Wandern auf Sardinien
Reisebericht: 22.05. – 29.05.2025
Zu einer wunderschönen Reisezeit, wo die Temperaturen angenehm über 20 Grad liegen, es noch nicht zu heiß zum Wandern ist und die Natur sich mit all ihrer Blüten- und Farbenpracht von ihrer schönsten Seite zeigt, sind wir Ende Mai nach Sardinien geflogen, um unserer gemeinsamen Leidenschaft, dem Wandern nachzugehen.
Mit zwei sehr unterschiedlichen, örtlichen Wanderführern haben wir bei sechs verschiedenen Wanderungen den noch nicht touristisch überlaufenen Nordwesten Sardiniens kennenlernen dürfen. Wanderungen entlang der Vulkan - und rosa Granitküste, im Landesinneren entlang des Monte Limbara oder durch die wirklich ursprüngliche Landschaft der sardischen Auvergne - jeder Tag bot uns neue schöne landschaftliche Eindrücke.
Ein Reisebericht von
Anne Schröder
Flug über München nach Olbia
Nach einem frühen Start in den Tag fliege ich gegen 06.00 Uhr mit einem Teil der Reisegruppe von Dresden nach München. Hier treffen wir auf weitere Teilnehmer der Wanderfreunde und fliegen gemeinsam in nur 1,5 Stunden mit Lufthansa nach Olbia. Gegen 11.30 Uhr landen wir bei angenehmen Temperaturen um die 20°C im Nordosten der Insel. Wir warten noch auf vier weitere Gäste, die direkt von Stuttgart geflogen kommen und fahren dann an die Westküste der Insel Richtung Alghero zu unserem Hotel. Die Fahrt dauert reichlich 1,5 Stunden, denn die Entfernungen auf der zweitgrößten Insel im Mittelmeer sind nicht zu unterschätzen.
Unser Hotel Punta Negra ist traumhaft schön direkt am Meer in der kleinen Ortschaft Fertilia gelegen, nur 15 Autominuten von der sehenswerten Stadt Alghero entfernt, die wir am nächsten Tag auch besuchen werden. Nach dem Check-In beziehen alle Gäste ihre Zimmer und erkunden die kleine, schöne Anlage bei einem ersten Spaziergang. Leider regnet es heute Nachmittag leicht, sodass der Poolbesuch auf die nächsten Tage verschoben wird.
Wir treffen uns alle zum gemeinsamen Abendessen wieder, welches täglich aus einem Salat-Buffet und einem wechselnden 3-Gang-Wahlmenü besteht. Einige lassen den Abend noch an der Bar ausklingen. Alle sind voller Vorfreude und Motivation für die kommenden Wanderungen in unserer neuen Umgebung.
1. Wandertag auf Sardinien: Wanderung zum Punta Giglio im Parco Porto Conte – Weingut mit Verkostung – Besuch von Alghero
Nach dem ersten Frühstück im Hotel, welches einige Gäste sogar draußen mit Meerblick genießen, erwartet uns unser Wanderreiseleiter Detlev bereits am Bus. Er lebt sein mehr als 30 Jahren auf der Insel und führt uns den ersten Teil der Reise durch den Nordwesten der Insel.
Bei bestem Wanderwetter mit Sonnenschein und Anfang 20°C fahren wir circa eine halbe Stunde zum Parco Porte Conte und starten hier mit unserer Kapwanderung. Die Luft ist erfüllt vom würzigen Geruch der mediterranen Pflanzenwelt. Duftende Pinienwälder sind unser heutiger Begleiter. Der Wanderweg führt uns durch ein abwechslungsreiches Pflanzenmeer aus Mastiksträuchern, Wacholderbüschen, Rosmarin und der endemischen Zwergpalme und immer wieder werden wir mit tollen Ausblicken auf das Mittelmeer belohnt.
Immer näher kommen wir dem Punta Giglio, dem markanten Kap, das stolz ins türkisfarbene Meer ragt. Von hier oben eröffnete sich uns ein atemberaubender Blick bis zum Capo Caccia. Hier haben wir (Halb-)Zeit für eine Mittagspause und machen uns dann auf den Rückweg zum Bus.
