Reisebericht: Wandern auf Sardinien – zweitgrößte Insel im Mittelmeer

02.04. – 09.04.2015, 8 Tage Wanderreise auf der Insel Sardinien / Italien: Olbia – Alghero – Punta Giglio – Vulkanküste – Bosa – Gallura – Monte Limbara – Nurra – Isola Rossa – Castelsardo – sardische Auvergne (ca. 53 geführte Wanderkilometer)


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Zu Ostern den Frühling genießen: achttägige Flugreise nach Sardinien, wahlweise als leichte Wanderreise oder Rundreise mit einem Ausflug auf die französische Insel Korsika
Mit einem neuen Konzept einer Sardinienreise startete Eberhardt Travel in die Reisesaison 2015: eine traditionelle Wanderreise wurde mit einem zeitgleichen Rundreiseprogramm ergänzt. So wurden zwei Reisebedürfnisse kombiniert und die Gäste sollten täglich auch selbst die Entscheidung treffen können, ob sie wandern wollen oder lieber auf beschauliche Art die Insel kennenlernen wollten; oder anders - Frau wandert, Mann fährt im Bus.
Dieses Konzept erwies sich als so erfolgreich, dass gar vierzig Gäste die Wander- oder Rundreise buchten. So bildeten wir organisatorisch drei fast gleichstarke Gruppen mit je einem örtlichen, Deutsch sprechenden Reise-/Wanderleiter und begleiteten die Reisegruppe durch zwei Reiseleiter von Eberhardt Travel; zwei Wandergruppen und eine Rundreisegruppe.
Insofern ist dieser Bericht eher jener einer Wanderreisegruppe.
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

02.04.2015 auf nach Sardinien

Transfers brachten die Gäste aus dem Großraum Sachsen zum Dresdner Flughafen, so dass wir gemeinsam im Bus nach Berlin-Tegel fahren konnten. Andere Gäste trafen dann am Berliner Altflughafen auf die Gruppe.
Pünktlich 12:30 Uhr trafen wir mit einem Airbus 320 der Airberlin in Olbia, dem Drehkreuz auf Sardinien ein - eine Pilotin hatte uns sicher über die Alpen, Italien und das Thyrennische Meer geflogen. Unser Rundreiseleiter Rainer begrüßte und und führte uns auf der reichlich einstündigen Fahrt zum Hotel in Santa Teresa in zahlreiche Themen der Inselentwicklung ein. Erster angenehmer Aprilreiseeindruck von der Insel: frühlingshaft, grün, sauber und noch kaum Touristen.
Am Nachmittag war dann Zeit zum Ausruhen, Bummeln im unspektakulären Ort und Capuccino- oder Weintrinken bevor wir nicht gar zu spät im Hotel zu Abend aßen.
Mancher startete in den Tag bereits gegen 3 Uhr, weshalb es heut kein langer Abend wurde, obwohl der sardische Wein durchaus trinkbar ist.

03.04.2015 San Pantaleo und die Costa Smeralda – Karfreitag

Zu gut bürgerlicher Zeit brachte uns der Bus von Santa Teresa einige Kilometer Richtung Olbia und dann zum kleinen Bergdorf San Pantaleo, das oberhalb der Costa Smeralda liegt. Während die Rundreisegäste in unmittelbarer Ortsnähe bummelten, machten die Wanderer eine erste Akklimatisierungstour über kaum drei Kilometer. Auf dieser Tour mit Rebecca gab es einfach viel zu fotografieren: der Frühling hatte eine grüne und blütenreiche Vegetation bei ca. 15 Grad Wandertemperatur und Sonnenschein gezaubert. Nachdem Treffen beider Reisegruppen an der einfachen Kirche in San Pantaleo fuhren wir zu einer der zahlreichen Buchten der Costa Smeralda, um bei einem kleinen Picknick den Schafskäse Peccorino in unterschiedlichen Altersstufen, die regionale Wurst Salchicca und einen guten Tropfen Rotwein zu probieren. So ein wenig gestärkt ging es dann zum Wanderstart, während die Rundreisegäste die Landschaft aus dem Bus und bei kleinen Stopps genossen. Die Wanderstrecke ging durch Macchia-Landschaft im unmittelbaren Küstenbereich und teilweise direkt durch den Sand am Ufer. Ginster, Akazien und Mimosen blühten, die Sonne färbte das Wasser in den Buchten tatsächlich smaragdfarben. Obwohl die Costa Smeralda als ein weltbekannter Strand gilt, darf sie nicht verbaut werden - das macht die hohe Landschaftsqualität dieses Küstenabschnittes aus. In der Nähe eines der teuersten Hotels der Insel, Cala di Volpe, das zur Landseite wie ein maurischer Palast oder eine marokkanische Kasbah anmutet, beendeten wir die Wanderung und trafen die Rundfahrer, die zwischenzeitlich die Costa zwischen Porto Retondo und Porto Cervo besichigten.
Das Abendessen im Hotel hatten wir zeitig bestellt, da wir die kleine Karfreitagsprozession in Santa Teresa erreichen wollten. Aber selbst im katholischen Sardinien waren es nur wenige Dutzend Gläubige, die dem Pfarrer mit einer Figur des aufgebahrten Christus folgten. Ein zweiter Strom Gläubiger mit einer Marienfigur vereinte sich dann vor dem Rathaus mit dem anderen Teil und ging zur Messe. Da hatten die meisten Gäste schon den Rückweg angetreten und saßen noch ein wenig beim Rotwein. (Wanderung 3 + 7 km, 100 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, leicht)

