Reisebericht: Rundreise Japan – Land der aufgehenden Sonne

25.03. – 05.04.2017, 12 oder 14 Tage Rundreise Japan mit Tokio – Nikko – Kamakura – Vulkan Fuji – Übernachtung im Ryokan–Hotel – ursprüngliches Takayama – Shinkansen–Schnellzug – Burg Himeji – Hiroshima – Miyajima–Insel – Tee–Zeremonie – Kyoto – Nara (Termine zur EXPO 2025)


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Es fällt den meisten Menschen leicht, Japan zu assoziieren. Wir wissen so vieles über das Land der Shogune, Samurai und Geishas, dass eine Reise in den 6000-Insel-Staat am Rande der großen pazifischen Leere kaum für Überraschungen sorgen sollte.
Ein Reisebericht von
Ralf Mehnert
Ralf Mehnert

1./2. Tag – 25.03.2017: Anreise nach Tokio

Ist man aber erst einmal vor Ort, wird, wie überall auf der Welt, aus vermeintlichem Wissen Halbwissen, aus manifestiertem Denken staunendes Erfahren und Erfühlen. Dies sollten wir im Verlauf unserer Reise noch oft genug vor Augen geführt bekommen. Ein elfstündiger Flug führte uns über Russland und die karge, sibirische Taiga nach Tokio, wo wir am frühen Nachmittag auf dem Flughafen Haneda landeten. Nach der obligatorischen Einreiseprozedur mit Foto und Fingerabdruck sammelten wir unsere Koffer ein und traten hinaus in das Japan unserer mitgebrachten Vorstellungen. Unsere Reiseleiterin Kerstin, welche mit uns aus Frankfurt gekommen war, parlierte im besten japanisch und geleitet uns zuerst zu unserer hauptstädtischen Unterkunft. Nach dem schnellen Zimmerbezug im Hotel The Gate Kaminarimon trafen wir uns alle wieder und absolvierten den ersten Programmpunkt auf japanischem Boden, eine Auffahrt auf den SkyTree, den 634 Metern hohen Fernsehturm, das Wahrzeichen Tokios. Aus dreihundertfünfzig Meter Höhe kann man bei schönem Wetter die Viel-Millionen-Stadt zu seinen Füßen bewundern. Bei schönem Wetter kann man auch den perfekten Kegel des Fuji in der Ferne bestaunen. Bei schönem Wetter... hatten wir aber nicht. Wir erhaschten aus dreihundertfünfzig Metern Höhe ab und an einen Blick auf das regennasse Tokio, sofern die sich wandelnde Wolkendecke das zuließ. Diesig, grau und unfreundlich präsentierte sich die Metropole an der gleichnamigen Bucht, was einerseits sehr schade war, andererseits oftmals aber die Realität des Reisens widerspiegelt. Die stimmungsvollen Bilder der einschlägigen Reiseführer sind über Monate oder gar Jahre unter den günstigsten Bedingungen entstanden und zusammengesammelt wurden, da sollte es jedem Reisenden klar sein, dass man in einer Zeitspanne von knapp zwei Wochen nur sehr selten vergleichbare Bilder bekommen wird. Wir ließen uns davon aber nicht die Stimmung vermiesen, sondern freuten uns auf die Eindrücke und Erfahrungen der kommenden Tage. Gleich unser erstes Abendessen in einem Izakaya Restaurant bescherte uns neue Erfahrungen, hieß es doch beim Betreten des Restaurants: Schuhe ausziehen! Was für uns Europäer ungewohnt ist, hat in Japan Tradition. Entweder bemächtigt man sich vereinzelt herumliegender "Hausschlappen", oder man lässt die Füße unbeschuht in der Vertiefung unter dem Tisch verschwinden. Anschließend genossen wir eine sehr leckere Speisenfolge, bestehend aus Salat, verschiedenen Gemüsen, unterschiedlich verarbeiteten Meeresfrüchten, Hühnchen, Fleischpasteten und vieles mehr. Darüber hinaus stießen wir auf zwei Geburtstagskinder und ein Hochzeitspärchen in unserer Gruppe an, bevor wir müde von den ersten Eindrücken zu Bett gingen.

