Reisebericht: Vulkane in Italien – Vesuv, Ätna und Liparische Inseln

27.04. – 06.05.2023, 10 Tage Rundreise mit Flug: Halbinsel von Sorrent – Pompeji – Vesuv – Amalfiküste – Neapel – Palermo – Cefalú – Lipari – Vulcano – Panarea – Stromboli – Ätna – Taormina


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Naturphänomene wie Vulkanismus faszinieren von jeher die Menschen. Vulkane können zerstören und neues Leben überhaupt erst ermöglichen. Eine Handvoll der aktivsten Vulkane der Welt findet man in Europa. Ätna und Stromboli zählen zu den aktivsten Vulkanen der Welt, was sie in den letzten Jahren perfekt unter Beweis gestellt haben, der Vesuv und die Phlegräischen Felder, aber auch zahlreiche Unterwasservulkane zählen durch aus zu den gefährlichsten Vulkanen der Welt. Der Ausbruch des Vesuv 79 n. Chr. zerstörte antike Städte wie Pompeji und Herculaneum und bewahrte sie anderseits in einer Zeitkapsel bis in unsere Zeit. Eben dieser Ausbruch beschrieben von Plinius dem Jüngeren, gab einem ganzen explosiven, zerstörerischen Eruptionstyp seinen Namen: plinianisch. Auch der zweite wichtigste Eruptionstyp mit denen die Vulkane der Welt klassifiziert werden befindet sich in Italien: Der Stromboli – mit seiner gleichmäßigen explosiven, aber nicht zerstörerischen Aktivität – steht er für strombolianische Eruptionen. Auf unserer Reise von Neapel über die Äolischen Inseln bis zum Ätna auf Sizilien folgen wir diesen vulkanischen Spuren…
Ein Reisebericht von
Martin Büchner
Martin Büchner

Tag 01 – 27.04.2023 Anreise nach Neapel

Mit Lufthansa geht es von Dresden, Leipzig und Düsseldorf über oder direkt ab Frankfurt nach Neapel. Alternativ nonstop von München. Unser Bustransfer bringt uns auf die sorrentinische Halbinsel nach Sorrent. Der Nachmittag steht für erste individuelle Entdeckungen frei zur Verfügung.

