Reisebericht: Frühling an der Amalfiküste

17.03. – 24.03.2011, 8 Tage Flugreise Neapel – Vesuv – Pompeji – Herculaneum – Amalfiküste – Paestum


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Die schönste Küste der Welt war jahrhundertelang nur auf dem Seewege zugänglich. Bis zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts bildete sie nämlich die unwegsamste Gegend der Halbinsel von Sorrent. Heute erlebt man diese Küste auf einer Traumstraße...
Ein Reisebericht von
Katrin Deutschbein
Katrin Deutschbein

Reisebericht

1. Tag - Donnerstag, 17.03.2011
Ich fahre mit 4 Gästen von Dresden zum Flughafen Berlin-Schönefeld. Die weiteren 12 Gäste reisen mit anderen Transferfahrzeugen  an und so treffe ich die gesamte Gruppe um 9 Uhr am vereinbarten Treffpunkt in Berlin-Schönefeld. Nun begrüße ich alle der insgesamt 16 reiselustigen Gäste und gemeinsam geben wir unser Gepäck auf. Wir fliegen mit easyJet - es gibt zwar bei dieser Fluggesellschaft keine Vergabe der Sitzplätze beim Einchecken, denn den muss man sich selbst suchen - beruhigend ist allerdings, dass es keine Stehplätze im Flugzeug gibt! Das Wetter in Berlin ist heute schmuddelig und es regnet, deshalb nichts wie weg…! Ganz pünktlich um 11 Uhr hebt unser Flugzeug in Richtung Neapel ab. Die Flugroute führt uns über Venedig, entlang der italienischen Adria und über Ancona nach Neapel. Kurz nach 13 Uhr landen wir auf dem internationalen Flughafen von Neapel. Die erste Ernüchterung lässt nicht lange auf sich warten, denn das Wetter ist auch hier nicht besser wie in Deutschland!


Nachdem wir unser Gepäck in Empfang  genommen haben, spazieren wir zum Ausgang, wo uns unser italienischer Buschauffeur „Leopoldo“ in Empfang nimmt und mit dem Bus in unser 4-Sterne-Hotel „Sant´Orsola“ in Agerola fährt. Nach einer reichlichen Stunde erreichen wir ohne Stau unser Hotel - diese Verkehrssituation ist völlig unüblich in dieser Region, aber die Italiener haben heute Feiertag - es wird die 150-jährige Einheit Italiens gefeiert! An vielen Hausfassaden weht die italienische Flagge und einige Ortschaften sind festlich geschmückt. Den Nachmittag lassen dann alle ruhig ausklingen. Nachdem uns der Chef des Hauses, Stefano, begrüßt hat, beziehen wir unsere gemütlichen und geschmackvoll eingerichteten Zimmer. Die meisten von uns machen einen ersten kleinen Spaziergang in der Umgebung des Hotels und genießen einen ersten echten italienischen Cappuccino an der Hotelbar - hm, einfach lecker…! Die Zeit vergeht wie im Fluge und bereits um 18 Uhr heißt es Abendessen. Wir lassen uns ein leckeres 3-Gänge-Menü schmecken und natürlich darf hier die typische italienische Pasta nicht fehlen!
 
2. Tag - Freitag, 18.03.2011
Nach einem für italienische Verhältnisse „reichhaltigen Frühstücksbuffet“ mit Wurst, Käse und Ei - für einen Italiener völlig unnormal, wie man bereits am Morgen so viel essen kann! - fahren wir in Richtung Norden. In der Nähe der Archäologischen Zone von Pompei steigt unsere sympathische örtliche Reiseleiterin Claudia zu und weiter geht es nach Caserta.


