Reisebericht: Wanderreise Italien – Ligurien und Cinque Terre

03.05. – 10.05.2010, 8 Tage Wandern in der Cinque Terre in Ligurien mit Sestri Levante – Punta Manara – Levanto – Monterosso – Vernazza – Corniglia – Manarola – Riomaggiore – Insel Palmaria – San Fruttuoso – Portofino (35/43 Wanderkilometer)


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Die Westküste Italiens bietet sich hervorragend als Wanderdomizil an. Wir genossen die einmalige Natur der Cinque Terre bei unseren täglichen Wanderungen. Natürlich kam auch die Kultur in den Küstenorten Bonassola, Levanto und Portofino nicht zu kurz
Ein Reisebericht von
Anna Stiebing
Anna Stiebing

1. Tag: Anreise

Es ist ein verregneter Montag in Deutschland und wir freuen uns auf sonnige Wandertage in Bella Italia! Der Wetterbericht sagt zwar auch für Ligurien Regen voraus, doch es kann ja nur besser werden. Gegen Mittag trifft sich die Gruppe am Flughafen in Berlin-Schönefeld - schnell sind erste Bekanntschaften geknüpft oder es kommt Freude über das Wiedersehen mit „alten“ Bekannten auf. Unser Flug hat eine Stunde Verspätung, aber angesichts der chaotischen Zustände der vergangenen Wochen durch den Vulkan-Ausbruch auf Island, nehmen wir dies gern in Kauf. Bei Easyjet sucht sich jeder seinen Sitzplatz aus bzw. nimmt den, der noch frei ist - wir sehen das ganz entspannt, denn unser Ziel Pisa liegt ja nur knapp 2 Flugstunden entfernt. Italien begrüßt uns sogar mit etwas Sonnenschein und auf der Fahrt zum Hotel in Sestri Levante können wir schon einen ersten Eindruck von der malerischen Landschaft bekommen: in der Ferne ragt der Schiefe Turm von Pisa empor, wir passieren die „Marmor-Hauptstadt“ Carrera und die Städte und Dörfer Liguriens machen Lust auf mehr. Unser Hotel „Celeste“ liegt direkt an der Strandpromenade von Sestri Levante an der Märchenbucht - benannt nach Hans Christian Andersen, der hier einige Zeit verbrachte. Zur Begrüßung genießen wir einen leckeren Cocktail und Canapés. Dann geht es zum Abendessen.

2. Tag: Wanderung von Bonassola nach Levanto

Der Himmel weint und der ganze Tag beschert uns mal mehr und mal weniger Regen. Wir lassen uns davon nicht abhalten und starten nach einem ausgiebigen Frühstück zum Bahnhof von Sestri Levante. Nach etwa 20 Minuten Fahrt erreichen wir Bonassola. Die Wanderung führt zunächst über Treppen und dann entlang einer Nebenstraße zur kleinen Kirche „Madonna della Punta“ - von hier hat man einen fantastischen Blick auf Bonassola, die zerklüftete Küste und das azurblaue Mittelmeer. Wir versuchen uns auszumalen, wie schön es erst bei strahlendem Sonnenschein sein könnte! Der süße, blumige Duft der Pechsamen-Blüten liegt in der Luft - das riecht nach Sommer, herrlich! Angesichts der Wetterlage beschließen wir mehrstimmig, den Weg nicht über den Berg zu nehmen, sondern durch den Berg! Erst im Januar diesen Jahres wurden die Fußgängertunnel fertig gestellt, Baukosten über 400.000 € - wir wissen das zu schätzen, da wir trockenen Fußes Levanto erreichen. Auch wenn uns dadurch der Ausblick auf die schöne Küste verwährt bleibt. Entlang der Uferpromenade gelangen wir zum „Tor der Cinque Terre“ und bummeln durch die Stadt. In einer Gelateria lassen wir uns einen Cappuccino und leckeres italienisches Eis schmecken. Mit dem Zug geht es schließlich zurück nach Sestri Levante, wo wir einen Rundgang unternehmen. Die Fußgängerzone ist gesäumt von prächtigen Fassaden, am Strand rauschen die Wellen und die prunkvolle „Villa Balbi“ macht uns neugierig auf einen zweiten Blick - später. Am frühen Nachmittag kehren wir über die schöne Uferpromenade zurück zu unserem Hotel. Der Rest des Tages steht zur freien Verfügung und die Hoffnung auf besseres Wanderwetter für die nächsten Tage bleibt! Wir nutzen die Gelegenheit, eine Stippvisite im 4-Sterne-Grandhotel „Villa Balbi“ zu machen - in der prächtigen Lobby spürt man den Charme glanzvoller Zeiten: wertvolle Gemälde und Statuen, ein prunkvoller Kamin und riesige Kronleuchter.