Anschließend haben wir die nahe gelegene Nuraghe Palmavera besucht – ein beeindruckender Einblick in die prähistorische Vergangenheit der Insel. Die Anlage stammt aus der Bronzezeit und gehört zur Nuraghenkultur, die für ihre einzigartigen Turmbauten bekannt ist. Diese besonderen archäologische Stätten gibt es nur auf Sardinien – bis zu 7000 sollen es sein!
Nun wird’s feuchtfröhlich! Wir fahren eine halbe Stunde zum Wine Resort Ledà d'Ittiri. In diesem kleinen, familiengeführten Weingut verbringen wir einen herrlichen Nachmittag. Schon bei der Ankunft beeindruckt das Anwesen durch seine Lage: Umgeben von Olivenbäumen, Weinreben und mit Blick auf sanfte Hügel, fühlt man sich sofort willkommen. Das historische Gutshaus ist liebevoll restauriert und beherbergt sowohl stilvolle Gästezimmer als auch eine kleine Vinothek mit Verkostungsraum. Unser Besuch beginnt mit einem Bummel über das Weingut. Eine freundliche Mitarbeiterin führte uns durch die Reben und Olivenhaine und erklärte dabei viel Wissenswertes über die sardischen Rebsorten wie Cannonau und Vermentino sowie die Philosophie des Weinguts, das großen Wert auf Qualität, Handarbeit und Authentizität legt. Wir erfahren so einiges zum Anbau und zur Ernte und wie viel Arbeit darin steckt. Dann verkosten wir die hochwertigen Weine, regionale Wurst und leckeren sardischen Pecorino. Oliven und Olivenöl aus eigener Produktion gibt es ebenso – ein kulinarischer Genuss!
Nun fahren wir zum letzten Programmpunkt für den heutigen langen Tag. Wir besuchen Alghero mit einer der schönsten Altstädte auf Sardinien. Wir starten am Hafen von Alghero und bummeln entlang der mächtigen Stadtmauer, die von zahlreichen Cafés und Restaurants gesäumt ist. Vielerorts sieht man in der Altstadt das Erbe der Katalanen. Zwischen den gotischen Kirchen mit den farbenfrohen Majolika-Fliesen auf den Kuppeln, den Bastionen der Stadtmauer und den kleinen Kunsthandwerksläden wirkt Alghero wie ein lebendiges Museum, in dem mediterrane, spanische und sardische Einflüsse harmonisch verschmelzen.
Wir fahren mit dem Bus zurück ins Hotel, lassen uns das Abendessen schmecken und den Abend unter freiem Himmel ausklingen. Vor uns liegt das glitzernde Mittelmeer und auf der anderen Seite sehen wir das beleuchtete Alghero …
2. Wandertag: Wanderung entlang der Vulkanküste – Besuch von Bosa
Nach dem Frühstück starten wir gut gestärkt in einen neuen Wandertag. Wir halten am üblichen Coop-Supermarkt und decken uns mit Bocadillos und Obst für unsere heutige Wanderung ein. Zunächst genießen wir eine herrliche Panoramafahrt Richtung Süden entlang der Küste. Das saftige Grün wird von gelben Punkten – Ginster und Malve – durchzogen. Nach einer Stunde Fahrt beginnt unsere Wanderung. Erst einmal müssen wir ein kleines Stück bergauf „klettern“ und werden dann auch gleich mit einer traumhaften Aussicht auf die wildromantische Vulkanküste belohnt. Wir laufen nun wieder bergab ans Meer und wandern entlang der wilden Nordwestküste Sardiniens. Vom Meer rund gespülte, rote Steine wechseln sich mit kahler, grauer Vulkanküste ab, die einer Mondlandschaft gleicht. Wir passieren kleine getrocknete Salzseen, große Felsformationen und genießen einfach nur Natur pur. Außer ein paar gut bewachten Schafen begegnet uns kaum ein Mensch. Ein stetes Auf und Ab entlang der Küste und dann genießen wir unsere Mittagspause an der Landspitze Punta Argentina. Wir genießen die frische Meeresluft und den herrlichen Weitblick.
Leider endet der Weg für uns hier, denn um diesen Felsen herum zu Klettern, ist für uns doch zu anspruchsvoll. Wir bahnen uns einen Weg durch die sardische Macchia bis zur Straße, wo der Bus auf uns wartet. Wer keine langen Hosen trägt, dem bleibt eventuell eine kleine Erinnerung für die nächsten Tage von der kratzigen Macchia und den hübschen Distelwiesen. Wir nehmen’s mit Humor und fahren weiter ins hübsche Städtchen Bosa, welches am Fluss Temo liegt, dem längsten schiffbaren Fluss Sardiniens.
