Reisebericht: Italien – Rundreise Sizilien mit mehr Bewegung

01.05. – 10.05.2015, 10 Tage Rundreise mit Wanderungen auf Sizilien mit Giardini Naxos – Taormina – Ätna – Pantalica – Syrakus – Enna – Cefalù – Naturreservat Zingaro – Segesta (31 Wanderkilometer)


  Bildergalerie   Druckversion (PDF)   Kommentare   zur Reise
 
Der Ätna bestimmt das Landschaftsbild im Nordosten der Insel mit im Mai grünen Gebirgszügen, Küstenwanderwegen, Hochplateaus und Canyons, und zahlreichen Geschichtszeugnissen der Antike, der Normannen, Friedrichs II.- ein Wanderland unter Europas Vulkan
Ein Reisebericht von
Dr. Jürgen Schmeißer

1. Tag, 01. Mai 2015: Anreise via München mit Willkomenssicht auf den Ätna

Bereits kurz nach Mitternacht wurden die meisten Gäste aus dem Raum Dresden durch den Transferfahrer herausgeklingelt; so waren wir bereits vor vier Uhr in Berlin Tegel. Die Kofferabgabe - online eingecheckt waren bereits - machte dann erst ein und eine halbe Stunde vor Abflug auf. Pünktlich 6:20 Uhr starten wir via München nach Catania. Während des Anschlussfluges rissen ab Bologna die Wolken auf, sodass wir bei Anflug auf Sizilien die Äolischen Inseln und bald, nun linker Hand beim Landeanflug, den Ätna sehen konnten. Mächtig erhob sich der dreitausend Meter hohe Vulkan, noch immer mit einer Schneeschicht im Gipfelbereich. Mit unserem örtlichen Reiseleiter Gianfranco fuhren wir im 54er-Reisebus Richtung Hotel in Taormina. Der Feiertag des 1. Mai hatte das Wochenende zu einem Brückenwochenende verlängert und die warme Sonne animierte scheinbar ganz Sizilien zum Ausflug. Für eine Fahrstrecke von sonst einer Stunde benötigten wir drei.
Nach dem nachmittäglichen Einchecken konnte jeder die nähere Umgebung erkunden oder den Nachtschlaf nachholen. Nur wenige Meter hinter dem Hotel befindet sich das alte Castell, leider wurde der Aufweg gebaut, und die Felsenkirche Madonna dela Rocca. Von hier oben und vom Hotel gibt es einen prächtigen Blick auf Taormina, die Bucht von Naxos und hinüber zum flammig umhüllten Ätna. In fünfzehn Fußminuten erreicht man auch das kleine Zentrum von Taormina .... Aber dafür ist ja auch morgen noch Zeit.
Unsere Mägen knurren wohl bereits seit langem, so dass wir uns auf das 19:30 Uhr beginnende Abendessen freuen; und vielleicht gibt's da den Ätna in zartem Rosa der untergehenden Sonne?

2. Tag, 02.05.2015: Castelmola mit Monte Veneretta, Taormina

Zu gut bürgerlicher Zeit steigen wir in unseren Midibus und fahren die wenigen Meter hinauf nach Castelmola. Von hier oben, in fünfhundert Metern über dem Meer, gibt es einen prächtigen Blick auf den Golf von Naxos. Unser Weg, mal schmales Asphaltsträßchen und dann Ziegenhirtenpfad, windet sich aufwärts zum knapp neunhundert Meter hohen Monte Veneretta, dem Venusberg. Vincenzo kennt fast alle Pflanzen und so erfolgt der erste Anstieg recht gemächlich. Beeindruckend die riesigen falschen Fenchelgewächse, die zunehmend zu einer Landplage werden, aber zitrusgelb blühend ein tolles Fotomotiv vor dem Ätna ergeben.
Nach zwei Stunden erreichen wir den Gipfel: der Fernblick ist zwar etwas diesig, aber die Straße von Messina, gegenüber Apilien und der Ätna mit einer Rauchwolke sind gut zu erkennen. Unser Abstieg dann im steilen, schottrigen Gelände nach Castelmola mit großzügiger Mittagspause. Von hier ging es geordneter einen Treppenweg hinab nach Taormina, wo wir auf unzählige Touristen treffen. Dort angekommen schlendern wir entlang des Hauptboulevards und schließen unsere Wanderung mit dem Besuch des antiken römischen Theaters ab. Im Anschluss an den Besuch des Theaters dann individuelles Bummeln in Taormina, Wasserfassen und individueller Aufstieg, eventuell über den Büßerweg zur Kirche Rocca dela Madonna, oder Auffahrt zum Hotel. (Wanderung: 4 Std. Gehzeit, 10 Kilometer, 400 Meter Aufstieg, 500 Meter Abstieg, moderat)

