Inselperlen und Vulkane in Süditalien
Reisebericht: 16.05. – 25.05.2025
Eine Reise zwischen Himmel und Hölle, zwischen den Zitronenhainen der Costiera Amalfitana und der Feuerrutsche des Stromboli, eine Reise für Neugierige und Kenner, die das Besondere suchen.
Ein Reisebericht von
Vivian Kreft
Flug nach Neapel
Nach herrlichen Tagen mit viel Sonnenschein schlägt das Wetter um in Deutschland. In der Nacht hat es deutlich abgekühlt. Was für ein Glück, dass wir in zwei Stunden in Neapel sind. Da wir mit Rückenwind unterwegs sind, dreht der Pilot noch eine Warteschleife über dem Golf von Neapel mit herrlicher Aussicht auf Ischia. Und in der Ferne grüßt Capri. Was für eine Begrüßung!
Die Koffer kommen so schnell, dass wir kaum gucken können. Und die Landschaft ist ganz grün und blitze-blank, da es gestern hier geregnet hat. Über Brücken, lange Tunnel geht es Richtung Sorrent. Die Zitronen hängen satt in den Bäumen und scheinen zum Pflücken nahe, denn die Straße ist teilweise sehr schmal.
Auf dieser Lebensader wird vor uns Bauholz transportiert, Gasflaschen, alles, was die Läden zum täglichen Leben und darüber hinaus anbieten, wird über die kleine Straße gefahren. Uns erlaubt der zähfließende Verkehr, auf Golf, Vesuv und Küstenlinie zu schauen. Die nächste Kurve hält wieder einen anderen Blick für uns bereit.
Nach rund 90 Minuten Fahrt mit einem sehr rücksichtsvollen Fahrer stehen wir vor dem Hotel Piccolo Paradiso. Das kleine Paradies im großen Paradies… Koffer ausgepackt, dann geht es runter zum Hafen und in das nächste Café, wo wir Bier, Café, Cappuccino und Eis bestellen. Rote Geranien vor blauem Wasser, dahinter Neapel und hier wir. Nach der Stärkung geht es entlang der Promenade. Das Meer sieht einladend aus und scheint auch nicht so kalt zu sein, was die Handmessung ergibt.
Am Abend ist die Gruppe zusammen, weitere Gäste haben sich eingefunden. Nun sind wir zwölf – wie die Apostel.
Ganztagesausflug zur Insel Capri
Katia holt uns ab. Sie ist unsere Gästeführerin für die nächsten Tage. Die Signora fährt mit der Vespa von Sorrento nach Massa Lumbrese – stilecht. Ein guter Start in den Tag, der großartig ist – um es gleich vorwegzunehmen.
Denn wir fahren nicht einfach nach Capri, sondern umrunden zunächst die Insel, dafür müsste man eigentlich ein separates Angebot buchen. Der Kapitän ist so umsichtig, jedem die beste Sicht zu ermöglichen und so dreht er das Schiff jedes Mal um die eigene Achse, wie ein Karussell. So sehen wir die Weiße Grotte, die Villa des Schriftstellers Malaparta, die Faraglioni, die Via Krupp, Marina Piccola, den Leuchtturm. Und dann die Blaue Grotte.
Doch wo ist sie? Heute geschlossen, da das Meer bewegt ist und keinen Zugang erlaubt. Ein kleines Loch im Felsen, durch das man sich im Ruderboot durchhangeln muss. Wo sonst unzählige Schiffe auf eine Umstiegsmöglichkeit warten, ist heute nichts los. Und angesichts dieser Situation ist man erstaunt, dass diese Grotte überhaupt entdeckt werden konnte. Übrigens war sie schon in der Antike bekannt. Denn dort gefundene Statuen zeugen davon, dass die Grotte als Nymphäum genutzt worden ist.
Dann erreichen wir Marina Grande, den Hafen der Insel. In der Hochsaison besuchen 20.000 Tagestouristen die Insel, 5.000 pendeln täglich für die Arbeit zwischen Festland und Insel. 12.000 Einwohner hat Capri. Viele finden hier keine Wohnung und sind gezwungen, aufs Festland zu ziehen. Die Situation kennen wir von Sylt.
Ein Minibus wartet auf uns, er sieht ein bisschen aus wie eingelaufen. Doch das Matchboxauto passt perfekt durch die schmalen Straßen. Hin und wieder kommt ein anderer kleiner Bus entgegen, am besten an noch engeren Stellen oder in Kurven. Da der Italiener nur die Richtung nach vorne kennt, zurückfahren käme einer Niederlage gleich, schieben sich beide Wagen zentimeterweise nach vorne, während die Insassen den Atem anhalten. Wer dann noch Atem habt, lässt die letzte Luft weichen auf der Straße nach Anacapri, die auch „Mamma Mia“ heißt. Ein herausragendes Straßenkunstwerk, erst xy gebaut. Bis dahin nutzte man die Phönizische Treppe über 800 Stufen – für Lebensmittel, die Post, alles, was man vom Hafen in den Ort transportieren musste.
Axel Munthe schreibt darüber in seinem Buch „Das Buch von San Michele“ sehr anschaulich, über das einfache Leben in Anacapri und sein Leben. Denn der schwedische Arzt machte sich als Modearzt in Paris einen Namen und behandelte wohlhabende Bürger an Krankheiten, die man haben wollte, um im Gespräch zu bleiben. Dieser Klientel überdrüssig, reiste er nach Neapel, als dort die Cholera ausbrach, um zu helfen. In Anacapri verwirklichte er seinen Traum: Über Jahre hinweg baute er sein „Eigenheim“, indem er eine offengelassene Kirche zum Ausgangspunkt nahm und sie über eine lange Pergola mit seinem neuen Wohnhaus verband. Das Besondere sind die Spolien, mit denen er seinen Besitz zierte: antike Reste, die überall zu finden waren sobald man ein wenig grub. Und so dekorieren Säulen, Marmorplatten und Statuen das Anwesen und machen es zu einem Gesamtkunstwerk.