Wir überqueren den Temo zu Fuß und tauchen in die charmante Altstadt von Bosa ein. Wir bummeln durch das Altstadtviertel Sa Costa, besuchen die von außen recht unscheinbare Kathedrale und werden mit einem imposanten Inneren überrascht. Die alten Gassen mit ihren schiefen Häusern sind liebevoll bepflanzt. In einem kleinen Weinkeller verkosten wir den typischen Malvasia-Wein – eine kräftigen süßen Wein, der typisch für Bosa ist. Dazu werden leckere Marzipan-Mandel-Kekse serviert. Wir gönnen uns noch ein leckeres italienisches Eis zum Abschluss, bevor uns der Bus zurück zum Hotel bringt.
Heute bleibt Zeit für ein erfrischendes Bad im schönen Hotel-Pool. Das süße La Dolce Vita … so lässt es sich gut aushalten.
4. Wandertag: Wandern in der Gallura – Höhenwanderung am Monte Limbara – Besuch von Tempio
Heute begrüßen wir für den 2. Teil unserer Wanderreise unsere neue Wanderführerin Marianna, eine gebürtige Italienerin mit viel Charme und einem erfrischenden Dialekt. Wir fahren mehr als zwei Stunden ins Inselinnere und zum Schluss geht es die Serpentinen bergauf, vorbei an Tempio. Hier starten wir unsere Wanderung. Die weiß-gelb blühende sardische Zistrose ist heute unser ständiger Begleiter. Wir wandern auf dem Monte Limbara Richtung Gipfel und steigen dabei zwischen Granitfelsen hinauf. Immer wieder blicken wir zurück und genießen die Ruhe und die herrliche Gebirgslandschaft- und Luft. Auch hier in den Bergen gibt es überall blütenprächtige Farbtupfer. Wir klettern tapfer zwischen Felsen hindurch und werden immer wieder mit atemberaubenden Ausblicken belohnt. Wir wandern inmitten dieser bizarren Landschaft aus Granitfelsen. Unser letzter Aussichtspunkt - Berchidda - ein Fenster - ist auch gleichzeitig das Ziel und nun erfolgt auch endlich der ersehnte Abstieg.
Nach 4 Stunden, 7,5 Kilometern und circa 320 erklommenen Höhenmetern erreichen wir wieder das Vallicciola Nature Hotel und hier erwartet uns ein leckeres Picknick mit regionalen Köstlichkeiten, einem Gläschen Wein und zum Schluss einen leckeren Espresso. Molto gustoso - sehr lecker! Das haben wir uns verdient nach der bisher anstrengendsten Wanderung. Wir sind alle sehr stolz auf uns und haben das sehr gut gemeistert.
Mit dem Bus geht es wieder bergab und nach ca. 30 Minuten erreichen wir Tempio, ein kleines Örtchen am Fuße des Monte Limbara. Wir bummeln durch die malerische Altstadt mit den historischen Häusern und dem Straßenpflaster aus hellem Granit der Umgebung.
Tempio ist auf jeden Fall einen Besuch wert und hat neben zahlreichen hübschen Kork-Souvenirs auch das beste italienische Eis!
5. Wandertag: Wanderung an der Rosa Granitküste – Besuch von Castelsardo
Für unsere heutige Wanderung fahren wir fast zwei Stunden mit dem Bus an die Nordküste. Unser heutiger Ausgangspunkt für die Wanderung ist Isola Rossa, ein kleines verträumter Küstenort direkt am Golf von Asinara, der seinen Namen den charakteristischen rosa Granitfelsen verdankt. Die heutige Wanderung führt immer entlang der Küste mit ihren beeindruckenden Felsformationen aus rötlichem Granit, die dieser Küstenregion ihren besonderen Charakter verleihen.
Gleich zu Beginn passieren wir den beliebten Spiaggia La Marinedda, einen weit geschwungenen Sandstrand mit türkisblauem Wasser, wo sich heute bei starken Wellen und roter Flagge nur ein paar Surfer tummeln. Danach wird der Weg deutlich ruhiger und führt uns entlang der natürlichen Felsküste mit herrlichen Ausblicken auf das Meer.