3.Tag – 27.03.2017: Tokio mit Stadtrundfahrt

Nach einer erholsamen Nachtruhe und einem kleinen, aber feinen Frühstück stand ein ganzer Tag in der japanischen Hauptstadt auf dem Programm. Das Wetter hatte sich zum gestrigen Tag leider nicht signifikant verbessert, es regnete immer noch relativ stark, so dass der Regenschirm zur Grundausstattung gehörte. Erstes Ziel war der Meiji-Schrein, im Tokioter Stadtteil Shibuya gelegen, welcher den Seelen des Kaisers Meiji und seiner Frau Shoken-kotaigo gewidmet ist. Eingeweiht im Jahre 1920 ist der Shinto-Schrein das zentrale Heiligtum nicht nur für Millionen Tokioter. Wir schritten entlang einer Galerie von gespendeten Sake-und-Rotweinfässern zum Eingang des Schreins, welchen wir durch ein Torii betraten. Wir schauten uns den Naien, den inneren Bezirk mit den wichtigsten Gebäuden an und Kerstin, unsere RLin, gab uns ausführliche Informationen zur Bedeutung des Schreins und seines Namensgebers, dem Meiji-Tenno. Alsbald kehrten wir in den Bus zurück und setzten unsere Stadtrundfahrt durch das regnerische Tokio fort. Den nächsten Stopp legten wir am Gelände des Kaiserpalastes ein, von dem wir nur ein Eingangstor und ein höher gelegenes Gebäude zu Gesicht bekamen, da er die meiste Zeit des Jahres nicht besichtigt werden kann. Generell lebt die kaiserliche Familie sehr zurückgezogen von der Öffentlichkeit, was sich in der Exilgleichen Verstecktheit der Palastanlagen widerspiegelt. Allein die weitläufigen unbebauten Außenanlagen in einer Stadt, die mit die höchsten Bodenpreise weltweit ihr Eigen nennt, lässt die immer noch große Bedeutung des japanischen Tenno für die kulturelle Identifikation einer ganzen Nation erahnen. Es wird kolportiert, dass das gesamte Gelände des Kaiserpalastes vom Grundstückswert her mit ganz Kalifornien gleichzusetzen wäre. Unvorstellbar und natürlich auch nicht belegt. Wir fuhren weiter zur weltweit bekannten Einkaufsstraße Ginza, wo wir bei einem kurzen Stopp die Auslagen in den Schaufenstern der großen Modelabels begutachteten. Tokio ist nicht nur eine Stadt der kleinen Wohnungen und großen Preise, es ist auch eine Stadt des guten Essens und der modischen Kleidung. Tokioter legen ebenso großen Wert auf stylische, hippe Kleidung von den momentan angesagtesten Designern wie ihre Pendants in New York oder London. Und kaufen kann man das alles, neben vielen anderen Dingen, auf der Ginza. Für die anschließende Mittagspause fuhren wir zurück zum Stadtteil Asakusa. Wer wollte, konnte Sushi essen gehen oder eine Nudelsuppe in einem der umliegenden Lokale probieren. Gut gestärkt trafen wir uns am Nachmittag wieder und besuchten Tokios ältesten und wichtigsten Tempel, den nahegelegenen Senso-ji-Tempel. Über das Kaminari-mon, das Donnertor, gelangten wir über die zu beiden Seiten von Verkaufsständen flankierte Nakamise-dori zum Hozo-mon, dem Eingangstor zum eigentlichen Tempelbezirk. Hier hatten wir dann Zeit, die Haupthalle zu besichtigen bzw. das wuselige Treiben im Tempelbereich auf uns wirken zu lassen. Im Anschluss an die Besichtigung blieb Zeit für einen Einkaufsbummel oder man nutzte die Möglichkeit, mit nach Shibuya, zum Hachiko-Square zu fahren. Mit der Metro gelangten wir in knapp dreißig Minuten zur wahrscheinlich bekanntesten Straßenkreuzung in Tokio, die in Spitzenzeiten von bis zu 15.000 Menschen pro Ampelphase überquert wird. Ähnlich wie am Times Square in New York trifft hier Kommerz auf Neon, fluten Menschenmassen vorwiegend jüngeren Alters die angrenzenden Bars, Cafés und Shopping-Malls. Ein kleines Denkmal am Rande des Platzes ist dem Hund Hachiko gewidmet, dessen Geschichte über Treue und Zuneigung in verschiedenen Filmen gehuldigt wurde. Unser Abendessen nahmen wir in einem Restaurant zu uns, welches Sukiyaki anbot, verschiedene, dünn geschnittene Fleischscheiben, die mit diversen Beilagen in einem kochenden Gewürzsud gegart wurden. Je nach Gusto konnte man soviel Schwein-, Rind- oder Hühnchenfleisch essen, wie man wollte oder besser schaffte. Später gingen wir gesättigt die paar Schritte zu unserem Hotel zurück und freuten uns auf den folgenden Tag.

4.Tag – 28.03.2017: Ausflug nach Nikko

Obwohl wir Tokio-Stadt mit seinen knapp neun Millionen Einwohnern noch nicht endgültig verließen, führte uns unser heutiger Ausflug erst einmal zur Stadt hinaus. Unser Bus steuerte nach Nordwesten, zum Nikko-Nationalpark, knapp 140 Kilometer außerhalb der Hauptstadt gelegen. Eigentliches Ziel war der prachtvolle und wunderschön restaurierte Tosho-gu-Schrein mit dem Mausoleum des Shogun Togugawa leyasu, welcher zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Am Eingang findet man neben einem Torii, dem schintoistischen Torbogen auch eine fünfstöckige buddhistische Pagode. Das Innere der Anlage ist von verschiedenen Gebäuden gekennzeichnet, unter anderem dem Pferdestall mit den Schnitzereien der berühmten drei Affen, reich verzierte Vorratsgebäude oder dem Trommelturm. Man könnte sich stundenlang im Schrein aufhalten und würde immer wieder neue Details erkennen und finden. Irgendwann mussten wir allerdings aufbrechen, denn unser weiterer Weg sollte uns die 48 Kurven der Iroha-Steigung den Berg hinauf führen. In 1260 Metern Höhe erreichten wir den Chuzenji-See, am Fuße eines Vulkans gelegen und rund 12 Quadratkilometer groß. Die Ufer und die umliegenden Bergketten waren noch von Schnee gesäumt und die Luft war winterlich kalt. Nur wenige Gehminuten am Ostufer des Sees gelegen, stürzt der Kegon-Wasserfall fast 100 Meter in die Tiefe. Von der gegenüberliegenden Plattform hatte man einen schönen Blick auf das Schauspiel. Am späten Nachmittag machten wir uns auf die beinahe dreistündige Rückreise nach Tokio. Das ist viel für eine Strecke von weniger als 150 Kilometern, aber nicht viel für einen Verkehrsmoloch wie den Großraum Tokio. Den heutigen Tag sollte ein Sushi-Essen beschließen. Für die Mehrheit unserer Gruppe war das das erste Aufeinandertreffen mit der japanischen Spezialität. Roher Fisch und eine spezielle Auswahl an Meeresfrüchten ist auch nicht jedermanns Sache. So waren denn auch alle gespannt, was da alles kommen und vor allem wie es schmecken würde. Im "Sushizanmai", wie das Lokal hieß, bekamen wir eine Auswahl verschiedener Sushis (Meer-Brasse, Ei, Garnele, Hummer, Fischrogen, Muschel, Seeigel, Tintenfisch, Thunfisch, Seetang, Aal u.a.) sowie eine Miso-Suppe, dem japanischen Nationalgericht, welche dem Grunde nach aus Fischsud und Sojabohnenpaste besteht und mit weiteren Ingredienzien verfeinert werden kann. Manche Sushi schmeckten wirklich lecker, bei manchen brauchte der europäische Gaumen etwas Überwindung, manche ließen sich auch mit großem Willen (das vormalige Tier vor Augen) nicht hinunterschlucken. Insgesamt war es für alle eine interessante Erfahrung, wobei die Zahl der neu hinzugekommenen Sushi-Liebhaber überschaubar geblieben war.

