Reisebericht: Exklusive Städtereise Florenz in kleiner Reisegruppe

10.09. – 14.09.2023, 4 oder 5 Tage Flugreise im Grand Hotel Baglioni mit Boboli–Garten – Bardini–Garten – Brancacci–Kapelle – Ponte Vecchio – Dommuseum – Uffizien – Palazzo Vecchio


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Florenz, die Hauptstadt der Toskana, die Stadt, in der das Hochitalienisch von Dante Alighieri begründet wurde, die Wiege der Renaissance, das Zentrum der Handwerker und Merkantilisten, die Stadt der haut Couture und eleganter Modemessen. Ungezählt sind die Beschreibungen über Florenz, vorwiegend überschwänglich und begeisternd. Ungezählt sind auch die Bilder, die es von Florenz gibt, bunte Postkartenansichten mit der gemütlich anmutenden Ponte Vecchio oder den noblen Straßen, in denen sich dunkle Paläste aneinanderreihen, nicht zu vergessen die Kuppel Brunelleschis, die sich schützend breit macht neben dem Glockenturm. Doch keine Postkarte gibt wirklich wieder, was man in Florenz zeigt. Man muss die Stadt mit eigenen Augen gesehen, mit wachen Sinnen durchstreift haben.
Ein Reisebericht von
Irmela Körner
Irmela Körner

Annäherung an Florenz

Vom vergleichsweise kleinen Flughafen Amerigo Vespucci im Norden von Florenz sind Zentrum und unser Hotel schnell erreicht. Auch wenn die Nachtruhe nur kurz war, gibt es keinen Nachmittagsschlaf. Florenz wartet und will erkundet werden.
Wir gönnen der Kathedrale und dem Glockenturm nur einen schnellen Blick aus der Distanz, passieren die Piazza della Reppublica, die entstanden ist, als Florenz für eine kurze Zeit als Hauptstadt des geeinten Italiens fungierte. Für den großen Platz mit dem Torbogen wurde das mittelalterliche Viertel dem Erdboden gleich gemacht. Heute ist d er beliebter Treffpunkt und das bunte Karusell, das sich gemächlich dreht, dient den noch Ortsunkundigen als bunt lechtender Orientierungspunkt.
Das hoch aufragende Gebäude der Kirche von Orsanmichele offenbart mit seinem Skulpturenschmuck den Reichtum, den die Handwerker und Zünfte in der Blütezeit von Florenz zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert angesammelt hatten. Die Macht von Florenz gründet auf dem Geschick der Kaufleute, die sich dann der Künstler bedienten, um sich und ihre Stadt zu schmücken. Davon wird uns Stadtführerin Angela in den kommenden Tagen viel erzählen.
Der Bettelmönch Savonarola geißelte den Luxus und die Verschwednung, die in der Stadt herrschten und er zog viele Menschen in seinen Bann. Auch Künstler ließen sich von seinen Predigten beeindrucken und warfen ihre Werke in das Fegefeuer der Eitelkeiten. Noch heute erinnert eine Platte auf der Piazza della Signoria an Savonarola, der hier den Tod gefunden hat.
In Florenz hört man immer wieder, viele der Besucher seien am sogenannten Stendal-Syndrom erkannt, Schwindelanfälle und Kopfschmerzen wegen der vielen Namen, Daten und Sehenswüdigkeiten. Damit uns das nicht widerfährt, wenden wir uns auch den leiblichen Genüssen zu. Eis geht immer und das Perque no ist eine der ausgezeichneten Eisdielen, die man im Zentrum keinesfalls links liegen lassen sollte.
Der Weg führt uns nach der Eispause weiter über eine der Arnobrücken und auf die andere Seite des Arno, Oltr'Arno, ein Zentrum der Handwerker und Künstler.
Geht man in San Niccolo durch das große Tor, sieht man noch sehr gut ein Stück der originalen Stadtmauer, die einst diese Stadt eingefasst hat. Der Weg führt steil bergan, immerhin gibt es im am Hang gelegenen Rosengarten nicht nur die Skulpturen des belgischen Künstlers Folon, sondern auch eine schattige Bank zum Ausschnaufen.
Nach dem letzten Treppenanstieg kommt man an auf der Piazzale Michelangelo, auch sie zu der Zeit von Florenz als Italiens Hauptstadt entstanden. Eine Bronzekopie des Davids steht in der Mitte und er schaut wie wir von oben über die Stadt. Der Arno leuchtet im Licht, Kuppeln und Türme ragen aus dem rötlichen Ganz der Ziegeldächer hervor und auf dem gegenüberliegenden Hügel erkennt man Fiesole.
Auf dem Rückweg passieren wir die Ponte Vecchio, auf der bis heute nur Goldschmieder und Schmuckhändler ihre Geschäfte machen dürfen. Im Dante- Viertel finden wir Platz für ein gemütliches Abendessen. Die Speisekarte offenbart die Besonderheiten der florentinischen Spezialitäten, wie Pappa al Pomodoro oder Trippa und Lampedrotto. Wir gehen kein Risiko ein und sind mit Pasta und Bistecca bestens bedient. Jetzt macht sich auch der fehlende Schlaf der vorherigen Nacht bemerkbar und wir erreichen müde und erfüllt von ersten Eindrücken unser Hotel.

