Reisebericht: Städtereise Rom und Vatikan

09.04. – 14.04.2018, 6 Tage Flugreise nach Rom in Italien: Piazza del Popolo – Pincio–Park – Spanische Treppe – Trevibrunnen – Pantheon – Pompeius–Theater – Campo de Fiori – Trastevere – Papstaudienz – Vatikanische Gärten und Museen – Sixtinische Kapelle – Petersdom – Koloss


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Ich bin mir ziemlich sicher, auch Sie haben Träume und Wünsche, die Sie im Laufe Ihres Lebens gern realisieren möchten. Und vielleicht haben Sie sich mit dieser Reise nach Rom einen dieser Wünsche erfüllen können...
Ein Reisebericht von
Walburga Lindner

Lasst uns immer in den großen Traum des Lebens kleine bunte Träume weben. –Jean Paul–

...Ich bin mir aber sehr sicher, dass es Ihnen in Vorbereitung auf die Reise nicht so wie unserem Geheimrat Johann Wolfgang v. Goethe seinerzeit ergangen ist. Er konnte, als er 1786 zu seiner ersten Italienreise aufbrach, es kaum erwarten, „SIE" zu sehen. Denn er war voller Neugierde, verzehrte sich geradezu nach ihr, schlief kaum noch und vernachlässigte seine Kleidung. Er hatte nur eins im Sinn, er will „SIE" so schnell wie möglich sehen. „SIE" - damit meinte er die Stadt, von der Jupiter (Zeus) einst gesagt haben soll, dass sie für immer existieren würde.
Während unser Geheimrat ca. zwei Monate für seine Reise brauchte, steigen wir in den Flieger und setzen nach ca. 2 ½ - 3 Stunden - vorausgesetzt alles verläuft planmäßig - unsere Füße auf römischen Boden. Ganz so planmäßig verläuft es bei uns allerdings nicht. Die Anreise am 09.04.2018 verzögert sich ein wenig. Wir nehmen es gelassen hin, denn Petrus hatte aus Freude über unseren Rombesuch ohnehin „alle Schleusen" geöffnet, die er allerdings bei der Ankunft am Hotel wieder schließt.
Im Hotel begrüßen uns, die wir aus Berlin, Leipzig, Dresden und Frankfurt/Main angereist sind, noch die Stuttgarter Gäste. Nach ein paar ersten wichtigen Informationen geht es zum Kennenlernen in die „Osteria 44" (schräg gegenüber dem Hotel), danach nur noch „in die Federn"...oder doch nicht? Tatsächlich rappelt sich der ein oder andere von Ihnen noch zu einem kleinen Verdauungsspaziergang auf.

Du lebst nur den gegenwärtigen Moment! Die übrige Zeit ist in der Truhe der Vergangenheit begraben oder sie liegt in einer ungewissen Zukunft. –Marc Aurel–

