Reisebericht: Italien – Rundreise Sizilien mit mehr Bewegung

26.04. – 05.05.2018, 10 Tage Rundreise mit Wanderungen auf Sizilien mit Giardini Naxos – Taormina – Ätna – Pantalica – Syrakus – Enna – Cefalù – Naturreservat Zingaro – Segesta (31 Wanderkilometer)


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Sizilien - welch eine Vielfalt! Griechische Tempel, wilde Küsten und feine Sandstrände, verwunschene und romantische Wanderwege, schneeweiße Salzberge und tiefrote Weine, pittoreske Städtchen....Kommen Sie mit auf Entdeckungsreise!
Ein Reisebericht von
Claudia Hartwich
Claudia Hartwich

1. Tag, Donnerstag, 26.4.18: Flug in den sonnigen Süden nach Catania


Die Nacht war für die meisten von uns sehr kurz, denn schon um 4.35 Uhr trafen wir uns alle am Flughafen Dresden. Aber unsere Reisegruppe sollte erst in München vollzählig sein, denn dort sollten noch 3 Gäste aus Hamburg bzw. Berlin zu uns stoßen. Von München aus ging es dann nach Catania. Dort erlebten wir zuerst einmal eine unschöne Überraschung, denn der Koffer eines Mitreisenden war nicht angekommen. Nachdem die nötigen Formalitäten erledigt waren, trafen wir unseren örtlichen Reiseleiter Marcello, der uns die ganze Reise über begleiten sollte. Gemeinsam haben wir uns auf den Weg nach Giardini Naxos gemacht, wo wir im Hotel nur rasch unsere Koffer abgestellt haben. Und dann ging es schon weiter, nämlich zum Mittagessen. Wir suchten ein kleines familiäres Lokal in der Nähe auf  und je nach persönlichen Vorlieben gab es ein kleines Mittagessen oder aber auch nur den ersten Cappuccino. Eine willkommene Einstimmung, zumal das Wetter herrlich war. Nach dem Check-in im Hotel stand der weitere Nachmittag zur freien Verfügung. Die Vorfreude auf die vor uns liegenden Tage war groß, die Sonne und das nahe Meer verlockten die meisten zu einem ersten ‚Erkundungsspaziergang'. Einige packten sogleich ihre Badesachen ein und machten sich auf den Weg zum Strand, der gegenüber von unserem Hotel lag, ein herrlicher Sandstrand. Marcello und Claudia versuchten in der Zwischenzeit, nähere Informationen über den verschwundenen Koffer in Erfahrung zu bringen, nichtsahnend, dass besagter Koffer uns noch ein Weilchen auf Trab halten sollte. Noch waren wir zuversichtlich, denn es wurde uns versprochen, dass der Koffer am folgenden Tag in unser schön gelegenes Hotel geliefert werden würde. Soweit so gut. Auch der betroffene Gast hatte noch Vertrauen in eine hier nicht näher zu benennende Fluggesellschaft und für den Anfang darauf verzichtet, sich neu einzukleiden J!
Mit einer  kleinen Vorstellungsrunde und einem Überblick über das Programm der folgenden Tage läuteten wir den Abend ein. Hier entpuppte Marcello bereits sein Talent, sich nur in Superlativen zu äußern! Natürlich war Sizilien die allerschönste aller schönen Inseln, das ist doch klar oder? Wir amüsierten uns! Sein Versuch, die Reisetage in der richtigen Reihenfolge zu präsentieren, war zum ‚sympathischen' Scheitern verurteilt. Wie sagt man so schön: Marcello kam vom Hölzchen aufs Klötzchen oder aber vom Hundertsten ins Tausendste. Als dann die Zeit vorüber war, fragte mich ein Gast, was denn mit diesem oder jenem Programmpunkt sei. Der sei ja gar nicht erwähnt worden. Ob der denn ausfallen würde???? Neeeeeein, natürlich fällt der nicht aus. Marcello hatte für seine Präsentation des Reiseprogramms einfach nicht genügend Zeit. So einfach war das! Er war zu sehr damit beschäftigt, uns zu Geduld und sizilienischer Gelassenheit aufzurufen! Ja, die siziliEnische Gelassenheit, die sollten wir noch besser kennenlernen.
Beim Abendessen ging es zwar turbulent und laut im Speisesaal zu, aber das Essen entschädigte uns. Allein das Vorspeisenbuffet war eine Augenweide. Und bald schon fielen die meisten müde in ihr Bett.