Caserta liegt etwa 40 Kilometer nördlich von Neapel und ist berühmt durch den Königspalast, die „Reggia“. Die Geschichte von Caserta ist eng mit der Dynastie der Bourbonen verbunden. 1744 beschloss Karl von Bourbon, König von Neapel, einen neuen Königspalast zu bauen, der dem Versailles bei Paris nicht nachstehen sollte. Für seinen Plan wählte er diesen Ort in der Kampanischen Ebene, wo rund um den Palast eine zweite monumentale Hauptstadt entstehen sollte. Den Auftrag für das Projekt erhielt Luigi Vanvitelli; nachdem König Karl ein Modell ausgewählt hatte, begannen 1752 die Bauarbeiten, die einen monumentalen Palast großartiger Harmonie und Perfektion entstehen ließen. Der Palast besitzt 1.200 Zimmer, 1.970 Fenster und 34 Treppen. In etwa zwanzigjähriger Arbeit wurde eine Fläche von 45.000 Quadratmetern umbaut. Natürlich können wir nicht alle Räume besichtigen, aber wir bekommen immerhin einen Eindruck über diese Dimensionen und sind begeistert von der reichen Ausstattung des Schlosses. Der Architekt leitete außerdem von der 40 km entfernten Quelle das Taburno-Wasser in den Königlichen Park. Dieser herrliche Garten erstreckt sich über etwa 3 km hinter dem Palast und ist reich an Springbrunnen, künstlich angelegten Teichen und Wasserfällen. 1782 wurde auf Wunsch der Königin Maria Carolina von Österreich im Park ein Englischer Garten angelegt, mit vielen seltenen Pflanzen und großen Gewächshäusern. Ein Spaziergang durch den Park ist einfach herrlich, auch wenn wir ab und an von etwas Regen überrascht wurden. Am Nachmittag fahren wir mit vielen Eindrücken zurück nach Agerola.   
 
3. Tag - Samstag, 19.03.2011
Ein weiterer Höhepunkt unserer Reise steht heute auf dem Programm. Wir müssen zwar dafür zeitig aufstehen, denn es geht schon kurz nach 8 Uhr los, damit hat aber niemand von uns ein Problem..


Wir haben schönes Wetter und schon von der Terrasse unseres Hotels sehen wir den leuchtenden Kalkfelsblock im Meer - die Insel Capri! Wir fahren mit dem Bus nach Sorrent und nehmen von dort die Fähre zur Insel Capri. Die Überfahrt dauert nur etwa 35 Minuten. Schon von weitem türmt sich die Insel wie unzugänglich auf. Zwei durch einen geschwungenen Sattel verbundenen Hochebenen, auf denen die Orte Capri und Anacapri liegen, ineinandergeschachtelte Häuserkuben, überragt von gekalkten und buntgekachelten Kuppeln. Für uns ist klar - Capri ist der Kontrast zwischen intensivem Blau des Meers, den strahlend weißen Felswänden und dem tiefen Grün der Vegetation. Wir unternehmen bei strahlend blauem Himmel eine Schifffahrt rund um die Insel - die Ausblicke faszinieren uns, schließlich haben wir das absolute Postkartenwetter!


Unsere örtliche Reiseleiterin Dagy erzählt uns so manch nette Episode über die Insel. Bis auf einige Jahrhunderte, als die Präsenz von Piraten Vergnügungsreisen auf die Insel verbot, war Capri seit den Tagen des Augustus Ziel meist betuchter Reisender. Vielen gefiel die Kalkklippe im Meer so gut, dass sie zu Einheimischen wurden. Der erste "Prominente", der auf die Insel ausstieg, war der Nachfolger des vergöttlichten Augustus, Kaiser Tiberius, der die Insel zu einer riesigen Privatvilla umbaute; Mauerreste sind übrigens zum Teil noch deutlich zu sehen. Capri ist heute für das Mittelmeergebiet ein Botanischer Garten, auf so engem Raum läßt sich sonst nirgends die Vielfalt der mittelmeerischen Pflanzenwelt beobachten. Rund 1.000 Arten sind es, davon 150, die nur auf der Insel Capri vorkommen! Für die Geologen sei erwähnt, dass Capri nur die Fortsetzung der amalfitanischen Halbinsel ist. Rund um die Insel sind über sechzig Höhlen und Grotten zu bewundern. Wir besuchen die beiden Inselorte, Capri und Anacapri - diese beiden Orte leben so lange man weiß in Fehde; sie hatten sich voneinander isoliert, erst die im letzten Jahrhundert geschaffene Straßenverbindung brachte eine Veränderung. Wir fahren in Minibussen auf den engen Strassen der Insel - sehr abenteuerlich! Am Nachmittag schlägt das Wetter um und wir fahren mit der Fähre zurück auf das Festland.                  
 
