Reisebericht: Wanderreise Italien – Ligurien und Cinque Terre

05.09. – 12.09.2015, 8 Tage Wandern in der Cinque Terre in Ligurien mit Sestri Levante – Punta Manara – Levanto – Monterosso – Vernazza – Corniglia – Manarola – Riomaggiore – Insel Palmaria – San Fruttuoso – Portofino (35/43 Wanderkilometer)


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Tausendjährige Dörfchen, die ihren Scharm bewahrt haben, besuchten wir während der Wanderungen: Monterosso - Vernazza - Corniglia - Manarola - Riomaggiore
Ein Reisebericht von
Betina Marinov
Betina Marinov

Ligurien für Genießer und Wanderfreunde ~ 05.09.2015 – 12.09.2015

Reisebericht von: Betina Marinow • 12.09.2015

1. Tag: Anreise

Nur eine Stunde dauerte unser Flug von Leipzig, Hamburg, Köln bzw. von Dresden aus nach München und schnell sind erste Bekanntschaften geknüpft. Nach unserem Zwischenstopp brauchte die Air Dolomiti 1,30 Stunden und Genua lag uns zu Füßen.
Aus einem schier unendlichen Häusermeer besteht Genua, eingerahmt von einem beeindruckenden Hafen. Es ist der zweitgrößte Hafen im Mittelmeer nach Marseille. Die Palazzi aus dem 16.Jh. zeigen noch heute den Stolz und Reichtum ihrer damaligen Besitzer.
Italien begrüßt uns mit Sonnenschein und auf der Fahrt zum Hotel in Sestri Levante können wir schon einen ersten Eindruck von der malerischen Landschaft bekommen: die Städte und Dörfer Liguriens machen Lust auf mehr... Wie sich die Dörfchen in die Landschaft einpassen und harmonisch verschmelzen, das wollten wir uns genauer ansehen.
Unser Hotel „Due Mari" liegt direkt zwischen der Stillen Bucht und der Märchenbucht - benannt nach Hans Christian Andersen. Er besuchte im Sommer 1832 Sestri Levante und ihm zu Ehren erhielt die Bucht den Namen „Märchenbucht". Jährlich wird ein Hans Christian Andersen - Festival in Sestri Levante veranstaltet und ein Kinderliteraturpreis wird verliehen. Aus ganz Italien werden die Märchen von Kindern gedichtet und einer Jury bewertet die neuen Märchen. Hans Christian Andersen weilte 1832 in Sestri Levante und ihm zu Ehren wurde die Bucht - Märchenbucht genannt.
Zur Begrüßung gab es einen Wellcome-Drink und Snacks auf der Terrasse.

2. Tag: Wanderung zum Punta Manara

Nach einem ausgiebigen Frühstück starten zum Grand Hotel dei „ Castelli". Auf dieser schmalen Landzunge wurde 1145 begonnen eine Zitadelle zu errichten. Diese wurde im Laufe der Jahrzehnte ständig ausgebaut und erweitert. Im Park um das Grand Hotel dei „ Castelli" steht der Marconi-Turm, auf dem Marconi erste Versuche mit der Kurzwellenübertragung durchführte. 1909 erhielt er zusammen mit dem deutschen Physiker Ferdinand Braun den Nobelpreis für Physik.
Anschließend unternahmen wir einen Stadtrundgang, beginnend an der „Märchenbucht". Vom Ufer überblickt man den gesamten Tigullio - Golf bis zum Vorgebirge von Portofino.
Die Fußgängerzone ist gesäumt von prächtigen Fassaden, z.B. die „Villa Balbi" und das Restaurant Don Luigi. Der kleine Anstieg zur Kirche „Chiesa die Cappuccini" aus dem XVII Jh. lohnt auf jedem Fall, da die Baia del Silenzio „Stille Bucht" , komplett zu bewundern ist. Von der Fußgängergasse Via XXV April führt unser Wanderweg zum Aussichtspunkt Punta Manara. Es sind ca. 180 Höhenmeter und nach einer Stunde ist die Landzunge erreicht. Der Blick auf Sestri Levante ist umwerfend, weil das ganze Panorama der lang gestreckten Bucht bis nach Portofino uns zu Füßen lag.
Am höchsten Punkt angelangt, an der Ruine eines alten genuesischen Aussichtturmes, genießen wir in fröhlicher Runde einen Limoncello. Der Ausblick auf die zerklüftete Küste und das azurblaue Mittelmeer mit der Landzunge ist beeindruckend. Ein herrlicher Küstenweg lässt uns die Mittelmeer - Maccia besser kennen lernen und so manche kleine Eidechse sonnt sich auf den Kalksteinen.

