Reisebericht: Wandern auf Sardinien – zweitgrößte Insel im Mittelmeer

17.10. – 24.10.2019, 8 Tage Wanderreise auf der Insel Sardinien / Italien: Olbia – Alghero – Punta Giglio – Vulkanküste – Bosa – Gallura – Monte Limbara – Nurra – Isola Rossa – Castelsardo – sardische Auvergne (ca. 53 geführte Wanderkilometer)


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Acht Tage lang haben wir die Smaragdinsel im Mittelmeer zu Fuß erkundet. Die wilde Schönheit der sardischen Natur, das beeindruckend blaue Wasser und abwechslungsreiche Wanderungen haben uns tief beeindruckt - aber lesen Sie selbst:
Ein Reisebericht von
Hanna Sehm

Donnerstag, 17.10.19 – Anreise nach Olbia

Am späten Vormittag trifft sich unsere kleine Wandergruppe von zwölf Personen im Berliner Flughafen und steigt gemeinsam in die Maschine nach Olbia. Nach gut zwei Stunden Flug taucht die Mittelmeerinsel unter uns auf und präsentiert sich von ihrer besten Seite. Schon bald haben wir unser Gepäck abgeholt und sitzen in unserem Kleinbus, der uns auf die andere Seite nach Alghero bringt. Hier beziehen wir die Zimmer in unserem Hotel und brechen kurze Zeit später zu unserem ersten Spaziergang durch die Altstadt von Alghero auf. Die schmalen Gässchen der Altstadt, die Palmen entlang der Kaimauer, das blaue Meer und auch das italienische Eis lassen direkt Urlaubsfeeling aufkommen. Nach unserem Spaziergang werden wir im Hotel zum Abendessen erwartet und wir bekommen einen ersten Geschmack der sardischen Küche.

Freitag, 18.10.19 – Porto Conte, Nuraghe Palmavera und Weinprobe

Am Morgen lernen wir auf dem Busparkplatz unseren sardischen Wanderreiseleiter Sergio kennen, der mit uns das kleine Stück bis nach Porto Conte fährt, wo wir die erste Wanderung unternehmen. Während die Sonne langsam das Küstenwäldchen erhellt, wandern wir entlang der malerischen Bucht und sehen zum ersten mal das fantastisch klare Wasser der Bucht. Der Reiseleiter zeigt uns nicht nur einige Pflanzen der wilden Macchia wie den Mastix oder den Schopflavendel, sondern erklärt uns auch den vorsichtigen und richtigen Umgang mit der kostbaren, streng geschützten Natur auf Sardinien. Unterwegs erkunden wir die Ruine einer ehemaligen Kaserne, die von den Sarden zur Abwehr eines Angriffs der Alliierten gebaut wurde - der jedoch nie stattfand. Wir wandern weiter durch den Pinienwald und erreichen nach einer Weile wieder den Busparkplatz. Nach der Wanderung fahren wir ein kurzes Stück weiter zur Nuraghe Palmavera, deren Überreste wir heute besichtigen. Ab fast 1.500 Jahren vor Christus wurde der befestigte Dorfkomplex von den Nuraghern erbaut und noch heute sehen wir hier das beeindruckende technische und architektonische Wissen des uralten Volkes. Nach der Besichtigung fahren wir in ein nahes Weingut und setzen uns für eine Verkostung der verschiedenen Weine. Die Besitzerin des Gutes, das ausschließlich von Frauen geleitet wird, erklärt uns vieles zu den verschiedenen Sorten, über den Anbau und die Ernte und die Geschichte des Weingutes. Dazu lassen wir uns herzhafte sardische Salami, unterschiedlich lang gereiften würzigen Käse und die Oliven schmecken, die direkt im Weingut angebaut werden. Nach diesem ersten Tag essen wir gemeinsam im Hotel zu Abend und lassen den Abend in der Altstadt, am nahen Meer oder in der Bar ausklingen.