04.04.2015 fakultativer Ausflug: Tempio / Monte Limbara und sardisches Essen

Gemeinsam fuhren Rundreisende und Wanderer nach Tempio, wo die Rundreisegäste zu einem Stadtbummel mit Sonnabendmarktgeschehen starteten. Die Wanderer fuhren noch reichlich zehn Kilometer weiter und erreichten im Bergmassiv des Monte Limbara in 1057 Meter Höhe den Ausgangspunkt ihrer Wanderung. Der Monte Limbara ist mit 1359 Meter Höhe immerhin der dritthöchste Berg Sardiniens. Eigentlich ist der Monte Limbara ein Bergrücken mit mehreren kleinen Gipfeln. Auf einem dieser stehen markant riesige und hässliche technische Anlagen vom Militär und RAI, der italienischen Fernseh- und Rundfunkanstalt. Wir wanderten vom Ausgangspunkt bis unter den Gipfelaufbau, erreichten eine Höhe von knapp 1200 Meter; über uns die Wand mit Sende- und Empfangsanlagen in zunehmend dicker werdenden Wolken. Aber die erreichte Höhe reichte uns, um vom Weg und einem Felsvorsprung hinab auf das Tal und auf Tempio zu schauen. Das Meer im Norden und gar Korsika waren wohl nur zu erahnen. Vorbei an immer wieder imposanten Granitblöcken ging es nach ein und einer halben Stunde hinab zum Bus, den wir nach reichlich zwei Stunden Wanderzeit erreichten. Dieser brachte die Wanderer hinab zu einer Korkfabrik, die die Rundreise gruppe besichtigt hatte und so mehr über die Produktion und Verarbeitung von Kork erfahren hatte.
Am späten Mittag erreichten wir den Agritourismo der Nachfahren eines Banditos - oder war es doch eher eine Art Robin Hood? Gleichwie wir ließen uns nicht abschrecken sondern waren äußerst angetan vom Anwesen und der Freundlichkeit der Betreiber eines Landwirtschaftsbetriebes mit Gastronomie. Ein Vorspeisenteller mit sardischer Wurst und Schinken, ein Primo Ziegenfleisch und Gnocchi, ein Secundo als Wildschweinragout und Kleingebäck krönten das Vier-Gänge-Menü. Dazu ein Viertel vom Roten, Espresso und ein Mirto zur Verabschiedung. Danke - manchem reichte dies bis ins Bett. Bis dahin fuhren wir aber noch durch das fast unbesiedelte Mondtal, ein typisches Hochtal Sardiniens voller Weidefläche inmitten einer felsigen Umgebung. Die wieder Hungrigen trafen sich dann 20 Uhr zum Abendessen im Hotelrestaurant. (Wanderung 7 km, 200 Höhenmeter im Auf- und Abstieg, leicht)

