Reisebericht: Faszination Sardinien – Schätze von Nord nach Süd

12.05. – 21.05.2023, 10 Tage Rundreise Olbia – Costa Smeralda – La Maddalena – Tempio Pausania – Aggius – Castelsardo – Alghero – Nekropole Anghelo Ruju – Nuraghe Palmavera – Bosa – Orgosolo – Cagliari und EXKLUSIVE Fahrt mit der Schmalspurbahn Trenino Verde


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Die Insel Sardinien in zehn Tage kennenzulernen, das verspricht ein volles Programm. Gutes Essen und eine muntere Reisegruppe halten in dieser Woche Leib und Seele zusammen. Und auf der Insel kann man alt werden, sie zu den fünf Regionen der 100-jährigen: Japan, Costa Rica, Kaliforniern, Griechenland – wer hier lebt, hat Aussicht, ein Methusalemalter zu erreichen. Der Sache wollen wir nachgehen.
Ein Reisebericht von
Vivian Kreft
Vivian Kreft

Anreise und Einstimmung am Strandkiosk

Aus München, Frankfurt und Berlin reisen wir an. Neugierig auf die Schätze Sardiniens, die uns in den kommenden Tagen gezeigt werden. Die Fahrt vom Flughafen zu unserem Hotel Stelle Marine führt über die Strada Panoramica mit Blick aufs Meer. Die Hotelanlage ist sehr schön, mit einem strahlend blauen Pool in der Mitte und drum herum die Zimmer, als Dörfchen angelegt, ziehen sie sich den Hang entlang.
Doch erst einmal an den Strand, der nahe bei ist. Der Strandkiosk ist geöffnet und erfrischt uns mit Bier, Kaffee und dem ersten Aperol Spritz. Ein Getränk in der Hand und das Kennenlernen ist ein Leichtes. Eine munter plaudernde Strandgesellschaft. Damit ist der Anfang gemacht für einen Spaziergang am Strand entlang.

Dank eines Gastes, der schon ganz früh aus Frankfurt angereist ist und Pionierarbeit geleistet hat, folgen wir seinem Weg. Ein sehr schöner Weg – Landschaft und sich stetig wechselnde Blickachsen lassen die Füße laufen. Und am Ende unseres ersten Ausflugs sehen wir sogar Flamingos.
Wir kehren um, laufen zurück durch kleine Buchten, knorrige Waldabschnitte, passieren Mauerdurchgänge, die von Riesenhand geschaffen scheinen. Das Licht wird wärmer, wechselt in rosa, als wenn eine Lichtregie hier ihre Hand im Spiel hätte. Ein ganz wunderbarer Einstieg in den Urlaub.
Abendessen all’ italiana: Antipasti vom Buffet, Primo, Secondo, Dolci. Vier Tische, rege Gespräche Was für ein gelungener Tag. Und das ist erst der Anfang.

Zur Costa Smeralda

Es regnet und es regnet den ganzen Tag, doch keiner spricht darüber, das hilft ungemein. Wetterfeste Jacken, gutes Schuhwerk und Schirm und ungebrochen gute Urlaubslaune.
Der erste Halt ist San Pantaleo, ein hübscher Ort umrahmt von beeindruckender Landschaftskulisse. In den kleinen Häusern wohnten ehemals Hirten und Bauern. Nun sind sie herausgeputzt, Künstler sind eingezogen und nette Läden locken zum Kauf.

