm die Bevölkerung hier sogar noch im 20.Jahrhundert war.
Wir nehmen die Eindrücke sicher mit zurück nach Hause, einfach weil es fast unglaublich ist das Menschen in dieser Form, in Europa, über Jahrhunderte hinweg so gelebt hatten.


1.April, kein Aprilscherz wirklich schon Heimreise

Nun, wir können es noch garnicht glauben, dass diese schöne Wanderwoche schon vorbei ist. Mit vielfältigen Erlebnissen treten wir schon am frühen Morgen die Fahrt zum Flughafen nach Bari an. Wir reisen noch zusammen nach Frankfurt, haben noch etwas Zeit uns von einander zu verabschieden. Nur von 4 leibgewonnen Teilnehmern aus München müssen wir uns schon direkt nach dem Frühstück verabschieden, da ihr Flugzeug erst 3 Std. später geht.
Wir halten noch bis zum Ende der Reise Kontakt über Whatsapp, und wissen das nun alle gut angekommen sind.

Schlusswort

In dieser Wanderreise nach Nord-Apulien war fast alles enthalten. Vom Wetter her hatten wir erstmal viel Regen, dann schöne sonnige Tage und zum Schluss ein windiges Ende. Aber vor allem haben wir einmalige Erlebnisse und Eindrücke bekommen. Dank unserer erfahrenen, belesenen Reiseleiterin Katrin wurden uns die schönsten Ecken Apuliens, das leckere Essen und die sympathischen Menschen liebevoll nähergebracht. Durch die gemeinsamen Erlebnisse, die gemeinsamen Picknicks und die leckeren Abendessen im Hotel sind wir als Gruppe eng zusammengewachsen. Schade dass die Zeit so schnell vorüber ging. Vielleicht treffen sich einige mal wieder auf einer anderen Reise, entweder zufällig oder verabredet. Denn eines ist klar, wir alle in der Gruppe, möchte noch viele Reiseerlebnisse sammeln.
Als euer Reisebegleiter würde ich mich freuen euch alle mal wieder auf einer anderen Reise zu treffen und gemeinsame Erinnerungen an diese Apulienwanderungen aufzufrischen.

Liebe Grüße
Jürgen Müller

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