Ja, wir werden den gegenwärtigen Moment aufsaugen und leben, aber wir wollen dabei auch die Truhe ein wenig öffnen und in der Vergangenheit graben.
Und wo können wir das besser als in ROM! An unserem ersten Tag in dieser Stadt voller Geschichte und Geschichtchen (das Geburtsjahr liegt im Jahr 753) müssen wir zeitig aus den Federn, denn wir haben mit dem Besuch des Kolosseums, des Forum Romanums, des Protestantischen Friedhofs und der Kirche S. Paul vor den Mauern ein Mammutprogramm vor uns. Nach einem ausgiebigen Frühstück machen wir uns gut gestärkt und bestens gelaunt auf den Weg zur Metro.
Unsere Neugier ist groß und wir wollen sie nun endlich selbst erobern - diese sagenhafte Stadt, die Ewige Stadt, den Nabel der antiken Welt, in der schon einst die Götter Lust wandelten - und wo nahezu jeder Pflasterstein eine Geschichte erzählen könnte.
Wir beginnen unsere Fahrt mit der Metro an der Station Termini. Überwältigt von den Menschenmassen, die sich wie Ameisen ihren Weg unter der Erde bahnen, versuchen wir, uns in diesen Strom einzureihen und drängen uns mit aller Mühe in die schon überfüllte Bahn.
Endlich an unserem Ausstieg angekommen, freuen wir uns sehr, wieder normal atmen zu können. Doch unsere Freude währt nur kurz... angekommen am Kolosseum müssen wir feststellen, dass wir auch hier nicht die einzigen (Ameisen) sind.
Wir werden herzlich begrüßt von Cristina, unserer örtlichen Stadtführerin, die uns in den nächsten 4 Tagen "ihre" Stadt zeigen und mit uns gemeinsam auf Entdeckungstour gehen möchte. Um ins Kolosseum zu gelangen, müssen wir uns erneut ins Menschengetümmel einreihen.
Während ich mich von der Gruppe entferne, um die Karten für die Papstaudienz zu holen, gehen Sie gemeinsam mit Cristina ins Kolosseum, in eines der markantesten Wahrzeichen der Stadt und lauschen gespannt ihren Worten.
Das Kolosseum, das größte Amphitheater der Römerzeit (die Zuschauerangaben schwanken zwischen 50.000 und 80.000), wurde in der Zeit der Flavischen Dynastie, von 72 bis 80. n. Chr., d.h. in nur 8 Jahren, erbaut.
Wir können es kaum glauben, nur 8 Jahre Bauzeit für dieses 4-geschössige Bauwerk! Da könnte so mancher heutige Bauherr in Deutschland vor Neid erblassen.
Dafür durfte nach Fertigstellung des Kolosseums auch ein "klein wenig" gefeiert werden - nämlich ganze 100 Tage!
Jahrhundertelang war dieser Ort eine Stätte grausamer Gladiatorenkämpfe (auch Frauen wurden zu Gladiatoren ausgebildet) und anderer Volksbelustigungen.
"Panem et circenses" (Brot und Spiele) mussten die Kaiser ihren Bürgern bieten, wollten sie ihre absolute Macht unangetastet erhalten.
Der Niedergang des Flavischen Amphitheaters - der Begriff Kolosseum entstand erst im Mittelalter, vermutlich benannt nach der Kolossalstatue Neros als Sonnengott, die in der Nähe des Amphitheaters stand - begann im 6. Jahrhundert. Die letzte Aufführung fand im Jahr 523 statt.
Danach diente es über Jahrhunderte als riesiger Steinbruch für Bauten des Mittelalters.
Erst 1744 verbot Papst Benedikt XIV. die weitere Ausbeutung. Seither ist es ein heiliger Ort und am Karfreitag Station des Kreuzweges.
Gegenwärtig wird es - dank der 25 Millionen Euro des Schuhproduzenten Diego della Valle - sorgsam restauriert.
Tief beeindruckt spazieren Sie im Anschluss vorbei am Konstantinbogen zum Forum Romanum.
Das Forum Romanum, gelegen zwischen den Hügeln Kapitol und Palatin, war einst das politische, religiöse, wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des römischen Weltreiches. Es war das Herzstück dieses Reiches, wo sich quasi das römische Alltagsleben abspielte.
Heute ist es ein archäologischer Park mit Ruinen aus verschiedenen Epochen des römischen Reiches.