Weiter geht es nach Porto Rotondo. Der Ort wurde 1969 gegründet und was ein Ort braucht, ist eine Kirche. Der offene Glockenturm mit seiner Wendeltreppe ist ein Hingucker. Der Kirchenraum von San Lorenzo ist ebenso eindrucksvoll, wie ein umgekehrter Schiffsrumpf ist das Innere gestaltet, das Abendmahl links an der Wand angebracht. Die Figuren sind aus Holzbrettern geschnitzt und im rechten Winkel zusammengesteckt. Ganz außergewöhnlich.
Wir spazieren zum Hafen über eine Fußgängerzone, deren farbige Pflastersteine Fische zeigen, die alle Richtung Meer schwimmen. Wir kommen zur Piazetta San Marco, um die sich ein Laubengang von Geschäften zieht. Dann der Hafen mit 800 Liegeplätze. Ein hübscher Spazierweg zieht sich hier links und rechts entlang. Im Hintergrund die markanten Bergspitzen, denen wir kurz vorher in San Pantaleo ein Stück näher waren. Auch die Nächte im Hafen sind nicht billig, ein kostet bis zu 2.000 Euro die Nacht, erzählt uns Reiseleiterin Anja. Sie wohnt schon 25 Jahre auf Sardinien und kennt jede Sehenswürdigkeit. Ihr Wissen ist umfassend.

Wir passieren den „Grenzstein“ zur Costa Smeralda – es ist sozusagen der Markenname für einen ganz bestimmten Küstenabschnitt. Der ist nicht lang und man muss schon wissen, wann man dort ist. 1962 durch ein Konsortium angelegt mit dem Wunsch, ein Refugium für die Reichen zu schaffen. Wohin sollten auch die armen Menschen, die Welt steht ihnen offen, doch wenn die Orientierung fehlt, können 55 km Küste auf Sardinien schon helfen. Sylt in Groß…
Es ist malerisch, jeder Meter bietet einen neuen Blick – grün, grau, blau: Macchia, Granit, Meer. Das Konsortium, zu dem Aga Khan, sowie die Eigentümer von Guiness und Pellegrino gehörten, kauften 300.000 Hektar zusammen und kümmerten sich auch um die baurechtlichen Auflagen. Die Häuser sind geschmackvoll in die Landschaft gesetzt. Kein Haus ist höher als ein Baum und der neu geschaffene neosardische Stil mit Fassaden in Sand- und Ockertönen, Türmchen, Terrassen und Balkonen erscheint dem Betrachter, als sei dies das einzig Passende. Für das neu geschaffene Paradies wurden Straßen, Strom- und Wasserleitungen gelegt.

In Porto Cervo steigen wir vom Bus in ein Touristenbähnchen um, das uns durch den Ort und zum neuen wie alten Hafen fährt. Die teuren Villen liegen versteckt hinter dichten Oleanderhecken und Mäuerchen. Ein Tor aus dem heimischen Wacholderholz kostet locker 20.000 Euro, doch was ist das schon gegenüber dem Wert des dahinterliegenden Besitzes. Dann geht es zu Fuß weiter. entlang der Fußgängerzone La Passeggiata. Gucci, Versace, Hermes, Louis Vuitton u.a. Luxuslabels warten auf das große Geschäft in der kurzen Saison. Dahinter liegt die Piazzetta mit schönem Blick auf den alten Hafen. Einen Stock tiefer liegt die Portico Sottopiazza, ein Arkadengang mit Geschäften und nettem Café. Über Treppen und Laubengänge, unterbrochen von malerischen Blicken auf den Hafen, kommen wir zur Kirche Stella Maris. Ein anmutiger Bau in Weiß mit einem Vorbau, der über die gesamte Breite geht, mit großen Granitblöcken als Säulen, die einen Architrav aus Wacholderstämmen tragen.
Noch einen Sprung nach Baja Sardinia, eine attraktive Feriensiedlung für Pauschalurlauber, die dem Design der Schwesterorte nacheifert. Dann geht es ins Hotel, wo uns wieder ein üppiges Abendessen erwartet

Ein Sonntag auf dem Inselarchipel La Maddalena

Einen richtigen Sonntagsausflug mit Passage unternehmen wir heute: Wir fahren mit der Fähre von Palau nach La Maddalena. Der Fährentransfer ist stetig, rund 80 Fahrten gibt es am Tag. Zu dem Archipel zählen sieben Hauptinseln und zahlreiche Miniinseln. Die Inseln sind schon seit dem Neolithikum bewohnt, Obsidianfunde belegen das. Doch richtig interessant wurde das Archipel erst im 18 Jahrhundert als Vorbastion von Sardinien, also als Verteidigungsstützpunkt.
Die Stadt La Maddalena war von 1971 bis 2008 Marinestützpunkt der Nato, 2.600 Personen arbeiteten hier, was die Stadt wachsen ließ. Heute ist hier eine italienische Militärschule untergebracht.