Wir genießen den Blick auf Marina Grande und laufen in den Ort zurück, machen jedoch zunächst noch Halt bei einer Limoncelloverkostung. Er schmeckt fruchtig und nicht zu süß. Dann geht es weiter. Die einen setzen sich zum Mittagessen nieder, die anderen laufen weiter, neugierig, was der Ort noch zu bieten hat.
Da gibt es einen Take Away mit Pizzastücken. Während die Frau in aller Seelenruhe verkauft, rollt der Mann in aller Seelenruhe den Pizzateig aus. Man könnte ungeduldig werden und doch ist es schön, dem Paar in seinem ruhigen Lauf zuzusehen. Eine Pizza mit Zitrone? – Sie schmeckt hervorragend, frisch und fruchtig, eine gute Wahl. Über das Kompliment freuen sich beide.
Zum vereinbarten Zeitpunkt besteigen wir wieder unseren zu warm gewaschenen Minibus nach Capri. Dort führt uns Katia über stille Gassen zum Giardino Augustus. Ein phantastischer Blick auf die Faraglioni, die wir am Vormittag vom Wasser aus gesehen haben. Auf der anderen Seite windet sich die Via Krupp hinunter zur Marina Piccola. Wie ein akkurates Band windet sie sich von einer Seite zur anderen, eingezwängt in den Raum, den der Felsen ihr lässt und dabei sieht sie so leicht und elegant aus.
Haben wir über die stillen Gassen, in denen wir keinen getroffen haben, sozusagen den Hinterhof von Capri kennengelernt, drängt es uns jetzt zu den Auslagen, den Trubel. Und so laufen wir am Nobelhotel Quisisana vorbei auf die einzige Hauptroute des Ortes, die Via Camerelle. Hier buhlen Gucci, Versace, Louis Vuitton, Bulgari und andere Luxuslabels um die Kunden. Kleine Läden mit hohem Umsatz in der Hochsaison. Es scheint sich zu lohnen.
Die Piazetta, das Wohnzimmer von Capri, liegt auf unserem Rückweg. Wenn die letzten Fähren alle Menschen wieder mitgenommen haben, kehrt Ruhe ein in diesem Bilderbuchstädtchen.
Panoramafahrt mit dem Schiff entlang der Amalfiküste – Besuch von Amalfi und Positano
Ein richtig schöner Sonntagsausflug steht auf dem Programm, der eine Überraschung bereit hält in Amalfi.
In unserem kleinen Hafen besteigen wir wieder das Schiff – wieder die ersten, wieder freie Platzwahl. Die Plätze in der ersten Reihe sind heute ein wenig feucht, denn das Meer ist bewegt und hin und wieder sprüht Wasser von vorne.
Entlang der Costiera Amalfitana zieht das Schiff. Seit 1997 gehört sie zum UNESCO-Weltkulturerbe und erstreckt sich auf einer Länge von ca. 40 Kilometer zwischen Positano und Vietri sul Mare. Es ist viel schöner, sich die Küste vom Wasser aus anzusehen, denn hinter jeder Kurve warten neue Orte, Villen, Terrassen und ungezähmtes Gelände auf uns, was man von der Straße nicht sieht.
Große raue Felswände, nur Türme an markanten Punkten aus dem Jh. bezeugen frühere Zivilisation. Gefaltetes Gestein, grün überzogen, ganz oben eine Kirche, vereinzelt Häuser – wie kommt man dorthin? Es ist, wie wenn die Landschaft einen Anlauf nimmt, von Piano über Crescendo zu Forte.
An den drei kleinen Galli-Inseln lockten die Sirenen Odysseus mit ihrem Gesang, so die Sage. Ein alter Leuchtturm belegt die Gefährlichkeit dieser Stelle. Die Reste einer antiken Villa sind Zeugnis eines wohlhabenden Menschen, der hier die heißen Sommertage verbracht hat. Die einen möchten gesehen werden, die anderen ihre Ruhe haben. t
1929 erwarb der russische Tänzer und Choreograph Léonide Massine die Inseln und errichtete mit Hilfe des Architekten Le Corbusier auf den Ruinen eine neue Residenz. Nach seinem Tod besaß ab 1988 der Ausnahmetänzer Rudolf Nurejew die Galli-Inseln 1988 für wenige Jahre. Heute kann man die Insel mieten und ein exklusives Einsiedlerdasein für ein paar Tage führen.
In Amalfi zeugt die arabisch-normannische Basilika Sant' Andrea mit der byzantinischen Fassade von der Hochblüte des Ortes. Amalfi war zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert eine mächtige Seerepublik, hatte eine weitreichende Handelsflotte, prägte eigene Münzen, wurde 987 Erzbischofsitz. Der erste Codex über das Seehandelsrecht, das älteste internationale Gesetzbuch der Welt, stammt von hier, die „Tabula de Amalpha“.
977 beschreibt der arabische Geograph Ibn Hauqal Amalfi sei die „edelste, reichste und opulenteste Stadt Italiens.“
Die Reliquien vom Apostel Andreas wurden aus Konstantinopel unter nicht legalen Bedingungen mitgenommen und sicherten somit immerhin der Kirche eine immerwährende Bedeutung.