Im Anschluss an diese interessante Führung fahren wir mit der Metro (ich habe mich zwischenzeitlich wieder zu Ihnen gesellt), dem sichersten und schnellsten Verkehrsmittel Roms, bis zur Station Basilica S. Paolo. Hier besuchen wir die gleichnamige Kirche, die Kirche S. Paul vor den Mauern (San Paolo fuori le Mura). Wir sind sehr überrascht, denn uns erwartet ein recht imposanter neoklassizistischer Bau aus dem 19 Jahrhundert. Hier, an dieser Stelle soll der hl. Paulus 67 n. Ch. enthauptet worden sein. Kaiser Konstantin ließ ihm zu Ehren bereits im 4. Jh. eine Basilika errichten, die später von den Benediktinermönchen erweitert wurde. Die Basilika soll seinerzeit an Pracht sogar die Basilika von Alt-Sankt-Peter übertroffen haben. Leider hat ein Brand im Jahr 1823 die Kirche weitestgehend zerstört, gerettet wurden nur wenige Fragmente, so u.a. das Apsismosaik aus dem 13. Jh. und die aus dem 11. Jh. stammende Bronzetür (die sogenannte Heilige Pforte, die einzige von innen nicht zugemauerte Pforte - Sie erinnern sich bestimmt). Der 1854 abgeschlossene Wiederaufbau ist eine Rekonstruktion der frühchristlichen Basilika, hinzu kam 1925 noch das monumentale Säulenatrium.
Nach diesem beeindruckenden Besuch steuern wir noch den Protestantischen Friedhof (Cimitero Acattolico) von Rom an. Vorbei an der Cestius Pyramide, die sich der römische Beamte Caius Cestius als Grabmal im Stil der Ägypten-Mode 12 v.Ch. hatte errichten lassen, erreichen wir einen der stimmungsvollsten Orte Roms, den Cimitero Acattolico. Wir entdecken neben zahlreichen unbekannten griechischen, russischen, englischen und deutschen Gräbern auch die einiger - uns bekannter - "Prominenter".
Hier ruhen u.a. die englischen Romantiker Keats und Shelley, die Gattin von Axel Munthe, einem vor allem in Neapel und Capri sehr geschätzten, schwedischen Arztes, die Schweizer Malerin Angelika Kauffmann und Gottfried Semper. Unser besonderes Interesse gilt aber dem Grab von Goethes Sohn August ("Gustl"). Für den eher schlicht wirkenden Grabstein hat J. W. v. Goethe den Grabspruch "Goethe filius patri antevertens" - "Goethes Sohn, dem Vater vorangehend", gewählt.
Auch wenn es vielleicht ein wenig seltsam anmutet, verlassen wir dennoch mit einem Gefühl der inneren Ruhe und Zufriedenheit den Friedhof. Wir verabschieden uns von Cristina und freuen uns, nunmehr eigenständig auf Entdeckungsreise gehen zu können. Etwa die Hälfte der Gäste nimmt mein Angebot, auch einmal bisher unbekannte Pfade zu gehen, an und so erleben wir noch einen sehr schönen Spätnachmittag in der Stadt am Tiber. Denn genau diesen, wo der Legende nach alles einmal begann, nehmen wir ins Visier. Wir bummeln entlang des Tibers (Tevere), schlendern über die Tiberinsel (Isola Tiberina), immer in der Hoffnung, unseren Beinen und unserem Gaumen auch einmal etwas Gutes zukommen lassen zu können. Doch hier "heißt man uns leider nicht willkommen" und so verlassen wir wenigstens mit einem leckeren Gelato in der Hand die Insel. Vorbei am Teatro Marcello erreichen wir den kleinsten der sieben Hügel Roms, den Kapitolshügel (Monte Capitolino). Wir bummeln über den Platz, "verneigen" uns vor Kaiser Marc Aurel, der hoch zu Ross auf uns herunterschaut und statten noch der Wölfin, der "Ziehmutter" von Romulus und Remus einen Besuch ab. In Richtung Via de Fori Imperiale und weiter auf dieser in Richtung Kolosseum laufend, erhaschen wir immer wieder den ein oder anderen faszinierenden Blick auf das Forum Romanum. An der Metrostation Colosseo angekommen, schließt sich dann der Kreis. Denn genau an dieser Stelle hat am Vormittag unsere "Grandtour" begonnen. Ich persönlich ziehe meinen Hut vor Ihnen, Sie waren sooo gut zu Fuß und haben tapfer diese Mammuttour bewältigt - es hat richtig Spaß gemacht!
Nun verlangen unsere arg geschundenen Füße ihre wohlverdiente Ruhepause und unser Gaumen eine wahre Freude. Das alles finden wir in der "La Bottega", nur wenige Schritte von unserem Hotel entfernt. Wir lassen diesen ersten, so erlebnisreichen Tag gemütlich ausklingen und freuen uns nur noch auf eines, unser Bett... ein wenig aber auch auf den nächsten Tag - denn wie heißt es doch gleich:
"Wenn ein schöner Tag vergangen, so freue Dich auf den nächsten!"