Guido, unser Busfahrer, fährt uns zunächst über eine schmale Brücke auf die Insel Caprera. Diese Insel war früher militärisches Sperrgebiet, so dass sich die Natur so recht nach Lust und Laune entfalten konnte, was der Insel gut steht. Wir fahren unter Pinienalleen entlang und bekommen einen kleinen Eindruck, dass es sich hier gut wandern lässt. Kioske am Wegesrand sichern die Versorgung.

Es geht wieder zurück auf die Hauptinsel und dann entlang der Küste. Die Farbe des Wassers setzt uns in Verzücken. Und der Gedanke, mal im Sommer eine ganze Woche hier am und im Wasser zu verbringen, kommt hoch. Wir machen einen Stopp an der Spiaggia di Cala Spalmatore, fahren ein Stück und halten an der Spiaggia di Trinità. Hier gibt es ein gut sortiertes großes Strandcafé mit Blick auf die kleine Dünenlandschaft, durch die ein Holzsteg an den Strand führt. Einfach nur zauberhaft.

Zur Mittagszeit sind wir in La Maddalena. Anja gibt uns einen Überblick über die Stadt, dann ist Freizeit, die einen gehen essen, die anderen bummeln und setzen sich an den Hafen. Ein Sonntagmittag in Italien, auf Sardinien. Und danach ein Eis.

Die Fähre bringt uns wieder zurück und wir fahren zum Bärenfelsen. Den haben wir aus verschiedenen Perspektiven schon gesehen und nun geht es über Stufen nach oben. Tafeln weisen auf dem Weg auf die vielfältige Vegetation hin. Auch die Myrthe hat eine Beschreibung, ein Gewächs, was mehrere hundert Jahre alt werden kann und zum Land der 100-jährigen gut passt.
Oben angekommen sucht man den Bären vergebens. Denn es gibt keinen Standpunkt, von dem man ihn so sehen kann wie von unten. Granit, 300 Mio. Jahre alt und wir beschäftigen uns mit der Frage, wie man 100 Jahre alt werden kann. Peanuts, würde da jemand sagen.

Korkmanufaktur – Tempio Pausanias – Castelsardo

Wir ziehen heute an die Westküste und erleben bis dahin viel Schönes. Eine kurvenreiche Strecke windet sich durch die Landschaft, auf die Höhe, wieder runter ins Tal. Weite Blicke auf dichte Baum- und Strauchlandschaft. Wie in der Schweiz hupt unser Busfahrer Antonello vor engen Kurven. Die Fahrt geht durch die Gallura, geprägt von Kork, Wein und Granit. Das Tagesprogramm stellt es unter Beweis.

Zunächst besuchen wir eine Korkverarbeitungsstätte. Der Baum wird mit 25 Jahren geschält, danach alle weitere elf Jahren. Die Baumrinde wird gekocht, erst danach kann sie weiterverarbeitet werden. Und – Kork ist nicht gleich Kork, erfahren wir, nicht jeder hält dicht. Und das kleine Ding bekommt doch tatsächlich einen Stempel, eine Art Gütesiegel. Der nächste Weinkorken, den wir zu Hause aus der Flasche ziehen, wird genauer betrachtet. Wissen muss schließlich angewendet werden. Früher wurde der Kork klein geschnitten, und mit einer Handmaschine in die Flasche gepresst, wodurch er seine Form bekam. Heute wird er ausgestochen wie bei uns die Plätzchen. Polsterbezug, Tapete, Schuhsohle, Dämmung, das Material ist vielfältig einsetzbar. Auf unserer Weiterfahrt begegnen wir Lastern, beladen mit Korkplatten. Das Handwerk lebt.

