Reisebericht: Italien – Wandern und Thermalbaden auf Ischia

20.05. – 27.05.2017, 8 Tage Wanderreise Ischia mit Neapel – Forio – Inselrundfahrt – Buonopane – Frassitello – Piano Liguori – Monte Epomeo – Insel Procida mit Wanderung (optionaler Ausflug) – (ca. 55 Wanderkilometer)


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Buongiorno Italia gli spaghetti al dente E un partigiano come Presidente Con l'autoradio sempre nella mano destra Un canarino sopra la finestra Buongiorno Italia Buongiorno Maria Con gli occhi pieni di malinconia Buongiorno Dio Lo sai che ci sono anch'io
Ein Reisebericht von
Ksenia Parfenova
Ksenia Parfenova

Tag 1: 20.05.2017, Samstag. Flug nach Neapel und Transfer zum Hotel


Früh am Morgen des 20. Mai habe ich meine Reisegruppe getroffen. Ich war pünktlich, aber sie waren selbstverständlich noch früher da. Ein Phänomen der Deutschen, welches für alle anderen Nationen unbegreiflich ist. Wie schaffen sie das bloß???
Müde, und jeder in seine Gedanken vertieft, warteten wir auf unseren Flug, der eine Dreiviertelstunde zu spät war. Dafür ging es dann aber schnell und knapp 3 Stunden später waren wir schon im normalen Chaos des italienischen Stadtverkehrs. Habt ihr eine italienische Komödie gesehen? Habt ihr gesehen, wie sie fahren? Also, in der Wirklichkeit ist es viel, viel schlimmer. Erstaunt haben wir beobachtet, wie unser Chauffeur seinen Weg zum Fährhafen von Neapel in einem Verkehr fand, wo die Straßen-Verkehrszeichen nur als Hinweise benutzt werden und auf gar keinen Fall als eine Anordnung betrachtet werden.
Dabei haben wir den Vesuv gesehen und erfahren, dass sein letzter Ausbruch 1944 war.
Auf der Fähre konnten wir ein bisschen Ruhe finden. Die Mutigsten von uns haben sogar einen italienischen Kaffee und alle seinen Sorten getrunken. (Ging nicht anders, wenn Du Milchkaffee bestellst, bekommst du alles Mögliche: von Kaffee mit einem Tropfen Milch bis hin zur Milch mit einem Tropfen Kaffee - je nach Kellner)
Nachdem Alle in ihren Zimmern waren, habe ich die Zeit genutzt, um mit ein paar Gästen nach Lacco Ameno zu fahren. Nicht sofort haben wir die Schlacht um einen Transfer gewonnen, aber beim dritten Versuch ging es dann los. Lacco Ameno ist eine kleine Stadt, nur 5 Minuten Fahrt von unserem Hotel entfernt. Sogar einen Supermarkt gibt es dort.
Aber die historische Wichtigkeit von Lacco Ameno ist sehr groß. Griechische Seefahrer ließen sich im 8. Jh. v. Chr. hier nieder und gründeten eine Stadt namens Pithecusa. Durch die Metallverarbeitung und Tonwarenherstellung gelang es der Stadt Pithecusa, sich schnell als wichtige Handelsmacht durchzusetzen. Von der Geschichte Pithecusas zeugen zahlreiche Funde, die in den Museen Santa Restituta und Villa Arbusto ausgestellt sind.
Heutzutage zeigt ein Felsen im Meer von sonderbarer Form - der berühmte "Fungo" (Pilz) - dem Besucher, das er in Lacco Ameno angekommen ist. Die Stadt besitzt Thermalwasser mit dem höchsten Koeffizienten an Radioaktivität im Thermalwasser der Insel Ischia.
Das Hotel begrüßte uns mit der Ruhe seiner Thermalbäder, dem Schatten der mittelländischen Pflanzen und mit der Information, dass wir jeden Abend um die 100 Stufen zu unserem Abendbrot schaffen müssen. An dem Abend war es Gott sei Dank nicht so. Beruhigt gerieten wir sofort in die hausmütterlichen Fänge von Oberkellner Doménico. Wie für kleine Kinder erklärte er uns jeden Tag aufs Neue, dass der beste Kaffee ohne Sahne getrunken wird, dass Spaghetti nur „al dente" sein können und dass Fisch das gesündeste Essen auf der Welt ist. Wir dagegen wollten Pasta ohne Meeresfrüchte, Omelette ohne Eier und Bruschetta ohne Tomaten.
Der erste Krieg war verloren, der erste Tag war um. Ischia, Ischia, womit wirst du uns Morgen überraschen?

