Reisebericht: Italien – Rundreise Sizilien mit mehr Bewegung

07.05. – 14.05.2010, 10 Tage Rundreise mit Wanderungen auf Sizilien mit Giardini Naxos – Taormina – Ätna – Pantalica – Syrakus – Enna – Cefalù – Naturreservat Zingaro – Segesta (31 Wanderkilometer)


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Wandern im Bann des rauchenden Riesen - 8 Tage einzigartige Natur und typisch sizilianische Bergdörfer erleben. Wir schnürten die Wanderschuhe und erkundeten die größte Mittelmeerinsel von Ost nach West zu Fuß.
Ein Reisebericht von
Nicole Hickmann

Reisebericht

07.05.2010 Anreise
Der Flieger hatte gerade sanft zum Anflug dem Flughafen von Catania angesetzt, da hatte sich unserer Reisegruppe bereits bei nur leicht diesiger Sicht der beeindruckende, schwarze Kegel des Ätnas aus dem Flugzeugfenster offenbart. Kaum hatten wir das Flugzeug verlassen, da machte sich bereits die etwas gediegenere Lebensweise der Sizilianer am Gepäckfließband bemerkbar. Scheinbar hatten sich die Gepäckarbeiter erst mal über einen saftigen sizilianischen Schinken hergemacht, bevor sie sich dafür entschieden uns unser Gepäck auszuhändigen. Es dauerte jedoch nicht so lange, dass einer unserer Reisegäste nervös wurde. Als schließlich das letzte Gepäckstück von Band genommen wurde, machten wir kurz darauf Bekanntschaft mit der Reiseführerin für diesen Tag. Elisabeth stellte sich als unterhaltsame und informative Begleitung heraus.
Wir besichtigen in Catania unter Anderem die hübsche Kathedrale Santa Agatha, das vom Lavastrom 1669 umflossene Castello Ursino und den Piazza del Duomo. Zum Abschluss speisten wir im Cafe „Tabbacco“ Eiscreme und sizilianisches Gebäck. Die Busfahrt zum Hotel stellte sich als etwas langwierig heraus. Ein Stau verhinderte zügiges vorranzukommen und der Busfahrer gestikulierte ausdrucksvoll, während er versuchte den richtigen Weg zum Hotel zu finden. Schließlich kamen wir wohlbehalten im 4 Sterne Hotel „Etna“ in Giarre an, wo wir abschließend lecker zu Abend aßen.
 
08.05.2010 Rund um Taormina

Nach einem gemütlichen Frühstück lernten wir unseren Wanderführer Hermann Schultze kennen, der die Gruppe auf den Tag einstimmte. Anschließend fuhren wir mit dem Reisebus nach Taormina, wo wir einige historische Stätten erkundeten, unter anderem das griechisch-römische Theater - eine Augenweide. Schließlich begaben wir uns auf den Wanderweg zu dem Bergstädtchen Castelmola, von wo aus wir den Monte Veneretta erklommen. Den Weg schmückte ein zauberhafte mediterrane Pflanzenvielfalt und nach Aufstieg wurden wir mit einem fantastischen Ausblick auf Taormina und die Straße von Messina belohnt. Nach dem Abstieg begaben wir uns vor dem Aufbruch in unser Hotel noch zur Stärkung in ein kleines Kaffe nicht weit von unserem Busparkplatz um das italienische Kaffearoma zu genießen.
 
 
09.05.2010 Mit dem Vulkanologen auf den Ätna

Heute begaben wir uns gut ausgerüstet auf die Expedition auf den 3.323 Meter hohen Vulkan. Das Wetter stellte sich zu unserem Glück als äußerst günstig heraus. Mit der Seilbahn fuhren wir bequem auf eine Höhe von etwa 3.000 Metern, von wo aus wir mit 4x4 Geländefahrzeugen an unseren Startpunkt gebracht wurden. Der Aufstieg stellte schon eine gewisse Herausforderung dar. Die erkaltete Lava bot einen relativ unsteten Untergrund, so dass man sich am besten mit Wanderstöcken Abhilfe schaffte. Der Ausblick auf den Krater lies jedoch keinen Zweifel: Die Mühe des Aufstieg würde sich lohnen.
 

Auf dem Krater angekommen, boten sich spektakuläre Ausblicke in den Vulkan und auf das umliegende Land. Die beißenden Schwefelschwaden, die ab und zu aufstiegen machten stellenweise das Atmen etwas schwer und ließen keinen Zweifel aufkommen, dass man sich hier an einer Verbindung mit dem heißen Erdinnern befand. Müde und zufrieden begaben wir uns wieder Richtung Hotel, wo ein leckeres Abendessen bereits auf uns wartete. Natürlich hatten einige von uns vorher bei Meerblick noch einen köstlichen Cappuccino zu sich genommen.
 