2. Tag, Freitag, 27.4.18: Castelmola und Taormina


Ausgeschlafen und voller Tatendrang fanden wir uns nach dem Frühstück an der Rezeption ein, wo wir uns zusammen Marcello und dem Busfahrer Francesco auf den Weg nach Castelmola machten. Schon die Fahrt war ein Erlebnis, denn es ging immer höher hinauf bis wir schließlich hoch über dem Meer in Castelmola angekommen waren. Und dann ging es auch schon los mit unserer ersten Wanderung. Ein herrlicher Tag, angenehme Temperaturen und wir erklommen die Höhen. Für den etwas anstrengende Anstieg wurden wir mit atemberaubenden Ausblicken belohnt und auch mit einer großen Vielfalt an Blumen und verschiedenen Gewächsen, über die uns Marcello gerne aufklärte. Von ihm erfuhren wir auch, was es mit dem echten und dem falschen Fenchel auf sich hatte und wie man die beiden voneinander unterscheiden kann. Inmitten von Wiesen und üppigem Grün führte unser Weg stetig bergauf. Oben angekommen gönnten wir uns eine Pause, allerdings nur eine kurze, denn der Himmel hatte sich bedrohlich zugezogen und wir wollten nicht schon am ersten Tag nass werden. Bis wir zurück in Castelmola waren, hatten sich die grauen Wolken bereits wieder verzogen und wir spazierten durch den Ort zu ‚unserem' Lokal mitten in der verwinkelten Altstadt. Auf einer Terrasse mit Blick hinunter zum Dorfplatz verbrachten wir unsere Mittagspause und nach unserer Wanderung hatte sich auch bei den meisten etwas Hunger eingestellt. Der Nachmittag war Taormina vorbehalten. Das griechische Theater, der quirlige Corso Umberto mit seinen vielen Geschäften, Cafés und Eisdielen, ein strahlend blauer Himmel, im Hintergrund die schneebedeckten Gipfel des Ätna - was will man mehr? Nach einem gemeinsamen Rundgang durch das antike Theater gab es noch Freizeit für individuelle Unternehmungen und alle schwärmten aus. Ein echt italienisches Gelato musste es bei den meisten schon mindestens sein!
Auf der Rückfahrt in unser Hotel machten wir noch einen Stopp in einem Supermarkt, um uns für die folgenden Tage mit Obst und Kleinigkeiten für die Wanderungen auszurüsten. Zufrieden mit unserem ersten Wandertag fanden wir uns alle wieder zum Abendessen ein.