Tag 2: 21.05.2017, Sonntag. Inselrundfahrt und Botanischer Garten "La Mortella"


Das Wetter war wie immer schön und nach Kaffee ohne Sahne haben wir unser Hotel in Gesellschaft von Gaby und Pietro (unser Busfahrer) verlassen. Es ging zur Inselrundfahrt. Zu meiner Überraschung ist die Straße, die um die Insel führt, nur 33 Km lang. Wir haben viele Fotopausen gemacht. Wunderschön war die kleine Stadt St. Angelo, wo wir angefangen haben, das beste italienische Eis zu suchen. Gaby zeigte uns einen kleinen Bauernhof, wo wir das erste Mal eine Bruschetta gegessen haben. Die war so groß, dass die Tomaten vom Brot fielen.
Nach dem Essen und nach der Eispause ging es dann zum botanischen Garten. Die "La Mortella-Gärten" wurden 1956 von Susanna Walton, der Ehefrau des englischen Komponisten William Walton verwirklicht. Lady Walton, aus Argentinien stammend und leidenschaftliche Gärtnerin, hat dem Garten eine exotische und malerische Note gegeben, indem sie viele tropische Pflanzen und wertvolle botanische Sammlungen eingeführt hat.
Nach dem Konzert der Frösche und nicht der russischen Pianistin (war ein ausdrücklicher Wunsch der ganzen Gruppe, da nicht hinzugehen), haben wir Pietro gebeten, uns ins Hotel zu fahren.
Da haben wir uns ein bisschen im Thermalpool entspannt und uns auf den nächsten Tag vorbereitet.

Tag 3: 22.05.2017, Montag. Die Bucht Sorgeto, St. Angelo


Pünktlich wie immer haben wir den Bergleiter Livio und seine Hündin Chicha getroffen. Dieser Tag war keine echte Wanderung, wir sind viel zu unseren eigenen Spuren zurückgekehrt. Beeindruckend war die Bucht von Sorgeto. Man kann dort nur mit dem Boot von St. Angelo oder über viele, viele Stufen ankommen. Wir hatten diesmal die Stufenoption. Diese Bucht ist für Thermalwasser bekannt, dass direkt ans Meer kommt. Das Wasser ist sehr heiß - um die 90 Grad. Je weiter das Thermalwasser sich mit dem Meereswasser vermischt, desto kühler ist es. Es wurde eine Art von Badewannen gefertigt, wo man sich erholen kann. Einige von uns sind eine kleine Runde im Meer geschwommen. Die anderen haben in dieser Zeit ein Fangobad genossen.
Nach einer reichhaltigen Bruschetta im Restaurant, haben wir unseren Weg nach St. Angelo fortgesetzt, wo wir wieder Eis probiert haben. Übrigens, wusstet ihr, dass es in St. Angelo Auto- und Mofaverbot gilt? Das Gepäck der Gäste sowie die Versorgung der Hotels werden mit Elektrowagen durchgeführt.

Tag 4: 23.05.2017, Dienstag. Monte Epomeo


Heute ging es zu dem Berg Epomeo. Am Anfang sind wir den Panoramaweg entlanggegangen. Vor uns gab es Tuffsteine mit den Spuren von Salz, was der Wind regelmäßig hierher bläst.
Der Monte Epomeo ist mit seinen ca.780 Metern über NN der höchste Berg der Insel Ischia. Und: er ist kein Vulkan, so wie man z.B. noch im frühen 20. Jhdt. dachte! Er ist ein Stück Erdkruste, das durch Hebung aus den Tiefen des Meeresgrundes nach oben ans Tageslicht geschoben wurde. Dieser Prozess begann vor ca. 55.000 Jahren und dauert bis heute noch an, allerdings für uns unmerklich.
Vom Gipfel des Berges haben wir nicht nur einen wunderbaren Blick hinunter auf Ischia, sondern konnten auch das Festland mit dem Vesuv, dem Golf von Neapel, Sorrent und die umliegenden Inseln Vivara, Procida, Capri, Ventotene und Ponza sehen.
Zur Belohnung für den Aufstieg zum Gipfel erwarteten uns das Restaurant und die kleine, in den Fels geschlagene Gipfelkirche. Diese Kirche heißt "San Nicola". Die Einheimischen nennen daher den Gipfel "San Nicola".

