Reisebericht: Italien Städtereise Venedig – die Perle der Adria

11.04. – 15.04.2018, 5 oder 6 Tage Flugreise: Markusplatz – Accademia – Rialtobrücke – San Trovaso – Cannaregio – Frari Kirche – Seufzerbrücke – Murano – Burano – Torcello


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Mit nur acht Reisenden die Lagunenstadt während herrlich sonnigen Frühlingswetters zu erleben, dazu grandiose Kunstwerke in Kirchen und Museen und entspannte Spaziergänge entlang der Kanäle- das wird lange in der Erinnerung bleiben.
Ein Reisebericht von
Andreas Höhn

Mittwoch, den 11. April – Anreise und Stadtrundgang


Von Schönefeld und Tegel kamen die acht Gäste, teilweise mit Zwischenstopp in Frankfurt, aber da alle Flüge trotz eines großen Streiks am Vortag pünktlich waren, traf man sich gegen 16 Uhr im Salon des Hotels „Giorgione", das nahe der Apostelkirche liegt. Ein Boot hatte uns in etwa 50 Minuten vom Flughafen auf dem Festland bis fast direkt bis zu unserem Hotel gebracht. Wir fuhren dabei durch die Lagune hin zur Friedhofsinsel San Michele, hielten vor Murano und konnten am Fondamente Nuovo aussteigen. Nachdem alle ihre teils historisch eingerichteten Zimmer bezogen hatten, traf man sich gegen 17 Uhr wieder, um das Quartier zu erkunden. Dieser Teil von Canareggio ist bestens mit Geschäften und Gaststätten jeder Art ausgestattet. Gleich drei Supermärkte ermöglichen preiswerte Einkäufe- in Venedig keine Selbstverständlichkeit. Der Reiseleiter zeigte mehrere Möglichkeiten zum Abendessen und anschließend erkundete jeder noch individuell das Viertel.

Donnerstag, den 12. April– Akademie und Dorsoduoro


Nach dem Frühstück holte uns Alessia um halbzehn vom Hotel ab, wo wir vom Reiseleiter die Kopfhörer für die Führung bekommen hatten. Wir schlenderten zunächst zur Rialtobrücke, die seit 1591 ohne Zwischenpfeiler den Canal Grande überspannt. Dahinter öffnet sich der Stefansplatz mit der gleichnamigen Kirche, durch deren Chorbereich ein befahrbarer Kanal verläuft. Der Turm neigt sich beträchtlich, steht aber nach Prüfungen sicher.
Dann führte uns Alessia durch die nahe gelegene Akademie, der weltweit wichtigsten Sammlung venezianischer Kunst von der Gotik bis zum Rokoko. Die Galerie ist im ehemaligen Konvent der Laterankanoniker untergebracht, einem Komplex aus drei Gebäuden. Der Konvent selber wurde 1561 von Palladio entworfen, die gotische Kirche Santa Maria della Carita und die dazu gehörige Scuola stammen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Bereits um 1800 wurde das Kloster säkularisiert und bald richteten Kunstliebhaber hier eine Sammelstelle für Kunstwerke aus aufgehobenen Klöstern und Kirchen, sowie aus verlassenen Adelspalästen ein.