"Lerne vor allem dich zu freuen! Die wahre Freude ist eine sehr ernste Sache" –Seneca–

Wir müssen es nicht erst lernen, wir können uns freuen - und wie! Schließlich bekommt man nicht jeden Tag eine Audienz beim Papst!
Doch bevor es soweit ist, müssen wir an diesem Morgen wieder recht zeitig aus den Federn - da gibt es kein Erbarmen.
Wir treffen uns mit Cristina und spazieren gemeinsam Richtung Petersplatz. Hier herrscht schon ein mächtiges Treiben. Besucher, vorrangig Gläubige aus den verschiedensten Ländern der Welt, sind - nach Absolvierung der Sicherheitskontrollen - auf der Suche nach d e m Sitzplatz. Nahezu jeden beschäftigt nur eine Frage, sitze ich hier richtig, ist das der Platz, von dem aus ich dem "Stellvertreter Gottes hier auf Erden" am nächsten sein werde? Wo, ja wo, wird er lang fahren? Welche Route wird er nehmen?
Und dann ist er plötzlich da! Freundlich winkend und wie meistens ein mildes Lächeln im Gesicht umrundet er die ihm zu jubelnde Menschenmenge.
Bevor der Papst uns seinen Segen erteilt, werden erst einmal die Anwesenden begrüßt. Als der Name "Kesselsdorf" genannt wird, werden wir alle - so vermute ich - "ein ganz klein wenig größer". Mit ein paar Schnappschüssen in der Tasche machen wir uns am Ende der Audienz wieder auf den Weg. Wir treffen uns mit Cristina und laufen mit ihr zunächst entlang des Passetto (getarnter Fluchtweg zwischen Vatikan und Engelsburg) bis hin zur Engelsburg (Castel San´Angelo), dem ehemaligen Mausoleum Kaiser Hadrians (wie wir wissen, dem Lieblingskaiser von Cristina!).
Die Engelsburg, die schon bald in die antike Stadtbefestigung einbezogen wurde, diente den Päpsten später u.a. als Festung, Zufluchtsort, aber auch als prachtvolle Residenz. Sie diente des Weiteren als Schatzkammer, später aber auch als Gefängnis. Heute freut sie sich als Museum über jeden Besucher. Leider bleibt uns dieses Mal keine Zeit für einen Abstecher (den heben wir uns für 2020 auf!). Wir schreiten über die Engelsbrücke, die schönste Brücke Roms, überqueren so den Tiber, bummeln durch enge Gassen und Gässchen und erreichen kurze Zeit später die Piazza Navona - den Platz, "wo alle Brünnlein fließen". Na ja, eigentlich sind es ja nur drei - aber was für welche! Im Stile des Barock erbaut, dominieren sie den Platz, der ursprünglich von Kaiser Domitian als Stadion erbaut worden war. Ein wunderbares Ensemble bildet die von Borromini erbaute Kirche S. Agnese in Agone mit dem Vier-Ströme-Brunnen (Fontana dei Quattro Fiumi). Der Brunnen, ein Meisterwerk von Bernini (d e m Rom-Architekten der Barockzeit) stellt die vier größten Flüsse der damals bekannten Erdteile dar. Der NIL für Afrika, die DONAU für Europa, der RIO DE LA PLATA für Amerika und der GANGES für Asien.
Bevor wir uns weiter der Schönheit des Platzes, dem sogenannten "Wohnzimmer der Römer" (hier trifft man sich mit der Familie, den Freunden und Bekannten um bei einem Espresso oder einem Gläschen Wein die Neuigkeiten auszutauschen), hingeben, müssen wir uns erst einmal stärken. Die Beine sind bereits willenlos und wacklig - der Gaumen sehr trocken geworden...