Heute bringt man nur noch Venedig in diesen Zusammenhang, doch auch Pisa und Genua gehörten zu diesem Kleeblatt. Amalfi trieb florierenden Handel mit dem östlichen Mittelmeerraum, von der Türkei bis nach Israel. Sie hatten eigene Handelskontore, im gelobten Land ein Krankenhaus, ähnlich einer Hanse führten sie engmaschig ihre Geschäfte. Davon ist im Stadtbild wenig sichtbar, keine Paläste, allein der Dom legt Zeugnis ab von dieser glanzvollen Epoche.
Doch nun zu der großen Überraschung des Tages: In Amalfi findet heute und gleich die legendäre Regatta statt, die seit 1955 jährlich zwischen den vier alten Seemächten ausgetragen wird – die „Regatta Storica delle Antiche Repubbliche Marinare“. Genua, Pisa, Venedig und Amalfi liefern sich ein Rennen. Die Stadt ist für den Autoverkehr gesperrt, Balkone und Fassaden sind geschmückt, alles ist auf den Beinen.
So suchen wir uns nach dem Domrundgang die besten Plätze. Die Stadt ist ein einziger großer Balkon, das Ufer ist gesäumt mit Menschen, die Häuser, die sich gestaffelt dahinter erheben, bieten beste Ausblicke. Auf dem Meer säumen unzählige Schiffe die Rennstrecke.
Genua gewinnt die Regatta. Und in einem nicht enden wollenden Gebabbel wird danach über Lautsprecher das Rennen kommentiert, die Namen der Beteiligten, den Sponsoren, der Gemeinde gedankt, die Teams auf die Bühne geholt, Fotos gemacht. Zwei berittene Polizisten in schwarzer Uniform, mit Degen an der Seite und auf Rappen, die sehr lieb sind und beim Streicheln genussvoll die Augen schließen, machen Staat. Alles ist bestens organisiert und sieht sehr schön aus.
Den Wettkampf haben wir gesehen, nun geht es weiter mit unserem Programm. Der Wellengang ist nicht ohne, die Schiffe bewegen sich heftig und erschweren das An-Bord-Gehen. In Positano ist gar nicht so sicher, ob wir landen können. Unser junger Kapitän ist behutsam, bringt das Schiff vor Anker und uns an Land.
Positano ist vom Wasser her eine Ansammlung unzähliger Häuser in Pastellfarben, die ein malerisches Gesamtes ergeben. Das Panorama mit der gelb-grünen Kuppel der Kirche Santa Maria Assunta ist anziehend. Doch dieser Magnet ist so stark, dass dieser hübsche Ort aus den Nähten quillt. Alles drängt sich durch die engen Gassen, bleibt vor den zahlreichen Geschäften stehen, macht hier ein Foto, dort ein Selfie. Es gibt nur eine Straße, ansonsten Treppen, die nach oben führen und später auch nach unten.
Zum vereinbarten Zeitpunkt treffen wir uns an der Anlegestelle und beobachten ein ungewöhnliches Schauspiel: Die Boote fahren rückwärts an das Pier, hin und her geschüttelt vom Wellengang, fahren den Laufgang aus, der stark schwankt und über den eilig die Passagiere aufs Schiff gehen. Unser Schiff muss warten und wirkt wie eine Nussschale, erst kommen die großen Schiffe dran und so vergeht eine halbe Stunde,
In der Zwischenzeit biete ich Sfusato amalfitano an - die hiesige Zitrone, groß wie ein Kinderköpfchen, ist ein Scheiben geschnitten. Man isst sie mit der Schale, bestreut sie zuvor mit Zucker. Das schmeckt uns.
Dann endlich kommt auch unser Schiff an die Pier, wir laufen über die schwankende Brücke und sind froh, den Heimweg antreten zu können. Das Licht ist schön und beleuchtet die Landschaft in anderen Farben als heute Morgen.
Hungrig und müde freuen wir uns auf das Abendessen und dann auf unser Bett.
Die versunkene Stadt Pompeji und Besteigung des Vesuvs – Nachtfähre nach Sizilien
Heute gehört der Tag der Ausgrabung von Pompeji. Der Franke Gabriel Zuchtriegel ist seit 2021 Generaldirektor des Archäologischen Parks Pompeji. Gerade wurde sein Vertrag um vier weitere Jahre verlängert. Dank der Limitierung auf 20.000 Besucher täglich – was immer noch viel scheint, zuvor waren es jedoch bis zu 36.000 – ist die Besichtigung sehr angenehm. Das Ausgrabungsgelände mit seinen Villen, Tempeln, Märkten, Thermen und Eingangsstraßen gewährt uns Einblicke in das Leben 79 n.Chr. als der Ort von einem Vulkanausbruch verschüttet wurde.
Der Besuch der Villa Menandro von 200 v.Chr. zeigt den Aufbau mit Atrium, Peristyl, Triklinium, sogar ein eigener kleiner Thermenbereich gehört dazu. Fresken ziehen sich über die Wände, thematisch zur Raumnutzung passend.
Wie z.B. im Freudenhaus mit seinen anregenden Wandmalereien, das wir besuchen. Die Betten aus Stein liegen nun blank, früher werden sie sicher gepolstert gewesen sein.
In die Löcher der Theken, die an der Ladenstraße liegen, passten Amphoren mit Suppen und anderem „Streetfood“ für zwischendurch. Die hohen Zebrastreifen brachten einen sicher von einer Seite zur anderen und die Karren mussten schauen, dass die Räder genau in die Lücken passen. Wenn man die Augen schließt, kann man sich das Leben hier gut vorstellen.
