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Kalabrien – unser erstes Mal

Reisebericht: 19.09. – 26.09.2024

„Einmal im Jahr solltest du einen Ort besuchen, an dem du noch nie warst“ (Dalai Lama) Benvenuti in Calabria.
Die meisten waren schon einmal im Italien - Urlaub, aber Kalabrien im Südwesten Ita

Heike Jack

Ein Reisebericht von
Heike Jack


1. Tag: Donnerstag, 19. September 2024– Flug nach Lamezia Terme und Ankunft im Hotel

Es ist kurz vor fünf Uhr morgens, als unsere Reise in den Süden am Flughafen Dresden startet. In München und am Zielflughafen Lamezia Terme treffen wir weitere Gäste. Leider hat ein Koffer aus Hamburg den Umstieg nicht geschafft, er wird am nächsten Tag nachgeliefert.

Am Flughafen werden wir von Allessandro von der örtlichen Agentur empfangen und zum Hotel Scoglio della Galea nach Santa Maria di Ricadi gebracht. Die Fahrt führt uns direkt am Meer entlang der schönen Küste. Die Hotelanlage ist groß und wirkt sehr gepflegt. Wir beziehen unsere Zimmer und erkunden dann die Umgebung.

Der kleine Ferienort Santa Maria di Ricadi liegt an der Westküste der Südspitze von Italien. Hier formt die Küstenlinie mit dem Capo Vaticano eine Halbinsel, die sich sanft gerundet in das Tyrrhenische Meer schiebt. Die landschaftliche Umgebung ist geprägt von den Ausläufern des 710 m hohen Monte Poro, die sich mit interessanten Felsformationen zum Teil bis ins Meer erstrecken. Dazwischen liegen zahlreiche Buchten. Eine von ihnen ist die Bucht von Santa Maria di Ricadi, die mit ihrem feinsandigen langen Strand und dem tiefblauen klaren Wasser ein wunderschöner Anblick ist. Während der Tourismus hier stetig an Bedeutung zunimmt, leben doch noch immer zahlreiche Einwohner vom Fischfang. Und so gibt es hier direkt am Meer viele kleine Spezialitätenrestaurants, in denen fangfrischer Fisch serviert wird. Eines davon – direkt an der hübschen kleinen Piazza mit Blick auf das Meer - probieren wir aus und genießen ein erstes kleines Mittagessen mit gut gekühltem Vino della Casa Bianco. Danach stürzen sich einige schon einmal in das kristallklare Wasser mit angenehmen Temperaturen.

Am Abend erreichen noch weitere Gäste das Hotel, sie werden mit einem kleinen Snack empfangen. Nun ist die Gruppe komplett und angesichts des langen Reisetages ziehen sich alle bald zurück.

2. Tag: Freitag, 20. September 2024 – Scilla und Reggio Calabria

Vom Hotelrestaurant haben wir einen herrlichen Blick auf die Bucht von Santa Maria während wir das erste Frühstück hier zu uns nehmen.
Um 8:45 Uhr treffen wir unsere örtliche Reiseleiterin Claudia – die Schweizerin mit der kalabrischen Seele – und Busfahrer Carmine, dann machen wir uns auf den Weg nach Scilla. Die Festung Castello Ruffo di Calabria ist von seltener Schönheit und hat eine Geschichte, die bei der Etruskerzeit beginnt. Völlig isoliert und direkt am Meer gelegen, war es der ideale Ort, um das kalabrische Land vor den Feinden zu schützen, die vom Meer herkamen.
Nach der Besichtigung, wo wir auch viel über den hier traditionellen Schwertfisch-fang erfahren, gehen wir hinab ins Fischerdorf, das mit seinen kleinen, ins Meer mündenden Gässchen an Venedig erinnert. Wir machen einen kurzen Spaziergang an der Strandpromenade und erreichen das Ristorante Da Pippo, wo wir eine große Portion frischen Schwertfisch genießen.
Satt und zufrieden fahren wir weiter in die frühere Hauptstadt Kalabriens, Reggio di Calabria. Unterhalb des Nationalmuseums lässt uns der Bus aussteigen und wir gehen zu dem Ort, wo sich die zwei schönsten Männer Kalabriens befinden sollen. Es handelt sich dabei um zwei griechische Bronzestatuen aus dem 5. Jh. v. Chr. mit den phantasievollen Namen A und B, die im Meer vor Riace zufällig gefunden wurden. Hier im Museo Archeologico Nazionale di Reggio Calabria wird uns die lange, wechselvolle Geschichte Kalabriens bewusst.