5.Tag – 29.03.2017: Kamakura & Fuji–Nationalpark

Wir nahmen Abschied von Tokio, einer Stadt, die uns beeindruckte, aber leider nicht lang genug beherbergte, um sie ins Herz zu schließen. Über Yokohama verließen wir die japanische Hauptstadt und fuhren in südlicher Richtung entlang der Tokio-Bucht nach Kamakura, wo wir anderthalb Stunden später eintrafen. Die Stadt ist bekannt für ihre Vielzahl an Tempeln und Bauten, welche teilweise auch zum Weltkulturerbe gehören. Wichtigstes Heiligtum ist sicherlich der "Große Buddha" von Kamakura, eine elf Meter hohe und neunzig Tonnen schwere Bronzestatue aus dem Jahre 1252. Wer wollte, konnte auch das Innere des Buddhas besichtigen, was sich aber nur bedingt lohnte. Dafür sahen wir hier die ersten Kirschblüten, wegen denen wir ja unter anderem hergekommen waren. In Tokio waren Sie noch nicht so weit in der Blüte. Ein kurzer Spaziergang führte uns anschließend zum Hasedera-Tempel, einer schönen Anlage mit Blick über Kamakura, deren wohl wichtigstes Heiligtum eine elfköpfige, über neun Meter Hohe Kannon-Buddha-Statue ist, die aus einem einzigen Stamm eines Kampferbaumes gefertigt wurde. Hier verbrachten wir eine reichliche Stunde, bevor wir wieder in unseren Bus stiegen und die ehemalige Shogunats-Hauptstadt verließen. Wir fuhren die Sagami-Bucht entlang nach Hakone, wo wir am frühen Nachmittag ankamen. Am nahegelegenen Ashi-See gingen wir an Bord eines von vier nachgebauten Piratenschiffen, welche Urlauber und Ausflügler über den malerisch gelegen See brachten. Bei gutem Wetter und mit etwas Glück kann man die Spitze des Fuji-San bei der Fahrt über den See sehen. Leider war es bei unserer Tour so wolkig und diesig, dass man ihn nur mit viel Fantasie und Vorstellungsvermögen erahnen konnte. Also setzten wir unsere Hoffnungen auf den kommenden Tag, der von Anfang an schönes Wetter versprach. Heute genossen wir einfach die Fahrt durch die Berglandschaft im Fuji-Hakone-Izu-Nationalpark. Wieder an Land, setzten wir unsere Fahrt nach Kawaguchiko fort. Wir erreichten am frühen Abend unser Hotel in Reichweite des Fuji und bezogen unsere großen und komfortablen Zimmer. Wer wollte, konnte vor dem Abendessen noch den Onsen, ein Thermalbad innerhalb des Hotels, besuchen. Dabei spielt die japanische Badezeremonie eine große Rolle, die vorangestellten Waschungen haben fast religiösen Charakter, dienen aber in Wahrheit nur der körperlichen Reinigung. Bekleidet mit einem Yukata, einem dünnen Baumwollkimono, betritt man den Onsen und entkleidet sich dann komplett, bevor die eigentliche Waschung beginnt. Diese führt man sitzend auf einem Höckerchen durch und Gründlichkeit ist dabei oberstes Gebot. Anschließend kann man ins Badebecken und das 40 Grad warme Wasser des Onsen genießen. Nur wenige Dinge im Leben sind so entspannend wie ein heißes Bad. Es regeneriert Körper und Seele und sorgt für das innere Gleichgewicht. Unser Abendessen fand dieses Mal im Restaurant des Hotels statt. Uns wurden typische japanische Speisen serviert, unter anderem Sashimi (eisgekühlter roher Fisch), Tempura (in Teig frittiertes Gemüse und Fisch), Chawamushi (Deftiger Eipudding mit Hummer und Hühnchen), Soba-Nudeln (auf Eis gekühlte Buchweizennudeln), gebratenen Fisch mit Ingwer und ein süßes Reisbonbon. Wieder war es für unsere Gaumen ein ungewohntes Geschmackserlebnis, aber gleichzeitig auch eine Ode an die Esskultur. Gerade die japanische Küche versteht es, dass Auge tatsächlich zum Mitesser machen zu können. Die Art der Darreichung, verteilt auf Schüsselchen, Schälchen, Döschen und andere kleine Gefäße lässt das Essen zur Zeremonie werden, zu einer Entdeckungsreise des Geschmackssinns.