Zum Mittagessen fahren wir dem Vesuv entgegen. Auf einem Weingut überzeugen wir uns von dem guten Einfluss, den der mineralhaltige Lavaboden auf die Weinreben hat. Mit dem Namen Vesuvio DOC oder Lacrima Christi DOC werden Weine an den Hängen des Vesuvs hergestellt.
Weiß- und Roséwein zum gut sortierten Vorspeisenteller, zwei Rotweine zur Pasta, ein Grappa, ein Likör zum Dessert. Danach würden wir uns gerne unter die Reben legen, stattdessen beschäftigt uns die Frage, wie kommen wir jetzt auf den Vesuv?
Denn das nun anstehende Ziel ist der 1.281 Meter hohe Vesuv. Der Bus fährt uns noch ein ganzes Stück weit nach oben, was uns Zeit lässt, noch mal durchzuatmen. Links ist ein früherer Lavastrom zu erkennen, im Hintergrund liegt Neapel.
Der stetig nach oben führende Weg beginnt an der Südostflanke und läuft in Serpentinen nach oben. Am Kraterrand schaut man in die Tiefe, jedoch nicht bis auf den Grund. Auf der anderen Seite, im Osten, liegt Pompeji, ein klein wirkender brauner Bereich in der Ferne. Was mag noch alles unter der Erde liegen?
Das Wetter ist klar, der Golf liegt unter uns: Ganz links beginnt mit Sorrent der schöne Teil der Küste, die wir gestern gesehen haben, Capri ist zu erkennen, dann der weiche Bogen des Golfes, an seinen Ufern dicht bebaut, rechts hinter der Ecke die Phlegräischen Felder. Sie sind gerade 20 km vom Vesuv entfernt und werden als Supervulkan eingestuft. Somit liegt der Spannungsbogen zwischen Himmel und Hölle vor uns.
Wir laufen wieder hinunter zum Bus und fahren zum Hafen von Neapel, wo wir die Fähre nach Palermo nehmen werden. Das Terminal ist angenehm und ein Supermercato ist in der Nähe, um sich für die Reise einzudecken.
Die Kronkorken der Bierflaschen ploppen, der Abend ist eingeleitet. Und wie eine geheime Absprache wird künftig täglich einer der Rucksäcke der Männer mit Bier gefüllt sein und die Runde machen.
Ein riesengroßes Kreuzfahrtschiff liegt am Pier, mehr als elf Stockwerke hoch und über 300 m lang. Doch auch wir fahren auf der Rolltreppe in unserer Fähre hoch zur Rezeption, bekommen geschwind unsere Zimmerkarten und können uns im Abendsonnenschein an Deck setzen mit Blick auf Neapel und das Riesenschiff, das kurze Zeit später wie auf einem Teppich gezogen ganz sanft aus dem Hafen gleitet.
Wir folgen wenig später und schauen noch mal zum Vesuv hoch, wo wir vor einigen Stunden selbst standen und nach unten schauten.
Der Leuchtturm von Anacapri, den wir vor zwei Tagen umrundet haben, leuchtet unserem Schiff den Weg.
Bald ist alles außer Sehweite und es kehrt eine große Ruhe auf dem Schiff ein.
Ankunft auf Sizilien – Besuch von Cefalú – Überfahrt nach Lipari
Die Nacht war ruhig, alle konnten schlafen und so sehen wir uns gegen 6 Uhr beim Frühstück wieder. Eine freundliche Frauenstimme bittet in verschiedenen Sprachen, die Kabinen zu verlassen, denn die Betten müssen neu bezogen werden. 280 Kabinen mit zwei Betten und zwei ausklappbaren Betten, das ist die Kapazität dieser kleinen Fähre.
Die vielen Polizisten an Bord sind nicht etwa Begleitschutz, sondern hätten einen Arbeitseinsatz in Rom und fahren nun wieder nach Hause. Ob sie wohl zu viert in einer Kabine geschlafen haben?
Rund 60 Mann gehören zu Crew und sie sind gut eingespielt.
Wir folgen also der Bitte, sehen, wie sich uns Sizilien nähert, nehmen ein kleines Frühstück ein und sehen, wie Palermo näher rückt.
Pippo, unser Busfahrer, der auf seinem Whats-App-Foto wie ein Mafioso aussieht, steht schon da und schaut ganz freundlich. Mit ihm fahren wir nach Cefalù in Begleitung von italienischen Schlagern und einen Stopp an einem Autogrill, wo es guten Kaffee gibt. Der Tag ist lang und beginnt erst.
In Cefalù nimmt uns Maria in Empfang. Sie ist Schweizerin aus Uster, mit 20 als Archäologiestudentin nach Sizilien gekommen und hier hängengeblieben. Als Gymnasiallehrerin für Deutsch führt sie sehr gut durch ihre Heimatstadt. Der Ort gehört zum Unesco-Weltkulturerbe und noch haben wir ihn für uns alleine. Denn mit uns hat „Mein Schiff“ in Palermo angelegt und eine große Gruppe Schiffreisender wird später durch die Gassen geführt, wenn wir unsere Besichtigung beendet haben.
Bei der Anfahrt haben wir es sehen können: Der Rocca, der Fels, trägt eine Befestigungsmauer, wie eine Krone rundherum. Da stellt man sich die Frage, wie soll man überhaupt über unzugängliche Felswände über eine Mauer einfallen können? Und wie hält das Ganze dort droben fest? Ein meisterliches Bauwerk der Normannen.