Natürlich müssen wir bei Cesare das berühmte Bergamotte-Eis probieren, bevor wir den schönsten Kilometer Italiens – den Lungomare Falconata – entlangspazieren. Grünanlagen mit imposanten alten Bäumen und Kunstobjekten sowie der einzigartige Blick über Lo Stretto nach Sizilien bis zum Ätna machen die Schönheit dieser Promenade aus. Die drei Skulpturen der römischen Künstlerin Rabarama sowie die 46 transparenten Drahtsäulen von Edoardo Tresoldi sind beeindruckend.

Unser Weg führt uns zur Kathedrale, die sich im Herzen des Stadtzentrums befindet und in neoromanischem Stil gebaut wurde, mit einigen Variationen, die sie in Italien einzigartig macht. Hier befindet sich ein Rest von der Säule des Heiligen Paulus. Der Legende nach bat er, so lange sprechen zu können, bis die Flamme eines Kerzenstummels auf der Säule erlöschen würde. Dann geschah das Wunder. Denn als die Kerze zur Neige ging, entfachte eine Windböe die Flamme und die Steinsäule begann zu brennen, als wäre sie aus Holz.
Auf der Fahrt erzählt uns Claudia alles Wissenswerte über die besondere Frucht der Bergamotte und wir können wunderbar die Vulkaninsel Stromboli mit dem kleinen Strombolicchio erkennen. Nach diesem eindrucksvollen Tag kehrten wir zurück ins Hotel, wo wir unseren Begrüßungscocktail bekommen, am Abendbuffet schlemmen und uns am Sonnenuntergang erfreuen können.

3. Tag: Samstag, 21. September 2024– Tropea, Pizzo und Piedigrotta

Heute ist Tropea unser erstes Ziel. Hier ist sozusagen der touristische Hotspot Kalabriens. Man tummelt sich auf dem Corso, wo sich jede Menge Geschäfte mit vielen bunten Dingen befinden. Wir besichtigen die Altstadt und die im normannischen Still errichtete Kathedrale. Den Hauptaltar ziert ein Bildnis der Maria von Romania, die Tropea 1638 vor den Folgen eines schweren Erdbebens verschont haben soll. Deshalb werden bis heute in Tropea viele Mädchen auf den Namen Romania getauft.
Ein WOW entfährt wohl jedem, der zum ersten Mal vom „Balkon“ oder von der Piazza del Cannone über das türkisblaue Meer zur Kirche Santa Maria dell'Isola blickt. Was für ein Panorama! Und am Horizont können wir sogar den Stromboli erkennen.
Die Freizeit nutzen wir für einen Kaffee und ein Eis oder besuchen den in der Nähe des Friedhofs gelegenen Wochenmarkt.
Bei einer kleinen Verkostung erklärt Claudia uns dann das für Tropea typischste Gemüse mit seiner unverwechselbaren Farbe - die berühmte rote Zwiebel, Cipolla rossa, aber bitte nur mit „IGP“ (geschützte geografische Angabe ggA). Das rote Gold Kalabriens finden wir hier ebenso wie die knallroten extrascharfen Peperoncini, die auch Viagra-Qualität haben sollen. Wir haben die Möglichkeit, verschiedenen Brotaufstriche und Olivenöl zu probieren und einzukaufen.

Nun bringt uns der Bus in das kleine Städtchen Pizzo. Der Name bedeutet nicht etwa so etwas wie der Mann von der Pizza, nein - es ist die Felsspitze gemeint, auf der sich Burg und Ort befinden. Vom Parkplatz oberhalb der Stadt laufen wir zur zentralen Piazza, wo wir zum Tartufo-Eis eingeladen sind. Das ist die Spezialität der Stadt, wir dürfen auch bei der Zubereitung zuschauen, aber das genaue Rezept bleibt natürlich ein Familiengeheimnis der Gelateria Dante.

