Reisebericht: Städtereise Rom und Vatikan

23.10. – 28.10.2022, 6 Tage Flugreise nach Rom in Italien: Piazza del Popolo – Pincio–Park – Spanische Treppe – Trevibrunnen – Pantheon – Pompeius–Theater – Campo de Fiori – Trastevere – Papstaudienz – Vatikanische Gärten und Museen – Sixtinische Kapelle – Petersdom – Koloss


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Herbstferien in Deutschland sind eine gute Gelegenheit, um mit Enkeln oder Töchtern in der ewigen Stadt Rom in die Geschichte der Antike einzutauchen. Ein päpstlicher Segen kann da auch nicht schaden und es bleibt trotz eines dicht gedrängten Programms sogar noch Zeit, um nach einem passenden Outfit für den Abschlußball zu suchen. In wenigen Tagen haben wir nicht nur sehr viel Input erhalten und viel gesehen, sondern auch ein schönes Miteinander zwischen den drei Generationen erlebt.
Ein Reisebericht von
Irmela Körner
Irmela Körner

Ankommen und ein Gefühl für Rom beommen

Die Anreise ist trotz eines vergleichsweise kurzen Fluges mühsam und anstrengend. Der BER ist verwirrend und geizt mit hilfreichen Ausschilderungen. Verspätungen der Abflüge scheinen die Regel zu sein. Die bange Frage, ob das Gepäck kommen würde, erwies sich in Rom nach etwas Geduld zum Glück als unbegründet. Um 18.00 Uhr konnte sich die Gruppe zum Willkommensdrink auf der Terrasse des zentral gelegenen Hotels treffen. Beim gemeinsamen Abendessen in der nahe gelegenen Trattoria waren wir froh, dass wir uns nicht in die Warteschlange für Pizza zum Mitnehmen oder einen Sitzplatz im kleinen Lokal einreihen mussten. Auch unser Essen ließ sich Zeit, aber es schmeckte köstlich und wir konnten uns in Ruhe umschauen und uns ganz bewusst machen, dass wir angekommen sind. Angekommen in einer quirrligen, sehenswerten, geschichtesträchtigen, lauten und bunten Stadt.

Erstens kommt es anders....... Annäherung an die Ewige Stadt

Mit einem Blick vom Nationaldenkmal an der Piazza Venezia sollte unser Besichtigungsprogramm in Rom starten. Zu Fuß machten wir uns auf den Weg zum Victoriale, das die Römer entweder Hochzeitstorte oder Schreibmaschine nennen. Offiziell heißt es Altar des Vaterlandes. Errichtet wurde das weiße Marmordenkmal zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Erinnerung an die Einigung Italiens und zu Ehren von Vittoria Emmanuele II. Für die Römer ist der schönste Platz in Rom auf dem Denkmal, denn dann sieht man es nicht.
Als wir zur Piazza Venezia kommen, ist alles gesperrt. Soldaten stehen auf den Treppen des Denkmals Spalier, Polizisten kommandieren die Besucher herum. Italien hat eine neue - eine rechte- Regierung, es herrscht spürbar ein anderer Ton. Auf dem Nationaldenkmal wird die Amtsübergabe an den Verteidigungsminister zelebriert.
Wir lassen die Militärs links liegen und schauen uns die Kirche Santa Maria deAracoeli an.Mehr als hundert Marmortreppen führen zur Regionalkirche Roms hinauf. Die Römer hatten diese Treppen der Jungfrau gestiftet als Dank für die Errettung von der Pest. Im Innenraum sind viele Gräber von Kardinälen und bedeutenden Persönlichkeiten der Stadtgeschichte. Die Decke, im Auftrag von Papst Pius V. in Auftrag gegeben, enthält Symbole aus der Seefahrt und erinnert an die Schlacht von Lepanto im Jahr 1571, bei der die Italiener und die Spanier einen überraschenden Sieg über das osmanische Reich erringen konnten. Die den Türken geraubten Waffen sind zum Teil in der Decke eingearbeitet.
Der Aufstieg zum Kapitolshügel geht mühelos vonstatten. Niedrige Stufen, die es auch den Pferden ermöglicht haben, hier auf den Platz zu kommen, führen hinauf auf den Platz, in dessen Mitte das Denkmal Marc Aurels steht. Am Treppenaufgang haltstor und Polliux Wache. der Platz beeindruckt mit seiner Harmonie. Kein Wunder, kein Geringerer als Michelangelo Buonarotti hat ihn gestaltet. Hier wartet unsere Stadtführerin Agnieszka auf uns und wird uns in den folgenden Tagen auf charmant und anschauliche Art nicht nur die römische Geschichte näher bringen, sondern uns auch viel von dem vermitteln, was Alltagsleben in Rom bedeutet. Von ihr lernen wir, auch im tosenden Verkehr sicher über die Sraße zu gehen und dass der Capucchino nach dem Mittagessen für echte Italiener tabu ist.
Nach einer ausführlichen Besichtigung vom Forum Romanum, einem Spaziergang über den Palatinhügel und die Besichtigung des in der Tat kolossalen Colosseums, brauchen die Füße eine Pause, ehe wir uns wieder auf den Weg machen, um uns in der Nähe des Hotels die römische Küche zum Abendessen schmecken zu lassen.