05.04.2015 Punto Giglio, Alghero, Castelsardo

Regen und Gewitter waren angesagt. Noch vor neun Uhr verließen wir das Hotel und fuhren über Sassari in den Westen der Insel. Das Lilienkap - Punto Giglio - war das Ziel der Wandergruppe. Die Rundreisegäste besuchten in gleicher Zeit Alghero, einst spanischer Handelsplatz und Besitzanspruch des Hauses Aragon auf Sardinien. Die Wolken hingen tief und dunkel über der See und der Steilküste, aber für die Wanderstrecke von sechs Kilometern, die in zwei reichlich Stunden zu bewältigen ist, hielt das Wetter aus. Am Punto selbst, stehen die Reste einer Artilleriestellung, die zur Abwehr der Alliierten im 2. Weltkrieg errichtet wurde. Heute wehte nur eine steife Brise hier am Kap. Anfang April blühten bereits die ersten Lilien (Giglio) um den Point, weshalb er wohl seinen Namen zu Recht trägt. Zum Picknick hatten wir uns leckere Focaccia-Brote mit Wurst und Käse, Bündner Fleisch oder auch vegetarisch belegen lassen.
Als dann der Regen kam - aber kein Gewitter - saßen wir mit den Rundreisegästen, die davor Alghero im kleinen Bähnli und mit Freizeit erkundet hatten, bereits im Bus auf der Fahrt nach Castelsardo. Stolz erhebt sich die alte Burgreste mit Häuschen an engen Gassen und einem Kirchlein aus dem 15. Jahrhundert auf einem kleinen Hügel am Meer. Aber dennoch eine bescheidene touristische Anlage. Kurz hinter Castelsardo stoppten wir noch am Elefantenfelsen, einem entsprechend verwitterten Felsen.
Rechtzeitig vor dem Abendessen erreichten wir unser Hotel. Nach Tilapia, einem Fisch aus dem afrikanischen Kongobecken, gab es heute (chilenischen?) Lachs; aber sind dies Fische aus dem Sardinien umgebenden Meer - oder ist es ein Ausdruck einer wirren globalisierten Welt?
(Wanderung: 6 Kilometer; unbedeutende Höhenunterschiede, leicht)

06.04.2015 Bonifacio

Blauer Himmel und schöne Wolkenbildung überraschten uns; allerdings auch eine Fähre, die nicht pünktlich auslaufen konnte. So erreichten wir nach anfangs etwas schaukeliger Fahrt kurz vor 12 Uhr den korsischen Hafen Bonifacio. Spannende und landschaftlich schöne Hafeneinfahrt durch einen schmalen Schlund zwischen hohen Kalksteinwänden. Die Rundfahrtgäste bummelten am Hafen entlang und fuhren mit der kleinen Shuttlebahn durch die Unterstadt hinauf auf das obere Plateau.
Die Wanderer schriiten gleich kräftig aus und erreichten über eine steile, aber weitstufige Treppe den Zugnag zur Oberstadt. Heute stand aber zunächst Wandern auf dem Plan; bei schönstem Sonnenschein wanderten wir oberhalb der Steilküste drei Kilometer Richtung Südosten. Immer Wieder Rückblicke auf Das auf einem Felsensporn liegende Bonifacio und dann nach Noren auf die noch schneebedeckten Bergzüge Korsikas. Bei den Resten ehemaliger Militärstellungen machten wir Picknick und kehrten zurück nach Bonifacio. Nun bummelten wir durch die schmalen Gäßchen der Oberstadt hinüber zum Friedhof mit seinen typischen Familienmausoleen. Auch von hier oben noch schöne Blicke hinunter auf die See und hinüber nach Sardinien. Am Schluss des Wanderns und Bummelns war noch für alle Gäste Zeit für ein Eis, einen Kaffee oder ein korsisches Kastanienbier.
Pünktlich legte dann die Fähre ab und so erreichten wir 18 Uhr wieder Santa Teresa und nach einigen Fußwegminuten unser Hotel.
(Wanderung: 6 Kilometer, 100 Meter Auf- und Abstieg; leicht)

07.04.2015 Capo Testa / Maddalenische Inseln

Mit einem Midibus fuhren die Rundreisegäste nach Palau, um mit der Fähre auf die Maddalenischen Inseln überzusetzen. Die Wanderer starteten wenige Minuten später direkt ab Hotel zu ihrer längsten Wanderung dieser Reise. In Umgehung des Ortes Santa Teresa erreichten wir nach drei Kilometern den schlanken Isthmus, der das Festland mit dem Cap, einer Halbinsel, verbindet. Zunächst auch durch Ufersand mit stinkigen maritimen Ablagerungen - Algen oder Tangresten - stapfend, erreichten wir bald die Macchia-Landschaft der Halbinsel. Je nördlicher wir kamen, umso packender wurde die Landschaft; immer größer türmten sich die riesigen Granitblöcke auf. Auf einigen hundert Metern kletterten wir über sie - aber Granit bietet eine gute Reibung, wie der Bergsteiger weiß.
In der Nähe des Leuchtturms am nördlichsten Punkt Sardiniens machten wir Picknick und schauten nun heut von Süden auf die vielleicht 15 Kilometer entfernten Kalkfelsen des korsischen Bonifacio, auf denen wir gestern wanderten. Ein schöner welliger Weg mit noch mancher Aussicht und einem kleinen Strandabschnitt führte uns nach fünf Kilometern direkt auf die Plaza von Santa Teresa.
Ganz zielstrebig steuerte Rebecca unsere örtliche Wanderführerin die Bar 80 an - und wir wurden nicht enttäuscht: guter und preiswerter Wein, leckeres Eis und immer wieder verschiedenes Knabbergebäck und Oliven auf den Tisch... und alles zum fairen Preis in der Sonne der Plazza.
In bester Stimmung erreichten wir so als erste das Hotel. Hier hatten wir den Hauptgang des heutigen Abendessens Tintenfisch mit Kartoffeln und Erbs-Tomatensoße entweder freudvoll vorher bestätigt oder mit etwas Unbehagen rechtzeitig abgewählt. So war jeder zufrieden, denn auch die Inselfahrer erzählten, es war ein wunderschöner Tag.
(Wanderung; 14 Kilometer, 200 Meter Auf- und Abstieg, moderat)