Tag 02 – 28.04.2023 Pompeji & Neapel

Italien hat mindestens zwei feste Fundamente für die italienische Seele. Auf der einen Seite die katholische Kirche, auf der anderen Seite den Fußball. Die Übergänge können fließend sein. Man möge sich nun vorstellen der SSC Napoli gewinnt die italienische Meisterschaft. Genau das passiert während unseres Aufenthaltes in der Region Napoli. Nach 33-Jahren gewinnt der SSC Napoli wieder die italienische Serie A, die umgangssprachlich Scudetto genannt wird, das Pendent zur 1. Deutschen Bundesliga. Kurz gesagt, der gesamte Golf von Neapel wird in ein blau-weißes Farbenmeer getaucht. Es herrscht tagelang absoluter Ausnahmezustand.
Die schmale kurvenreiche Straße auf die sorrentinische Halbinsel, ohnehin im Normalzustand völlig überlastet, steht nun fast vor dem Kollaps. Aus geplanten 40 Minuten für die Strecke nach Pompeji benötigen wir drei Stunden!
Pompeji – auch wenn man sich mit dem Thema Vulkane noch nicht gut auskennt – die traurige Geschichte Pompejis kennt jeder. Vulkanologisch gilt er als heimtückisch und besonders gefährlich. Was er 79 n. Chr. in einer gigantischen Katastrophe bewiesen hat. In Stunden vernichtete er mehrere antike Siedlungen, die bekanntesten sind Herculaneum und Pompeji. Anders als Herculaneum wurde Pompeji sehr schnell von einer mehrere meterdicken Schicht aus Asche, Lapilli und Bims bedeckt, was ein wesentlicher Faktor zur Konservierung der Stadt darstellte. Die späteren pyroklastischen Wolken (glutheiße sehr schnelle Asche-Lawinen) konnten den Gebäuden nichts mehr anhaben, wohl aber den verbliebenen Menschen und Lebewesen, denen aus welchen Gründen auch immer die Flucht nicht mehr gelang. Sie starben sofort an einem thermischen Schock. Leichen wurden von pyroklastischem Material unter hohem Druck überdeckt. Über die Jahrtausende blieb nicht viel organisches Material erhalten, durch den Druck blieben allerdings Abdrücke im umliegenden Material erhalten. Wissenschaftler füllten diese Hohlräume und erhielten viele Gipsabdrücke. Darunter waren Menschen und Tiere im Moment des Todes, aber auch Holztüren, die mit der Maserung erfasst werden konnten.
Herculaneum hatte noch weniger Glück, diese Stadt wurde zwar zeitlich etwas versetzt, aber mit voller Wucht durch die pyroklastischen Ströme erfasst, was zu Zerstörung und Beschädigung der Gebäude und Tötung des Lebens führte.
Zum Zeitpunkt des Untergangs dürfte Pompeji etwa 10.000 Einwohner gehabt haben, eine relativ große Stadt in der Antike.
Man findet alle Annehmlichkeiten und technischen Fortschritt der damaligen Zeit. Amphitheater, Arena, mehrere Thermen, Geschäfte, Märkte, Straßenküche, Gewerbebetriebe und Handwerker, Verwaltung und Administration, sowie religiöse Tempel, Freudenhäuser, Wohnhäuser und Villen. Pompeji ist wie in einer Zeitkapsel erstarrt.
Wir besuchen die antike Stadt mit einer interessanten Führung durch unseren lokalen Guide Laura. Dank Plinius dem Jüngeren, einem römischen Senator und Anwalt wissen wir viele Details über den Ausbruch, der ihn in Briefen an den römischen Geschichtsschreiber Tacitus ausführlich erläutert. Sein Onkel Plinius der Ältere kam als römischer Präfekt bei dem Versuch von Rettungsmaßnahmen für die betroffenen Städte selbst ums Leben.
Nach unserem Pompeji-Besuch, allerdings mit deutlicher Verspätung, durch den morgendlichen Verkehr, geht es in eine typisch-kampanische Restauration. Ein Bauernhof mit Weinberg und Gastwirtschaft versorgt uns in mehreren Gängen mit lokalen Köstlichkeiten. Immer passend dazu ein Wein des Hauses.
Dieser Betrieb ist ein modernes Opfer des Vulkans. Durch Einstufung in Gefahrenzonen direkt am Hang des Vesuvs gibt es weder Kredite noch Versicherungen für den Betrieb. Staatliche Hilfen oder Entschädigungen gibt es auch nicht und aufgrund dieser Situation ist der Betrieb unverkäuflich. Also versucht man das Beste daraus zu machen, so lange bis der Vulkan vielleicht irgendwann ein Machtwort spricht.
Weiter geht es hinauf zum Vesuv für den geplanten Aufstieg. Aufgrund der starken Verzögerungen am Vormittag treffen wir spät aber im Rahmen der Vorgaben am Eingang ein. Bedauerlicherweise verweigert man uns und anderen Gruppen den Zugang zum Gipfel.
Aufgrund der unmittelbar bevorstehenden Meisterschaftsfeiern in Napoli entscheiden wir, den Programmpunkt Napoli von Tag 4 vorzuziehen, da nicht sichergestellt werden kann, dass dieser stattfinden kann.
An dieser Stelle möchte ich unserer Stadtführerin Laura und unserem Chauffeur danken, dass diese Idee unbürokratisch realisiert werden konnte.
Es geht nach Napoli! Vorher genießen wir noch den Panoramablick vom Kegel des Vesuvs hinunter auf die Stadt und den Golf.
Man möge sich stets bewusst machen, dass der Vesuv nur das „kleine Kind“ (vulkanisch ein Dom) des viele größeren Monte Somma darstellt, aus dessen Caldera der junge Vesuv erwächst. Aber auch der Monte Somma ist nur Teil eines vielgrößeren Systems. Unter dem gesamten Golf von Neapel befindet sich eine riesige Magmakammer, die sowohl den Vesuv als auch die viel gefährlicheren Phlegräischen Felder und den Ischia Vulkan speist. Die Insel Capri hingegen hat wie die Halbinsel von Sorrent keine vulkanischen Wurzeln.
In Neapel erkunden wir die Stadt bei einem gemütlichen Bummel, der uns zum Castel Nuovo, dem Palazzo Reale (königlichen Palast), dem Dom (Basilica Reale Pontificia San Francesco da Paola), dem barocken Opernhaus Teatro San Carlo und dem Shopping Tempel Galeria Umberto I., aus dem späten 19. Jh., die für ihre mächtige Glaskuppel bekannt ist.
Wir übernachten in Sorrent.