Samstag, 19.10.19 – Isola Rossa, Cannedi–Kap und Castelsardo

Unsere heutige Wanderung beginnt am herrlichen Strand von Isola Rossa. Während wir durch den Sand laufen, badet schon die erste Gruppe gut gelaunter und weniger gut singender Italiener, die uns begeistert zuwinken. Wir wandern weiter über die Felsen und durch die Dünenlandschaft und lauschen unterwegs den Erklärungen des Reiseleiters. Heute zeigt er uns den besonderen Erdbeerbaum, aus dessen Blüten der bittere Honig Corbezzolo hergestellt wird. Nachdem wir durch einen kleinen Pinienwald gewandert sind, breitet sich vor uns zum ersten Mal das Panorama des Kap Cannedi aus. Hinter den roten Granitfelsen glitzert das blaue Meer und am Horizont ist sogar Korsika zu erkennen. Wir wandern in der höher steigenden Sonne weiter entlang der Küste und bestaunen unterwegs immer wieder die Aussicht auf die Granitfelsen und das kristallklare Wasser in den Buchten unter uns. Über Stock und Stein, über Sandwege und durch die niedrige Maccia geht es weiter, bevor wir auf den Felsen unsere Mittagspause mit Blick auf das Meer verbringen. Auch nach der Mittagspause erwartet uns noch die ein oder andere versteckte Bucht und als wir wieder den Strand von Isola Rossa erreichen, genießen wir den Ausblick auf die Bucht bei einem kühlen Getränk oder mit den Füßen im kühlen Meer. Anschließend fahren wir mit dem Bus weiter in eins der malerischsten sardischen Städtchen, Castelsardo, das hoch oben auf einer Klippe über dem Meer thront. Bei einem Spaziergang durch die Stadt laufen wir durch die mit Kopfstein gepflasterten Gässchen, knipsen mit einer Gruppe Motorradfahrer Fotos auf ihren roten Vespas und bestaunen die gewaltigen Mauern der Festung. Eine kleine Eispause rundet den Besuch in Castelsardo ab und wir begeben uns wieder auf den Heimweg.

Sonntag, 20.10.19 – Monte Limbara und Tempio Pausania

Morgens frühstücken wir im Hotel und treffen uns danach mit unserem Reiseleiter Sergio. Die heutige Wanderung führt uns nicht an die Küste, sondern in die steinige Gallura und auf den Monte Limbaro. Ganze 42 enge Kurven führen den Bus auf den Monte Limbara, wo wir heute wandern werden. Der heutige Wanderweg verläuft zuerst durch einen Laubwald, dessen Buchen und Maronen uns ein wenig an deutsche Wälder erinnern. Sobald der Weg aus dem Wald führt und steiniger wird, erinnert uns der Blick auf die sardischen Berge aber wieder daran, dass wir auf Sardinien wandern und wir genießen das Panorama bei einer Verschnaufpause. Danach führt der Weg weiter durch den Wald des Monte Limbara, bis wir schließlich wieder den Parkplatz erreichen. Hier hat Sergio uns ein landestypisches Picknick mit Hirtenbrot, würzigem Käse, Salami, sardischem Gebäck und Trauben vorbereitet, welches nach der Wanderung umso besser schmeckt - auch der sardische Wein darf natürlich nicht fehlen und so fahren wir gut gelaunt weiter nach Tempio Pausania, der Granitstadt inmitten der Gallura. Ein kurzer Stadtrundgang führt uns durch die Gassen des kleinen Ortes, dessen Häuser fast ausschließlich mit rechteckigen Granitblöcken erbaut worden sind. Wir spazieren über das bunt bemalte Kopfsteinpflaster und besichtigen eine kleine Kirche, bevor wir in einem Café eine Erfrischung genießen. Anschließend fahren wir mit dem Bus wieder nach Alghero und essen gemeinsam zu Abend.