Der Muschelkalk ist vorherrschendes Baumaterial, mit einer warmen Farbgebung. Der Ort ist Bischofssitz wie Palermo und Monreale und hatte früher vier Eingangstoren, von denen noch der Zugang vom Hafen besteht. Im Zentrum die imposante Kathedrale, auch ein UNESCO-Weltkulturerbe mit seinen beeindruckenden byzantinischen Mosaiken und normannischer Architektur. Von hier aus läuft man ein paar Schritte zur Spiaggia, dem kleinen Strand, auf dem schon Liegen und Sonnenschirme auf die ersten Gäste warten.
Vom Strand aus gehen wir zum Waschbrunnen, der über eine weite ausschwingende Treppe zu erreichen ist. Das Quellwasser strömt in die acht Bassins, jedes mit einem Waschstein versehen. Eine große Reinigungsanlage, die selten zu bewundern ist. Heute planschen die Kinder an heißen Tagen darin.
Roger II., der Großvater von Kaiser Friedrich II., war 1131 mit dem Schiff auf dem Weg nach Palermo, landete jedoch wegen schlechten Wetters in Cefalù und brachte den Ort somit in die Geschichtsbücher.
Der Dom wurde 1131 – 1141 gebaut, in zehn Jahren. Das Baumaterial waren u.a. Spolien, antike Bauelemente wie die Kapitelle. So recycelte man damals schon und war schneller fertig als wenn man alles neu angefertigt hätte.
Die Apsis mit Goldmosaik ist bemerkenswert. Christus als Pantokrator, als Weltenherrscher und einem aufgeschlagenen Buch mit den griechischen Zeilen „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ (Joh. 8.12) Darunter Marie, weder mit Kind noch als Sterbende, sondern als Frau, die betend die offenen Hände zu ihrem Sohn erhebt. Es ist eine sehr schöne Darstellung, beide so lebendig – nicht am Kreuz - als Menschen inmitten der Apostel zu sehen.
Das Holzkreuz in der Apsis ist bemerkenswert, da es zum einen die Zeit überdauert hat, zu anderen hat es zwei Seiten, die die Kreuzigung (Ostern) und die Wiederauferstehung (Pfingsten) zeigen und an den Feiertagen wird die jeweilige Seite zu den Gläubigen gedreht.
Dann haben wir Zeit, uns das eine oder andere noch mal in Ruhe anzuschauen, in Cefalù, einer der schönsten Küstenstädte der Insel.
Am frühen Nachmittag bringt uns der Bus nach Milazzo, immer an der Küste entlang, durch unzählige Tunnel und viele Brücken.
Hat uns am Morgen Pippo gefahren, ist es jetzt Peppe, die nicht etwa Brüder sind, sondern die Verkleinerungsform von Giuseppe, einem sehr beliebter Männernamen, in seinen verschiedenen Abwandlungen.
Der Hafen von Milazzo ist übersichtlich, der Wartebereich angenehm. Noch angenehmer wäre er mit einem Pausengetränk und so zieht eine Truppe von uns in den nächsten Supermarkt, den wir nach dreimaligem Fragen auch erreichen. Die erste Auskunft gibt die grobe Richtung an, die zweite markiert eine wichtige Ecke, um die wir biegen müssen, die dritte weist auf das Ziel am Ende der Straße. Und der Rückweg geht dann sehr zügig, was auch wichtig ist, da die Taschen mit verschiedenen Getränken gut gefüllt sind.
Unser Schiff nach Lipari nimmt alle mit: drei Schulklassen, alle mit verschiedenfarbigen Käppis, damit auch keiner an der Inselhaltestelle vergessen wird, Inselbewohner mit vielen großen und gefüllten Einkaufstaschen und wir Touristen, die wir unsere Koffer ans Heck stellen und hoffen, dass sie nicht über Bord gehen, was sie natürlich nicht tun, da diese Lagerung ja jahrelang erprobt ist.
Jeder Platz ist besetzt, es gibt keinen Sitzplatz draußen, das Boot klappt nach dem Ablegen seine Flügel am Bug aus und schwirrt mit erhobenen Kiel über das Wasser bis es zunächst Vulcano und dann Lipari erreicht.
Vom Hotel steht ein Bus bereit, der unsere Koffer aufnimmt, wir laufen hinterher und lernen so die Geschäftsstraße kennen, eine autofreie Straße – was hat es darüber nicht Stimmen gegeben vor rund acht Jahren, die über fehlende Parkplätze und Geschäftseinbußen geklagt haben, wie bei uns, und am Ende ist die Entscheidung eine gute. Geschäfte und Lokale, schöne Fassaden mit Balkonen, südliches Flair, alleine bestimmt von den Menschen auf der Straße, ohne Hektik. Das macht uns nach dem langen Tag nochmal munter und wir freuen uns auf die kommenden Tage.
Die Hotelzimmer sind schön, geräumig, manchen haben Terrassen, der Restaurantservice aufmerksam und der Zackenbarsch auf dem Teller ausgesprochen lecker.
Inselrundfahrt auf Lipari
Elisabeth, unsere Gästeführerin, holt uns ab und wir unternehmen eine Inselrundfahrt. Der Busfahrer heißt Salvatore. Normalerweise heißen die Männer Bartholo(meo), nach dem Schutzheiligen der Insel. Doch es gibt auch Ausnahmen.
Lipari ist 37 km² groß, Panarea ist die kleinste der sieben Inseln mit 3,4 km². 12.000 Einwohner hat die größte Insel und mittlerweile viel zu viele Autos. 8.000 Menschen wohnen in der Stadt selbst und auf der Insel kann man das Abitur machen. Somit pendeln viele Schüler täglich zwischen den Inseln.
Wir machen Halt an Quattrocchi, einem hübschen Aussichtspunkt, wo wir nach Vulcano schauen können.