Im religiösen Zentrum der Stadt unterwegs

Mit Stadtfürerin Angela erkunden wir das religiöse Zentrum der Stadt. Doch egal, wo man in Florenz unterwegs ist, man kommt nicht an den Medici und ihrer Geschichte vorbei und so werfen wir zunächst einen Blick auf die Kirche San Lorenzo. Mit ihr hat Cosimo der Alte seine Präsenz in der Stadt begründet und den stratgisch gut überlegten ersten Schritt zur Macht in der Stadt gemacht.
In der Taufkapelle wird restauriert, der Innenraum ist mit Gerüsten verstellt, doch Abbildungen von den Mosaiken aus der Kuppel sind auf einem großen Plakat an den Gerüsten angebracht, so dass man die biblischen Geschichten, die darauf erzählt werden, gut erkennen kann. Auch auf den Portalen zur Taufkapelle werden biblische Geschichten erzählt, Ghiberti, der Künstler der Paradiestür, schafft es, gleich mehrere Episoden in einem Quadrat zu erzählen. Die Perspektive verschafft den Künstlern ganz neue Möglichkeiten, um Lebendigkeit und Raumtiefe zu erzeugen.

Um den Dom von innen besichtigen zu können, heißt es erst einmal Geduld haben. Überall, wo es etwas zu sehen gibt, stehen die Menschen in langen Schlangen geduldig an und warten auf Einlass. Florenz ist alles adere als ein Geheimtipp. Die Stadt ist voll und für die Besichtigungen braucht es trotz guter Organisation immer wieder Geduld und Stehvermögen. Das Innere der Kathedrale ist vergleichsweise bescheiden, eine große Uhr von Paolo Ucello, die alle 24 Stunden des Tages anzeigt und gegen den Uhrzeigerinn zählt, schmückt die Wand. Auch ein Bild von Dante, dem großen Dichter aus Florenz, der aus seiner Heimatstadt verbannt wurde, ist zu sehen. Den schönen Fußboden und die Bilder in der Kuppel erkennen wir besonders gut beim Aufstieg auf die Kuppel, der am Nachmittag unser Programm beendet.
Nach einer Erfrischungspause im Viertel vom Mercato Centrale besichtigen wir das wunderbar gestaltete Dom- Museum. Hier sind nicht nur die Skulpturen im Ooriginal zu bewundern, sondern man begreift auch, wie genial die Idee von Filippo Brunelleschi war, als er die große Öffnung im Dach der Kirche mit der zweiwandigen Kuppel schloss. Er selbst hat seine Skizzen und Modelle zu Lebzeiten vernichtet, doch die architektonische Meisterleistung des 14. Jahrhunderts und die ingeniertechnische Pioniertat werden im Museum anschaulich bekundet. Der Architekt Battista Alberti fand die Kuppel so phantastsisch, dass er sie für geeignet befand, in ihrem Schatten alls Völker der Toskana zu überwölben.
Dass sie nicht nur wunderschön, sondern auch hoch ist, haben wir in den Beinen gespürt, als wir hinauf gestiegen sind. Über 400 Treppen sind keine Kleinigkeit, doch mit Pausen und gutem Willen haben wir es geschafft und wurden durch einen wunderbaren Ausblick auf die Stadt belohnt.
Nach so viel Aufstieg und Anstrengung hat uns das Abendessen in der Trattoria Garibardi besonders gut geschmeckt.