6.Tag – 30.03.2017: Fuji

Unsere Wünsche vom Vortag wurden erhört, als wir an diesem Morgen ans Fenster traten, um einen Blick auf den Fuji zu werfen. Da war er, in all seiner Pracht und frei unseren Blicken zugänglich. Welch herrlicher Anblick! Unsere Angst, ihn nicht zu Gesicht zu bekommen, war dahin. Wir genossen noch eine Weile den Ausblick auf den 3776 Meter hohen Vulkankegel, bevor wir uns dem Frühstücksbüffet zuwanden. Es standen neben Toast und Croissant eine große Auswahl verschiedener japanischer Speisen zur Auswahl, welche für uns zum Frühstück eher ungewohnt waren. Wann essen wir in heimatlichen Gefilden schon mal Makrele oder gebratenen Lachs, garniert mit verschiedenen Gemüsen, Reis, Salaten und einer Miso-Suppe zum Frühstück? Wohl eher selten. Wer experimentierfreudig war, könnte aus dem Vollen schöpfen. Alle Anderen wurden auch satt. Wir verstauten unsere Koffer im Bus und fuhren die wenigen Kilometer zum Kawaguchi-See, dem größten von fünf Seen, die sich wie eine Kette um den höchsten Berg Japans gelegt haben. See und Berg boten eine atemberaubende Kulisse für schöne Erinnerungsfotos, weswegen auch allenthalben die Kameras klickten. Wir hatten tolles Wetter und nutzten dieses, um die wunderschöne Umgebung noch etwas weiter zu erkunden. Mit einer Seilbahn, der Kawaguchiko-Ropeway, ging es in wenigen Minuten einige hundert Meter den Mt. Tenjo hinauf. Entweder genoss man von hier oben den Blick auf den Berg und den malerisch gelegenen See, oder man nutzte die Gelegenheit zu einer kleinen Wanderung im Hochwald. Irgendwann mussten wir uns aber auf den Weg zu unserem knapp 300 Kilometer entfernten nächsten Etappenziel nach Takayama aufmachen, so dass wir am Mittag die Region um den Fuji-San verließen. Unser Weg führte uns durch die Japanischen Alpen, gesäumt von immer noch schneebedeckten Bergen, kleinen Dörfern und unbestellten Ackerflächen. Am frühen Nachmittag erreichten wir die Achtundachtzigtausend Einwohner Gemeinde Takayama, die insbesondere für ihre gut erhaltene Altstadt bekannt ist. Nach dem Zimmerbezug konnte man einen kurzen Bummel in die Altstadt unternehmen oder den hoteleigenen Onsen zur Entspannung nutzen. Zum Abendessen wurden wir mit einem Bus abgeholt und zu einem Restaurant am Rande von Takayama gefahren, welches sinngemäß übersetzt den Namen "Ort des japanischen Essens" trug und im klassischen japanischen Ambiente ebensolche Speisen offerierte. Wir saßen zum ersten Mal an flachen Tischen auf ganz flachen Stühlen und es verlangte einiges Geschick, eine Position für seine Füße zu finden, die sowohl bequem als auch rücksichtsvoll seinem Gegenüber war. Wieder wurde uns ein bunter Querschnitt durch die japanische Küche serviert, wieder sehr schön angerichtet und schmackhaft zubereitet, mit einem Schälchen Matcha-Tee zum Abschluss. Den Abend ließen wir dann bei einem kalten Bier, alternativ auch bei einem heißen Bad im Onsen ausklingen.

7.Tag – 31.03.2017: Takayama

Am heutigen Morgen regnete es zwar nicht, aber es war nur vier Grad warm, als wir das Hotel verließen und uns auf den Weg zum Miyagawa Morgenmarkt machten. Auf unserem Weg dahin besichtigten wir den Kokubun-ji Schrein, in dessen Mitte ein riesiger Gingkobaum emporwuchs. Beim anschließenden Bummel über den Morgenmarkt konnte man das eine oder andere Geschenk oder Andenken erwerben oder einfach nur dem Treiben zuschauen. Mit dem Bus ging es danach in knapp fünfzigminütiger Fahrt nach Shirakawa-go, eine Ansammlung kleiner Dörfer, von denen einige zum UNESCO Weltkulturerbe zählen. Bekannt geworden sind sie durch die Bauweise ihrer Dächer, die so steil in den Himmel ragen, dass sie dabei wie zum Gebet gefaltete Hände aussehen. Notwendig machten das die hohen Schneelasten in dieser Region, so dass man sich mit einer etwa sechzig Grad steilen Dachkonstruktion aus Stroh dagegen wappnete. Bei einem Rundgang besichtigten wir auch eines dieser Häuser, das sogenannte Wada-Haus, welches ein sehr gutes Bild von den Lebensumständen und der Anordnung der Räumlichkeiten bot. In früheren Zeiten wurde hier Salpeter hergestellt und im Dachgeschoss war eine Seidenraupenzucht untergebracht. Gegen Mittag verließen wir das historische Dorf am Shogawa-Fluss wieder und fuhren nach Takayama zurück. Wir verabschiedeten unseren Busfahrer und weiter ging unsere Erkundung jetzt zu Fuß. In der Yatai-Kaikan-Halle sahen wir eine Ausstellung wunderschöner Prunk- und Umzugswagen, die alljährlich jeweils im April und Oktober zum Takayama-Fest in großer Zeremonie durch die Straßen gezogen werden. Ein kleiner Film zeigte anschaulich die Prozession der eindrucksvollen Wagen. Der weitere Weg führte uns durch das Zentrum der Altstadt zum alten Regierungsgebäude Takayama Jin'ya, welches im 17. Jahrhundert unter dem Einfluss des Shogunats gebaut wurde und zu den besterhaltenen Anlagen dieser Art in Japan zählt. Nach einem fünfundvierzigminütigen Rundgang ließen wir unser Tagesprogramm bei einer kleinen Sake-Verkostung ausklingen, für 200 Yen konnte man etwa acht verschiedene Weinsorten ausprobieren. Das half unter anderem gegen die Kälte, die bereits schon gute Stimmung wurde dadurch natürlich noch zusätzlich befeuert. Der heutige Abend stand ganz im Zeichen von Fleisch, viel Fleisch. Im Restaurant "Rokubee" erwarteten uns Yakiniku, riesige gemischte Fleischplatten sowie vegetarische Beilagen, welche auf einem eingelassenen Grill in einer Vertiefung in der Mitte des Tisches frisch zubereitet wurden. Das war nicht nur sehr lecker, sondern hat auch noch viel Spaß gemacht. Mit den entsprechenden Gewürzen und Soßen stellte man so, je nach Geschmack, schnell sein bevorzugtes Fleischgericht selber her. Nach den eher fleischarmen Gerichten der vergangenen Tage war es für alle eine willkommene Alternative zu Sushi und Sashimi.