4. Tag - Sonntag, 20.03.2011
In Pompei nehmen wir wiederum unsere örtliche Reiseleiterin Claudia auf. Es geht sofort hinauf zum Vesuv.


Schon von weitem sehen wir, dass der heutige Vesuv eigentlich zwei Gipfel hat, nämliche den Monte Somma, den Rest des alten Vesuv, der beim Ausbruch 79 n. Chr. regelrecht explodiert ist und den 1.280 Meter hohen eigentlichen Gipfel des Vesuvs. Der Bus bringt uns bis auf etwa 1.000 m hinauf, die restlichen etwa 300 Höhenmeter müssen wir zu Fuß zurücklegen. Das erste Drittel ist ziemlich steil, dann geht es gemächlicher voran, nach reichlich einer halben Stunde stehen wir am Kraterrand. Der Berg scheint völlig zu ruhen, wir sehen nur ein paar Dampfquellen. Umso erstaunlicher ist für uns die Tatsache, dass dieser Vulkan ein Pulverfass ist - der letzte Ausbruch war 1944, das ist lange her. Experten sagen, dass ein gewaltiger Gesteinspfropfen den Krater versperrt und die vulkanischen Kräfte sich somit aufstauen, je länger der Berg ruhig bleibt, desto heftiger wird eines Tages die Erruption sein. Etwa 700.000 Napolitaner leben weniger als zehn Kilometer vom Krater entfernt, jedem ist die Gefahr bewusst, man verdrängt sie allerdings permanent. Die vulkanische Erde ist sehr fruchtbar und sichert den Bewohnern gute Einnahmen in der Landwirtschaft. Weiter geht die Fahrt nach Neapel.

Als Reiseziel steht die Stadt generell in schlechtem Ruf, bei Italienern wir bei Ausländern: die Angst um die Brieftasche und um das gepflegte Blech. Nicht übrigens bei den Süditalienern, die zwar auf beides höllisch aufpassen, aber Napoli lieben - wegen der Napoletaner; wegen ihrer Spontaneität, ihrer gewinnenden Herzlichkeit, die trotz Geschäftstüchtigkeit keinesfalls berechnend ist. Wir gehen durch die Altstadt und genehmigen uns ein kleines Stück Pizza auf die Hand. Die Pizza hat schließlich ihren Ursprung in Neapel und war früher das Essen der armen napolitanischen Dockarbeiter. Die Geschichte von Neapel beginnt mit der Sage von Partenope, einer der drei Sirenen, die auf den Felsen mit dem schönen Namen „Li Galli“ im Golf von Neapel hausten und durch ihre Gesänge die Seefahrer an den Felsen zerschellen ließen. Odysseus gelang durch eine List die gefährliche Durchfahrt. Partenope stürzte sich aus Wut darüber in den Golf; der älteste Stadtteil von Neapel soll dort entstanden sein, wo ihre Leiche angeschwemmt wurde.