Nach der kleinen Erholungspause spazieren wir zum Pantheon. Zuvor aber schauen wir noch beim Papstausstatter und der Kirche Santa Maria Sopra Minerva vorbei. Dabei übersehen wir auch nicht den von Bernini gestalteten Obelisk. Indem er den kleinsten der insgesamt acht (original ägyptischen) "geliehenen" (Sie erinnern sich?!) Obelisken auf den Rücken eines Elefanten gesetzt hat, hat er ihn gleichzeitig erhöht.
In greifbarer Nähe erblicken wir ein weiteres "Highlight" von Rom - das Pantheon.
Marcus Agrippa, der Freund und Schwiegersohn von Kaiser Augustus ließ diesen Bau 27 v. Ch. zum Tempel weihen, zum "Pan-Theion" (griech.), zum Allgötterhaus.
Leider fiel dieser Bau einem Brand zum Opfer. Kaiser Hadrian ließ den heutigen Bau zwischen 118 und 128 neu errichten. Nachdem Ende des 4. Jahrhunderts das Christentum zur Staatsreligion erklärt worden war, wurde das Pantheon 609 zum Gedenken an die christlichen Märtyrer zur Marienkirche geweiht. Der Wechsel vom Tempel zur christlichen Kirche rettete das Pantheon vor der Zerstörung, nicht aber vor Plünderungen. Da machte selbst die Kirche keine Ausnahme, denn in ihrem Auftrag entwendete man sowohl vom Kuppeldach als auch vom Vorhallendach die Bronzeplatten, um sie später für den Baldachin im Petersdom zu verwenden. Die Kuppel des Pantheon, eine wahre Meisterleistung, inspirierte Michelangelo zum Entwurf der Petersdomkuppel. Inzwischen ist die Kirche auch die Ruhestätte großer Künstler (z.B. v. Raffael) und italienischer Könige und Königinnen geworden.
Bevor wir uns von Cristina für den heutigen Tag verabschieden, schauen wir noch an der Kirche St. Ignatius von Loyola, die dem Gründer des Jesuitenordens, einem vehementen Gegner der Reformation, geweiht ist, vorbei.
Dann sind wir wieder "frei" und dürfen Rom eigenständig erobern. Die überwiegende Zahl von Ihnen geht mit mir noch zur Piazza Venezia. Wir beabsichtigen, dem Nationaldenkmal, dem "Monumento Nazionale Vittorio Emanuele II." auf das Dach zu steigen. Zuerst aber müssen wir uns "im Erdgeschoss" durch den regen Verkehr schlängeln, denn der Platz wird nicht nur von dem neoklassizistischem Denkmal (im Volksmund auch "Schreibmaschine" oder "Hochzeitstorte" genannt) beherrscht, sondern ebenso von dem Verkehrschaos, das von allen Seiten auf ihn zuschießt. Nachdem wir diese "Aufgabe" bravourös gelöst haben, erklimmen wir zuerst die Stufen per pedes, um dann mit dem Lift nach oben zu schweben. Dort angekommen, werden wir mit einem faszinierenden Blick auf "Mamma Roma" belohnt.
Nach diesem herrlichen "Ausguck" geht jeder seiner Wege und verbringt die restliche Freizeit nach Belieben. Am Ende des Tages werden Sie alle - da bin ich mir sicher - erschöpft, aber dennoch äußerst zufrieden ins Bett gefallen sein...oder?