3. Tag, Samstag, 28.4.18: Ätna – Weinverkostung – Alcantara–Schlucht


Welch ein Glück! Das Wetter sah prima aus, blauer Himmel und viel Sonne, also sollte unserem Ausflug auf den Ätna hinauf nichts im Wege stehen. Und so hatten sich auch alle dazu entschlossen, bis zum bitteren Ende, sprich bis ganz hinauf auf den Gipfel mitzukommen. Man kommt ja schließlich nicht alle Tage zum Ätna! Man konnte sich nur schwer vorstellen, dass es dort oben tatsächlich so kalt sein sollte, waren doch die Temperaturen unten am Meer richtig sommerlich. Was sollte man da denn anziehen bzw. sich noch im Rucksack zum Überziehen mitnehmen? Keine einfache Sache und wir gaben uns gegenseitig viele gute Ratschläge. Tatsächlich war es dann oben auf fast 3000 m bitterkalt und wir waren für alles froh, was wir anhatten. Auch die Mütze und die Handschuhe kamen zum Einsatz. Nach der Auffahrt mit der Seilbahn ging es weiter mit Kleinbussen und es erwartete uns eine richtige Mondlandschaft mit verschiedenen Kratern und schneebedeckten Feldern. Es pfiff ein eisiger Wind! Unsere kleine Wanderung dort oben in der beeindruckenden Landschaft war ein tolles Erlebnis! Überall dampfte es und es stiegen kleine Rauchwolken auf. Das dunkle erloschene Vulkangestein verlieh der Landschaft etwas Bedrohliches. Zurück mit den Kleinbussen an der Bergstation der Seilbahn wurden wir mit ‚Ätna-Feuer' begrüßt, von dem es aber nur ein wirklich winziges Schlückchen gab. Gerade genug, um die Zunge zu benetzen. Und ein ‚Nachschlag' war leider leider nicht vorgesehen. Also blieb nichts Anderes übrig als die Rückfahrt mit der Seilbahn anzutreten, die uns wieder hinunter ins Tal bringen sollte. Ein Teil der Gruppe wollte noch etwas bleiben und die nächste Bahn nehmen. Die Bahn fuhr langsamer und langsamer und die Fahrt nahm kein Ende. Schließlich kam der erste Teil der Gruppe unten an und staunte nicht schlecht. Waren das nicht unsere Mitreisenden, die eigentlich nach uns oben abfahren wollten und uns jetzt hier unten schon von Weitem winkten? Wie konnte das denn sein? So wie bei Hase und Igel? Ja, tatsächlich musste die Seilbahn aufgrund des heftigen Windes den Betrieb einstellen, so dass der zweite Teil der Gruppe mit Kleinbussen hinuntergebracht worden war und das ging natürlich schneller als mit der Seilbahn. So - dann wäre also auch das geklärt!!! Nach dem Ätna-Erlebnis freuten wir uns jetzt auf die bevorstehende Weinprobe. Ein Weingut mitten in einem grünen Garten gelegen, mit den wunderbarsten Blumen und Pflanzen wohin man auch schaute, ein wirkliches Juwel. Empfangen wurden wir von der Chefin des Hauses, die uns ihre Weine vorstellte. Salute oder cin cin wie der Italiener zu sagen pflegt, zum Wohl! Dazu gab's kleine sizilianische Häppchen, Salami, köstliche Pizza, Oliven und selbstgemachte Marmeladen, die wir zu den würzigen Käsen probieren sollten. Ein interessanter Kontrast! So ließ es sich doch aushalten oder etwa nicht? Eine schöne Atmosphäre und dazu lernten wir noch etwas darüber wie man hier früher gearbeitet hat, denn wir standen inmitten von alten Pressen und Handwerksinstrumenten, mit dem man in grauer Vorzeit Wein produziert hat. Nach einem Dessertwein zum Abschluss, serviert mit den typischen Mandelkeksen, den Cantucci, mussten wir uns dann aber doch wieder auf den Weg machen, denn unser Tag war noch nicht zu Ende. Nein, jetzt wollten wir uns wieder der Natur widmen. Die Alcantara-Schlucht bestaunten wir von oben und schlossen nach kurzer Fahrt noch eine idyllische Wanderung an, die uns an einem Fluss entlang führte, über Stock und Stein und schwere Felsbrocken. Das Wasser war glasklar und schimmerte türkisfarben. Nach kleiner Rast am Ufer ging es zurück zum Bus und Francesco lenkte nun in Richtung Hotel, wo wir zufrieden, aber auch müde ankamen.
Leider mussten wir auch heute feststellen, dass der Koffer unseres geduldigen Gastes immer noch nicht angekommen war. Die Fluggesellschaft schob die Schuld auf den Flughafen Catania und der, wenn man ihn ausnahmsweise mal erreichte, versprach jeden Tag aufs Neue, den Koffer so rasch wie möglich zuzustellen.
Abends genossen wir ein letztes Mal die unglaubliche Auswahl an den köstlichsten Antipasti, diesen so vielfältigen italienischen Vorspeisen. Welch ein Genuss!