3. Tag, 03.05.2015: Ätna – der rauchende Berg

Beim Anflug - ehrwürdig, vom Monte Venere - mächtig, am Morgen dampfend und immer noch über 2500 Meter Höhe mit viel Restschnee versehen: der Ätna. Erwartungsvoll starten wir, mit warmer Kleidung versehen, mancher mit Trekkingstöcken, mit dem Bus zur Südzufahrt zum höchsten Punkt der Insel. Einen kleinen Stopp legten wir in Zafferena ein. Am Rifugio Sapinza in 2000 Meter Höhe stiegen wir in die 6er-Gondeln der Seilbahn, die uns in zwanzig Minuten auf 2500 Meter Höhe bringt. Nun geht es mit Allradbussen durch tief eingefräste Schneewände weiter hinauf zum Startpunkt der Wanderung. Schnee, starke Gasentwicklungen und Starkwind von vielleicht 70 km/h lassen den Hauptgipfel versperrt sein. So begaben wir uns in der 3000-Meter Zone auf die Caldera des Monte Frumenta Sapino, dem Vulkanloch des Jahres 2001. Immer wieder ging unser Blick über das Schneefeld zum Hauptgipfel, der von mächtigen Wolken umhüllt wurde. Auf der Caldera, auf der wir standen, pfiff der Wind so mächtig, dass wir uns kaum halten konnten. So wählten wir einen etwas windgeschützten Abstieg über kiesige Lava aus dem Jahr 2001. Über Schnee- und Lavaflächen ging es teilweise scharf an der Abbruchkante zum Valle del Bove entlang bis zum Rifugio und zur Seilbahn. Nach nur fünf Kilometer Wanderung in doch mehr als drei Stunden war dann die Kraft heraus und der Appetit auf ein Eis und einen Capuccino groß. Dies holten wir in Naxos nach, mit Blick über die Bucht nach Taormina und hinauf zu unserem deutlich erkennbaren Hotel.
Beim Abendessen im Hotel zeigte sich der Ätna mit Rauchwolken aber durchaus friedlich -mancher hatte wohl nun doch auf fliegende Lavabomben gehofft?
(Wanderung: 3,5 Std. Gehzeit, 5 Kilometer, 100 Meter Aufstieg, 400 Meter Abstieg; unter den jahreszeitlichen (Wege-)Bedingungen anspruchsvoll, sonst eher moderat)

4. Tag, 04.05.2015: Hochebene von Pantalica

Nach zweistündiger Fahrt von Taormina machen wir Halt in Sortino, einer kleinen Ortschaft auf einem Bergrücken des Pantalica, um uns mit Proviant für das Mittag zu versorgen. Von hier sind es nur sieben Buskilometer bis hinunter zum Talgrund des Anapo. Durch duftende Orangenplantagen mit Blüten und reifen Früchten geht es dann zu Fuß hinein in das Tal. Einst fuhr hier eine Eisenbahn. Heute nutzen wir die Bahntrassen auch durch Tunnel auf unseren ersten Wanderkilometern. Viel Grün säumt heute den Weg im Valley unter Kalksteinwänden. Hinter der ehemaligen Bahnstation Pantalica steigen wir steil auf und sehen im Bereich der ehemaligen Ortschaft Micidiario die ersten Nekropolen aus der Bronzezeit im Fels. Bei wohl 33 Grad erreichen wir die spärlichen Reste des alten Königsschlosses Anaktoran und finden unweit sogar einen Schattenplatz. Auf der Hochebene wandern wir Richtung Necropoli Nord - Bestandteil eines riesigen bronzezeitlichen Friedhofs in den Felswänden mit wohl fünftausend Grabkammern. Auf pfadigen und steinigen Wegen geht es nun am Hang lang mit schönen Ausblicken auf die Täler der Flüsschen Anapo und Calcinara. Beide überwinden wir auch mutigen Schrittes auf Steinen und haben dann doch zum Teil nasse Füße. Nach knapp fünf Stunden sonnenreicher Wanderung erreichen wir den gut vorgewärmten Bus. Die Sehnsucht nach der Dusche überwiegt gegenüber Reis- und Biergelüsten - also zügige Fahrt ins Hotel nach Syrakus. (Wanderung: 10 Kilometer, 200 Höhenmeter Auf- und Abstieg, 4 Std., moderat)