Und inmitten der Korkwälder auf einer Hochebene liegt Tempio Pausania, das Zentrum der Gallura. Ein mittelalterlich anmutender Ort mit grauen Fassaden aus Granit. Große Granitplatten im Fischgrätemuster pflastern die Straße. Die Innenstadt ist Fußgängerzone, Männer sitzen vor dem Café und plaudern, die Frauen sieht man mit Einkäufen. Ein freundlicher Ort. Hier gab es mal Zuwachs, Neubauten aus den 60-er Jahren stehen am Rand der Altstadt. Nun sind Immobilen mittendrin für kleines Geld zu kaufen. Ein Laden mit hochwertigen Erzeugnissen, in denen Kork verarbeitet ist, wird von uns gestürmt. Von Schmuck über Taschen und schicke Abendkleidung reicht das Angebot.

Zum Mittagessen werden wir in einem Landgasthof erwarten „Il Muto di Gallura“. Die Räume ähneln einem Bauermuseum. Webstuhl, zwei lange Tische und ein Kamin, der für uns angefacht worden ist. So wird aus der Gruppe schnell eine Familie. Und wir tafeln. Und lassen uns den nicht enden wollenden Rotwein schmecken. Ein wunderschönes Mittagessen, auf dem Land, mit Ruhe und in schöner Landschaft.
Danach geht es weiter an die Nordküste, nach Castelsardo. Im Bus ist es nach diesem guten Mahl ein bisschen ruhiger. Wie gut, dass wir uns fahren lassen können.

Das genuesische Kastell sieht man von Weitem, ein imposanter Anblick. Dort angekommen heißt es aussteigen und umsteigen, denn gerade gegenüber steht der Bus, der uns zur Zitadelle bringt. Die Altstadt, von hohen Burgmauern umschlossen, ist malerisch – Durchgänge, Treppen hinauf und hinunter, dazwischen Blicke aufs Meer. Ein Rathaus, zwei Kirchen (!) auf kleinem Raum und dazwischen einladende Lokale. Die Größe der Festung und ihr Mauerwerk sind beeindruckend.
Wir ziehen weiter nach Alghero, unser zweiter Standort für die nächsten drei Tage.

Archäologische Ausgrabungen, Stadtführung und Weinprobe

Der heutige Tag ist zwei archäologischen Stätten vorbehalten.
Die Türme auf Sardinien, die Nuraghe, gibt es nur hier. Nurakes heißt Steinhaufen. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie einen Eingang haben, aus groben Steinen kegelförmig nach oben gebaut worden sind und die Treppe immer links herumläuft. Ein Wachturm, ein Kult- oder Schutzraum? Die Türme in ihrer Bauweise gibt es nur auf der Insel. Und in der Ausgrabung von Palmavera sind zwei Türme aus unterschiedlicher Bauzeit verbunden worden und rundherum sind die Grundmauern von rund 50 Hütten erkennbar. Der rund sieben Tonnen schwere Türsturz beeindruckt, das falsche Gewölbe, um den Turm überhaupt zu bauen, wurde aus zentnerschweren Steinen hochgezogen.

Wir fahren entlang der Küstenstraße nach Capo Caccia, eine Halbinsel, auf der früher gerne gejagt worden ist, daher der Name. Von hier kann man über mehr als 600 Stufen zur Neptungrotte hinuntersteigen. Die Stufen scheinen an den Felsen gepinnt zu sein. Was Menschen alles bauen, wenn sie nicht von ihrer Idee ablassen wollen. Neptun ist heute schwer beschäftigt, es gibt Seegang und so ist die Grotte geschlossen, was uns eine Entscheidung abnimmt.