4. Tag, Sonntag, 29.4.18: Die Hochebene von Pantálica & Syrakus


Kein sonntägliches Ausschlafen, nein......
Wir hatten heute viel vor und machten uns deshalb schon früh auf den Weg in Richtung Süden. Arrivederci Giardini Naxos, Taormina, Castelmola und Ätna. Heute schwebten dicke Wolken über dem Ätna, so dass uns nochmals bewusst geworden ist, was für ein Glück wir am Vortag bei unserem Ausflug zum ‚Mongibello' gehabt hatten. So wird der Berg liebevoll von den Einheimischen genannt. ‚Mongibello' ist aus lateinisch ‚mons' bzw. italienisch ‚monte' und aus arabisch ‚djebel' abgeleitet. Beides bedeutet ‚Berg'. Die Landschaft änderte sich schon bald. Wir ließen die Berge hinter uns und es wurde flacher. Olivenbäume und Zitrusplantagen prägten die Landschaft auf unserem Weg in die Totenstadt Pantálica, die zum Weltkulturerbe gehört. Auch Pappeln, Johannisbrotbäume und die so typische südländische Macchia begleiteten uns auf unserem Weg. Langsam näherten wir uns der wilden Landschaft, die die Totenstadt Pantálica umgibt. Das Hochplateau am Rande eines gewaltigen Canyons war schon in der Bronzezeit besiedelt. Es war das Volk der Sikuler, die hier gelebt haben. Von ihren Siedlungen gibt es keine Spuren mehr, aber dafür existiert ihre Totenstadt mit über 5000 früheren Grabhöhlen bis heute. Das interessante Ziel ist als Riserva Naturale Orientata unter einen besonderen Schutz gestellt. Der Fluss Anapo hat sich im Laufe von Jahrmillionen durch die Kalkfesen der Monti Iblei gegraben. Unsere Wanderung führte uns auf einsamen Pfaden inmitten einer verwunschenen Landschaft zu den alten Grabhöhlen. Wir genossen die Bewegung und die schöne Natur! Am Ende unserer Wanderung ließen wir uns am Fluss nieder und ließen uns unser Mittags-Picknick schmecken. Das kühle Wasser tat den müden Füßen gut! Zurück bei Francesco am Bus ging es auch sogleich weiter in Richtung Syrakus. Marcello teilte sonnengereifte Orangen aus, die er unterwegs aufgesammelt hatte. Er erkärte uns, warum diese Orangen häufig gar nicht erst abgeerntet werden. Aber das würde hier jetzt zu weit führen. Wir jedenfalls ließen uns die süßen Früchte schmecken! In Syrakus erwartete uns bereits unser Führer, der uns die antiken Stätten inklusive des Ohrs von Dionysus näherbringen wollte. Er hatte Zeit und man merkte ihm an, dass er Spaß an der Sache hatte und sich auch über unser Interesse und unsere Fragen freute. Schließlich mussten wir ihn aber doch ganz zaghaft daran erinnern, dass wir irgendwann einmal noch ins Hotel mussten. Auf jeden Fall hatten wir viel über Griechen und Römer und deren Bauten erfahren und traten sehr bereichert das letzte Stück Weg in unser neues Quartier an.
Hier durften wir uns für zwei Nächte einrichten. Da es schon spät war, beschlossen wir, den Besuch der Altstadt von Syrakus auf den morgigen Tag zu verschieben.

5. Tag, Montag, 30.4.18: Noto und das Naturschutzgebiet Vendicari


Unseren Tag beginnen wir heute mit einer Fahrt nach Noto. In 2002 wurde die Stadt als Weltkulturerbe durch die UNESCO anerkannt. Ein Spaziergang mit Marcello durch die ‚Hauptstraße', den Corso Vittorio Emanuele, steht am Anfang unseres Aufenthaltes. Hier reiht sich eine Sehenswürdigkeit an die andere. Große und mächtige Kirchen, hübsche Gassen und beeindruckende Plätze, man spricht auch von der schönsten Barockstadt Siziliens. Es machte uns allen Spaß, durch das Städtchen zu streifen. Nur der von Marcello versprochene Supermarkt war nicht leicht bzw. gar nicht zu finden. Aber irgendetwas Essbares für unser geplantes Picknick hat dann am Ende doch jeder gefunden! Und die Reiseleitung steuerte noch die typische Focaccia bei, leckere Teigtaschen mit unterschiedlichster Füllung. So musste keiner Hunger leiden. Für unser Picknick fanden wir einen klitzekleinen Schattenplatz in der Riserva Naturale Orientata Vendicari, wo wir nach dem Besuch in Noto unsere Wanderung machten. Ein noch ziemlich unberührter Küstenstreifen mit Dünen, Waldgebieten und Lagunenseen, den so genannten ‚patani'. In diesen Lagunen finden viele Vogelarten Zuflucht. Selten gewordene Wat- und Stelzvögel, aber auch Reiher und Kraniche und viele andere. Vendicari wurde schon 1974 unter Landschaftsschutz gestellt. Im Jahre 1989 hat man den Schutzstatus noch erhöht und seitdem ist Vendicari ein Naturreservat. Wir genossen unsere Wanderung, die uns vorbei an einer ehemaligen Thunfischfabrik führte.  Mal über Pfade, mal im Sand über den verlockenden Strand, eine Oase. Obwohl wir schon gleich zu Beginn unserer Wanderung einen Strand erreichten, an dem wir gerne Halt gemacht hätten, vertröstete Marcello uns auf später. Der ‚schönste Strand Siziliens' sollte doch erst noch kommen. Na, da konnte man ja gespannt sein! Leider war der schönste aller Strände dann mit einer dicken Schicht Algen bedeckt. Das konnte uns aber nicht davon abhalten, uns ins Wasser zu begeben. Aber in der so harmlos aussehenden Bucht war das Meer an diesem Tag aufgewühlt und so war das Unterfangen nur etwas für Mutige. Zu Fuß erreichten wir den Bus und Francesco chauffierte uns nach Syrakus. Heute waren wir so frühzeitig dort angekommen, dass noch genügend Zeit blieb, die attraktive Altstadt Ortigia zu besuchen. Im warmen Licht eines sommerlichen Nachmittags streiften wir durch die Stadt und einige beschlossen, das Abendessen im Hotel ausfallen zu lassen und anstatt dessen in der Stadt zu bleiben und sich dort auf einem der romantischen Plätze zum Abendessen niederzulassen.