Wie viel Schönheit empfängt das Herz durch die Augen –Leonardo da Vinci–

Wir beginnen den Tag - wie gehabt - mit einem guten Frühstück und machen uns anschließend auf den Weg Richtung Vatikan. Die von hohen Mauern umschlossene Vatikanstadt, die Wiege des Katholizismus, ist mit ihren ca. 44 Hektar der kleinste Staat der Welt. Dort, wo Petrus um 64 n. Chr. gekreuzigt und begraben sein soll, residieren nunmehr seine Nachfolger.
Seit 1929 (Lateranverträge) ist der Vatikan ein unabhängiger Staat und steht unter der Oberhoheit des Papstes. Rund 600 Menschen leben in diesem Zwergstaat, der eine eigene Post, eine eigene Bank, eine eigene Rechtsprechung, einen eigenen Radiosender sowie eine eigene Tageszeitung hat und eigene Münzen prägt.
In den Vatikanischen Museen werden wir bereits von unserer Gästeführerin, Frau Roswitha Wagner, herzlich begrüßt. Sie wird uns in den nächsten zwei Stunden durch die Vatikanischen Gärten (Giardini Vaticani), die etwa die Hälfte des 44 Hektar großen Vatikanstaates ausmachen, führen. Im Anschluss daran werden wir mit Cristina die Vatikanischen Museen aufsuchen.
Mit Frau Wagner schlendern wir durch die gepflegten Gartenanlagen, beäugen u.a. das in der Zeit von Papst Johannes Paul II. erbaute Haus der heiligen Martha (Gästehaus und gleichzeitig Wohnsitz von Papst Franziskus), weiterhin den jetzigen Wohnsitz von Benedikt XVI., dann die Casina (das Mitte des 16. Jh. für Papst Pius IV. gebaute Sommerhaus), die nachgebaute Lourdes-Kapelle und lauschen dabei ihren interessanten Ausführungen. Nebenbei erfahren wir auch, dass "Papa Franziskus" während der Sommerzeit nicht mehr nach Castel Gandolfo reist, sondern die Zeit auch hier in den Vatikanischen Gärten verbringt. Das Castel Gandolfo ist jetzt für Besucher geöffnet.
Herzerfrischend finden wir zudem den Dialog zwischen Frau Wagner und unserer sehr aufgeschlossenen Anna Luise, mit ihren zehn Lenzen der jüngste Reisegast unserer Gruppe. Pfiffig, schlagfertig und unbeeindruckt von ihrem Gegenüber bietet sie Frau Wagner gut Paroli.
Nach diesem erholsamen Spaziergang "stürzen wir uns wieder in das Getümmel" - vorerst aber in eine der gastronomischen Einrichtungen des Vatikans. Nach einem kleinen Imbiss nehmen wir Cristina wieder in unserer Mitte auf und starten zum "Kulturmarathon" durch die Vatikanischen Museen (Musei Vaticani). Bei der Einführung im Freien überrascht uns Petrus erst einmal mit einer Erfrischung - allerdings von oben...doch vielleicht waren es auch "nur" Freudentränen im Zusammenhang mit unserem Besuch.(siehe auch Ankunftstag) In den Museen schwimmen wir mit dem Besucherstrom durch die Säle und Gänge, immer wieder staunend, was die Päpste im Laufe der Jahrhunderte so alles "angesammelt" bzw. "geliehen" haben...
50.000 Objekte, verteilt in 1.400 Räumen sollen es sein. Angesichts dieser Tatsache frage ich mich, ob wohl je einer der Päpste den Ausspruch von Kaiser Marc Aurel gelesen hat, der da lautet: „Vergiss nicht, man benötigt nur wenig, um ein glückliches Leben zu führen". Wenig oder gar nichts befand sich höchstens in den Schatztruhen der Päpste...
Am Ende des Rundganges schwirren uns ganz schön die Köpfe, wir sind einfach nur geschafft - und doch freuen wir uns noch auf den Höhepunkt des Tages, den Besuch der SIXTINISCHEN KAPELLE (Cappella Sistina). Es ist unglaublich, wir können hier - sofern wir einen Platz erobern - sitzen und das faszinierende Meisterwerk eines Michelangelos und weiterer Künstler betrachten und bewundern.
Zugleich befinden wir uns im schönsten Wahllokal der Welt (1492 wurde hier der erste Papst, der berühmt-berüchtigte Borgia-Pontifex Alexander VI. gewählt). Ja, wenn die Mauern, die Wände, die Gemälde sprechen könnten...
Nach diesem krönenden Abschluss der Vatikanischen Museen beabsichtigen wir noch mit Cristina in den Petersdom zu gehen. Doch, oh Schreck, wir müssen feststellen - drei Gäste (mit den Audioguides des Vatikans) sind vorerst weg! Zum Glück kehren sie gerade noch rechtzeitig zurück und wir können - vorbei an der „Porta Santa" (sie ist nur zu Beginn eines Heiligen Jahres geöffnet) in den PETERSDOM (Basilica di San Pietro) schreiten. Der Innenraum, nahezu 190m lang, ist reich an unzähligen Meisterwerken - er hat 45 Altäre und 11 Kapellen und besteht aus drei Schiffen, einem Querschiff von 137,5m Breite und einer 136,5m hohen Kuppel. Überall findet man Papststatuen und Grabmäler. Am meisten fasziniert mich immer wieder, die „Pieta" von Michelangelo, sie ist so schön, so ergreifend!
Beim Verlassen der Kirche geht unser Blick noch einmal zurück. Wir sind stark beeindruckt vom Anblick des Petersdoms, vor allem aber von der mächtigen - von Michelangelo entworfenen - Kuppel, die sich genau über dem Grab des Apostels Petrus erhebt. Danach verlassen wir den Platz aller Plätze und ohne es groß zu bemerken, verlassen wir beim Überschreiten einer weißen Linie den Vatikanstaat.
Wir verabschieden uns von Cristina und schwirren dann in alle vier Himmelsrichtungen aus.
Und wieder geht ein abwechslungsreicher und informativer Tag zu Ende... und so ganz langsam leider auch unsere gemeinsame Reise. Doch noch haben wir einiges "abzuarbeiten" und freuen uns somit auf unseren letzten Tag in dieser umwerfenden Stadt.