Tag 03 – 29.04.2023 Amalfiküste

Während Sorrent am Golf von Neapel liegt, liegt die Rückseite der stark zerklüfteten Steilküste der sorrentinischen Halbinsel am Golf von Salerno. Dieser Küstenabschnitt ist unter dem Begriff „Amalfiküste“ weltberühmt geworden. Senkrecht abfallende zum Teil überhängende Felsen, eine kurvenreiche Straße, Häuser und Orte, die scheinbar am Steilhang kleben, dass ist Amalfi. Außerdem die eigentliche Region, „in der die Zitronen blühen“. Zitronengelb findet man überall. Positano und Amalfi heißen die beiden Hauptorte der Küste. Wer hier wohnt muss sich mit Seefahrt auskennen. Da verwundert es kaum, dass der Legende nach hier der Kompass erfunden wurde.
Für die Rückfahrt eröffnen sich zwei Möglichkeiten, auf einer Panoramastrecke über die Berge oder per Schiff (fakultativ) entlang der Amalfiküste zurück nach Sorrent.

Tag 04 – 30.04.2023 Sorrento – Überfahrt nach Sizilien

Am Vormittag besuchen wir Sorrent per Führung durch unseren lokalen Guide Laura. Sie zeigt uns ihre Stadt und die vielen Kleinode und Ausblicke auf den Golf von Napoli. Zum Mittagessen geht es auf eine typische Zitronenplantage, auf der natürlich auch ein selbst produzierter Limoncello nicht fehlen darf.
Der Golf von Neapel nähert sich seinem emotionalen-Fußball-Höhepunkt, heute soll Napoli rechnerisch den Meistertitel erlangen. Überall sieht man blau-weiß.
Aufgrund der erwarteten Meisterfeierlichkeiten ist an eine Busfahrt nach Napoli nicht zu denken. Wir werden mit dem Bus zum Hafen von Sorrent gebracht. Von dort nehmen wir das Schnellboot nach Napoli.
Zum Abendessen gibt es neapolitanische Pizza direkt im Zentrum neben dem Castel Nuovo gemacht. Unter hoher Einsatz- und Verteidigungsbereitschaft gelingt es einer kleinen entsandten Fußtruppe 19 duftende Pizzen durch eine große Menge hungriger Fußballfans bis zum Fährhafen zu bringen. „Mission Pizza Margherita“ war erfolgreich – alle Gäste haben ein Abendessen. Mit der Tirrenia einem großen RoRo-Fährschiff geht es von Napoli über Nacht nach Palermo.

Tag 05 – 01.05.2023 Cefalù

Früh am Morgen erreichen wir Palermo die Hauptstadt Siziliens. Mit dem Bus geht es nach Cefalu einer mittelalterlichen Stadt an der Nordküste Siziliens. Nach einer Stadtführung geht es weiter nach Milazzo, dem Fährhafen zu den Äolischen Inseln. Ein Aliscafo, Tragflügelboot bringt uns über die Insel Vulcano nach Lipari.