8.Tag – 01.04.2017: Himeji – Insel Miyajima

Der heutige Tag war ein Fest für Zugliebhaber, stand er doch ganz im Zeichen der Fortbewegung auf Schienen. Wir verließen am frühen Morgen die bergige Region um Takayama, wo in der Nacht neuer Schnee gefallen war und die umliegenden Hügelketten mit einem weißen Schleier bedeckte. Es war kalt, als wir um acht Uhr den Regionalzug nach Nagoya bestiegen und in knapp zweieinhalbstündiger Fahrt die Ausläufer der Japanischen Alpen hinter uns ließen. In Nagoya hatten wir eine reichliche halbe Stunde Aufenthalt, bevor es für uns weiterging. Wir nutzten die Zeit und bestaunten die ein- und ausfahrenden Hochgeschwindigkeitszüge Shinkansen, von denen wir schon viel gehört hatten und bald selbst in den Genuss des Mitfahrens kamen. Weltweit einzigartig und legendär ist die Pünktlichkeit der Züge des japanischen Eisenbahnsystems. Man konnte beinahe blind darauf vertrauen, dass sowohl Abfahrts- als auch Ankunftszeiten auf die Minute genau eingehalten wurden. Zumindest bei den Shinkansen, die darüber hinaus auf den Punkt genau an der dafür vorgesehenen Stelle am Bahnsteig hielten. Ein wunderbares System, welches die Lust am Bahnfahren wieder zum Vorschein bringt. Zumal die Wagen komfortabel ausgestattet sind und der Sitzabstand eine exzellente Beinfreiheit aufweist. Verbunden mit der enormen Geschwindigkeit und der damit einhergehenden kurzen Reisezeit ist das System fast allen sonstigen Fortbewegungsmitteln überlegen. Wenn die Strecke passt... Wir bestiegen den Shinkansen Hikari nach Himeji und genossen unsere erste Hochgeschwindigkeitsfahrt auf japanischen Boden. Anderthalb Stunden später stiegen wir in Himeji aus und besichtigten die schon vom Bahnhof aus weithin sichtbare „Burg des weißen Reihers", welche zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Japans größte und schönste Burg wurde im 17. Jahrhundert zu ihrer heutigen Form ausgebaut und erstrahlt nach umfassender Restaurierung seit April 2015 wieder in ihrer ganzen Pracht. Mit uns zog es tausende Besucher zu der weißen Burg mit den geschwungenen Dächern, die ein wenig an einen landenden Silberreiher erinnert und so zu ihrem Namen kam. Am frühen Nachmittag bestiegen wir den Shinkansen nach Hiroshima, wo wir umstiegen und den Regionalzug nach Miyajima nahmen. Mit der Fähre ging es in knapp fünfzehnminütiger Fahrt zur gleichnamigen Insel, die dem Gebiet um Hiroshima vorgelagert ist. Auf der Insel angekommen, liefen wir zu unserer heutigen Unterkunft, dem Makoto Ryokan, einer traditionellen japanischen „Herberge". Nach einem herzlichem Empfang und kurzer Zimmerverteilung trafen wir uns alle in der Lobby, um ein besonderes Gruppenfoto zu schießen. Wir trugen alle den typischen Yukata, die baumwollene, leichtere und preiswertere Version des Kimono, welche einem Bademantel vergleichbar ist und einen angenehmen Tragekomfort bietet. Derartig gewandet nahmen wir auch unser Abendessen zu uns, welches aus einem vielgängigen Kaiseki-Mahl bestand. Ein buntes Potpourri hochwertig zubereiteter Speisen, welche dem europäischen Gaumen einen großen Raum für geschmackliche Entdeckungen bot. Nach dem Abendessen konnte man noch den hauseigenen Onsen besuchen oder einen Spaziergang zum Torii am Itsukushima-Schrein unternehmen, der des Nachts angestrahlt wird und ein wunderschönes Motiv bildet. Zur Nachtruhe betteten wir uns auf einen Futon, der während unseres Abendessens auf den Tatami-Matten ausgelegt wurde. Nicht jedermanns Sache, aber unabdingbar in einem Ryokan. Genauso wie die Toiletten-Pantoffel, die separat zu tragen waren, wenn man die besagte Örtlichkeit aufsuchen musste.