Neapel ist heute vor allem berühmt für seine außergewöhnlichen Schönheiten in Kunst und Natur, doch nur wenigen ist auch die Geschichte seines Untergrundes bekannt - wir wollen uns nun erst einmal mit dem „unterirdischen Neapel“ beschäftigen. Der Untergrund Neapels entstand mit der Stadt, und mit ihr wuchs er, so dass wir heute wirklich von einer eigenen Geschichte des unterirdischen Neapels sprechen können. Schon vor 5.000 Jahren begann man mit den ersten Ausschachtungsarbeiten. Nach und nach haben die Griechen große Mengen Tuffsteins für den Bau ihrer Stadtmauern und Tempel abgebaut und zahlreiche Grabkammern ausgegraben. Nach jahrelangen unterirdischen Erkundungen gelang es Höhlenforschern, in ca. 40 Meter Tiefe einen griechischen Steinbruch ausfindig zu machen. Aus diesem Steinbruch entnahmen die Griechen im 4. Jh. v. Chr. Den Tuff für die Errichtung der Festungswerke, die das damalige Neapolis umgaben. Die Wände versahen sie mit Monogrammen und Graffiti. Die Römer konstruierten in augustinischer Zeit ein großartiges Aquädukt und Verkehrstunnel. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts hatte sich die Stadt derart ausgedehnt, dass das alte Aquädukt und die Regenwasserzisternen die Bevölkerung nicht mehr ausreichend versorgen konnten. So ließ im Jahre 1629 ein vermögender Adeliger ein neues Aquädukt errichten. Um 1900 wurden die Ausschachtungsarbeiten für die Wasserversorgung eingestellt. Zurück blieb ein Netz von Stollen und Zisternen von über zwei Millionen Quadratmetern, welches die Stadt kreuz und quer durchzog. Der Ausbruch des 2. Weltkriegs und die folgenden Bombenangriffe ließen den Untergrund wieder wichtig werden, dessen Gänge nun als Luftschutzbunker genutzt wurden. Gegenwärtig sind bestimmte Abschnitte nicht mehr begehbar, da sie von Schuttmassen versperrt sind, die illegal durch die Verbindungsschächte von oben hinein geworfen wurden.


Somit liegt noch ein großer Teil der neapolitanischen Kulturgeschichte im Dunkeln, den es noch zu entdecken gilt. Es wird schließlich nach fast zwei Stunden Zeit, auch mal wieder das Tageslicht zu betrachten und einige weitere interessante Dinge zu erkunden. Wir machen eine kleine Stadtrundfahrt und sehen unter anderem das Castel Nuovo. Es wurde im 13. Jahrhundert gebaut und brachte eine radikale Änderung des Stadtbildes in dem hinter dem Hafen gelegenen Viertel. Die Fahrt führt uns unter anderem über die Piazza Plebiscito, vorbei am Palazzo Reale, dem Theater S. Carlo, der Galleria Umberto I. und dem Rathaus hinauf zum Monte Posillipo. Der Monte Posillipo ist Neapels Villenviertel in herrlicher Panoramalage über dem Golf, ein Fotostopp darf hier natürlich nicht fehlen - Neapel liegt uns jetzt zu Füßen…! Nun ist auch schon wieder früher Abend und so langsam nehmen wir Abschied von dieser faszinierenden Stadt, die sicher für den ein oder anderen von uns gewöhnungsbedürftig ist.                                 
 
5. Tag - Montag, 21.03.2011
Wir fahren heute auf einer der schönsten Küstenstraßen Italiens, die Straße ist streckenweise in die fast senkrecht abbrechende Felsküste eingehauen. Wir machen einige Fotostopps, um einfach das Flair der Küste zu genießen.


Außerdem haben wir Glück, der Wettergott ist auch heute wieder auf unserer Seite. Kurz vor Positano planen wir einen längeren Halt. Positano ist ein Traum von übereinander verschachtelten, rosa, weißen, hellgrünen und wieder weißen Häuserkuben im üppigen Grün von tropischen Bäumen, Steineichen und Oliven, im Halbrund einer Bucht. Dahinter Berge mit über 1.000 Metern, fast senkrecht! Bevor wir weiterfahren, gibt es für uns die Möglichkeit die typischen Esszitronen zu verkosten. Diese isst man mit der Schale, wahlweise mit Zucker oder Salz. Des weiteren gab es hier herrliche Gewürze, Olivenöl und Obst zu kaufen - irgendetwas nimmt schließlich jeder von uns mit…! Nun aber weiter in Richtung Amalfi. Oberhalb von Conca dei Marini können wir von der Küstenstraße aus sogar unser Hotel „Sant´Orsola“ in Agerola ausmachen. Hier in Conca dei Marini machen wir eine kleine Kaffepause und einige von uns nutzen die Gelegenheit und besuchen die sogenannte „Grotta dello Smeraldo“.


