Reisebericht: Italien Städtereise Venedig – die Perle der Adria

22.04. – 26.04.2023, 5 oder 6 Tage Flugreise: Markusplatz – Accademia – Rialtobrücke – San Trovaso – Cannaregio – Frari Kirche – Seufzerbrücke – Murano – Burano – Torcello


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Ob man zum ersten Mal im Leben endlich einmal nach Venedig kommt, oder auch schon viele Male die Serenissima durchstreift hat, diese Stadt schlägt jeden in den Bann. Immer und immer wieder. Auf Pfählen gebaut, vom Meer umspült, zeigt sich die Lagunenstadt bezaubernd, verwirrend und einzigartig.
Ein Reisebericht von
Irmela Körner
Irmela Körner

Einmal nach Venedig– ein Traum wird wahr

Geduld ist gefragt, wenn man - aus unterschiedlichen Richtungen kommend- über Frankfurt nach Venedig fliegt. Wartezeiten auf Flughäfen sind eher öde und haben nichts mit freudigem Reisefieber zu tun. Doch irgendwann ist man da, zum Glück auch das Gepäck, und dann geht es zum Boot. Auch das Vaporetto von Alilaguna läßt sich Zeit, legt an wackeligen Pontons an, in Murano und am Lido steigen viele ein, viele aus, Koffer werden hin und hergereicht, das alles braucht seine Zeit. Salzgeruch lieg in der Luft. Möwen umkreisen kreischend das Boot und die Pfähle sind mit grünem Seegras überzogen. Nach gut eineinhalb Stunden können auch wir am Zattere wieder festen Boden unter die Füße bekommen. Von dort ist unser Hotel Belle Arti leicht zu erreichen und die günstige Lage mitten im Dorsoduro entschädigt für die kleinen Zimmer, in denen zwei Leute schon Mühe haben, Koffer und sich selbst unterzubringen.
Jetzt lockt Venedig. Hinter der hölzernen Brücke an der Accademia werden wir förmlich in die Gassen gezogen, Plätze tun sich auf, mit dem Brunnenstumpf in der Mitte, einer Kirche irgendwo am Rand, mit Straßenlokalen und den Menschen, die hier flanieren, die Sonne genießen und schon den ersten Spritz, der von Venedig aus seinen Siegeszug durch die Lokale der Welt antrat, zu trinken. Wir lassen uns treiben, stehen staunend vor hoch aufragenden Palazzi, bewundern die Gondolieri, die ihre schwarzen Boote geschickt durch die Kanäle stochern und werfen den einen oder anderen Blick in die kustvoll dekorierten Ladengeschäfte.
Dann öffnet sich vor uns der Platz der Plätze, der an den heiligen Markus erinnert, Nur dieses riesige Areal, von den Prokuratien gesäumt, verdient die Bezeichnung Piazza. Die anderen Plätze Venedigs heißen Campo. Die Kuppeln glänzen im Abendlicht, am Campanile stehen die Menschen noch in langer Schlange an, um den Blick von oben genießen zu können. Am Wasser entlang führt uns der Weg noch über einige Brücken, vorbei am riesigen Gelände des Arsenale kommen wir in die Via Garibaldi. Lediglich zwei Straßen in Venedig heißen Via, diese ist eine davon und in einem Park, der zum Gelände der Bienale führt, hält Garibaldi als Monument auch förmlich Wache über die Menschen, die hier unterwegs sind, sich in den Bars die Cicchetti schmecken lassen und zu Abend essen. Das Viertel Castello ist ein eher einfaches Viertel, die Turistenströme verirren sich selten dorthin und zwischen den Häusern in den kleinen Gassen flattert die Wäsche im Wind. Wir probieren den Wein, den ombra, den Fisch und den Nachtisch und gehen dann, schon zielsicher, durch das Gewirr der Gassen und über die Brücken zurück in unser Hotel.