6. Tag, Dienstag, 1.5.18: Enna und das ‚Tal der Tempel' in Agrigento


Früh machten wir uns auf den Weg von Siracusa in Richtung Enna. Von Catania ging es auf der Autobahn quer durch die Insel. Und wieder einmal stellten wir fest, was für eine schöne Reisezeit der Frühling ist. Grüne Hügel soweit das Auge reichte und Wiesen, übersäht mit blühenden Frühlingsblumen. Die weiten Zitrusplantagen ließen wir langsam hinter uns. Das Landschaftsbild änderte sich. Nun dominierten Olivenbäume und Getreidefelder. Schon von Weitem erblickten wir Enna. Hoch oben auf ca. 1000 Metern thronte das Städtchen auf einem Felsen. Die Unterstadt, Enna bassa, interessierte uns nicht so sehr. Wir wollten hoch hinauf, dorthin, wo das Castello auf dem höchsten Punkt die Stadt überragte. Eine atemberaubende Aussicht in alle Himmelsrichtungen ließ uns das Herz aufgehen. Selbst den Ätna konnten wir nochmals erblicken. Es sollte der letzte Blick auf seinen schneebedeckten Gipfel sein.
Nachdem wir das Castello umrundet hatten, besuchten wir die Kathedrale, in der wie jeden Tag schon um 7.30 eine Messe stattgefunden hatte. Ein prächtig ausgestatteter Bau! Direkt zu Füßen der Kirche dann eine unscheinbare Bar, die in ihren Vitrinen köstliche süße Leckereien anbot. Da konnte kaum einer widerstehen! Der sympathische Padrone freute sich natürlich, dass wir so zulangten. Es war aber deutlich zu spüren, dass seine Freude von Herzen kam. Er merkte einfach, dass wir uns bei ihm wohlfühlten! Seine Cappuccini und Espressi bereitete er mit Hingabe zu und servierte dazu die vielen kleinen Köstlichkeiten, ja, man musste einfach öfters Nachschub holen!!!! Auch die Teigtaschen mit unterschiedlichen Füllungen erfreuten sich großer Beliebtheit. War es eigentlich an der Zeit, schon wieder zu essen? Aber wen interessierte das schon bei diesem Angebot......... Zurück am Bus hatte inzwischen auf dem Parkplatz ein Käse- und Wurststand aufgebaut und der Chef ließ uns seine würzigen Käse aus den Nebrodi-Bergen kosten. Hier war unser Marcello wieder voll in seinem Element. Er überzeugte nicht nur uns von der Qualität  der Käse und Würste, sondern gleich auch noch die Reiseteilnehmer eines großen Busses, die gerade den Parkplatz ‚überschwemmten'.
Und weiter ging die Fahrt nach Süden. Es stand ja noch einer der großen Höhepunkte der Reise auf dem Programm, ein Besuch des ‚Valle dei Templi', des Tempeltales, in Agrigento. Es überraschte uns immer wieder wie schnell sich die Landschaft änderte. Welch eine Vielfalt! Und dann - das Valle dei Templi, das Tempeltal, tat sich vor unseren Augen auf! Und die temperamentvolle Liliana stieg in unseren Bus ein. Wir begannen unsere Führung nämlich beim höchst gelegenen Tempel, um dann entlang der Prozessionsstraße zurück in Richtung Bus zu spazieren.
Ein interessanter und kurzweiliger Nachmittag, an dem wir viel über die Griechen und ihre Tempel lernten. Ein Thema vertieften wir ganz besonders, nämlich das Thema der ‚Anschwellung' der dorischen Säulen und der damit verbundenen optischen Verstärkung der Verjüngung der Säulen. Oh, das klingt ja schon ziemlich kompliziert, nicht wahr? Fast wie eine wissenschaftliche Abhandlung.Liebe Gäste, Sie erinnern sich doch sicher noch daran oder? Wir haben die arme Liliana damit fast zur Verzweiflung gebracht, aber wenn man es eben ganz genau wissen will.........Liliana hat sich die größte Mühe gegeben, uns zu erläutern, was es damit auf sich hat, aber einige besonders Wissbegierige haben nicht locker gelassen. So hat die arme Liliana schließlich zum ‚letzten' Mittel gegriffen. Sie meinte, dass es genauso wie bei einem Männerbauch sei. Das, was über der ‚Anschwellung' des Bauches liegt, also in Richtung Kopf, das erscheine unserem Auge ‚schlanker'. Und genauso sei es eben auch bei den Säulen. Alles klar? Ich muss jetzt noch schmunzeln, wenn ich daran denke.Gegen Abend erwartete uns eine geschmackvolle Hotelanlage, dekoriert mit vielen Grünpflanzen. Einige von uns erfrischten sich nach einem sommerlich heißen Tag noch im Swimmingpool. Beim Abendessen ging es etwas laut zu und die Verständigung war nicht ganz einfach, da einige Gruppen im Hotel zu Gast waren und sich in ihren jeweiligen Sprachen lauthals unterhielten. Wir konnten da nicht so recht mithalten. Aber wir nahmen es mit Humor! Buona notte und sogni d'oro, gute Nacht und süße Träume.