Dies ist eine Grotte mit einem ähnlichen Lichteffekt wie die Blaue Grotte auf Capri, Tropfsteine stehen teilweise im Meereswasser. Nach weiteren etwa 15 Minuten Busfahrt kommen wir in Amalfi an - auf beiden Seiten eines schmalen Tals steigen die Häuser den Berg hoch. Ihre Bauweise ist städtisch mit 3 - 5 Stockwerken, am Hang stehen sie übereinandergebaut. Wir machen einen kleinen Rundgang durch schmale Treppengäßchen, teilweise so eng, dass man vorsichtig aneinander vorbei gehen muss, nur die Hauptgasse auf „Eselsbreite“.  Amalfi war im Mittelalter eine der reichen und mächtigen vier Seerepubliken (neben Pisa, Genua und Venedig). Die Amalfitaner wurden durch den Fernhandel mit dem Orient, Ägypten, Konstantinopel, Südfrankreich und Norditalien reich, hatten eigene Handelsniederlassungen und eigene Wohnviertel in vielen Städten des Orients und auch in Süditalien und Sizilien. Das Seebeben Ende des 14. Jahrhunderts, die korrupte Herrschaft des spanischen Vizekönigs in Neapel, die Türkengefahr und noch mehr die Verlagerung der Handelswege nach der Entdeckung Amerikas machten aus Amalfi ein armes, von der Außenwelt abgeschnittenes Nest hinter den Bergen. Erst die Entdeckung durch den Tourismus nach 1850 brachte Änderung. Wir hatten genügend Zeit, um den Ort ganz individuell zu entdecken. Besonders sehenswert ist übrigens der Dom; Fassade und Treppe sind nachempfunden, der Turm ist allerdings echt; es gibt eine schöne Bronzetür aus Konstantinopel, das Innere des Doms ist barockisiert. Am Nachmittag müssen wir uns dann auch von unserer überaus sympathischen örtlichen Reiseleiterin Claudia verabschieden, leider sind wir heute den letzten Tag mit ihr unterwegs.     
 
6. Tag - Dienstag, 22.03.2011
Heute fahren wir zur Abwechslung mal in Richtung Süden - es geht nach Paestum! Unser örtlicher Reiseleiter Angelo steigt in Pompei zu und weiter geht es an Salerno vorbei zur Büffelmozzarrella-Farm „Vannulo“ unweit von Paestum.


Hier können wir zuschauen, wie echter Büffelmozzarrella hergestellt wird bzw. erhalten wissenswerte Informationen zu diesem Prozess. Selbst eine Verkostung darf nicht fehlen! Die weißen in der Molke schwimmenden Frischkäse sind hier in der Ebene von Paestum ganz echter Mozzarella aus Büffelmilch, egal ob pflaumengroße „Bocconcini“ oder kiloschwer zu Zöpfen als „treccia“ verflochten. Büffel-Mozzarella ist fetter und saftiger, hat anders als das Konkurrenzprodukt aus Kuhmilch eine zarte Außenhaut mit etwas Biss. Kenner nennen das dann „croccante“. Geformt wird von Hand mit einem Griff wie Gurgelumdrehen (ital. „mozzare“), daher der Name. Genug kulinarisches für heute, Hauptanziehungspunkt heute ist natürlich Paestum - und dort die drei nahezu komplett erhaltenen griechischen Tempel nahe dem Meer. Das antike Paestum war eine der größten Griechenstädte Süditaliens, wichtige Hafenstadt im Handel mit Etrurien und damals ein sicherer Schlüssel zum Reichtum. Die Stadt wurde schließlich von den Lucaniern erobert, später wurde der Stadtstaat römische Kolonie und danach ländlicher; die Fernhandelswege hatten sich verlagert. Paestum erlebte allerdings keinen Niedergang wie die meisten Städte Großgriechenlands; Eilkuriere brachten Rosen, Spargel und Artischocken aus Paestum nach Rom und Neapel. Erst im beginnenden Mittelalter verödete die Stadt durch Malaria, Piraten- und Sarazeneneinfälle, der Hafen versandete, die Stadt wurde von Schilf und Sumpfwäldern überwuchert und geriet völlig in Vergessenheit.