Bilder und Künstler in der Accademia, unterwegs im Dorsoduro

Venedig ist als Stadt ein Gesamtkunstwerk. Da liegt es auf der Hand, dass wir den ersten Erkundungstag in der Stadt mit einem Besuch im Museum starten. Die Accademia, in direkter Nachbarschaft zu unserem Hotel, beherbergt die größte Sammlung venezianischer Malerei. Wir können kundig geführt von unserer Führerin Cristina herausragende Werke von Bellini,Mantegna Veronese, Tiepolo, Tizian, Canova bestaunen.
Die Accademia liegt mitten im Viertel Dorsoduro, dessen stille und abgelegene Ecken und Winkel wir bei einem anschließenden Spaziergang kennen lernen. Über den Kanal hinweg können wir auch einen Blick auf die noch bestehende Gondelwerft Squero San Trovaso richten. Sie ist die einzige noch verbleibende Werft, die es in Venedig gibt. Die Holzhäuser der Handwerker erinnern eher an eine Tischlerei, viele Werkzeuge stehen bereit, man kann erahnen, dass es viel Kunstfertigkeit braucht, um die Gondeln, die alle schwarz sind, zu bauen. Zehn Jahre lang, so erzählt uns Cristina, dauert er, bis man zum Gondelmeister wird.
Einige der Gäste bekommen gleich Lust, sich einmal durch die Kanäle gleiten zu lassen, die anderen gehen weiter, vorbei an Santa Maria Salute bis zur Spitze, wo der Canal Grande und der Giudeca-Kanal zusammentreffen. Bereits im 15. Jahrhundert hatte Venedig hier eine Zollstation errichtet. Gegenüber leuchtet die Fassade von Sa Giorgio Maggiore im Licht. Von der Punta della Dogana führt ein Uferweg zurück zum Zattere. Beim Vorbeischlendern kann man gleich ein gemütliches Lkal für das Abendessen auskundschaften, zuvor allerdings gibt es einen Stopp bei Nicos Eisdiele. Eine köstliche Abrundung des ersten Rundgangs.


Untewegs zur Rialtobrücke und zu San Marco

Ein Aufenthalt in Venedig vermittelt uns nicht nur einen Eindruck von der erfolgreichen Entwicklung dieser reichen und prächtigen Stadtrepublik, die über Jahhunderte den Gefahren trotze und sich behauptete, hier bekommen wir auch eine Ahnung davon, was es heißt, heute in Venedig zu leben. In Venedig unterwegs zu sein, heißt treppauf, treppab beim Einkaufen oder auf dem Weg zur Arbeit, für Mütter mit Kinderwagen und Menschen mit Rollator oder Rollstuhl eine harte Herausforderung. Die Millionen an Touristen, die über diese Stadt hereinbrechen wie die Flut, haben dazu geführt, dass es kaum noch Lebensmittelgeschäfte für den täglchen Bedarf gibt. Die Souvenirläden haben den Metzger, den Gemüsehändler und vielleicht auch den Schuster verdrängt. Die teuren Wohnungen, die sich die Venezianer nicht mehr leisten können, sind zu Ferienquartieren geworden. Im Erdgeschoss der Häuser sind die Läden ständig vom Hochwasser bedroht. Wann es kommt und in welcher Höhe, verfolgen die Venezainer auf einer App, anhand derer man auch erkennen kann, ob man die kurzen Gummistiefel oder doch gleich die Gummihose anziehen muss. Das erzählt uns Stadtführerin Alessia, während wir durch die kleinen Straßen und über die Plätze zur Fari-Kirche bummeln. Dieses mächtige Gebäude, das exakt Santa Maria Gloriosa del Fari heißt, wurde bereits im 13. Jahrhundert von den Franziskanern errichtet. Heute beherbert die Kirche nicht nur ein kostbares hölzernes Chorgestühl, viele Grabstätten der Dogen und auch das Grabmal Tizians, sondern auch sein Werk von der Himmelfahrt Mariens, das so wirkt, als würde die Maria gerade eben erst Richtung Himmel entschweben.
Der Weg führt uns von der mächtigen Frarikirche im Sestiere San Polo weiter zur berühmten Rialto Brücke. Hier herrscht ein Geschiebe und Gedränge und mit Schrecken müssen wir feststellen, dass es dabei den Taschendieben gelungen ist, völlig unbemerkt einen Geldbeutel aus einer der Handtaschen zu entwenden. Das wirft erst einmal einen Schatten auf die sonst so schönen Eindrücke von der Rialto-Brücke. Ähnlich wie auf der Ponte Vecchio in Florenz residierten hier früher die Händler und Metzger, bis sie vertrieben wurden und nun vor allem Goldschmuck und Glaskunst in denGeschften auf der bebauten Brücke ausliegen. Von hier aus genießt man einen Blick über den Kanal Grande, der sich S- förmig durch die Stadt windet und ihr dadurch das Aussehen eines Fisches gibt. Venedig ist ein Fisch heißt auch der Titel eines Buches von Tiziano Scarpa.
Und nicht nur, weil Venedig einem Fisch gleicht und am Meer liegt, stehen Fischspezialitäten überall auf den Speisekarten.
Von der Rialto-Brücke führen im Grunde genommen alle Wege zu San Marco, die entsprechenden Wegweiser sind an den Weggabelungen angebracht. Wir machen noch einen kleien Umweg und gehen vorbei an der Scala Contarini del Bovolo und bewundern die Wendeltreppe, die sich in einer Serie von Loggien den Palast hinaufschlängelt. Den Schlußpunkt bei unserem geführten Rundgang setzen wir mit der Besichtigung der Kirche San Marco, die zu Ehren des geraubten Stadtheiligen Sankt Markus erbaut wurde und an die byzantinische Zeit erinnert.
Erfüllt von vielen Eindrücken und Informationen lassen wir uns wieder Richtung Hotel treiben und freuen uns auf ein typisch venezianisches Abendessen in einer der kleinen Gassen des Dorsoduro.