Man geht chronologisch vor und beginnt im Obergeschoß im ehemaligen Versammlungsraum der Scuola, die eine schöne Kassettendecke mit immer wiederkehrenden Engeln besitzt. Neben Altartafeln unbekannter gotischer Meister wird ein Altar von Paolo Veneziano gezeigt, den der Künstler um 1350 für die Kirche Santa Klara mit einer Marienkrönung im Zentrum gemalt hat. Im nächsten Saal gefiel uns vor allem die so genannte Pala di San Giobbe von Giovanni Bellini, ein um 1490 entstandener Höhepunkt der venezianischen Frührenaissance. In den folgenden Räumen sieht man Bilder von Bellinis Schwager Andrea Mantegna, sowie von Jacopo und Giovanni Bellini. Manchem Kunstfreund wäre allein dies eine Reise wert, aber es ging noch weiter. Nach einem fast ausschließlich Giovanni Bellini gewidmeten Saal kommen dessen Schüler Tizian und Giorgione, dessen „Gewitter" 1505 entstand. Von Tizian kann man einen kraftvollen Täufer Johannes sehen und ganz am Schluß sein letztes unvollendetes Werk, die Pieta, die er wohl schon als von der Pest Gezeichneter in düster erschütternden Grautönen zeichnete. Heiterer stimmte vorher das riesige „Gastmahl im Hause des Levi" von Veronese, das eine gesamte Wand einnimmt. Für die Scuola Grande di San Marco malte Tintoretto 1548 das Bild „Der heilige Markus befreit einen Sklaven", das hier neben anderen zu sehen ist. Bilder dieses produktiven Meisters finden sich allerdings in vielen Kirchen uns Scuolen der Stadt. Insgesamt war dies ein herrlicher Gesamteindruck von fast einem halben Jahrtausend Kunstentfaltung einer reichen Handelsstadt.
Danach schlenderten wir durch das südliche Stadtviertel Dorsudoro hin zu einer alten Gondelwerft und schauten den Bootsbauern bei ihrer fast künstlerisch zu nennenden Arbeit zu. Schließlich muß jede Gondel auf Gewicht und Statur des Gondoliere genau abgestimmt sein und so sind alle quasi Unikate. Auf dem nahe gelegenen Campo S. Margherita, wo heute noch wochentags ein Fischmarkt abgehalten wird, endete das offizielle Tagesprogramm. Hier gibt es viele Möglichkeiten, Hunger und Durst zu stillen oder sich einfach nur auszuruhen. Außerdem lockt neben der Kirche eine Scoula mit hochkarätigen Kunstwerken. Individuell machten sich von hier die Gäste auf den Weg in verschiedene Stadtteile oder erstmal ins Hotel.