1892 fand der letzte Ausbruch statt, die Reblaus tat ihr Übriges, um die Menschen zum Auswandern zu bewegen: nach USA, Kanada, Australien, wo heute 25.000 Nachkommen aus Lipari leben.
Seit Ende der 1970-er Jahre setzt man auf Tourismus, so dass die verlassenen Häuser wiederbelebt wurden.
Und auch Wein gibt es wieder: Der Malvasier wurde von den Griechen um 580 v.Chr. eingeführt. Sie bauten auch Kaolin ab, woran man sich erinnert fühlt im Museum. Dort stehen dünnwandige Gefäße, die an Porzellan erinnern.
Durch den Tourismus wird Landwirtschaft vernachlässigt, da diese weniger abwirft. Anders verhält es sich mit den Kapern, für die Salina, die Nachbarinsel bekannt ist. Die Pflanze fühlt sich an Trockenmauern wohl, hat exotisch wirkende Blüte, die zur Frucht heranreift
Auf der Nordseite blicken wir auf Salina, die zweitgrößte Insel mit 27 km², 3.000 Einwohner auf drei unabhängige Gemeinden verteilt. Die hohe Salzsteuer, die an Lipari abgeführt werden musste, entfachte eine Revolte, die zur Unabhängigkeit führte. Hier steht der höchste Berg der Liparischen Inseln mit 962 m, von dem aus man alle Inseln sieht außer Vulcano.
Die Inseln werden regelmäßig mit Wasser vom Schiff aus versorgt und so ist es erstaunlich, dass ohne Frischwasser die Inseln schon im Mittelneolithikum (5500 – 500 v. Chr.) bewohnt waren. Reiche Vorkommen an Obsidian machten Lipari attraktiv und zu einem wichtigen Handelszentrum. Der ungemein harte und scharfe Stein, der bei einem der letzten Vulkanausbrüche auf der Insel aus vulkanischem Glas entstanden ist, wurde für Waffen, Klingen und zum Schneiden benutzt.
Einen weiteren Höhepunkt erlebte die Insel unter griechischer Kolonisation. 580 v.Chr. stand auf dem Burgberg eine Akropolis. Eine Mauer aus Steinen vom Monte Rosa zeugt noch davon. 3.000 Gräber sind in einer Nekropole gefunden worden. Die Grabbeigaben machen das kleine Museum auf dem Burgberg zu einem der besten Italiens. Hier sieht man große Henkelvasen mit rotfigürlicher Bemalung, Spiegel, Schmuck, Kinderspielzeug und gar eine Glasurne, gut verpackt in einem Metallbehältnis.
Im Nordosten der Insel liegt der Vulkan Pilato. Er besteht fast vollständig aus Bimsstein, einem glasigen Vulkangestein, dass durch seine vielen Poren leichter als Wasser ist.
Auf der Insel wurde Bimsstein abgebaut – „Steinbaiser“ und der einzige Stein, der auf Wasser schwimmt. Man braucht ihn für Kosmetik, Schleifmittel, Zahnpasta, Katzenstreu. Nachdem die Liparischen Inseln in das UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen worden sind, musste der Abbau stillgelegt werden. Die ehemaligen Bimssteinbrüche geben der Landschaft ein einzigartiges Aussehen. Seitdem ist der Strand von Canneto wieder schwarz, da sich kein Bimssteinstaub mehr darüberlegen kann - und auch nicht mehr in den Wohnungen. Für Bimsstein muss man gar nicht weit fahren: Er wird auch in Deutschland abgebaut, so in der Vulkaneifel
Die Kirche ist dem Hl. Bartolomeo geweiht, der in Armenien das Martyrium erlitten haben soll. Der Legende nach soll der Sarg an der Insel angespült worden sein.
Ein paar Reliquien hütet die Kirche und eine Statue aus 400 kg Silber wird viermal im Jahr in einer Prozession durch die Stadt getragen: Im Februar wird der Ankunft des Sarkophags gedacht, im März bittet man um eine gute Ernte, am 21. August ist der Namenstag, und im September erinnert man an ein schlimmes Erdbeben des Ätnas, das bis zur Insel reichte.
Das große Erdbeben 1663 auf der Ostseite von Sizilien zerstörte viel, so dass die Neubauten im barocken Baustil errichtet wurden.
Ausflug zur Insel Vulcano
Heute geht es zur benachbarten Insel mit dem zweiten aktiven Vulkan des Äolischen Archipels.
Um 9 Uhr besteigt unsere Gruppe von vier Vulkanstürmern das Boot und setzt nach Vulcano über. Wir wollen zum 391 Meter hohen Kraterrand des Gran Cratere aufsteigen. Vom Hafen laufen wir zum Einstiegspunkt, an dem die Ampel Grün zeigt. Nur zu bestimmten Zeiten darf der Krater begangen werden und so sind wir rechtzeitig da. Von unten sehen wir schon die aufsteigenden Dämpfe, am Randes Kraters sehen wir dann die gelben Schwefelspuren der Gase – Fumarolen (?). Zunächst geht es über schwarzen Kies, dann über rutschigen Untergrund auf die Höhe. Oben am Kraterrand haben wir dann alles im Blick: das Kraterloch, den Rand, die ursprüngliche Umfassung des viel größeren Kraters, die Insel Salerna Lipari, Stromboli und ganz hinten sehen wir Cefalú, wo wir vor zwei Tagen waren. Es geht noch ein Stück höher, wo wir unseren Aufstieg von 1,20 Std. beenden und es genießen, hier zu sein und die Anstrengung nicht gescheut zu haben.
Auf dem Rückweg fällt uns eine vulkanische Bombe auf, die bei der Eruptionsphase von 1888 bis 1890 ausgeworden wurde. Am Hafen werden wir noch sog. „Brotkrustenbomben“ sehen, die bis zu einer Tonne schwer sein konnten.