Tag 5: 24.05.2017, Mittwoch. Nitrodi. Buonopane. Fiaiano. Castiglione.


Den Tag begannen wir mit einer Dusche an der Nitrodiquelle. Sie liegt in Buonopane, an der Südküste der Insel. Hierher kommen die Gäste aus der ganzen Welt, die Hautprobleme haben. Die Ischianer behaupten, dass das Wasser von der Nitrodiquelle jung macht und bezeichnen sie daher auch als Jungbrunnen.
Nach der ausreichenden Dusche (oder einen Tee für die, die keine Dusche nehmen wollten) haben wir unsere Wanderung zu der Statue der Madonna fortgesetzt. Von oben sieht man wieder gut die anderen Inseln des Golfs von Neapel und die Häuser von Campagnano. Die Statue befindet sich auf einem circa 300 Meter hohen Hügel und heißt Madonna di Piedemonte.
Wir stellten fest, dass wir nicht die einzigen sind, die diesen Weg gehen wollten. Hinter uns lief noch eine weitere deutsche Gruppe. Wir haben ihnen den Platz an der Sonne neben der Statue gelassen und haben selbst eine kleine Pause im Schatten der Bäume gemacht. Erstmal einen Wein und dann ein Gruppenfoto. :-)
Unser Bergleiter Livio hat für uns ein sehr schönes Restaurant reserviert. Da konnten wir alle Pastaspezialitäten probieren. Natürlich gab's Hauswein, Wasser und Bruschetta de bienvenido.
Nach einem Spaziergang durch den Kiefernwald holte uns Pietro ab. Stop, stop! Und die Fumarole die wir kurz vom Ende der Wanderung entdeckt haben? Da gab es keinen Rauch, aber sie war ziemlich warm.
Abends hatten wir noch die Möglichkeit, den atemberaubenden Sonnenuntergang zu beobachten. Der beste Platz dafür ist die Poolterrasse. Vergisst nicht, 20:21 am Pool!

Tag 6: 25.05.2017, Donnerstag. Vatoliere. Piano Liguori. Campagnano.


Heute wurden wir vom anderen Bergführer Biagio begrüsst. Mit Witzen und viel Lachen haben wir die Hälfte von der Insel überquert und unsere Wanderung zu Piano Liguori begonnen. Man kann es wirklich als die schönste Wanderung der ganzen Woche bezeichnen.
Das Wetter war gnädig mit uns: als wir hoch gegangen sind, gab es ein bisschen Regen und es war nicht warm. Als wir dann oben waren und am Bauernhof angekommen sind, gab es Sonne. Der Weg nach oben ist nicht ohne und ist nur für sichere, trittfeste Wanderer wie wir geeignet.
Wir sind an einer kleinen Kirche vorbeigegangen, die privat ist. Früher war sie immer offen aber seitdem es 2 Diebstähle gab, schließt man sie immer und öffnet nur zu den speziellen Anlässen. Sie ist direkt gegenüber von der Statue der Madonna de Piedemonte, die wir gestern gesehen haben.
Erstaunlich war, dass es auf vielen Bauernhöfen keine Bedienung gibt. Die Gäste helfen sich selber und servieren das Essen, falls sie schnell essen wollen.
Völlig anders ist es in unserem Hotel Carlo Magno, wo heute ein Galaabendessen serviert wurde. Ihr hättet bloß den Oberkellner Doménico sehen müssen! Wie stolz hat er jedes Gericht präsentiert, zusammen mit allen Kellnern und dem Musiker, der vorne singend marschiert ist. Wir wollten selbstverständlich auch unser Singtalent zum Ausdruck bringen. Es war aber kaum möglich, da die Texte von den berühmten Liedern erbarmungslos (mit "B" von Barcelona in der Mitte, auf Spanisch "inmisericorde") von dem Musiker getauscht wurden. Aber nach einer oder zwei Flaschen von dem WEISSEN (bitte, keinen Rotwein auf Ischia trinken) Wein, war es uns auch egal.
Wir hatten etwas ganz anderes und wichtiges zu feiern. Endlich haben wir das beste Eis der Insel gefunden. In Forio, wohin die meisten von den Gästen nach der Wanderung mit dem Transfer gefahren sind. Nach 2 Stunden Bummeln wurden wir von Roberto wieder abgeholt. Vielleicht wurde unsere Entscheidung nicht ganz ohne Dopingeinfluss von den Souvenirläden getroffen, aber wir waren uns einig: das beste Eis gibt es in Forio.