Ein Glück für die Tempel, denn sonst wären sie wie andere antike Bauwerke als Steinbruch genutzt worden. Der antike Fruchtbarkeitskult an die Göttermutter Hera (Symbol der Fruchtbarkeit: ein Granatapfel), der die meisten Tempel gewidmet waren, ging auf die Madonna über. Ihr Heiligtum ist in den Bergen bei Capaccio, wohin die letzten Bewohner Paestums abgewandert waren. Dort befindet sich die Kirche der Madonna del Granato, ein Ziel bäuerlicher Wallfahrten im Sommer.  Am späten Nachmittag fahren wir wieder zurück, vorbei an riesigen Landwirtschaftsflächen - hier werden vor allem  Artischocken angebaut. Kurz nach Salerno haben wir nochmal einen kurzen Blick auf den südlichen Teil der Amalfiküste und letztendlich ändert sich die Landschaft vollständig. Wir nehmen die Autobahn und fahren durch das Hinterland der Monti Lattari (Milchberge) zurück. Nach dem wie immer reichhaltigen und schmackhaften Abendessen wartet noch eine Überraschung des Hotels auf uns. Wir begeben uns mit Guiseppe vom Grand Hotel "Sant´Orsola" auf einen Rundgang durch unser stilvolles Hotel; hier werden übrigens aufgrund der herrlichen Lage oberhalb der Amalfiküste und der außerordentlich geschmackvoll eingerichteten Räumlichkeiten  sehr viele Feierlichkeiten, vor allem Hochzeiten veranstaltet. Uns wir so einiges erzählt - beispielsweise das eine „kleine“ italienische Hochzeit mit Minimum 80 Personen ausgerichtet wird…! Schließlich trinken wir noch einen typischen Limoncello auf der Terrasse, um den Tag ausklingen zu lassen.   
 
7. Tag - Mittwoch, 23.03.2011
Leider schon der letzte Ausflugstag, aber wir haben nochmals viel vor. Nach einer knappen Stunde im Bus erreichen wir Pompei. Die archäologische Zone von Pompei ist heute ein riesiges Freilichtmuseum römischer Lebensweise.


Pompei ist eine Stadt, die innerhalb von Stunden von ihren Bewohnern verlassen wurde und dann bis zu ihrer Ausgrabung keine Veränderung mehr erfuhr. Mit der Katastrophe des Jahres 79 hatte niemand gerechnet. Das schwere Erdbeben 16 Jahre zuvor signalisierte nach heutigen Erkenntnissen wahrscheinlich das Ende einer langen Ruhephase des Vulkans, denn auch in späterer Zeit waren Ausbruchsperioden fast immer von Erdbeben begleitet oder vorangekündigt. Das ausgegrabene Pompei zeigt deutliche Spuren des Erdbebens und überall in der Stadt weisen Mörtelhaufen und Baumaterial auf den noch andauernden Wiederaufbau hin. Es ist für uns heute unvorstellbar, aber man muss sich vorstellen, dass im Jahre 79 der obere Teil des Vesuvs unter dem Druck der aufsteigenden Gase regelrecht explodierte. Über dem Berg stand eine riesige, wie eine Pinie geformte Aschenwolke, die dann auf die Umgebung, besonders auf Pompei niederregnete. Der Untergang Pompeis erfolgte keineswegs innerhalb von Minuten, sondern dauerte Stunden und Tage, so dass mit Sicherheit der größte Teil der Einwohner zumindest das nackte Leben retten konnte. Schließlich erstickten hochgiftige Gase und die sich meterhoch auftürmenden heißen Vulkanaschen alles Leben. Was jetzt noch an lebenden Wesen zurückgeblieben war, wurde von der Asche wie von einer Gussform eingehüllt, Fleisch und Knochen verbrannten und wurden von ätzenden, scharfen Mineralsalzen zerfressen - ein Hohlraum entstand. Während der Ausgrabungen wurden viele dieser Hohlräume mit Gips ausgegossen und wir haben heute ein makaber-plastisches Bild des Todeskampfes der Zurückgebliebenen: Hunde, Gefangene, Zögernde, die noch möglich viel von ihrem Besitz retten wollten, wahrscheinlich auch Plünderer. Pompei ist einzigartig - wir gehen durch Straßen (wir verlieren zwar hier unseren Gast Manfred = „Manfredo“ - er ist kurzzeitig auf Abwegen unterwegs, taucht aber nach kurzer Zeit wieder auf!), an Geschäften, Restaurants und Bädern vorbei, bis wir schließlich das Freudenhaus erreichen; ja, es ist nicht umsonst das älteste Gewerbe der Welt und selbst bei den Römern gab es bereits diese Etablissements. Nach einer zweistündigen Besichtigung mit unserer temperamentvollen italienischen Reiseleiterin Rafaela legen wir eine kurze Mittagspause ein, bevor wir nach Ercolano weiterfahren. Erst nach dem Aschenregen setzte übrigens der Lava-Ausbruch ein.