Nicht nur Steine, sondern auch Gärten

Florenz ist eine Stadt des Steine, der Mauern und der verschlossenen Tore. Die Schriftstellerin Mary McCarthy nennt Floremz deshalb eine männliche Stadt. Doch auf der anderen Seite des Arno, hinter der mächtigen Fassade von Palazzo Pitti mit seinen Museen, wartet ein Garten. Der Giardino di Boboli. Für Eleonora von Toledo erfüllte sich mit dem Grundstück hinter dem Palast der Traum von einer grünen Oase. Hier ließ sie Skulpturen und Brunnenanlagen aufstellen, Bäume pflanzen und angeblich sollen in dem Areal früher sogar einmal Kartoffeln angebaut worden sein. Heute ist der Boboli-Garten eine grüne Lunge, allerdings ohne blühende Pracht. Grüne Hecken durchziehen das Gelände, Treppen führen nach oben und geben den Blick frei auf die Hügel. Als erster Renaissance-Garten gehört der Boboli- Garten natürlich zum Besichtigungsprogramm dazu, auch wenn die Wege steil sind und es an Schatten mangelt. Als Belohnung warten immer wieder tolle Ausblicke. Auch im Forte Belvedere geht es vor allem um den Blick auf die Stadt von oben und entlang der ehemaligen Stadtmauer geht es dann zum Bardini-Garten. Auch er ist mit Skultpren und Brunnen, mit Sichtachsen und Heckenwegen kunstvoll gestaltet.
Nach einer stärkenden Mittagspause auf Piazza Santa Croce besichtigen wir diese grandiose und berühmte Kirche, die von den Franziskanern gegründet wurde. Ein erhabener, klar gestalteter weiter Raum bildet das Haupschiff der Kirche, in der viele berühmte Persönlichkeiten aus der italienischen Geschichte ihre letzte Ruhe gefunden haben. Ein Grabmal von Michelangelo, eines von Galileio Galilei, eines von Rossini, von Ugo Foscolo- auch eines von Dante, dem größten Dichter der Stadt. Dieses Grabmal allerdings ist leer. Den Florentienern, die Dante verbannt und mit dem Tode begrohnt haben, ist es trotz vielfältiger Bemühungen bis heute nicht gelungen, die sterbichen Überreste Dantes nach Florenz zurückzuholen. Er bleibt in Ravenna begraben.
Im angrenzenden Museum der Kiche lässt sich an den Wänden erkennen, wie hoch bei der Überschwemmung des Arno im November 1966 das Wasser stand. Ein Kruzifix von Cimabue zeigt bis heute die Spuren der verheerenden Überschwmmung.
Die Zugabe vom Tagesprogramm führt uns in der Nähe von Santa Croce in die Mosaikwerkstatt L'Astrucci. Hier bekommen wir eindrucksvollen Anschauungsunterricht über die Herstellung von Mosaiken aus Natursteinen, die die Meister oft selbst in der Umgebung von Florenz suchen. In mühevollster Präzisionsarbeit werden die Steine geschliffen und dann auf eine Vorlage gesetzt und verleimt. Ein großer Tisch aus der Zeit der Medici in Kopie beschäftigt einen Meister zehn Jahre lang. Bei L'Astrucci wird das Handwerk aus füheren Jahrhunderten nicht nur geehrt, sondern auf höchst professionelle Weise weitergeführt. Wie lange noch? Das steht wohl in den Sternen.
Den offiziellen Schlusspunkt unseres abwechslungsreichen Tages bildet ein leckeres Abendessen bei Da Ganino, einige aus der Gruppe haben im Anschluss daran noch ein Rendez-Vous mit dem originalen David von Michelangelo in der Accademia. Unvergesslich.


Von Giotto bis Caravaggio durch die Uffizien

Die Uffizien, einst als Büroräume von Giorgio Vasari geschaffen, und heute eines der bedeutendsten Museen für die Kunst von der Renaissance bis ins 18. Jahrhundert, gehören zum Pflichtprogramm bei einem Florenzbesuch. Hier erkennen wir in den Gemälden einiges von dem wieder, was wir in den Vortagen über den Beginn der Renaissance und die Entwicklung zur Macht in Florenz gehört hatten. Vorbei an Giotto und Masaccio, an Simone Martini und Piero della Francesca können wir die Venus und den Frühling von Boticelli aus nächster Nähe bestaunen. Boticelli war sehr von dem Bettelmönch Savonarola beeinflusst und hat einige seiner Werke vernichtet. Glücklicherweise waren einige der heute bekanntesten Werke damals schon in den Händen von privaten Kunstliebhabern.
Wir schieben uns mit vielen anderen Besuchern durch die langen Gänge, schärfen den Blick für Details an Filippo Lippi, Bronzino oder Leonardo da Vinci, bestaunen Michelangelo, Raffael und das raffiniert schimmernde Schwarz bei Tizian. Wir sehen den von Giorgio Vasari gebauten Fluchtkorridor über Ponte Vecchio, genießen den Blick von der Dachterrasse oberhalb der Loggia dei Lanzi und wir beenden unseren Kunstrundgang bei Caravaggio, Artemisia Gentileschi und einem Porträt von Galileio Galilei, der mit seinen Entdeckungen und Ansichten, den Schritt in die Zukunft gewagt hat.
Im Palazzo Vecchio erweisen wir nochmals den Medici unsere Referenz, sehen im Saal der 500 nicht nur die Gemälde, sondern bekommen hier auch einen Eindruck von der größe und den Veränderungen, die es im Lauf der Jahrhunderte gegeben hat.
Am Abend futtern wir uns bei La Martinicca durch die Köstlichkeiten der toskanischen Küche. Der charmante Wirt hat etwas gegen Reste und versteht sich perfekt darauf, den köstlichen Schinken, die Salami und die handgemachte Pasta jeweils noch auf unsere Teller zu verteilen. Da hilft kein Abwinken. Eigentlich sind wir alle rundum satt, aber der wohlschmeckende zweite Gang mit Tagliata und köstlich frischen gebackenen Kartoffelstücken bewältigen wir auch noch. Erst bei Nachtisch müssen einige passen.


Heimreise mit einem Koffer voller Erinnerungen

Guy de Maupassant sagte einmal über Florenz, man verlasse die Stadt gebeugt von ihrem Gewicht, so wie der glückliche Jäger von der Last seiner erlegten Beute gebeugt werde. Wir verlassen die Sadt reich an wunderbaren Eindrücken. Beim Abflug in Florenz zeigt sich der Monte Morello nochmals grün leuchtend im Sonnenlicht, Florenz liegt unter und hinter uns. Doch das, was die Stadt so einmalig und sehenswert macht, wird uns in Erinnerung bleiben.

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