Tag 06 – 02.05.2023 Lipari

Lipari ist die größte Insel im Archipel, deswegen wird der Archipel in der Literatur als „Liparische Inseln“ bezeichnet, diese Verwendung findet am häufigsten auf Lipari Verwendung. Wie das bei einem Inselvolk ist, ist man sehr stolz auf seine eigene Inseln und auf dessen Eigenständigkeit, deswegen ist die beliebtere Archipel-Bezeichnung „Äolische Inseln“, benannt nach der Figur Äolus aus der griechischen Mythologie, ein von Zeus bestimmter „Herr der Winde“ – er versorgte keinen geringeren als Odysseus mit einem „Sack voller Winde“, den seine Seeleute leichtfertig öffneten und so die lange Odyssee unermesslich verlängerten.
Lipari – eine kleine Insel im Tyrrhenischen Meer gelegen. Mit Ihrer Lage bildet die Insel seit Anbeginn der Menschheitsgeschichte in Europa einen höchst wichtigen Dreh- und Angelpunkt. Bereits in der Steinzeit war die Insel besiedelt, sie bot das Material, was die damalige Welt besonders dringend brauchte: Obsidian. Vor der Entwicklung der Metallverarbeitung in Bronze- oder später Eisenzeit, waren das die wichtigsten Klingen für Schneidewerkzeuge aller Art und Waffen (Pfeil- und Speerspitzen etc.). Ist man auf Lipari unterwegs hat man einerseits fantastische Natur, die zum UNESCO Weltnaturerbe gehören und gleichzeitig findet man an vielen Ecken Spuren aus gut 8.000 Jahren europäischer Menschheitsgeschichte und dies auf 88 km² (maximale Ausdehnung ca. 9 km x 7 km).
Am Morgen begrüßt uns Monika, sie ist unser sehr erfahrener Guide für die nächsten Tage.
Um uns einen Überblick über die Schönheit und Vielfalt der Insel zu verschaffen, beginnen wir mit einer Inselrundfahrt per Bus.
Wir starten am Hotel und folgen der Inselstraße gegen den Uhrzeigersinn. Durch den einzigen Tunnel der Insel im Massiv des Monte Mazzuni erreichen wir Canneto, bekannt für seinen langen Kiesstrand, den einzigen dieser Länge auf der Insel. Im Nordosten der Insel liegt der Vulkan Monte Pilato. Er besteht fast vollständig aus Bimsstein, einem glasigen Vulkangestein, dass durch seine vielen Poren leichter als Wasser ist und damit eines der wenigen Gesteine ist, die auf Wasser schwimmen. Lipari Bims ist besonders hell und rein, jahrzehntelang wurde er für diverse industrielle Zwecke abgebaut. Seit dem Eintrag in die UNESCO Liste ist dieser Industriezweig Geschichte. Bims hat einen chemischen Zwilling, der chemisch exakt gleich und doch für uns Menschen völlig unterschiedlich ist: Obsidian.
Man findet folglich Bims und Obsidian am Monte Pilato.
An der Nordspitze der Insel liegt der Strand Aquacalda. Der helle Bims färbt das Wasser türkis. Unweit erreichen wir Quattropani einen von zwei sehr berühmten Aussichtspunkten, der auf keiner Reise zu den Äolischen Inseln fehlen darf. Hier öffnet sich der Panoramablick auf Alicudi, Filicudi, Salina, Panarea und Stromboli.
Es folgt Quattrocchi, von hier blickt man nach Süden auf den Gran Cratere auf Vulcano und Sizilien, bei sehr guten Sichtbedingungen auch zum Ätna.
Die Wetterprognose war für heute sehr mäßig im Vergleich zu den nächsten Tagen. In der Realität war es umgekehrt, für diese Inselrundfahrt hatten wir von allen Tagen die besten Sichtbedingungen für diese Rundfahrt.
Nach gut zwei Stunden Rundfahrt erreichen wir wieder Lipari Stadt. Zu Fuß erkunden wir nun die Innenstadt. Wir besuchen den pittoresken Hafen Marina Corta, der italienisch-äolischer kaum sein könnte. Es ist erstaunlich ruhig auf den Inseln, es gibt nur sehr wenige Touristen, die auf den Inseln einschließlich Sizilien unterwegs sind.
Wir steigen hinauf auf den Burgberg und besuchen die Kathedrale und gegen eine kleine Spende, die der Erhaltung dient, den normannischen Kreuzgang. Auf dem Burgberg findet man tatsächlich 8.000 Jahre europäische Menschheitsgeschichte in Schichten übereinander gelagert. Ein umfassendes gut sortiertes Museum verschafft einen spannenden Einblick. Richtung Süden wurde ein kleines Amphitheater rekonstruiert.
Der Nachmittag steht zur freien Verfügung, der zunächst von allen für ein gutes äolisches Mittagessen verwendet wird. Nun treffen die Gewitter ein, die für den ganzen Tag vorhergesagt wurden. Schnell bilden sich wahre Fluten auf den Straßen. Etwas Zeit zur inneren Einkehr und Erholung…