Die zweite, völlig verschüttete Stadt, Ercolano, verschwand nicht unter der glühenden Asche. Über sie wälzte sich ein Strom von Schlamm, Erde, abgekühlter Asche, denn der Ausbruch hatte in diesem Gebiet starke Regenfälle verursacht. In Ercolano wurden keine Leichen gefunden, und die Menschen schienen auch mehr Zeit gehabt zu haben, ihre bewegliche Habe in Sicherheit zu bringen. Dadurch, dass die Stadt „kalt“ begraben wurde, blieben hier organische Materialien wie Holz und Nahrungsmittel, wenn auch angekohlt, in viel größerem Umfang, als in Pompei erhalten. Ercolano wurde von einer neuen Stadt überbaut, deshalb ist der ausgegrabene Teil der Stadt relativ klein - nirgendwo, auch nicht in Pompei - ist eine antike Stadt so gut erhalten, die meisten Häuser stehen bis zum ersten Stockwerk und die innere Struktur der Häuser ist besser erhalten als in Pompei. Und was mir am meisten gefällt: die Touristenströme gehen an Ercolano vorbei…! Am späten Nachmittag sind wir im Hotel zurück und unternehmen mit Guiseppe vom Grand Hotel „Sant´Orsola“ einen Ortsrundgang durch Agerola. Unter anderem sehen wir Castello Lauretano - von dort aus genießt man einen herrlichen Blick auf die Bucht von Amalfi und das oberhalb von Amalfi gelegene Ravello, einfach traumhaft!  
 
8. Tag - Donnerstag, 24.03.2011
Nach einem späten Frühstück treffen wir uns alle gegen 10 Uhr auf der Hotelterrasse - wir genießen letztmalig bei strahlendem Sonnenschein gemeinsam den Blick auf die Amalfiküste. Es gibt noch eine kleine Stärkung zum Abschluss; typisches Gebäck aus der Gegend um Agerola und einen Grappa.


Na dann „Salute - a prossima“. Kurz darauf werden wir von unserem lieben italienischen Buschauffeur Leopoldo, der uns über die ganze Woche begleitet und vor allem sicher gefahren hat, abgeholt und wir fahren  zum Flughafen nach Neapel. Ganz pünktlich kommen wir dort an, geben unser Gepäck auf und der Flieger startet gegen 14 Uhr in Richtung Berlin-Schönefeld. Entgegen des Hinfluges haben wir diesmal eine tolle Sicht, vor allem auf die schneebedeckten Alpen! Unser Flugzeug landet nach einem ruhigen Flug kurz nach 16 Uhr in Berlin und nachdem wir alle unser Gepäck in Empfang genommen haben, begrüßen uns bereits die zuverlässigen Transferfahrer mit „Eberhardt-Schildern“ - so kommen wir letztendlich ohne Stress zu Hause an.
 
Ich wünsche allen Mitreisenden an dieser Stelle nochmals alles Gute, viel Gesundheit und weiterhin viel Reiselust. Es hat Spaß gemacht und ich freue mich auf ein Wiedersehen!
Ihre Katrin Deutschbein

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