10.05.2010 Die Hochebene von Pantálica

Heute erwartete uns vor allem unberührte Natur, satte Wiesen über und über mit den farbenprächtigsten Blumen versehen und eindrucksvolle Höhlenbehausungen aus byzantinischer Zeit. Nach der langen Anfahrt von Giarre bis nach Sortino starteten wir unsere Tagestour im strahlenden Sonnenschein. Die Hitze war schon jetzt spürbar und so durfte heute neben einer ausreichenden Wasserration keinesfalls der Sonnenschutz fehlen. Im ständigen auf und ab über gute, teils steinige Wanderwege und mit dem tosenden Geräuch des Anapos im Hintergrund wanderten wir an den Kammergräbern aus dem 9. bis 8. Jahrhundert v. Chr. vorbei. Geräumig waren die Höhlen und vorallem kühlend nur sorgte die schmale Öffnung als Einstieg sicher auch schon damals für einen schwierigen Zugang. Heute bieten die byzantinischen Behausungen Schutz für die Tierwelt der Hochebene von Pantálica. Zahlreiche Geccos verkriechen sich von den vereinzelt vorbei ziehenden Wanderern. Schließlich im Tal des Anapos abgestiegen stärken wir uns am schattengeschützten Picknickplatz direkt am Fluss. So friedlich fließt er vor sich hin, doch an einer stelle steht noch die Überquerung an. Wagemutig ziehen kurzer Hand einige ihre Schuhe und Socken aus und waden durch das glasklare Wasser. Erfrischend kühl bevor es die letzten Meter nochmals heißt alle Kraftreserven zu motivieren für den letzten Anstieg des Tages.
 

Cataldo, unser sizilianischer Buschauffeur empfängt uns gut gelaunt und weiter geht es auf direktem Weg nach Syrakus. Die Besichtigung des archäologischen Parks von Neapolis steht für heute noch auf der Liste der kulturellen Highlights. Carolina, unsere qualifizierte Stadtführerin entführt uns während einer einstündigen Führung durch das Areal des griechischen Teaters in eine längst vergessene Zeit. Wir wohnen einer Generalprobe bei und singen "Hoch auf dem gelben Wagen" im Ohr des Dionysos um die Akkustik zu testen. Den erlebnisreichen Tag lassen wir bei einem Glas frisch gepressten Orangensaft ausklingen und fahren zurück ins Hotel Etna nach Giarre. Hier erwartet uns am Abend wieder ein köstlich, typisch sizilianisches Essen bei Rotwein.
 
11.05.2010 Rocca di Cefalù

Am morgen packen wir früh zeitig unsere Koffer und verlassen die Ostküste. Zunächst jedoch führt unser Weg nach Cefalù an der Nordküste Siziliens. Schon die Fahrt durch das Landesinnere überrascht. Wir durchqueren die Kornkammer Siziliens mit seinen zahlreichen Getreidefeldern. Vereinzelt erhaschen wir einen Blick auf die verschlafenen Ortschaften des Hinterlandes. Gleich zu Beginn in Cefalù, auf dem Weg zur Kathedrale, werden wir Zeugen italienischer Fahrkünste. Doch unser Weg führt uns durch die Gassen der Altstadt zur normannischen Kathedrale. Etwas oberhalb des palmengesäumten Domplatzes liegt die mächtige Wehrkirche mit den wuchtigen Zwillingstürmen. Der Normannenherrscher Roger II ließ die Kathedrale Anfang des 12. Jahrhunderts für eine neu gegründete Diözese errichten. Nachdem wir von Herman viel wissenswertes vermittelt bekamen vorallem über die Normannische Ära sorgten Herman, Johannes und ich für die Überraschung des Tages. In einem kleinen Lebensmittelladen besorgten wir sizilianische Gaumenfreuden. Gut verteilt ging es dann an Mauerresten und Zisternen über einen Treppenweg auf ca. 270 Höhenmeter.
 

Je höher wir gelangten umso weiter konnten wir den Blick über das ziegelrote Häusermeer Cefalùs und die gesamte Bucht werfen. Leider war jedoch der Blick verschleiert, sodass wir keine Sicht zu den Äolischen Inseln hatten. Am Tempio di Diana luden wir zur Rast und tischten herrschaftlich auf. Italinischer Schinken und Salami, eingelegte Oliven und getrocknete Tomaten, frischer Käse und Caponata rundeten das Festmahl ab. Doch auch Wein und zum Nachtisch sonnengereifte Zitrusfrüchte durften nicht fehlen. Ausgelassen genossen wir die gemeinsame Zeit. Schnell sind bei unserem gemütlichen Beisammensein zwei Stunden vergangen und so entschieden wir uns noch für die Rundwanderung bevor wir schließlich den Abstieg über den selbigen Treppenweg wählten. Schließlich stand uns noch die Weiterfahrt an die Westküste in die Region Trapani bevor. Durch das Verkehrschaos Palermo gewühlt erreichen wir schließlich das Hotel Baglio Santa Croce an der Westküste nahe der Stadt Erice.
 