7. Tag, Mittwoch, 2.5.18: Cefalù und Weiterfahrt nach Trapani


Heute verließen wir nach nur einer Nacht Agrigento im Süden, um die ganze Insel einmal komplett zu durchqueren. Trotz diverser Baustellen erreichten wir Cefalù an der Nordküste problemlos am späten Vormittag und konnten uns in aller Ruhe der Besichtigung dieses Städtchens widmen. Obwohl man in Cefalù nie alleine ist und die Stadt immer mit anderen Besuchern teilen muss, spürt man doch auf Schritt und Tritt den Charme, den die engen Altstadtgassen verströmen. Marcello führte uns über verschlungene Wege entlang der zerklüfteten Küste. Immer wieder genossen wir den Blick über das tiefblaue Meer mit seinen vielen weißen Schaumkronen. Wir waren begeistert vom Zusammenspiel von Meer, dem alles überragenden Burgberg und dem Städtchen zu seinen Füßen. Es war gar nicht so einfach, die ganze Gruppe ‚in Schach' zu halten, zu viele verlockende Geschäftchen gab es links und rechts des Weges. Nachdem wir einiges über die Geschichte gehört hatten, besuchten wir den Dom von Cefalù. Er verweist auf verschiedene Zeitepochen. Welch ein Kontrast zwischen der Fassade und dem Inneren des Baus. Nachdem wir die byzantinischen Mosaiken bewundert hatten, was Freizeit angesagt. Die Qual der Wahl - welche von den verschiedenen Möglichkeiten wählen? Ein Bummel durch den Ort und ein gemütliches Mittagessen auf einer der Restaurantterrassen, die direkt über dem Wasser zu schweben schienen? Oder doch lieber ein erfrischendes Bad in der leicht geschwungenen Bucht mit ihrem Strand aus feinem Sand? Oder etwa doch etwas Bewegung gefällig nach der längeren Busfahrt? Ein dicht bewachsener romantischer Pfad führt hinauf auf den Burgberg, vorbei an den Resten des Dianatempels bis zur Rocca, der Festung.
Es war also für jeden etwas dabei, man musste sich nur entscheiden. Und voller Unternehmungslust schwärmten alle aus. Am frühen Nachmittag fanden wir uns wieder zusammen, um die Weiterfahrt an der Küste entlang in Richtung Trapani anzutreten. Mitten durch Palermo hindurch, wo wir von Marcello etwas über die Mafia erfuhren. Denn etwas außerhalb erinnern zwei Pfeiler rechts und links der Autobahn an die beiden mutigen Richter Giovanni Falcone und Paolo Borsellino, die der Mafia den Kampf angesagt hatten. Im Jahre 1992 mussten sie dafür mit ihrem Leben bezahlen. Beide waren erst Anfang 50 gewesen. Der Flughafen Palermo-Punta Raisi wurde danach umbenannt in Flughafen Palermo-Punta Raisi Falcone e Borsellino.
Am späten Nachmittag erreichten wir dann Trapani, wo wir uns für die kommenden drei Nächte einrichteten, um den Nordwesten der Insel zu erkunden. Gerade als wir am Hotel vorfuhren, ging ein mörderischer Regenguss nieder, so dass wir uns in aller Schnelle ins Hotel flüchten mussten.
Es blieb noch Zeit zum Ausruhen oder für individuelle Unternehmungen. Aufgrund der zweifelhaften Wetterprognosen für die folgenden Tage machten sich einige auf den Weg ins Zentrum, um noch einige wasserfeste Kleidungsstücke zu erstehen.