Nimm dir Zeit. Jede Sekunde, die wir uns beeilen, um Zeit zu gewinnen, ist letztendlich verlorene Zeit. Wenn wir aber innehalten und verweilen, gewinnen wir herrliche Stunden. –Verfasser unbekannt–

Ja, das wollen wir an diesem Freitagmorgen... uns Zeit nehmen.
Nachdem uns die Sonne aus dem Bett gekitzelt hat und wir uns Dank eines reichhaltigen Frühstücks wieder gut für den Tag gerüstet fühlen, lassen wir zuerst einmal unser Geburtstagskind "HOCHLEBEN". Dann machen wir uns per pedes auf den Weg Richtung Trevi Brunnen (Fontana di Trevi), wo wir uns mit Cristina verabredet haben. Nach ca. 20-25 Minuten haben wir ihn erreicht. Es ist noch "früh" am Morgen und von Touristen - von uns einmal abgesehen - weit und breit noch keine Spur. Ein ganz seltenes Schauspiel, denn hier am größten und berühmtesten Brunnen Roms, wird - sofern man kann - rund um die Uhr flaniert, pausiert, fotografiert und es werden am laufenden Band Münzen durch die Luft geworfen. Knausrig darf man allerdings nicht sein, d r e i Geldstücke sollten es schon sein, denn nur dann hat man ein Wiedersehen mit der Stadt am Tiber und Glück in der Liebe. Um Liebe ging es auch in dem Fellini-Film "La Dolce Vita" mit Anita Ekberg und Marcello Mastroianni. Da ließ Marcello seine Liebe, in Form der üppigen Blondine, im Brunnen mal kurz baden gehen... Das hat dem Brunnen gut getan, er wurde dadurch weltberühmt. Wer es ihr heute allerdings gleichtun möchte, wird von der Polizia municipale sofort aufgegriffen, ebenso ergeht es den "privaten Anglern", die mit allen möglichen Tricks versuchen, ihr Taschengeld aufzubessern (heute allerdings wird, wie wir feststellen, ganz offiziell "abgefischt"). Nach einer kleinen Fotopause, die dann doch noch für ein "gelato" oder einen Blick in die Schaufenster der umliegenden Geschäfte oder gar für den Kauf von mehreren Paar Schuhen reicht, ziehen wir weiter. Wir bummeln wieder durch Gassen, spazieren vorbei am Wohnhaus von Bernini und merken, dass der Touristenstrom zunehmend stärker wird. Und dann sind wir auch schon da und erfreuen uns am Anblick der Spanischen Treppe. Hier erzählt uns Cristina, dass die Treppe, die einst im Auftrag der Franzosen gebaut wurde, eigentlich nach der, am oberen Ende befindlichen Kirche, benannt worden ist und somit Scalinata delle Trinità dei Monti heißt. In Anlehnung an die angrenzende Piazza di Spagna wird sie vielfach als Spanische Treppe bezeichnet, am meisten von den Deutschen. Die Treppe, die sich im letzten Jahr einer „kosmetischen OP" unterzogen hat, erstrahlt nunmehr wieder in neuem Glanz. Und wir haben Glück, denn einen Tag zuvor wurde die Treppe, so wie wir sie von zahlreichen Kalenderblättern oder Postkarten kennen, mit zahlreichen Azaleenkübeln bestückt. Hier - an und auf der Treppe - treffen sich Menschen aller Kontinente, es gibt 138 Stufen zum Flirten - Lesen - Leute gucken oder einfach zum Ausruhen...Nach einer kleinen Verschnaufpause machen wir uns wieder auf den Weg (ohne das Haus, in dem Mario Adorf lange gewohnt hat, in Augenschein genommen zu haben!) Richtung Piazza del Popolo, vorbei am Wohnhaus der Fellinis. Hier auf der Piazza lauschen wir den Klängen einiger Straßenmusikanten und der ein oder andere bewegt die Hüften im Takt eines Beatles-Songs. Aber auch hier verweilen wir nur für eine kurze Zeit, wir müssen weiter, haben noch ein Rendezvous u.a. mit Bernini und Pauline, der schönen Schwester Napoleons.
Mit dem Bus erreichen wir unser Ziel, die in der Villa Borghese gelegene Galleria Borghese.
Für zwei Stunden dürfen wir uns hier tummeln und die Bilder eines Caravaggios, eines Raffaels, eines Tizians, um nur einige zu nennen, aber auch die Skulpturen eines Bernini sowie die Pauline des Canovas in Augenschein nehmen. Das ist einfach nur großartig und ein gelungener Abschluss der offiziellen Führung. Mit einem lachenden und einem weinenden Auge nehmen wir Abschied von Cristina, die es prima verstanden hat, uns ihre Stadt näher zu bringen. Ein wenig traurig sind wir schon - doch wir wissen, 2020 gibt es ein Wiedersehen, dann gibt es die Fortsetzung mit "ROM FÜR FORTGESCHRITTENE".
Wir spazieren gemeinsam zum Hotel und planen, den Abend gemeinsam in Trastevere ausklingen zu lassen...Daraus wird leider nichts, mit einer ca. 20köpfigen Gruppe am Freitagabend in Trastevere eine Osteria/Trattoria zu finden, ringt jeden Römer höchstens ein müdes Lächeln ab... Wir aber lassen uns nicht unterkriegen und finden eine Lösung - und keine schlechte. Bei einem guten Essen, einem guten Schlückchen Vino (in einer Vinothek, gleich in der Nähe des Hotels) lassen wir es uns noch einmal richtig gut gehen und danach macht sich ein Teil der Gruppe auch noch auf den Weg nach Trastevere. Dort verabschieden wir uns für 2018 mit dem Gedanken: Wir kommen wieder! (2020????)