12.05.2010 Naturreservat Lo Zingaro

Von den Anstrengungen der letzten Tage gezeichnet teilen wir uns heute auf in eine Genießergruppe und die "Sportwanderer". Der küstennahe Wanderweg führt uns vom Südeingang mit stetigem Blick aufs Meer gen Norden. Die üppige, immergrüne Pflanzenpracht steht im schönen Kontrast zu den hellen Kalkböden, den roten Böden und dem türkisblauem Meer. Ruhigen Schrittes wandern wir zu siebt und saugen förmlich die landschaftlichen Ausblicke in uns auf. Doch nach knapp 2,5 Std. ist unsere Stille vorbei. Wir "wiedervereinigen" uns mit den Sportlern unserer Wandergruppe an der Crotta dell'Uzzo. Zur Feier gibt es den letzte Schluck des Weins vom Vortag. Nachdem wir uns die Zeit für eine ausgiebige Rast genommen hatten wanderten wir gemeinsam zum Nordausgang. Hier wartete bereits Cataldo auf uns, um uns anschließend nach San Vito zu bringen. Auch heute nahmen wir uns Zeit für die obligatorische Cappuccino-Pause. Bei einem guten Cappucciono direkt am Sandstrand und einer Kugel italienischen Eis liesen wir den Tag ausklingen. Denn allmählich geht unsere Wanderwoche auf der Sonneninsel zu Ende.
 
13.05.2010 Erice und Segesta
 

Nach kurzer Anfahrt über einen Serpentinenweg erreichen wir im dichten Nebel das zu schlafen scheinende Bergdorf Erice. Das malerische Städtchen auf der Kuppe präsentiert sich uns kühl aber mit gepflasterten engen Gassen, Torbögen und blumengeschmückten Innenhöfen. Bei einem Rundgang bis zur Burg erhaschen wir einen Blick in das Umland von Trapani. Auf Augenhöhe ziehen die Wolken an uns vorbei. Bei unserem Rundgang durch den Ort werden wir in den Bann einer sizilianischen Bäckerei gezogen. Süßwaren in Hülle und Fülle liegen in der Auslage. Ein Paradies für Leckermäuler. Kurzerhand entscheide ich mich für eine Überraschung und kaufe eine Mischung der verschiedenen Köstlichkeiten. Doch probiert wird noch nicht! Erst die Arbeit dann das Vergnügen und so starten wir in die letzte Wandertour unserer Reise. Im stetigen bergab über teils loses Gestein erreichen wir Trapani, die Hauptstadt der Region an der Westküste.
 
 

Nachmittags steht jedoch noch der Besuch der Elymerstadt Segesta auf unserem Programm. Die Abwechslung zwischen Natur und Kultur prägte diese Reise und so dürfen Zeitzeugnisse aus vergangenen Tagen nicht fehlen. Die Archäologische Fakultät der Universität Pisa hat sich der mühsamen Arbeit gewidmet, die Spuren der Elymer zu erhalten und aufwenidig zu restaurieren. Inmitten einer toskanaanmutigen Hügellandschaft erhebt sich ein griechischer Tempel. Nahezu unscheinbar wacht er über die Berglandschaft. Ein idealer Ort um die Strapazen der vergangenen 6 Wandertage zu würdigen. Nach Beendigung unsere Führung versammeln sich alle vor der Tempelanlage. Bei strahlendem Sonnenschein lassen wir die einzelnen Tagestouren Revue passieren. Als Anerkennung erhalten alle Wanderer ein Wanderdiplom. Hier kommen nun auch die sizilianischen Süßwaren aus Erice zum Einsatz. Es wird nach Herzen genascht. Die 40 Wanderkilometer in den Beinen aber zufrieden und vor allem stolz auf das Geleistete treten wir den Heimweg zum Hotel an.
 
14.05.2010 Heimreise
Eine erlebnisreiche Woche geht zu Ende. Früh morgens starten wir nach einem letzte stärkenden Frühstück via Palermo nach Catania. Noch einmal ziehen die verträumten Landschaften des Landesinneren an uns vorüber ehe wir den modernen Flughafen Catania erreichen. Der Check-In verläuft reibungslos, auch wenn wir bis zu letzt gespannt waren, ob uns nicht doch der islänsiche Vulkan einen Strich durch unsere Heimreisepläne macht. Zwar mit 30 minütiger Verspätung gestartet landen wir pünktlich in Nürnberg. Mit dem von Eberhardt TRAVEL organisierten Transferbus reisen wir noch das letzte Stück des Weges gemeinsam bevor sich nach und nach unsere Wege trennen. Doch keiner mag so richtig bei dem Deutschen Schmuddelwetter den Bus verlassen. Waren wir in der vergangenen Woche mit strahlendem Sonnenschein in Überdrus verwöhnt worden.

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