Das Castello Aragonese wurde später als Castello Murat nach Joachim Murat benannt. Am 8. Oktober des Jahres 1815 landete der Schwager von Napoleon und frühere König von Neapel mit einer kleinen Flotte bei Pizzo, um den Anspruch auf seinen früheren Thron zu untermauern. Er wurde verhaftet, in der Burg gefangen gehalten und dort schon am 13. Oktober 1815 exekutiert. Er war der berühmteste Gefangene in dieser Burg, dessen letzten Tage wir hier lebensecht nachempfinden können.
Ein Spaziergang durch den Ort, vorbei am Garibaldi-Brunnen, bringt uns zur festlich geschmückten Kirche San Francesco, wo gerade die ersten Hochzeitsgäste auf das Brautpaar warten. Leider haben wir nicht so viel Zeit, denn der Bus bringt uns nun zur unweit gelegenen Höhlenkirche Piedigrotta. Wir müssen 144 Stufen hinabsteigen, um staunend eine mystische Welt zu betreten. Skulpturengruppen, die direkt aus dem Tuffstein herausgemeißelt wurden, kleine Teiche und die Stadt Bethlehem sind zu sehen. Neapolitanische Matrosen, die um 1600 nach einem Sturm hier strandeten, versprachen wiederzukommen und eine Kapelle zu errichten. Die Kirchenglocke ist die ehemalige Schiffsglocke der gestrandeten Matrosen. Wer genau hinschaut, kann auch Fidel Castro, Papst Johannes XXIII. und John F. Kennedy hier entdecken.

4. Tag: Sonntag, 22. September 2024 – Capo Vaticano – Nicotera mit jüd. Viertel und Wochenmarkt, Zungri und Höhlenstadt

Es ist nicht weit von unserem Hotel bis zum Capo Vaticano mit dem traumhaften Panoramablick. Skurrile Felsen, türkisblaues Meer, Kaktusfeigen und blühender Oleander – dieses Farbenspiel zieht uns in seinen Bann und lässt die Kameras klicken. Auch auf der Weiterfahrt nach Nicotera können wir phantastische Ausblicke bewundern, während Claudia über die Sterbekultur und Friedhöfe in Kalabrien spricht. Der Ortsname Nicotera kommt von Nike + Terra und will ausdrücken, dass hier die Römer über die Griechen gesiegt haben. Unsere Führung durch den ursprünglichen Ort geht durch das jüdische Viertel bis in die Kathedrale. Am Sonntag findet auch der Wochenmarkt statt. Hier sind vor allem Einheimische unterwegs, es scheint, als wären wir die einzigen Touristen.

Es bleibt Zeit für eine kurze Kaffeepause an der Piazza, bevor wir unsere Fahrt zur Ölmühle antreten. Die Frantoio Oleario Mafrica ist eine private Olivenfarm seit vier Generationen. Hier dürfen wir zuerst einen Rundgang mit Giovanni zu den landschaftlich herrlich gelegenen Olivenbäumen machen. Wir sehen, dass die Olivenernte der Sorte Ottobratica kurz bevorsteht, denn der namensgebende Ottobre (Oktober) ist schon nah. Danach gibt es die zwei Sorten Öl (Verdello und Armonico) sowie auch Bruschette und Cremes mit Oliven und eigenen Rotwein zu probieren. So inspiriert gehen wir in den Verarbeitungsraum, wo Giovanni uns den Prozess von der Ernte bis zur Abfüllung des Öls zeigt. Nun wird eingekauft und zum Abschluss verführt uns der Senior noch mit süßen Leckereien mit zartbitterer Orangenmarmelade.

Das war noch nicht alles, unser nächstes Ziel heißt Zungri. Ein reizender Ort, der vor allem durch seine vielen bunt bemalten Türen und Häuserwände besticht. Sogar ganz verfallene Fassaden wurden bemalt oder mit Keramiken gestaltet und machen so die kleinen Straßen einzigartig. Das Museum öffnet wiederum eine Tür in die Vergangenheit Kalabriens und beherbergt eine reichhaltige Sammlung von Gegenständen aus der lokalen Volkskultur des 19./20. Jh. wie Landwirtschaft, Weberei, Schmiedekunst, Kleidung und Hausrat sowie eine Fotoausstellung über das Erdbeben von 1905. Doch bis ins 8.-12. Jh. zurück führen uns die Grotten mit zum Teil in den Fels getriebenen und zum Teil gemauerten Höhleneinheiten, welche als Behausungen, Stallungen für Haustiere, zur Herstellung von Wein und Branntkalk oder zur Lagerung von Getreide genutzt wurden. Die Grotten von Zungri sind in eine magische und faszinierende Natur eingebettet.