Inselausflug mit Wasser von oben, Wasser von unten

Wasser ist das Element, das Venedig zum Leben erweckt, das die Inselstadt über Jahrhunderte geschützt hat und auf dem sich der Reichtum und der Wohlstand der Stadtrepublik über Jahrhunderte begründeten. Wasser spielt auch heute noch eine wichtige Rolle in Venedig, es ist ein umschlingendes Element. doch wenn es- wie in unserem Fall- in Form von heftigem Regen von oben kommt und auch die Schuhe schnell durchnässt, wird es wenig geschätzt. In Murano, der Insel der Glasbläser, können wir immerhin die kalten Füße aufwärmen, wähend man uns vorführt, wie aus glühendem Glas förmlich im Handumdrehen ein sich aufbäumendes Pferd mit wehendem Schwanz wird, wie Vasen und Gläser geformt und bunt dekoriert werden. Bei anschließenden Spaziergang erhaschen wir die Blicke auf Häuser und Kirche und steuern dann als nächste Insel Torcelo an. Noch regnet es, doch bei einem stärkenden Kaffee und einer Pause am warmen Ofenfeuer wird auch die Stimmung wieder wohlig und warm. Auf Torcello besichtigen wir andächtig die Basilica, zünden ein paar Kerzen an und wir werden belohnt. Der Regen hat aufgehört und wir können noch die Rampen zum Turm hinaufsteigen und von dort einen Rundblick auf die Lagune genießen. Im Handumdrehen hat sich das Licht aufgehellt, das Grün leuchtet, die Wolken lassen sich vom Wind vertreiben und bei unserem Spaziergang auf der dritten Insel, auf Burano, blendet uns tatsächlich wieder die Sonne.
Das Boot bringt uns zurück zu unserer Anlegestelle. jetzt heißt es Koffer packen, dann körnen wir die gemeinsamen Tage mit einem Z


Kaum begonnen, schon vorbei, Rückreise nach Frankfurt und die verschiedenen Heimatorte

Die Zeit steht nicht still, auch nicht in Venedig mit seinen steinernen Zeugen der Vergangenheit. Früh am Morgen und noch ohne Frühstück steigen wir wieder auf den Vaporetto. Bei der Fahrt zum Flughafen dann ein letzter Blick auf den Dohenpalast, auf das Arsenale, die Insel Murano und die Friedhofsinsel San Michele mit ihren hoch aufragenden Zypressen. Die Zeit steht nicht still. Wir nehmen Abschied.
In Frankfurt trennen sich unsere Wege und was bleibt, sind schöne Erinneungen an die Lagunenstadt.


Schlusswort

"Wer am Markusplatz sein Herz nicht schlagen fühlt, hat keines", (Franz Grillparzer)

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