09.Tag – 02.04.2017: Insel Miyajima und Hiroshima

Nach einer „harten" Nacht auf dem Futon erwartete uns ein klassisches, ausschließlich japanisches Frühstück, welches einen ähnlichen Zuschnitt wie unser gestriges Abendessen hatte. Aber da wir nicht nur „einfach" hungrig, sondern erlebnis- und entdeckungshungrig waren, erkundeten wir auch die frühmorgendlichen Spezereien, die uns in bunter Abfolge kredenzt wurden. Das Frühstück war schon sehr speziell und ungewohnt für unsere Gaumen. Anschließend gingen wir bei strahlendem Sonnenschein auf Entdeckungstour und wandten uns zuerst dem Itsukushima-Schrein mit dem Torii zu, welcher das Hauptheiligtum der Insel war. Auf unserem Weg dahin wurde wir von freilaufendem Rotwild begleitet, welches nachhaltig um Nahrung ersuchte. Der Itsukushima-Schrein, insbesondere das im Wasser stehende 16 Meter hohe Torii, gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist neben dem Fuji die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Japans. Kaum ein Reiseführer verzichtet auf des malerische Bild des orangerot leuchtenden Tores. Der eigentliche Schrein, der wie das Torii bei Flut zu großen Teilen im Wasser steht, ist heute noch Schauplatz von Zeremonien und von Hochzeiten. Wir spazierten weiter in Richtung Daisho-In-Tempel und kamen dabei auch an der im japanischen Stil errichteten 15,6 Meter hohen Tahoto-Pagode aus dem Jahre 1523 vorbei. Von hier aus hat man auch einen guten Blick auf die Bucht und das gegenüberliegende Festland. Nach weiteren 15 Minuten Fußweg erreichten wir endlich den Daisho-In-Tempel, am Mt. Misen gelegen. Der Tempel gehört zur esoterischen Shingon-Sekte, die den Glauben vertritt, dass der Mensch durch esoterische Praktiken die Buddha-Werdung erreichen konnte. Eine Besonderheit sind die 500 kleinen, steinernen Statuen, die sogenannten Shaka-Schüler, die mit Mützen oder Schals bekleidet sind und gekauft werden konnten. Wir verließen zur Mittagszeit wieder den Tempel und die Insel Miyajima und spazierten zurück zum Fähranleger, von wo aus wir zum Festland übersetzten. Mit dem Regionalzug und der Straßenbahn gelangten wir ins Zentrum von Hiroshima, zum Genbaku Dome, dem Friedensdenkmal für die Opfer des ersten Atombombenabwurfs. Dieser ist Teil des 12 Hektar großen Friedensparks, welcher neben dem Friedensmuseum auch den Kenotaph, die Friedensflamme, das Kinder-Friedensmonument mit dem Kranich, die Friedensglocke und weitere Gedenkstätten enthält. Wir besuchten den Friedenspark und setzten uns im Friedensmuseum mit den Zeugnissen des verheerenden Atombombenabwurfs auf Hiroshima auseinander. Nach dieser sehr aufwühlenden geschichtlichen Zeitreise viel es schwer, zum normalen Tagesablauf zurückzukehren. Zu bewegend waren die Bilder. Aber wir mussten weiter, unser Tagesziel hieß Kyoto. Bei strömendem Regen gelangten wir mit Taxen zum Bahnhof, wo wir den Shinkansen nach Kyoto bestiegen. Die knapp 380 Kilometer legten wir in einer Stunde und vierzig Minuten zurück. So macht Reisen Spaß! In Kyoto angekommen, besichtigten wir zuerst den futuristischen Hauptbahnhof, welcher 1997 fertiggestellt wurde und zu Japans modernsten Bahnhöfen zählt. Obwohl seine Architektur nicht unumstritten ist, bietet er auf 15 Etagen eine Kombination aus Leben, Essen, Schlafen, Einkaufen gepaart mit den notwendigen technischen Voraussetzungen für einen modernen, gut funktionierenden Eisenbahnknotenpunkt. Wie auch immer man dazu stehen möchte, der Gesamtkomplex ist beeindruckend! Zu unserem Abendessen ging es zu Fuß, wir liefen die wenigen Meter zum Restaurant Donguri, wo es Okonomiyaki sowie gebratenen Tintenfisch mit Süßkartoffeln, Nudeln und einiges mehr für den spürbaren Hunger gab. Nach einem langen Tag fuhren wir die letzten Kilometer mit Taxen zu unserem Hotel im Zentrum Kyotos, wo wir nach dem Zimmerbezug müde in die Betten fielen.

10.Tag – 03.04.2017: Stadtrundfahrt in Kyoto

Ein sonniger und angenehm warmer Tag erwartete uns nach der erholsamen ersten Nacht in Kyoto. Die ehemalige Kaiserresidenz hat auch heute noch größte geschichtliche Bedeutung und ist mit über 2000 Tempeln, Schreinen und Gartenanlagen das kulturelle Zentrum Japans. Mehr als ein Dutzend Tempel und Schreine wurden von der UNESCO zum Weltkulturerbe ernannt. Einer davon ist der Ryoan-ji Schrein im Nordwesten der Stadt, der mit seinem Zen-Garten unser erstes Tagesziel war. Die 30 mal 10 Meter große Fläche des Zen-Gartens, bestehend aus gerechtem Kies und fünf steinernen, bemoosten Inseln, ist die wohl berühmteste Anlage dieser Art in Japan. Wenn man genug Zeit mitbringt und sich nicht der spirituellen Wirkung entzieht, kann man hier innere Ruhe und Frieden finden. Sofern es nicht die vieltausendfache Besucherschaft geben würde, die ein solches Ansinnen bereits kurz nach Öffnung der Anlage zunichte machte. Beim Ausgang tranken wir noch einen Tee, welcher dem Geschmack und der Konsistenz nach eher an eine Brühe erinnerte, aber gesund und kalorienfrei sein sollte. Wir bestiegen wieder unseren Bus und fuhren ein kurzes Stück zum Kinkaku-ji Tempel, der eigentlich Rokuon-ji Tempel heißt, aufgrund der berühmten, blattgoldenen Reliquienhalle aber unter diesem Namen (Kinkaku - Goldener Pavillon) Geltung erlangte. Eine schier unendliche Zahl an Besuchern schob sich mit uns durch die Anlage, die wir nach einer knappen Stunde wieder verließen. Nächstes Ziel war der Heian-Schrein, 1100 Jahre nach der Gründung Kyotos zu Ehren des ersten und letzten japanischen Kaisers erbaut, die von Kyoto aus herrschten. Durch das zweitgrößte Torii Japans gelangte man zu einer wahrhaft majestätischen Anlage, die eine etwas kleinere Version des ehemaligen Kaiserpalastes darstellt. Wir spazierten durch die angrenzende Teich- und Gartenlandschaft und genossen das landschaftlich schöne Ensemble. Zur Mittagszeit begaben wir uns zu einem Spaziergang auf den Philosophenweg, der seinen Namen dem Philosophen Nishida verdankt, der hier regelmäßig meditierend spazieren ging. Der Weg wird unter anderem von Kirschbäumen gesäumt, die allerdings zu unserer Zeit noch nicht in voller Blüte standen. Vielleicht konnten wir deshalb relativ entspannt die knapp zwei Kilometer bis zum Nanzen-ji Tempel zurücklegen, ohne tausenden Mitläufern auf die Füße und in die Hacken zu treten. Nachteile beinhalten auch manchmal Vorteile... Der Nanzen-ji Tempel beeindruckte uns vor allem wegen seines traditionellen Hojo-Stein-Gartens und dem imposanten San-Mon-Tor, von dessen Plattform man einen guten Blick auf die nähere Umgebung hatte. Von hier aus bewegten wir uns mit Taxen zu unserem letzten Programmpunkt am heutigen Tag. Im Miyagawa-cho Kaburenjo-Theater erlebten wir eine Aufführung der berühmten Kyo Odori, der alljährlich im Frühjahr stattfindenden Kirschblüten-Tänze, vorgetragen von Geikos und Maikos, in Kyoto die Bezeichnung einer Geisha bzw. der Auszubildenden. War das Schauspiel vom Rhythmus, der Darstellung und den farbenprächtigen Kimonos auch eine Augenweide, so war es gleichzeitig für europäische Ohren eine Herausforderung, im scheinbaren Gleichklang der musikalischen Laute Unterschiede zu erkennen. Gleichwohl war es ein tolles Erlebnis, welches wir sicher nicht vergessen werden. Den Abend ließen wir wieder bei einem sehr guten japanischen Essen ausklingen und freuten uns auf die Entdeckungen des morgigen, (vor)letzten Tages unserer Japanreise.