Ein Besuch der Kirche mit der Schneemadonna und eine Spezialitäten-Verkostung – heute mit der pikanten Variante des Vecchio Amaro del Capo Vaticano – beschließen diesen abwechslungsreichen, informativen Ausflugstag.
In unserem Hotel wird heute gefeiert, ein junges Paar hat sich das Jawort gegeben und so können wir noch ein abendliches Feuerwerk erleben.

5. Tag: Montag, 23. September 2024 –Soriano Calabro – Kloster Serra San Bruno – Mongiana Botanischer Garten

Schon früh starten wir zu unserem Ausflug in die Berge. Auf der Fahrt erzählt uns Claudia noch mehr über die Kalabrische Geschichte. So erfahren wir, dass die Griechen die Weinreben mitgebracht haben und aus „Enotria“ (Land des Weines) nun „Italia“ wurde, wie Kalabrien ursprünglich hieß bis das Land diesen Namen übernommen hat. Ein berühmter Mann lebte um 530 v.Chr. in Crotone. a² + b² =c² - das haben wir alle in der Schule gelernt. Der „Erfinder“ Pythagoras betrieb hier eine Schule für ledige junge Männer, die Vegetarier sein mussten, aber keine Bohnen essen durften. (Warum nicht? Nun ja, jedes Böhnchen macht ein …)

In Soriano angekommen, besichtigen wir die Ruine der bei einem Erdbeben von Kalabrien 1783 zerstörten Kirche und das Kloster San Domenico. Danach ist eine kurze Kaffee- und Toilettenpause notwendig.
Wir fahren durch das Bergdorf Sorianello weiter nach Serra San Bruno, wo wir im naheliegenden Kartäuserkloster Museo della Certosa von Claudia alles über das Leben der Mönche dort - früher und bis heute (14 sind es aktuell) – erfahren.
Vom Kloster aus spazieren wir durch den herbstlichen Wald zur magischen Wunschquelle, es duftet nach Pilzen. Wie schön, dass unsere Wünsche nach frischen Steinpilzen gleich bestens erfüllt werden - im modernen Ristorante Different di Serra San Bruno - bei hausgemachter Pasta und Wein.

So gestärkt treten wir die Weiterfahrt nach Mongiana an. Leider beginnt es zu regnen. Ausgerechnet jetzt, wo wir die herrliche Villa Vittoria, den Botanischen Garten besichtigen möchten. Dieser wird von der Forstabteilung der Carabinieri gepflegt. Sieben verschiedene Spazierwege stehen zur Auswahl, auch durch den Wald geht es. Wir beschränken uns aufgrund des Wetters aber auf einen kurzen Rundgang, vorbei an Rosenblüten und originell geschnittenen Hecken.

6. Tag: Dienstag, 24. September 2024 – Schiffsausflug zu den Liparischen Inseln

Die frühe Möwe fängt das Schiff. Wir haben viel vor an diesem Tag, also starten wir schon in dunkler Nacht um 6 Uhr morgens zum Hafen von Tropea. Hier entern wir den Stromboli Express, der uns näher an die Liparischen Inseln bringen soll. Die Wolken verziehen sich so langsam, ein Regenbogen erscheint und die Sonne bricht durch. Nach über zwei Stunden angenehme Fahrt landen wir auf der Insel Vulcano. Erster Eindruck: es stinkt! Doch das merken wir nach einigen Minuten nicht mehr. Am Vulkankrater raucht es und am Wegesrand pusten die Fumarole heiße Luft aus ihren Löchern. Im (aktuell geschlossenen) blubbern die Schwefellöcher. Wir gehen zum schwarzen Strand, wo wir an der Strandbar etwas trinken, während wir hinüber nach Salina, Alicudi und Filicudi schauen.

Eine kurze Überfahrt bringt uns zur Hauptinsel Lipari, die den Äolischen Inseln auch ihren Namen gibt. Die Inselgruppe vulkanischen Ursprungs im Tyrrhenischen Meer gehört zu Sizilien und wurde 2000 von der UNESCO zum Weltnaturerbe erklärt mit der Begründung, „dass die vulkanischen Landschaften der Inseln klassische Gegenstände der fortdauernden Untersuchung der Vulkanologie weltweit darstellen.