Freitag, den 13. April– Markusplatz und Frarikirche


Obwohl es ein Freitag, der 13. war, ließ sich niemand beirren. Bei strahlendem Sonnenschein starteten wir um halbzehn mit Alessia in Richtung Markusplatz. Erster Stopp war an der nahe beim Hotel gelegenen Renaissancekirche Santa Maria di Miracoli, die, wie ein kostbarer Schrein aus verschiedenen Marmorarten gefertigt, eingezwängt zwischen Häusern und Kanälen liegt. Noch ein paar Gassen und schon fanden wir uns wieder auf dem Markusplatz, mit dem Dom und dem Dogenpalast ein Höhepunkt der Tour . Vor Gebäude des berühmten Kaffeehauses Florian spielte ein Salonorchester und Alessia meinte, ein Espresso könne hier im Sitzen schon mal um die 15 Euro kosten. Interessant auch der Uhrenturm mit den Glockenmännern, der das Vorbild für die Gestaltung des Krochhauses auf dem Leipziger Augustusplatz abgab.
Um die Mittagszeit herum wird in der Markusbasilika eine Stunde lang die Beleuchtung angeschaltet, so dass man die Mosaiken am Boden und im Gewölbe sehr gut sehen kann. Natürlich nutzten wir dieses Zeitfenster, was mit der kleinen Gruppe auch sehr gut lief. Als Venezianer mit dem Heer des 4. Kreuzzuges 1204 anstatt Jerusalem das christliche Konstantinopel eroberten, brachten sie nicht nur ungeheuere Schätze mit nach Venedig, wie die Ausstattung der Hagia Sophia, die damals die größte Kirche der Christenheit war. Es wurden auch die besten Mosaikkünstler deportiert, die in der Folgezeit den byzantinischen Stil in Venedig entwickelten. So sind die Mosaiken im Markusdom auch eine stilistische Reise an den Bosporus. Vom Boden bis in die Kuppeln leuchten die herrlichen Mosaikbilder und entfalten ihre archaische Kraft. Stundenlang könnte man sich in die dargestellten Gleichnisse vertiefen, doch da sind noch die vielen anderen Kunstwerke von Weltrang, genannt seien nur Lettner und Kanzel oder die antike Quadriga auf dem Balkon der Basilika. Anschließend ging es zur Frarikirche, eigentlich Santa Maria Gloriosa die Frari, die ab 1340 im gotischen Stil gebaute Franziskanerkirche, deren prachtvolle Ausstattung und vor allem deren viele Grabmäler bedeutender Dogen, Feldherren und Künstler ein Abbild venezianischer Geschichte darstellt. Hier befindet sich die Grabpyramide für den 1822 verstorbenen Bildhauer Antonio Canova. Romreisende werden seine erotisch anmutende Plastik der nackten Schwester Napoleons kennen, die in der Villa Borghese ausgestellt ist. Tizian, den man schon zu Lebzeiten den Kaiser der Maler nannte, hatte die berühmte Assunta, also Marias Himmelfahrt für den Hauptaltar und die Pesaromadonna für die Fraribruderschaft gemalt. Er wurde ja als Pestopfer in irgendeinem Massengrab verscharrt, doch über 250 Jahre nach seinem Tode haben ihm Schüler von Canova gegenüber von dessen Pyramide ein prächtiges Grabmal gebaut, das allerdings zum Missfallen der Venezianer von einem habsburgischen Adler gekrönt wird- schließlich beherrschten sie zur Zeit der Entstehung die Region. Prachtvoll sind auch das reich geschnitzte Chorgestühl und der Lettner. In einer Kapelle des Querhauses besuchten wir noch das Grab des Komponisten Claudio Monteverdi, der als Begründer der venezianischen Oper gilt. Selbst ein Grabstein eines Herren Ferrari-Bravo findet sich hier und schon galt es, von Alessia Abschied zu nehmen, die wohl allen Gästen durch ihre offene und freundliche Art ans Herz gewachsen ist.
Der Reiseleiter hatte allerdings noch eine Überraschung parat. Wir gingen gemeinsam zurück zur Rialtobrücke zum daneben gelegenen Fondaco die Tedeschi. Das Handelshaus der deutschen Kaufleute wurde 1228 erstmals erwähnt, doch der jetzige Bau stammt aus dem Jahr 1505 und war damals mit vier Stockwerken und 160 Räumen eine Art Wolkenkratzer. Zwischenzeitlich als Hauptpost genutzt wurde er im vor zwei Jahren nach langer Sanierung als Nobelkaufhaus wieder eröffnet. Eberhardt Travel hatte als Zugabe zum Programm vorher eine Begehung der Dachterrasse gebucht. Von der hatten wir einen grandiosen Blick über die Dächer der Stadt, sahen die Lagune mit den Inseln und die kaum zu zählenden Kuppeln und Türme der alten Kirchen. Von hier war es nicht weit zum Hotel, überhaupt ist hier der günstigste Verkehrsmittelpunkt der Altstadt, so dass jeder schnell zu seinem bevorzugten Ziel kam.