Montag, 21.10.19 – Sentierro della Nurra

Nach dem Frühstück fahren wir heute mit dem Bus wieder an die Küste, denn auf dem Programm steht heute ein Abschnitt des Küstenwanderweges Sentierro della Nurra. Unterwegs treffen wir erste einheimische tierische Bewohner, die vor uns auf der Straße nach Futter suchen. Ab und zu weht der Wind Glockengeläut der weiter entfernten Schafs- und Rinderherden zu uns, während wir auf die Küste zuwandern. Als wir auf den Klippen unsere erste Pause einlegen, gesellt sich noch ein weiterer Wanderer auf vier Pfoten zu uns, der uns von nun an begleitet. Der Weg führt weiter entlang der Küste und unterwegs bietet sich auf jeder Kuppe eine fantastische Aussicht auf das Meer - untermalt von Sergios scherzhaften Drohungen, uns von der Klippe zu stürzen und begleitet von dem Mischlingshund, der mit unbändiger Energie immer ein paar Meter vorausläuft oder mal kurz in die Büsche verschwindet, um die kleinen sardischen Hasen zu jagen. Die Sonne brennt immer heißer und so sind wir froh, als wir den Bus erreichen und die kühle Klimaanlage genießen können. Danach legen wir in einer nahen Bucht eine Badepause ein und setzen uns an den Strand oder springen ins erfrischende Mittelmeer. So geht nun auch unser sechster Tag auf Sardinien zu Ende.

Dienstag, 22.10.19 – Vulkanküste und Bosa

Heute fahren wir nur ein kurzes Stück von Alghero Richtung Süden, bis wir schon wieder aus dem Bus aussteigen. Wir beginnen in der Morgensonne die Wanderung entlang der Vulkanküste. Auch wenn die vulkanische Aktivität in Sardinien Jahrmillionen zurückliegt, besteht die Küste hier aus vulkanischem Gestein, das von Wind und Wetter im Laufe der Zeit zu einer bizarren Mondlandschaft geformt wurde. Unterwegs sehen wir Scharben - nicht zu verwechseln mit dem Kormoran - die im seichten Meerwasser nach Futter tauchen. Etwas später machen wir unsere erste Pause und rasten im Schatten eines der vielen spanischen Beobachtungstürme, die die Küste von Sardinien zieren. Nachdem wir die Aussicht genossen haben, geht es durch die niedrige Maccia weiter entlang der Vulkanküste. Schon von oben sehen wir die nächste verlockende Badebucht, die unter uns glitzert. Nach dem Abstieg verbringen wir hier die nächste Pause und schwimmen ein paar Runden im klaren Meer, bevor wir die letzte Stunde der Wanderung in Angriff nehmen. Schon bald haben wir den Bus erreicht und unser immer gut gelaunter Busfahrer Gigi fährt uns in ein weiteres malerisches Städtchen. Nach einer kurzen Fahrt haben wir Bosa erreicht, das mit seinen pastellfarbenen Häuschen schon von Weitem zu sehen ist. Wir parken den Bus und überqueren den Temo, der sich durch Bosa zieht und der der einzige navigierbare Fluss Sardiniens ist - ganze zwei Kilometer reicht er bis ins Landesinnere. In der Altstadt schlendern wir durch die Gässchen und erfahren von Sergio viel über die Geschichte des malerischen Ortes. Als Sardinien in den 50er Jahren von der Malaria verbreitenden Stechmücke befreit wurde, wurden die Bewohner der Orte mit Markierungen an ihren Häuserwänden vor den Tagen gewarnt, an denen das Nervengift DDT gesprüht wurde. Noch heute erkennen wir an den Häusern die Markierungen, die damals für die Gesundheit der Bevölkerung sorgten. Nachdem wir auch das Innere der kleinen Kathedrale von Bosa besichtigt haben, erreichen wir einen kleinen Steinkeller, in dem wir schon mit einer Kostprobe des süßen Malvasia-Weines und sardischen Pralinen erwartet werden. Die nette Besitzerin erklärt uns den Anbau und die Ernte des Dessertweines und erzählt, dass der Malvasia nur in einem winzig kleinen Gebiet rund um Bosa angebaut wird. Nur rund 6.000 Flaschen im Jahr werden produziert und mit dem besonderen Siegel DOC versehen. Nach der Verkostung spazieren wir zurück zum Hafen und fahren die kurze Strecke bis nach Alghero zurück - auch ein paar Exemplare des seltenen Gänsegeiers kreisen eine zeitlang hoch über uns.