08.04.2015 Freizeit oder fakultativer Ausflug in die Geschichte der Nuragenkultur

In Ortsnähe bummeln, an den Strand gehen oder einfach im Hotel verbleiben waren natürlich Alternativen, auch kann man mit Eigeninitiative und mit dem öffentlichen Bus nach Olbia oder Sassari fahren. Viele Gäste hatten jedoch Interesse noch etwas anderes kennenzulernen: Nuragen - multifunktionelle Wehr- und Wohnbauten aus der Bronzezeit, deren Überreste zahlreich auf Sardinien anzutreffen sind. So bastelten wir mit unserer örtlichen Reiseleitung einen fakultativen Halbtagesausflug in den Raum Palau - Arzechena. Oberhalb von Palau ist ein wahres Belvedere mit Blick auf die Maddalenischen Inseln. Die Rundreisegäste konnten sichso an ihren Vortag auf den Inseln erinnern und die Inseln noch bei anderem Licht vom Belvedere wahrnehmen; für die Wandergäste war dies ein neuer begeisternder Blick. Nach reichlich einer Stunde erreichten wir ein Riesengrab aus der Bronzezeit in der Nähe von Arzechana. Von hier spazierten wir zu einer hier ausgegrabenen Nurage. Neben dem einst zweistöckigen Turmhaus waren auch Grundmauern des Gesamtensembles archäologisch freigelegt worden. Ein interessanter Einblick in eine Kultur ca. 1800 Jahre vor der Zeitrechnung.
Gegen Mittag hatten dann alle Gäste die Möglichkeit zu einem Eisbummel in Palau oder zum Aufstieg auf den Bärenfelsen nahe Palau. Der riesige Granitfelsen wurde durch Wind und Regen derart ausgehöhlt, das man den Felsen als Bären mit riesengroßer Schnauze wahrnehmen kann. Von hier oben nochmals ein prächtiger Blick auf die Bucht von Palau und auf die Maddalenischen Inseln, wo sich einst auch die Villa Garibaldis befunden hat.
Eine Halbpension im Hotel führte zu einem gar nicht eingeplanten Mittagessen.
Am Nachmittag dann Chance für alle, sich vom nahen Umfeld in Santa Teresa zu verabschieden.
Abschiedsabendessen bei Thomas, in einem Restaurant gar nicht weit vom Hotel: Carpaccio vom Thunfisch und Schwertfisch, Penne mit Garnelen und Zucchini, Goldbrasse mit Kartoffelkruste. Nun also auch Fisch aus dem hiesigen Meer - und wahrhaft lecker.

09.04.2015 Heimflug über die Alpen

Am späten Vormittag starteten wir am Hotel und erreichten nach einer Fahrstunde Olbia und den Flughafen. Zügig ging es mit der Abfertigung voran und nach der Sicherheitskontrolle - Achtung die Wander-Picknickmesser sollte man aus dem Wanderrucksack nun entfernen - Richtung Airbus 320 der Airberlin. Mit oft recht guter Tiefsicht ging es über Korsika, Genua, Mailand, die Alpen Richtung Innsbruck und dann München, Dresden nach Berlin.
Alles pünktlich. Nach wohl kalten Ostertagen in Deutschland empfing uns nun ein frühlingshaftes Deutschland.
Für alle die zu Ostern auch im kommenden Jahr den Frühling erleben wollen ist Sardinien eine gute Reisealternative.
Gesamtwanderstrecke: 43 Kilometer

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