Tag 7: 26.05.2017, Freitag. Freier Tag. Castello Aragonese und Vagnitiello.


Am Freitag war unser freier Tag. Die Gruppe hat sich entschieden, sich das aragonesische Schloss anzuschauen und am Nachmittag in einem kleinen Thermalpark namens Vagnitiello zu baden.
Die Ursprünge des Schlosses sind auf das 5. Jahrhundert v.Chr. zurückzuführen; als der Grieche Hieron, Tyrann von Syrakus, 474 v.Chr. den Cumanern im Krieg gegen die Etrusker zur Hilfe kam und die ersten Aufsichts- und Wachtürme der Festung anlässlich der Seeschlacht auf diesem 113 m hohen vulkanischen Felsen einrichten ließ. Danach hat die Insel u.a Römern, Goten, Vandalen, Araber, Normannen, Schwaben und Anjous zu sich angezogen, wodurch die ursprüngliche Festung immer wieder verändert wurde. Bei dem letzten Vulkanausbruch Ischias 1301 floss das Magma bis ins Meer und hat die Siedlung Geronda zerstört, die sich dort befand, wo heute der Pinienhain wächst. Dabei flohen tausende Menschen auf den Burgfelsen.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wohnten ca. 2000 Familien im Castello, wo auch u.a. für das Klarissen-Kloster, die Abtei der Griechischen Basilianer, den Bischof, sieben Pfarren mit 13 Kirchen und die Garnison Platz gewährt wurde.
Unbedingt zu besichtigen ist die Kathedrale der Mariä Himmelfahrt im romanischen Stil, die 1301 von den Einwohnern der zerstörten Siedlung Geronda gebaut wurde. Links von der Kathedrale gelangt man zur Barock-Kirche der Unbefleckten Empfängnis, was da für die Klarissen errichtet wurde. Hinter der Kirche befindet sich ihr Kloster. Eine Treppe führt in den unterirdischen Friedhof des Klosters, wo die Nonnen auf ungewöhnliche Weise „beigesetzt" wurden. Von der Terrasse ergab sich ein herrliches Bild auf Ischia und wir konnten die Gedanken von Leben und Tod beiseiteschieben.
Gegen 13 Uhr war schon die Zeit, in eine moderne Welt zurückzukehren. Davor haben wir Wolfgang verabschiedet, er wollte noch ein bisschen in dieser Stadt bleiben und dann allein ins Hotel kommen.
Wir sind durch die ganze Stadt von Ischia Ponte bis Ischia Porto zum Hafen gekommen. Da ging es weiter zu der kleinen Bucht, wo auf uns schon Mittagessen und Baden gewartet haben.
Es war herrlich. Als Gruppe haben wir den Platz draussen, gerade neben dem Meer bekommen. Das Rauschen der Wellen hat unser Mittagessen begleitet. Gestärkt haben wir alle Bäder von Vagnitiello besucht und einige von uns sogar mehrere Male.
Gebadet und erholt, haben wir unseren Weg zum Hotel mit dem Linienbus fortgesetzt. Und wen sehen wir auf der Strasse? Unseren Wolfgang, den wir am Vormittag beim Schloss gelassen haben. Nach der Rettung ist fast die komplette Gruppe reibungslos ins Hotel gekommen.

Tag 8: 27.05.2017, Samstag. Heimreise.


Leider haben alle Sachen ihr Ende. Und so ist diese Reise auch zu ihrem Ende gekommen. Das letzte Mal haben wir Doménico beim Frühstück begrüßt. Das letzte Mal hat uns Pietro mit seinem Bus zum Hafen von Casamicciola gebracht, wo schon unsere Fähre auf uns gewartet hat. Die Zeit bis Neapel haben wir gut genutzt. Conni, eine von den Gästen, feierte an diesem Tag ihren Geburtstag. Und wir haben eine kleine Party mit Wein und hausgemachtem Limoncello organisiert. Lustig sind wir zum Hafen nach Neapel gekommen und kurze Zeit später mit dem normalen Chaos der Straßen zum Flughafen. Abends begrüssten uns schon unsere Freunde und Familien in Deutschland.

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