Tag 07 – 03.05.2023 Vulcano

Die Gewitter des Vortages sind abgezogen, die Sonne lacht. Es geht auf die Nachbarinsel Vulcano, die Namensgeber für alle Vulkane der Welt ist und ihrerseits benannt ist nach dem römischen Gott Vulkanus, der in jedem Vulkan seine Schmiede betreibt. Immer wenn er sie einheizt, dann kommt es zu Eruptionen – Ausbrüchen.
Ein Charter-Schiff bringt uns die kurze Distanz hinüber zur Nachbarinsel Vulcano, die schmalste Stelle zwischen Lipari und Vulcano beträgt gerade einmal 850 Meter. Unser Skipper zeigt uns Vulcano bei einer Inselumrundung von der Seeseite. Nur von hier lässt sich die Mächtigkeit (Schichtung) der letzten Eruptionsphasen erkennen. Auf Höhe des Meeresspiegels gibt es durch Erosion zahlreiche Höhlen, Grotten und Felsentore.
Die letzte Eruptionsphase ereignete sich zwischen 1888 und 1890. Hierbei gab es sogenannte phreatische Eruptionen, diese sind sehr explosiv, da sehr viel Wasser im Spiel ist, dass in Kontakt mit heißem magmatischen Material kommt und damit hohen Dampf-Druck erzeugt, der eine gewaltige Sprengkraft entwickeln und Gestein pulverisieren kann.
Kein geringerer als Mercalli, berühmter italienischer Seismologe und Vulkanologe, der diese Fachrichtung prägte, bevor sie überhaupt so genannt wurde, beobachtete diese Eruptionsphase. Mercalli entwarf die bis heute angewendete Mercalli-Erdbeben-Skala, die eine Einordnung der Stärke von Erdbeben anhand der angerichteten Schäden vornimmt. Was besonders wichtig war vor der Entwicklung von Seismografen. Insbesondere in Italien wird diese Skala bis heute gelegentlich verwendet, insbesondere vor der Veröffentlichung von offiziellen Seismometerdaten. Die berühmte Richter-Skala, benannt nach dem US-Seismologen Charles Richter machte die Mercalli Skala nahezu obsolet. Aufgrund physikalischer Phänomene ist die Richter-Skala für Stärken über 6,5 nicht mehr aussagekräftig.
Daher wird seit vielen Jahren in der Fachwelt ausschließlich die Magnitudenskala verwendet.
Seit einigen Jahren hat sich Aktivität massiv erhöht und lag stellenweise 10.000-fach über den Normal-Werten. Auch bei unserem Besuch waren die Werte stark erhöht, dennoch wurde der Gran Cratere – ein vulkanischer Dom in einer größeren Caldera für die Besteigung durch Touristen unter strengen Auflagen freigegeben. Eine Ampel regelt die Freigabe für den Aufstieg. In zwei Zeitfensterns am frühen Vormittag und späten Nachmittag gibt es offizielle Zeitfenster. Stimmen Windrichtung und vulkanische Parameter, dann schaltet die Ampel auf grün. In Eigenverantwortung ist dann eine Besteigung wieder möglich.
Dass die Aktivität deutlich erhöht ist, gegenüber früheren Besuchen meinerseits, war optisch sehr leicht zusehen. Es gibt viel mehr heiße dampfende Schwefel-Fumarolen als früher, dennoch ein vulkanischer Höhepunkt unserer Vulkan-Reise.
Aufgrund anhaltender vulkanischer Prozesse, auch unterseeisch, ist ein Baden im Meer aus vulkanologischer Sicht nicht empfohlen (Stand: Mai 2023).
Wir gestalten einen gemütlichen Tag auf der Insel, bevor wir am späten Nachmittag zum Kraterrand aufsteigen können. Von dort oben bietet sich ein Panorama-Blick über den gesamten Äolischen Archipel – Vulcano, Lipari, Salina, Filicudi, Alicudi, Panarea und Stromboli – UNESCO Weltnaturerbe Äolischer Archipel.
Am Abend geht es mit unserem Charter-Boot zurück nach Lipari.