Und dann war es wieder soweit, das Abendessen wurde serviert.
Die Köchin, so eine richtige italienische ‚mamma' wie man sie sich vorstellt, hat ihr Bestes gegeben und uns mit sehr schmackhaften und typisch sizilianischen Gerichten verwöhnt. Dazu ein Glas des hiesigen Weines und schon waren die düsteren Wetterprognosen vergessen - jedenfalls in diesem Moment!

8. Tag, Donnerstag, 3.5.18: Erice und der Tempel von Segesta


Heute morgen bewahrheitete sich leider doch die Wettervorhersage und dicke und graue Wolken hüllten uns ein. Wir fuhren erst einmal ganz hoch hinauf nach Erice, wo dicker Nebel dem Ort etwa Gespenstisches verlieh. Es blieb grau, von Zeit zu Zeit nieselte es etwas, aber unser Streifzug im menschenleeren Erice hatte fast etwas Mystisches. Die Zeit schien hier wirklich stehen geblieben zu sein. Und dann ging doch noch ein heftiger Regenguss nieder und wir flüchteten uns in ein Café, das neben den typischen Keksen aus Marzipan auch schmackhafte kleine Gerichte anbot. Da uns das Wetter keine Eile auferlegte, ließen wir es uns schmecken und hofften darauf, dass der Himmel ein Einsehen mit uns haben möge. Von unserem geplanten Besuch in Segesta ließen wir uns nicht abhalten. Der Regen hatte nach der Mittagspause nachgelassen und hörte schließlich ganz auf und wir genossen den Besuch bei dem beeindruckenden Tempel von Segesta, den wir nach kurzer Fahrt erreichten. Dann unternahmen wir noch eine kleine Wanderung zum Amphitheater. Schon auf dem Weg dorthin hatten wir immer wieder schöne Ausblicke über die grüne Landschaft. Auch der so harmonisch wirkende Tempel erschien uns immer wieder aus neuen Perspektiven. Den Rückweg vom Amphitheater legten wir im Eilschritt zurück, da uns unterwegs doch nochmals ein Regenguss überrascht hatte. Aber nun ging es ‚nach Hause', es war also halb so schlimm. Und außerdem war es ja nicht kalt. Im Hotel angekommen mussten wir erst einmal unsere nassen Schuhe ‚versorgen', die wir ja am Folgetag noch brauchen sollten. Abends erwartete uns die Köchin wieder mit einem äußerst kreativen Abendessen, einer richtigen italienischen cena, bestehend aus mehreren Gängen. Ihre hausgemachte Torte erinnerte an ein Tiramisù und war so lecker, dass wir doch tatsächlich nach einer zweiten Portion fragten. Nicht alle natürlich, nur diejenigen, die sich nicht beherrschen konnten und zu denen gehörte auch die Reiseleiterin J!
Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Heute, am vorletzten Tag der Reise, kam morgens, als wir in Erice unterwegs waren, ein Anruf vom Hotel, dass doch tatsächlich der Koffer angeliefert worden war. Inzwischen hatten wir eigentlich die Hoffnung fast schon aufgegeben und der mehr als geduldige Gast hatte sich in den vergangenen Tagen nach und nach das Nötigste neu beschafft. Jetzt wollten wir aber auch den gesamten Inhalt des Koffers noch sehen, auch wenn dafür nur noch zwei Tage zur Verfügung waren!!!