Sonnabend, den 14. April– Inselrundfahrt durch die Lagune


Den Sonnabend Vormittag konnte jeder nach seinen Vorstellungen nutzen und um ein Uhr führte uns der Reiseleiter zum Bahnhof, wo die Fahrt zu den Laguneninseln startete. Die Sonne strahlte und so stand einem gelungenen Ausflug auf dem Wasser nichts im Wege. Zuerst fuhr das Boot zum Hafen, wo bereits ein Kreuzfahrtschiff vor Anker lag, Dann ging es durch den Canale della Giudecca und bei tollem Licht hatte man herrliche Blicke auf die Kirchen Il Gesuati auf Dorsoduoro und natürlich auf Santa Maria della Salute und das ehemalige Zollamt Dogana an der Spitze. Grandios dann der Blick vom Wasser auf den Markusplatz und auf die gegenüberliegende Insel San Giorgio Maggiore mit dem gleichnamigen Benediktinerkloster und der Kirche von Andrea Palladio. Vorbei an Castello umfuhren wir die Westspitze mit dem alten Arsenal, das im Mittelalter die größte Schiffswerft der Welt mit über zwölftausend Arbeitern war. Heute wir es noch militärisch genutzt und nur zur Biennale ist ein kleiner Teil zugänglich. Die nächsten Ausblicke galten dem 1800 von Napoleon angelegten Bürgerpark, in dem nunmehr der Hauptteil der Kunstbiennale stattfindet und dann ging es in die Lagune hinein. Längere Zeit hatte sah man nun auch den Lido, die längste der Laguneninseln und einst der mondänste Badestrand Europas. Die Sprecherin auf dem Boot erzählte auf italienisch, spanisch, englisch und deutsch einiges über die Inseln, die wir passierten. Auf den meisten sind oder waren Klöster und Einsiedeleien, auf manchen wurden auch Pestkranke oder psychische Fälle behandelt. Noch von armenischen Mönchen besiedelt ist beispielsweise San Lazzaro degli Armeni, auf der man sich in einem Museum über den Genozid der Türken am armenischen Volk informieren kann. Zwischen den Inseln Sant´ Elena und der ehemaligen Karthause La Certosa hindurch steuerten wir auf die Friedhofsinsel San Michele zu, um vor Murano vor Anker zu gehen. Schon seit dem 13. Jahrhundert waren auf Murano Glaswerkstätten angesiedelt und an einer solchen hielt unser Boot und man konnte den Glasbläsern bei ihrer schweißtreibenden Kunst zusehen und auch die Produkte erwerben. Unweit der Werkstatt besichtigten wir den der Maria und dem hl. Donato geweihten Dom, dessen Bau aus dem frühen 12. Jahrhundert stammt. Von außen beeindruckt die streng romanisch gegliederte Chorpartie, während es innen die Fußbodenmosaike sind, die ihre Verwandtschaft mit denen der Markuskirche kaum leugnen können. Vorbei an Burano fuhr unser Boot zur Insel Torcello, die im frühen Mittelalter die als Bischofssitz die Hauptinsel der Lagune war. Bereits im sechsten Jahrhundert flüchteten viele Menschen vom Festland vor den Goten, später vor den Langobarden. Um 640 wurde die Kathedrale gegründet und mehrfach umgebaut. Der uns erhaltene Bau stammt wie die Ikonostasis aus Marmor aus dem 11. Jahrhundert. Ein Jahrhundert später wurden die berühmten Mosaiken geschaffen. Eindrucksvoll ist vor allem die Rückwand der Kirche mit dem Weltgericht. Neben dem Dom konnten wir die ebenfalls aus dem 11. Jahrhundert stammende Kirche Santa Fosca besichtigen. Der Zentralbau mit dem Grundriß eines griechischen Kreuzes war als Grabkirche für die aus Ravenna stammende Martyrerin Fosca gebaut worden. Ein Jahrhundert später fügte man den Chor an und so entstand ein Markusdom in Kleinformat.
Anschließend setzten wir nach Burano über und spazierten vorbei an den vielen bunten Häusern zur Kirche mit der Kapelle der Heiligen Barbara, deren Reliquien seit dem 19. Jahrhundert hier bewahrt werden. Als Schutzpatronin der Bergleute ist sie ja quasi auch eine sächsische Nationalheilige. Eigentlich handelt es sich um eine Gruppe von vier eng beisammen liegenden und durch acht Brücken verbundenen Inseln, die durch drei meist nur 10 Meter breiten Kanäle voneinander getrennt und durch Brücken miteinander verbunden.
Die Frauen aus Burano widmeten sich seit alters her der Spitzenherstellung und man stellt im Museo del Merletto echte Buranospitzen aus, die noch heute ein teures Luxusgut sind. Im Gegensatz dazu werden in vielen kleinen Geschäften der Insel Spitzen aus Asien angeboten, die in keiner Weise der echten Burano-Spitze entsprechen. Buranospitzen sind mit Nadeln gestickt und nicht geklöppelt.
Typisch für Burano sind auch die vielen kleinen in jeweils einer zu den Nachbarhäusern kontrastierenden kräftigen Farbe gestrichenen Fischerhäuser, die sich in den Kanälen spiegeln und die die Individualität der jeweiligen Hausbesitzer betonen. Die kuriose Farbenpracht zieht viele Maler und Fotografen auf die Insel.
Zurück in Venedig stiegen alle Gäste am Markusplatz aus und ließen sich vom abendlichen Treiben und den letzten Sonnenstrahlen inspirieren.
Der folgende Abreisetag konnte individuell genutzt werden. Gemeinsam fuhren wir per Boot zum Flughafen, wo alle ihren Heimflug antreten konnten.

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