Unten werden wir von unserer Gruppe begrüßt, die inzwischen die Insel umrundet hat Die Ampel steht jetzt auf Rot. Gemeinsam gehen wir vorbei an dem Haus, in dem die Schauspielerin Anna Magnani während der Dreharbeiten zum Film „Vulcano“ gelebt hat, der mehrheitlich auf Salina gedreht worden ist.
Der Spiaggia Sabbie Nere hat schwarzen Sand, fein wie Mehl. Er glitzert in der Sonne und die Bucht lädt zum Baden ein. Der Sand beim Spiaggia Acqua Calda hingegen ist grobkörnig. Unweit vom Strand sprudelt es warm aus dem Mittelmeer heraus. Es gehört zum „Toten Feld“, ein 37.000 m² großes Areal, wo vielfältige Fumarolentätigkeiten zu beobachten sind.
Einige Badende können sich von diesen angenehmen Badetemperaturen kaum trennen.
Der danebenliegende Schlammpool, der durch die heißen Gase Temperaturen von 35 bis 52 °C aufweist, hilft bei Hautkrankheiten, Rheumatismus und Arthritis. Obgleich er so freundlich vor sich hinblubbert, ist er noch nicht geöffnet.
Einer Steinmauer, die zum Hafen führt, entweichen hier und dort Gase. Rund um das Loch schimmert der Schwefel gelb.
Geologisch ist die Insel sehr interessant, wohl einzigartig. Doch wir freuen aus auf unser Städtchen Lipari und den kleinen Hafen und haben noch ein bisschen Zeit zum Bummeln vor dem Abendessen.
Schiffsausflug nach Panarea und Stromboli
Nach dem Mittagessen im Hotel laufen wir zum Hafen und fahren mit dem Schiff nach Panarea. Jede der sieben Inseln hat einen eigenen Charakter und obgleich Alicudi, und Filicudi ein bisschen größer sind, steht diese Miniinsel mit einer Fläche von 3,4 Quadratkilometern und 200 Einwohnern für Luxus.
Dass es sicher hier gut leben lässt und dass schon sehr früh, davon zeugen prähistorische Ausgrabungen. Der erloschene Vulkankrater Corvo erhebt sich mit 420 Metern über der Insel. Ursprünglich war auch hier der Krater sehr viel größer und was wie ein Vulkan, von Kinderhand gemalt aussieht, ist Überbleibsel des alten Kraterrands, der nun aus dem Meer auftragt.
Wir steigen am Hafen S. Pietro aus und machen einen hübschen Spaziergang durch den Ort, vorbei an weiß getünchten Häusern mit blauen Türen und Fensterrahmen und üppig blühenden Gärten. Hier ist man herausgeputzt.
Dann setzen wir nach Stromboli über. Diese Insel ist die bekannteste des gesamten Archipels, auch aufgrund des Films „Stromboli“ mit Ingrid Bergmann. Sie war fasziniert von den Filmen Roberto Rossellinis und fragte schriftlich nach einer Zusammenarbeit. So übernahm sie in „Stromboli“ die Hauptrolle und auch im Leben Rossellinis, denn die beiden verliebten sich, heirateten und bekamen zwei Kinder, von denen Isabella Rossellinis selbst berühmt wurde. Wir kommen an dem Haus vorbei, in dem die Bergmann während der Dreharbeiten gewohnt hat.
Die Insel ist die ursprünglichste unter den sieben Schwestern, abweisend, überall fallen die Felswände ins Meer, der Ort Gennaro ist nur mit dem Schiff zu erreichen.
Wir gehen von Bord und laufen durch die Gassen. Der Ort wirkt einfach, so ganz anders als Panarea. Wir kommen an einer Wandergruppe vorbei, ausgerüstet mit Helmen. Um 22.30 Uhr kommen sie wieder zurück, ist zu hören, das heißt in fünf Stunden steigen sie auf den Vulkan und wieder ab. Diese Ausflüge finden nur unter kundiger Leitung statt.
Am Ende unserer Besichtigung schließt sich ein zweiter Ort an, hier wohnt man gehoben inmitten schöner Gärten.
Die Insel hat zwei Gesichter – Himmel und Hölle – denn der Vulkan Stromboli ist noch aktiv, der größte Teil von ihm liegt unter dem Meeresspiegel. Seine gesamte Höhe misst fast 3.000 Meter und wir sehen gerade mal 930 Metern. In fast regelmäßigen Abständen von ca. 15 Minuten gibt es kleinere oder größere Ausbrüche. Die Ausbruchstelle wird Sciara del Fuoco genannt - Straße des Feuers. Mit dem Schiff fahren wir an dieser Ausbruchstelle vorbei, wo wir mit Glück kleinere Ausbrüche bestaunen können. Diese werden immer mit einem „Oooh“ aller Passagiere begleitet.
Um 22 Uhr sind wir wieder auf Lipari. Die kleine weiße Kirche am Hafen leuchtet in bunten Farben, die Restaurants sind belebt. Noch auf einen Absacker, dann in die Heia.
Fähre nach Sizilien – Auffahrt zum Vulkan Ätna – Besichtigung von Taormina
Heute haben wir einen langen und abwechslungsreichen Tag vor uns.
Wir laufen zum Hafen, während die Koffer im Auto fahren. Die Fähre bringt uns nach Milazzo, wo uns Gian mit dem Bus erwartet und uns zum Ätna bringt. Auf dem Weg dorthin nehmen wir unsere Gästeführerin Laura auf. Sie ist Lehrerin und hat unglaublich viel Wissen, was sie uns ausgezeichnet vermittelt.