Der Weg verläuft anschließend teils auf schmalen Pfaden durch die mediterrane Macchia, begleitet vom Duft von Kräutern und vom Meeresrauschen. Immer wieder bieten sich Fotomotive: die charakteristischen rosa Granitfelsen, kleine versteckte Buchten und das intensive Farbspiel zwischen Stein, Meer und Himmel. Wir wandern noch ein kleines Stück durch einen herrlichen Pinienwald und machen nach 6 Kilometern unsere Mittagspause unter schattigen Pinien. Wir laufen noch eine halbe Stunde bis zum Bus und fahren nun nach Castelsardo, das spektakulär auf einem Felsvorsprung über dem Meer thront. Den schönsten Anblick hat man quasi bei der Anfahrt auf den kleinen malerischen Ort mit den bunten Häuserfassaden. Angekommen, laufen wir die Treppen ganz nach oben in die Altstadt, wo die Burg Castelsardo thront. Die Altstadt mit ihren engen Gassen, der Kathedrale und dem gut erhaltenen Castello dei Doria zeugt von einer langen Geschichte als Festungsstadt. Seit dem Mittelalter wurde Castelsardo strategisch genutzt und ist bis heute ein lebendiges Beispiel sardischer Baukunst und Handwerkskultur – besonders bekannt für seine Korbflechterei. Wir machen mit Marianna einen kleinen Rundgang durch die hübschen, verwinkelten Gassen. Auch hier bleibt Zeit für ein leckeres Eis oder einen typischen Affogato al caffè.
6. Wandertag: Wandern in der sardischen Auvergne – Mittagessen bei Schäfern
Jede Wanderung war bisher einzigartig und anders. Keine Landschaft gleicht der anderen. So auch heute. Die sogenannte „Sardische Auvergne“ im Landesinneren der Insel überrascht mit einer ganz anderen Seite Sardiniens: sanfte Höhenzüge, dichte Wälder, erloschene Vulkankegel und eine üppige, fast mitteleuropäische Vegetation. Eine ideale Region für alle, die das ursprüngliche Sardinien abseits der Küste erleben möchten.
Unsere Wanderung führt durch das Hügelland rund um Montiferru, eine Vulkanlandschaft im Westen der Insel, deren geologische Vergangenheit noch heute gut sichtbar ist. Alte Lavagesteine, natürliche Quellen und Kastanien- und Steineichenwälder prägen das Bild. Die Luft ist frisch, das Klima angenehm, besonders in den wärmeren Monaten.
Die Wege verlaufen teils auf alten Saumpfaden, teils auf Forstwegen, und immer wieder eröffnen sich weite Ausblicke bis hinunter zur Küste. Unterwegs passieren wir verlassene Schäferhütten, Korkeichenwälder und gelegentlich kleine landwirtschaftliche Weiler, in denen die Zeit stillzustehen scheint. Und zwischendurch hören wir immer wieder Kuhglocken und ab und an gehen wir auch an einer kleinen Gruppe Kühe vorbei, die sich von uns aber nicht stören lassen. Hier ist wirklich noch Natur pur!
Einen tollen Abschluss unserer Reise erleben wir beim leckeren Mittagessen bei Hirten. Alles was wir essen ist selbst angebaut. Wir werden musikalisch unterhalten und nach ein zwei Gläschen Wein wird auch getanzt.
Rückflug nach Deutschland
Ein letztes Mal genießen wir ausgiebig das Hotel-Frühstück an unserem Lieblingsplatz an der frischen Luft mit Meerblick. Ein letzter Spaziergang ans Meer, ein letztes Bad in einem der beiden erfrischenden Pools. Dann starten wir am späten Mittag mit dem Bus zum Flughafen nach Olbia. Wir verabschieden uns bereits am Flughafen, denn einige Gäste fliegen direkt nach Frankfurt und spätestens in München strömen wir in verschiedene Richtungen. Am Abend sind alle gut und samt Gepäck wieder zu Hause angekommen.
Liebe Sardinien-Wanderfreunde, es war mir eine große Freude diese Reise mit Euch erleben und Sardinien auf die schönste und natürlichste Weise erkunden zu können, die es gibt. Bleibt weiterhin so nett und wanderlustig! Alles Gute für Euch und vielleicht sieht man sich auf einer anderen Wanderreise bald einmal wieder! Alles Gute & andiamo! - Eure Anne