Tag 08 – 04.05.2023 Panarea & Stromboli

Der Vormittag steht zur freien Verfügung. Da sich der Stromboli-Ausflug bis in die späten Abendstunden hineinzieht, wir wollen schließlich die feurigen Lavabrocken bei Nacht erleben, erhalten wir in unserem Hotel ein Mittagessen, bevor wir von Marina Corta zu einem Höhepunkt dieser Reise starten. Auf dem Weg nach Stromboli erreichen wir die elitäre Insel Panarea, wo die Reichen und Schönen aus Italien und der Welt sich zu Hause fühlen und nicht selten auf Ihrer Yacht relaxen oder direkt ein eigenes Domizil besitzen.
Es ist Zeit für einen kleinen Spaziergang mit unserer lokalen Reiseführerin Monika und einer kleinen Genusspause mit Gelato oder Kaffee oder Granite oder allem zusammen.
Auf dem Weg nach Stromboli passieren wir die Caldera von Panarea, einige der markanten Felsen schauen wir uns aus der Nähe an.
Auch der Stromboli ist immer noch, deutlich sichtbar, aktiver als in früheren Jahren.
Wir umrunden zunächst die Insel, reisen an Ginostra vorbei, ein autarker Ort, der nicht auf dem Landweg mit den anderen Orten der Insel verbunden ist.
Wir erreichen Stromboli bei ruhigem Wetter. Das ist nicht immer so, hier gibt es keinen sicheren geschützten Hafen. Bei hohem Seegang oder viel Wind, können keine Schiffe mehr anlegen, dann ist man mitunter für einige Tage von der Außenwelt abgeschnitten.
Heute herrschen ideale Bedingungen für einen Besuch. Bei einem Rundgang mit Monika entdecken wir die beiden Orte San Vincenzo und San Bartolo, die nahtlos ineinander übergehen. Wir kommen am Haus vorbei, dass im Film „Stromboli“ als Kulisse diente. Der Film wurde 1949 gedreht, Regisseur war Roberto Rossellini, Hauptdarstellerin Ingrid Bergman. Die gemeinsame Arbeit führte sie zusammen und löste damals einen Hollywood-Skandal aus, da beide noch verheiratet waren.
Am Abend besteigen wir wieder unser Schiff, dass uns zur Sciara del Fuoco bringt, der „Feuerstraße“. Ein breiter Hang, auf dem nahezu alles Eruptiv-Material zu Tal gleitet. Es gleicht einer riesigen Rutsche oder Halde. Unsere Geduld und Ausdauer werden durch mehrere Eruptionen im Dämmerlicht belohnt.
In gut zwei Stunden Fahrt bringt uns unser Schiff zurück nach Lipari.