Wir sind früh aufgestanden und stärken uns zunächst in dem sehr netten Café „Antica Dolceria dell'Etna“ in Zafferana Etna. Der Ort ist bekannt für seine vielfältigen Honigsorten, die auch in dem einen oder anderen leckeren Gebäck verarbeitet werden.
Die Hänge des Ätnas sind ein einziger Obstgarten, denn durch seine Mineralien wächst hier fast alles. Doch es braucht rund 400 Jahre, um das Lavagestein zu einem fruchtbaren Boden zu machen. Die Fahrt zum Ätna ist imposant, auch wenn es wolkenverhangen ist. Denn die Lavaströme sind eindeutig zu erkennen. Die Lava ist meist relativ dünnflüssig. Dadurch können die in ihr enthaltenen Gase entweichen und bauen keinen Überdruck auf, der sich in einer Explosion entladen könnte. Daher zählt der Ätna nicht zu den explosiven Vulkanen wie beispielsweise der Vesuv, sondern er gilt „buono vulcano“, der „nur“ bebt und keine Lava spuckt.
Nach einer kurvenreichen Fahrt sind wir an der Seilbahnstation angekommen. Von hier aus geht es in Etappen hoch zum größten aktiven Vulkan Europas
Wir ziehen alles an, was wir haben, denn wir sind hier auf 1.800 Metern Höhe. Dann geht es mit der Gondelbahn höher hinauf, über eine schwarze Mondlandschaft - schwarze Steine, Lava. Die Endstation der Seilbahn liegt bei 2.504 Meter. Und hier steigen wir um auf Unimogs, die uns auf 2.913 Meter bringen. Es ist kalt, windig und ein großer Unterschied zur Temperatur an der Küste, die wir nun abrufen, um uns ein wenig daran zu wärmen.
Ein qualifizierter Bergführer begleitet uns auf der Runde an der Flanke des Vulkans entlang. Plötzlich peitscht ein Wind, lässt die leichteren Lavasteinchen gegen unsere Beine schlagen, was spürbar ist. Wir stemmen uns dagegen. Mund zu, denn es knirscht schon ein wenig. Im kleinen Vulkankessel ist es nicht ruhiger, der Wind verfolgt uns. Jene, die Stöcke haben, halten sich daran fest. Es sind Naturgewalten, sowohl der Vulkan wie auch der Wind, die nicht alltäglich sind und uns unsere Verletzlichkeit vor Augen führen.
Als wir wieder im Bus sitzen, sind wir einhelliger Meinung, dass das ein einmaliges Erlebnis war.
Die Hölle lassen wir hinter uns, auf in den Himmel, nach Taomina; der Erholungsort der Griechen soll auch unserer sein. Der Bus windet sich die Kurven hinauf und lässt uns mitten vor dem Stadttor aussteigen. Von hier aus ist ein Katzensprung zum Wahrzeichen der Stadt, dem griechisch-römischen Theater aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. Der Blick aus dem Zuschauerrund geht über die Küste zum Ätna. Hier konkurrierten Bühnengeschehen und Landschaft ganz offensichtlich miteinander. Da die Aufführungen nachmittags stattfanden, denn Bühnenlicht gab es nicht, richtete man das Bauwerk nach dem kühlenden Wind aus, der vom Meer hinaufsteigt.
Vom Café di Belvedere haben wir auch einen Blick nach Norden, der ebenso schön ist.
Wir bummeln noch ein wenig durch die bunten Gassen des Ortes und fahren dann ins Hotel, das den Hang gebaut ist. Zunächst nutzen wir einen Fahrstuhl, dann eine Drahtseilbahn, die uns noch höher hinaufbefördert. Die großzügigen Zimmer mit Terrasse haben einen tollen Blick und hier verabschieden wir uns in netter Runde voneinander.
Rückflug von Catania
Die Nacht über regnet es und auch am Morgen. Der Himmel ist verhangen. Abschiedswetter. Wir können glücklicherweise schon frühstücken und besteigen gestärkt um 7 Uhr den Bus, der uns zum Flughafen bringt.
Es ist nicht zu glauben – die Wolken um den Ätna lichten sich, oben liegt Schnee! Da grüßt uns dieser Vulkanriese doch tatsächlich noch zum Abschied, was uns wahrlich in Verzücken setzt. Was für ein schönes letztes Foto und ein toller Schlusspunkt, passend zu dieser vollen Erlebnisreise zu den Vulkanen und Inselperlen.
Liebe Gäste,
es waren leichte und heitere Tage mit Euch.
Eure Begeisterungsfähigkeit und Euer Interesse an all dem, was diese außergewöhnliche Reise uns geboten hat, haben die Tage auf leichten Händen getragen. Ihr habt alles mit Freude wahrgenommen und auch ausgedrückt, was zu einer richtig guten Gruppenstimmung geführt hat.
Ein großes Danke schön geht auch an die Busfahrer Pippo, Peppo, Salvatore, Gian und die anderen Kollegen, die uns über Kurven, Brücken und Tunnel, gefahren haben und schmale Straßen meisterten, die niemand von uns gerne gefahren wäre.
Laura, Elisabeth, Maria und Katia haben uns ihre Heimat und die Sehenswürdigkeiten nahegebracht und die Entstehung von Vulkanen, ihre Tätigkeiten und Ausbrüche erläutert – Geographie am „lebenden Objekt“.
Ich wünsche Euch alles Gute, Gesundheit und schöne Reiseerinnerungen und freue mich, wenn es ein Wiedersehen geben sollte auf einer anderen Reise,
Eure Vivian