Treppen, Plätze und Brunnen– das barocke Rom und viel Geschichte

An diesem Tag empfiehlt es sich für uns, den Warnspruch ins Gedächtnis zu rufen. "Gedränge nur dem Dieb gefällt, drum Augen auf und Hand aufs Geld". Die Fahrt mit der U- Bahn zum Treffpunkt an der Piazza del Popolo erfordert förmlich Nahkampferfahrung. Die Bahnen sind übervoll, aber irgendwie drängen wir uns noch herein und kommen auch wohlbehalten am Ziel an. Von der im neoklassizistischen Stil gestalteten Piazza del Popolo mit ihrem Obelisken geht es zu den Highlights der römischen Baukunst mit Treppen, Kirchen und barocken Brunnen, vorbei an Palästen und dem Regierungssitz. Nach der Mittagspause dann ein andächtiger Blick in das unvergleichliche Pantheon. Schon Trajan hat das Bauwerk begonnen und es ist mit seiner immensen Kuppel und der Ausstattung eines der am besten erhaltenen Bauwerke aus der römischen Antike.
Die Geschichte der Donna Olimpia und ihr Wille nach Macht beschäftigen uns auf der Piazza Navona. An dem berühmten vier- Ströme- Brunnen entdecken wir die Silberlinge, die aus Argentinien nach Europa gebacht wurden und mit dem Verspechen auf ein Eis geht es ganz erfüllt von vielen Eindrücken, geschichtlichen Daten und den Namen vieler Päste und Kardinäle zum Campo dei Fiori als letzter Station an diesem Tag. Am Abend schmeckt uns die römische Küche und der Wein.

Der Past lässt bitten, Besuch im Staat im Staat

Mittwoch ist der Tag der Papstaudienz. Für einen Blick auf den Heiligen Vater heißt es, früh da zu sein und sich einen strategisch günstigen Platz zu suchen. Doch unsere bestellten Autos lassen auf sich warten. Erst mit Verspätung kommen wir zum Petersplatz, wo sich schon lange Schlangen vor den Sicherheitsschleusen gebildet haben. Doch wir haben Glück und das Papamobil fährt direkt an uns vorbei, der Papst, umgeben vn einer großen Entourage, winkt und sicherlich hat er ganz speziell uns zugenickt.
Seit den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts gibt es diese öffentlichen Generalaudienzen, zu denen jeder und jede zugelassen ist, unabhängig vom Glauben und der Herkunft. Der Papst fährt mit seinen Auto über den Platz, dann spricht er zu einem biblischen Thema und je nach dem, aus welchen Nationen Pilgergruppen gekommen sind, werden seine Worte zusammengefaßt in verschiedenen Sprachen nochmals verlesen. Auch in deutscher Sprache gab es eine Zusammenfassung und ein Gruß an die deutschsprachigen Pilger. Auch für Menschen außerhalb der katholischen Kirche oder ohne Nähe zum Glauben ist diese Audienz mit dem Zulauf von tausenden Menschen aus aller Welt sicherlich eine interessante Erfahrung.
Danach gehen wir- heute ohne Agnieszka- durch den Borgo, das Viertel rund um den Petersplatz, zur Engelsburg. Dieses gewaltige Bauwerk, das sich mit fünf Stockwerken über dem Tiber erhebt, war als Grabmal für Hadrian erbaut worden. Der Urnensaal innerhalb der Burg erinnert an diese Funktion als Grabstätte. Im Lauf der Jahrhunderte wurde aus dem Grabmal eine wehrhafte Burg, in der sich die Päpste immer wieder schutzsuchend zurückzogen. Beim sacco di Roma, der Plünderung der Stadt durch die deutschen Landsknechte 1527, verschanzte sich Papst Clemens hinter den schützenden Mauern. Gleichwohl fanden bei dem Überfall 146 der Schweizer Gardisten den Tod. Bis heute wird am 6.Mai an die Opfer ds sacco di Roma gedacht und neue Anwärter für die Schweizer Garde werden vereidigt.
Von der Engelsburg gut zu sehen ist der Gang auf der Mauer, die es den Päpsten erlaubte, ungesehen vom Vatikan zur Engelsburg zu gelangen.
Nach der Besichtigung warten wir auf einen Bus hinauf zum Gianicolo. das Warten ist lang und dann braucht es viel Vertrauen in den Busfahrer, der offensichtlich schlecht gelaunt ist und uns seinen Zorn in den Kurven mehr als spüren lässt. Gut, dass wir heil auf der Piazza Garibaldi ankommen. Garibaldi, der auf dem gleichnamigen Platz steht und über die Stadt schaut, ist leider hiner einem Gerüst versteckt.Nicht weit davon entfernt steht der Leuchtturm, den die nach Argentinien ausgewanderten Italiener gestiftet hatten, in der Hoffnung, von Rom jeweils Lichtzeichen zu empfangen, die gegen das brennende Heimweh helfen würden.
Vom Gianicolo führt ein Treppenweg hinunter nach Trastevere, wo köstliches Eis auf uns wartet. Auch wenn die Füße schmerzen, der Weg ist noch nicht zu Ende. Wir fahren mit dem Bus vergleichsweise bequem und ohne Gedränge zur Piazza Venezia und fahren hinauf auf das Nationaldenkmal. Kuppeln, Giebel, Säulen, Häuserzeilen und Straßen und Gassen neben grünen Oasen aus Schirmpinien breiten sich unter uns aus und der Blick reicht bis zur Peripherie dieser quirrligen und einmaligen Stadt.
Nach so einem langen Tag ist das Abendessen mehr als verdient.