3. Tag: Wanderung von Levanto nach Monterosso

In Levanto (Einwohner 5.600) unternehmen wir erst einen Rundgang und durchqueren die „Via Garibaldi". Vorbei an dem alten Marktplatz erreichen wir die schöne Kirche „S. Andrea" XIII aus dem 13.Jh.
Elegant sieht die Kirche von außen und innen aus, mit dem Streifenmuster von weißem Marmor und grünem Serpentin ein gutes Beispiel der ligurischen Gotik. Eine elegante Rosette aus weißem Marmor schmückt das Eingangsportal.
Hier beginnt schließlich der Wanderweg nach Monterosso. Über Stufen und einen gut ausgebauten Weg bahnen wir uns den Weg nach oben. Die Vegetation ist äußerst abwechslungsreich: Baumheide, Erdbeerbäume, Feigenbäume, Lorbeer, Mastixstrauch und vieles mehr entdecken wir. Der weitere Weg führt durch alten Steineichenwald bis wir schließlich hoch über dem Meer entlang laufen mit einem wunderbaren Blick auf die Küste! Wir genießen die wärmenden Sonnenstrahlen und wandern weiter zur Ruine Sant'Antonio. Damit ist der höchste Punkt unserer Tour erreicht: Punta Mesco 319 m. Dort genießen wir in fröhlicher Runde unser Picknick und den Vino della casa bianco.
Der Abstieg ist beschwerlich, da die Stufen teilweise hoch und uneben sind. Durch die herrliche Vegetation und die Ausblicke wird unsere Mühe belohnt. In Monterosso haben wir Zeit für die obligatorische Tasse Cappuccino und einen Stadtbummel.

4. Tag: Wanderung von Monterosso nach Vernazza

Von Sestri Levante fuhren wir mit dem Zug nach Monterosso (Einwohner 1.500). Ein kleiner Bummel durch die Altstadt von Monterosso versetzte uns zurück ins 18.Jahrhundert.
Per Taxi fahren wir zum Kloster Nostra Signora di Soviore. Nach einer kurzen Besichtigung der Klosteranlage startete unsere Tour. Die Aussichtspunkte entlang des Weges sind fantastisch. Ein Andachtsweg oder Pilgerweg führt von der Kirche „Nostra Signora di Reggio" nach Vernazza.
Ganz malerisch liegen die farbenfrohen Häuser in der Bucht und am Hang, die Fischerboote liegen auf der Piazza im Trockenen. Das Castello thront über dem Städtchen - ein Anblick wie aus einem Bilderbuch entsprungen. Die Turmbesteigung bildet den Höhepunkt des heutigen Tages, da der Ausblick gigantisch ist.
Wir bummeln ein wenig durch Vernazza und kehren in einer urigen Pizzeria ein - bei einem leckeren Cappuccino und einem leichten Mittagessen ist die Anstrengung wie verflogen.
Mit dem Zug geht es schließlich wieder zurück nach Sestri Levante, aber unsere Gedanken sind immer noch in den verwinkelten Gassen von Vernazza.

5. Tag: Cinque Terre – Corniglia, Manarola und Riomaggiore

Von Vernazza nach Corniglia sind ca. 200 Höhenmeter zu überwinden, wobei sich der Wanderweg an unzähligen Trockenmauern entlang schlängelt. Der gut markierte Weg ist gesäumt von meterhohen Opuntien, Agaven und alten Olivenbäumen. Das schwarz-graue Schiefergestein gibt einen schönen Kontrast zu dem farbenfrohen und satten Grün der Pflanzen. Wir passieren die typischen Trockenmauern - insgesamt sollen sie etwa 8.000 km Länge haben! Die farbwechselnden Rebstöcke auf den mühevoll angelegten Terrassen sind unsere ständigen Begleiter.
Unser erstes Ziel ist das schöne Dörfchen Corniglia (466 Einwohner), es ist der kleinste der fünf Orte und liegt als einziger 193 m hoch über dem Meer. Mehrere Fotos wurden von der beeindruckenden Aussichtsterrasse gemacht, denn von dort aus hatten wir einen Überblick von den Dörfchen der Cinque Terre. Ab Corniglia gingen wir wieder die 293 Stufen hinunter zum Bahnhof.
Weiter geht es mit dem Zug bis nach Manarola (660 Einwohner). Diese Ortschaft zieht sich von einem Felsvorsprung bis zur Küste hin. Schmale, steingepflasterte Gassen mit steilen Treppenaufgängen prägen das Gesicht Manarolas. Von der Terrasse mit der Statur der „Weintrauben Dame" überblickten wir das gesamte Dörfchen von Manarola. Am Bahnhof begann auch die „Via dell'Amore", der wohl populärste Weg in Italien. Leider war dieser Weg wegen Erdrutsch geschlossen.
Unsere Endstation mit dem Zug war Riomaggiore (1.800 Einwohner) Die Häuser schmiegen sich rechts und links im Tal des Rio Maior entlang bis zum alten Fischerhafen. In jahrhundertlanger Arbeit haben die Menschen eine einzigartige Kulturlandschaft mit Terrassen aus Trockenmauern geschaffen, um Wein und Oliven zu kultivieren.
Seit 1997 gehören die Cinque Terre zum UNESCO-Weltkulturerbe. Am späten Nachmittag ging es mit dem Zug zurück.