5. Tag, 05.10.2015: Syrakus und das Naturschutzgebiet Vendicari

Am Vormittag machen wir uns zu Fuß vom Hotel auf den Weg nach Neopolis, der antiken Stadtgründung von Syrakus. In der Antike war Syrakus eine der ersten Stadtgründungen der Griechen außerhalb des klassischen Athens, wichtiger Handelsort im Mittelmeerraum. An alten Steinbrüchen, der antiken griechischen Anlage und dem grünenden Paradies vorbei ging es zum Ohr des Dionysos; eigentlich ein Steinbergwerk, dann Kerker und nun touristisch-akustischer Höhepunkt des Rundganges. Das heute umgebaute und für Veranstaltungen genutzte römische Theater soll einst das viertgrößte des römischen Machtbereichs mit 16.000 Plätzen gewesen sein; heute wirkt es irgendwie klein. Danach begeben wir uns mit dem Bus in die Altstadt von Syrakus, auf eine Halbinsel. Die Säulen des Tempels der Athene sind seit tausend Jahren Bestandteil normannischer und später barocker Kirchbauten, des heutigen Doms. An der Süßwasserquelle „Fonte Aretusa" direkt am Meer trennen wir uns zur individuellen Mittagspause.
Am Nachmittag ist das Naturschutzgebiet Vendicare unser Ziel. Wir fahren zum Zugang Calamosche und wandern durch Macchia und in Ufernähe zum Pantano Grande. Hier entdecken wir auf gute Sicht- und Fotografierentfernung eine große Gruppe Flamingos. Auf gleichem Rückweg erreichen wir nach insgesamt acht Kilometern den Ausgangspunkt der Tour. Nach langer Tagestour erreichen wir erst nach neunzehn Uhr das Hotel und sitzen bald, aber geduscht, beim Abendessen. (Wanderung: 2,5 Stunden Gehzeit, 8 Kilometer, eben, leicht)

6. Tag, 06.05.2015: Enna, der Nabel Siziliens und das Tal der Tempel

An diesem Tag konnten die Füßen eine Pause einlegen, dafür schwitzten wir bei über dreißg Grad im Bus. Unser Ziel am späten Vormittag ist Enna, deren Altstadt auf einem Bergsporn liegt und auf Grund der Lage im Inneren von Sizilien den Beinamen „Nabel der Insel" trägt. Rundum haben wir zwar freie Sicht, aber Dunst - oder sind es die Sciroccowinde, die Sand aus der Sahara nach her tragen? Beeindruckend ist die Kirche von Enna - oder doch Dom, weil sie am Domplatz steht: eine hervorragende Kastendecke, ein barocker Altar und eine ebenso alte Sakristei dekorieren die Kirche, die in der normannischen Besatzungszeit ihren Ursprung hat.
Gegen 14 Uhr machen wir dann am „Afrikanischen Meer" eine Pause. Die Hitze ist so afrikanisch, dass einige Gäste auf die extra erst spät angesetzte Besichtigung des Tales der Tempel von Agrigento verzichteten.
Nach dem Frisch machen im Hotel fuhren wir die wenigen Minuten mit dem Bus bis zum Tal des Tempels, einst griechische Stadtgründung auf Sizilien - heute UNESCO-Weltkulturerbe.
Agrigento reiht sich so ein in eine Reihe besterhaltender griechischer Tempel rund um die Ägäis, die Gäste von Eberhardt Travel zum Beispiel auf der Reise GR-ANTHIS erleben können.

7. Tag, 07.05.2015: Cefalú

Durch eine wenig bevölkerte Landschaft, früher die Kornkammer Italiens, ging es mit dem Bus von Agrigento nach Cefalu. Gegen Mittag trafen wir an der Nordküste Siziliens ein und stellten fest, dass wir nicht die einzigen Touristen sind („Geh moa glei mol in de Kneip...").
Das hatten wir nicht vor, sondern bestiegen den Rocca di Cefalu, einen Fels mit ehemaliger Burganlage direkt über Cefalu. Hier hatten sich die Touristen deutlich dezimiert (ja wirklich nicht nur reduziert, sondern gezehntelt, also dezimiert!). Die Ruhe nutzten wir zum Picknick unter schattigen Bäumen bei Bestem, was der Krämer zu bieten hatte und einem reichlichen Schluck Nero d' Avola. Vom Felsensporn erblickte sich uns ein hervorragender Blick hinunter nach Cefalú und auf die Weite des Mittelmeeres. Irgendwo da liegen die Äolischen Inseln und dort ganz hinten Neapel ... Nach dem Abstieg vom Rocca nach Cefalú schnell noch ein Eis und Fahrt Richtung unseres Hotels in Custonnaci. Unterwegs halten wir noch für ein Panoramafoto auf Castella del Mare, einst wohl eine Mafia-Hochburg - Zeit auch auf diesen Teil der Geschichte Siziliens während der Busfahrt einzugehen.
(Wanderung: 4 Kilometer, 150 Meter Auf- und Abstieg, 1,5 Std., leicht)