3. Tag: Wanderung von Monterosso nach Vernazza

Da leider keine Wetterbesserung in Sicht ist, beschließen wir heute die Wanderung von morgen vorzuziehen. Von Sestri Levante fahren wir mit dem Zug nach Monterosso - hier startet unsere Tour nach Vernazza. Das Ziel ist in der Ferne schon zu erkennen, aber der Weg windet sich durch die Berge und nimmt doch einige Zeit in Anspruch. Wir wollen ja schließlich wandern! Zu Beginn laufen wir entlang der Uferpromenade und winken unterwegs Franz von Assisi zu, dem am Benedektiner-Kloster ein Denkmal gesetzt ist. Das Meer rauscht unter uns und die Wellen brechen sich an der zerklüfteten Küste. Hinter der nächsten Kurve eröffnet sich uns der Blick auf die Weinberge, die terrassenförmig angelegt sind. Am Wegesrand sehen wir gelb leuchtenden Ginster und Baum-Wolfsmilch. Unsere Wanderführerin Betina zeigt uns wilden Spargel, Spornblumen und andere einheimische Pflanzen. Der „flüssige Sonnenschein“ zwingt uns leider auch, ganz genau auf den Weg zu achten, es geht über Stock und Stein, zum Teil entlang schmaler Passagen und es bilden sich große Pfützen und kleine Rinnsale. Hin und wieder erhaschen wir einen Blick auf die schöne Küstenlandschaft. Ein kleiner Trost ist wohl, dass uns mehrfach versichert wird, dass solch ein Wetter äußerst ungewöhnlich ist für diese Jahreszeit. Dennoch bahnt sich das Wasser seinen Weg, auch durch unsere Kleidung - es regnet schließlich unentwegt Bindfäden.
Je näher wir Vernazza kommen, umso stärker wird die Vorfreude auf ein trockenes Plätzchen! Die Aussichtspunkte entlang des Weges sind fantastisch und entschädigen ein wenig für die Wetter-Kapriolen! Ganz malerisch liegen die farbenfrohen Häuser in der Bucht und am Hang, die Fischerboote liegen im Hafen und das Castell thront über dem Städtchen - ein Anblick wie aus einem Bilderbuch entsprungen (sogar bei Regenwetter). Wir bummeln ein wenig durch Vernazza und kehren in einer urigen Pizzeria ein - bei einem leckeren Cappuccino und einem leichten Mittagessen ist die Welt wieder in Ordnung. Mit dem Zug geht es schließlich wieder zurück nach Sestri Levante und sieh an… am späten Nachmittag klart der Himmel endlich auf und die Sonne lacht! Bleibt nur noch die Frage, wie bekommt man wohl am besten die Schuhe wieder trocken bis zum nächsten Tag?

4. Tag: Wanderung an der Cinque Terre

Heute ist „gutes Wetter“, denn es ist nicht mehr Dauerregen, sondern Schauerregen - wir werden ja bescheiden! Unsere Endstation mit dem Zug heißt erstmal Vernazza. Nachdem wir den wohl schönsten Ort der Cinque Terre am gestrigen Tag bei Regen erleben durften, nehmen wir uns heute noch etwas Zeit zum Bummeln und erklimmen das Castell. Vom Turm haben wir eine herrliche Aussicht über die Küste, die grünen Hänge und das Mittelmeer. Nach einem kurzen Regenschauer, starten wir zum „Klassiker“, die Wanderung über die Dörfer der Cinque Terre. Zunächst führt der Weg über Treppen aufwärts und wir wandern hoch über dem Meer. Der gut ausgebaute Wanderweg ist gesäumt von meterhohen Opuntien, Agaven und alten Olivenbäumen. Das schwarz-graue Schiefergestein gibt einen schönen Kontrast zu den farbenfrohen Blüten und dem satten Grün der Pflanzen. Wir passieren die typischen Trockenmauern - insgesamt sollen sie etwa 12.000 km Länge haben! Das erste Ziel dieser Wanderung ist das schöne Dörfchen Corniglia, es ist der kleinste der fünf Orte und liegt als einziger hoch über dem Meer. Schnell findet sich eine urige Trattoria für die Mittagspause und wir schlemmen leckere Pasta. Ab Corniglia ist der Wanderweg aufgrund der Witterung leider gesperrt, so dass wir uns entschließen, mit dem Zug nach Riomaggiore zu fahren. Den „Via dell’Amore“ wollen wir uns schließlich nicht entgehen lassen! Der Liebesweg ist eine Etappe für Jedermann und Verliebte sollen einmal im Jahr mit zwei Schlössern hier her kommen, um die Schlüssel dann ins Meer zu werfen - dann soll die Liebe ewig halten. Wir verlieben uns jedenfalls in die tolle Landschaft und staunen über die unzähligen Schlösser…wie viele Liebende waren es wohl schon? Am späten Nachmittag geht es mit dem Zug zurück. Zum Abendessen werden wir von unseren Gastgebern mit Kerzenschein begrüßt. Eine gelungene Überraschung mit leckeren italienischen Spezialitäten.

5. Tag: Wanderung von Levanto nach Monterosso

Die Wettervorhersage hat Recht behalten und es verspricht ein schöner Tag zu werden. In Levanto unternehmen wir erst einen Rundgang und durchqueren die „Via Garibaldi“, es ist wohl die „Miniversion“ von der in Genua. Vorbei an der Markthalle erreichen wir die schöne Kirche „Santa Andrea“. Elegant sieht die Kirche von außen und innen aus, mit dem Streifenmuster von weißem Marmor und schwarzem Granit. Hier beginnt schließlich der Wanderweg nach Manarola. Über Stufen und einen gut ausgebauten Weg bahnen wir uns den Weg nach oben. Die Vegetation ist äußerst abwechslungsreich: Glöckchenlauch, Baumheide, Erdbeerbäume, Feigenbäume und vieles mehr entdecken wir. Der weitere Weg führt durch alten Steineichenwald bis wir schließlich hoch über dem Meer entlang laufen mit einem wunderbaren Blick auf die Küste! Zum Mittag kehren wir auf einem urigen Öko-Landgut ein und der Hausherr Vittorio serviert uns einen köstlichen Vino della Casa, wahlweise in rot oder weiß. Wir genießen die lang ersehnten, wärmenden Sonnenstrahlen und wandern weiter zur Ruine Sant Antonio. Damit ist der höchste Punkt unserer Tour erreicht und wir stoßen mit einem Schluck Limoncello auf den wunderbaren Tag an. Der Abstieg führt über zahlreiche Stufen und wir sind froh, dass wir die Wanderung nicht in umgekehrter Richtung gemacht haben. In Monterosso haben wir ein wenig Freizeit für die obligatorische Tasse Cappuccino und leckeres Eis.

6. Tag: Genießertag Portofino

Heute steigen wir in den Zug in Richtung Genua und beginnen unseren Genießertag in Santa Margherita. Geschichtlich ist dieser Ort von großer Bedeutung, denn hier wurde im Hotel Victoria der „Vertrag von Rapallo“ unterzeichnet. Die Columbusstatue an der Promenade weist uns den Weg und wir spazieren durch einen liebevoll angelegten Park zum Palazzo Durazzo - ein Ensemble von stilvollen Villen mit einem zauberhaften Blick auf den Ort und die weite Bucht. Im kleinen Café machen wir die obligatorische Cappuccino-Pause bevor wir die prunkvolle Kirche besuchen. Etwas aktiv wollen wir schließlich auch genießen und wandern am Meer entlang nach Paraggi. In den Hügeln mit den gepflegten Gärten protzt eine Villa schöner als die andere. Wer hier wohl leben mag? Zum Mittagessen kehren wir in einem hübschen Strandrestaurant ein und sind somit gestärkt für den weiteren Weg nach Portofino.
Weit auf dem Meer erblicken wir zahlreiche Seegelboote. Heute ist der große „Nespresso Cup“ und wir werden die Sieger in Portofino begrüßen. Der mondäne Ort liegt uns zu Füßen, die Häuser schmiegen sich eng an die Marina und viele viele Restaurants laden zum wohl teuersten Kaffee der Reise ein. Im Hafen liegen neben zahlreichen kleinen Booten und Yachten auch zwei Kreuzfahrtschiffe - entsprechend viele Menschen sind in dem kleinen Ort unterwegs. Wir wollen hoch hinaus und spazieren durch die engen Gassen der Stadt zur kleinen Kirche und schließlich zum Castello Brown - leider ist die Besichtigung wegen einer geschlossenen Gesellschaft nicht möglich. Unser Weg führt uns zum Leuchtturm, von wo wir bis nach Sestri Levante blicken können. Zurück im Ort entern wir gleich unser Boot nach Rapallo. Hier werden wir wieder einmal mit Regen begrüßt und wir beschließen spontan, eine Stadtrundfahrt mit der Bimmelbahn zu unternehmen. So lernen wir trockenen Fußes die Innenstadt kennen und freuen uns über die musikalische Untermalung unserer Rundfahrt. Anschließend bleibt etwas Zeit für den Besuch der schönen Kathedrale und einen kleinen Bummel. Petrus hat ein Einsehen und schenkt uns zum Abschluss des Tages noch ein paar Sonnenstrahlen und blauen Himmel. Ein herrlicher Genießertag neigt sich dem Ende…

7. Tag: Wanderung zum Punta Manara

Am Vorabend beschließen wir aufgrund der Witterung der vergangenen Tage und den damit verbundenen Sicherheitsrisiken, die fakultative Wanderung nach Porto Venere nicht anzubieten. Stattdessen erklimmen wir den Hausberg von Sestri Levante, den Punta Manara. Der Weg führt zunächst über Treppenstufen, später vorbei an Olivenhainen und einem kleinen Bauernhof. Zwischen den Pinien tut sich plötzlich das fantastische Panorama auf den Ort und die „stille Bucht“ auf. Wir wandern weiter bis zum Gipfel, von wo wir auch nach Riva Tigoso blicken können. Beim Rückweg hat man wiederum eine ganz andere Perspektive. Wir machen noch einen kleinen Abstecher und entdecken am Wegesrand violett farbene Hyazinthen, Orchideen und leuchtend roten Klatschmohn - ein Paradies für Botaniker und Naturliebhaber. Zurück in Sestri Levante gönnen wir uns in der besten Eisdiele des Ortes ein leckeres Eis. Nur hat man die Qual der Wahl, denn man muss sich aus zig verschiedenen Sorten entscheiden: Mango, Schokolade, Tiramisu, Stracciatella, After Eight, Pinie oder oder oder… und zum Schluss Krokant, Streusel oder Sahne?  Für unseren Abschiedsabend haben wir uns etwas Besonderes einfallen lassen. Wir laden unsere Gäste zum Farewell in die „Villa Balbi“ ein. Im Café sind bereits Plätze für uns reserviert und wir stoßen im stilvollen Ambiente mit eisgekühltem Prosecco auf eine schöne Wanderwoche in Ligurien an. Wohin soll bloß die nächste Wanderreise mit Eberhardt TRAVEL gehen…

8. Tag: Heimreise

Am Vorabend gibt uns erneut eine Aschewolke des Vulkans auf Island Anlass zum Grübeln, ob unser Flug überhaupt starten wird. Alle Easyjet-Flüge von Pisa wurden gestern gestrichen. Am Morgen stehen alle Flüge noch auf „planmäßig“. Mit zwei Stunden Verspätung starten wir gen Heimat. Die Wartezeit nutzen wir, um Sonne zu tanken... das erste mal auf dieser Reise!

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