6. Tag: Freier Tag: Wanderung auf La Palmeria

Mit dem Zug erreichen wir Riomaggiore. Am frühen Vormittag nahmen wir das erste Linienschiff nach Portovenere. Allein schon die Hafeneinfahrt von Portovenere ist überwältigend. (4.600 Einwohner) In römischen Zeiten „Portus veneris" - Hafen der Venus - genannt, wurde der Ort ab 1113 als genuesische Hafenfestung ausgebaut.
Auf einem Felsvorsprung erhebt sich die Kirche San Pietro, die auf den Resten eines römischen Venustempels gebaut wurde (4.-5.Jh.). Mächtig thront das Castello „Doria" , welches im 16.Jh. zur vollendeten Burg ausgebaut wurde. Die Ausmaße der Burg sind gewaltig und somit war man immer in der Lage, den Golf von La Spezia gut zu verteidigen. Portovenere wurde in das Verzeichnis der UNESCO Weltschätze aufgenommen. Mit dem Wassertaxi erreichten wir in 5 Minuten die Insel Palmira. Sie lag verträumt in der nur 150 m breiten Meerenge und ist auch ein beliebtes Ausflugsziel.
Unser Rundweg begann bei der alten Villa Don Giovanni, vorbei an unzähligen Umkleidekabinen vom Strandbad. Die einstige militärische Funktion wird schnell deutlich, da bis in den 90iger Jahren diese Insel militärisches Sperrgebiet war. Deshalb ist die Vegetation übrig und ursprünglich. Nach dem wir ca. 180 Höhenmeter erreicht hatten, waren wir am Leuchtturm angelangt. Dort gab es Picknick und in fröhlicher Runde tranken wir unseren Vino della Casa bianco oder rosso.
Die Rückfahrt per Linienschiff Schiff nach Monterosso war ein weiterer Höhepunkt, da vom Wasser aus wir alle 5 Dörfchen der Cinque Terre bewundern konnten. Von Monterosso aus starteten wir per Zug nach Sestri Levante. Ein ereignisreicher Tag geht zu Ende und der Vino della Casa schmeckt noch besser.

7. Tag: Genießertag in Portofino

Mit dem Zug fuhren wir in Richtung Genua und begannen unseren Genießertag in Santa Margherita. Geschichtlich ist dieser Ort von großer Bedeutung, denn hier wurde im Hotel „Imperial" der „Vertrag von Rapallo" unterzeichnet. Die Columbusstatue an der Promenade weist uns den Weg und wir spazieren durch einen liebevoll angelegten Park zum Palazzo Durazzo - ein Ensemble von stilvollen Villen mit einem zauberhaften Blick auf den Ort und die weite Bucht. Der prunkvollen Barock - Kirche statten wir einen Besuch ab. Etwas aktiv wollen wir schließlich auch am Genießertag sein und wandern am Meer entlang nach Paraggi. In den Hügeln mit den gepflegten Gärten strahlt eine Villa schöner als die Andere. Zur Cappuccino Pause kehren wir in ein hübsches Strandrestaurant in Paraggi ein und sind somit gestärkt für den weiteren Weg nach Portofino. Weit auf dem Meer erblicken wir zahlreiche Segelboote. Der mondäne Ort lag uns zu Füßen, die Häuser schmiegten sich eng an die Marina und viele Restaurants luden zum wohl teuersten Kaffee der Reise ein. Im Hafen von Portofino liegen neben zahlreichen kleinen Booten und Yachten auch kleine Fischerboote. Leider hat uns der Regen einen Strich durch die Rechnung gemacht und wir konnten das Castello Braun und den Leuchtturm nicht besichtigen.
Nach einer halben Stunde Schifffahrt erreichten wir Rapallo. Nach einem kleinen Bummel durch Rapallo führte unser Weg wie immer zum Bahnhof. Mit leichten Sonnenstrahlen neigte sich ein herrlicher Genießertag dem Ende entgegen.
Der Abschluss unserer Reise war der Arrivederci - Limomcello auf der Dachterrasse von unserem Hotel. Die „Stille Bucht" lag uns zu Füßen und wir konnten gar nicht begreifen, dass die Woche schon vorüber war. Die Zeit verging wie im Flug...

8. Tag: Heimreise

Leider hieß es Abschied nehmen von Ligurien und den 5 Dörfchen der Cinque Terre.
Es sind nur 15 km ligurische Küste, an der schon seit der Antike Wein angebaut wurde.
Aber die verwinkelten Gassen, die entspannten Wanderwege mit silbergrünen Olivenhainen und die ausgezeichneten Gaumenfreuden der ligurischen Küche werden uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Eure Betina Marinow
Wanderführerin

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