In Lipari werden wir von Alessandro eingefangen, der uns eine schöne Rundfahrt über die Insel mit seinem Taxi-Bus verspricht. Wir lassen uns nicht lange überreden und steigen ein. Wir werden es nicht bereuen. Italienisch rasant geht es hoch hinauf. Herrliche Ausblicke tun sich auf. Auf unserer Runde halten wir an mehreren Aussichtspunkten, z.B. Quattro Occhi, wo wir alle Inseln zu sehen bekommen und auch Spezialitäten wie Kapern und den Süßwein Malvasia probieren können. Unser reizender Chauffeur steigt sogar aus, um für uns die glänzenden Obsidiane und Bimssteine zu sammeln. Die ehemaligen Bimssteinwerke sind wegen des Weltnaturerbe-Status stillgelegt, aber der Regen spült die Steine an den Strand, wo sie aufgesammelt und später zum Verkauf angeboten werden. Viel zu schnell vergeht die Zeit, wir steigen an der Marina Grande aus und bummeln über den Corso zur Marina Piccola, wo wir nach kurzer Kaffeepause wieder das Schiff besteigen. Auf dem Rückweg wird der Wellengang etwas höher und so schaukeln wir an Panarea und Basiluzzo vorbei zum Stromboli.
Hier drehte Regisseur Roberto Rossellini 1949 den Film „Stromboli, Terra di Dio“. Mit Ingrid Bergman in der Hauptrolle. Die Affäre der beiden war damals ein Skandal, für den Tourismus auf Stromboli war der Film ein willkommene Werbung, das rote Haus unweit der Kirche, in dem sie wohnten, trägt heute noch eine Tafel mit einer entsprechenden Inschrift. Wir sehen das Örtchen Ginostra und die Feuerrutsche, während sich wie immer über dem Vulkankrater die Rauchwolken bilden. Leider können wir nicht anlegen, aber so haben wir die Gelegenheit, den Vulkan einmal komplett zu umrunden.
Aufgrund des Wellengangs dauert die Rückfahrt etwas länger als geplant, aber pünktlich zum Sonnenuntergang sind wir zurück am Hafen von Tropea, wo uns der Bus erwartet, der uns zurück nach Santa Maria bringt. Ein schöner Tag geht zu Ende.

7. Tag: Mittwoch, 25. September 2024– MUSABA in Mammola und Gerace

Man muss einige Tunnel durchqueren und Berge überwinden, um vom tyrrhenischen Meer an die ionische Küste zu gelangen. Kalabrien wird ja auch „das Land zwischen zwei Meeren“ genannt. Wir durchqueren das Gebirgsmassiv des Aspromonte und fahren auf die andere Seite. Die Landschaft verändert sich und erinnert auch ein bisschen an die Toscana.