Weiter geht es zur Nekropole Anghelu Ruju, die Anfang 20. Jh. entdeckt worden ist, als man hier Steine gebrochen hat – für den Bau von Häusern und Straßen. Dieser Komplex ist eine der größten und wichtigsten Nekropolen im Mittelmeerraum. Wir haben das Terrain für uns allein und es ist gut, denn hier wurden Menschen bestattet und ein wenig gedankenverloren steht der eine, die andere vor den Grabkammern unter sich, die in den Kalksteinboden gegraben worden sind. Sie stammen aus der Ozierizeit 4000 – 2000 v. Chr. An einem Türsturz sind noch Stierköpfe zu erkennen.

Wir fahren nun nach Alghero für eine Stadtführung. Der Hafenort ist von einer hohen Stadtmauer umgeben und ist Fußgängerzone. Viele schöne Geschäft mit Korallenschmuck, hochwertigen Dekoartikeln und individueller Kleidung laden zum Bummel ein. Ach, hätten wir doch Zeit dafür. Weiter geht’s. Das Ziel: Sella & Mosca, eines der größten Weingüter Europas.

Dieser Einladung folgen wir gerne, haben wir uns doch in den vergangenen Tagen davon überzeugen können, wie gut der sardische Wein schmeckt. Die gepflegte Anlage und die Weinkeller sind beeindruckend. Dann werden wir zur Verkostung gebeten. Drei Weine (Spumante, Weiß- und Rotwein), dazu für jeden eine üppige Platte mit Schinken, Salami, Ziegenkäse und zwei Dips (Zwiebel, Myrte). Der eine und andere kauft eine Flasche als Urlaubssouvenir. Gut getränkt und gefüttert fahren wir ins Hotel, Beine hochlegen. Denn der Tag ist noch nicht zu Ende und der Abend wird fordernd.

Zum Abendessen sind wir zu Gast in der Trattoria Lo Romani in Alghero. Es gibt Miesmuscheln, Katzenhai mit Knoblauchsoße, Ofenkäse, eine Gemüseauswahl des Hauses, Auberginen-Auflauf mit Parmesankäse und Tomatensoße, Zucchiniauflauf, frittierte Kartoffeln und Spinatküchlein. Das sind die Antipasti und so eingestimmt, bestellen wir für das Primo gerade die Hälfte ab und es bleibt doch etwas übrig vom Risotto mit Zucchini und Garnelen, den Maccarones de Busa mit Lammfleischsoße. Der Wirt ist ratlos. Schmeckt es den Gästen nicht? Wir beschwichtigen und fragen, wer noch einen Hauptgang möchte. Es kommen noch wenige Platten mit Fleischklößchen in Kapernsoße und Schattenfisch aus dem Ofen mit Kartoffeln. Die Stimmung ist ausgezeichnet, obgleich wir nur noch „Pap“ sagen können. Und die Frage ist, gehen oder rollen wir uns ins Hotel?

Fahrt mit dem Trenino verde und Bosa

Heute ist die Zugfahrt an der Reihe. Dazu fahren wir entlang einer atemberaubenden Küstenstraße nach Macomer. Die früher so wichtigen Bahnstrecken sind heute überwuchert oder dienen alleine der Touristenfahrt. Die Gleisanlage unserer Schmalspurstrecke ist vor einigen Tagen gemäht worden, doch wir fahren wir auf einer Wiese. Wie gut, dass der Zug seine Schienen hat. Wir bekommen Audioguides und hierüber Informationen über die Strecke. Die Landschaft ist weit, offen und sehr grün. Der erste Halt ist die Zisterzienserabtei S. Maria di Corte bzw. was davon noch übrig ist. Der erste Standort dieses Ordens auf der Insel ist über die Jahre stark geschrumpft, das heutige Langhaus ist das damalige Westwerk. Tinnura ist die zweite Station. Die Häuser sind mit Fassadenmalerei verschönert, vornehmlich mit Motiven aus der Landwirtschaft und manchmal steht man verblüfft da und fragt sich, oder Brunnen nun echt oder gemalt ist.

Endstation! Am Bahnhof von Tresnuraghe erwartet uns ein sehr nettes Picknick mit Wein, Salami und Käse. Das ist eine schöne Überraschung. Dann steigen wir wieder in den Bus und fahren die Küste entlang nach Bosa, das als eines der hübschesten Kleinstädte der Insel gilt. Hier fließt der einzig schiffbare Fluss von Sardinien, der Temo. Wir halten an einem langen Gebäudekomplex, den früheren Gerbereien, die nun teilweise zu Wohnungen umgebaut worden sind. Im 18. Jh. war der Ort Provinzhauptstadt und kam zu Wohlstand durch Gerberei, Schmuckherstellung und Filetstickerei. Das Stadtbild zeugt noch heute davon. Anja führt durch die Stadt. Über viele Treppen geht es hoch zu einem Aussichtspunkt unterhalb der Burg und wieder hinunter. Auf dem Rückweg kommen wir an einem Laden vorbei, in dem uns Anja die Filetstickerei erklärt, die hier wie auch Klöppeln zur Tradition gehört. Wir begegnen Frauen, die auf der Gasse sitzen in der Sonne und diese Handarbeit ausführen.
Es geht zurück über den uns bekannten Küstenabschnitt, der in der Nachmittagssonne freundlicher aussieht als am Morgen.

Orgosolo, ein wunderbares Mittagessen und Porphyrfelsen

Heute machen wir wieder Kilometer, unterbrochen von verschiedenen Sehenswürdigkeiten. Vom Meer geht es wieder hoch hinauf durch die sardische Landschaft. Was ist die Insel grün in dieser Jahreszeit. Der Bus schraubt sich in die Höhe, Kurve um Kurve, Weinberge, kleinteilige Landwirtschaft und Macchia bestimmen das Bild. Jede Kurve öffnet ein anderes Szenario.
Dann Halt in Orgosolo. Der Ort hat sich einen Namen gemacht durch das Einfordern von Rechten und Gerechtigkeit, die durch die Einführung der italienischen Gesetzgebung unbeachtet blieben. So wurde Orgosolo fälschlicherweise als Banditennest bekannt. Über 300 Murales wenden sich gegen politische Fehlentwicklungen, die bis in die Gegenwart reichen.

Nach dem strammen Programm ist eine Mittagpause nötig. Diese machen wir oberhalb des Ortes auf Bänken unter Bäumen. Man kann es als Event bezeichnen: Wir bekommen ein Brett und einen Tonbecher und erhalten hintereinander: geräucherten Ricotta, Salami, Lammfleisch mit Kartoffeln, Spanferkel, Schafskäse und immer wieder Rotwein und Wasser. Der Verdauungsschnaps darf danach nicht fehlen. Nach dem Essen stimmt das Personal einen A-Cappella-Gesang an, der seine Tradition bei den Hirten findet.
Busfahrer Antonello muss drei Stunden Pause machen. Zum Zeitvertreib und Trost erhalten wir ein großes Behältnis Rotwein. Nach den drei Stunden ist Antonello ausgeruht und wir ruhen während der Fahrt.

1.200 Höhenmeter geht es runter und die Landschaft ist einfach wieder nur schön. Die Macchia Mediterranea liegt über den Bergflanken – grün, wie hingetupft. Bäume und Sträucher in großer Vielfalt. Wir erreichen Arbatax, bekannt für seine roten Porphyrfelsen, die im zarten Sonnenschein leuchten.