11.Tag – 04.04.2017: Besichtigungen in Nara

Da war er, der letzte vollständige Tag auf japanischem Boden. Glaubt man zum Beginn einer Reise noch, unendlich viel Zeit zum Entdecken, Erleben und Bestaunen zu haben, relativiert sich der Faktor Zeit mit jedem zu Ende gegangenem Tag. Und plötzlich zählt man nicht mehr in Tagen, sondern in Stunden. Aber dafür in schönen, weil sonnigen Stunden, die uns von Kyoto nach Nara führten, einer kleinen Stadt knapp 50 Kilometer südlich gelegen. In beinahe gewohnter (Fortbewegungs)Manier nahmen wir den morgendlichen Schnellzug nach Nara, wo wir 47 Minuten später an der Kintetsu-Nara-Station wieder aus dem Zug „fielen" und uns für den anschließenden Fußmarsch zum Todaiji-Tempel wappneten. Auch heute war wieder viel Bewegung angesagt, was bei sonnigen 18 Grad aber eher ein Geschenk denn eine Mühe war. Vorbei am buddhistischen Kofukuji-Tempel mit der Five-Story-Pagode gelangten wir zum Himuro-Jinja-Schrein, der uns insbesondere seiner Kirschblüten wegen zum Halten und Fotografieren animierte. Wir hatten ja auf unserer bisherigen Reise noch nicht viele Kirschblüten zu Gesicht bekommen, so dass wir jetzt wie ausgehungert fotografisch über die wenigen Bäume herfielen. Nachdem diese gefühlt leerfotografiert waren, ließen wir von ihnen ab und wandten uns wieder unserem eigentlichen Ziel, der Todaiji-Tempelanlage, zu. Wir erreichten diese gegen 10:30 Uhr mit unserer Ankunft am Nandaimon-Tor, dem großen Südtor aus dem Jahre 1199. Das Alter des Tores war unter anderem auch an den beiden achteinhalb Meter hohen Wächterstatuen ersichtlich, die zu beiden Seiten in die Höhe ragten. Nur wenig Farbe verdeckte die Jahrhunderte, die unverkennbar ihre Spuren hinterlassen hatten. Wir durchschritten das Tor und standen vor dem weltweit größten, nur aus Holz gebauten Gebäude, welches imposant vor uns in die Höhe ragte. Doch nicht nur die hölzernen Gebäudemaße beeindruckten, auch das Innere wartete mit einem Superlativ auf. In ihr befindet sich die fünfzehn Meter hohe, weltweit größte Statue eines bronzenen Buddha (Daibutsu), die zehntausende Handwerker aus 450 Tonnen Kupfer herstellten. Nach einem Rundgang verließen wir die Halle des Großen Buddhas wieder und stärkten uns bei der anschließenden Mittagspause. Der weitere Weg führte uns hernach zum Großen Glockenturm, welcher die zweitgrößte Glocke Japans beherbergte. Die Glocke war mit 3,9 Meter Höhe und 2,8 Meter Durchmesser wahrlich gigantisch! Durch den Nara-Park mit seinen mehr als 1000 steinernen Laternen gelangten wir zum Kasuga-Taisha-Schrein, einem Shinto-Schrein, welcher wahrscheinlich in den Jahren zwischen 710 und 760 erbaut wurde. Er zählt zu den wenigen Schreinen, die zu besonderen Anlässen ein Anrecht auf einen Abgesandten des Tenno haben. Nach kurzer Verweildauer kehrten wir am frühen Nachmittag zum Bahnhof zurück, um mit dem Zug zurück nach Kyoto zu fahren. Vom Bahnhof in Kyoto aus nahmen wir Taxen, die uns zum Fukujuen Honten brachten, wo wir an einer japanischen Teezeremonie teilnahmen und einen Einblick in die beinahe zeremonielle Zubereitung erhielten. Den Abschluss des Tages bildete ein wunderbares Abendessen, welches wir in guter Stimmung bei Sake, Wein und anderen kalten Getränken zu uns nahmen. Mit etwas Wehmut, aber auch Vorfreude auf die Heimat, gingen wir spät am Abend zu Bett, nicht ohne noch vorher die „Reisebereitschaft" hergestellt zu haben.