Der göttliche Funke in der Sixtina und die größte Kirche der Welt

Mit einem Spaziergang durch die Gärten des Vatikan beginnt unser Erkundungstag, der auch schon der letzte Tag ist. Die U- Bahnfahrt zu den Vatikanischen Museen ist verblüffend bequem und ohne Gedränge. Susanne führt uns durch die Gärten, die im Lauf der Jahrhunderte immer wieder umgestaltet und nach den jeweiligen Moden in der Gartengestaötung bepflanzt wurden. Einige der Päpste interessierten sich für exotische gehölze und ließen diese anpflanzen. In den Gärten sollten die Päpste Ruhe finden, im Schatten wandeln können und mit gestalteten Beeten gaben sie ihme Wunsch nach höfischer Repräsentanz Ausdruck. Die Kanarienvögel,die im park seit Jahren leben, kommentieren die Erläuterungen von Susanne mit lauten gekreisch. Wir können einen Blick auf den Wohnort des emeritierten papstes Benedeikt werfen, sehen auch den Hubschrauberlandplatz, der aussieht wie überall. Beim Rundgang durch die Gärten wird immer wieder augefällig, wie immens und genial die Kuppel des Petersdoms geschaffen wurde.
Nach einer Mittagspause geht es dann durch die Vatikanischen Museen und die sixtinische Kapelle mit dem imposanten Dekcnengemälde von Michelangelo. Stumm und staunend schieben wir uns durch die Vielzahl der Besucher.
Der Petersdom beeindruckt mit seinen riesigen Dimensionen, die jedoch immer weniger bedrückend wirken sondern ein Gefühl von Harmonie und Ausgewonheit vermitteln. Auch hier zeigt sich die Genialität von Michelangelo.
Mutige, die keine Höhenangst haben, gehen dann noch über die Treppen hinauf bis zur Laterne der Kuppel. Ein teil der Gruppe schaut sich dagegen in der Kirche San pietro in Vincoli noch den Moses von Michelangelo an. Dann kommt die Schreckensmeldung von den großelteern, Max ist nicht da. Ob er auf der Kuppel geblieben ist? Unmöglich. Schon werden die Gitter am Aufgang zur Kuppel geschlossen. Im Hotel ist Max nicht angekommen. Die Großeltern sind aufgeregt und voller Angst und Verzweiflung, zumal max auch nicht auf Nachrichten reagiert und das telefonbei Anrufversuchen in Leere läuft. Die Sorge um Max sitzt uns wie ein Klos im Hals, als wir uns zum gemeinsamen Abendessen am letzten Abend treffen. Die großeltern entscheiden sich, nochmals zum petersplatz zu fahren. Da sitzt Max und sucht seinerseits die großeltern. Sein Hany hatte die großmutter in der tasche, die U- Bahnfahrkarte der großvater. Die Freude ist groß, als die drei guter Dinge zum Abendessen kommen. Wir lassen sie hochleben und freuen uns alle über ein glückliches Ende.


So vieles noch nicht gesehen– arrivederci Roma

Die Berliner Gruppe startet früh, andere haben noch einen halben Tag Zeit für eigene Erkunungen. Rom wird in Erinnerung bleiben, mit unzähligen Geschichten aus der Geschichte, aus der Kunst, aus dem Alltag, mit Gerichten, die wir gekostet haben, - unbedingt ohne Butter und ohne Sahne- mit einem Cappucchino zur falschen Zeit, mit Bildern im Licht der Abendsonne. Wir werden die Zusammenhänge nachvollziehen, die Agnieszka uns aufgezeigt hat und damit neue Perspektiven eröffnete, uns Ahaerlebnisse vermittelt hat und uns in den Tagen stets das gefühl gegeben hat, dass wir wichtig sind in dieser Stadt, als gehörten wir schon dazu. Eine Reise mit einem harmonischen Miteinander, was will man mehr.

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