Ausflug nach Cagliari

Heute geht es in die Stadt – nach Cagliari. Bei der Anfahrt erblicken wir die Flamingos, die laut Reiseführer auch hier stehen sollten. Was für ein Anblick, auf ihren zarten Stelzenbeinen stehen sie im Wasser und gründeln mit dem Schnabel im flachen Wasser. Wie ein Staubsauger suchen sie den Grund nach Nahrung ab. Einige fliegen weg, ein ganz ungewohnter Anblick, den man aus dem heimischen Zoo nicht kennt.
Erster Halt ist das Santuario di Bonaria, das wichtiges Heiligtum auf Sardinien. Eine angeschwemmte Holzkiste enthielt eine Marienstatue, die Wunder bewirkte. Und somit war der Standort für die Kirche entschieden. Der Panoramablick auf Monte Urpino gibt uns eine gute Orientierung über die Stadt. Weiter geht es zur Markthalle. Das Warenangebot verteilt sich auf zwei Etagen. Die Fischabteilung ist sensationell. Die Gäste nutzen die Gelegenheit und kaufen kulinarische Souvenirs ein.

Danach führt uns Anja durch die Altstadt, die auf dem Burgberg liegt. Ganz anders als in Castelsardo sind hier große und prächtige Palazzi zu sehen, einige renovierungsbedürftig, die anderen schon hergerichtet. Die Kathedrale ist eine Augenweide, mit Inkrustationen verziert, und in hellen Farben. Martin von Aragon muss sie auch gefallen haben, er ließ sich hier begraben und sein wandhohes Mausoleum bereichert den Kirchenraum.

Wir laufen runter in die Stadt und suchen uns was zu essen. Jeder nach seiner Façon: Pizza oder eine Trattoria, in dem man unter einheimischen Berufstätigen sitzt. Jeder findet sein Lokal, über das später gerne berichtet wird.
Auf dem Rückweg halten wir am langen Strand Poetto, der sich über acht Kilometer erstreckt. Das ist der Hausstrand der Stadtbewohner, den sie heute uns überlassen haben. Noch ein wenig die Beine vertreten nach dem guten Mittagessen, dann geht es zurück ins Hotel.

Stadt und Strand

Es regnet wie an unserem ersten Tag. Tapfer beginnen wir das Programm, das heute als Strandtag angelegt ist. Doch als wir ein wenig verloren in Villasimius stehen, entscheiden wir uns, den Plan zu ändern und fahren nach Cagliari. Die einen gehen ins Archäologische Museum, um die Schätze anzusehen, die aus den Stätten geborgen worden sind, die wir uns auch angeschaut haben, die anderen gehen noch einmal schön essen und kaufen die letzten Souvenirs.
Und siehe da, er hört auf zu regnen und behände schwingen wir uns in den Bus und fahren Richtung Strand. Die Küste sieht nun viel freundlicher aus als heute Morgen. Und es ist schön, die Blicke noch einmal ins Weite schweifen lassen zu können. Ein guter Abschiedstag.

Heimreise

Noch ein letztes Mal an den Strand, das Meer ist aufgewühlt und das Tosen war schon in der Nacht zu hören. Eine schöne Vorstellung, im Sommer hier zu liegen und im smaragdgrünen Wasser zu schwimmen.
Heute fliegen wir in zwei Gruppen zurück, die einen morgens über Düsseldorf nach Berlin, die anderen am Nachmittag über Frankfurt nach Dresden, München und Leipzig. Die Filmrollen sind aufgebraucht, der Koffer trägt Myrtenlikör, Käse und Wein nach Hause und vielleicht auch den Wunsch, eines Tages wiederzukommen und noch mehr zu sehen.

Schlusswort

Liebe Gäste,

ich danke Euch, dass ich Euch auf dieser Reise begleiten durfte. Ihr wart eine sehr nette und einander zugewandte Gruppe.
Beim Schreiben des Reiseberichts und der Auswahl der Fotos war ich überwältigt, was wir alles gesehen und erlebt haben. Und auf meinen Fotos scheint meistens die Sonne.

Ich hoffe, dass Ihr die Reise in guter Erinnerung behalten, dass hin und wieder etwas hervorblitzt, wenn Ihr vor der Käsetheke oder dem Weinregal steht. Mein kleiner Weinladen um die Ecke hat sardischen Wein, ich habe mich gleich danach erkundigt. So lässt sich die Erinnerung gut konservieren.