12. Tag – 05.04.2017: Rückreise

Ein gnadenloser Wecker ließ uns um fünf Uhr früh in dem Bewusstsein aus dem Bett springen, dass der Tag des Abschieds unweigerlich gekommen war. Ein letztes Mal in die bereitstehenden, hoteleigenen Puschen geschlüpft, die notwendige körperliche Verrichtung auf dem angenehm-warmen Toilettensitz erledigt und schon war man Abfahrbereit. Die zeitlich gut organisierten unter uns schafften es auch noch auf einen Kaffee nebst Croissant ins benachbarte 7-Eleven. Alle anderen hofften auf genügend Zeit am Flughafen. Für die knapp 100 Kilometer zum Kansai International Airport in Osaka brauchten wir mit dem Bus anderthalb Stunden. Unterwegs verabschiedeten wir uns von unserer tollen Reiseleiterin Kerstin, die versucht hat, uns in weniger als zwölf Tagen mit einem Land vertraut zu machen, dass einerseits so unterschiedlich und andererseits doch wieder so bekannt daher kommt. Wir haben wunderbare Dinge gesehen, geschichtlich wie auch kulturell, und wir haben überaus freundliche und zuvorkommende Menschen kennengelernt. Wir wurden mit einer Höflichkeit konfrontiert, die beinahe die Grenze zur Unterwürfigkeit tangierte, aber alltäglicher Brauch war. Wir sahen saubere Städte trotz fehlender Mülleimer, beherrschte (Groß)Stadtbewohner trotz dem weltweit üblichen (Groß)Stadtstress. Wir genossen die Pünktlichkeit des gesamten Systems und die Vielfalt der japanischen Küche. Während ich diese letzten Zeilen schrieb, wurde mir bewusst, warum ich bisher nur positive Dinge aufgezählt hatte und mir einiges vertraut, bekannt vorkam. Weil einerseits ein Großteil davon in unserer abendländischen Welt nicht mehr existiert, andererseits aber einiges als manifestierter Wunsch im tiefsten Inneren immer noch wahrgenommen wird. Bei allen, hier nicht aufgeführten Nachteilen des japanischen Systems bleibt trotzdem die positive Erfahrung einer strukturierten, werteorientierten Gesellschaft, die Tradition und Moderne in Einklang zu bringen vermochte. Inklusive beheiztem Toilettensitz und schuhlosen, bestrumpften Füßen im Restaurant. Der anschließende Heimflug mit überschaubarem Service und der überhebliche, übel gelaunte Kontrolleur beim Einreisecheck in Frankfurt ließen in mir den Wunsch aufkommen, mich von diesem Teil der Welt nicht für alle Mal zu verabschieden. Statt „Sayonara" für „Lebe Wohl" sage ich deshalb lieber „Jaa Ne" für „Bis Bald". Und bedanke mich gleichzeitig bei einem Land und seinen Menschen, die uns die letzten zwölf Tage wunderbare Gastgeber waren. Arigatou gozaimasu!

Bildergalerie zur Reise

Kommentare zum Reisebericht

Lieber Herr Mehnert,
wir möchten uns hiermit bei Ihnen und dem Eberhardt-Team für die perfekt organisierte und unvergeßliche Japan-Reise bedanken. Unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht - ein intensiver Einblick in die vielfältigen Aspekte der japanischen Geschichte, Kultur, Natur und Lebensweise dieses interessanten Landes wurden uns gewährt; ein sehr schöner Reisebericht von Ihnen einschließlich Bildern ergänzt das Erlebnis.

Mit freundlichen Grüßen verbleibt

Familie Behrendt

Behrendt
30.04.2017

Liebe Familie Behrendt, wir freuen uns, dass Ihnen die Reise gefallen hat und wir offensichtlich die richtigen "Zutaten" für eine interessante und abwechslungsreiche Japan-Reise "gemixt" haben. Einzig die kühlen Temperaturen am Anfang unserer Reise und die dadurch verzögerte Kirschblüte passten nicht wirklich in unser geplantes Reiseszenario. Dafür hat uns aber das Land und seine Menschen mit umso mehr Gastfreundlichkeit das Herz erwärmt. In diesem Sinne wünsche ich Ihnen noch viele schöne Reisen, sehr gern auch wieder aus dem Portfolio von Eberhardt TRAVEL!

Herzlichst, Ihr Ralf Mehnert

Ralf Mehnert 03.05.2017

Hallo Ralf,
ganz, ganz liebe Grüße senden Dir und dem gesamten Eberhardt Team zwei Weltenbummlerinnen aus dem Brandenburger Land :-) :-)
Auch wir wollen Danke sagen oder wie wir es gelernt haben, DOMO ARIGATOU
für eine perfekt organisierte Reise.
Mit zwei wundervollen Reiseleitern ausgestattet, sowie unsere fröhlichen Herzen im Gepäck, wurde Japan eine unvergessliche Erfahrung für uns.
Kerstin, mit ihrem brillanten Wissen und Herzblut für dieses Land, ließ uns Japan mit all unseren Sinnen erleben, sehen, hören, schmecken und fühlen.
Ein von Herzen kommendes DANKESCHÖÖÖN! (bitte weiterleiten)
Damit wir das "Gehörte" auch nicht vergessen, Dein toller Reisebericht für die Ewigkeit aufgeschrieben, inklusiv beschrifteter Fotogalerie - unschlagbar!
Auch dafür ein dickes DANKESCHÖÖÖN!

Erinnerungen sind Wärmflaschen für unsere Herzen! ;-)

In diesem Sinne sagen wir beide, Marion und Barbara

ARIGATOU GOZAIMASHITA!
JAA NE!

Barbara Hiestermann
08.05.2017

Liebe Barbara, liebe Marion, vielen Dank für Eure herzlichen Zeilen. Ich/wir freuen uns natürlich sehr darüber, dass Euch die Reise gefallen hat und Ihr diese unvergesslichen Erfahrungen machen konntet. Das ist ja auch immer unser avisiertes Ziel, die Erwartungen unserer Gäste (mindestens) zu erfüllen. Umso schöner ist es dann, wenn uns das auch gelingt. Auch für mich persönlich war Japan ein Land, das mich sehr beeindruckt hat. Ich denke gern an die gemeinsamen Erlebnisse zurück und erfreue mich an den vielen außergewöhnlichen Begebenheiten. Euch wünsche ich noch jede Menge unvergesslicher Reiseerlebnisse, bleibt so fröhlich und lebenslustig, wie ich Euch kennenlernen durfte und wer weiß, vielleicht kreuzen sich ja unsere Wege wieder einmal auf einer Reise... ich würde mich jedenfalls freuen.

Herzliche Grüße
Ralf

Ralf Mehnert 10.05.2017