Mittwoch, 23.10.19 – Sardische Auvergne und Hirtenessen

und schon bricht unser vorletzter Tag auf Sardinien an. Morgens frühstücken wir in der Sky Bar des Hotels und genießen den Ausblick auf den Hafen von Alghero, bevor es mit dem Bus in das sardische Hinterland, die Auvergne geht. Zuerst führt uns der Wanderweg an Schweinen, Ziegen- und Schafsherden vorbei und über grüne Wiesen. Nach einer Weile klettern wir über eine Steinmauer und gelangen so in das bergige Hinterland der Auvergne. Die Sonne versteckt sich heute hinter einer Wolkendecke und so lernen wir auch die karge, windige aber dennoch schöne Seite der sardischen Landschaft kennen. Die Sicht reicht bis ins Tal, in dem wir vereinzelt Holzverschläge und Tierherden entdecken. Hier oben sind fast nur die hier lebenden Tierherden unterwegs und immer wieder entdecken wir Spuren und so manche knochige Überreste der Schafe und Rinder. Schließlich führt uns Sergio wieder hinunter ins Tal und wir wandern weiter über die grünen Wiesen, bis wir erneut den Bus erreichen. Wir fahren weiter in Richtung Thiesi und biegen schließlich auf einen steinigen Feldweg ab. Nach der kurvigen Auffahrt erreichen wir ein sardisches Landgut, auf dem wir heute von den hier lebenden Hirten zum Mittagessen erwartet werden. Alles steht schon bereit und so beginnen wir direkt und probieren zuerst die Cagliata, die erste Stufe der Käseherstellung, zusammen mit dem knusprigen Carasau-Brot. Danach wird uns feines sardisches Lamm mit Kartoffen und Möhren serviert - traditionell in großen Korkschalen. Auch ein köstliches Spanferkel lassen wir uns schmecken, bevor die Hirten zwei unserer Mitwanderer in die Küche entführen. Unter großem Gelächter und begleitet von sardischen Klängen tanzen sie kurze Zeit später in sardischer Tracht aus der Küche heraus und schenken uns Grappa und den Mirto-Likör ein. Auch eine Runde des traditionellen Tanzes darf nicht fehlen. Gut gelaunt steigen wir wieder in den Bus und fahren ein letztes Mal zurück nach Alghero. Unterwegs legen wir noch einen kurzen Stopp ein und fotografieren die herrliche Aussicht auf das Land, die Küste und Alghero am Horizont. In Alghero angekommen, verabschieden wir uns schließlich von Sergio, der uns in der letzten Woche mit seiner Heimatliebe angesteckt, mit seinem großen Wissen beeindruckt und mit seinem schwarzen Humor zum Lachen gebracht hat. Den letzten Abend lassen wir in einer der Bars oder am Hafen ausklingen.

Donnerstag, 24.10.19 – Heimflug von Olbia

Ein letztes Mal frühstücken wir heute vor dem Panorama des Stadthafens, bevor uns Gigi am Bus begrüßt und uns quer über die Insel zurück zum Flughafen in Olbia bringt. Nach dem zweistündigen Flug landen wir pünktlich wieder in Berlin und werden nach der Gepäckabholung von unseren Transferfahrern erwartet. Während der letzten Woche hat unsere kleine Wandergruppe die unbeschreibliche Schönheit Sardiniens kennen gelernt und so manche schönen Ecken entdeckt, die man eben nur als Wanderer zu Gesicht bekommt. So manche Anstrengung wurde mit einer fantastischen Aussicht belohnt und wir werden die Zeit auf der Smaragdinsel in bester Erinnerung behalten. Arrivederci Sardegna!

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