Eins ist sicher – Reisen tut immer gut! –Voltaire–

Wie recht der liebe Voltaire doch hat! Nur reisen wir heute leider ab.
Nach erlebnisreichen vier Tagen kehren wir Rom den Rücken, in dem Wissen, dass vermutlich ein ganzes Leben nicht ausreichen würde, um alle Sehenswürdigkeiten dieser Stadt zu ergründen. Deshalb wage ich zu sagen: „Arrivederci Roma - alla prossima volta" - „Auf Wiedersehen bis zum nächsten Mal", dann heißt es „ROM FÜR FORTGESCHRITTENE" - aber nur mit Cristina.
Abschließend bedanke ich mich bei Ihnen, Sie waren eine ganz tolle Gruppe (Teamwork hat bestens funktioniert!), die allem gegenüber außerordentlich aufgeschlossen und sehr unternehmungslustig war. Es hat mir sehr viel Freude bereitet, mit Ihnen durch Rom zu schlendern. Ganz lieben Dank sage ich auch Anna Luise, meiner tollen Assistentin. Du bist mir wirklich eine große Hilfe gewesen, denn Du warst immer auf dem Laufenden.
Und vielleicht erfahre ich ja eines Tages noch, ob Dein Zahn, den Du „im Himmelreich auf Erden" verloren hast, zwischenzeitlich „Heilig gesprochen" worden ist.
Bleiben Sie weiterhin gesund und so reisefreudig. Ich hoffe, Sie haben beim Lesen viel Freude und können mit mir noch einmal auf eine gedankliche Entdeckungstour durch Rom gehen.
Ciao - a fra poco (bis bald)
Ihre Walburga Lindner

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