Ich wünsche Euch alles Gute und noch viele schöne Reisen,
Eure Vivian

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Sehr geehrtes Eberhardt-Team,
Es war unsere 12.Reise mit Eberhardt .Bisher waren wir immer sehr zufrieden gewesen.
Diese preisintensive Sardinien-reise war nicht ganz so optimal.
Der tatsächliche Reiseverlauf entsprach nicht der zugeschickten Reisebeschreibung.
Die Ausführungen von Anja waren zu umfangreich, so das es oft zu zeitlichem
Stress kam (15 Min. f. Mittagessen-Lunchpaket)
Mit der Organisation des Heimfluges (Bordkarten) waren wir unzufrieden.
Ein Dankeschön an den Reisegast Frank aus Frankfurt, der uns begleitet hat.
Ansonsten ist die Insel unbedingt eine Reise wert.
MfG Gisela und Ulrich Fischer

Fischer
30.05.2023

Sehr geehrtes Eberhardt-Team,
Es war unsere 12.Reise mit Eberhardt .Bisher waren wir immer sehr zufrieden gewesen.
Diese preisintensive Sardinien-reise war nicht ganz so optimal.
Der tatsächliche Reiseverlauf entsprach nicht der zugeschickten Reisebeschreibung.
Die Ausführungen von Anja waren zu umfangreich, so das es oft zu zeitlichem
Stress kam (15 Min. f. Mittagessen-Lunchpaket)
Mit der Organisation des Heimfluges (Bordkarten) waren wir unzufrieden.
Ein Dankeschön an den Reisegast Frank aus Frankfurt, der uns begleitet hat.
Ansonsten ist die Insel unbedingt eine Reise wert.
MfG Gisela und Ulrich Fischer

Fischer
30.05.2023

Liebes Eberhardt-Team,
dem Kommentar von Gisela und Ulrich Fischer können wir uns nur anschließen.
Das Preis-Leistungsverhältnis dieser Reise war absolut nicht gerechtfertigt.
LG
Manuela und Hermann Penninger

Penninger Manuela und Hermann 09.06.2023

Liebes Eberhardt - Team,

auch wir waren im Mai mit auf der Sardinienrundreise. Eine schöne Zeit, gemeinsam mit einer netten Reisegruppe. Sardinien ist eine vielseitig interessante schöne Insel, die Auswahl der Reiseroute hat uns sehr gut gefallen.

Anja, unsere lokale Reiseführerin hat uns sehr viel von Land, Leuten und Kultur gezeigt und darüber erzählt. Ja, auch wir hätten ihre liebgemeinten vielen Informationen gern in etwas kleinerem Umfang gehabt, um ein wenig mehr persönliche Freizeit zu haben.
Wir haben uns deshalb dann eben auch einmal für einen Nachmittag "ausgeklingt", um uns die schöne Stadt Alghero in Ruhe und Individualität anzuschauen.

Wir waren schon auf vielen Rundreisen und es hat sich bei uns bewährt, im Anschluss noch ein paar Tage im letzten Hotel zu bleiben. So hatten wir nach Rundreiseende noch ein paar schöne sonnige Tage in unserem Hotel Garden Beach. Wir konnten die erlebten Tage Revue passieren lassen, den romantischen Sandstrand vor dem Hotel genießen, mit einem Mietauto Villasimius mit seinem schönen Hafen und tollen Cap ansehen, einen Halt an dem langen Sandstrand von Costa Rei machen ... Ein schöner entspannter
Urlaubsabschluss!

Zum Schluss möchten wir auch gern noch unserer Reiseleiterin Vivian Kreft von Eberhardt Reisen danke für ihre aufmerksame und nette Reisebegleitung sagen!

Herzliche Grüße Gunter und Hanni Kirchhoff aus Dresden

Kirchhoff
16.06.2023