Direkt neben der Autobahn versteckt sich ein künstlerisches Highlight Kalabriens, das MUseoSAntaBArbara von Mammola, ein Museumspark für zeitgenössische Kunst auf den Überresten eines alten Klosterkomplexes aus dem 10. Jahrhundert. Wir sind sofort beeindruckt und fühlen uns an die Mosaiken von Gaudì in Barcelona erinnert. Der fast taube Nick Spatari, das Genie (1929-2020), und seine Frau Hiske Maas, die Kämpferin, schufen mit MUSABA eine faszinierende Mischung aus Alt und Neu, die uns auf einem Hügel in ein Freilichtmuseum entführt, wie wir es noch nie gesehen haben. Ende der 1960er Jahre beschlossen die beiden, einem verlassenen Ort im Herzen von Locride neues Leben einzuhauchen und ihn zu einer Stätte der künstlerischen Experimente zu machen, an dem sie neue Grenzen von Technik, Materie, Form und Farbe überschreiten und teilen können. Bis heute ist es auch eine kreative Stätte, die Werke von internationalen Künstlern, aber auch von Studenten, Bohemiens und Freiwilligen unterstützt und willkommen heißt.
Während seiner „Pariser Zeit“ war Nik Spatari ein Freund und Mitarbeiter von berühmten Persönlichkeiten, wie z. B. Pablo Picasso, Le Corbusier, Jean Cocteau, Max Ernst und Jean-Paul Sartre. Ein gigantisches 14 Meter langes dreidimensionales Gemälde, das den gesamten Raum des Gewölbes der antiken Abtei St. Barbara einnimmt, wird auch die kalabrische Sixtinische Kapelle genannt. Da legt sich die Reiseleiterin schon mal nieder.
Der Weg führt unter der Autobahnbrücke hindurch zurück zu unserem Bus, der uns weiter nach Gerace bringt.
Schon von weitem entdecken wir den Ort mit den vielen Kirchen hoch oben auf dem Berg thronend. Vom Parkplatz fahren wir mit einer Mini-Bimmelbahn und Guter-Laune-Musik in den oberen Teil der Stadt. Besonders beeindruckt uns in der Chiesa di San Francesco der Hochaltar aus dem 17. Jahrhundert mit seinen detailgenauen, mehrfarbigen Marmorintarsien.
Die Kathedrale Santa Maria Assunta von Gerace ist eine von den Normannen erbaute ehemalige Bischofskirche und mit 73 m Länge und 26 m Breite die größte Kirche Kalabriens, wo wir auch das Museum mit dem wertvollen Domschatz besichtigen können.
In der netten Bar an der Kathedrale dürfen wir das typische Mandelgebäck probieren und uns mit einer Focaccia stärken, bevor wir noch weiter hinauf zu den normannischen Burgruinen steigen. In knapp 500 Metern Höhe haben wir dann einen überwältigenden Blick über die herrliche Landschaft Kalabriens bis zum Ionischen Meer.
Weil es unser letzter Tag mit Claudia und Carmine ist, verabschieden wir uns ganz herzlich von unserer Reiseleitung und dem Busfahrer dieser abwechslungsreichen Reisewoche. Beide sind uns ans Herz gewachsen und wir überreichen ein kleines Dankeschön.
Auf der Rückfahrt zum Hotel fallen einigen die Augen zu und sie träumen von den wunderbaren Ausblicken, die sie auf dieser Reise genießen konnten. Oder träumen sie schon von ihren gepackten Koffern? Denn diese werden am letzten Abend noch Realität. Nach dem Abendessen treffen wir uns aber alle noch einmal zu einer letzten gemeinsamen Runde in unserer Gruppe. Dazu gibt es ein „Brindisi“, unsere Reisebegleitung Heike serviert den typisch kalabrischen Kräuterlikör "Vecchio Amaro del Capo". Dieser wird im traditionellen Familienunternehmen Caffo in Limbadi produziert und sorgt für einen fröhlichen Abschluss unserer Reise.

Alla salute – auf die Gesundheit!

8. Tag: Donnerstag, 26. September 2024– Rückflug von Lamezia Terme nach Deutschland

Heute heißt es Abschied nehmen, ein letzter Blick auf die Bucht von Santa Maria, ein stilles Arrivederci!
Die ersten starten früh mit Lunchpaketen und Koffern Richtung Flughafen. Andere dürfen den Tag noch genießen und werden erst gegen Abend abgeholt. Über eine Stunde dauert die Busfahrt, Alessandro verabschiedet uns, Check in und Sicherheitskontrolle sowie der Flug nach München verlaufen problemlos.
Und hier haben wir Dresdner leider wieder Pech. Der für 19 Uhr geplante Flug wird erst verspätet gemeldet, dann gecancelt. Alle stürmen den Service Schalter. Unserer Reisebegleitung Heike gelingt es durchzuschlüpfen und auf die Warteliste für den Abendflug um 22 Uhr zu kommen. Doch wir müssen noch geduldig warten, bis wir dann endlich unsere Bordkarten mit den Sitzplätzen bekommen. Auf den letzten Metern werden wir noch etwas durchgeschüttelt, bevor wir endlich in Dresden landen und nach Hause fahren können.
Inzwischen sollten auch alle anderen mit schönen Erinnerungen im Gepäck in ihren Heimatorten angekommen sein.


Eine abwechslungsreiche, überraschende, interessante Reise ging zu Ende. Wir haben die Stiefelspitze erkundet und damit unser Bild von Italien ergänzt und abgerundet. Ich habe mich gefreut, diese Reise mit Euch machen zu dürfen und freue mich auf ein Wiedersehen. Bleibt gesund, reiselustig und neugierig!
Herzlichst Eure Heike


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