9. Tag, Freitag, 4.5.18: Naturreservat Zingaro


Heute war schon unser letzter Tag und ein klein wenig Wehmut breitete sich aus. Aber auch ein klein wenig Enttäuschung machte sich breit, denn wir glaubten, heute nochmals Sonne verdient zu haben. Aber nichts da - ganz im Gegenteil! Grau und nass war es. Dies zwang uns erst einmal zu einem Alternativprogramm, denn für das Naturreservat Zingaro brauchten wir wirklich schönes Wetter. Also ging es zu den Salinen in der Nähe von Trapani. Die schneeweißen Salzberge sieht man schon vom Weitem. Wir besuchten ein interessantes Museum und ließen uns die Geschichte der Salzproduktion erzählen. Unsere Mitreisende Marina wollte uns leider nicht in ihr Restaurant ‚Vecchia Marina' einladen. Und warum? Ist doch klar! Weil sie keine ‚vecchia' (alte), sondern ein ‚giovane' (junge) Marina war. So einfach ist das! Aber deshalb konnten wir trotzdem nicht kurzerhand das Restaurant bei den Salinen umbenennen! Zu schade aber auch!
Danach ging es nach Trapani, wo es im Zentrum die Gelegenheit zum Mittagessen gab. Inzwischen hatte der Regen aufgehört und so ging die Fahrt mit unserem Bus zum Naturreservat Zingaro. Wir freuten uns sehr auf die bevorstehenden Stunden in der Natur, die vom Regen wie reingewaschen war. Marcello mussten wir erst dazu überreden, mit uns zu wandern. Er hatte nicht mit unserer Hartnäckigkeit gerechnet und war davon überzeugt, dass uns das morgendliche bedrohliche Wetter von dem dringenden Wunsch zu wandern abhalten würde. Der Himmel war wieder blau, die Sonne schien, man wollte uns den Abschied jetzt offensichtlich doch sehr schwer machen. Hoch über dem Meer verlaufen die romantischen Wege im Zingaro. Man kann die gesamte Küste überblicken und gleichzeitig tief hinunter in die Buchten schauen. Mit uns war eine Schulklasse voller Jugendlicher unterwegs, die voller Übermut die Wege entlang sprangen und uns immer wieder überholten bevor sie erneut von ihren Lehrern zurückgepfiffen wurden.
Irgendwann geht leider auch der schönste Urlaub zu Ende. Am letzten Abend ließen wir uns nochmals so richtig verwöhnen und genossen auch das eine oder andere Gläschen Wein.

10. Tag, Samstag, 5.5.18: Rückflug von Palermo nach Hause


Heute hieß es Abschied nehmen von Sizilien und der Unbeschwertheit der vergangenen Tage. Von Palermo aus ging es wieder über München zurück nach Dresden bzw. nach Berlin und Hamburg.Liebe Gäste, ich möchte mich herzlich für die schönen gemeinsamen Tage mit Ihnen bedanken. Ich hoffe, dass Sizilien Ihnen in genauso guter Erinnerung ist wie mir und dass Sie immer wieder gerne an die schönen Tage zurückdenken.Vielleicht haben Sie ja Lust bekommen, auch einmal eine andere italienische Region kennenzulernen. Ob diese dann allerdings auch die ‚allerschönste' sein wird, das sei dahingestellt. Dieser Superlativ ist ja gemäß Marcello ‚seiner' Insel Sizilien vorbehalten J!Ich würde mich sehr freuen, Ihnen wieder einmal zu begegnen! Arrivederci a presto, auf bald!Bleiben Sie gesund und unternehmungslustig,
Ihre Claudia (Hartwich)

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