Tag 09 – 05.05.2023 Ätna & Taormina

Am Morgen verlassen wir das schöne Lipari. Unser Gepäck wird zum Fähranleger an der Marina Lungo gebracht. Dort besteigen wir ein Aliscafo, eigentlich ein Tragflächenboot, heute ein schneller Katamaran. Er bringt uns zurück nach Milazzo an der Nordküste Siziliens.
Mit dem Bus umrunden wir die nordöstliche Ecke Siziliens in Richtung Messina, bevor wir über die Autobahn in Richtung Ätna-Region gelangen. Erwartungsgemäß hat es aufgrund der Unwetter der letzten Tage auf dem Ätna frisch geschneit, immer eine besondere Situation.
Unser Bus bringt zunächst nach Zafferana, wo wir den Blick über die Ionische See genießen können, bis wir etwas später die Talstation der Ätna-Seilbahn (ca. 1.900 m) erreichen. Fakultativ nutzen wir die Seilbahn zur Bergstation (ca. 2.400 m) um dann mit Allrad-Bussen auf ca. 2.800 m hinaufzufahren. Die absolute Höhe hängt immer von der aktuellen vulkanischen Aktivität und dem Wetter ab. Knapp 3.000 Meter Höhe ist echtes Hochgebirge!
Die Sicht war durch Wolken nicht optimal, dennoch gab der Montibello gelegentlich den Blick frei auf seine Hauptkrater insbesondere dem Neuen Südostkrater.
Update: Dieser Bericht stammt von Ende Mai 2023, ca. zwei Wochen nach Ende der Reise. Der Ätna ist wieder einmal ausgebrochen, doch niemand kann es sehen! Unwetterartige Niederschläge führen auch auf Sizilien zu unpassierbaren Straßen und null Sicht in Richtung Ätna. Dass er ausgebrochen ist, wusste man ein paar Tage lang nur durch gemessenen Infraschall, der auch zu zerbrochenen Fensterscheiben auf der Ätna-Südseite führte, durch einen starken Anstieg des Tremors, wir sprachen auf der Reise darüber und schauten uns die Echtzeitdaten auf den Seiten des INGV an, und einiger Erdbeben am Südhang des Ätnas.
Die ersten Bilder entstanden erst Tage später. Man erwartet den Beginn einer neuen Aktivitätsphase mit seinen markanten Paroxysmen, den berühmten Lavafontänen, die bis zu 1.000 Meter über den Kraterrand ausgeworfen werden können.
Der Flughafen Catania ist wegen detektierter Asche gesperrt. Dies soll niemanden vor einer Reise nach Sizilien und zum Ätna abschrecken, vielmehr zeigen, welche Naturwunder Mutter Erde immer wieder produziert. Und welches Glück wir auf unserer Reise hatten, die Vulkane Italiens besuchen, mit Gran Cratere auf Vulcano auch besteigen und überhaupt sehen zu können. Die letzten Jahre haben gelehrt, dass nichts davon selbstverständlich ist.
Ein Reise zu den italienischen Vulkanen ist spannend und lohnt sich immer!
Den Abschluss unserer Reise bildet der Besuch von Taormina, auf einem Bergsattel gelegen. Berühmt ist das mächtige Teatro Greco, dass griechisch-römische Theater, dass bis heute genutzt wird und mit dem Ätna die richtige Kulisse für jede Art von Dramen, Komödien und Konzerten liefert.
Wir spazieren über den Corso zum legendären Belvedere, der Aussichtsterrasse der Stadt, bevor uns unser Bus in unser Hotel nach Giardini-Naxos bringt.

Tag 10 – 06.05.2023 Rückreise nach Deutschland

Zwei Transfers bringen uns zum Flughafen Catania. Mit Lufthansa geht es über Frankfurt nach Dresden, Leipzig und Düsseldorf. Sowie nonstop nach München. Einige Gäste verlängern Ihren Aufenthalt auf Sizilien individuell und reisen später nach Frankfurt bzw. München zurück.

Schlusswort

10 Tage mit vielen Impressionen sind vorüber.

Vielen Dank an Sie liebe Gäste, dass Sie sich für eine Reise von Eberhardt Travel entschieden haben und dass ich mit Ihnen unterwegs sein durfte. Vielen Dank für Ihr Interesse und Ihre Aufmerksamkeit.

Einen besonderen Dank sagen wir, das ganze Eberhardt Travel – Reise – Team für Ihr entgegengebrachtes Vertrauen.

Ich hoffe, dass wir Ihnen ein interessante Tag in Süditalien bereiten konnten. Es würde mich und uns sehr erfreuen, Sie recht bald wieder im Namen von Eberhardt Travel auf einer der nächsten Reisen recht herzlich begrüßen zu dürfen.

Ein besonderer Dank geht an die Kolleginnen Laura und Monika jeweils vor Ort und allen weiteren Partnern, die dieses Reiseerlebnis für uns möglich gemacht haben.

In diesem Sinne, bleiben Sie gesund und reisefreudig.

Auf ein Wiedersehen! Bis bald!

Ihr

Martin Büchner
Reiseleiter

und das gesamte Team von Eberhardt Travel.

Leipzig, 22.05.2023

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