8. Tag, 08.10.2015: Wanderung im Naturreservat Zingaro

Unser Tagesziel war eine Wanderung im Naturreservat Zingaro, die wir bei San Vito, dem nördlichen Zugang zum Reservat starteten. Durch Macchia geht es hundert Meter oberhalb der Küste entlang. Der Weg ist nur leicht wellig und gut zu gehen. Unterhalb der Grotte am Torre dell' Uzzo erfahren wir, dass schon in prähistorischer Zeit hier Menschen hausten und den Übergang vom Höhlenbewohner zum Schilf Hüttenbauer vornahmen. Unter uns strahlt das Thyrennische Meer zwischen tiefblau und smaragdgrün. Nach zwei und einer halben Stunde ladet eine kleine Badebucht zum Besuch ein, aber den meisten ist wohl der zehnminütige Abstieg oder der Lärm von „einer halben Schule" zu viel. Schön das ein überdachtes Area in der Nähe des Südausgangs, wo wir den Käserest des Picknicks vom Vortag mit einem Schluck vom Roten hinunterspülen. Im nahegelegenen Dorf Scopella machten wir dann noch eine Eis-Espresso-Pause. Zu guter Nachmittagszeit erreichten wir das Hotel, so dass jeder individuell sich einen Schatten- oder Poolplatz sichern konnte. So war es ein recht geruhsamer Tag. (Wanderung: 6 Kilometer, 150 Meter Auf- und Abstieg, 2,5 Std., leicht)

9. Tag, 27.10.2014: Erice und Segesta

Die morgendliche Busfahrt bringt uns bereits vor den Touristenströmen nach Erice, allerdings auch noch bevor die Kirchen der Stadt öffnen. So bummeln wir durch die Gassen der Stadt aufwärts am Dom, an San Martino und San Giovanni vorbei und erreichen die Aussichtsterrassen neben der Burganlage, die zwischenzeitlich auch mal als Hotel Gäste begrüßte, nun aber verschlossen war. Von hier oben an diesem Tage eine gute Weitsicht auf das felsige Bergland und auf die Küste Richtung Palermo. Nach einem morgendlichen Espresso hatte dann jeder noch Zeit für individuelles Bummeln und gegebenenfalls einen Kirchgang. Besonders der Dom ist interessant: festungsartiges Gemäuer von außen, eher an eine spanische Kirche erinnernd und im Inneren eine bestens restaurierte Decke im Flamboyantstil der Spätrenaissance. Am Stadttor trafen wir uns dann zum Abstieg, teils grasig, meist kiesig-schottrig ging es vierhundert Höhenmeter nach unten; stets mit Blick auf die Salinen bei Trapani, das Meer und Inseln vor der Küste. Im Örtchen Valderice stiegen wir in den Bus und fuhren zur Mittagszeit nach Segesta. Hier befindet sich ein weiterer bedeutender Ort antiker Tradition der Griechen. Am höchsten Punkt befinden sich Reste der Siedlungsanlage und eines Kastells, insbesondere aber das zweitgrößte antike Theater der Insel. Durch den sich öffnenden Bogen schauen wir auf die Ebene zwischen Bergen, durch die sich heute eine Autobahn schlängelt. Als letzte Sehenswürdigkeit in Segesta erkunden wir noch den Hera Tempel, ungefähr vierhundert Jahre v.C. entstanden.
Zum Abendessen im Hotel erwartet uns ein mannigfaltiges sizilianisches Büffet. Als nach diversen Gemüsen, Salaten, Cuscus, Pasta, typischer Grillwurst und gegrilltem Schweinebauch, Obstsalat und kleinen Törtchen auch noch Muscheln und feinster roher Schinken gereicht werden, nimmt dies kaum noch einer wahr. Am Fuße des Berges wartet bereits wieder Luca um uns weiter in das Zentrum Trapanis zu fahren. Unter der Statue des Garibaldi beginnen wir unseren orientierenden Rundgang und treffen uns auch dort wieder nachdem jeder noch einmal für sich selbst Trapani erkunden konnte. Bei unserem letzten gemeinsamen Abendessen verabschieden wir uns offiziell schon einmal bei Jochen und Luca und danken beiden für eine hervorragend durchgeführte Reise.(Wanderung 3 Kilometer, 400 Höhenmeter Abstieg, 1,5 Std., leicht)

10. Tag, 10.05.2015: Heimreise mit Flug über die Alpen

Wir hatten Zeit. Erst gegen Mittag verluden wir die Koffer und Giovanni „Wunderbar" brachte uns zum Flughafen Palermo. Von hier ging es mit Lufthansa bei guter Alpensicht nach Frankfurt und am Abend dann nach Berlin, Leipzig und Dresden. Vor Mitternacht zu Hause, war dann das Ziel aller ...
und dann ein Schlaf mit Traum von einem sonnigen, wanderbaren Sizilien. („Wunderbar wanderbar!") Gesamtwanderstrecke: 46 Kilometer

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht